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2. Juli 2012

Paessetour 2012 – Ziel: La Spezia – Lombardei, Emilia Romagna, Toskana und Ligurien

Filed under: Touren International — Benzin @ 16:47

Prolog
Vielleicht ist es einmal ganz interessant zu erfahren, wie so eine Tour entsteht? Also die Idee für diese Tour kam mir vor´m Fernseher. Ich hatte an diesem Abend im August 2011 eigentlich nichts besonderes vor, wollte nur eine Kleinigkeit essen und drehte dabei den Fernseher auf. Während ich so herum zappte fiel mir eine Sendung auf, die mich interessierte. Es war eine Sendung über Marmor aus Carrara. Das ganze Drum Herum faszinierte mich dermaßen, dass ich dachte, „da könnte ich auch einmal hinfahren“. Das Problem war, dass ich nicht wusste, wo Carrara lag, aber das ließ sich leicht herausfinden. Die Bilder aus dieser Gegend waren jedenfalls grandios und hatten meine Neugier geweckt.  Quelle links unten

2012_paessetour_laspezia_02 So setzte ich mich nach der Sendung zum Blechtrottel und forschte nach. „Aha, da liegt also Carrara“, dachte ich, als ich das Suchergebnis vor mir hatte. Das war ja gar nicht weit von La Spezia entfernt, das ich von Wolfgang Petersens  „Das Boot“ dem Namen nach kannte. Obwohl in diesem Film gar nichts von der Stadt und der Umgebung zu sehen war, blieb mir nicht nur der Name in Erinnerung, sondern es keimte auch der Wunsch auf, auch dort einmal hin zu fahren, die Stadt und seine Umgebung sehen zu wollen. Dass man bei der tatsächlichen Tour dann Abstriche machen muß, was die Besichtigungen betrifft, war mir sofort klar. All zu viel kann man in eine Woche Motorradfahren nicht packen, ohne in Trubel zu geraten. Quelle Bild rechts: Steinbruch von Carrara

Die Planung war kein Problem, die Durchführung schon eher. Ich wollte ein paar Städte mit wohlklingenden Namen mitnehmen und nicht dran vorbei fahren. Parma, Piacenza und Bergamo beispielsweise. Wie das schon klingt!  In den Städten würde die Orientierung allerdings schwierig werden, dachte ich. Es ist nicht schwierig an sich, nur verlangt es sehr genaue Vorbereitung, und das, muß ich gestehen, hasse ich. Man verblödelt bei den Vorbereitungen so viel Zeit vor den Karten, oder heutzutage vor dem Computer, nur um dann festzustellen, dass die Realität mit den Daten des Tourplanes und auf der Karte ohnehin nicht übereinstimmt. Einbahnen und Baustellen, die nicht da sein sollten, umgebaute Straßen, verkehrsberuhigte Zonen und vieles mehr machen einem das Leben schwer. Woher sollte man das auch alles wissen, wenn man noch nie dort war? Aber so ist das nun einmal, damit muß man leben können. Ja. mich nervt das etwa genau so wie andere flaches Land, nur würde ich deswegen nie umdrehen. Und dann kommt vielleicht zu all den unvorhergesehenen Problemen noch glühende Hitze dazu, wie diesmal. Das war ein Grund, wieso wir Bergamo links (oder war´s rechts?) liegen ließen. Wir wären in der Betonburg verglüht.

Grade diese Tour sollte etwas besonderes werden. Die Berge und das Meer, das passt doch grandios zusammen, dachte ich. Ein halbes Jahrzehnt Pässetour, fünf Jahre in die Berge, fünf Jahre zusammen Motorrad fahren, das ist doch was. Mit sechs Leuten und einer großen Portion Enthusiasmus haben wir damals begonnen, und mit zwei mal zwei Leuten haben wir heuer das Unternehmen Pässetour beendet. Die Gruppe hatte sich in Parma geteilt, weil die Po-Ebene auf den Magen und auf´s Gemüt schlug. Die Erwartung, es ginge wieder ausschließlich in die Berge, wurde von dieser Tour nicht erfüllt. Quelle Bild links: La Spezia

Ohne den Tourplan zu lesen hatten Andi und Axel zugesagt, und dann wurde es ab Brescia flach. „Flach ist es bei mir daheim auch, da brauch ich nicht nach Italien fahren“, meinte Axel. Ja also, flach ist es bei mir daheim auch. Amstetten liegt im Flachen, das ganze Donautal ist flach. Nur rund herum sind Hügel und Berge. So ist das mit der Po-Ebene, die wir da zu durchqueren hatten ebenfalls, nur die Dimensionen sind anders. Wenn ich nach La Spezia will, dann muß ich da durch, ob mir das gefällt oder nicht. Ich sah und ich sehe da kein Problem. Aber gut, andere sehen das anders und drehen um.

Die Pässetour wird´s in dieser Form deshalb nicht mehr geben, weil der Name Pässetour Berge impliziert. Zukünftige Touren werden mit Sicherheit nicht nach der Lage von Bergen und Pässen geplant, zumindest nicht von mir. Das hat einen einfachen Grund. Ich bin jetzt 52 Jahre alt und hab noch sehr viel vor. Ich will noch sehr viel sehen, mir noch sehr viele Träume erfüllen. Nur Berge alleine sind mir zu wenig. Ich will Ziele erreichen. Umdrehen geht dabei, solange nicht Gesundheit und/oder Leben in Gefahr sind, gar nicht. Foto Rechts unten: Quelle Postkarte von La Spezia aus 1903

Ja, ich weiß, es geht ja nur um die Pässetour und nicht um meine privaten Ziele. Nur leider ist das Eine zwangsweise mit dem Anderen verbunden, weil ich nun einmal nicht so viel Urlaub hab. Meine Prioritäten müssen sich ändern, sonst kann ich meine Ziele alle abschreiben. Reisen mit dem Motorrad ja, aber nur alleine wegen der  Bergstraßen und Pässe Motorrad fahren, nein. Die Welt ist zu groß und zu interessant, und ich bin viel zu neugierig, als dass ich meine Ziele nur an Bergen und Pässen orientieren würde.

Ich würde mich freuen, wenn wir auch weiterhin, soweit es jedem möglich ist, zusammen fahren könnten, aber ich werde mit Sicherheit nicht mehr ausschließlich in die Berge fahren. Damit soll jeder rechnen, bevor er nächstes Mal zusagt. Und ich werde mit absoluter Sicherheit nirgends umdrehen, so flach kann´s gar nicht werden. Ich weiß ja, was ich geplant hab, und die Teilnehmer sollten das auch wissen. Dazu gibts im Vorfeld den Tourplan. Und nun zur Pässetour 2012, die nach La Spezia führte.

Freitag, 15. Juni – Anreise nach Tirol:
Amstetten – Waidhofen an der Ybbs – Weyer – Altenmarkt – Admont – Liezen – Radstadt – Wagrain – St.Johann im Pongau – Mittersill – Wald im Pinzgau – Alte Gerlos Bundesstraße – Zell am Ziller – Schwendau – Zillertaler Höhenstraße – Ried im Zillertal – A12 Inntalautobahn – A13 Brennerautobahn – Abfahrt Innsbruck Süd – Mutters – Götzens – Axams – Grinzens – Sellrain – St.Sigmung im Sellrain – Gasthof Pension Ruetz
Streckenlänge: 448km

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Meine Ace war startbereit. Von mir aus konnte es ab Donnerstag Abend jederzeit losgehen. Neue Reifen, Service, vollgetankt und gepackt. Nichts konnte mich mehr aufhalten. Ich war wieder einen Tag vor dem Zusammentreffen unterwegs, um am Samstag, wenn die restlichen Teilnehmer anreisen, eine gemütliche Tour zum Stilfserjoch zu fahren. Eigentlich hatte ich mir das mit dem Horst ausgemacht, aber daraus wurde nichts. Den Horst hat´s im Frühling mit den Ski zerlegt, wobei er sich sehr schwer verletzte. Leider konnte er noch immer nicht auf seinem KiloGixxer sitzen. Die Haxen wären zu sehr abgewinkelt und würden schmerzen. Das ist keine gescheite Voraussetzung für eine lange Motorradtour. Schade. Andererseits hätte noch weit schlimmeres passieren können. So gesehen muß man froh sein, dass „nur“ alle Bänder im Knie gerissen sind.

Um sechs Uhr war ich wach, um halb sieben saß ich am Motorrad. Auf gehts, nach Tirol! Diese Strecke fuhr ich bei der Anreise zur Pässetour jetzt das fünfte Mal, und immer wieder sind Sachen dabei, die mir trotzdem gefallen. Beispielsweise kann ich die Strecke von Weyer bis Admont noch so oft fahren, sie wird mir nicht langweilig. Ich könnte sie direkt blind fahren, und trotzdem wäre ich dort flott unterwegs und hätte Spaß. Ich mein, mit geschlossenen Augen natürlich, nicht grad´ richtig blind. Das wünsche ich keinem. Blind kann man ja auch trotz guter, gesunder Augen sein, wie ich immer wieder bemerke. Leider, muß ich sagen. Ich bin ja grad´ dabei, sehend zu werden. Schon seit ein paar Jahren übe ich, nicht nur zu fahren, sondern auch zu sehen, wo ich fahre. Irgendwie kam mir bis jetzt vor, je mehr ich die Brille zum Lesen brauche, desto sehender werde ich am Motorrad. Und grad´ bei dieser Tour hab ich wieder bewiesen, dass es blinder kaum geht. Hätte mir fast das Leben gekostet, ist aber nochmals gut ausgegangen.

Die Strecke von St.Johann im Pongau bis zur alten Gerlosstraße kann ich auch so oft fahren wie ich will, ich mag sie trotzdem nicht besonders. Die Gegend ist ja schön, gar keine Frage. Aber dieser Verkehr! Dabei hatte ich noch Glück. Ich kam relativ flott vorwärts. Bei der Abfahrt von der Gerlos hielt ich an einer kleinen Raststätte bei einer der oberen Kehren und nahm hier meine erste kleine Mahlzeit des Tages zu mir. Seit St.Johann hatte ich immer wieder ein leises Krachen unterm Leder gehört, das, wie mir schien, von Kilometer zu Kilometer lauter wurde. Es war mein Magen, stellte ich fest. Ein Paar Würstel mit Senf und Kren, egal was es kostet, und ein Cola, dann war es wieder still. Mehr konnte und wollte ich nicht essen. Ich wusste ja, am Abend erwartet mich beim Ruetz wieder wie jedes Jahr eine köstliche Mahlzeit. Wobei es bis Abend noch lange hin war.

„Hm“, dachte ich, „noch nicht einmal 13 Uhr, was mach ich jetzt?“ Ich schaute runter in´s Zillertal und beschloss, wieder einmal die Zillertaler Höhenstraße zu fahren. Wie oft bin ich die jetzt schon gefahren in den letzten fünf Jahren? Sechs Mal insgesamt sicher. Einmal fuhr ich sie an einem Abend in weniger als 40min. mit grade zwei Fotostops. Seit neuestem hab ich eine neue Taktik und kann noch flotter mehr Kilometer herunter spulen. Ich fotografiere während der Fahrt, dann muß ich nicht mehr wegen jedem Bild stehenbleiben. Ob das Sinn macht und wie viel, das weiß ich noch nicht so genau, aber es funzt (einigermaßen). Außerdem rauch´ ich ja seit 9. Jänner nicht mehr. Hab einfach aufgehört. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass man wegen sowas zu rauchen aufhört, aber ich habs getan, von einem Tag auf den anderen. Ich hatte schlicht und einfach keinen Bock mehr zu rauchen. Sachen gibts. Am höchsten Punkt der Zillertaler Höhenstraße (ungefähr wenigstens) hab ich mir eine Tschik angezündet. Wie, ihr denkt, ich bin rückfällig geworden? Nein, bin ich nicht. Das war so eine idiotische Anwandlung wie das Bier, das ich bei der Pässetour immer trinke. Und wieso eigentlich nicht?

Oh ja, irgendwie hatte ich ein wenig Angst davor, so eine Pässe-Zigarette zu rauchen. Ich hatte Angst, dadurch wieder zum Raucher zu werden. Aufzuhören war mir so leicht gefallen, daher wollte ich keinesfalls wieder anfangen. Wie oft hab ich mir gesagt, es ist blöd, Rauch einzuatmen. Nichts hat´s genutzt. Und dann hatte ich einfach keine Lust mehr zu rauchen! Sollte ich das aufs Spiel setzen? Ich war, vielleicht, bereit dazu. Ich wollte es vielleicht wissen! Bin ich Raucher oder Nichtraucher? Also zündete ich mir da oben eine braune Moods an. Das ist eigentlich keine Zigarette, sondern fällt, für mich zumindest, unter den Begriff Zigarillo. Keine Zigarette, aber auch keine Zigarre. Ich hatte sie in Wagrain bei einem Kaffeehaus mit Trafik gekauft, den ersten Zug aber für einen Berg aufgespart. Wozu? Hm….. So genau weiß ich das eigentlich nicht. Aber ich stellte es mir gut vor. Nach drei Zügen hab ich sie wieder abgedämpft. Öh, mir wurde schlecht! Wegschneißen wollte ich sie nicht, denn diese fünf runden Röllchen sind nicht ganz billig. Kosten mehr als 20 Zigaretten der Sorte, die ich vorher rauchte. Also die abgedämpfte Tschik in die Schachtel zurückgesteckt,  und weiter ging die Fahrt.

Eigentlich war ich ja schon wieder auf dem Weg nach unten, nach Aschau im Zillertal, aber da stand eine Tafel mit Fahrverbot am Wegesrand. „Gilt das jetzt hier für die Abfahrt, oder wie?“, überlegte ich und fuhr bergwärts. Dort kam ich zur Mautstelle auf der nördlichen Seite der Strecke und drehte wieder um. Aus dieser Richtung kam ich ja grade. Aber ich folgte dem Weg nicht wieder einfach runter, sondern bog links ab, wo mich der Weg wieder höher hinauf führte und unter einer Lifttrasse nach unten. Genau dort hielt ich wieder an und zündete mir den erloschenen Zigarillo-Stummel an. Wie Arnold Schwarzenegger stand ich hier nun, eine Zigarre…..Hust!!! Mann, das Ding raubte mir diesmal schon nach zwei Zügen die Luft! Ich hab den Stummel vor Wut weggeschmissen und fuhr weiter. Irgendwie wollte die Raucherei nicht mehr so richtig klappen.

 

Also raus aus dem Zillertal, rauf auf die Inntalautobahn und Richtung Brenner. Dann bei der ersten Ausfahrt unter Innsbruck abgefahren und auf wohlbekannten Straßen nach St.Sigmund zum Ruetz, wo mich die Wirtin begrüßte. Ich war wieder da. Der Rest des Tages verging ruck/zuck. Gegen 16 Uhr ein kräftiges und köstliches Essen, dann ein geruhsamer Schlummer im bequemen Bettchen. Als ich gegen 22 Uhr kurz erwachte, ging ich für das obligatorische St.Sigmund Foto auf den Balkon, um mich anschließend ohne weitere Umstände wieder zu Bett zu begeben. Ich war ja im Urlaub und nicht auf der Flucht!

Samstag, 16. Juni – Passo Stelvio 2757m
St.Sigmund – Kühtai – Oetz – A12 Inntalautobahn – Landeck – Nauders – Reschenpaß 1497m – Mals – Müstair – Santa Maria im Münstertal (CH) – Wormser Joch (Umbrailpaß) 2501m – Stilfser Joch 2757m – Rifugio Garibaldi 2845m – Prad – Schlanders – Meran – St.Leonhard in Passeier – Passo Rombo (Timmelsjoch) 2474m – Oetz – Kühtai – St.Sigmund im Sellrain
Streckenlänge: 358km

tirol vorarlberg graubuenden suedtirol

Gegen 5 Uhr erwachte ich, um 08:10 Uhr trank ich im Gasthof Alpenrose in etwa 1800m Seehöhe an den unteren Kehren zum Wormser Joch als erster Gast des Tages einen Kaffee, dann erklomm ich zuerst mit dem Motorrad den Passo Stelvio, um schließlich zu Fuß zum Rifugio Garibaldi etwa 100m höher vorzustoßen. Nach der kehrenreichen Abfahrt lernte ich noch den Indianer von Prad kennen und war nach der Überquerung des Passo Rombo wieder auf österreichischen Boden und gegen 14 Uhr beim Gasthof Ruetz in St.Sigmund. Gibts sonst eigentlich nix zu erzählen. Oder soll ich?. Will ich? Nun, ein bisschen vielleicht.

Zuerst erfreute ich mich am fast spiegelglatten Reschensee, in dem sich nicht nur der im Wasser stehende Kirchturm von Graun spiegelte, sondern auch umliegende Berge. Dann bog ich ins Münstertal (Val Müstair) in die Schweiz ab und in Santa Maria zum Umbrail Paß. Je höher ich kam, desto schöner wurde der Ausblick. Genau darauf hab ich mich schon lange wieder gefreut. Ich liebe das Stilfser Joch und ich liebe die Fahrt über den Umbrail Paß, der auch Wormser Joch genannt wurde. Paß ist das ja keiner, nur eine Auffahrt aus der Schweiz, die zum Stelvio führt. Aber ja, mein Gott. So haben halt die Schweizer noch einen Paß mehr. Gibt ja eh so wenig Berge und Pässe in der Schweiz, da soll man nicht kleinlich sein.

Langsam komm ich mir auf dieser Strecke wie daheim vor. Ich kenne sie sehr gut, bin sie inzwischen schon recht oft gefahren. Dass ich genau sechs Tage später hier wieder fahren würde, konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht vorstellen. Noch weniger konnte ich mir vorstellen, dass wir dann nur zwei sein würden.

Am Stelvio war nicht grade viel los, was um diese Zeit kein Wunder ist. Ich gehörte neben denen, die zur Arbeit hoch fuhren, zu den ersten Besuchern des Tages. Und gerade weil kein Rummel war konnte und wollte ich das tun, was ich schon lange tun wollte. Ich ließ das Motorrad auf der Paßhöhe stehen, nahm nur den Helm mit, sicher ist sicher, und stieg zur Garibaldi Hütte hoch, um von dort einmal die Aussicht zu genießen. Herrlich, kann ich nur sagen. Allerdings würde ich das bei großem Rummel am Paß nur ungern tun, weil mir da zu viele, äh, Deppen fahren, die nicht Moped fahren können und ich Angst hätte, es fährt mir einer meine Maschine über den Haufen. Bitte nicht falsch verstehen, ich will mir nicht anmaßen, anderer Motorradfahrer Fahrkönnen zu bewerten. Aber wer hier das sah, was ich schon sah, der kann praktisch nur zum Schluß kommen, dass hier Leute unterwegs sind, die schwer überfordert sind. Das ist alles, was ich damit sagen will. Und dass ich unter solchen Umständen um mein Motorrad, egal wie alt es ist, Angst hab.

Den Indianer von Prad lernte ich durch Zufall kennen. In erster Linie waren mir die bemalten Steine aufgefallen, die ich links neben der Straße und in einer Einfahrt sah. Ich drehte um, stellte das Motorrad ab, und genau bei dieser Gelegenheit lernte ich ihn kennen, den „Indianer“ Lorenz Kuntner. Natürlich hatte ich keine Ahnung, wer da vor mir stand, und noch weniger Ahnung hatte ich von seiner Kunst. Er stellte sich zu meinem Motorrad und frug, was ich hier mache. Ferner meinte er, wenn ich seine Kunstwerke anschauen, fotografieren wolle, dann müsse ich einen Euro bezahlen, ansonsten würde er mich herzlich bitten weiter zu fahren, denn Leute, die nur fotografieren und den Platz verstellen, die kommen mehr als genug. So in der Art lernte ich ihn kennen. Höflich, freundlich, mit einem breiten Lächeln, aber mit bestimmtem Auftreten.

Ich zückte die Brieftasche und überreichte ihm einen Fünfer. „Paßt schon. Du hast es mit deinen Steinen eh sicher nicht so einfach. Wie alle Künstler halt“, meinte ich grinsend. „Oh, das ist aber nett“, meinte er strahlend. „Dafür kannst du hier bis zum 31. Dezember herumlaufen, so viel du willst und alles fotografieren!“ Dieser Mann ist nicht nur Künstler mit dem Pinsel oder mit seinen Werkzeugen, er kann auch reden und ist äußerst sympathisch noch dazu. Seine „Wirkungsstätte“ ist der reinste Wahnsinn.

Auf der Fahrt vom Stelvio nach Prad befindet sich links sowas wie ein kleiner Park, der von Lorenz Kuntner angelegt und mit seinen Kunstwerken ausgestattet wurde. Ich meinte manchmal, Figuren der Inka oder Maja erkennen zu können, was jedoch laut Kuntner nicht der Fall ist. Seiner Auskunft nach handelt es sich um nordamerikanische Indianerkunst. Nachgebildet selbstverständlich vom Indianer aus Südtirol. Man kann sich kaum satt sehen, so viel gibts dort zu bestaunen. Und je länger man sich all das zu Gemüte führt, desto offensichtlicher wird der geradezu unheimliche Umfang seiner Kunst. Lorenz Kuntner scheint die Gabe zu besitzen, aus nahezu allem Kunstwerke herstellen zu können, seien es Steine, Hölzer oder Knochen. Ja, Knochen! Zahllose Knochen hat er zu Kunstwerken verarbeitet. Und Horn. Nein, keine Instrumente und auch kein Posthorn. Abwurfstangen vom Hirsch in rauen Mengen. Unglaublich. Man muß es gesehen haben, am besten in Original vor Ort.

„Sag einmal, bist du ein Jäger?“, frug ich vorsichtig angesichts der unzähligen Trophäen an der Hauswand. Was heißt Hauswand. Die Wand sieht man vor äh, vor was? Vor Kunstwerken fast nicht mehr, würde ich sagen. Man kann es wie gesagt kaum beschreiben, man muß es einfach gesehen haben. Schade. Ich hätte ihm gerne was abgekauft. Aber das war erst der zweite Tag meiner Tour, und ich konnte mir und kann mir noch immer nicht vorstellen, dass eines seiner Stücke diese Tortur unbeschadet überstanden hätte. Ach ja, zur Frage von wegen Jäger. „Nein, meinte er. Das sind lauter Abwurfstangen, wie man sie im Wald findet. Außerdem ist das mein Elternhaus“. Der Mann muß einen Teil seines Lebens in den Wäldern verbringen, der Menge an Stangen nach zu urteilen. Und alles irgendwie zu Kunstwerken zusammengefügt oder verarbeitet. Einfach toll.

Kunstvoll gelang es mir auch, wieder aus Meran herauszufinden. Gut, ich muß zugeben, ich hatte diesmal ein Navi mit. Zum ersten Mal hatte ich bei einer Motorradtour ein Navigationsgerät mit, und gleich am zweiten Tag der Tour leistete es mir gute Dienste. Ich irrte nicht plan- hilf- und sinnlos in Meran herum, ich fand dort hin, wo ich hin wollte. Dank Navi. Genau einen Tag später fanden wir in Meran auch genau dort hin, wo wir hin wollten, aber dann trotz Navi. Wäre ich stur dem Navi gefolgt, wäre das dank einer Baustelle ein plan-, hilf- und sinnloses Unterfangen geworden. So schnell ändern sich die Verhältnisse.

Das Timmelsjoch hab ich bei dieser Fahrt gar nicht richtig genossen, muß ich zugeben. Ich war schon so von Eindrücken angefüllt, dass einfach kein Platz mehr war. So fuhr ich den Berg auf der italienischen Seite flott hoch, auf der österreichischen gemächlich runter und war bald wieder beim Ruetz in St.Sigmund. Abermals ein herrliches Essen, dann stand plötzlich der Horst vor mir. Ist das nicht toll? Verletzt, kann nicht ordentlich Moped fahren, aber er setzt sich einfach ins Auto und kommt trotzdem. Hat mich sehr gefreut, Horst. Und dann dauerte es nicht mehr lange, bis auch der Rest der Bande auftauchte. Michael hatte den geliehenen Bus heiß gefahren, Andi, der Gummikuh-Fahrer kam mit einer Aprilia und Axel saß nicht (Gottlob) auf seiner Honda, sondern auf einer Suzuki. Theoretisch konnte es losgehen. Praktisch saßen Horst und Michael etwas länger im Garten und tratschten, während der Rest schlief. Ach ja, wir waren ja im Urlaub und nicht auf der Flucht.

Sonntag, 17. Juni – Von Tirol nach Barghe
St.Sigmund – Oetz – Timmelsjoch 2474m – Meran – Ultental – SS42 – SS239 Tione – SS237 – Hotel Al Poggio Verde I-25070 Barghe
Streckenlänge: 308km Strecke auf Google Maps

tirol trentinosuedtirol lombardei

Nach dem obligatorischen Gruppenfoto in aller Früh, mit Horst natürlich drauf, ging´s los. Erster Höhepunkt, zumindest topografisch, war das Timmelsjoch, das wir bei strahlendem Wetter erreichten. Mir machte Motorradfahren wieder einmal richtig Spaß. Recht flott kamen wir nach Meran, und recht flott sollten wir eigentlich die Straße nach St.Pankratz im Ultental erreichen, denn ich hatte ja ein Navi mit. Es konnte also praktisch nichts passieren. Navigationsgeräte bergen allerdings eine Gefahr, die man nicht unterschätzen sollte. Aus einem mir unerfindlichen Grund schalten sie das Hirn des Benutzers aus. Ich wollte das bisher nicht recht glauben, dachte, das passiert nur den Anderen. Nur andere drehen auf Anweisung des Navi im Tunnel um, nur andere fahren in einen Bach, wenn es das Navi verlangt. Jetzt hab ich den Gegenbeweis, es funzt auch bei mir. Und wenn das Ding noch so einen Blödsinn anzeigt, der Navifahrer tendiert dazu, dem Gerät blind folgen zu wollen. „Das Navi weiß, wo´s lang geht!“ Entschuldigung, aber ein Navi „weiß“ einen Scheißdreck!

Mein Navi lotste mich anfangs genau dort hin, wo ich laut meinen Aufzeichnungen ohnehin hinfahren wollte. Ich hab die ganze Strecke natürlich auf alt-herkömmliche Art geplant, auf Papier übertragen, und das Navi zur Erleichterung und zur Kontrolle – dachte ich wenigstens –  mitgenommen. Dann kam die Baustelle. „Ganz einfach. Du fährst jetzt von der Baustelle weg, und nach ein paar Kreuzungen bringt dich das Navi zuverlässig um die Baustelle herum dort hin, wo du hin willst“. Dazu wäre ein Navi gut und würde alles erleichtern. Meines funktionierte wunderbar. Es lotste uns absolut zuverlässig von der Straße, die ich per Zufall angesteuert hatte, zur Baustelle zurück! Ich bin mir sicher, ohne Navi hätte ich die nie wieder gefunden. Also nochmals.

Wieder fuhr ich ein paar Straßen weiter und folgte dann den Anweisungen des Navi, und wieder brachte es uns ohne große Umwege zur Baustelle zurück. Einfach Klasse, wie das funktioniert. Hätte ich mir nie gedacht. Man soll moderne Technik nicht unterschätzen. Mit etwas Wut im Bauch drehte ich wieder um, fuhr ein paar Straßen weiter, folgte dieses Mal aber nicht den Anweisungen des Navi, sondern meinem normal ganz gut funktionierendem Instinkt, und siehe da, ich hatte es geschafft und war in kürzester Zeit auf dem richtigen Weg. Nur war ich plötzlich alleine. Meine lieben Kollegen waren scheinbar einfach stehengeblieben und dachten, „der folgt eh dem Navi und kommt hier wieder vorbei“. Denkste.

Zweimal abbiegen nach der Baustelle war nämlich ein Kreisverkehr, an dem ein – braunes glaub ich – Schild „Zu den Pässen“ wies. Unter anderem zum Gampenjoch. Diese Strecke war ich erstens schon einmal gefahren und zweitens war die Anfahrt identisch mit der Anfahrt zur Straße ins Ultental, das wusste ich von der Planung. Also blieb ich in der Gampenstraße stehen und packte das Telefon aus. Zwei Telefonate und eine lange, glühend heiße Pause später hatten wir ausgemacht, wir treffen uns in St.Pankratz im Ultental. Andi hatte, wie auch Axel, ebenfalls ein Navi mit. 15 Minuten und 16km später waren wir wieder vereint unterwegs. Alles kein Problem, wenn man keines draus macht.

Das Ultental ist schön. Traumhaft schön zum Motorradfahren. Irrsinnig kurvenreich, relativ breit und mit bezaubernden Aussichten. Eine paradiesische Gegend. Wir fuhren bis zum Zoggler Stausee auf 1137m zurück und hielten beim Hotel Seerast Mittagspause. Na ja, Mittagspause der Uhr nach. Ein paar Sorten Tost und Eis, mehr gabs nicht zur Auswahl. Also einen Schinken-Käse Tost, damit der Magen nicht so kracht, ein Cola, und weiter ging die Fahrt.

Es muß irgendwo in der Nähe von Proves sein, da sieht man wunderschön ins Tal zum Lago di Santa Giustina, den wir letztes Jahr schon näher besichtigt hatten. Wir waren hier in dieser Gegend schon zweimal, aber immer etwas weiter östlich, beim Mendelpaß und auf der Strecke zum Gampenjoch. Heuer wählte ich zur Abwechslung eine etwas andere Route. Recht viel Auswahl hat man ja nicht am Weg zum Gardasee und in die umliegende Region.

Als wir von der SS42 auf die SS239 abbogen, betraten wir Neuland. „Madonna di Campiglio“ steht am Wegweiser. Was für ein Name. Zumindest für einen Skifahrer. Madonna (Nein, nicht die!) wird in einem Atemzug mit Cortina oder Kitzbühel genannt, was einem Friesen wie Michael, auch wenn´s nur ein zugewanderter ist, gar nichts sagt. Wir fuhren zwar nicht direkt durch Madonna, aber es reichte, um festzustellen, Madonna di Campiglio ist weit nicht so groß wie ich dachte. Ungefähr 1800 Leute sollen dort in 1550m Höhe leben, sagt Wikipedia. In Kitzbühel sind´s rund viereinhalb mal mehr.

An der Straße am Lago d´Idro hab ich mich echt geärgert. Der See ist so schön gelegen, aber es gibt kaum Gelegenheiten, die Aussicht zu genießen oder gar ein schönes Foto zu schießen. Man kann einfach kaum stehen bleiben. Vom südlichsten Zipfel des See sind es nur mehr ein paar Kilometer bis Barghe, unserem Tagesziel. Wieso das eher unbekannte, nicht am See gelegene Barghe und nicht ein Hotel am See? Ganz einfach. Die Preise, die bei Booking.com und anderswo für diese Herbergen aufgerufen werden, waren hart an der Grenze zu unverschämt. Sowas tu ich mir weder auf einer Motorradtour noch sonst im Urlaub an. Alles hat seine Grenzen. Ich versteh schon, mähen muß man, wenn das Gras hoch steht. Und im Winter wächst dort sicher kaum Gras. Allerdings hab ich keine Lust, für eine Nacht ohne allem weit jenseits von 100.- Euro zu bezahlen. Ich hab mein Geld auch nicht in der Lotterie gewonnen. Ergo fand ich etwas anderes, und es war gut so.

Ich glaub, auch ohne Navi ist das Hotel recht einfach zu finden. Bei der Einfahrt in den Ort, der nicht direkt an der Hauptverkehrsstraße liegt, ist ein Schild mit dem Namen des Hotels.  Man kann die Herberge allerdings leicht mit der Residenz eines wohlhabenden Mannes verwechseln, denn wie ein Hotel schaut das auf Anhieb nicht aus. Wir fuhren einmal um den Block, dann stellten wir fest, „Das ist keine große Privatvilla, das ist es!“ Wir waren im Reich von Enzo Boschi angekommen.

„Hallo. I´m Johannes Gerstl from Austria…….blablabla…….“. Ich hatte sämtliche Hotels für die Tour im Voraus gebucht, wollte jeden Streß, Unterkünfte in fremdem Gebiet suchen zu müssen, vermeiden und unnötiges Tempo sowie Zorres herausnehmen. Der „Portier“ reichte mir die Hand und hieß mich willkommen. Dann erledigten wir die Formalitäten. Ich erfuhr auf meine Frage hin auch, dass das Hotel nicht so neu war, wie es aussah, und wir bezogen unsere Zimmer.

Am Abend saßen wir auf der Terrasse am angerichteten Tisch, wo der Portier persönlich, im vollen Ornat des Küchenchef inklusive Kochhaube, die Bestellungen entgegen nahm und mit seinen Empfehlungen half. Herr Enzo Boschi, Hotelbesitzer, Küchenchef und Portier in Personalunion, war in seinem Element. Einem köstlichen Appetitanreger folgten Spiralnudeln mit Meeresfrüchten (Muscheln, Krabben, Scampi und was weiß ich noch) und wurde mit einem vorzüglichem Steak abgeschlossen. Stehts servierte der Meister persönlich. Mit nichts konnte man ihm mehr Freude bereiten, als mit einer netten Geste und lobenden Worten für seine Kochkunst, das sah man am strahlendem Gesichtsausdruck.


Quelle: Foto Mr. Enzo Boschi

Enzo Boschi hat sein Leben der Gastronomie verschrieben, das sieht man an jeder Kleinigkeit. Seine Art zu arbeiten ist Kunst, und wir genossen seine Kunst. Kunst hat aber auch ihren Preis. Wir waren gespannt, wie hoch der Meister seine Kunst bewerten würde. Würden wir die nächsten Wochen in der Küche arbeiten müssen?

 Montag, 18. Juni – Emilio Romagna – Parma
SS237 Nave – Via Maddalena – Brescia – SS45bis – Cremona – SS87 – SP33 – SP10 – My One Hotel Villa Ducale I-43122 Parma
Streckenlänge: ca. 150km

Gottlob waren unsere Befürchtungen absolut überflüssig. Am nächsten Morgen strahlte nicht nur Meister Boschi, jetzt strahlten auch wir wie die Weihnachtsmänner. Alle waren zufrieden. Mit einem Händedruck verabschiedeten wir uns, dann konnte der neue Tag beginnen. Nicht ab in die Küche, sondern ab in den Süden.

Wir folgten der vertrauten SS237 weiter bis Nave vor Brescia, bogen dem Navi folgend (meine Aufzeichnungen deckten sich absolut mit den Angaben des Navi) beim Kreisverkehr in die Via Muratello ein, frugen den Chef eines Kanalbautrupp (er war schön angezogen und hatte den Plan in der Hand, also war er wohl der Chef) nach dem Weg (es war kurz etwas verwirrend, aber wir waren richtig), und standen schlussendlich vor einer Fahrverbotstafel. Was nun?

Ich drehte um und suchte mir zuerst einmal jemand, der mich verstand, was nicht so einfach war. Bei zwei Arbeitern einer kleinen Firma hatte ich Pech. Sie konnten sich zwar vorstellen, was ich wollte, aber so richtig verständigen konnten wir uns leider nicht. Also nächster Versuch. In der Straße, in der ich mich grade befand, waren lauter mittelständische Betriebe aufgereiht, einer neben dem anderen. Lüftungsbau, Spengler, Tischler, Stahlbau und was weiß ich noch alles. Also dacht ich, ich such mir hier einen der Chefs, der kann unter Umständen englisch, und wir wären gerettet. Dann fuhr ein großer Geländewagen aus so einem  Firmengelände. „Den schnapp ich mir“, dachte ich und schnitt ihm vorsichtig und mit beschwichtigender Gestik den Weg ab. Vorsichtig deshalb, weil ich keineswegs den Eindruck erwecken wollte, das wäre ein Überfall oder sowas in der Art. Ich wollte nicht unbedingt in einer kleinen Seitenstraße eines Vorortes von Brescia aufgrund eines Irrtums von einem Geländewagen überfahren werden.

„Exkjus mi, du ju spik englisch?“ „Oh. Not well“. „Macht nix, ich auch nicht gar so well“. Wir verstanden uns prächtig. Die Tafel, stellte sich heraus, hatte überhaupt keine Bedeutung. Es war keine Hauptverkehrsstraße, aber es gab keine Einschränkungen für den öffentlichen Verkehr. Also kehrte ich zu den Jungs zurück, und wir fuhren los.

Die Straße ist es absolut Wert, gefahren zu werden. Sicher, eine geile Passstraße ist das nicht. Sie ist eng, der Asphalt ist teilweise recht brüchig, aber insgesamt gefällt sie mir sehr gut. Oben gibts ein paar Gaststätten, aber alles scheinbar nur am Wochenende oder in der Ferienzeit geöffnet. Einer Dame da oben durfte ich sogar zeigen, wie man den Laubbläser anwirft. Wozu sie das Laub mit dem Ding wegblasen wollte, war mir allerdings ein Rätsel. Da war alles voll Laub, und das Ding war relativ klein. Ich hätte da was besseres gewusst.

Bei der Abfahrt nach Brescia (mit rund 200 000 Einwohnern nicht mehr ganz klein) kann man öfters einen schönen Ausblick auf die Stadt genießen. Drunten gehts ziemlich einfach weiter. An der Hauptstraße links abbiegen und den Wegweisern nach Cremona folgen.

Auf eines sollte man sich ab Brescia allerdings gefasst machen. Die Höhenstraße war für längere Zeit nicht nur die letzte Anhöhe, die man fährt, sondern auch die letzte, die man sieht. Ab jetzt wird´s flach. Jetzt gibts nur mehr Ackerland rundherum, die höchsten Erhebungen sind Strohballen auf den Feldern, oder Kirchtürme in den Ortschaften.

Bei Cremona überschritten wir auf der SP33 nicht nur den berühmten Po, sondern auch die Grenze von der Lombardei zur Emilia Romagna, dem zuletzt erdbebengeschüttelten Teil Italiens. Und ziemlich an dieser Grenzlinie hätte mir ein Irrtum fast das Leben gekostet. Ich weiß nicht mehr genau, bei welcher Kreuzung das war, aber ich verwechselte eine absolut gut beschilderte T-Kreuzung mit einem Kreisverkehr, war schon wieder am Gas, weil ich dachte, ich befinde mich im Kreisverkehr, und hatte plötzlich die Breitseite eines Sattelschlepper vor mir. Ich hab nicht reagiert, ich hatte keine Zeit dazu. Mein Körper hat reagiert. Über 30 Jahre schnell fahren haben die Reflexe geschärft, und die haben reagiert, wie auch der Fahrer des Sattelschleppers reagierte.

Der hat seine Kiste unter lautem Hupen (was mich erst auf meinen Irrtum aufmerksam machte!) mit einem wilden Schlenker nach links gerissen und mir – vielleicht – die paar Zentimeter Raum verschafft, die mir das Überleben sicherten. Ich sah alles ganz genau und wie in Zeitlupe, dabei handelte es sich um Sekunden und Bruchteile davon. Das Vorderrad war rubbelnd an der Blockiergrenze, ich sah aber keine Chance, die restliche Geschwindigkeit innerhalb der kurzen, verbleibenden Distanz zu vernichten, zum Stillstand zu kommen. Alles andere wäre ja fatal gewesen. Der LKW hätte mich zermalmt. Ich sah mich schon tot, doch plötzlich stand ich, als hätte mich eine riesige Faust festgehalten. Langsam und etwas ungläubig hob ich die rechte Hand, um mich beim LKW Fahrer zu bedanken, dann fuhr ich weiter. In diesem Moment war in mir absolute Leere. Ich war dem sicheren Tod von der Schaufel gesprungen. Ein idiotischer Irrtum hätte mich umgebracht.

Am nächsten Abzweig bog ich rechts ab und blieb stehen. Dann überwältigte mich die Erleichterung, überlebt zu haben. Mir liefen nur mehr schluchzend die Tränen über die Wangen. Weichei? Mag sein. Ward ihr schon einmal so knapp vor´m Tod? Ich hab solche Momente schon öfters erlebt. Aber erst zum zweiten Mal erlebte ich so eine Reaktion. Ansonsten war ich immer kalt wie der Nordpol geblieben. Vielleicht kommt das von der Gewissheit, dass es nicht gut ist, dem Tod zu oft so nahe zu kommen? Ich weiß es nicht. Was im Anschluß passierte, verstand ich allerdings überhaupt nicht.

Wir fuhren weiter Richtung Parma. Andi war voraus gefahren, um unter Umständen ein Lokal für´s Mittagessen zu finden. In den wenigen Dörfern neben der Straße war nichts zu finden. Wir wussten keiner, wo Andi war, ergo war es für mich nur logisch, ganz langsam zu fahren und ihm so irgendwie wieder den Anschluß zu ermöglichen. Wir hatten nichts gestohlen, wir waren nicht auf der Flucht und wir wussten keiner!, wo Andi war. Und als ich so ganz gemütlich vor mich dahin fuhr, ständig ein Auge auch im Rückspiegel, um den Andi, falls er aus einer Seitenstraße auftauchen sollte, nicht zu übersehen, näherte sich von hinten ein LKW und begann offensichtlich zu drängeln. Ich reagierte natürlich nicht. Wozu auch? Soll er doch vorbei fahren, wenn er will. War eh schnurgerade, übersichtlich und flach wie ein Tisch vor uns. Wo war das Problem? Die Spagetti scheißen sich ja sonst auch einen Dreck um Vorschriften!

Wir wussten nicht, wo einer unserer Kumpel war, und lustig, der wusste natürlich auch nicht, wo wir fuhren, ob wir fuhren, oder ob wir noch dort standen, wo er uns verließ. Tolle Kombination. Und dann wird mir vorgeworfen, ich solle nicht mehr vorne fahren, ich wäre dazu aufgrund des Zwischenfalls nicht mehr fähig? Ich dachte, ich spinn. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ja, ich hatte mich geirrt und wäre fast verreckt. Na und? Das war vorbei! Menschen irren sich ständig, mehr oder weniger. Das ist kein Grund, in Panik zu verfallen und handlungsunfähig zu werden, verdammt noch einmal! Ich bin dem Tod nicht zum ersten Mal von der Schaufel gesprungen!  Außerdem war der Vorwurf in Anbetracht der Situation unlogisch. ja sogar absurd. Andererseits kennen wir uns natürlich gar nicht so gut, dass wir einander immer wirklich richtig einschätzen können.

Bis kurz vor Parma war wieder alles im Lot, die Hitze hatte uns fast aus den Lederkombis gebrannt, und dann hat uns die Realität einen Streich gespielt, oder wie auch immer man das bezeichnen soll. Etwas in der Ferne planen und dann vor Ort durchführen, das sind oft zwei Paar Schuhe. Ich hatte mir durch Zufall etwas ausgetüftelt. In Viarolo kurz vor Parma wollte ich links abbiegen und von hinten herum, über schmale Wege zwischen den Feldern das Hotel erreichen. Hätte auch geklappt, wenn wir wie von mir geplant weitergefahren wären. Aber die Realität schaute bei weitem nicht so aus wie in der Planungsphase auf Google Maps.

Wir bogen genau richtig nach links ab, fanden auch genau die richtige Straße. Ja, nur war diese Straße, die Strada Pozzolo und in weiterer Folge die Strade Vallazza,  in Original ein übler Schotterweg! Laut Navi (wieder diese Scheiße!) befanden wir uns hier ungefähr am Mond. Das Ding konnte unseren Standort nirgends zuordnen. Aber meine Aufzeichnungen sagten, wir sind hier richtig. Ich fuhr ein Stück dem „Feldweg“ folgend rein, drehte dann aber wieder um, denn mir fuhr keiner nach. Die dachten alle, der alte Ösi spinnt. Nö, das war schon richtig so. Allerdings machte ich einen Fehler. Ich ließ mich hier verunsichern. Ich, der das geplant hatte, glaubte selber nicht mehr dran, dass das stimmte, und das war der große Fehler. Ich hab noch überall hin gefunden, und wir wären auch hier richtig gewesen. Die „Straße“ bis zur nächsten Siedlung gradeaus weiter, dann unter der Eisen- und Autobahn durch, und wir wären genau dort gewesen, wo ich gesagt hatte – auf der Via Moletolo und beim Fluß. Und das witzige dran ist, diese Via Moletolo wäre genau die selbe Via Moletolo gewesen, an der unser Hotel lag. Diese Straße beginnt mehr oder weniger als Feldweg! Nur muß man jetzt ehrlicherweise zugeben, dass das in Original nicht vertrauenserweckend ausgeschaut hat. Gestimmt hat´s allerdings.

Ich ließ mich also verunsichern, gab dann auch noch im Navi eine kleine Ortschaft als Ziel ein, die wir nie fanden, und stellte dann auf Plan B um. Einfach rein nach Parma, auf die SS9 und bei der Abfahrt Via Moletolo nach Norden abfahren. Ein paar hundert Meter weiter war das Hotel. Genau so, wie ich es auf Papier stehen hatte. Das Navi sollte die Fresse halten.

Sehr fesche Mädels empfingen uns, wir bezogen die Zimmer, duschten, zogen uns um und setzten uns zum Springbrunnen ins Freie. Ich bestellte Bier, erklärte der netten Dame, was ein Radler ist, dann beschlossen wir, zu Fuß in die Stadt zu latschen. Ich mag sowas ganz gerne. Man lernt das, wo man geht, weit besser kennen als das, wo man mit einem Taxi fährt. War ja nicht so schrecklich, ein Stück zu Fuß zu gehen, oder? Bei diesem Fußmarsch erfuhr ich, dass es für Axel schlicht eine Katastrophe war, durch diesen flachen Teil Italiens zu fahren. Für ihn brach eine Welt zusammen. „Flach ist es bei mir daheim auch, da brauch ich nicht nach Italien fahren!“, meinte er. „Am liebsten hätte ich schon weit oben nach Brescia umgedreht!“ Ich verstand zuerst nur Bahnhof. Wie? Was? Aber……..Zwecklos.

Ich gestehe, ich versteh´s noch immer nicht wirklich, aber irgendwie versteh ich den Moment damals. Ja, es war dort ehlend flach. Da mussten wir eben durch auf dem Weg in den Süden. Allerdings war es nicht nur flach, es war auch brütend heiß. Das ist doch was! Uns wurde wirklich was geboten für´s Geld. Die Spagetti hatten eingeheizt wie in der Hölle. An die 40°C hatten wir an einer Anzeige abgelesen. Da kann man doch nicht meckern, oder? Und außerdem hatte ICH diese Tour geplant, und das war noch nie gar so Scheiße. Oder?

Ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass ich so vertrottelt war und unwissend in Italien eine Flachlandtour geplant hatte. Ich wusste genau, was ich geplant hatte und ich wusste auch, was ich in Kauf nehmen muß, um mein Ziel, La Spezia, zu erreichen. Nur Axel wusste das nicht und Andi wusste das auch nicht. Sie wussten das nicht, weil sie den Tourplan gar nicht gelesen hatten, sondern blind zusagten. „Es geht in die Berge“, war ihre Meinung, die ja nicht falsch war. Es ging grundsätzlich in bergiges Land. Es war aber auch ein flacher Teil zu überwinden, weil der nun einmal damals vom Herrgott angelegt wurde, als er Italien schuf. Irgendwo müssen die Italiener ja auch die Spagetti anbauen, und am besten geht das im Flachen. Genau dafür hat er die Po-Ebene geschaffen, die wir hier durchfuhren. Das konnte ich aber niemandem erklären, denn da  waren die Würfel schon gefallen.

Nach der Stadtrunde, bei der wir es uns eigentlich, so meine ich zumindest, recht gemütlich machten, etwas zu essen fanden, Bier tranken, Fußball schauten und Leute verarschten, ließen wir uns von einem Taxi zurück zum Hotel bringen und schliefen uns aus. Am nächsten Tag wurde die Vermutung zur Gewissheit. Alles wurde anders.

Dienstag, 19. Juni – La Spezia und das Mittelmeer
SS665 Langhirano – Bastorello – SP13 Corniglio – SP75 – Passo di Ticchiano 1154m – SS665 – Lago Paduli – Passo di Lagastrello 1200m – Licciana Nardi – SP21 – SP17 – SS63 – Soliera – SS446 nach Carrara – La Spezia Hotel Birillo Via dei Mille 13
Streckenlänge: ca. 188km 
Strecke auf Google Maps

emiliaromagna toskana ligurien

Wir standen relativ spät auf, zogen uns an und packten die Motorräder. Dann verabschiedeten wir uns und trennten uns in zwei Gruppen. Axel und Andi fuhren in den Norden zurück, Michael begleitete mich weiter in den Süden. Wir sind alle erwachsene Leute und müssen wissen, was wir wollen und was wir tun.

Es war schon ziemlich warm bei der Abfahrt. Geschätzte 25°C am frühen Vormittag. Vielleicht auch mehr. Einige Kilometer unter Parma tankten wir und schöpften Hoffnung. „Vielleicht ist der alte Ösi doch nicht ganz so blöd, wie er ausschaut?“, dachte ich grinsend, als wir in der Ferne die ersten Hügelketten sahen. Langhirano war unsere nächste Station, ab da sollten wir die Ebene hinter uns gelassen haben. 7km weiter, in Pastorello, wo es schon recht ordentlich hügelig – und heiß – war, zweigten wir auf die SP13 ab und befanden uns umgehend im Motorradfahrer-Paradies. Meine Güte, das war ein Hammer. Und was das schöne dran war, es kam so unverhofft. Sicher, wir hatten den flachen Teil schon verlassen, hatten die Hügel schon gesehen, aber urplötzlich waren wir in einer anderen Welt, die wir bis Carrara, 120 Kilometer später, nicht mehr verlassen würden.

Wir fuhren höher und höher, kamen durch kleine Dörfer, und schlängelten uns immer weiter in diese bucklige Welt hinein. Die Straße war eng und kurvenreich, wild wie in den Ötschergräben. Und genau das war der Vergleich, den ich über viele Kilometer suchte. „Womit lässt sich diese Gegend vergleichen?“, überlegte ich immer wieder. Dabei fielen mir nur zwei Strecken ein, die mit dieser einigermaßen vergleichbar sind. Einmal die Strecke vom Lago di Sauris nach Westen über die Sella di Razzo und Sella Ciampigotto, und einmal die Panoramastraße unterm Ötscher von Wienerbruck nach Puchenstuben. So schauts auch entlang der SP13 und SP75 aus, wild zerklüftet und waldreich. Märchenhaft schön.

Wir saßen in einem kleinen Dorf auf der Leitschiene, schauten in die weite hügelige Gegend und lachten. Und dort fiel mir der Unsinn mit der flachen Gegend ein. „Michael, wenn die wüssten, wo wir jetzt fahren!“, meinte ich. „Die denken, da ist alles flach“. Und nach einer Weile fiel mir ein, wir könnten uns als Liebhaber solch flacher Landschaft bei der Flat Earth Societie um die Mitgliedschaft bewerben. Wenn die Erde schon keine Scheibe ist, was wir beide nicht glaubten, dann war sie wenigstens flach wie ein Bügelbrett. Wenn flach so ausschaut, dann wollten wir ab sofort nur mehr im Flachen fahren.

Bevor wir wieder die SS665 erreichten, überquerten wir unseren ersten flachen Pass, den 1154m hohen Passo di Ticchiano. Ja, Rekord schlägt er mit dieser Höhe keinen. Viel höher ist der beliebte Mendelpaß jedoch auch nicht. Rekord jagt war auch gar nicht Sinn dieser Tour. Wir hatten jedenfalls einen Pass in der Tasche, den wir bisher nicht kannten. Beim Lago Paduli, einem Stausee, hatten wir nicht nur den Passo di Lagastrello erreicht, sondern auch die Grenze der Regionen Emilio Romagne und Toskana. Das kleine Gasthaus, in dem wir die köstlichsten Nudeln der Welt speisten, lag schon auf toskanischem Gebiet.

Fast wäre ich dran vorbei gefahren. Fast. Zuvor hielten wir kurz beim Staudamm, der nicht aus Beton besteht sondern aus aufgeschüttetem Material, wie bei einem der Kamp-Stauseen im Waldviertel. Bei der Weiterfahrt zogen wir an einem Häuschen vorbei, das irgendwie nach Gaststätte aussah. Ich drehte sofort um und hielt am Parkplatz. „Was ist? Essen wir hier was?“ frug ich Michael. „Klar“.

Die kleine, einsame Gaststätte schien sehr ruhig gelegen zu sein, obwohl sie an der SS665 liegt. Später, als wir schon 30min kein Fahrzeug vorbeifahren sahen, hörte ich in einem Gespräch zwischen dem Wirt und anderen Gästen mit, dass hier kaum mehr was los sei. Keiner, der in den Süden muß, fährt mehr durch diese kuvenreiche, bergige und abgelegene Gegend. Die benützen alle die E33 im Westen, das geht viel schneller. Nur mehr an Wochenenden und in den Ferien ist hier noch richtig was los, wenn Touristen und Ausflügler kommen, und Motorradfahrer natürlich.

„Was sollten wir den nun essen?“, fragten wir uns. Auf der schattigen Veranda hatten wir einen gemütlichen Platz gefunden. Der Wirt räumte das Geschirr der Vorgänger weg und nahm die Bestellung entgegen. „Äh, ich hätte gerne……äh……, Scheiße, ich kann nicht Italienisch, was sag ich den jetzt?“ Den beiden Gästen hinter uns hatte der Wirt grade Nudeln serviert, die sahen sehr gut aus, und ich hatte sowieso grade Gusto auf Nudeln. Ich deutete auf den anderen Tisch und meinte „Spagetti, per favore“. Sofort verfinsterte sich das ansonsten nicht unfreundliche Gesicht des Wirten, die Fäuste ballten sich, die Nüsten weiteten sich wie seine Augen, dann legte er grollend los und erklärte mir auf Italienisch derart, dass das KEINE SPAGETTI waren, dass das sogar ich ohne Dolmetsch verstand. Bei seiner Ansprache wurde seine Stimme etwas lauter, dafür ich immer kleiner und kleiner. Grade, dass ich nicht unterm Tisch verschwand. Plötzlich drehte er sich um, warf den Kopf in den Nacken und dampfte ab. Wir saßen da und atmeten durch. Überlebt.

Mama mia, das war knapp. Ich hatte zu seinen handgefertigten Nudeln Spagetti gesagt, sie mit Nudeln eines Supermarktes verglichen, den Meister beleidigt. Grad so, als hätte ich ihm mit meinen Motorradstiefeln in den Hintern getreten. Zuerst ließ er uns dunsten. Dann brachte er die Getränke. Unwirsch knallte er sie auf den Tisch, warf wieder angewidert den Kopf in den Nacken und stapfte zu den Nudeln in der Küche. Ich weiß nicht mehr, wie sie hießen, aber……. Nein, später.

Nach einer weiteren Weile brachte er die Teller, und dann einen großen Pott mit dampfenden Nudeln, mit feinster Souce übergossen und mit Pilzen garniert, den er zwischen uns auf den Tisch knallte. Wieder dampfte er mit saurer Miene davon. „Mann, der ist noch immer sauer wegen der Spagetti!“, dachte ich, und zog den tollen Geruch in die Nase. „Schaut gut aus“, meinten wir beide, dann füllten wir uns die Teller.

„Lieber unbekannter Herr Wirt, ich gelobe, ich schwöre beim Leben meiner verblichenen Großmütter, nie wieder im Leben sag ich zu deinen köstlichen Nudeln Spagetti, so wahr mir der große Gasförmige helfe“. Leute, das waren die besten Spa……äh, Nudeln, die ich in meinem Leben je gegessen hab. Als der Wirt zurück kam und die leeren Teller sowie die leere große Schüssel fand, alles sauber restlos mit Brot ausgeputzt, da strahlte er wie Tschernobyl und Fukoshima zusammen. Mit einem unendlich breitem Grinsen räumte er den Tisch ab und schwebte fast in seine Küche zurück. Er hatte es uns gezeigt. Er hatte uns den Unterschied zwischen Spagetti und seinen Nudeln auf die einprägsamste Weise gezeigt, die man sich denken kann. Danke! Der Standort dieses bezaubernden kleinen Lokals mit den besten Nudeln der Welt ist genau HIER Mehr kann ich leider nicht tun, denn trotz Fotos hab ich nicht die geringst Ahnung, wie es heißt und wer der Besitzer/Koch ist. Wenn ihr zum Lago Paduli kommt, bleibt beim kleinen Gasthaus stehen und kostet die Nudeln mit Pilzen. Aber um Himmels Willen, sagt nicht Spagetti dazu!

Nach diesem kulinarischen Höhepunkt sollte noch der topographisch/geographische Höhepunkt des Tages folgen, der erste Blick aufs Meer. Das dauerte noch eine Weile. Zuerst mussten wir Licciana Nardi erreichen, wo wir links in eine kleine Seitenstrasse, der SP21, abbiegen würden. Die Ortschaft kann man nicht übersehen, den Abzweig schon, trotz Navi. So klein hatte ich mir das Strässchen nicht vorgestellt. „Abzweig in 10m – in 5m“ zeigte das Navi. „Scheiße, da war sie die……? Strasse? Weg? Pfad! Na ja, es war nicht so schlecht wie auf den ersten Blick zu vermuten. Nur der Abzweig war Wahnsinn. Der Pfad wurde so breit, dass einem auch jemand entgegen kommen durfte, ohne dass man in die Wiese fuhr. Bei einem Schild vor einer Brücke wurde uns klar, wo wir uns da befanden. Wir befuhren grade eine bekannte Weinstrasse, die Strada del Vino dei Coli di Candia e di Lunigiana. Mehr dazu gibts im Onlineführer „Weinstraßen der Toskana“ zu lesen.

Man kann sich da praktisch kaum verfahren, obwohl sich einige Möglichkeiten anböten, irgendwo abzubiegen. Diese Gelegenheiten böte sich alleine schon deswegen an, weil die Gegend so märchenhaft schön ist. Es ist dort überall schön. Aber wer einfach der augenscheinlich ausgefahrenen Straße folgt, der kommt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit rüber zur SS63, und wer dann auch noch den Abzweig weiter südlich bei Soliera findet, der kann Fosdinovo (ist beschildert) und anschließend Carrara nicht mehr verfehlen. Das gibts praktisch gar nicht. Die SS446 führt sehr gut beschildert dort hin. Beschreiben kann man diese Fahrt kaum. Schön, sehr schön, märchenhaft, blablabla………Das ist alles Käse. Bilder links und rechts: Standort auf Google Maps

Ich las immer, die Toskana ist so schön, so romantisch, so was weiß ich was. Lauter Aussagen, die Touristen anlocken sollen? Aussagen von Leuten, die dort waren und begeistert zurück kehrten? Diese Weinstraße liegt im nordwestlichsten Teil der Toskana, aber wenn der Rest auch so ausschaut wie das, was wir davon sahen, dann ist diese Region ein Paradies. Ich war hier zum ersten Mal und finde kaum Worte, um das zu beschreiben, aber eines weiß ich mit Sicherheit (nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit!), hier komm ich wieder her! Und wenn sich zwischen der nördlichen Bergwelt und dieser Zauberwelt statt der über 100km langen fruchtbaren Ebene eine über hundert Kilometer lange Sandwüste bilden sollte, dann werde ich da durch fahren, um nochmals hier her zu gelangen. Das ist es mir Wert.

Die hohen Berge rechts vor uns hatte nicht nur ich gesehen, sondern auch Michael hatte sie schon bemerkt. Irgendwie passten sie gar nicht hier her. Sie störten die zerklüftete Hügelwelt, die so eine märchenhafte Anziehnungskraft besitzt. Diese Berge waren einfach zu hoch für diese Landschaft! Und dann, ganz rechts, gradewegs im rechten Winkel zu unserer Fahrtrichtung, NICHTS………Nur blauer Dunst in der Ferne, sonst nichts! Das Mittelmeer. Dieser Ausblick kam irgendwie so überraschend, so unvermittelt, dass es mir direkt den Atem verschlug. Ich schaute in den Spiegel, sah den Michael hinter mir, und der schloß auf mich auf, fuhr an mir vorbei, fuhr vorne weg…….
Ich wusste sofort, was er suchte. Er hatte das Gleiche gesehen wie ich und suchte das Gleiche. Einen Platz, um das Motorrad gefahrlos abzustellen, einen Platz, wo man diesen Ausblick aufs Meer genießen kann suchte er. Dann hielten wir an und staunten. Wir standen oben in den Bergen, und weit vor und unter uns eine Hafenanlage und das Meer. Was für ein Anblick!

Der Rest ist schnell erzählt. Nachdem wir den Abstieg nach Carrara gemeistert hatten folgten wir einfach den Schildern Richtung La Spezia. Da braucht man weder Karte noch Navi. Eine Baustelle mit Straßensperre brachte etwas Verwirrung ins Spiel, ansonsten war die Fahrt ins Hotel ohne besonderen Vorkommnissen. Im Stadtgebiet kristalisierte sich ein kleiner Unterscheid fahrerischer Natur zwischen mir und Michael heraus. Unbedeutend, aber trotzdem führte das später zu einer kleinen Diskussion darüber. Motto der Diskussion: „Wie fährt man in einer Stadt Motorrad?“ Oder „Fühle ich mich erniedrigt, wenn mich ein Roller überholt?“ Aber was soll´s. Wir einigten uns, jeder den Standpunkt des Anderen zu akzeptieren, und damit war das Thema erledigt. Michael, der Anarchist, ich, der Mann im Bus-Modus. Und trotz der Unterschiede kommen wir zusammen ans Ziel, wie man immer wieder sieht. Nur das zählt.

Also, um ehrlich zu sein, ganz problemlos war das nicht mit dem Hotel. Gefunden haben wir es relativ rasch, nur stehenbleiben durfte man dort nicht. Zumindest schien uns das so. Schon gar nicht gabs eine Garage oder einen eigenen, gekennzeichneten oder reservierten Parkplatz. Ergo fuhren wir zwei Straßen weiter und stellten dort an einer Kreuzung die Motorräder ab. Weil grade zwei uniformierte Mädels daher spazierten, dachte ich, „na, wenn´s die nicht wissen, was wir hier dürfen, wer dann?“ und frug einfach. Um zu verstehen, dass wir hier nicht parken dürften, brauchten wir weder Italienisch noch Englisch zu können. Das war eine gebührenpflichtige Kurzparkzone, aus der wir uns in kürzester Zeit wieder zu verpissen hatten, wollten wir keine Strafe bezahlen. Hm, was nun? Während Michael die Damen weiter unterhielt (oder was auch immer), zockelte ich zum Hotel und sagte mein Sprüchlein auf. „Hallo, I´m Johannes Gerstl from Austria and ….blablabla…….“. Mickeymaus war mir sofort sympathisch. Sie hatte so ein nettes, freundliches Lächeln. Wie sich herausstellte, war sie, fast wie Herr Boschi, alles in einer Person. Nur hatte sie es insofern leichter, weil sie keine echte Küche hatte. Bloß Frühstück, sonst nix, soweit mir gekannt ist. Dafür hatte Boschi eine Familie. Bei Mickeymaus war davon nichts zu erkennen.

„And the Motorcycles?“ wollte ich wissen. Ein etwas ratloses Gesicht, das sich aber rasch erhellte. „No Problem. You have one Motorcycle?“ „No, we have two. Two men, two Motorcycles!“ Wir sind ja keine Lederboys, die zusammen auf einem Bike fahren! Doofe Nuß! Gottlob sagte ich das nicht laut, denn nächsten Tag stellte sich heraus, sie kann etwas Deutsch. Beleidigen wollte ich sie ja nicht. Zusatzinfo für die Bilder unten: Teilstrecke von Licciana Nardi nach Carrara auf Google Maps

   

Also stapfte ich zurück zu Michael, dann fuhren wir über 4 Ecken zum Hotel und bugsierten unsere Motorräder am Gehsteig dicht an die Hauswand beziehnungsweise halb in einen unbenutzten Eingang, der zum Hotel gehört. Jetzt war es wieder gut, dass wir nur mehr zu zweit waren, den mehr Platz war nicht da. Immerhin befanden wir uns mitten in der Stadt, ein paar hundert Meter vom Zentrum entfernt.

Das Zimmer war zwar klein und einfach, aber sauber, der Kühlschrank reichlich bestück und das Meer nicht weit. Mittelmeer, wir kommen! Aber wir waren recht anständig unterwegs. Keiner hatte zu viel (nicht all zu viel) gesoffen, keiner war unanständig aufgefallen, und um zehn Minuten vor dreiundzwanzig Uhr waren wir wieder beim Hotel zurück. Wir mussten, oder wir wollten, ja am nächsten Tag wieder Motorrad fahren.

Mittwoch, 20. Juni – Nationalpark Cinque Terre – Piacenza
La Spezia – Riomaggiore – Corniglia – Vernazza – Levanto – SS566b San Pedro Vara – SS523 Varese Liguri – Passo di Cento Croci 1055m- SS359 Bedonia – Passo Montevaccá 805m – Ponteceno di Sotto – SP25 Pione – Faggio – Le Moline – SP654R nach Piacenza – I-29100 Piacenza Via C.Colombo 29 Euro Hotel
Streckenlänge: 189km
Strecke auf Google Maps
Karte der Region Cinque Terre

ligurien emiliaromagna

Der Streckenverlauf zwischen La Spezia und Levanto. der auf der Google Karte angezeigt wird, entspricht nicht der tatsächlich gefahrenen Route. Das liegt einerseits daran, dass wegen Bauarbeiten Streckenteile freigegeben waren, die normal nicht öffentlich befahrbar sind, andererseits daran, dass dieses Programm stur ist wie ein Panzer und ich keine Lust hab, sinnlos dran meine Zeit zu vergeuden. Also erzähl ich einfach, wie´s dort war.

Nach einem reichhaltigem Frühstück verabschiedeten wir uns von Mickeymaus, unserer Gastgeberin. Bei dieser Gelegenheit beichtete sie uns, sie könne etwas Deutsch, denn ihre Schwester, wenn ich das recht in Erinnerung hab, lebt in Deutschland. Also verabschiedeten wir uns, trotz Protest („ich kann das doch gar nicht“), gleich auf deutsch. Übung macht den Meister, nicht wahr? Englisch konnte sie ganz gut, und italienisch sowieso. Dann kurvten wir am Gehsteig verkehrt aus der Einbahnstraße (das ging nicht anders, so, wie wir standen) und harrten der Dinge, die da auf uns zukommen würden. Nächster Halt: Parco Regionale delle Cinque Terre.

Die SS370, die uns zur Küste bringen sollte, war leicht zu finden. Das Hinweisschild hatte ich schon am Vortag gesehen. Schon nach wenigen hundert Metern schlängelte sich die Straße in langen Kehren mit immer schönerem Ausblick  höher und höher. Zuerst konnten wir nur einen kleinen Teil der Stadt überblicken, schlußendlich lag uns La Spezia zu Füßen. Wie hab ich mir das gewünscht!

Ich muß gestehen, die Region Cinque Terre (zu deutsch „Fünf Dörfer“) war mir nur durch Zufall bekannt. Das war ursprünglich nicht geplant. Kollegen aus der Firma schauten sich das im Zuge eines Betriebsausfluges an und speicherten die Fotos davon am Betriebsrechner. So kam ich an die Bilder der Cinque Terre, schaute auf der Karte, wo das ist und fand so heraus, dass das gradewegs in der Gegend lag, in die uns die Pässetour 2012 bringen würde. Nur waren die Kollegen mit Bus und Eisenbahn dort und nicht mit Motorrädern. Und außerdem regnete es bei denen in strömen, bei uns nicht.

Michael und ich kurvten von La Spezia bis zum nördlichsten Punkt unserer Küstentour etwa 60km in den Steilhängen der Region herum und fuhren dabei mehrfach die Kehrenanzahl des Stilfser Joch. Bei den Höhenmetern bin ich mir nicht ganz sicher, aber wenige waren das auch nicht.

Die Sehenswürdigkeiten sind die Dörfer von Riamaggiore bis hinauf nach Vernazza und Levanto, die am Fuß der Steilhänge in die Felsen eingebettet sind. Normal gibts in diesen Dörfern schon aus Platzgründen keinen Straßenverkehr, und wenn doch, dann nur für Einheimische. Besucher müssen ihre Fahrzeuge am Ortseingang stehen lassen und zu Fuß weiter ziehen. Am besten soll man sich als Tourist dort angeblich mit der Bahn vorwärts bewegen. Jede Ortschaft besitzt einen Bahnhof, und mit wenigen Ausnahmen sind nur diese Bahnhöfe die Teile der Bahnlinie, die sich nicht im Fels befinden. Der größte Teil der Strecke ist scheinbar Tunnel. Wer sich interessiert, im Internet gibts genügend Info-Material. Eines aber vorweg. Mit einem Auto möchte ich dort nicht unterwegs sein. Ich glaub, man ist eine arme Sau damit. Mit einem Motorrad ist man allerdings Kaiser.

Für Motorräder sind Baustellen und Fahrverbotsschilder scheinbar ohne jede Bedeutung. Wenn man fahren kann, dann kann man fahren. So einfach geht das. Hat man auch mit einem Motorrad keinen Platz mehr, dann gehts wohl wirklich nicht. So geschehen bei der Anreise nach La Spezia.  Wir standen vor einem Baustellenschild – Einfahrt verboten! Michael hatte aber sehr schnell die italienischen Gewohnheiten angenommen und fuhr trotzdem unbeirrt weiter. Na ja, jedenfalls bis zu einem LKW, dessen Fahrer ihm dann lachend klar machte, es geht auch mit einem Motorrad nicht. Mit den Händen deutete er, er müsse springen, denn da fehlt eine Brücke! Das hat dann auch dem Michael eingeleuchtet, und er drehte um.

Weshalb die Baustellen beziehungsweise die Straßensperren an der Küstenstraße waren, wissen wir nicht. Aber wegen der Baustellen wurden offenbar Straßenteile für den regionalen öffentlichen Verkehr, für Anrainer, freigegeben, die normal nicht frei oder gar nicht befahrbar sind. Den Streckenabschnitt beispielsweise, den wir nach Vernazza und in Vernazza fuhren, den gibts auf gar keiner Karte. Nur am Satellitenbild kann man den Verlauf erkennen.

Wir hatten schon vorher Probleme mit der Baustelle oben an der Hauptstraße. Da war einfach die Straße gesperrt, sonst nichts. Keinerlei Hinweise, was, wie, wo oder wohin. Ein Wegweiser zeigte nach unten, nach Corniglio und nach Vernazza, und sollte angeblich weiter nach Monterosso führen. Oder so irgendwie. Laut Karte war das gar nicht möglich. Unten angekommen war an einer Baustellentafel mit Fahrverbot Schluß! Was nun? Ich frug einen Einheimischen, der in einer Hütte mit Holz beschäftigt war, und der erklärte mir recht freundlich, aber leider auf italienisch, wo wir fahren könnten. Ich hatte ja da schon den Verdacht, der meinte, wir sollen die Tafel einfach ignorieren und fahren, aber mein Gott, ich bin aus Österreich und gut erzogen! Also fuhren wir eben wieder rauf.

Oben angekommen studierte ich die Karte. Wir müssten recht weit zurück fahren, wenn wir der Baustelle heroben ausweichen wollten. Unten würden wir sowieso nicht fahren können oder dürfen. Da kam eine Gummikuh den Steilhang aus dem Dorf herauf. Ich hupte, die Gummikuh blieb stehen. „Exkjus mi, du ju spiek englisch?“ „Oh, not well“. „Macht nix, ich auch nicht so well“. Es wiederholte sich immer wieder. Auch wir beide verstanden uns prächtig, der Italiener und ich. „Ach ja, da kann man schon fahren, trotz der Tafeln. Die Straße ist nicht recht besonders, aber mit den Motorrädern geht das schon“, meinte er. Also mille Grazie nochmals, und wir fuhren weiter, wieder nach unten. Diesmal fuhren wir einfach am Fahrverbot vorbei.

Steil führte die Straße bergauf und bergab, und steil auch den letzten Teil nach Vernazza hinunter. Am Ortseingang saß schon wieder einer mit der Kassa auf den Schenkeln und Eintrittskarten in der Hand. Nö. Pech, wir wollen da gar nicht rein, wir wollen weiter, wieder nach oben. Ein Motorradfahrer, wohl ein Italiener, der selber dort fremd war, deutete uns, er braucht Rat. Ob man da, wo wir kamen, problemlos fahren könne, wollte er wissen. „Klar kann man das. Wir sind ja grade gefahren. Kann man da (ich zeig in die andere Richtung) problemlos fahren?“ „Klar“, meinte er, „ich bin ja da grad gefahren. Teilweise recht eng, schlecht und steil, aber mit einem Motorrad gehts.“ Prima. Wir verabschiedeten uns und zogen weiter.

So erreichten wir dann irgendwann Lavento und eine Tankstelle. Bei einer Kaffee-Pause errechnete Michael, er hätte noch etwa 0.4 Liter Benzin im Tank gehabt. Also weit wären wir (Besonders er. Ich hatte noch für 100km Sprit im Tank) vermutlich nicht mehr gekommen. Aber schön war´s!

Nachdem wir wieder in die Berge hochgefahren waren und einen Tunnel erreichten, drehte ich mich nochmals um und winkte dem Meer zu. Gefahren war ich hier noch nie, aber ich wusste, das ist jetzt der letzte Blick aufs Mittelmeer, dann gehts wieder in den Norden. Irgendwie tat es mir leid. Andererseits, ich kann ja jederzeit wieder kommen. Und ich denke, das wird nicht lange auf sich warten lassen. Es ist einfach so schön dort unten. Speziell in der Vorsaison, wenn nichts los ist. In die Touristenscharen möchte ich jedenfalls nicht geraten.

Wie gesagt, ich war hier noch nie, aber ich plante die Tour, und dabei sitzt man lange vor Karten. Karten auf Papier, Karten im Internet, Satellitenkarten und so weiter. Drum kam mir der nächste Teil der Strecke irgendwie, ohne ihn je gesehen zu haben, vertraut vor. Wir folgten der SP566 bis unter die Autobahn durch und dann hoch nach San Pietro Vara, um ab dort der SP523 zu folgen. „Ach, so schauts da wirklich aus“, dachte ich immer wieder. Es war wie am Satellitenfoto, wie auf der Karte. Irgendwie vertraut, ohne je da gewesen zu sein.

Bei Varese Ligure (wir befanden uns seit La Spezia in Ligurien) erinnerte ein Schild, dass jetzt wieder mit ausgewiesenen Pässen zu rechnen war. „Passo die Cento Croci“ stand auf einem Hinweisschild. Eigentlich machte das für uns keinen großen Unterschied. Wir befanden uns schon die ganze Zeit in den Bergen. Einmal höher, einmal weniger. Spielt keine Rolle. Es waren eben Berge wie bei mir daheim, in den Voralpen. Und es war auch so schön wie bei mir daheim. Oder nein, nicht auf diese Art. Hier, in Ligurien, war es teilweise wilder. Bei uns ist alles sanfter, runder.

Zur Paßhöhe in 1050m führt eine relativ enge verwinkelte und unübersichtliche Straße rauf. Rundherum reinstes Almgebiet, nur ohne Almhütten. Einem LKW willst du dort nicht unbedingt begegnen. Wir begegneten auch keinem, uns ließ einer überholen. Dem Michael hat diese kurze Fahrt hinterm Sattelschlepper auf dieser engen Straße für den Rest der ganzen Tour gereicht. Wenn du dem schnell entgegen kommst, bist du tot. Das kann sich auf den Magen schlagen.

Auf der Paßhöhe, die nur eine Kuppe im Wald ist, verließen wir Ligurien wieder und kehrten in die Emilia Romagna zurück, die, das wussten wir bereits, hier im Norden flach ist wie ein Brett. Das dauerte aber noch eine Weile. Zuerst mußten wir überlegen, wo wir genau nach Piacenza fahren wollten. Möglichkeiten gabs ein paar. Wir konnten uns aussuchen, was wir am besten einschätzten, Plan hin oder her. Es spielte keine Rolle.

Wir entschieden uns für die geplante Version, weil sie auf der Karte am vielversprechensten aussah. Und es war gut so. Also auf der SP359 hoch nach Bedonia und Ponteceno di Sotto. Ein Stück weiter nördlich zweigt von der SP359R die SP25 nach Westen ab und geht über Faggio und Montereggio hinüber zur SP654R, die geradewegs und gut ausgebaut nach Piacenza führt.

Um eines klar zu stellen, wir fuhren da auf keinen toll ausgebauten, breiten Bundesstraßen herum. Von breit und gut ausgebaut kann ab La Spezia bis sagen wir 30km vor Piacenza keine Rede sein. Erst wenn man sich wieder im Flachen befindet, ist auch die Straße wieder breit. Vorher schaut das alles ungefähr so aus wie? Hm. Ich weiß nicht! Wie´s eben zwischen La Spezia und Piacenza ausschaut. Hügelig, zerklüftet, wild, romantisch, ein bisschen beknackt irgendwie. Genau zu uns passend. Ich fühlte mich wie daheim.

Gar nicht wie daheim fühlte ich mich in Piacenza. Zumindest, was die Anreise zum Hotel betraf. Laut meiner Planung sollte das ganz einfach sein, und außerdem hatte ich ein Navi mit. Das hat uns vor Piacenza im Stich gelassen. Es schaltete sich ab und ließ sich nicht wieder einschalten. Aber egal, macht nichts, ich hatte ja den Plan auch auf Papier. Und dann übersah ich eine Straße, die ich für auffälliger, breiter eingeschätzt hatte.

Laut meiner Planung sollten wir auf der Via Giuseppe Manfredi nach Piacenza einfallen und dann auf die breite, so dachte ich, Viale Dante Alighieri (mein Gott, was für Straßennamen!) rechts abbiegen. Genau die hab ich übersehen. So breit kann die nicht gewesen sein. Als ich meinen Irrtum bemerkte, waren wir schon fast im Zentrum angekommen. Ich sag dann noch zum Michael, „Du, ich glaub, ich hab die Straße blablabla übersehen und er antwortet, „die war da hinten!“ Esel! Also fahren wir ein Stück zurück, drehen wieder um, da die Straße eine verkehrte Einbahn mit Baustelle ist, fahren am Ende, wo gar nix mehr geht, nach rechts, fahren bis was weiß ich wohin, drehen um, drehen wieder um, und dann kotzt mich der Scheißdreck schon richtig an. Herrgott, das gibts doch gar nicht!

Wir fahren auf die SS9, weil die, so weiß ich aus der Planung, identisch ist mit der Via Cristoforo Colombo (hat nix mit Peter Falk zu tun, sondern mit Kolumbus, dem Entdecker der USA). Nur hab ich leider keine Ahnung, in welche Richtung wir sie fahren müssen. Die, für die ich mich entscheide, führt aus der Stadt raus. Ergo an einer Tankstelle umdrehen (das war alles so angelegt wie eine Stadtautobahn) und zurück zur Auffahrt. Ich erwisch natürlich eine falsch Auffahrt, und schon sind wir bei der Tankstelle zurück. Verdammte Scheiße, das gibts ja nicht! Ich red kurz mit Michael, der meint, er kennt sich aus (Er war auch noch nie in Piacenza!), und ich fahr ihm hinterher. Mal sehen, was der Friese aufm Kasten hat.

Wir fahren also wieder in die Stadt rein, bis dort hin, wo wir angestanden sind bei der Reinfahrt. Dort biegt Michael rechts ab, was 100% falsch ist, das war mir sofort klar. Wir entfernen uns immer weiter von der Seite, auf die wir gehören, immer weiter, bis das auch dem Kapitän auffällt. „Da stimmt was nicht“. Vor uns gehen grad ein paar Soldaten zu einem Gebäude. Armee? Da ist der Kapitän in seinem Element. Die „Kollegen“ erklären mit wilder Gestik und vielen Worten die Strecke, Michael nickt, nickt, bedankt sich, und wir fahren weiter. „Oha“, denke ich, „seit wann kann den der Italienisch?“ Standort des Hüttchens  rechts und des Foto links unten auf Google Maps

Also fahren wir irgendwo hin, biegen irgendwo ab, biegen wieder ab, fahren an der Baustelle vorbei, wo wir schon einmal waren, biegen rechts ab, biegen nochmals und nochmals rechts ab, dann bleiben wir stehen. Michael schüttelt den Kopf. Wir fahren grade aus, biegen links ab, biegen wieder links ab und nochmals links, dann bleiben wir wieder stehen. Und als ich drauf warte, dass er wieder ratlos den Kopf schüttelt, deutet er mit der Hand zum Hotel. „Ja leck mich doch am Arsch, wie hat der den das gemacht?“ Ich weiß es bis heute nicht, aber wir waren beim Hotel.

Nach einer herzhaften Dusche aßen wir ein paar Häuser weiter bei einer türkischen Kebab Bude (KEBAB di BELLA AFRICA) herrlich zu Abend (einfach köstlich!) und verbrachten den Rest des Abends im Schanigarten (Tische und Sessel am Gehsteig vor dem Lokal) eines kleinen Pub genau am Kreisverkehr beim Ende der Kolumbus Straße. Nach ein paar Bier und zwei Schachteln Zigaretten (ich paffte ebenfalls wie ein Schlot) verabschiedeten wir uns gegen 00: 45 Uhr von den netten Spagetti, und die verabschiedeten sich überschwenglich von uns, dann gingen wir schlafen. Ooooh sooole miiiiiiiioooooo, die Welt ist schööööön.

Donnerstag, 21. Juni – Colico am Como See
Piacenza – SS9 – Codogno – exSS591 – Crema – Bergamo – Villa – Sedrina – SP24 Brembilla – Sottochiasa – SP25 – San Giovanni Bianco – SS470 – SP1 – Passo di San Marco 1985m – Morbegno – I-23823 Colico Via Nationale Nord 4 Motel Aurora
Streckenlänge: ca. 220km Strecke auf Google Maps

emiliaromagna lombardei

Über diese Etappe gibts nicht gar so viel zu sagen, sofern es sich um den Süden handelt. Vor Piacenza wurde es am Vortag wieder wie erwartet flach, und das blieb es auch bis Bergamo. Das ist Ackerland, da werden die Spagetti angebaut, da gibts nicht gar so viel zu sehen. Wer sich noch an den Geografie-Unterricht erinnern kann, hat wohl irgendwann etwas vom Po und der Po-Ebene gehört. Beides erlebt man gleich nach Piacenza hautnah und erfährt, dass mit Ebene wirklich eben gemeint ist.

Ich hatte mir gedacht, wenn wir ab Codogno der SS591 folgen, führt uns die genau nach Bergamo, was sich weitgehend auch als richtig herausstellte. Nur bei Crema verschwand diese Straße und die Bezeichnung spurlos. Dort wurde eine Umfahrung eingerichtet, und genau wie bei uns üblich, muß ich zugeben, alles, was auf die Existenz der alten Straße hinweisen könnte, weggeräumt. Nur die allernächste Ortschaft ist ausgewiesen. Wenn man die nicht kennt, findet man diesen Streckenabschnitt nie. Das ist auch der Sinn der Sache. Mir ging das auf den Wecker, denn ich wollte die direkte Linie fahren. Na ja, mit etwas Herumgemurkse fanden wir auch den weiteren Weg.

Die Dörfer, durch die man kommt, die finde ich durchaus irgendwie hübsch, trotz der topfebenen Landschaft. Das hat ja damit nichts zu tun. Italienische Dörfer sind grundsätzlich anders als bei uns. Irgendwie schaut das alles romantischer aus als bei uns. Alte, baufällige Häuser schauen in Italien nicht alt und baufällig aus, sondern werden als historische Bauten mit romantischem Äusseren empfunden. Ich glaub, das liegt einfach daran, dass man im Urlaub ist und es einem egal ist. Einen anderen Grund wüsste ich nicht.

Eines tut mir leid. Ich wollte mir so gerne Bergamo anschauen. Bergamo ist nicht nur die Heimat von Giacomo Agostini, Bergamo ist eine wunderschöne Stadt. Meine Schwester hat sie sich angeschaut und ist heute noch begeistert. Leider hätte die Besichtigung dieser schönen, auf einem Hügel gelegenen Stadt bei diesem Wetter mit größter Wahrscheinlichkeit keinen Spaß gemacht. Ich stell mir das deswegen unlustig vor, weil wir schon seit Tagen nur mehr schwitzten wie die Schweine. Sprichwörtlich. Ich weiß nicht, ob Schweine schwitzen.  Wir haben jedenfalls täglich geschwitzt wie die Sau, und das war nicht all zu lustig.

So ließen wir Bergamo links liegen (oder rechts?), umkreisten die Hügel und stießen in den Norden nach Sedrina vor. Von dort wollten wir quer über die Berge zum Como See gelangen. Der Zufall wollte es anders. Nördlich von Bergamo erhebt sich die Gegend wieder bis jenseits von 2600m, also Berge in Hülle und Fülle. Und kühl ist es dort auch wieder.

Ich gab ganz einfach in´s Navi „Beghera“ ein, weil da das Navi nur die gewünschte Route anzeigen kann und keine Quatsch navigiert, und dann ging´s los. Wir fuhren wieder rauf in schwindelnde Höhen. Das war wieder meine Welt, hier war nicht der nächste Kirchturm die höchste Erhebung. Ich glaub, bin mir fast sicher, (weil es kaum eine andere Möglichkeit gibt) dass wir auch das Mittagessen in Beghera einnahmen. (Nachtrag:es war Beghera, ich hab das Lokal auf der Karte gefunden)

Es war eh schon gegen 13 Uhr, und später bekommt man fast nichts mehr zu essen, weil die Küchen, wenn nicht das ganze Lokal, geschlossen haben. Also wollte ich beim nächsten Gasthaus anhalten und schauen, ob´s noch was zu füttern gibt. Bei der Fahrt durch diese Ortschaft kamen wir an einer Gaststätte – Albergo Ristorante Liberty – vorbei, und während ich noch überlegte, ob es da was geben könnte, war der Michael nicht mehr hinter mir. „Ah, der schaut, ob´s da Futter gibt“, dachte ich und drehte um.

So klein, wie man von draußen meinen könnte, war das drinnen überhaupt nicht. Einer kleinen Gaststube folgten zwei recht große, und aus dem Geruch konnte man sofort schließen, „Hier gibts was zu essen!“ Wir ließen uns Nudeln auf Ligurische Art servieren (so hab ich das wenigstens verstanden), die gar nicht übel schmeckten. Und eine große Flasche Cola stellte der Wirt auch auf den Tisch. Das macht Sinn.

Danach, frisch gefüttert, ging die Fahrt gleich wieder locker weiter. Ich hatte auf der Karte gesehen, dass man weiter oben um die Orte Pizzino und Sottochiesa eine Runde drehen könnte, verhaute mich dann aber irgendwie und folgte einfach der SP25, weil sie schön war. „Ist ja egal, wir sind im Urlaub, und weit daneben können wir geländebedingt nicht sein“, dachte ich und fuhr einfach drauflos. Michael folgte. Wir kamen in eine Schlucht, die mich sofort an die Ötschergräben erinnerte, und folgten ihr immer weiter und weiter, bis wir ein schönes Plätzchen zum Halten fanden. Michael stellte seinen KiloGixxer unter einem mächtigen Felsvorsprung ab, ich ließ meine Ace lieber weiter vorne knapp neben der Straße stehen. „Wenn da was runter fällt!“, dachte ich mir.

Wir saßen so gemütlich am Streckenrand, ich auf der Leitschiene, Michael am Asphalt, die Beine im Abgrund baumeln, da kam eine Herde Gummikühe angerauscht. „Deutsche!“ schoß mir sofort durch den Kopf. „Da kommen Landsleute von dir“, sagte ich zu Michael. Wieso? Na, weil die alle, vielleicht mit Ausnahme des Ersten, stocksteif am Moped saßen, die Augen starr auf den Vordermann gerichtet, die Hände krampfhaft am Lenker, und bloß keinen Blick in die schöne Landschaft werfen! Das können nur Deutsche sein! Wer ist sonst so bekloppt und donnert an der Grenze seines Fahrkönnens durch so eine schöne Landschaft? Die kenn ich schon von weitem, ohne ein Kennzeichen zu sehen. Nicht alle sind so, aber sehr, sehr viele.

Michael ist ja auch Deutscher, Friese (zugewanderter) um genau zu sein, aber der lachte genau so laut wie ich. „Die grüßen (wir stehen wirklich nicht drauf) nicht, weil sie sich den Lenker nicht auslassen trauen!“, lachten wir. Diese Theorie sahen wir wenige Kilometer später dadurch bestätigt, dass jeder dieser Gummikuh-Treiber dann grüßte, als wir an ihnen vorbei fuhren. Sie hatten auch gehalten, um ein Päuschen einzulegen. Vielleicht irre ich mich ja, und man kann so ein Moped nicht anders fahren, aber irgendwie wirkt das dermaßen verkrampft, dass ich bezweifle, dass die das wirklich genießen. Fahrt doch ein wenig gemütlicher, Männer, dann macht das mehr Spaß und ihr seht auch mehr. Macht doch nicht aus allem einen Wettbewerb. Gegen einen Schnellen zieht ihr sowieso den Kürzeren.

Dann erreichten wir das Ende dieser schönen Strecke und ich nahm mir die Zeit, einmal auf der Karte zu schauen, wo wir uns da überhaupt befanden. „Ach, wir sind hier! San Giovanni Bianco heißt das Nest“. Also müssten wir, um wieder auf die geplante Route zu kommen, die Schlucht wieder aufwärts fahren. So schlimm wäre das nicht, es war ja schön. Wir wollten ursprünglich zu ein paar Kirchen, die sich laut Karte in etwas 1700m befinden sollten, fahren. Ich dachte, vielleicht gibts dort eine schöne Aussicht? Irgendwie hatte ich auch gehofft, wir könnten von so einem Berg auf den Como See hinunter schauen. Aber jetzt kam etwas ungeplantes dazwischen. Ps.: Den Como See sahen wir nie.

„Wenn wir allerdings den ganzen Plan über den Haufen werfen und schnurgrade nordwärts fahren, kommen wir zum Passo di San Marco, dessen Scheitelhöhe beinahe auf 2000m liegt. Den kennen wir eh noch nicht. Was ist, fahren wir?“ „Klar“, meinte Michael. Also los. Und so fuhren wir schnurgrade gen Norden. Natürlich im geografischem Sinn schnurgrade. Die Straße war alles andere, nur nicht schnurgrade!

Zwischen Mezzoldo 880m im Süden und Morbegno 262m in Norden liegen 38km, meiner Meinung nach traumhafte Bergstraßen mit bezaubernden kleinen Dörfern an den steilen Hängen des Nordens. Grade die Abfahrt wirkt durch die verwinkelte Streckenführung im unteren Teil wesentlich länger, als sie in Wirklichkeit ist. Es scheint, als dauere es eine kleine Ewigkeit, bis man wieder unten ist. Und fast immer hat man eine schöne Aussicht, dass ist das besonders schöne dran.

Dann kamen wir nach Colico zur Unterkunft. Es ist eigentlich kein Hotel, sondern ein Motel. Eines, das seine besten Zeiten schon ein paar Jahrzehnte hinter sich hat, scheints. Was nicht bedeutet, dass nichts los ist. Die Geschäfte scheinen gar nicht so schlecht zu gehen, wozu der sehr große (Schotter)Parkplatz sicher seinen Teil beiträgt, neben dem relativ günstigem Preis für diese Region. Hier übernachten auch LKW-Fahrer und Handelsreisende.

Die ganze Anlage ist wie aus einer anderen Welt, ein ehemaliges Nebengebäude geschlossen und mit Brettern vernagelt. Der Gaststättenbereich ist in Nirosta/Holz gehalten, die Rezeption öh, antik? Da gibts noch ein echtes Telephonhüttchen, ohne Telefon allerdings. Am Tresen steht ein Blumenstock, dahinter an der Wand hängt ein Schlüsselpult, ein Pult mit zahlreichen Lichtschaltern und ein Telefon mit einer Reihe von Druckknöpfen auf einer Blechtafel, wohl um in die diversen Zimmer anrufen zu können. Hinter in die Wand eingelassenen Holztürchen verstecken sich bestimmt die (geflickten?) Sicherungen, vermute ich. Alles Installationstechnik aus den frühen Sechzigern etwa. Das ganze war ein Familienbetrieb, die Mutter als Chefin.

Auch das unmittelbar anschließende Stiegenhaus zu den Stockwerken zeigt klar Stilelemente aus meiner Jugend, also gleich nach dem Krieg. Die breite, Terrazzo belegte Wendeltreppe, die durch eine breite Glasbausteinfasade belichtet wird, würde so heute keiner mehr bauen, ist aber nichtsdestotrotz hübsch anzuschauen. In jedem Stockwerk wartet eine kleine Überraschung auf den Gast. Eine bunt geblumte Sitzgelegenheit aus den 70gern, alte Holztruhen, Bilder an der Wand. Irgend so Kleinigkeiten aus einer noch gar nicht so fernen Zeit, die doch so lange her scheint.

Am grandiosesten fand ich die Anordnung der Zimmer! Wie gesagt, es handelt sich hier um ein Motel, also wurde  da eher auf besonders platzsparen Wert gelegt. Erreicht man über die Wendeltreppe sein zugewiesenes Stockwerk, muß man nach links (es geht nicht anders) zu einem Platz, in dessen Mitte sich eine massive, achtkantige Säule befindet. Die Zimmertüren sind im Halbkreis um diese Säule in der Wand angeordnet. Mich erinnerte das sofort an Horrorfilme oder sowas in der Art, wo diese Türen zu Verliesen oder Zellen führen, in denen man dann……….öh……ich will gar nicht dran denken! Noch dazu war unser Zimmer das Einzige ohne Nummer an der Tür. „Das ist der Raum, in dem immer die Gäste verschwinden!“, meinte ich zu Michael. „Bestimmt“, meinte auch er und verdrehte die Augen. Wer hätte nicht Angst, wenn er mit einem Bekloppten unterwegs ist?

Schnell bezogen wir das Zimmer, noch schneller zogen wir die schon etwas streng riechenden Lederkombis aus, platzierten sie am Balkon und duschten. Dann wusch ich so wie jeden Tag mein verschwitztes Leibchen, holte mir ein Cola und legte mich ins Bett. Während Michael dem Fußballspiel Tschechen gegen Portugal (glaub ich) zuschaute, schlief ich ein. Ich war einfach nur mehr müde.

Freitag, 22. Juni – Pässe, Staudämme und ein schwarzes, kaltes Loch im Berg
Colico – Chiavenna – Maloja Pass 1815m – St.Moritz – Bernina Pass 2328m – Forcola di Livigno 2315m – Ofenpass 2149m – Santa Maria im Münstertal – Umbrail Pass 2501m – Stilfser Joch 2758m – Prad – Mals im Vinschgau – Reschenpass 1497m – Pillerhöhe 1555m – Oetz – Kühtai – St.Sigmund im Sellrain Gasthof Ruetz
Streckenlänge: 337km Strecke auf Google Maps

lombardei graubuenden suedtirol vorarlberg tirol

Der letzte Tag der Tour. Eigentlich schade, andererseits kommt nach jedem Ende ein neuer Anfang. Und außerdem hatten wir noch ein paar Kilometer zu fahren. Plan brauchten wir keinen mehr. Wir kannten die Gegend, wir kannten die Straßen, wir hatten Zeit und wir hatten Lust auf Motorradfahren.

Frühstücken, Krempel einpacken, Rüstung anziehen, Brandwunden kontrollieren. Brandwunden? Ja, Brandwunden! Weil es so heiß war, fuhr ich schon seit dem Tag der Anreise nach Tirol praktisch immer ohne Handschuhe. Und weil die Sonne so unbarmherzig brannte, brannten auch meine Handrücken. Ich hatte auf beiden Händen einen riesigen Sonnenbrand. Ich hatte schon mit Wasser gefüllte Blasen an den Handrücken, so sehr waren die verbrannt. Aber es war dermaßen heiß, dass ich einfach keinen Bock hatte, die Handschuhe anzuziehen.

Am Weg vom Motel nach Chiavenna wollte sich Michael einen Lamborghini, der 3 Fahrzeuge vor uns fuhr, näher anschauen. Es war ein gelbes Kabrio und sehr hübsch. Wenn man mit einer 1000er Suzuki einmal ordentlich Gas gibt, müsste man die paar Autos vor sich schnell überholt haben, dann hätte man freie Sicht auf den Lambo. Theoretisch ja, praktisch nein. Nein deshalb, weil der Lambo-Fahrer auch kurz auf´s Gas stieg, den LKW vor sich überholte, und weg war er. Kann man nichts machen. Hat aber gut geklungen, als er auf´s Pedal stieg!

In Chiavenna waren wir schon vor zwei Jahren. Da kamen wir aus dem Norden und bogen ebenfalls zum Maloja Pass ab. An den Wasserfall neben der Straße konnte ich mich allerdings nicht mehr erinnern. Oder war der damals noch nicht? Wohl doch. So neu schaute der gar nicht aus. Selbstverständlich blieben wir stehen, selbstverständlich gingen wir zu Fuß bis ganz zum Wasser, und selbstverständlich haben wir meinen Zündschlüssel wieder gefunden, sonst wäre ich in der Tinte gesessen. Meine Güte, war das ein Schreck, als ich draufkam, dass der weg ist. Ich hab immer die Kamera in der linken Jackentasche, und diesmal hatte ich auch den Zündschlüssel dort eingesteckt. Wie kann man nur so blöd sein? Als ich beim Wasserfall die Kamera aus der Tasche nahm, kugelten unbemerkt die Schlüssel aus der Tasche. Na Toll. Gottlob hab ich da auch einen sehr hellen Stoffanhänger vom letzten FZR-Treffen und einen großen Anhänger aus Schaumstoff „FZR“ dran, den mir der Horst geschenkt hat. Mit diesen Anhängern sieht man den Schlüssel wenigstens schnell, falls er runter fällt. Michael sah ihn gleich im Dreck liegen. Mensch, war mir leichter.

Den Maloja Pass hatte ich genau so in Erinnerung, da hat sich nichts verändert. An die Seen oben und vor allem daran, wie schön St.Moritz gelegen ist, konnte ich mich schon wieder weit weniger erinnern. Also mit dem See und den Bergen dahinter schaut St.Moritz gradezu traumhaft aus. Wobei ein paar von den modernen Betonklötzen schon überhaupt nicht dazu passen. Aber bitte, geht mich gar nix an. Es gibt aber auch offensichtlich recht neue, sehr große Bauten, die gut in die Landschaft passen. Also kommt´s doch sehr auf den Baustil an, ob sich was integriert oder nicht.

Was mich besonders freute war, dass wir heuer bei der Fahrt auf den Bernina Pass die Eisenbahn, die da ebenfalls rauf führt, fahren sahen. Damit möchte ich auch einmal fahren. Muß schön sein, denke ich. Ich mag Eisenbahnen. Es war wieder ein wunderschöner Tag, und deshalb konnten wir wieder viele tolle Eindrücke sammeln. Bei der ersten Fahrt hier, vor 5 Jahren, sahen wir ja nicht einmal, dass wir oben waren, so dicht war der Nebel. Damals kamen wir vom Süden rauf und ich wäre im dichten Nebel fast irrtümlich nach Livigno abgebogen. Heuer bogen wir auch ab, aber gewollt.

Seltsam, auch die Fahrt auf die Forcola di Livigno hatte ich nicht so in Erinnerung. Ich konnte mich absolut nicht mehr erinnern, wie es dort vor erst zwei Jahren aussah! War das Wetter damals so schlecht? Heuer sah man jedenfalls in jede Richtung, so weit das Auge reichte. Heuer blieben wir auch stehen, tranken einen Kaffee und ich kaufte mir eine Ansichtskarte als Erinnerung. Dort gehts so ähnlich hoch wie im oberen Teil des Timmelsjoch auf der Österreichischen Seite, nur enger. Und die Straße ist natürlich wesentlich schmäler, daher wesentlich reizvoller.

An die Abfahrt von da oben konnte ich mich allerdings sofort wieder erinnern. Diese schwachsinnige Geschwindigkeitsbegrenzung hatte ich nicht vergessen. 50km/h oder sowas in der Richtung. Die haben doch einen Knall, aber ehrlich. Drunten hatte ich dann doch etwas Glück nötig, wie auch später in der Schweiz noch einmal. Ich war gut 65 statt 50 gerast und hatte die Kamera in der linken. Der Polizist sah mich verdammt spät, machte irgendwie Anstalten, auf die Straße zu springen, überlegte dann wohl und besann sich eines besseren. Er blieb stehen, wo er war. Ich legte kurz die Kamera auf den Tankrucksack, grüßte höflich, nahm die Kamera wieder auf und fuhr weiter meines Weges. Er war so erstaunt, dass er ebenfalls grüßte, den Kopf schüttelte und dann seinen Dienst weiter ausübte, als wäre ich nie da gewesen. Der hatte wohl erkannt, dass es problematisch wäre, einem Motorradfahrer, der mit nur einer Hand fährt, unvermittelt vors Fahrzeug zu springen. Vermutlich wären wir beide im Graben gelegen. Oder ich hätte schnell die Kamera weggeschmissen, dann wäre nur er gelegen. Nein, hätte ich nicht getan. Schade um die Urlaubsbilder.

Schade war auch, dass beim Tanken in Levigno nur 5.83 Liter (ich hab´s fotografiert!) Platz hatten. Am liebsten hätte ich den Rest ausgeschüttet, nur um einmal richtig günstig volltanken zu können. Dort kostet der Superbenzin „nur“ €1.127. Das muß man allerdings mit ein wenig Bedacht sehen, denn gar so wenig ist das nicht. Nur sind wir hohe Preise schon so gewöhnt, dass wir das als billig empfinden. In Italien kostet Benzin normal um die €1.77 und mehr!

Die Tankstellen dort machen trotz dieser Preise, glaub ich, nicht die tollsten Geschäfte. Zumindest im Sommer nicht.  Ja, klar, die durchfahrenden Touristen tanken alle voll, was rein geht. Aber Tanktouristen gibts dort wohl keine. Woher den auch? Levigno ist recht abgelegen vom Rest der Welt. Im Westen liegen die hohen Berge der Bernina, nach Bormio sind ebenfalls zwei hohe Pässe im Weg, und den Weg in die Schweiz, wohin es gar nicht so weit wäre, versperrt das lange, kalte und mautpflichtige Loch im Berg.

„Der Stausee und das Loch im Berg“, so könnte man eine Geschichte über die An- oder Abreise nach/von Levigno benennen. Man muß gar nicht weit aus dem Ort raus fahren, um den ersten Zipfel des See zu erblicken. Genau dieser Zipfel war uns neu, den bei der ersten Tour hier fuhren wir über die Berge nach Bormio, und genau deswegen wollte ich das diesmal anders machen, wollte auch diesen Teil kennenlernen. Levigno ist ja von hohen Bergen umgeben und durch die Weltcup Rennen ein bekannter Ski-Ort. Ungefähr wie Bormio. Nur hat Bormio keinen Stausee zu bieten, Levigno schon. Der See liegt etwas sonderbar. Der größte Teil des mächtigen See liegt auf Italienischem Gebiet, nur etwas 2km befinden sich auf Schweizer Territorium. Die Staumauer liegt genau auf der Grenze, und genau die muß man befahren, wenn man auf die andere Seite will. Und genau dort muß man auch die Maut für den Tunnel berappen (apropos berappen, es werden auch Euro genommen, nicht nur Rappen). Es hilft alles nix, denn einen anderen Weg gibts hier nicht. Nur das Loch im Berg führt in die Schweiz!

Der Munt-la-Schera Tunnel ist 3385m lang und überwindet, ohne dass man es bemerkt, knapp 100m Höhendifferenz im Berg. An der nördlichen Seite des See liegt die mit langen Lawinenschutzbauten versehene, sehr schöne Straße zur Staumauer, die man kurz vorm Tunnel überquert. Die Dame an der Kasse sagte noch, „ziehen sie aber lieber die Handschuhe an, denn da ist es kalt!“ „Wo da?“ fragte ich mich und achtete nicht weiter drauf. Ich war DA zum ersten Mal und hatte keine Ahnung, was DA kam. Noch dazu war die Ampel vorm Loch grün, also gar keine Zeit, zu überlegen, wo es DA kalt sein könnte. Und ja, es war DA kalt. Saukalt sogar. Du berappst also die Euro, fährst über die Staumauer und denkst dir, „Also die verlangen für die Befahrung der Mauer Maut?“. Dann siehst du am Ende, so scheints, der Straße eine Ampel, und wenn du dort bist, biegst du im linken Winkel (oder im rechten Winkel links) ab und bist im finsteren Loch. Es erschreckt dich im ersten Moment etwas, denn eines weißt du sofort. Dieses Loch ist sehr lang! Und es ist sehr schmal. Und kalt sowieso. Wenn du drüben wieder ans Tageslicht kommst, freust du dich direkt auf den Schweizer Zöllner, auch wenn der nix will von dir. Hauptsache, du bist wieder am Tageslicht. Ich kenne viele Tunnel, und der zum Schlegeisspeicher im Zillertal ist auch nicht ohne, aber der beim Stausee von Levigno ist der mit Abstand kälteste, den ich bisher gefahren bin. Zur Hölle ist es von da drinnen aus noch weit, sonst wäre es wärmer. Nicht einmal der Teufel legt sich mit den Schweizern an, will ihnen zu nahe kommen, dabei sind sie so ein nettes Volk. Nur ein bisschen eigen vielleicht.

Nach diesem eisigen Loch folgten wir der Schweizer Straße 28 nach Osten, die uns über den Ofenpass ins Münstertal führte. Bei einem kurzen Stop fragte ich den Michael, „wann willst du den in Tirol sein?“ „Mir egal. So gegen 19 Uhr wäre grad angenehm, denke ich“. „Ok, dann fahren wir noch ein wenig herum“, meinte ich und wusste schon, wo wir fahren. Wir würden dort fahren, wo ich vor genau einer Woche auch war.

In Santa Maria bogen wir rechts ab und folgen den Kehren immer höher übers Münstertal hinauf, wo der Ausblick immer toller wird. Dann kam der Schotter, und gleich drauf (oder war´s schon vorher?) ein Motorradfahrer mit St.Pöltner Kennzeichen, und dann gab ich Gas. Nicht volle Pulle, nein! Aber grad so, dass ich bis zur Paßhöhe einen ganzen Haufen St.Pöltner überholt hatte. Kein Ahnung, wo die alle her kamen. Nest war da, glaub ich, keines. Natürlich bin ich nicht stolz drauf. Das waren ja lauter alte Männer um die 50 oder so. Es hat mir halt einfach Spaß gemacht, das Wormser Joch einmal etwas flotter zu fahren. Die restliche Strecke zum Stilfser Joch sind wir jedenfalls gemütlich gefahren, wie sich das gehört. Und weil wir überhaupt keinen Bock auf Rummel hatten, fuhren wir auf der anderen Seite auch gleich wieder runter und rasteten erst nach dem ersten Steilstück.

Was sich dann unten tat, stellte alles, was ich bisher an Dummheit dort sah in den Schatten. Da war ein Radrennen im Gang. Weder die Radfahrer noch die Begleitfahrzeuge waren irgendwie hinderlich. Dafür schafften es ein paar unbeteiligte, sich dermaßen blöd anzustellen, dass es direkt zum Weinen war. Besonders ist mir der Vollkoffer in einer der untersten Kehren in Erinnerung, der es schaffte, mit seinem Auto in einer Rechtskehre über den nicht asphaltierten Innenteil zu fahren und dort steckenzubleiben. So etwas dämliches kann man mit Worten gar nicht beschreiben. Und dann hätte mich genau dieser Dämlack auch noch abgeräumt, als ich ganz regulär auf der Straßen um sein Auto kurven wollte. Ich dachte, der steckt eh fest, von dem droht keine Gefahr, aber genau als ich vor ihm war, gab der Gas und wollte sich aus seiner verzwickten Lage befreien. Ich hörte nur den Motor aufheulen und die Leute schreien, dann war ich vorbei – Gott sei Dank.

Na ja, und natürlich durfte auch der unvermeidliche Gummikuhfahrer nicht fehlen, der es wiederum für richtig hielt, auf MEINER Seite zu stehen, auf der Außenseite der Kehre, von ihm aus gesehen, weil er zu blöd war, auf seiner Seite herum zu fahren. So einer gehört einfach zu einem Tag am Stilfser Joch. Komisch, dass der Depp des Tages immer auf einer BMW sitzt. Ich bin schon oft über´s Stilfser Joch gefahren. Bei traumhaftem Sonnenschein und bei Nebel und Schneefall, dass man die Hand kaum vor´m Helm sehen konnte, und bei fast jeder Fahrt war ein Volltrottel dabei, der auf meiner Seite entgegen kam. Und jedes einzelne Mal saß er auf einer Gummikuh. Noch nie war´s eine Kawasaki, eine Suzuki, eine Yamaha oder eine Honda, noch nie eine Aprilia oder eine Moto Guzzi, noch nie irgend eine andere Marke. Immer war´s eine BMW mit Boxermotor. Zufall?

Über den Reschenpass bei Sonnenschein, das war für Michael Primiere, denke ich. Ja, klar. Den bei der ersten Fahrt war es naß mit Nebel, und bei der Rückfahrt begann es bei der Anfahrt zum Paß volle Kanne zu pissen. Trotzdem hielten wir damals bei der Festung Nauders. Heute hielten wir dort nicht. Erstens war relativ viel Verkehr, und zweitens war dort in der Nähe eine Baustelle mit Ampelregelung. Man mußte froh sein, wenn man nicht grade im dichten Verkehr steckenblieb. Am Reschenpaß begann auch der letzte Kampf mit dem Navi (ich hab inzwischen Ersatz bekommen). Weil es eh schon zu spinnen begonnen hatte, war es zeitweise montiert und eingeschaltet, um zu sehen, ob´s funktioniert. Als ich es vor´m Reschenpaß wieder montierte und einschaltete, es sollte uns den Weg zur Pillerhöhe weisen, fand es zuerst keinen Satelliten, und dann, als es endlich die Strecke berechnet hatte, schaltete sich der Kasten einfach wieder aus.

Damit begann der Anfang vom Ende. Ich schaltete das Navi ein, es schaltete sich wieder aus, ich ein, Navi aus. Bis zur Pillerhöhe wies es uns noch gnadenhalber den Weg, da blieb es zufällig eingeschaltet, dann schaltete es sich wieder aus und ließ sich nicht mehr einschalten. Erst beim Ruetz an der Steckdose schaltete es sich wieder von selber ein und zeigte als Ladezustand auch VOLL, was gar nicht anders möglich war. Es war ja höchstens eine Viertelstunde alles in allem eingeschaltet an diesem Tag. Und als ich es zur Kontrolle ausschaltete und wieder einschalten wollte, war´s vorbei. Bei mir ließ sich diese Kiste nicht wieder einschalten, drum schickte ich es zurück und bekam Ersatz.

Zurück zu den letzten Kilometern der Tour. Wie gesagt fuhren wir gemütlich über die Pillerhöhe, dann über Oetz und Kühtai nach St.Sigmund im Sellrain. Michael, mein „Flügelmann“ führte den Endanflug, wenn wir hier an die nächtliche Diskussion von Piacenza anschließen wollen. Das Wetter war herrlich, die Sicht und das Tempo perfekt, und was macht dieser Kerl keine 200m vorm Halt?  Michael rollt an der Einfahrt zum Ruetz vorbei. Öh, ja. Nun. Das üben wir vielleicht noch einmal, Herr Kapitän. Hihi…..

 

Michael, es war mir eine Freude, mit dir zu fahren.
Der Familie Ruetz danke ich nochmals für ihre Gastfreundschaft und die herzliche Bewirtung.
Besonders bedanke ich mich bei Engelbert Ruetz für die Privatführung mit dem Monsterquad auf die Alm hinauf. Das war toll.
Horst, ich glaub, wir alle haben uns sehr gefreut, dass du auch ohne Motorrad gekommen bist. Bei der nächsten Tour bist du hoffentlich wieder gesund und wohlauf dabei.
Andi und Axel, ich fand schade, dass ihr umgedreht habt. Aber da kann man nichts machen. Jeder tut, was er tun muß. Schön, dass auch ihr wieder gesund und munter zurückgekommen seid.

Lassen wir uns überraschen, wo die nächste Tour hin führt und wie das organisatorisch wird. Mir schwebt da schon was vor.
Jedes Ende ist ein neuer Anfang.

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