Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

21. Juli 2008

2007.09.18. – Steirische Regentour

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 17:04

Als ich wach wurde und aus dem Fenster sah, war der Himmel dick bewölkt und es regnete! Super, dachte ich, genau das richtige Wetter für eine schöne Tour mit der dicken XJR. Also rein in die Textil Klamotten, die Regenhose drübergezogen, als Dreckschutz, und meine Kamera mit dem restlichen Krempel in das Topcase gepackt. Hab ich schon mal gesagt, dass ich sehr gerne im Regen fahre?

Auf ging´s um 10:00 Uhr über den Sonntagberg – St.Leonhart – Waidhofen – Hollenstein – Sandgraben – Lassing – Palfau – Mooslandl – Hieflau – ein Abstecher in das Radmertal – Eisenerz – Vordernberg – Trofaiach – Liesingtal – Trieben – Liezen – Pyhrnpaß – Windischgarsten – Hengstpaß – Altenmarkt – Weyer – Waidhofen – Amstetten.

Gesamtlänge der Tour: 330km Dauer: 7 Stunden

Hier die Erlebnisse:
Wie gesagt regnete es schon bei der Abfahrt und mit wenigen Ausnahmen änderte sich das auch während der gesamten Fahrt nicht so recht. Alleine die Fahrt über die Höhenstraße vom Sonntagberg nach St.Leonhart ist selbst bei Regen derart schön, dass ich auch gestern wieder nur am Schwärmen war. Im Norden freie Aussicht über die Donau bis Böhmen, im Süden die mit dichten Wolken verhangenen Berge der Steiermarkt.

Für die knapp 30km bis Waidhofen hab´ ich schon 1 Std gebraucht, so viel gab´s zu sehen. Mich fasziniert immer die Ruhe der Kühe auf den Weiden. Selbst bei stärkstem Regen liegen sie in der Wiese und scheinen sich ganz wohl zu fühlen. Bei manchen Almkühen  hab ich den Eindruck, dass sie einen freundlich anschauen. Ich mag Kühe! Neugierig sind sie aber auf jeden Fall, denn als ich in ihrer nähe das Moped abstellte, um ein Foto zu machen, kamen sie sogleich her und haben auch die entgegengestreckte Hand abgeschleckt. Ich dachte mir, so mit meinem aufgesetzten Helm muß ich wie ein Marsbewohner auf sie wirken.

Die Fahrt von Hollenstein durch den Sandgraben war gestern auch etwas besonderes. Ich fahre so vor mich dahin in diesem engen Graben, der Bach mal rechts, mal links, und wie ich mich gerade anschicke, um eine Rechtskurve zu fahren, was sehe ich da? Ich bin schon so oft durch diesen Graben gefahren, weil er einfach landschaftlich so reizvoll ist, aber diesen Wasserfall hab´ ich noch nie gesehen. Oder gibt´s den ohne Regen vielleicht gar nicht? Eventuell ist er ja im Moment nur so ausgeprägt, weil es doch einigermaßen regnete in letzter Zeit. Da haut es das Wasser über mehrere Stufen sicher über 100m hoch herunter, dass es nur so spritzt. Toller Anblick. Ich frage mich nur, warum mir  das bis jetzt entgangen ist.

Ach ja, da gibt es im Sandgraben noch ein Schmankerl. Ich frage mich nur, wie lange noch? Da steht bei der Anhöhe in Promau ein altes, teilweise verfallenes Haus und auf dem Dach dieses Hauses wachsen BÄUME. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis das Dach einstürzt?

Zwischen Palfau und Mooslandl ergeben sich ebenfalls Landschaftlich super Ausblicke, vor allem vom Sattel kurz vor der steilen und kurvigen Abfahrt nach Mooslandl ist der Ausblick auf die Gesäuseberge und vor allem auf den aus dieser Sicht unglaublich steil aufragenden Lugauer traumhaft schön. Ich hatte das Glück, dass die Berge nicht von den Wolken oder vom Dunst total verdeckt waren, sondern dass sie nur  märchenhaft eingehüllt waren.

Dann hat´s mich in das Radmertal gezogen. Das Radmertal ist eine Sackstrasse, den das enge Tal, das rechts vom wuchtigen Lugauer und links vom riesigen Bergstock des Kaiserschildes gebildet wird, ist hinten von den Ennstaler Alpen verschlossen, die sich von Eisenerz bis nach Admont ziehen und mehrmals über 2000m aufragen. Ein besonderer Blickfang ist ein riesiger Einschnitt im wuchtigen Gebirgsstock des Kaiserschildes. Irrsinnig steil ragen die Felswände empor und ganz hinten ragt ein Zacken über 2000m hoch. Man steht vor einer ca. 1500m hohen Wand aus zerklüfteten Felsen. Einfach ein Traum. Gerade als ich vom Moped abstieg und die Kamera aus dem Topcase holte, um diesen Anblick bildlich festzuhalten, stand ich plötzlich vor einer weißen, undurchsichtigen Wand  aus Dunst. Aber ich kenn´ die Berge.

Also ein Zigarettchen angezündet und gewartet. Was sich zu meinen Ungunsten verzieht, verzieht sich auch wieder zu meinen Gunsten, war mein Gedanke. Dann hab´ ich gemütlich zugeschaut, wie sich die weißen Schwaden hin un her zogen, sich ein wenig senkten und wieder hoben, und kaum 15min später wurden die obersten Felszacken wieder sichtbar. Diesmal war ich auf Draht und die Kamera schussbereit in meiner Hand.

Bei der Auffahrt auf den Präbichl hätte mich fast der Wind verblasen. Boa, da wehte ein Lüftchen! Hab mir dafür in der Aussichtskurve einen Kaffee gekauft und ein wenig mit der Wirtin gequatscht.

Im Liesingtal, auf dem Weg nach Trieben, dann die Überraschung. Es hörte auf zu regnen und die Straße wurde nach 130km erstmals einigermaßen trocken. Mit schönen Ausblicken auf die Seckauer Alpen und die Triebener Tauern trug mich die blaue Elise über Trieben und Liezen zur Auffahrt auf den 954m hohen Pyhrnpaß.

Ach du Scheiße! Bei der Anfahrt zur Paßhöhe ist die Welt – beinahe – untergegangen. Mehr als 40 – 50 km/h konnte ich nicht mehr fahren, weil ich die Straße einfach nicht mehr sah!!! Es ist wirklich schon ein Weilchen her, dass ich in so einen Wolkenbruch gekommen bin. „Bist den du blöde“, dachte ich, „das ist ein Wahnsinn“. Am Hut hat´s geprasselt, als hätte ich ein Eternit Dach über dem Kopf. Runter nach Spital am Pyhrn wurde dann wieder normaler Regen aus dieser Schütterei,  sodass man wieder einigermaßen vernünftig fahren konnte.

Dann die Auffahrt auf den Hengstpaß. Wild kurvenreich windet sich die Straße auf die Paßhöhe in 985m Höhe, dann noch um einiges wilder runter bis Oberlaussa und raus nach Altenmarkt. Bei der Auf- wie auch bei der Abfahrt und hinaus bis zum Abzweig bei Altenmarkt wird man die ganze Strecke auf einer Seite von steil aufragenden Felswänden und auf der Anderen von einem wilden Bach begleitet, und jenseits des Baches natürlich teilweise wieder von steil aufragenden Felswänden. Ach ja, und teilweise lag Zentimeter dick das Laub auf der Straße. Eine richtig schön schmierige Mischung. Eine wirklich wilde Gegend.

Genau dort ist natürlich nirgends eine Chance, eine Pause einzulegen und ein Zigarrettchen zu rauchen. Einfach in den Regen stellen bringt ja auch nix, so beklopft bin ich dann auch wieder nicht. Aber wo ein Wille ist, kommt auch ein Unterstand. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, da erspähe ich einen Unterstand der Straßenmeisterei. Ein Schneepflug, Streusand für den Winter und ein Abfüllgerät war drinnen, und Platz für mich.
Fast hätte es mich auf die Pfeife gehaut, so heftig hab´ ich gebremst vor Freude.
Die erste Zigarette ist mir aber gleich nach zwei Zügen abgebrochen. Ich hatte die nassen Finger nicht beachtet. Also auf ein neues, und siehe da, es funzt. Man darf eben nur den Filter angreifen mit den nassen Pfoten. „Mit so wenig, einem trockenen Unterstand und einer Zigarette, kann man zufrieden sein“, dachte ich mir dann im stillen.

Angenehm war, der Rest des Körpers war nach guten 220km immer noch schön trocken und warm! Das ist das aller Wichtigste bei einer Schlechtwetter Tour, neben guten Reifen. Mit guter Kleidung vermiest man sich auch bei diesem Wetter nicht das Fahren. Ich hätte sogar die nassen Finger vermeiden können. Ich hatte warme Handschuhe mit GoreTex Ausstattung dabei, war aber einfach zu faul, sie anzuziehen. Es war ja nicht kalt, nur nass.

Von Altenmerkt bis Weyer hab´ ich´s dann bei mittelprächtigem Regen einfach schön dahinrauschen lassen. Der Asphalt bietet dort auch bei Nässe schöne Haftung für die Pirelli Diabolo Strada. Dort besonders wichtig, da man sonst in eine der Felswände krachen könnte. Mit diesen Reifen, das muss ich einfach mal sagen, macht Motorradfahren mit der XJR bei jedem Wetter Spaß. Wenn man sich beim Motorradfahren nicht auf seine Reifen verlassen kann, dann kann man auch gleich den Hut draufhauen und mit dem Auto fahren.

Gesund und sehr zufrieden bin ich dann gegen 17:00 Uhr in der heimatlichen Garage eingetrudelt. Der Anblick muss allerdings erbärmlich gewesen sein. Pitsch Nass und tropfend wie ein nasser Sack stand ich da. Trotzdem hatte ich ein riesig glückliches Grinsen im Gesicht.
Das war eine wunderschöne Tour, voller Erlebnisse und Eindrücke, die man bei trockenem, sonnigem Wetter einfach nicht macht.

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