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30. August 2023

2023. 08. 30. /Ybbstaler Alpen/Hollenstein a.d. Ybbs/180 Jahre Pyramide am Kühlhauskopf 1343m

Am 30. August 1843 wurde am Auboden bei Hollenstein an der Ybbs zum Gedenken an einen gewonnenen Rechtsstreit ein Denkmal in Form einer steinernen Pyramide eingeweiht. Am 30. August 1843. Gestern ist der ganze Magistrat und Ausschuß mit anderen Bürgern der Stadt Waidhofen, sowie auch von Hollenstein mehrere geladene Gäste, auf den Auboden zu Hollenstein gefahren. Diesen Auboden, ein sehr großer und holzreicher Wald, hat die Stadt vor mehreren Jahren durch die Führung eines Prozesses, welchen Dr. Sonnleitner für die Stadt führte, von der Stadtherrschaft Waidhofen erworben. Dieser für die Stadt und insbesondere für das städtische Hammerwerk Klein-Hollenstein erworbene Auboden ist die größte und wertvollste Realität der ganzen Stadtgemeinde, und wegen diesem errungenen Sieg wurde heute eine Pyramide mit Inschriften gesetzt; sodann ein Feuerwerk abgebrannt und gezecht”. So konnte man das im Waidhofen Journal von Sebastian Petter nachlesen. (Quelle)

Diese steinerne Pyramide wurde am Gipfel des Kühlhauskopf errichtet, einem Nebengipfel am Bergstock des Hegerberg, dessen höchste Erhebung die Lärmerstange mit 1477m ist. Mein Interesse am Kühlhauskopf wurde durch ein Foto geweckt, das ich in einem Wanderblog gefunden hatte. “Ein Steinhaufen in Pyramidenform statt eines Gipfelkreuz” stand sinngemäß dort und ich fragte mich, was es mit dieser Pyramide auf sich hat. Den Rest meines Werdeganges zum Fan der Pyramide am Kühlhauskopf kann man HIER nachlesen und den Ablauf einer wunderbaren Winterbesteigung des Kühlhauskopf mit anschließendem Besuch des nahen Wasserkopf (mit 1442m die drittgrößte Erhebung am Hegerberg) kann man HIER nachlesen.

Im folgenden will ich mich auf unsere heutige Wanderung konzentrieren, die, ganz für uns privat, als eine Art kleine Feier gedacht war. 180 Jahre Pyramide am Kühlhauskopf wollten wir feiern. Die Witterungsumstände würden dabei keine Rolle spielen. So lange es nicht heftig stürmt und damit im Wald gefährlich wäre, würden wir den Kühlhauskopf besteigen und die Pyramide besuchen. Auf geht’s zum Kühlhauskopf!

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Übersicht Google Earth

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Karte zur Tour

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7:50 Uhr. Auf der Karte wird dieses Gebiet hier als “Walcherbauer” bezeichnet. Seehöhe rund 440m. Es ist die Bushaltestelle Hollenstein an der Ybbs/Abzweig Weyer, die genau an der Kreuzung zur Saurüsselstraße liegt. Im Moment ist dort eine große Baustelle, die Saurüsselstraße ist gesperrt und hier, wo wir heute stehen, stehen unter der Woche normal die Autos der Straßenbauarbeiter. Aber wir haben Glück, daß Wetter ist schlecht und der Platz ist frei. Momentan regnet es grade nicht und so können wir uns umziehen, ohne gleich naß zu werden. Bei Regen hätten wir das Häuschen der Bushaltestelle als Umkleidekabine benützt. Von Anfang an haben wir Regenhosen und GTX Jacken an, die Rucksäcke sind wetterfest verpackt und der Hund ist an der Leine. Temperatur 15°C.  Es kann los gehen.

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Blick in Richtung Hollenstein. Es ist massiv bewölkt und schaut so aus, als könnte es jederzeit wieder zu regnen beginnen. Das heißt, die heutigen Bedingungen sind den Bedingungen vom 27. August 2021 recht ähnlich. Auch damals hatte es von daheim bis Opponitz teilweise hefig geregnet und beim Walcherbauer für eine kleine Weile aufgehört.

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Wir folgen der (gesperrten) Saurüsselstraße nur ein paar Meter, dann biegen wir links auf diese Forststraße ab und wandern an Holzstößen vorbei zum Wald.

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Blick zurück (Nordosten) zum Kothaufenberg 1001m.

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Wir wandern an dieser verwachsenen Hütte……

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… und an diesem Wegkreuz vorbei…

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… zu dieser Linkskurve, vor der es kurz vorm Aubodenbach einen Rechtsabzweig gibt, der zu einer Tierfutterstelle führt. Danach könnte man noch entlang eines alten, großteils stark verfallenen Weges über verfallene Holzbrücken, teilweise im Bachbett, zu einer Jagdhütte auf 720m wandern. Diese Route haben wir damals bei unserem ersten Besuch der Pyramide gewählt und es war sehr schön. Empfehlenswert ist dabei, wie überhaupt, eine gute Karte.

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Vom Ausgangspunkt an der Bushaltestelle bis zum Winkel am oberen Aubodenbach sollte man bei gemächlichem Wandertempo rund zwei Stunden einplanen. Bei gutem Wetter gibt es im oberen Bereich wunderschöne Aussichtspunkte als Belohnung. Wer Forststraßen gar nicht mag, hat am Hegerberg Pech. Seine Gipfel sind grundsätzlich nur über lange Anmärsche auf Schotterstraßen erreichbar.

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8:16 Uhr. Wir sind zwar noch nicht lange unterwegs, haben aber doch schon an Höhe gewonnen. Der Regen lässt noch immer auf sich warten und unter dieser Verpackung wird es langsam warm. Wir ziehen hier die Jacken aus und hängen sie einfach um die Hüfte.

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8:42 Uhr. Rund um uns herum dampft es gewaltig und die Luftfeuchtigkeit ist hoch.

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Kleine Pause für Mensch und Hund.

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Waldorf & Statler

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Regen zwingt uns, die Pause abzubrechen, dafür öffnet sich ein Dunstfenster zu unserem Ausgangspunkt hinunter.

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Je höher wir kommen, desto felsiger wird das Gelände.

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9:48 Uhr. Wir sind an einem kleinen Umkehrplatz (oder Holzlagerplatz) vorbei gewandert…..

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… und haben diese Linkskurve vor uns. Rechts, an der Außenseite der Kurve das Eck des oberen Aubodenbach, der heute trocken ist. Eine Etage weiter unten gibt es allerdings Wasser zuhauf! Da vorne ist ein Eisenrohr, blau lackiert, in den Boden eingeschlagen und dort beginnt unser finaler Aufstieg zum Kühlhauskopf. Rund 300 Höhenmeter weglos durch steilen Wald liegen vor uns. Ich versuche dieses Mal eine Linie etwas weiter rechts, also mehr in der Nähe des Bachwinkels, laß das aber bald bleiben und quere wieder weiter nach links raus, wo wir dann das Licht und den Abbruch sehen sollten. Die ersten Meter sind ganz rechts nicht so steil wie grade rauf, der Unterschied besteht allerdings nur für wenige Höhenmeter, dann ist alles gleich steil.

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Wir sind auf diesem Anstieg jetzt zum dritten Mal unterwegs. Am schönsten war es im Winter unter idealen Schneebedingungen. Vor allem der Abstieg war damals am einfachsten. Heute, bei grundsätzlich gleichen Bedingungen wie beim Erstaufstieg, kommt mir dieser Hang noch um einiges steiler vor als damals. Ich hab keine Ahnung, warum mir das heute stellenweise dermaßen steil vorgekommen ist. Einige Stellen erkennen wir sofort wieder, dann finden wir wieder schöne Teile eines alten Steig, die sich gleich wieder im Gelände verlieren. Aber egal, wir queren immer weiter nach links rüber.

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Wir sind jetzt ungefähr so weit links, wie wir sein wollten, um zur Kante des Kahlschlag zu kommen. Wir kennen uns so weit aus, daß wir keine gute Sicht für unsere Orientierung brauchen. Aufwärts ist immer richtig. Hier machen wir eine kleine Pause.

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Wir erreichen Felsformationen, von wo unter Umständen die Erbauer der Pyramiden ihr Baumaterial entnommen haben könnten. Die schlechte Sicht, aber vor allem der rutschige Untergrund (im großen und ganzen war der Steilhang sehr gut begehbar) lassen mich von einer genaueren Inspektion der Lokalität (schweren Herzens) absehen.

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Das ist der Grund, warum wir im Steilhang immer weit nach links queren. Hier haben wir diese kesselartige Geländeformation mit dem Kahlschlag, an dessen Rand wir nach oben steigen. Bei besserem Wetter hat man von hier aus auch eine recht schöne Aussicht.

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Waldorf & Statler

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Ich weiß genau, was jetzt kommt und ich freu mich riesig.

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10:50 Uhr. Die Pyramide am Kühlhauskopf auf 1343m. 180 Jahre nach ihrer Einweihung stehen wir hier. Die Steintafeln mit den Inschriften fehlen schon lange, das Wetter ist mies, aber unsere Laune ist bestens. Vielleicht muß man einen riesigen Vogel haben, um sich an sowas zu erfreuen. Dann haben wir genau diesen riesigen Vogel.

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Zur Feier des Tages hab ich etwas mitgebracht.

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Jetzt können sich Freunde des Kühlhauskopf, sofern sie das wollen, hier ins Büchlein eintragen. Stifte zum Schreiben hab ich beigepackt. Wer sich die Pyramide genauer anschaut, der wird die Kassette und das Büchlein finden.

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Wir halten uns aber nicht all zu lange auf, denn wir haben noch etwas vor. Es hat bei unserer Ankunft hier zu regnen aufgehört und auch die Sicht ist nicht gar so schlecht. Ich hab eine gute Karte, einen Kompass und ein gutes Erinnerungsvermögen, also gehen wir zuerst einmal weiter in Richtung Aubodenkopf. Nein, dazu braucht man weder Karte noch Kompass, da findet man auch so hin. Es führen sogar Steigspuren hin. Die sehen wir zum ersten Mal, weil wir hier zum ersten Mal außerhalb der Winterzeit weiter wandern. Bei unserem ersten Besuch war nur die Pyramide unser Ziel.

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Wir steigen zuerst ein wenig abwärts und später wieder ein Stück weit aufwärts, immer auf einem breiten Kamm dem Aubodenkopf entgegen.

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No comment

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11:24 Uhr. Aubodenkopf 1359m. Unter normalen Umständen ist mir dieser Aubodenkopf schnurzegal. Das ist für mich kein Gipfel. Er ist aber ein wichtiger Orientierungspunkt. Dieser Stein mit der Nummer 220 und der Jahreszahl 1847 markiert einen Punkt im Verlauf der Grenzlinie zwischen Oberösterreich und Niederösterreich. Es ist nicht irgend ein Punkt, es ist ein Knick im Verlauf der Grenze. Wenn man hier die Karte einnordet, dann verläuft die Grenzlinie entweder nach rechts (gesehen von der Position, wie wir hierher gekommen sind) zuerst in Richtung Nordwesten übers Haitzmanneck zur Rabenmauer und dann in nordöstlicher und nördlicher Richtung bis zur Siedlung Pichlhöhe am Saurüssel. Will man allerdings zum Wasserkopf, wie wir, dann muß man der Grenze in einem leichten Linksbogen genau nach Süden folgen! Die linke Begrenzung des Linksbogen wird von einem kleinen Talkessel und einem Kahlschlag am Hang gebildet, an dessen Fuß eine Jagdhütte steht, an der wir heute noch, so der Wettergott es will, vorbeikommen werden. Wir wollen eigentlich auch zum Haitzmanneck gehen, drehen aber aufgrund der miserablen Sichtbedingungen wieder um und kehren zum Grenzstein 220 zurück. Von hier aus wandern wir nun ohne Probleme, die Grenzsteine und die Erinnerung leiten uns, weiter zum Wasserkopf. Bei guter Sicht ist weder Karte noch Kompass notwendig, weil man den Wasserkopf und seine geografische Lage sehen kann. Bei Nebel und schlechter Sicht, wie heute, fehlt diese optische Orientierung. Wir sehen weder Wasserkopf noch Haitzmanneck.

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Dieser seltsame Gesellen da vorne hat uns schon fünfmal zuvor den Weg gewiesen und darum freuen wir uns, als wir ihn wieder sehen.

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Der steht ganz in der Nähe und ist uns ebenfalls nicht fremd. Hier beginnt im Aufstieg eine niedrige Felsbarriere, die sich leicht rechts umgehen lässt. Ab hier sind auch wieder Steigspuren zu erkennen. Am besten geht man, auch wenn der Wald hier teilweise recht verwachsen ausschaut, immer dort, wo es am einfachsten ist nach oben, dann steht man ganz automatisch ….

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… recht bald….

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.. am Gipfel des Wasserkopf.

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12:11 Uhr. Wasserkopf 1442m

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Aber auch am Wasserkopf halten wir uns nicht lange auf. Aufgrund des Nebel gibt es sowieso keine Sicht, wir haben aber auch noch einen Weiterweg vor uns, der uns nicht vollständig bekannt ist. Die Orientierung ist hier nicht schwer. Wir wollen zum Geländepunkt, der auf der Karte als Hegerberg bezeichnet wird. Hegerberg ist eigentlich der Name des gesamten Bergstockes, aber zur Orientierung ist der Punkt Hegerberg 1251m recht brauchbar. Wir sind hier heuer am 16. Jänner aus Hollenstein (Parkplatz beim Roten Kreuz) zum Wasserkopf aufgestiegen und kennen uns hier deshalb aus. Wir folgen einfach dem Kamm in Richtung Osten. Es sind auch relativ deutliche Steigspuren zu erkennen.

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Der Nebel stört uns hier überhaupt nicht. Es ist ganz still, kein Wind. Und es ist bunt! Dieser Kamm ist ein Blumenmeer. Und wie es hier riecht! Eine echte Wunderwelt.

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Der eine oder andere Steinmann markiert den Weg.

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Wir kommen an dieser kleinen Hütte vorbei.

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Der breite Kamm verengt sich zu einem schmaleren, felsdurchsetzten und steileren Grat, der trotz der Nässe recht gut begehbar ist.

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Zuerst fällt mir die Fahrverbotstafel auf und dann die Einschußlöcher.

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Das ist schon wieder einfaches Gelände. Das Gröbere haben wir geschafft.

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Das dürfte wohl der Markierungsstein für “Hegerberg” auf 1251m sein.

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Tief eingewachsener Draht eines alten Zaun.

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Wir haben den Wald verlassen

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Das soll eine Königskerze werden.

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Das ist eine Königskerze.
Wenn man den Wald verlässt, steigt man entlang eines breiten Rücken auf den Spuren schwerer Maschinen zu einem Schotterplatz (Lager- und Ladeplatz für Holzarbeiten) mit zwei Hütten ab. Man könnte von dort, so wie wir das im Winter getan haben, bis zum Parkplatz bei der Rotkreuzstation nach Hollenstein absteigen. Wir suchen uns ein hübsches Platzerl am Hang und halten eine längere Rast. Anschließend steigen wir durch einen kurzen, aber mit Holzabfällen übersähten Hang zu einer nördlich gelegenen Forststraße ab, die mit der Forststraße nach Hollenstein nicht verbunden ist. Wir müssen aber, wie wir wissen, nicht nach Hollenstein sondern zum Walcherbauer.

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Wir sind auf der nördlich gelegenen Forststraße und werden dieser zuerst zum kleinen Talkessel zwischen Aubodenkopf und Wasserkopf folgen, dann weiter zum Eck des Aubodenbaches und in der Folge hinunter zum Ausgangspunkt unserer Wanderung beim Walcherbauer.

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Der Dunst hat sich gehoben, die Sicht ist inzwischen recht brauchbar geworden. Blick zum Aubodenkopf (Bildmitte)

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Das kleine Tal unter Auboden- und Wasserkopf mit Jagdhütte. Bis hier her sind wir vorgestern bei einer kleinen Erkundung von Hollenstein aus gegangen.

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Was sieht man da?

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Wir befinden uns jetzt in der Nordflanke unterm Kühlhauskopf. Das ist das untere Ende vom Kahlschlag, den wir beim Aufstieg zum Kühlhauskopf links von uns hatten. Der wird allerdings im oberen Bereich recht steil und lohnt sich zu Fuß nicht. Ob das mit Ski geht?

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14:20 Uhr. Blick zum Kothaufenberg nordöstlich von uns.

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Blick über den Grat des Ertlthaler Kopf 903m und den Grenzgrat OÖ/NÖ zur Siedlung Pichlhöhe und zum Brenntenberg im Nordwesten

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Blick über den Ertlthaler Kopf zum Brenntenberg

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Bei gutem Wetter finde ich die langen Forststraßen am Hegerberg überhaupt nicht nervtötend, wie ich das sonst bei Forststraßen empfinde. Hier hat man fast überall einen sehr schönen und interessanten Ausblick. Nur bei Schlechtwetter wird die Sicht natürlich ein wenig mager. Das gilt allerdings auch für Berggipfel und nicht nur für Forststraßen. Bei uns hier wird das Wetter immer besser.

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14:36 Uhr. Der obere Kreis schließt sich. Ungefähr um 9:50 Uhr sind wir von genau dort, wo Sonja steht, zum Kühlhauskopf aufgestiegen. Nach vier Stunden und sechsundvierzig Minuten sind wir wieder an der selben Stelle. Jetzt gehen wir die gleiche Strecke, die wir herauf gestiegen sind, wieder ins Tal hinunter.

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Der große Unterschied zum Aufstieg ist, jetzt, beim Abstieg, sehen wir etwas!

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Waldorf & Statler

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Meine beiden Schlümpfe vor einer herrlichen Kulisse

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15:12 Uhr. Da müssen wir hinunter zu unserem Ausgangspunkt. Das ist jetzt nicht mehr so weit. Dahinter die Buckel des Kothaufenberg.

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Die letzte Rechtskurve

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Das Wegkreuz

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Blick in Richtung Norden

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15:52 Uhr. Zurück am Ausgangspunkt. Nach acht Stunden ist unsere wunderschöne Wanderung zu ENDE gegangen. Der Kühlhauskopf hat jetzt wieder eine Weile Ruhe vor uns, aber wenn eines sicher ist, dann, daß wir wieder kommen.

2. März 2022

2022. 03. 02. Ybbstaler Alpen / Hollenstein / Kühlhauskopf 1343m und Wasserkopf 1442m

Seit unserer letzten Wanderung (Ysperklamm) war das Wetter ein bissl mau. Nachts um den Gefrierpunkt herum, am Tag sogar ein wenig regnerisch oder einfach stark verzogen. Dann änderte sich das wieder und es wurde nachts kalt und tags erträglich warm. Nachts kalt heißt, ständig bis zu -7 oder -8°C, gegen 9 Uhr erreichten wir regelmäßig um die 0°C und die Temperatur erhöhte sich bis zur Mittagszeit in der Sonne sogar auf 7, 8 oder gar 9°C. Aber nur in der Sonne und nur bei uns auf einer Höhe von 275m. Im Schatten stieg das Thermometer kaum auf über 5°C, in höheren Lagen praktisch nie über 0°C. Weil die Fernsicht aber durchwegs bescheiden war, konzentrierten wir uns mehr auf ein paar Runden mit dem Motorrad. Die Straßen sind wundersamerweise weitgehend salzfrei, der Rollsplitt, dort, wo damit gearbeitet wird, macht uns nichts aus, und man gewöhnt sich auch schnell dran, daß es nie richtig warm wird. So stell ich mir in etwa Motorradfahrer in Finnland, Norwegen oder in Sibirien vor. Harte Hunde, die weder Wind noch Wetter scheuen und die der Greta einfach den Hals umdrehen würden, wenn sie ihren Schwachsinn vom Klima erzählt. “I want you to panic!” sagt der kleine, verzogene Trampel. “I want you to shut up und fuck off!” sag ich, weil Du blöde Kuh lernst zuerst einmal was, bevor Du dich anschickst, erwachsenen Menschen zu sagen, was sie zu tun haben und selbst dann, wenn Du was gelernt haben solltest, ist es besser, die blöde Fresse zu halten, weil wir selber wissen, was gut für uns ist. Verpiss Dich, Du Fratz! Smile

Und weil’s Wetter um die Wochenmitte grade so toll wurde, haben wir uns einen Berg vorgenommen. Zur Pyramide im Winter, und wenn es die Verhältnisse zulassen, noch ein Stück weiter. Mal sehen.

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6:28 Uhr bei der Forststraße beim Walcherbauer am Anfang der Saurüsselstraße auf einer Seehöhe von ungefähr 440m unweit vor Hollenstein an der Ybbs. Strahlend blauer Himmel schon in aller Früh bei zarten -8°C. Ideale Bedingungen kündigten sich an.
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Wir haben zuerst einmal rund fünf Kilometer Forstraße vor uns, die uns zu einem Winkel bringen wird, in dem der Aubodenbach seinen Anfang nimmt und bei dem wir sehr direkt zur Pyramide am Kühlhauskopf aufsteigen werden. Sofern es die Verhältnisse dort oben zulassen. Das ist etwas, was wir nicht wissen. Wir haben entschlossen, wir gehen, so weit wir es verantworten können. Vor allem haben wir Eddie dabei, meinen kleinen Schatz, auf den ich besonders aufpassen muß. Eddie ist nicht sonderlich groß. Abgesehen davon, daß er ein sehr großer Yorkshire Terrier ist.
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Der Weg ist uns ja nicht neu. Am
27. August letzten Jahres waren wir erstmals hier und sind dem Kühlhauskopf auf’s Dach gestiegen. Damals hat mich ein Bild der alten Pyramide dazu veranlasst. Heute war es das selbe mit der Option, auch den Gipfel des Wasserkopf zu erreichen. Sofern die Verhältnisse es zulassen, war immer die Voraussetzung. Wir hatten den Gipfelbereich des Wasserkopf nur aus der Ferne von einem anderen Berggipfel gesehen und wussten nur das, was man im Internet unter Spezialisten lesen kann. Die Praxis vor Ort schaut dann oft ganz anders aus. Sehr oft positiv anders. Ich war aber immer der Meinung, wir werden den Tag erleben, wo es nagativ anders sein wird als gelesen. Noch ist dieser Tag nicht gekommen. Was mir sofort aufgefallen ist beim Anmarsch: Alles schaut im Winter irgendwie ganz anders aus als im Sommer. Von diesem Keller oder was das sein soll, ist im Sommer kaum was zu sehen, so verwachsen ist das.
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Wir sind ja heute nicht dem Aubodenbach entlang bis zur Jagdhütte auf 720m aufgestiegen, sondern folgen gleich der Forststraße bis in den Bereich um 1000m herum, wo dann der Aubodenbach im hintesten Winkel entspringt.    
   
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6:50 Uhr. Die erste, wenn auch etwas verdeckte Aussicht zeigt und den Fortschritt unseres noch jungen Unternehmens.
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Die erste Kehre vor einer langen Querung liegt an der Schneegrenze.
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Hier sind auch noch die Spuren eines Fahrzeuges und eines Wanderers (oder Jägers) mit Hund (großer Hund, den Tatzen nach zu urteilen) zu sehen.
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Der Graben des Aubodenbaches ist unser Wegweiser.
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Eine Lawine hat die Forststraße verschüttet. Hier endet die Fahrzeugspur, nur die Spur des Wanderers und des Hundes führt weiter.
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Wir gewinnen stätig an Höhe.
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Eddie führt wie immer. Beim letzten Abzweig, der zur Jagdhütte führt, über die wir im August aufgestiegen sind, haben wir die Spur des Wanderers und des Hundes verloren. Vermutlich sind die zur Jagdhütte gegangen und wir folgen unserer Foststraße ohne jeglicher Spur menschlichen Lebens. Hier ist seit langem keiner mehr gegangen. Der Schnee ist pulvrig, eiskalt und unter der knöcheldicken Schneeschicht ist teilweise blankes Eis.
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8:05 Uhr. Hier befinden wir uns nach rund eineinhalb Stunden ungefähr auf der selben Höhe wie der höchste Punkt des Ertlthaler Kopf (903m) genau vor uns. Der ist ein Seitenast des Hauptkammes, den wir für eine spätere Wanderung vor haben.
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Eine Wildspur begleitet unseren Aufstieg und ich stell mir vor, wie hier ein Hirsch (vermute ich aufgrund der Größe und Tritttiefe) müde seines Weges stapfte. Wildspuren werden auch später im steilen Wald unsere Begleiter sein und uns sogar teilweise schöne Aufstiegswege zeigen.

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8:23 Uhr. Wir haben nach knapp zwei Stunden und rund 600m Aufstieg das Eck erreicht, in dem weiter oben der Aubodenbach entspringt. Dort vorne ist ein blauer Holzstecken eingeschlagen und genau dort steigen wir zuerst schnurgrade in den steilen Wald, schlagen uns durch die ersten, steilen Hänge hoch und queren dann langsam, aber stetig nach links, wo es Licht wird. Und genau dort, am oder in den Nähe des Abbruches, steigen wir dann bis zur Pyramide am Kühlhauskopf hoch. Auf geht’s! Rund 300 Höhenmeter verschneiter (und hoffentlich nicht vereister!) Wald warten auf uns.
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Gleich die ersten paar Meter denk ich mir “Ach leck mich doch am Arsch!” Steil und hart gefroren, daß man Mühe hat, mit den Schuhen Halt zu finden. Aber man gewöhnt sich schnell dran.
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Ein Blick in Sonjas Gesicht sagt alles. “Des is Cool!” Passieren kann da nicht all zu viel. Ständig ist ein Baum zum Bremsen in der Nähe. Nur am Anfang hat man, hab ich zumindest, ein wenig ein blödes Gefühl, das aber schnell verschwindet. Wie gesagt, man gewöhnt sich schnell wieder dran.
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8:56 Uhr. Wir haben “das Licht” erreicht, den Rand eines Kahlschlages, bei dem wir ab jetzt was sehen und ab dem das Gelände auch nicht mehr so steil ist.
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Auch Eddie hat schon herausgefunden, daß Wildspuren nie die steilste, blödeste Linie verfolgen sondern dort sind, wo man am besten gehen kann und so folgen auch wir den Wildspuren, sofern sie ungefähr in die gewünschte Richtung führen. Generell ist es für Eddie jetzt im Winter hier besser zu gehen als im Sommer, weil all das Kleinzeug, die Äste und all der Schmarrn, der sich normal im Fell verfängt, unter der Schneedecke begraben ist und man als großer Yorkie hier schön gehen kann. Und auch für uns ist es jetzt im Schnee nicht ganz so mühsam wie im Sommer. Dafür sieht man die längs liegenden Äste nicht, auf denen man schnell ausrutscht.
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Ach, ist das herrlich! Das sind Plätze wie im Paradies.
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Jetzt, wo man ständig was sieht, geht es sich fast von selber.
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Dann lehnt sich der Berg zurück…………..
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……. und mich schreckt es. Die Pyramide ist ganz nah vor mir. Wir sind wieder da!
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Nicht nur mir, auch Sonja hüpft das Herz vor Freude. Wir haben einen Narren an dieser kleinen Pyramide, diesem Zeugen einer Zeit, die es so nicht mehr gibt, gefressen. Nächstes Jahr, am 30. August, werden wir hier bei der Pyramide sein, egal wie’s Wetter ist und egal, welche Narretei die Politik dann betreibt. Zum 180. Jahrestag werden wir hier sein, feiern und tanzen.
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Zur Erinnerung an unseren 2. Besuch hier.
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Eddie darf das ausnahmsweise. Höher war hier noch niemand.
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9:40 Uhr. Wir begehen für uns Neuland. Zuerst ein kleiner Abstieg, dann rauf zum Aubodenkopf (das ist nur durch eine kleine Senke und leicht zu finden), und hier sehen wir erstmals unser nächstes Ziel, den Kamm, auf dem sich ziemlich genau gegenüber von uns der Gipfel des Wasserkopf (1442m) befindet. Die Verhältnisse sind soweit recht gut und wir stapfen frohen Mutes weiter. Wird schon schief gehen!
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Seit dem Abzweig zur Jagdhütte weit unten keine menschlichen Spuren mehr. Hier wirkt das alles besonders unberührt. Es ist wunderschön, hier zu gehen.
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Eine Märchenwelt tut sich vor uns auf.
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Grenzstein der Niederösterreichisch/Oberösterreichischen Grenze.
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Jetzt sehen wir ja erstmals auch auf die andere Seite rüber.
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Erstmals sehen wir auch das Gipfelkreuz des Wasserkopf. Wir sind knapp dran, aber noch nicht dort und wir kennen den Weg nicht. Wer weiß, was uns noch in die Quere kommen kann?
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Ja, was jetzt? Der Königsberg? Ich glaub eher, das sind Rotmauer (1330m) und Gitzenkopf (1328m). Sonderlich kenn ich mich hier seltsamerweise nicht aus, aber ich denke, wenn ich da so über den Kühlhauskopf, von dem wir ja grade kommen, rüber schau, dann muß daß der Höhenzug mit der Rotmauer sein. Mann, da gibt es noch so viele Mugel, auf denen ich noch nie war.
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Wieder einer dieser Grenzsteine.
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Waldorf & Statler
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10:30 Uhr. Nach 50 Minuten vom Kühlhauskopf oder nach 4 Stunden vom Ausgangspunkt im Tal haben wir den Gipfel des Wasserkopf erreicht und die Freude steht uns ins Gesicht geschrieben, siehe oben. Wir haben wieder einen Teil dieses Berges kennen gelernt und wir werden noch mehr davon kennenlernen, wenn wir im Sommer von innen, von der Waldhütte aus, diesen Kamm beschreiten. Darauf freuen wir uns schon heute. Aber jetzt wird einmal gerastet und die Ruhe und Wärme genossen. Es ist hier so warm, daß mein kleiner, total vereister Eddie abtaut. Ein Stück weiter im Schatten ist es schon wieder eiskalt.
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Wasserkopf 1442m
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Hier entsteht ein Kunstwerk. Zeichnung von Sonja, Geschreibsel von mir.
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Am 27. Jänner hat sich letztmals jemand ins Gipfelbuch eingetragen. Es sind auch weit und breit keine Anzeichen von Spuren zu sehen. Totale Einsamkeit hier heroben, und das bei Kaiserwetter.
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11:00 Uhr. Ein letzter Blick zum Kamm, dann geht’s zurück zum Kühlhauskopf.
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Aubodenkopf 1359m, Grenzstein von 1847
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Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, alle Spuren, die wir sehen, stammen von uns. Sonst ist  niemand hier.
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Wir haben ganz einfach zum Wasserkopf gefunden und Dank unserer Spuren finden wir noch einfacher zurück zum Kühlhauskopf. Der schöne Kamm des Wasserkopf ist jetzt schon wieder so weit entfernt. Es ist immer so schwer, am Berg Abschied vom Gipfel zu nehmen.
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11.31 Uhr. Zurück am Kühlhauskopf und bei unserer Pyramide.
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Ich hinterlasse hier ein kleines Andenken, das niemandem schadet und ich würde mich freuen, wenn es bei meinem nächsten Besuch noch immer dort wäre. Ich hab immer ein Knäuel roter Wolle im Rucksack, für besondere Fälle. Hat auch etwas mit Markierung zu tun, für Notfälle. Wiegt nichts, schadet keinem und kann sehr hilfreich sein.
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11.46 Uhr. Auch vom Kühlhauskopf können wir uns nur mühsam losreißen. Aber es muß sein. Auf geht’s, runter vom Berg!
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Blick ins Ybbstal
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Wir queren wieder nach links zum Eck des Aubodenbaches und der Wald wird wieder steil.
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Bumstinazi und dann noch ein wenig steiler
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Schön geht’s dahin, die Verhältnisse sind gut.
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Jetzt sollte es eigentlich nochmals richtig steil und hart werden…………
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…… aber Schmarrn, wir sind schon unten. Eine Stunde vom Wasserkopf zur Forststraße unterm Kühlhauskopf. Na bum, das ist schnell gegangen. Und den steilen Abschnitt unten haben sie auch gestohlen. Nix mehr da davon. Wie schnell man sich an alles gewöhnen kann.
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Grade noch waren wir da oben. Schön sieht man das Eck, in dem der Aubodenbach entspringt.
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Die letzte Kehre. Da unten an Anfang der Kehre kann man rechts zum Aubachboden anzweigen und einem alten, teilweise total verfallenem Weg mit verfallenen Holzbrücken folgen, wie wir das im letzten Jahr bei unserem ersten Besuch der Pyramide getan haben. Es ist eine wundervolle, abwechslungsreiche Tour, die sich für Liebhaber der Natur immer auszahlt. Der Weg, soweit noch vorhanden, ist halt nicht markiert und teilweise muß man ins Bachbett ausweichen.

Dafür wird man mit schöner Natur und Einsamkeit belohnt. Das sucht aber nicht jeder.
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13:52 Uhr. Nach rund siebeneinhalb Stunden und über eintausend Höhenmetern geht unsere Tour am Ausgangspunkt zu Ende. Es war wieder wunderschön, die Bedingungen hätten nicht besser sein können und die Begleitung war wunderbar wie immer. Dann bis zur nächsten Tour, egal, wohin.
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Karte zur Tour
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Das Gelände um Kühlhauskopf und Wasserkopf in topographischer Ansicht.

27. August 2021

2021. 08. 27. Die Pyramide am Kühlhauskopf 1343m

Wenn mich jemand vor ein paar Wochen gefragt hätte, ob ich schon einmal am Kühlhauskopf bei Hollenstein an der Ybbs war, dann hätte ich wohl geantwortet “Nein, ich bin kein Dachdecker. Außerdem hab ich gar nicht gewusst, daß es in Hollenstein ein Kühlhaus gibt”. Hört sich  vielleicht blöd an, aber mit dem Begriff Kühlhauskopf konnte ich einfach nichts anfangen. Auch mit dem Namen Hegerberg konnte ich nichts anfangen. Ich hab allerdings die Angewohnheit, meine Wanderkarten (Karten für Eich- und Vermessungswesen im Maßstab 1:25 000) nach lohnenswerten Zielen in der näheren oder auch weiteren Umgebung meines Wohnsitzes zu durchsuchen. Diese Karten haben eine dermaßen gute graphische Darstellung des Geländes (Ich bin auch beim Militär im Lesen dieser Karten besonders geschult worden), daß sie mir wertvolle Hinweise auf lohnende Wanderungen bieten. Und so fand ich den Höhenzug, in dessen Verlauf sich Gipfel mit den Namen Wasserkopf 1442m, Lärmerstange 1477m und Hochdreizipf 1466m befinden. Diese Gipfel wiederum, mit ein paar weniger markanten Nebengipfel, befinden sich im rund 12km langen Höhenzug des Hegerberges vor Hollenstein.

Vor zwanzig Jahren wäre ich nach ein bisschen Vorausplanung einfach losgefahren und hätte, vielleicht mit mehreren Erkundungsanläufen, den Höhenzug begangen. Einen Computer hatte ich damals zwar, aber kein Internet. Das Usenet war für Recherchezwecke kaum brauchbar. Heute schaut das anders aus, und daher hab ich mich einfach einmal auf die Suche nach ein paar Tourbeschreibungen gemacht. Die brauch ich nicht, um sie ohne eigene Vorarbeit einfach nachzugehen, sondern ich verwende solche Berichte und die Fotos einfach dazu, die Vorfreude zu erhöhen. Und genau diese Suche nach Vorfreude brachte mich zum Kühlhauskopf, den ich sonst sicher nicht beachtet hätte.

Irgendeiner der zahlreichen Bloger beschrieb den Weg zum Wasserkopf und hatte auch ein Foto vom Gipfel des Kühlhauskopfes eingestellt. Der Name Kühlhauskopf war mir, wie schon gesagt, unbekannt. Dieser Name war aber nicht das ausschlaggebende an meinem Interesse, sondern das Foto, daß eine Art Steinpyramide zeigte und die Bildunterschrift “Gipfelpyramide am Kühlhauskopf”. Eine steinerne Pyramide statt eines Gipfelkreuzes? Das muß einen besonderen Grund haben! Und so machte ich mich auf die virtuelle Suche nach den Hintergründen für dieses Bauwerk am Kühlhauskopf und wurde sehr schnell fündig.

Ich fand eine PDF vom Musealverein Waidhofen mit dem Namen “Der Auboden – Pyramide bei Kleinhollenstein” von Heimo Freundthaller, die sich mit der Pyramide am Kühlhauskopf und deren Hintergrund beschäftigt, und war sofort gefesselt. Es ist quasi die Geschichte eines Rechtsstreites, der sich am Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen der Stadt Waidhofen an der Ybbs und dem österreichischen Staat abspielte und den Besitz des Hegerberges mit seinen ausgedehnten Wäldern klären sollte, von dem das Überleben eines von der Stadt Waidhofen in Hollenstein betriebenen Hammerwerkes abhing. Und das passte genau in eines meiner Interessensgebiete, die Hammerwerke im Ybbstal.

Ja, aus heutiger Sicht waren die Ereignisse damals, am Anfang des 19. Jahrhunderts, vielleicht kein großes Ereignis. Für mich, der nicht unbedingt glaubt, daß Strom und Wasser schon immer aus der Wand kamen und das alles schon immer so war wie heute, ist es jedenfalls eine recht interessante Geschichte, und genau diese Geschichte war der Grund, dem Kühlhauskopf aufs Dach zu steigen. Ich wollte dieses Denkmal, diese kleine Pyramide mit eigenen Augen sehen, vor ihr stehen und sie anfassen. Und das hab ich am Freitag, den 27. August 2021 getan.

Treffpunkt 7 Uhr bei der Tankstelle, Kaffee trinken und die Lage besprechen. Schlechtwetter war angesagt, aber es sollte sich im Verlauf des Tages aufklären, beziehungsweise es sollten regional sehr durchwachsene Bedingungen herrschen. Trotzdem im Süden, also genau in Richtung unseres Zieles, schwarze Wolken vorherrschten, beschlossen wir, einfach einmal los zu fahren und zu sehen, wie sich das entwickelt, und je weiter wir uns Hollenstein und dem Hegerberg näherten, desto egaler wurden uns die Witterungsverhältnisse. Ich wollte da rauf zur Pyramide. Heute! Bei jedem Wetter! Beim Abzweig zum Saurüssel biegen wir rechts ab, um sofort in die erste Schotterstraße zu fahren, wo wir zwischen den zahlreichen Holzstößen einen Platz aussuchen, bei dem wir, hoffentlich, am wenigsten störten. Dann umziehen, Rucksack auf den Rücken, Hund an die Leine und los geht’s.

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Earthview Kühlhauskopf am Hegerberg

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7:56 Uhr. Seehöhe 444m. Es ist stark bewölkt, kühl, aber nicht kalt. Wir gehen los.

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Schon nach wenigen Minuten erreichen wir dieses Wegkreuz…………

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…….und nach ein paar weiteren Minuten diese Brücke, an der unser kleines Abendteuer beginnt. Hier könnte man laut Karte einfach der Forststraße folgen, bis man weit oben auf ungefähr 1000m ziemlich genau im Eck, in dem die Anfänge des Aubodenbaches runterfallen, ins (weitgehen weglose) Gelände abbiegt und zum Kühlhauskopf aufsteigt. Diese Variante wollen wir aber im Abstieg begehen. Ich entschied mich bei der Planung, dem in meiner Karte eingezeichnetem Karrenweg zu folgen, der genau dem Verlauf des Aubodenbaches entsprechen sollte. Falls es diesen Weg überhaupt noch gibt. Die Karte ist rund 25 Jahre alt und Wege oder Steige, die darauf eingezeichnet sind, findet man in der Natur oft nur mehr in Spuren oder gar nicht.

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Am Anfang folgen wir diesem schön sichtbaren und kaum verwachsenen Karrenweg, der zu einer Wildfütterung führt. Ab dann ist es vorbei mit der Gemütlichkeit. Kraut verwuchert mehr oder weniger dicht den Weg und dann kommen die Brücken!

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Der alte, teilweise verfallene Ziehweg neben dem Bach wird nie langweilig.

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Das ist eine Brücke. Oder sagen wir so: Das war einmal eine Brücke. Jetzt sind es noch die mehr oder weniger stabilen Überreste davon. Misstrauisch schau ich mir diese alte Holzkonstruktion an und schicke Eddie als Vorhut vor. Also seine sechs Kilo werden von der Brücke locker ausgehalten. Dann kann ich mit meinen achtzig Kilo ja beruhigt folgen. Ich versuche mir vorzustellen, wie das hier ausgesehen haben mag, als der Karrenweg, die Brücken noch aktiv waren. Das muß schon sehr, sehr lange her sein. Der Weg existiert teilweise überhaupt nicht mehr und man muß im Bachbett seinen Weg weiter suchen. Wurde wohl über die Jahrzehnte alles vom Schmelzwasser weggeschwemmt. Dafür ist das jetzt für Wanderer und alte Wegsucher wie uns recht interessant.

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Die folgenden Brücken, oder deren Überbleibsel, sind in einem wesentlich desolaterem Zustand und müssen teilweise im Bachbett umgangen werden. Hier zahlen sich wasserdichte Wanderstiefel wirklich aus.

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Hier ist man ständig auf der Suche nach einem begehbaren Weg durchs Chaos aus umgefallenen Baumstämmen, zusammengebrochenen Wegstücken und Gemüse, daß Brusthoch steht. Speziell für Eddie ein wahres Abendteuer.

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Teilweise braucht’s hier sehr viel Phantasie, um einen Weg zu erkennen.

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Solche Wegabschnitte sind für Eddie nicht mehr wirklich lustig, aber er nimmt’s mit Fassung.

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Auch das war einmal eine Brücke. Lang, lang ist’s her.

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Trümmerhaufen aus Holz wechseln sich mit dichtem Kraut ab. Eddies Makeup hat schon ein wenig gelitten.

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8:59 Uhr: Grade, als das Vorwärtskommen wirklich immer mühsamer wird, zweigt linker Hand ein schöner, breiter Steig aus dem Graben auf eine Weide ab und ich denk mir, “Das wird doch nicht der Standort der (in der Karte eingezeichneten) Hütte sein?” Genau so ist es. Hier steht in schöner Lage auf 720m die Jagdhütte, an deren Veranda wir bei leichtem Regen rasten.

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9:14 Uhr. Ab hier folgen wir dem geschotterten Weg bis zur Forststraße (zweimal NICHT nach rechts abbiegen!) und steigen dann rund 300 weitere Höhenmeter auf.

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Ab hier gibt es auch gelegentlich eine schöne Aussicht.

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Die Wettervorhersage der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik stimmt. Das Wetter ist regional sehr wechselhaft. Hier regnet es grade recht ordentlich. Salzburger Schnürlregen in Niederösterreich.

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10:04 Uhr. Nach zwei Stunden haben wir die Stelle erreicht, an der wir zur Pyramide aufsteigen. Auf der Karte ist diese Stelle leicht zu erkennen. In dieser Linkskurve ist rechts ein Winkel, in dem der noch sehr kleine Aubodenbach über Felsen herunterstürzt. Gleich ein Stück weiter, beim blauen Holzpflock, wo Sonja steht, ergibt sich die Möglichkeit, ins recht steile Gelände einzusteigen. Es ist sehr naß und ich weiß nicht, wie rutschig der Waldboden bei diesen Verhältnissen sein wird. Noch weiß ich nicht, was ich davon halten soll.

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Wir steigen am Anfang recht direkt auf, so gut es halt geht, queren dann etwas weiter nach links und erreichen einen sehr schön erkennbaren Kamm, der uns nach oben führt. Teilweise sind die Verhältnisse etwas unangenehm. Bäume liegen wild herum, alles ist naß und rutschig. Der alte Pyramidenweg ist teilweise erkennbar, wobei man nie sagen kann, ob es sich wirklich um den alten Steig handelt, oder neueren Spuren, weil alles irgendwie kreuz und quer durch den Wald führt. Am sichersten ist es, sich so lange etwas links haltend nach oben zu mühen, bis man den Kamm zur Linken sieht, und diesem dann bis zum Gipfel zu folgen. Der Kamm ist der beste Wegweiser. Aussicht gibt’s allerdings, bis auf wenige Ausnahmen, keine. Der Wald entschädigt mit Steilheit und Wildheit.

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Einer der wenigen, aber recht markanten Aussichtspunkte, die entlang des Kammes unübersehbar sind.

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Für Eddie ist dieser Aufstieg recht mühsam. Das herumliegende Gehölz erfordert seine ganze Fitness und Aufmerksamkeit. Einmal oben drüber, dann wieder unten durch. Immer gibt’s eine neue Herausforderung, langweilig wird’s nie.

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Diese Felsformationen sind ein deutlicher Wegweiser für den Abstieg.

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11 Uhr: Wir kommen immer höher, steigen über eine weitere Kuppe und………….mein Herz hüpft vor Freude. Die Pyramide. Wir sind da!

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In einem der von Heimo Freudenthaler ausgegrabenen Schriftstücken (“Waidhofen Journal” von Sebastian Petter) über diese Pyramide steht geschrieben: “Am 30. August 1843. Gestern ist der ganze Magistrat und Ausschuß mit anderen Bürgern der Stadt Waidhofen, sowie auch von Hollenstein mehrere geladene Gäste, auf den Auboden zu Hollenstein gefahren. Diesen Auboden, ein sehr großer und holzreicher Wald, hat die Stadt vor mehreren Jahren durch die Führung eines Prozesses, welchen Dr. Sonnleitner für die Stadt führte, von der Stadtherrschaft Waidhofen erworben. Dieser für die Stadt und insbesondere für das städtische Hammerwerk Klein-Hollenstein erworbene Auboden ist die größte und wertvollste Realität der ganzen Stadtgemeinde, und wegen diesem errungenen Sieg wurde heute eine Pyramide mit Inschriften gesetzt; sodann ein Feuerwerk abgebrannt und gezecht”. 

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Die Pyramide hat an jeder Seite eine Ausnehmung, in denen Tafeln mit Inschriften eingelassen waren. Diese Tafeln sind verschollen, die Inschriften sind allerdings durch alte Dokumente überliefert.
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Nach Aufzeichnungen in der Broschüre “Bothe aus dem Ybbs-Thale – Kalender für das gemeine Jahr 1869” eines Moritz Alois Becker lauteten die Inschriften der Gedenktafeln (Schreibweise wie im Original):
Östliche Seite: Inauguriert am 30. August 1843 in Gegenwart des Stadtmagistrates Waidhofen der sämmtlichen Bürgerausschüsse und vielen ehrenwerten Nachbarn.
Nördliche Seite: Aubodenwald Eigentum der Stadt Waidhofen an der Ybbs Aeragröße 594/64 Joch
Westliche Seite: Behauptet mit allerhöchstem Urtheile d.d.29. März 1826 / 10. April 1827
Südliche Seite: durch treffliche Vorsorge des P.T. Herrn Josef Halauska Stadt Syndikus

Warum dieser Gedenkstein erst 1843 errichtet wurde, darüber kann man wohl nur mehr spekulieren. Heimo Freundthaller (der Ersteller der PDF) meint, es könnte etwas mit den besonderen Verdiensten des auf einer Tafel (südliche Seite) genannten Syndikus Josef Halauska zu tun haben, der 1843 sein zwanzigstes Dienstjubliäum im Magistrat Waidhofen feierte.

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11:24 Uhr: Es ist Zeit zu gehen. Warm angezogen, weil es sehr kalt wurde, treten wir etwas unwillig den Abstieg an. An einem warmen Tag wäre ich sicher noch eine Weile dort oben bei der Pyramide sitzen geblieben.

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Beim Abstieg war die Nässe wesentlich unangenehmer als beim Aufstieg. Sicher, auch wenn das hier recht steil ist, wirklich abstürzen kann man nicht, selbst wenn man ausrutscht. Man hat ja nötigenfalls einen Baum als Bremsbock. Meistens jedenfalls. Andererseits bieten die vielen umgefallenen Bäume und herumliegenden sonstige Trümmer genug Fußangeln, um hinzufallen. Weh tun möchte man sich hier sicher nicht.

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Im Trockenen ist es hier sicher angenehmer als im Nassen, im großen und ganzen geht der Abstieg aber recht gut.

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12:11 Uhr. Wir sind wieder bei der Forststraße angekommen. Nachdem wir ja zum ersten Mal hier waren, hab ich mich beim Abstieg um ungefähr 50m zu weit in östlicher (also in Abstiegsrichtung nach rechts) Richtung verschätzt (was ich für eine erstaunliche Präzision halte!) und wir sind hier bei diesem Abbruch rausgekommen. Meine größte Sorge war hier, wie ich Eddie über die Abbruchkante bekomme, ohne daß er runter fällt. Kurz fragte ich mich sogar, wer zuerst runter fällt. Ich oder der Hund? Die Leine und das Geschirr waren dann recht hilfreich, aber ich bin mir nicht sicher, ob diese Aktion recht elegant ausgeschaut hat. Na, egal. Operation gelungen.

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Das leuchtende Gesicht sagt, es hat Spaß gemacht.

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Ab jetzt geht’s rund 600 Höhenmeter bis zum Ausgangspunkt auf dieser Forststraße zurück. Das ist aber nicht langweilig. Es gibt einiges zu sehen.

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Hier haben wir nochmals den Kühlhauskopf genau vor uns.

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Hier schauen wir schnurgrade genau auf die Stelle an der Forststraße rauf, an der wir vorhin aus dem Wald gefallen sind.

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Es gibt nochmals was zu mampfen.

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Der Vorteil dieser Abstiegsvariante ist, daß man hier öfters einen schönen Ausblick hat.

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Und hier sind wir wieder bei der Brücken, an der wir beim Aufstieg in den Karrenweg eingebogen waren. Jetzt schließt sich der Kreis.

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13.56 Uhr. Nach sechs Stunden und rund 900m im Auf- und Abstieg sind wir wieder am Ausgangspunkt. Bei der Heimfahrt haben wir (ich glaub, alle drei) gestrahlt wie die Kinder zu Weihnachten. Der Kühlhauskopf hat wirklich Spaß gemacht. Wenn ich nicht vergesse, könnte ich am 30. August 2023 den Kühlhauskopf in eine Wanderung einbeziehen. Das wäre das 180. Jubiläum der Pyramide, ich bin dann dreiundsechzig und mein Hund sieben. Triftige Gründe, wieder zur Pyramide am Kühlhauskopf zu steigen.

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Karte zur Tour

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