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22. Februar 2023

2023. 02. 22. Pechgraben OÖ/Wolkenmauer 638m

Ich glaub nicht, daß viele wissen, was und wo die Wolkenmauer ist. Die ist eher eine regionale Bekanntheit (dem Gipfelbuch nach zu schließen) wie die Kreuzmauer bei Trattenbach oder andere kleine Gipfel. Mit 638m (oder jeder anderen Hausnummer, die man auf diversen Karten findet), ist das nix, womit man um Aufmerksamkeit hausieren gehen könnte. Ja, vielleicht bei ein paar Spinnern, wie ich einer bin, aber sonst eher nicht. Auch ich wusste nichts von einer Wolkenmauer, bis ich am 13. Juni 2001 am Schieferstein saß und mir die Gegend angeschaut hab. Ich weiß noch, daß mir die Form des Hügels oder Kegels ins Auge gestochen ist und mich neugierig machte. “Was ist das?” hab ich mir gedacht und die Karte genommen, um nachzuschauen. Es war genau die Karte, die ich heute mit hatte, die Österreichische Karte 1:25 000 V des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen, Blatt 69 Grossraming, Neuaufnahme 1971, Fortführung 1989, Einzelne Nachträge 1997. Das erwähne ich nicht deshalb, weil das navigatorisch irgendwie von Bedeutung wäre, sondern, weil mich diese Karte dann noch neugieriger machte, als ich eh schon war. Diese Karten haben nämlich eine Grafik, die ich persönlich für sehr, sehr gut empfinde und die mit mir redet. Ich kann mir mit dieser Graphik gut vorstellen, wie das Gelände in der Realität ausschaut. Es sind ja im Grunde die selben Karten, wie die vom Militär, nur ohne Netzteiler, ergo die Karten, auf denen ich die Navigation im Gelände gelernt hab. 

Am 17. Februar 2002, also vor 21 Jahren, war ich regelrecht begeistert von dieser Wolkenmauer und von dieser kurzen, aber feinen Wanderung und so hab ich in letzter Zeit, vor allem, seit ich das Blog um die “Alten Hadern” erweitert hab, öfters an die Wolkenmauer gedacht und mir vorgenommen, sie wieder einmal zu besuchen. Heute hat zufällig alles gepasst. Ich hatte nix anderes vor, das Wetter ist (lt. Vorhersage für eine Weile zum letzten Mal) schön und mein rechtes Knie gehört ohnehin einmal getestet, was es aushält, wenn ich bergauf gehe. Das war ein Missgeschick vor etwas über einer Woche im tiefen Schnee im Raum Gaming. Hat nur weh getan, ist aber nix passiert. Und weil das heute alles so zusammen passt, bin ich am frühen Vormittag zuerst zur Tankstelle gefahren und hab mir einen Kaffee gekauft, um anschließend über Waidhofen an der Ybbs und Großraming in den Pechgraben und zum Eingang des Hölleitenbachgraben zu fahren.

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Das ist die alte Karte von damals, die mir die Wolkenmauer noch schmackhafter machte, als sie vom Schieferstein aus gesehen ohnehin schon war.

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Abzweig vom Pechgraben zum Güterweg Feichtbauer. Schon von der Kreuzung aus sieht man die steilen Südwestwände der Wolkenmauer.

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Genau bei der Kreuzung findet sich auch der Wegweiser zum Wasserfall am Hölleitenbach. In den angegebenen dreißig Minuten von hier aus hat auch noch locker eine ausgiebige Rast am Wegrand Platz. Das ist nicht weit.

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10:05 Uhr. Ich stell hier bei dieser kleinen Staustufe kurz nach der Kreuzung (Seehöhe 418m) das Auto ab, weil ich glaub, daß es hier am wenigsten stört.

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Fast neben uns ragen die steilen Südwestwände auf. Ehrlich gesagt kann ich mich an nichts mehr erinnern. Selbst die Beschreibungen in meinem Tourenbuch, die auch nach längeren Zeitabständen oft recht gute Anhaltspunkte liefern, sagen mir absolut nix. Ich hab keine Ahnung, wo ich damals hochgestiegen bin. Muß aber irgendwo da vorne recht direkt durch den Wald gewesen sein. Ich bin immer recht direkt auf meine Ziele zugegangen. Na ja, zwanzig Jahre sind doch eine recht lange Zeit.

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Ich folge jetzt einmal einfach der Straße bis zu dem Punkt, wo der Weg zum Wasserfall abzweigt. Den schauen wir uns zuerst an und dann schau ma weiter.

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Und neben uns lockt die Wolkenmauer. Ich bin schon gespannt, wie der Weg nach oben sein wird. Was ich jetzt noch nicht weiß, das ist, daß ich genau von hier aus einen alten Bekannten sehe. Jetzt, im Nachhinein, ist das einfach zu erkennen, aber in dem Moment, wo ich da hoch geschaut hab, wusste ich das noch nicht.

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Das ist eine Art Feldweg, der uns neben dem Hölleitenbach zum Wasserfall führen wird. Zumindest schaut’s am Abzweig so aus.

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Hier vereinigt sich ein namenloser Bach, der vom Schratlboden (südöstlichstes Ende des Schieferstein) kommt, tosend mit dem Hölleitenbach.

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Der Graben des Hölleitenbach wird hier direkt Klammartig und es ist auch recht kühl. Da liegt sogar noch sulziger Schnee.

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Fast wäre ich hier am Abzweig vorbei gegangen, aber das Rauschen sagte mir, “Alter, du bist nicht mehr weit vom Wasserfall entfernt. Ich glaub, da geht’s zum Wasserfall runter!” Und genau so war’s dann auch.

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Man darf sich da keinen riesigen Wasserfall vorstellen. Es ist aber ein sehr liebes, romantisches Platzerl, von dem ich schon vor zwanzig Jahren geschwärmt hab. Heute kann ich meine Freude mit Eddie teilen.

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Wir steigen wieder zum Weg hoch und über diese Holzbrücke in die kleine Klamm, die mir damals schon recht gut gefallen hat. Damals bin ich aber aus der Gegenrichtung gekommen. Ich war wohl zuerst auf der Wolkenmauer und erst dann beim Wasserfall, sagen meine Aufzeichnungen.

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Leider ist man viel zu schnell wieder aus dieser süßen, kleinen Klamm draußen. Links laden (zumindest im Sommer) Holzsessel zum Sitzen ein. Man kann hier, wenn man will, eine recht große Runde wandern. Rauf zur Lehneralm, weiter zum Gscheid oder vorher schon links auf Forststraße zum Aufstieg, der zum Steinernen Jäger und in weiterer Folge zum Gipfel des Schieferstein führt. Wenn man wirklich will, könnte man von dort aus dem gesamten Südostgrat bis zum Schratlboden folgen und dort schauen, ob man irgendwie den Menweg drunter erreichen kann, der zum Ausgangspunkt zurück führt. Laut opentopomaps sollte genau am Grat ein Steig bis hinunter nach Reinhub vor der Brücke an Neustifter Bach führen. Ui, ich glaub, das muß ich mir demnächst, wenn das Wetter passt, genauer anschauen. Das klingt interessant. Ich wollte heute aber nicht auf den Schieferstein steigen, sondern auf die Wolkenmauer und deshalb bin ich da vorne rechts zum Güterweg abgebogen.

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Ich bin dem Güterweg bis zum Linksabzweig gefolgt und dann einer schönen Schotterstraße entlang weiter aufgestiegen.

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Man latscht da recht gemütlich auf der mäßig ansteigenden Straße nach oben und hat plötzlich direkten Blickkontakt mit der Gipfelregion der Wolkenmauer. Jetzt kommt direkt freudige Aufregung auf. Wie ist das da hinauf? Kann ich mich noch an irgend etwas erinnern? Mir geht jetzt viel durch den Kopf und ich kann kaum erwarten, bis ich da oben bin.

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Jetzt wird es spannend. Weit kann es nicht mehr sein und es müsste sich eine Möglichkeit bieten, da hinauf zu steigen. Wie das geht, weiß ich noch nicht. Bevor man da hochsteigen kann, muß man noch einen Wald durchqueren. Na, das kann ja heiter werden.

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Beim Anblick von Pflock und Steinen weiß ich, ich hab’s! Ich weiß zwar nicht, wie ich vor zwanzig Jahren da hinauf gekommen bin (vermutlich irgendwo wild durch’s Gelände), aber ich weiß, wie ich heute da hinauf komme. Hier!

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Ohne Schnee ist es nicht schwer, den Spuren durch den Wald zu folgen.

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Es gibt auch immer wieder größere oder kleinere Steinmänner zur Bestätigung.

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Langsam wird der Anstieg etwas forscher.

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Das Gelände wird etwa so, wie der Grat durch den Wald zum Wasserkopf, wenn man aus Hollenstein aufsteigt. Wieder zeigt ein Steinmann, daß man sich am richtigen Weg befindet. Man kann den Weg da rauf aber auch so kaum verfehlen.

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Da kommen wir wohl auf eine Art Schulter rauf. Jetzt bin ich aber gespannt.

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Hier ist das Gelände nicht mehr wirklich als flach zu bezeichnen.

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Genau das Richtige für meinen Burzelbär und für mich. Mein Knie funzt tadellos.

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Jetzt sind wir einmal hier angelangt. Cool. Das ist der Ausblick in die Aufstiegsrichtung, also nach Nordosten, dorthin, wo wir grade herkommen.

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Und so geht’s weiter. Da vorne wird es nochmals deutlich steiler.

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Ui, da unten steht unser Auto.

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Im Schlußanstieg sollte man wirklich aufpassen, wo es lang geht. Immer voraus schauen, sonst kommt man in Gelände, wo’s unter Umständen wirklich gefährlich wird. Der Anstieg entlang der Steigspuren und Steinmänner ist in keiner Weise schwer oder gar gefährlich, aber das Gelände rundherum ist nicht ganz harmlos. Einen Hund würde ich spätestens ab hier nicht mehr von der Leine lassen.

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11:12 Uhr. Ich weiß, wir sind dem höchstem Punkt sehr nah, aber als ich das kleine Kreuz sehe, hab ich eine riesige Freude. Ich bin wieder da. Ich bleib stehen und warte ein wenig. Ich schau mich um und will nicht gleich einfach da hin. Es ist so lange her, daß ich da war. Ich will die letzten paar Meter genießen und bin schon gespannt, wie es da oben ausschaut. Ich kann mich nicht erinnern, nur die paar alten Fotos sind meine Erinnerung.

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Meinem Schlumpf macht es recht viel Spaß hier.

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Man kann schon fast hingreifen.

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Wolkenmauer 638m. Ich bin nach 21 Jahren wieder da und sofort seh ich meinen alten Bekannten. Da unten steht er, wie damals. Nur größer und etwas stämmiger ist er geworden, scheint mir.

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Auf den ersten Blick schaut er genau so aus wie damals. Ich hab ihn sofort wieder erkennt. Er mich auch?

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17. Februar 2002. Dieses Bäumchen hat mich damals unheimlich fasziniert. Es ist wunderschön.

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Und dieses bezaubernde Bäumchen steht in einer bezaubernden Gegend.

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22. Februar 2023. Blick gen Süden.

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Waldorf heute einmal solo.

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Mein Kumpel Eddie von Yorkshire

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11:31 Uhr. Wir gehen wieder nach unten. Schweren Herzens, aber es nützt ja nix. Ich komm ja bald wieder. Muß das der Sonja zeigen.

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Ein letzter Blick zurück.

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Beim Abstieg muß man ein wenig mehr aufpassen, damit man sich in den Schrofen nicht versteigt. Trotzdem es etwas feucht ist, keine Probleme.

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Da sind wir ja schon wieder. Den steileren Teil hama. Jetzt wird’s ein wenig erdiger und rutschiger, aber nix schlimmes. Gibt was wilderes.

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Na, guad is es gangen.

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Wir sind wieder da. Jetzt nehmen wir gleich links den verwachsenden Forstweg, von dem ich weiß, der ist eine Sackgasse. Macht aber nix. Den Rest zur Asphaltstraße gehen wir einfach durch den Wald.

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Warm ist es da im Schatte nicht. Diese Froschlacken sind noch gefroren.

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Da vorne ist die Straße zu Ende. Gleich hinter diesem umgefallenen Baum führt rechts eine alte, verwachsene Spur eines Harvester grade in den Wald runter. Dieser Spur folge ich einfach und komm unten genau bei der Straße raus, zu der ich wollte.

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Jetzt haben wir nicht mehr weit bis zum Auto.

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Das kennen wir schon.

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12:09 Uhr. Wir sind am Ausgangspunkt zurück. Es war nicht grade eine große Runde, aber sie war schön. Genau richtig für einen Tag wie diesen. Von mir aus kann es jetzt wieder ein paar Tage schiach werden.

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Karte zur Tour. Den Weg zum Gipfel rauf muß man sich selber suchen.

Nachtrag: Heute in der Früh, einen Tag nach dieser Tour, hab ich zufällig bei YouTube dieses Filmchen gefunden.
Unglaublich, wie schön diese Aufnahmen der Wolkenmauer von einer Drohne aus ausschauen.

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