Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

24. Juni 2020

30 Jahre Yamaha FZR1000EXUP

Filed under: Benzins Motorräder - Freud und Leid,Motorradtouren — Benzin @ 16:32

Eigentlich bin ich etwas spät dran mit der Geburtstagsfeier. Aber, na ja. Da kommen unverhofft Dinge daher, mit denen man nicht gerechnet hat. Wie zum Beispiel dieses Corona Virus heuer. Gut, hat mit dem Geburtstag meiner FZR nichts zu tun. Trotzdem war das unverhofft. Und das Regenwetter der letzten Zeit war auch unverhofft. Es sollte der heißeste Sommer aller Zeiten werden, stand in der größten Tageszeitung (oder Revolverblatt) des Landes. Wird offenbar nix. Ständig regnet es, von heiß keine Spur. Aber das ist ja Wetter. Nur wenn es heiß ist, dann ist es Klima. So war ich schon froh, daß es ein paar Tage nicht regnete und in denen ich meine drei Yamaha FZR1000EXUP ausführen konnte. Wenigstens einmal zum Saisonbeginn.

Heute war es wieder soweit. Es hatte gestern nicht geregnet und auch heute war schön angesagt. “Jetzt drehst du heute einfach eine kleine Geburtstagsrunde” hab ich mir in der Früh gedacht, als ich mit meinem Ungeheuer (Eddie, mein Yorkie) von der Morgenrunde zurück kam. Ich zog mir meine schwarze Dainese Lederkombi an und die ebenso schwarzen Sidi, dann nahm ich mir den Shoei Joker Helm, den ich nur mit einer FZR aufsetze (eine Replika des Shoei Joker von Troi Lee, den ich auch hab), dann noch die Handschuhe, den restlichen Krempel wie Zündschlüssel, Smartfon und Brieftasche gekrallt und ab in die Garage. Die Kilo abgedeckt, aus der Garage geschoben und gestartet. Und dann hab ich in den Geburtstagsmodus gewechselt.

Wie ich schon zum 20. Jubiläum erzählte, hatte ich mir im Herbst 1989 eine Suzuki GSXR1100 bestellt und meine Kawasaki GPZ900R beim Händler in Oberösterreich in Zahlung gegeben. Die GSXR1100 des Baujahres 1990 war ein komplett neues Modell, das erstmals eine USP Gabel in einem Serienmotorrad verbaut hatte. Ich hatte sie in blau/weiß bestellt, weil das für mich die klassischen Farben von Suzuki schlechthin waren. Dazu noch einen L&W 4/1 Auspuff, weil die Seriensuzi hatte zwei Rohre, und dann noch einen Lenkungsdämpfer dazu. Das alles sollte, so wurde Im Herbst 1989 ausgemacht, gegen Ende April, Anfang Mai so fix und fertig montiert ausgeliefert werden.

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Da diese Kisten Dank ihres recht einfachen Motors relativ leicht und preisgünstig zu tunen waren und genau damals kleine, inoffizielle Rennserien (zb. Reitwagen-Cup) wie Pilze aus dem Boden schossen, verkaufen sich diese Suzukis trotz ihrer Preises (die gehörten zu den teuersten Motorrädern überhaupt) wie die warmen Semmeln. Und ich, der Neukunde dieses Händlers, blieb übrig. “Deine Suzi bekommst du sicher noch länger nicht” warnte mich ein Bekannter, der guten Kontakt zu diesem Händler hatte. “Der beliefert zuerst alle seine alten Stammkunden, egal, wann du deine bestellt hast!” Das war natürlich schlecht, weil ich ebenfalls motorradfahren wolle. Um es hier kurz zu machen, ich hab den Händler mit seinen eigenen Lieferbedingungen unter Druck gesetzt und als Ersatz für die bestellte Suzuki, die er nie und nimmer liefern konnte, einen funkelnagelneue Yamaha FZR1000EXUP in der gewünschten Farbe anthrazit metallic erhalten. Das war an einem Montag im Mai. Am Dienstag war diese FZR kaputt. Nach der Arbeit wollte ich, mit 182km am Tacho, eine kleine Runde drehen, um mich am neuen Motorrad zu erfreuen und wurde von einem Autofahrer, der, so schätze ich, den ersten Gang mit dem Retourgang verwechselte, über den Haufen gefahren. Ich sah die Rückfahrscheinwerfer, dachte noch “das gibts doch gar nicht!” und peng, war der Kofferaum vor mir und ich flog übers Auto. Mir ist, außer ein paar Abschürfungen, nichts passiert, aber das neue Motorrad war nicht so gut davongekommen. Gabel kaputt und Abschürfungen. Schaden laut Gutachten (soweit ich mich erinnern kann) 58 000.- Schilling.

Ein Bekannter hatte mir dann den Kontakt zu einem neuen Händler hergestellt, bei uns gab es ja weit und breit keinen Yamaha Händler, der das Motorrad von der Unfallstelle abholte, und dieser Händler, der eigentlich keinen Vertrag mit einer Marke hatte, frug mich, ob ich eine neue FZR haben will und ob ich gewillt wäre, diese kaputte FZR bei ihm in Zahlung zu geben. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, wie der eine neue Yamaha FZR1000 auftreiben will, aber ich willigte unter der Bedingung ein, sie müsse, so wie die Unfallmaschine, die Farbe anthrazit haben. Wenn er sie hat, bezahl ich ihm die 58 000 Schilling von der Versicherung, dann gehört die neue FZR mir und die Kaputte gehört ihm. Ausgemacht. (Der ist dann einfach zum Importeur gefahren und hat eine Kiste mit einer neuen EXUP eingeladen, erfuhr ich später)

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Am 5. Juni 1990 läutete morgens das Telefon. “Deine FZR steht abholbereit”. Ich setzte mich ins Auto und fuhr los. Da standen sie, meine beiden FZR. Die eine kaputt, die andere neu. Sie war zusammengebaut, Probefahrt war aber noch ausständig, weil die neue Batterie noch nicht geladen war. “Dann nehmt doch die von der kaputten FZR!” meinte ich. Genau das wurde gemacht. Die Batterie aus dem Unfallmotorrad in die neue FZR und gestartet. Brummmmmm, und sie lief. Also kurz eine Probefahrt,, ob alles in Ordnung ist, dann nahm ich den Typenschein, fuhr zur Zulassungsstelle, meldete die neue Yamaha an, fuhr zurück nach Hause, wo mich mein Vater erwartete und mich zum Händler brachte. Und dann fuhr ich mit meiner neuen Yamaha FZR1000 EXUP Heim. Mein erstes Kennzeichen war AM-723I, seh ich grade im Typenschein. Erinnern hätte ich mich an dieses Kennzeichen nicht mehr können.

Am 31. Oktober hab ich die FZR abgemeldet, damit ich die Vollkasko-Versicherung los werde. Die Jahresprämie hätte für dieses Motorrad ein Vermögen gekostet. Durch den Unfall, an dem ich keine Schuld hatte, war ich aber sehr vorsichtig geworden. Das Motorrad kostete, soweit ich mich erinnern kann, 138 500.- Schilling oder so. Rutsch einmal aus oder lass dich über den Haufen fahren und der Gegner ist weg und unauffindbar, und du bleibst auf einem Haufen Schrott sitzen. Ich war zwar eine unglaubliche Wildsau und selbstbewusst wie Gott persönlich, aber ich war noch nie zuvor über den Haufen gefahren worden. Bei einem Abflug wäre ich selber Schuld. Blödmann! Aber abgeschossen werden? Also mir blieb das eine Weile im Kopf zurück und ich scheute die Nähe von Autos. Aber das verging.

Am 26. April 1991 hab ich sie wieder angemeldet, und ich hatte ein Wunschkennzeichen bestellt. AM-FZR1
Ich mußte zwar gleich alle Gebühren für das Wunschkennzeichen bezahlen, aber die Nummertafel, ein Stück Blech, bekam ich erste eine Weile später. Bei einem deutschen Schildermacher wäre das Kennzeichen in fünf Minuten fertig gewesen. Weiß ich, weil ich meinen BMW aus Berlin selber importiert hab. Bei uns dauerte es von der Bestellung des Kennzeichens bis zur Übernahme mehr als zwei Wochen! Das ist halt der Unterschied zwischen Handwerk und Bürokratie. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich das neue Wunschkennzeichen von der Bezirkshauptmannschaft Amstetten (die Zulassungsstelle damals) holte. Altes Kennzeichen in der Hand, frug ich im Vorzimmer die wartenden Versicherungsvertreter und sonstigen Kunden, ob es was ausmache, wenn ich mir nur schnell mein Wunschkennzeichen hole und das alte Kennzeichen zurück gebe. Ich frug, weil ich mich ja sonst hinten anstellen müsste. Niemand hatte etwas dagegen, und so ging ich rein.

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“Was wollen sie?” wurde ich angeschnauzt. Ich hob mein Kennzeichen hoch und sagte mein Sprüchlein auf: “Ich hab von ihnen ein Schreiben (ein richtiges aus Papier, das der Briefträger brachte. Nicht per e-mail wie heute) bekommen, daß ich mir mein Wunschkennzeichen AM-FZR1 heute abholen kann, und jetzt bin ich da. Hier haben sie mein altes Kennzeichen und ich bin gleich wieder weg”. Dachte ich wenigstens.
Amtsperson: “Na, so geht das nicht. Gehen sie wieder raus und warten sie”.
Ich: “Worauf soll ich warten? Ich hab draußen gefragt und keiner hat etwas dagegen, wenn ich mir schnell meine neue Nummer hole”.
A: “Sie müssen wie alle anderen auch draußen watren, bis sie dran kommen!”
I: “Ich sagte doch eben, die lassen mich vor. Wie lange muß ich denn warten?”
A: “Bis sie dran sind”.
I: “Was soll das den heißen, bis sie dran sind? Soll ich mich wiederholen? Die draußen lassen mich vor. Ich kann herein gehen und ich bin ja schon da, wie sie sehen! Also wie lange soll ich da draußen warten?”
Amtsperson, die sich als Amtsleiter herausstellt: “Was ist den da los? Was wollen sie den?”
I: “Ich will mein Wunschkennzeichen holen und hier (hochheb) die alte Nummer zurückgeben. Das muß doch schnell gehen, wenn sie mir einfach die neue Nummer in die Hand geben, und ich geb ihnen die alte Nummer.”
AL: “Ihnen wurde doch gesagt, sie sollen draußen warten!”
I: “Dann sagen sie mir, wie lange ich warten muß! Ich hab doch auch noch was besseres zu tun als bei euch da vor der Tür zu warten!”
AL: “Warten sie fünf Minuten, dann sehen wir weiter”.
I: “Ok, fünf Minuten”. Ich schaute auf die Uhr und ging wieder raus.

“Was war den da los?” wurde ich draußen gefragt. Ich hab es denen erzählt und dann gesagt, ich hätte sowas wie eine Zeitstrafe bekommen. Wie beim Eishockey vielleicht. Ich wusste es ja selber nicht. Die haben alle den Kopf geschüttelt. Genau nach fünf Minuten ging ich wieder rein.
I: “Die fünf Minuten sind um. Kann ich jetzt mein Kennzeichen haben?” 
   
Booaaaaa…………………..
A: Gulp……………..rotes Gesicht………………böses Gesicht……..tief einatmen………………..Sie springt auf…………………geht zu einem Schrank (ich glaub schon, die holte eine Knarre)………….”Da haben sie ihr Kennzeichen. Unterschreiben sie hier!”
I: “Aber gerne”. Ich unterschrieb, nahm mein neues Kennzeichen, verabschiedete mich sehr höflich (“geht doch auch schnell, wenn man will”) und ging.
Und seitdem hab ich das Kennzeichen AM-FZR1 an meiner Yamaha FZR1000EXUP. Und seitdem ich mehr als eine Yamaha FZR hab, sind alle drei mit diesem Kenneichen ausgestattet. Wechselkennzeichen sei Dank.

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Na, und was ist seit damals passiert? Eigentlich nichts und doch eine ganze Menge. Das war für mich das geilste Motorrad, das man sich vorstellen kann. Ich hab mich an diese Yamaha gewöhnt wie an kein anderes Fahrzeug, und ich hatte viele Fahrzeuge. Ja, mich hat’s auch das eine oder andere Mal zerlegt. Keine wilden Sachen, wenn man den Highsider einmal ausklammert. Dem Motorrad ist dabei nie etwas gröberes passiert. Die FZR ist dreimal auf mich daufgeflogen und hat bis heute kaum Schrammen. Also, wenn ich genau überleg, bin ich mehr zerschrammt als meine treue Kilo. Wir zwei haben zusammengepaßt wie die Faust aufs Auge. Ich konnte mit der Kiste alles tun, und mir ist alles gelungen. Ich bin bei hohen Geschwindigkeiten übers Vorderrad und über beide Räder gerutscht und hab mir nichts dabei gedacht, weil ich immer, oder zumindest an den wirklich guten Tagen, der Meinung war, das ist beherrschbar. Für mich was das an solchen Tagen beherrschbar. Ich hatte mich sogar eine Zeit lang dermaßen in einen Wahn hineingefahren, daß ich die Kilo zwei Jahre lang größtenteil stehen ließ und wenn ich fuhr, dann langsam. So hatte ich das zumindest vor. Ich wollte nicht mehr schnell fahren, weil ich der Meinung war, man kann sowas, diesen Schwachsinn, einfach nicht auf Dauer überleben. Irgendwann passiert der entscheidende Fehler, irgendwann ist das hinter der Kurve nicht so, wie es sein sollte, irgendwann ist das nicht so sauber, wie es sein sollte, die Kiste fängt sich nicht mehr und dann bist du Tod. Ja, ich hatte Angst. Angst vor mir selber! Aber ich hab das überwunden. Ich hab mein Vertrauen zu mir, zu meiner Entscheidungsfähigkeit wieder gefunden und fuhr danach schneller, brutaler als vorher. Verdammter Knallkopf.

Dann begannen Dinge zu passieren, die ich vorher nicht für möglich gehalten hätte.
Ich fuhr mit dem Auto zum Beispiel aus der Steiermark heim und vor der Corkscrew für Arme im Ennstal schnitten zwei belgische Reisebusse das S unter der Kuppe. Heißt, die konnten gar nicht sehen, ob von oben was kommt, schnitten aber die S-Kurve so, daß die Reisebusse die ganze Breite der Gegenfahrbahn versperrten. Mir wurde schlecht.
Immer mehr und mehr Motorradfahrer kamen mir auf meiner Straßenseite entgegen. Hauptsächlich in unübersichtlichen Kurven. Die müssen sich eingebildet haben, sie wären Hellseher oder sowas, dabei müsste denen doch klar gewesen sein, daß das nicht klappt, wenn ich ihnen, entgegen aller Hellseherei, entgegenkomme.

Bei der Fahrt Richtung Palfau ging ich vor der Kuppe, die mir normal unheimlich Spaß machte, vom Gas. Eine Kuppe, die man, Vorsicht muß sein, mit 180km/h fahren konnte, damit man nicht gar zu weit springt. Ich fand das einfach geil. Wie bei der TT. Ich hatte keine Ahnung, warum ich vom Gas ging. Kein Bock irgendwie. “Warum fährst du so schnell?” frug ich mich selber und ging vom Gas. “Hast doch alle Zeit der Welt!” Dann kam die Kuppe. 50m unter der Kuppe standen zwei Traktor, der eine links, der andere rechts. Die beiden Traktorfahrer kannten sich offenbar und haben getratscht. Gemütlich fuhr ich mit meinen 80km/h zwischen den beiden Traktor durch, drehte mich dann um und schaute mir das nochmals an. Ich wollte gar nicht dran denken, was gewesen wäre, wenn ich da volle Kanne drüber gesprungen wäre. Keine Ahnung. Vermutlich Tod. Was sollst du den machen mit 180, wenn die Räder grad wieder den Boden berührt haben? Ausweichen? Bei 50m pro Sekunde? Lächerlich.

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Es war ungefähr die Zeit, als immer mehr Leute ein Mobiltelefon hatten und auch der Verkehr im Vergleich zu vorher immer dichter wurde. Immer mehr Dinge passierten, die es vorher nicht gab. Oder höchstens einmal im Jahr. Jetzt war das ein Dauerzustand. Vorher war es so, daß dir einmal im Jahr einer auf deiner Seite entgegen kam. Man hatte das ganze Jahr etwas zu erzählen.
Plötzlich war es eine Sensation, wenn mir bei einer Tour KEINER auf meiner Seite entgegen kam! Das, was ich vorher getan hab, hab ich mir plötzlich schlicht und einfach nicht mehr getraut. Es hat keinen Sinn mehr, wenn es nicht mehr sicher ist, daß meine Fahrbahnhälfte mir gehört. Langsam, Stück für Stück, hab ich aufgehört mit diesen extremen Spielchen. Das ging so lange, bis der “Feind” begann, am helllichten Tag schnurgrade auf mich zuzufahren, weil diese Trotteln den Blick nicht vom Handy lösen konnten! Ist noch gar nicht so lange her, ist wieder so ein Volltrottel quer über die Fahrbahn auf mich zugefahren, mit dem Telefon in der Hand.

Na ja, so kam halt über die Jahre ein Sargnagel nach dem anderen zusammen und ich hab aufgehört, schnell zu fahren. Da war aber nicht nur all der Schmarrn Schuld, der mir Angst machte. Da waren auch noch andere Dinge. Die XJR zum Beispiel kam mir auch dazwischen. Eine ganz andere für mich neue Art, Motorrad zu fahren. Ja, ich hab viel Schwachsinn gesehen auf den Straßen. Ich hab aber duch meine Hirnhautentzündung 2014 auch gesehen, daß dir auf der Straße gar nichts passieren muß, und du kannst Tod sein. Ich hatte im Straßenverkehr nur wenige Zwischenfälle, bei denen ich sagen mußte, DAS WAR KNAPP. Diese wenigen Zwischenfälle waren alle auf eine Fehlkalkulation der Situation zurückzuführen. Hirn ausgefallen oder so. Wie in Italien bei der T-Kreuzung, wo mir der Sattelschlepperfahrer durch Hupen das Leben rettete. Keine Ahnung, wie das passiert ist. Ich wusste immer, daß ich, daß Menschen fehlbar sind. Aber sowas? Und dann die Fahrt zum Glockner am 4. Juli 2014. Fast wäre das meine letzte Motorradtour gewesen. Nein, kein Zwischenfall auf der Straße. Als ich wieder daheim war, war ich körperlich komplett fertig. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum. Drei Tage später schickte mir der Arzt den Notarzt, die brachten mich ins Krankenhaus und dann kann ich mich eine Weile an nichts erinnern. “Wenn er die ersten zwei oder drei Tage überlebt, dann hat er die Chance, wieder gesund zu werden” sagten die Ärzte meiner Schwester. Ich wurde wieder gesund und im September fuhr ich auch wieder Motorrad. Nachdem ich wieder gelernt hatte zu gehen und  zu sprechen oder mit Besteck zu essen. War alles weg gewesen. Und dann kam noch was, und ich hatte keine Ahnung, was passiert.

Ab Anfang März 2017 war ich in Pension.
Ich konnte mir nie vorstellen, wie es sein würde, pensioniert zu sein. Dann kam der Tag, an dem ich das letzte Mal in die Firma fuhr und an dem ich zum letzten Mal aus der Firma raus ging und Heim fuhr. Das war alles anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Oder eigentlich nicht vorgestellt hatte. An Pension hab ich nie gedacht, und plötzlich war ich Pensionist. Und plötzlich war alles noch ganz anders, als ich mir je vorstellen hätte können. Zuerst hab ich mir, sozusagen als Geschenk für die Pensionierung, einen Moto Guzzi gekauft. 52 Pferde und 750 Kubikzentimeter. Mit ABS und Traktionskontrolle. Das Ding geht ungefähr, gefühlt, so, als würde man bei der FZR drei Zylinder still legen. Und es machte und macht mir Spaß. Abgesehen davon hat mich das Miststück mit Lenkerschlagen auf der Hochschwabbundesstraße im August 2018 abgeworfen. Als ich wieder krabbeln konnte, fuhr ich dort mit der Foxi und hab bei 140 nichts bemerkt, wo ich mit der Guzzi bei 90 abgeschüttelt wurde. Die Gabel ist einfach Mist bei der Guzzi. Aber plötzlich fehlt mir total die innere Spannung, die ich sonst immer verspürte. Wenn ich mit einer FZR oder mit der Ace durch die Gegen ballerte, dann saß ich meistens am Motorrad, als würde ich auf einer Atombombe sitzen, wo ich keine Ahnung hatte, wann das Ding explodiert, damit ich abspringen kann. Nein, vom Motorrad wollte ich nie abspringen. Aber ich war gewöhnt, daß in jeder Sekunde etwas unvorhergesehenes passieren konnte, und darauf wollte ich vorbereitet sein. Und plötzlich war diese innere Anspannung komplett weg. Als wäre eine Feder gerissen.

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Und Mäuschen darf ich auch nicht vergessen. Die ist auch 30 Jahre alt.

Wenn ich mir, so wie heute, das Leder anziehe, dann verändert sich mein Wesen nicht mehr. Ich zieh das Leder an, oder Jeans, wenn ich mit der Guzzi fahr, und dann die Stiefel oder Turnschuhe, ich setz den Helm auf und zieh oder Hanschuhe an, oder hab gar keine dabei, und alles bleibt genau so wie sonst immer. Das war vorher anders. Wenn ich das Gefühl hatte, es wäre an der Zeit, mit Mariechen eine Runde zu fahren, dann wurde ich innerlich ganz ruhig. Während ich mir das Leder anzog, die Stiefel, den Helm aus dem Kasten nahm und die Handschuhe, schaltete in mir alles ab, was zum Überleben nicht unbedingt notwendig war. Dafür wurden alle Systeme, die man zum Überleben braucht, auf Höchstleistung gefahren. Ich sah, ich hörte und ich spürte alles. Und ich wusste die kleinsten Anzeichen von Gefahr zu lesen, zu erkennen. Wenn ich den Motor startete, den Gang einlegte und wegfuhr, war der Hannes, den es eine halbe Stunde vorher noch gab, nicht mehr existent. Das, was da auf der schwarzen FZR mit dem Kennzeichen AM-FZR1 saß, war ein Cyborg. Es waren meine Räder, meine Bremsen, mein Rahmen, mein Fahrwerk und meine Bereifung. Mir ist sogar eine Zeitlang passiert, daß ich mir selber beim Fahren zuschauen konnte. Es ist nicht oft passiert, aber doch immer wieder. Und nur, wenn ich komplett beknackt unterwegs war und mich pudelwohl dabei fühlte. Wie ein zweiter Task am Computer. Der eine fährt, der andere schaut zu. Ich hatte gelernt, wie ich es anstellen mußte, daß ich zuschauen konnte, ohne daß dieses Gefühl verschwand. Ich hab gelacht, mir zugeschaut, wie ich fuhr und mir gedacht “Alter, du bist ein kompletter Idiot, was du da treibst”. Andererseits war ich erstaunt, wie perfekt das alles abläuft. Ich wusste vorher ja gar nicht, wie ich das mache. Klingt komisch? Ja. Ist es auch. Vom Rainey hab ich gelesen, daß der das auch erlebt hat. Hätte ich vorher nie geglaubt, daß es sowas gibt.

Aber das ist alles Schnee von gestern. Oder vielleicht sogar von vorgestern. Heute hab ich diese Spannung nicht mehr, wenn ich fahr. Wenn zwei Traktor auf der Straße stehen, dann grüß ich beim Vorbeifahren und lach. Ich brauch das alles nicht mehr. Ich hab Freude, wenn ich mit einer meiner Motorräder fahr und ich hab sehr viel Freude, wenn ich mit Mariechen fahr. So wie heute. Das war wunderschön. Wir haben zusammen so vieles erlebt! 30 Jahre mit dem selben Motorrad fahren. Hätte ich mir nie vorstellen können. Heute seh ich das anders. Mariechen und ihre Geschwister sind heute sowas wie Kult. Zumindest für mich. Die Yamaha FZR1000 EXUP ist für mich noch heute eines der großartigsten Motorräder, die man sich vorstellen kann und die je gebaut wurden. Schnell, stark, stabil und zuverlässig. Sie hat mich noch nie im Stich gelassen.

Auf die nächsten 30 Jahre.
Dann wäre ich 90 und Mariechen 60. Schau ma einmal.

Einen schönen Tag noch………………..

12. Juni 2020

Hercules K50RL 1976–Eine Zeitreise

Filed under: Benzins Motorräder - Freud und Leid — Benzin @ 15:17

1976 war ich 16 Jahre alt und mein Vater hat mir einen Wunsch erfüllt. Er hat mir ein Moped gekauft, das ich mir aus eigener Kraft nicht leisten hätte können. Es war eine rote Hercules K50RL, die, wenn ich mich richtig erinnere, um die 18 400.- Österreichische Schillinge kostete. Für mich war das ein Vermögen. Was weder mein Vater noch ich wussten war, daß dieses Moped, mein erstes motorisiertes Kraftfahrzeug, die Weichen für einen ziemlich beknackten Lebenslauf stellen würde.

Seltsam, diese Hercules gehört zu den wenigen meiner zahlreichen Fahrzeuge, von denen ich mich nicht erinnern kann, was ich damit gemacht hab, wem ich es verkauft hab. Ich weiß nur, sie (die Herkal, wie ich sie nannte) war nach zwei Jahren trotz einiger schwerer Stürze unbeschädigt, weil ich sie immer wieder komplett und makellos reparieren ließ. Wem ich sie verkauft hab, weiß ich nicht mehr.

Seit heute hab ich wieder eine

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Rund 43 Jahre liegen zwischen diesen beiden Bildern. Links meine Hercules K50RL von 1976, aufgenommen zirka 1977, und rechts die Hercules K50RL im Maßstab 1:10
 
Und hier meine Kleine mit einer meiner drei Yamaha FZR1000 Exup. Eine meiner Exup hab ich mir 1990, also 14 Jahre nach der Hercules, zum 30. Geburtstag gekauft und hatte mir damit einen Traum erfüllt. Ich wollte eines der schnellsten und stärksten Motorräder haben, die man sich kaufen konnte. Auch dieser Traum ist in Erfüllung gegangen. Und das schöne dran war, daß das mein Vater noch miterlebt hatte.

15. November 2018

2018.11.15. – Aus dem Tiefschlaf erwacht – FZR 1000 EXUP Bj.1990

Filed under: Benzins Motorräder - Freud und Leid — Benzin @ 19:24

Was für ein schöner Tag. Ich freu mich, als hätte ich im Lotto gewonnen. Die Ursache meiner Freude? Ein altes Motorrad. Genau, eine Yamaha FZR 1000 EXUP Baujahr 1990, oder die Zwillingsschwester meines Mariechens. Und warum freu ich mich so? Ich hab sie doch seit acht Jahren. Nun, das hat einen Grund, und der ist folgender:

Ich hab mir Mausi, so hab ich diese FZR getauft, am 19. Jänner 2011 gekauft. Das heißt, sie war beim Kauf 21 Jahre alt. Sie hatte aber erst zwei Besitzer. Wobei der zweite Besitzer kaum, wenn überhaupt, damit gefahren ist. Günther, das war der Verkäufer, war, so schätzte ich, ungefähr um die dreißig Jahre alt und hatte noch nie zuvor ein Motorrad. Er meinte, er fühle sich absolut nicht wohl mit diesem Motorrad, und er wolle Motorradfahren lieber bleiben lassen.

Mir kam das mehr als gelegen. Sie hatte erst 38 000km am Tacho und stand mehr oder weniger da wie neu. Eigentlich mehr als weniger. Fast hätte ich ja gemeint, die wäre neu lackiert, so neu sah sie aus. Stimmt aber nicht. Die ist komplett Original. Die einzigen Abweichungen vom Originalzustand waren die rot lackierten Bremssättel (die Günther genau so rot lackiert hatte wie die Bremssättel seines wirklich schönen VW Corrado), Miniblinker (die Originalblinker waren dabei) und, wie ich meinte, ein roter Keil, der auf die Sitzbankabdeckung auflackiert war. Die roten Bremssättel gefallen mir, die Miniblinker hab ich wieder gegen die Originalblinker getauscht und der rote Farbkeil, den ich für nachlackiert hielt, ist Original. Darauf bin ich allerdings erst nach ein paar Jahren gekommen, als ich mir Werksfotos dieses Farbschemas angeschaut hab. Herumstehen sieht man so eine FZR schon lange nicht mehr. Wenn ich genau nachdenke, hab ich schon viele Jahre keine FZR1000 mehr in freier Wildbahn gesehen. Vom FZR Treffen in Deutschland natürlich abgesehen. Ja, und natürlich abgesehen von meiner Garage. Da stehen drei drinnen.

Ja, aber was war den nun der Auslöser des heutigen Freudentages?
Wie gesagt, ich kaufte Mausi im Jänner 2011. Im März war sie einsatzbereit. Das heißt, ich hatte gleich die Blinker auf Original umgerüstet, alle drei Bremsscheiben weggeschmissen, obwohl die absolut nicht verschlissen waren (jetzt sind aber hinten und vorne genau die selben Bremsscheiben drauf wie bei Mariechen), dann noch Kettenräder und Kette auf Supersprox und DID in Gold umgerüstet, die Gabel überarbeitet und ein neues, gasunterstütztes und voll verstellbares Federbein von Wilbers montiert. Neue Reifen, und los ging’s. Am 20. März führte mich die erste richtige Ausfahrt über den Hengstpaß, den Pyhrnpaß und durchs Gesäuse. Im Laufe dieses und des nächsten Jahres kamen knapp 2500km zusammen, und dann ist es passiert.

Im Herbst 2012, kurz vor Wintereinbruch, was Herbstputz angesagt. Ein Motorrad nach dem anderen, ich hatte zu diesem Zeitpunkt fünf, aus der Garage, reinigen, trocknen, einstellen, aufbocken und zudecken. Zumindest meine drei FZR. Die blaue Elise (XJR) und das blaue Luder (YZF1000) blieben auch über dem Winter einsatzbereit. Man weiß ja nie. Könnte ja einmal ein schöner, trockener Wintertag sein, an dem man fahren kann. Solche Tage gibt es immer wieder, und ich nütze sie. Ja, und so kam es, daß diese FZR in der Garage ganz rechts vorne zum Stehen kam. Ich hatte mir beim Kauf des fünften Motorrades überlegen müssen, wie ich die in die Garage bringe. Fünf Motorräder, ein Auto und ein Anhänger. Heißt, das wird knapp. Rechts neben dem Auto war Platz. Drei vorne in Längsrichtung, dahinter zwei schräg, das ging ganz gut. Das Problem war, daß ich, falls ich mit dem Motorrad, das ganz rechts vorne stand, fahren wollte, alle Motorräder aus der Garage räumen musste.

2013 war ich zu faul und Mäuschen blieb das ganze Jahr in der Garage. 2014 setzte mich ab Juli eine Hirnhautentzündung für längere Zeit außer Gefecht und es war wieder nix, 2015 war ich zu faul, 2016 war Trixi, mein Hund, schon fast 18 Jahre alt und ich wollte sie nicht mehr alleine lassen, weil ich spürte, sie würde nicht mehr lange leben und 2017 war das Jahr, in dem ich in Pension ging und mir eine neue Moto Guzzi kaufte. Also wieder nix. Wobei das Komische war, daß ich mit allen anderen Motorrädern immer wieder fuhr. Vielleicht nicht viel, aber gefahren wurden sie. Oder nein. Nicht alle. Nur die beiden FZR, also Mariechen und Foxi sowie meine XJR. Mausi hab ich seit dem Herbst 2012 nicht mehr angerührt und das blaue Luder (Thunderace) seit dem 4. Juli 2014. Das war vier Tage, bevor ich mit der Hirnhautentzündung im Krankenhaus landete und fast den Löffel reichte. Ich weiß das deshalb, weil ich am 4. Juli mit der Ace am Glockner und bei der Nockalm war.

Ehrlich gesagt, ich hab mir oft vorgenommen, Mausi aus dem Tiefschlaf zu wecken. Leider gab es immer wieder irgend etwas, was mich doch davon abhielt. Leider deshalb, weil mir das fast auf den Kopf gefallen wäre. Stehende Fahrzeuge werden kaputt! Die Saison 2018 war auch schon fast vorbei, als mir eine Stimme sagte, “Du solltest einmal das Mäuschen aus der Ecke holen!” Plötzlich hatte ich es eilig. Die Motorräder, die im Weg standen, aus der Garage, dann Mausi vom Hebeständer geholt und aus der Garage geschoben. Seltsam, seit sechs Jahren hab ich nie die Luft kontrolliert, geschweige den Luftdruck korrigiert, aber die Reifen waren nicht platt. Nicht so, daß man sie nicht mehr schieben hätte können. Dafür war die Flüssigkeit der Hydraulikkupplung entwichen. Also nachfüllen. Und dazwischen den Tankdeckel öffnen, weil ich gar nicht mehr wusste, ob und wenn, wieviel Benzin da drinnen war im Tank. Und das war der Schock meines Lebens. Benzin war wenig im Tank, dafür um so mehr Rost! Ganz ehrlich, mir war zum Weinen und mein einziger Gedanke war, “Um Himmels Willen, wie kann man nur so blöd sein?”

Nach dem ersten Schock packte ich das Werkzeug aus, entfernte den Tank und war schon dabei, zum Lietz zu fahren, um denen diesen Tank zu zeigen, aber dann wurde ich noch nachdenklicher. “Wenn dieser Tank innen so ausschaut, wie schaut dann der Rest innen aus?” fragte ich mich. Die Vergaser? Überhaupt der Motor? Die Bremsen? Also ließ ich den Tank daheim, setzte mich ins Auto und fuhr in die Werkstatt. “Oje” hörte ich, nachdem ich mein Leid geklagt hatte. “Das hört sich nicht gut an. Aber schauen wir einmal, was sich machen lässt. Reparieren lässt sich alles”. “Ist nur eine Frage des Preises”, dachte ich mir. Zwei Stunden später war ein Bus vor der Tür und holte die FZR. Das war am 8. Oktober kurz vor Mittag. Kilometerstand 40 527.

Am 9. Oktober, also am Tag darauf, ging ich nach Mittag mit Eddie (mein Yorkie) spazieren. Ich wählte den Weg an der Werkstatt vorbei, weil ich dachte, vielleicht kann ich ja fragen, ob man schon mehr weiß? Vielleicht hat sich ja schon jemand über mein Mäuschen gemacht? Es war ein sehr schöner, warmer Tag und ich war noch etwa 150m oder so vom Händler entfernt, als ich einen Motor hörte. “Das ist ein FZR Motor!” durchfuhr es mich, und ich zog an Eddies Leine. Also wir dort waren, sah ich durch das offene Werkstatttor meine FZR auf der Montagebühne stehen, und sie lief! Mein Grinsen verging mir aber gleich wieder, als mir der Mechaniker sagte “Ja, sie läuft. Da ist aber viel zu machen”, und er zeigte mir ein paar Bilder. Grumpf……………………..

Letzten Freitag am Vormittag war ich wieder dort. Ich war mit dem Auto unterwegs, und als ich beim Lietz vorbei fuhr, weil ich dort meistens vorbei fahren, wenn ich am Heimweg bin, sah ich mein Mäuschen unter einer Herde Gummikühe zusammengebaut vor der Werkstatt stehen. Ich blieb stehen und ging rein. “Was ist?”, fragte ich. Der Mechaniker grinst mich an und sagt “Sie ist fertig, so weit man das sagen kann”. “Wie, so weit man das sagen kann?” “Na ja”, sagt er, “von meiner Warte aus ist sie betriebsbereit, ich hab aber keine Ahnung, was beim Fahren noch zum Vorschein kommen könnte. Standschäden sind nicht so einfach zu finden. Aber was ich so überprüfen konnte, ist gemacht. Benzin gehört noch eingefüllt”. Der Tank war natürlich entleert, chemisch gereinigt und versiegelt. Mit dem Dreck, der da noch drinnen war, wurde sie selbstverständlich nie gestartet. “Das heißt, wenn ich jetzt einen Kanister Benzin hole, können wir sie starten?” “Ja”. Und dann kann ich sie auch mitnehmen?” “Ja. Sofern sich keine Probleme ergeben. Das weiß man im Vorhinein aber nie so genau nach so einer Standzeit”.

Also Heim gefahren, Benzinkanister gesucht und keinen gefunden, zum ÖAMTC gefahren, einen Benzinkanister aus Blech gekauft, kann man eh immer brauchen, gleich daneben zur Tankstelle um fünf Liter Super98 und zurück zur Werkstatt. Mittagspause. Grumpf…………….

Um 13 Uhr war ich wieder dort und wollte Benzin in den Tank füllen. “Wart einmal”, meinte der Mechaniker, “stellen wir sie in die Werkstatt”. Also Kilo in die Werkstatt geschoben, Tankdeckel auf und Benzin eingefüllt. Choke gezogen, aufs Knöpfchen gedrückt, Brummmmmm…………….Kilo läuft sofort. Eh klar. Alles neu eingestellt, überprüft und perfekt. “Ups……….” meint der Mechaniker und stellt den Motor ab. Da tropft war runter. Benzin. Aber woher? Also Sitzbank runter, Tank runter und nachschauen, weil das kommt von irgendwo da unten. “Ah ja. Da ist es ja, das Leck!” Es sifft beim Benzinstandfühler. Abmontieren und nachschauen. Aha. Die Dichtung ist hart wie ein Draht und dichtet nicht mehr. Außerdem ist der Benzinstandfühler rostig. Scheiß Benzin. “Was machen wir jetzt?” frag ich. “Hmmm……….”
Er schaut, ob er einen Gummidichtring findet, der da rein passt. Nix. Keine Chance. Da passt nix, was in der Werkstätte wäre. Außerdem ist der Fühler auch rostig, also? “Ich hab keine Ahnung, ob der noch was fühlt” sagt er. “Die Dichtung musst du eh extra bestellen?” frag ich. “Ja”. “In Holland?” “Ja!” “Dann bestellst  du gleich den Fühler mit und alles ist neu. Kann nix mehr passieren”, sag ich. “Wenn du willst?” “Klar”. “Öh, ja, und noch was. Wie lange dauert das jetzt?” “Hmmmmmmm……………………….” Wir gehen ins Lager, eine Dame schaut in den Computer, sucht das Teil, nein, die Teile, Fühler und Dichtung und sagt “Dienstag”. “Pffffff……………., Dienstag?” “Dienstag!” “Na ja, kann man eh nix machen. Dann bis Dienstag” und ich fuhr wieder Heim.

Dienstag war neblig und kalt. Also egal, ob Mäuschen in der Werkstatt oder daheim steht. Mittwoch dito. Heute, Donnerstag, war es am Morgen ziemlich kalt. 6C°. Brrrrrr………. Selbst Eddie war kalt beim Spazierengehen. Wir sind aber bei der Werkstatt vorbei gegangen. Und wie wir so vorbei gehen, dank ich mir, jetzt bring ich Eddie Heim und dann fahr ich mit dem Auto her um zu fragen, ob Mäuschen schon fertig ist. Eddie mag keine Werkstätten. Also Hundi Heim und mit Auto zurück. “Ja, ja, die ist fertig. War schon am Dienstag Nachmittag fertig”. “Ja, schön. Da war es mir aber zu kalt”, sag ich. “Und wie schaut das jetzt aus? Kann ich sie mitnehmen, äh, ich meine holen? Bin ja mit dem Auto da”. “Klar kannst du sie mitnehmen. Musst du aber schauen, ob da wirklich alles funktioniert. Ich mein, alles, was ich so nicht überprüfen kann. Dichtungen, was weiß ich. Bin ja kein Hellseher”. “Passt. Mach ich”. Also Auto Heim, Kennzeichen von der anderen FZR runter und zum Lietz gegangen. Dort hab ich mir eine Zigarette in den Mund und das Kennzeichen in die Halterung gesteckt, Choke gezogen, tief Luft geholt und den Starter gedrückt. Brummmmm………….Kilo läuft. Dann die paar hundert Meter Heim fahren, das Leder anziehen, einen Helm gekrallt, mich von Hundi verabschiedet und raus zu Mäuschen. Und dann hab ich mein Mäuschen gestartet, mir den Helm aufgesetzt, die Handschuhe angezogen, mich drauf gesetzt und bin los gefahren. Und das war geil!

Sechs Jahre bin ich mit diesem Motorrad nicht gefahren! 40 527km waren am Tacho, als sie vom Werkstattbus geholt wurde, 40 529km, als ich jetzt damit los fuhr. Seit dem Kauf am 19. Jänner 2011 war ich also rund 2500km mit diesem Motorrad gefahren. Das ist rekordverdächtig, meine ich. Weniger wurden inzwischen vermutlich nur die raren NR750 von Honda gefahren, oder Motorräder wie die Norton eines Bekanten, die über 100 Jahre alt ist. Ich war gespannt, was jetzt, während dieser, wie ich dachte, kurzen Testfahrt passiert. “Hoffentlich nix”, dachte ich mir und gab Gas.

Zuerst einmal Tanken, und dazu musste ich entweder zur Autobahnauffahrt in Amstetten oder, ja, wohin? Fünf Liter waren ungefähr im Tank, die Tankstelle in Kematen wird grade umgebaut und alle anderen in nächster Nähe haben keinen Super98 oder besser. Super95 verträgt meine FZR nicht. Keine meiner FZR mag Super95. Das verklebt die Vergaser. Einmal tanken kann schon genügen, und man hat ein Problem. Drecksbenzin! Seit das Ethanol beigemengt ist, kann man das total vergessen. Klebt wie Sau und rostet wie Sau.

Also ein Stück nach Norden zum Tanken und dann wieder ein Stück nach Süden zum Bachlerhof, einen Kaffee trinken. Die meisten meiner Touren beginnen beim Bachlerhof in Abetzdorf, und das waren immer schöne Touren. So wurde das seit 1980 zur Gewohnheit. Sofern kein Ruhetag ist, oder sofern es zumindest acht Uhr am Morgen ist, weil sonst ist noch keiner da. Und nach der Kaffeepause fuhr ich dann weiter. Über Kematen und Rosenau zum Sonntagberg hoch, dann nach St.Leonhard am Wald, rüber nach St.Aegidi und runter in den Graben, auf der anderen Seite wieder rauf auf den Berg und wieder runter nach Ybbsitz. Dazwischen immer wieder einmal kurz anhalten und schauen, ob eh noch alles dicht ist.

Jetzt hatte ich schon die ersten dreißig Kilometer hinter mir und wurde zuversichtlich. “Wenn bis jetzt nichts sifft, dann bleibt das auch alles dicht”, dachte ich. Hoffte ich. Ich war ohnehin von Anfang an sehr vorsichtig. Alle Funktionen durchtesten, Bremsen und Fahrwerk, soweit das bei diesen Verhältnissen möglich ist. Aber was sollte schon viel sein? War ja praktisch alles so gut wie neu oder neu überprüft. Vorsicht ist aber trotzdem angebracht, wenn es um die erste Fahrt geht. Die falsche Schraube lose und das Malheur ist fertig. Aber nachdem ich an Zuversicht gewonnen hatte, kam die Freude. Ich fand das geil. Einfach nur geil.

Ich fuhr gemütlich (ja, wirklich! Es war nicht recht warm, und dreckig sind die Land- und Nebenstraßen auch) zur Grestner Höhe rauf, bog vor dem höchsten Punkt zum Hubschrauberstürzpunkt ab, dann runter in den Graben, ein paar Kilometer im Graben entlang und rechts wieder auf auf den Höhenzug, von dem aus man so schön in die Steirische Bergwelt sieht. Nach einigen Pausen in Gresten wieder runter, und dann über Randegg und Wieselburg im Erlauftal raus bis Ybbs an der Donau und dem Fluß entlang über Ardagger zurück nach Amstetten und Heim.

Nach 160km war ich wieder in der Garage und hat ein sehr, sehr breites Grinsen im Gesicht. Mein Mäuschen läuft perfekt und fährt sich wie ein neues Motorrad. Endlich ist es wieder soweit. Alle drei FZR sind wieder in perfektem Zustand. Nie wieder laß ich ein Motorrad so lange stehen. Was heißt, so lange? Nie wieder fahr ich ein Motorrad nicht wenigstens einmal im Jahr! Am besten öfters. Der Schock war groß genug.
Jetzt muß nur mehr die YFZ 1000 Thunderace fertig werden, dann ist der ganze Fuhrpark so gut wie perfekt. Mit der ist mir, öh, ich mag es ja fast gar nicht sagen, genau das gleiche passiert. Ein paar Teile fehlen noch, dann läuft auch sie wieder so, wie sie soll. Das wird dann eine andere Geschichte.

Ps.: Im Juni 1990 hab ich mir zum 30. Geburtstag mein Mariechen neu gekauft. Seitdem fahr ich, wenn auch ursprünglich nicht mit Absicht, Yamaha FZR1000 EXUP. Inzwischen hab ich, wie man lesen konnte, ja schon längst nicht mehr nur Mariechen, sondern drei FZR1000 EXUP. Trotzdem ich diesen Motorradtyp seit so vielen Jahren fahre, kann ich gar nicht mit Worten beschreiben, welchen Narren ich an diesen Yamaha gefressen habe. Ich fahr unbeschreiblich gerne mit diesen Motorrädern und sie gefallen mir, wie kaum, vielleicht sogar wie kein anderes Sportmotorrad. Ich kann nicht sagen, was es genau ist, aber ich würde zu gerne wissen, wie oft ich in all diesen Jahren bei einer Pause vor meinem Motorrad stand oder saß und mir gedacht hab, “Mein Gott, bist du ein schönes Motorrad”. Dies hier ist nicht Marichen. Diese hier hab ich 2011 gebraucht gekauft. Nichts desto Trotz hab ich mir heute wasweißich wie oft gesagt, als ich vor ihr stand oder saß, “Mein Gott, was bist du für ein schönes Motorrad!” Ich kann mir nicht helfen. Das ist einfach so.

 

Einen schönen Tag noch……………………..

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