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10. November 2022

2022. 11. 10. Erlauftal – Reit-Ahorn 1178m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Schlagwörter: , , , — Benzin @ 22:18

Schlechtes Wetter muß eine genußvolle Wanderung nicht zwangsweise ausschließen. Wir waren ja jetzt seit Ende Oktober, Anfang November Profiteure einer Hochdruckströmung, die aus Afrika zu uns gedrückt wurde. Angenehm herbstliche Temperaturen waren die Folge. Diese Strömung findet offenbar jetzt ihr Ende und wir haben wieder Temperaturen, wie wir sie von Novembern vergangener Tage gewöhnt waren. Am Tag steigt das Thermometer bis zu 10°C, nachts fällt es auf knapp über 0°C oder, je nach Lage, sogar drunter. Und der Sonne ist Regen gewichen.

Was mach ma am Donnerstag? Wandern. Bei jedem Wetter! Und weil Regen angesagt war, hab ich mir überlegt, welches Ziel sinnvoll sein könnte. Dabei kam mir wieder einmal das Reit-Ahorn bei Gaming in den Sinn. Der Name Reit-Ahorn ist eigentlich ein wenig irreführend, suggeriert das Wort Horn doch einen spitz zulaufenden Berg wie das Matterhorn oder das Wiesbachhorn, um nur zwei Beispiele zu nennen. Das Reit-Ahorn ist dagegen der Prototyp eines Nicht-Hornes! Reit-Ahwiese wäre wesentlich angebrachter und Heimatforscher hätten eine wunderbare Tätigkeit zu ergründen, warum die Reit-Ahwiese eigentlich Reit-Ahorn genannt wird. Genau genommen ist das Reit-Ahorn gar kein eigenständiger Gipfel, sondern eine vorgelagerte, kleine Almwiese des Stierhaltkogels, der sich ein Stück weiter nordöstlich auf 1254m Höhe erstreckt. Vielleicht bezieht sich das “Horn” ja auch auf die Kuhhörner, die man in den Sommermonaten zuhauf vorfindet.

Was mich am Reit-Ahorn eigentlich fasziniert, was mich seit 27. November 2003 nun schon zum vierten Mal da hinauf treibt, das ist erstens die schöne Wanderstrecke, zweitens die schöne Aussicht und drittens das schöne, alte Gipfelkreuz im letzten Eck der Gipfelwiese. Dieses alte Gipfelkreuz hatte ich damals, vor 20 Jahren noch suchen müssen, weil seine Lage zwar in der Karte recht genau verzeichnet ist, in der Realität aber nicht gar so einfach zu finden war, weil es damals da oben noch ein wenig wilder ausgeschaut hat als heutzutage. Das war wesentlich verwachsener, unkultivierter als heute. Damals, am 27. November 2003 hab ich einen Narren an diesem Gipfelkreuz gefressen und seitdem hat es einen stillen Platz in meinem Herz. Das und der Umstand, daß man dort selbst bei schlechtestem Wetter nirgends hinunter fallen kann, haben den Ausschlag gegeben, am Donnerstag, dem 10. November 2022 bei einigermaßen miserablen Wetterbedingungen wieder zum Reit-Ahorn zu wandern.

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Gebietsübersicht Google Earthview. Anreise nach Gaming und in die Gamingrotte bis zur Brücke am Fallbach in Unterleiten auf 539m Seehöhe.

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Zwanzig Minuten nach acht: Blick vom Neuhofner Hochkogel in den Süden zum Gebiet um Ötscher und Gaming.

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Wir sind bei der Brücke am Fallbach, haben die Rucksäcke am Rücken und Eddie an der Leine. Die Temperatur beträgt rund 6°C, es fühlt sich aber wesentlich wärmer an. Es kann los gehen. Datum und Uhrzeit sind im Bild eingeblendet. Diese Tour war nicht nur eine genüssliche Schlechtwetter Wanderung, sondern auch sowas wie ein Praxistest eines alten Fotoapparates im Vergleich zum knipsenden Mobiltelefon. Diese Canon PowerShot SX200 IS hab ich mir erst vor ein paar Jahren (ich glaub, 2018 oder so) neuwertig gekauft, obwohl das Model schon 2009 auf den Markt kam und somit eine etwas angestaubte Konstruktion ist. Der Grund dafür war: Ich hatte genau so eine Kamera für meine Motorradtouren und war recht zufrieden damit. Jedoch hat die Optik unter den Einsatzbedingungen gelitten, weil ich damit auch während der Fahrt mit einer Hand fotografiert hab und dadurch auch einmal eine Fliege oder gar dickere Brummer in der Optik eingeschlagen haben. Am Schluß war es nur mehr schwer möglich, normale Aufnahmen damit zu machen, weil die kaputte Linse keine ordentliche Belichtung und Fokussierung mehr zu ließ. Ich war aber so angetan von dieser kleinen, kompakten Kamera, daß ich sie mir nochmals gekauft hab und heute war der Tag, wo ich sie einmal auf Wanderung ausprobieren wollte. Natürlich hatte ich auch das “Handy” dabei, daß ja bisher recht ordentliche Aufnahmen produzierte. Ich war einfach gespannt, was das Ding zu leisten vermag.

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Vor der Brücke, seitlich des Fallbaches ist eine Art Umkehrplatz und Parkgelegenheit und gleich anschließend führt eine Forststraße bergauf in den Wald. Die Beschilderung leitet zum Schleierfall und zur Polzberg Kapelle. Ferner kann man über diesen Weg, gut markiert sogar, bis Lackenhof wandern. Wir stapfen da jetzt einmal einfach nach oben bis zur Kapelle.

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Die Nässe gibt den herbstlichen Farben noch mehr Glanz und wir wandern hier in einer Art Wunderland.

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Links an dieser Bank vorbei kommt man in wenigen Minuten zum wunderschönen Schleierfall, den wir später beim Abstieg besuchen werden. Vorerst gehen wir hier einmal vorbei und steigen weiter bergauf.

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Der kleine Kerl hier hat mir die Aufnahme nicht gerade einfach gemacht.

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Mit gutem Regenschutz ist auch Schlechtwetter kein Problem.

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Langsam kommen wir ein den Bereich, wo es auch eine Aussicht gibt.

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Diese Starkstromleitung führt in die Gamingrotte hinunter und gegenüber über die westliche Schulter des Dreieckberg (Bildmitte).

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Polzberg Kapelle auf rund 840m Seehöhe. Wir folgen dem Weitwanderweg in südöstlicher Richtung nach Lackenhof.

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Unsere Schotterstraße macht hier einen scharfen Knick nach links zuerst etwas bergab und später wieder bergauf. Genau hier werden wir beim Abstieg wieder auf den Aufstiegsweg treffen. Wir folgen hier den Wegspuren gradeaus in der Wiese.

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Bildbaum mit Dach. Im Frühling und Spätherbst schaut es hier ein wenig trist aus, aber im Sommer blühen hier wunderschöne Rosen.

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Gleich nach dem Bildbaum befindet man sich in offenem Gelände und sieht hier nach Dachsbach. Bei gutem Wetter hat man hier den Scheiblingstein und den Hetzkogel vor sich, bei schlechtem Wetter muß man sich punkto Aussicht ein wenig bescheidener geben.

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Wir folgen der Schotterstraße nur ein kleines Stück nach unten und biegen dann in den linken Ast ab, der uns bergauf führt. Immer höher steigen wir und können an manchen Stellen wie hier zurück auf unseren Aufstiegsweg blicken.

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Trotzdem mein kleiner Spatz pitschnaß ist, verliert er seine Freude am Wandern keineswegs und zieht vom Start bis ins Ziel an der Leine. Naß und kalt ist wesentlich besser als heiß.

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Eine Schlüsselstelle beim Aufstieg zum Reit-Ahorn ist diese Jagdhütte. Wenige Meter oberhalb dieser Jagdhütte zweigt eine Forststraße rechts ab, der man laut Karte eigentlich folgen könnte, bis man ins Eck eines Grabens kommt, in dem ein Bächlein zu Tale fließt und eventuell könnte man dort über die Böschung zu einer Forststraße queren, die direkt zum Gipfelbereich führt. DEM IST NICHT SO! Wir haben das im vorigen Jahr probiert und sind im Kraut stecken geblieben. Das Gelände ist dort total verwachsen und es gibt kein vorwärts kommen! Wir lassen die Jagdhütte einfach rechts liegen und wandern entlang unserer Forststraße eine Etage höher. Erst DORT zweigen wir rechts ab und folgen später der Spur eines Harvester (nicht rechts nach unten!) Wenn die Spur endet, sieht man (bei guter Sicht) schon auf der anderen Seite des Hanges die Kehre der anderen Forststraße und nach einem kurzen Ausflug ins Gemüse wird man auch auf einen verwachsenen Überrest einer alten Straße aufmerksam, dem man gemütlich bis direkt zur Forststraßenkehre folgt. Auf meiner Karte ist dieser alte Teil der Forststraße noch strichliert eingezeichnet, in der Natur ist dieser Teil teilweise schon verwachsen, aber gut zu sehen und zu begehen.

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Wir folgen nun dieser Forststraße bergauf, lassen einen Rechtsabzweig einfach rechts liegen und nehmen dafür den nächsten Abzweig, der uns hierher zum Sattel zwischen Gipfelwiese und Jagdhütte bringt.

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Glei sama oben beim alten Gipfelkreuz

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Das da vorne ist der höchste Punkt am Reit-Ahorn, aber dieses Gipfelkreuz interessiert uns nicht. Das steht hier erst seit 2020.

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Das hier, im letzten Winkel heroben, das ist unser Gipfelkreuz am Reit-Ahorn auf 1178m.

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Waldorf & Statler am Reit-Ahorn

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Bei guten Witterungsverhältnissen sind die Wiesen am Reit-Ahorn ein kleines Paradies mit wunderschöner Aussicht zum Ötscher und zu den Bergen um Lunz. Heute ist es hier recht unwirtlich, windig und kalt. Unsere Leibchen sind feucht und der kalte Wind macht die Sache noch unangenehmer. Ergo halten wir uns nicht all zu lange auf und schauen, daß wir schnell zur Jagdhütte gleich in der Nähe kommen. Am Eingang ist eine kleine Veranda und damit ein Windschutz, den wir nützen, um uns trockene Leibchen anzuziehen und ein wenig windgeschützt zu rasten.

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Eddie bekommt Futter, auch wir essen und trinken eine Kleinigkeit, dann ein herzliches vergelt’s Gott fürs unterstellen und wir wandern weiter.

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Wir wandern zuerst einmal zurück zur Forststraße, auf der wir herauf kamen. Dort folgen wir dem Weg grade aus (nicht links, wo wir her kamen!) und wandern so weit, bis wir wieder auf eine Forststraße treffen, wie von rechts oben kommt und nach links unten führt. Einmal könnte man unterm Poltzberg (wäre bei guter Sicht einen Abstecher Wert) in Versuchung kommen, gradeaus in den Wald zu gehen wo sich dann die Wegspuren verlieren, dabei ist die Sache ganz einfach. Genau dort, wo man glauben könnte, es ginge gerade aus in den Wald, hängt etwas windschief ein Weidetor aus Holz in den Überresten der Halterungen. Genau durch dieses Tor schreitet man und folgt verwachsenen Spuren, die immer breiter und deutlicher werden und bald hat man die Forststraße erreicht, der man nun, ohne einmal irgendwo abzubiegen, einfach nach unten folgt.

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Je tiefer wir kommen, desto freundlicher werden zumindest wieder die Temperaturen und wir wandern so hurtig dahin, daß die Zeit wie im Fluge vergeht. Einmal kommen wir an dieser kleinen, geradezu lieblichen Jagdhütte vorbei und wären fast versucht, einzutreten und zu rasten.

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Nur wenig später sind wir hier und blicken zurück. Wir sind grade von links unten (ist nur eine kleine Senke) gekommen. Beim Aufstieg sind wir genau hier in Blickrichtung gegangen und folgten da vorne den Wegspuren in der Wiese nach rechts.

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Bald darauf kommen wir wieder an diesem Anwesen vorbei….

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… und beim nebenan stehendem Marterl am Steinhaufen

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Was isn das für ein Mugel da vorne?

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Das ist aber blöd. Genau dieser Mugel da vorne ist auf unserer Karte nicht mehr drauf.

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Waldorf & Statler

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Grad noch hat heut zum ersten Mal für ein paar Sekunden die Sonne durch ein Loch in den Wolken geleuchtet. So schnell konnte ich in meiner dicken Verpackung gar nicht zur Kamera greifen, und schwup, schon war sie wieder weg.

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Wegweiser bei der Polzbergkapelle. In einer Dreiviertelstunde wäre man von hier am Grubberg! Das wäre dann allerdings verdammt weit bis zurück zum Auto, das am Ende der Gamingrotte unterhalb von Happelreith steht. Wir gehen nicht entlang der Forststraße weiter, sondern steigen am schönen Steig rechts im Wald ab.

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Da geht’s lang.

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Genau von hier sieht man nochmals wunderschön zum Dreieckberg hinüber. Wir haben jetzt die Regensachen ausgezogen und in den Rucksack gesteckt. Beim Abstieg waren wir froh, die Sachen am Körper zu tragen, weil es nochmals ordentlich zu regnen begonnen hatte und wie schon gesagt, oben im Gipfelbereich war es sehr kalt und windig. Jetzt schaute es allerdings so aus, als wäre das Gröbere vorbei und es bliebe trocken.

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Bergab ist das ein wenig unangenehmer als bergauf, weil die nassen Felsen unterm Laub sehr rutschig sind.

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Zwei Salamander Kumpane sind uns beim Abstieg noch über den Weg gelaufen. Dieser hat mir die Chance gegeben, ein scharfes Bild zu machen, bevor er sich unterm Laub versteckt hat.

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Wir sind wieder beim Abzweig zum Schleierfall und nützen die Gelegenheit. Noch dazu war Regenwetter, da ist so ein Wasserfall noch schöner.

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Schleierfall mit Rastbank

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Waldorf & Statler

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14:50 Uhr. Wir sind wieder zurück am Ausgangspunkt und wie ausgemacht beginnt es gleich wieder zu regnen. Nachdem wir uns umgezogen haben, fahren wir noch zur Tankstelle in Gaming, um einen Automatenkaffee zu trinken, dann fahren wir Heim. Schön war’s! Fazit zum Kamera Test: Zu wenig Weitwinkel, zu schwierig zu fokusieren, zu anfällig für Farbverfälschungen. Insgesamt zu problematisch für schnelle Aufnahmen. Zu viel Ausschuß aus rein qualitativen Gründen. Werde ich auf Wanderschaft nicht mehr verwenden.

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Karte zur Tour

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