Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

23. Juli 2008

Großglockner 2007

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 17:26

Fahrt zum Großglockner am 4. Mai 2007

Zuerst stellte sich um 6:15 die Kleidungsfrage.  Wie bei den Frauen. „Was zieh´ ich an?“
Also überlegte ich. Das Leder trägt sich angenehm und man spürt es nicht, hat aber den Nachteil, dass man sich bei Kälte selber auch überhaupt nicht mehr spürt. Also ging ich in Anbetracht einer miserablen Wetterprognose kein Risiko ein und wählte zwei lange Unterhosen und zwei warme Unterleibchen. Dazu ein dickes Hemd, dann die Textilkleidung drüber. Man will sich nächsten Tag ja die Schuhbänder selber zubinden können.

anfahrtglUm 6:30 gings dann los. Über Waidhofen ins Ennstal, dann über den Buchauersattel im Nebel nach Admont und Liezen. Von dort die unglaublich langweilige und großteils auf 80km/h beschränkte Bundesstraße bis Radstadt. Da hauts einem den Vogel raus auf dieser Strecke. Die Langeweile war aber gleich vergessen, als ich überraschender Weise auf die A10 auffuhr.  Gott sei Dank hatte ich holzkawawenigstens die richtige Richtung erwischt und fuhr nach 6km wieder ab, diesmal gleich auf Anhieb auf die Bundesstrasse, die ich ursprünglich vor hatte.

Mein Weg führte mich nach Wagrain, wo mich die nächste Überraschung erwartete. Die örtliche Polizei zeigte scheinbar den Schulkindern, wie der Straßenverkehr funktioniert, und ich, als einsamer Motorradfahrer, wurde zu einer Fahrzeug Besichtigung auserwählt. Finde ich absolut richtig! Auch kleine Kinder sollen wissen, wie große Motorräder ausschauen. Ein Mädchen sagte mir dann ein Gedicht auf, in dem sinngemäß – genau kann ich mich nicht mehr erinnern, ich hatte ja den Glockner im Kopf – also in dem sinngemäß die Worte „zu schnell“ und fuschertoerl„kein Licht“ vorkamen. Ich wollte schon mit dem Reim „du bist wohl nicht ganz dicht“ antworten, der Blick des Polizisten ließ mich dann allerdings schweigen. Weil ich geduldig zuhörte, bekam ich vom Kind eine Zitrone und einen  Smilie aus Papier geschenkt, dessen Mundwinkel allerdings ganz traurig nach unten hingen. Ich hätte lieber einen der lustigen Smilies aus dem Korb gehabt und eine Orange wäre mir auch lieber gewesen! Aber ich brauchte wenigstens nichts zu bezahlen. Es waren, wie gesagt, Geschenke.
Nachdem ich gleich an der nächsten Tankstelle einen Kaffee  getrunken und die durchgebrannte Scheinwerfer Birne gewechselt hatte, die ich schon vor zwei Wochen tauschen wollte, ging´s ohne weiteren Zwischenfall endlich zum Glockner. In der Gegend um Bruck an der Glocknerstrasse und auf der  Bergstrecke war es suedramp zwar dicht bewölkt, aber trotzdem Klasse. Kein Wunder bei dieser Kulisse.

Bei der Anfahrt zur Mautstation entdeckte ich etwas interessantes. Am Wegesrand bei einem Gasthof steht eine Kawasaki Z1000 auf einer Säule. Ich konnte mir zuerst, aus der Ferne betrachtend, nicht erklären, wer diesen Frevel begangen haben könnte, bis mich ein Herr, der  mich schon beim Stehenbleiben beobachtet hatte, frug, was ich von diesem Motorrad halte. Mir kam dieses Ding da oben etwas eigenartig vor, es wirkte irgendwie grobschlächtig. Das es aus Holz geschnitzt war, darauf wäre ich alledings nichtpasterze gekommen. Der Herr der mich fragte, war der Wirt und Künstler in Person. Wir unterhielten uns eine Weile, dann zog ich weiter.

Die Auffahrt auf der Glockner Straße hab´ ich richtig genossen. Ohne jegliche Eile tuckerte ich hoch und hatte genug Zeit, um zu rasten, zu schauen und Fotos zu schießen. Nachdem  ich am Fuschertörl, wo Schneematsch lag, und  im Tunnel gerade so nicht erfroren war, hab ich die dicken Winter Handschuhe angezogen und bin bis zur Franz-Josefs Höhe weitergefahren. Das war nicht ganz so lustig, weil hier Nebel die Strecke immer dichter werdend verhüllte und die Orientierung immer schwieriger machte. Am Parkplatz II meinte ich irrtümlicherweise, schon ganz oben zu sein. Da die Straße aber deutlich sichtbar weiterführte und die Parkgebäude fehlten, bin ich auch noch die restlichen 4km hochgefahren. Ja, so kann man sich täuschen! Dort moeltal war ich zwar weiter oben, die Sicht war aber um nichts besser. Vom Großglockner war nicht die Spur zu sehen. Allerdings konnte man, als schwachen Trost, den Pasterzengletscher beziehungsweise den Schutt darauf einigermaßen deutlich erkennen.

Arm waren die Leute, die mit dem Bus da hochgefahren waren. Vier große Reisebusse standen am Parkplatz, drei aus Österreich und einer aus Holland. Mir taten die Leute leid. Großteils Pensionisten, wie´s schien, die plötzlich in der Kälte und im dichten Nebel standen und nicht recht wussten, was sie hier anfangen sollten. Mühsam kämpften sie sich die steile Treppe zum Restaurant hinauf, um wenigstens im warmen zu sitzen, wenn schon nichts zu sehen war. Da war mir schon lieber, mit dem Motorrad hier heroben zu sein.

tourxjr Beim Zurückfahren, runter zur Mautstelle, war alles ganz anders. Föhn wehte plötzlich über den Berg, dass einem fast schlecht wurde. Von schlechter Sicht konnte auf der Nordseite keine Rede mehr sein. Man sah bis weit über den Zeller See hinaus und der Schneematsch beim Hochtor war spurlos verschwunden. Auf der Edelweisspitze war es allerdings wieder dermaßen kalt, dass die Finger in den Handschuhen schmerzten. Die dicken Dinger hatte ich wegen des Föns schon wieder gegen die dünnen getauscht, weil es zu heiß damit wurde. Unglaublich, wie groß der Temperaturunterschied auf wenigen hundert Metern sein konnte.

Die Heimfahrt ging heute überraschend flott vonstatten. Zwar drehte ich in St.Johann/Pongau eine ungeplante Ortsrunde und es dauerte ein Weilchen, bis ich den richtigen edleweißsp Pfad aus dem Ort heraus fand, dafür hatte ich in Radstatt sofort die alte Bundesstraße gefunden, obwohl ich sie gar nicht gesucht hatte. War aber kein großes Problem, ich brauchte nicht einmal über eine Wiese zu fahren. Ich fand auch so wieder auf die Hauptverkehrsader zurück. Flott konnte ich wieder die Fahrt fortsetzen, unbehelligt und ohne Zwischenfälle bis in meine heimatliche Garage.

So, das war meine heutige Fahrt zum Großglockner. So eine Tour kann ich nur empfehlen. Ziemlich genau 10 Stunden war ich auf den ca. 580km unterwegs. Gar nicht so schlecht.  Ach ja, war kaum Verkehr heute. Motorräder waren nur wenige unterwegs. Gezählt hab´ ich  4 Gummikühe, 2 K1200S, 2 Fireblade und noch irgend ein undefinierbarer Reiskocher. Und ich natürlich mit der blauen Elise.

Zwei Tage später war die Großglockner Hochalpenstraße wegen Schneefall wieder unpassierbar.

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