Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

18. Mai 2012

2012 – 3. Intern. Goldberg-Classic 12. – 13. Mai

 

 

goldbergclassic_1Dass ich diese Veranstaltung besuchen konnte, das hab ich einem alten Freund, dem Hans zu verdanken. Hauptsächlich treib ich mich in letzter Zeit in der Donau-Au herum. Dort ist es ruhig, dort bin ich mit den Tieren mehr oder weniger alleine und kann mich herrlich entspannen, wenn ich sie fotografiere. Hans wohnt nur ein paar Kilometer von mir entfernt, trotzdem sehen wir uns nicht all zu oft. Wir haben beide einen riesigen Vogel und pflegen ihn nach bestem Wissen und Gewissen. So ergab es sich, dass ich am 5. Mai eine Mail erhielt, deren Inhalt mich aufscheuchte. „Nächste Woche 12.-13.Mai Goldbergrennen. Grüße Hans“ Quelle Plakat

Ach du Scheiße, hätte ich fast vergessen. Also gleich nachgeschaut, wie das arbeitsmäßig in den Kram passt, und oh Wunder, ich hatte frei. „Das wird ein Spaß“, dachte ich, und vergaß auch schon, dass ich am Samstag einen Tisch fürs Mittagessen reserviert hatte. Sonntag = Muttertag. Allerdings, Familienfeierlichkeiten und Motorsport vertragen sich genau so wenig wie Polen und Qualitätsarbeit, ergo wird etwas zurückstecken müssen. Es würde am Familientisch ein Platz frei sein, nämlich meiner. Meine Mutter, die Hauptperson dieses Tages, kennt mich ja seit über 50 Jahre und macht sich da nichts draus. „Mach dir nur einen schönen Tag“, meinte sie, „ich erklär´das schon den Anderen.“ So eine Mama kann man sich nur wünschen. So einen Onkel, Sohn und Familienmitglied wie mich eher weniger, denke ich. Aber das lässt sich genau so wenig ändern wie der Lauf der Gestirne.

Also am Samstag in aller Früh, nach der Arbeit, die Kameras eingepackt, eine passende Optik dazu, und los gings zum Gasthof Zauchasteg an der Bundesstraße nach Steyr. „Hm, obs trocken bleibt?“, fragte ich mich da noch. In der Nacht hatte es geregnet. Nach einer kleinen Runde im unteren Fahrerlager, und nachdem die ersten Fahrer ihre Motorräder Richtung Vorstart bugsierten, verzog auch ich mich in die Gegend um den Start, und schon gings los. Es begann leicht zu regnen. Trotzdem drängten immer mehr Fahrer zum Vorstart, und es regnete immer heftiger. Nach kurzer Zeit war es so heftig, dass ich meine Fototasche im Laufschritt zum Auto und damit in Sicherheit brachte, um dann mit der Taschenknipse und einem Schirm bewaffnet, wieder zum Geschehen zurückzukehren. Es war also wieder so wie immer, ich und die Taschenknipse. Ach ja, und die Teilnehmer, die dem ersten Trainingslauf entgegen fieberten. Da man mit Worten so ein Ereignis nur schwer wiedergeben kann, lassen wir einfach ein paar Bilder sprechen.

Die folgenden Bilder sind schnellen Ladezeiten zuliebe verkleinert dargestellt. Um sie in größerer Auflösung zu sehen, bitte auf ein Bild klicken. Die Bildserien lassen sich nach einem Klick auf ein Einzelbild wie eine Diashow durchklicken. Das funktioniert bis runter zum letzten Bild von jeder beliebigen Stelle aus, vorwärts und rückwärts.

Samstag, 12. Mai 2012 – Als der Regen kam

 

 

Das wäre so ein Überblick über den ersten Trainingslauf am Samstag Vormittag gewesen. Es hat sich eine Menge getan, aber gottlob, ohne das dabei was passiert wäre. Die (aus technischen Gründen) Umfaller sind praktisch alle im stehen passiert, die Trainingsfahrt selber war unfallfrei. Dann, zur Mittagszeit, packte mich das schlechte Gewissen und ich meine Sachen und haute ab. Natürlich war ich pitschnaß und musste Heim, mich waschen und umziehen, um dann, so mein Plan, zur Familienrunde zu stoßen. Grade als ich abfahrbereit war, öffnete sich die Haustür, und meine lieben Angehörigen kehrten zurück. So gönnte ich mir noch eine Mütze Schlaf, um mir die kommende Nacht wieder in der Firma um die Ohren zu schlagen.

Am Sonntag stand ich gegen 8 Uhr Früh wieder im Fahrerlager, einen Kaffee trinken. Die ersten Motore begannen zu brummen, die Sonne lugte hervor, ein schöner Tag kündigte sich an. Und als ich dann auch noch Hubert Furtner traf, der mir mitteilte, dass am Vortag aufgrund der schlechten Witterung gar keine Trainings- oder Wettbewerbsfahrten mehr durchgeführt wurden, war sowieso alles wieder in Butter. Ich hatte gar nichts versäumt, und ausgeschlafen war ich auch einigermaßen.

Um den Fahrern auch einen Trainingslauf im Trockenen zu ermöglichen und dann auch noch drei Wertungsläufe durchzubringen, wurde das Programm extrem gestrafft. Am Startplatz ging´s wirklich zack-zack-zack, und kaum war ein Gestarteter in den ersten Kurven verschwunden, wurde schon der Nächste losgelassen. Bei diesem Ablauf war nicht nur die Präzision der Veranstaltung gefragt, sondern auch ein Mindestmaß an Kooperation der Teilnehmer, denn ein schwerer Unfall hätte alles zum Erliegen gebracht. Die Technik spielte mit, die Fahrer zeigten sich von der vernünftigen Seite, und einer schönen Veranstaltung stand somit nichts mehr im Weg.

Nun zur Äktschn. Wir nähern uns der Startzeit zum Wettbewerb.

 
Nach den letzten Vorbereitungen stand einem Start der Wertungsfahrten nichts mehr im Weg.
Und los geht´s. It´s racing time am Zauchasteg.


Helmut Schmid auf Honda CB500Four Bj.76, Johann Steinbrenner/Yamaha XT500 Bj.85, Willi Strasser sen./Honda CB500Four Bj.72
Willi Strasser jun./Honda CB500Four Bj.72 und Franz Dvorak auf einer Hauer Kawasaki Z650 Bj.77

Nr.82 Joe Söllner auf Yamaha FZ750 Bj.87, Dieter Fleischer/Ducati 750 F1 Replica Bj.85, Franz Ritter/Moto Guzzi LeMans I Bj.76, Peter Stieber auf einer Benelli 900 Sei Bj.86 und Walter Nusterer auf seiner futuristisch anmutenden Kawasaki RS24 Bj.1982
   
Startnummer 92 ist eine Yamaha FZR1000 3LE Bj.89 (auch wenn im Rennprogramm etwas anderes steht) des Tschechen Josef Synek, Roman Gottschlich auf Kawasaki Zephyr aus den 90er Jahren (wenn das eine Z1000, wie´s im Programm steht, ist, fress ich einen Besen), Nr. 96 und 97 sind Mark und Mario Benzer, jeweils auf einer Kawasaki Z1000 Bj.77
       
Die Yamaha XJR wird von Markus Tschepa den Berg hoch gewuchtet, Gottfried Herbst pilotierte die giftgrüne Kawasaki Z1000 Mk II Bj.78, Wer die Honda mit der Nr.103 fährt, gibt leider weder das Programm noch die Ergebnisliste her, bei der Nr.105 handelt es sich dafür lt. Programm und Ergebnisliste zweifelsfrei um Johannes Grünauer auf einer Norton Manx. Einen Vorfahren der Manx, die Norton International Bj.1938 wird von Hubert Furtner gefahren.

Weiter gehts mit Klaus Krammer auf Norton Commando Bj.72, Herbert Toscany, ebenfalls Norton Commando Bj.73. Der Herr mit dem Rauschebart ist der Deutsche Sepp Neumair, und die Benelli ist eine Motobi. Zweifelsfrei handelt es sich bei der Nr.25 um die Seeley Matchless G50 Bj.67 von Andi Janisch. Die Nr.36 sollte eine Yamaha DT Bj.84 von Loibl Werner sein.
         
Nr.37 Manfred Stein (D) mit einer Aspes Bj.77 neben dem Altmeister des Rennsports, Robert Zwidl auf seiner 125cm³ Honda und Johann Giebl auf seiner 3Zylinder Kawasaki 250cm³ Orange ist nicht nur die Farbe KTMs, sondern auch Laverdas. Dies ist eine Laverda 350 Bj. 78 des Wakolbinger Racing Team, Fahrer Rudi Fixl
        
Josef Riepan brachte eine bezaubernd schöne Yamaha 350 Bj.83 an den Start. Mit Honda CB500R ist der Wakolbinger Clan ausgerüstet. Hier sehen wir Anni, Manuel und Martin. Die Kawasaki GPZ500R Bj.85 wurde von Johann Högl gefahren.
    
Nr.65 (ganz links) ist eine heute schon seltene Honda VF500F2 von Richard Edl, gefolgt von Gerhard Neumairs Benelli 500 Quattro Bj.74 und der schwarzen 4Zylinder 2Takt Suzuki RG500 Gamma von Harald Kohl. Die hübsche Dame mit dem Schlumpf-Anzug ist Petra Gutenbrunner auf ihrer Honda CB500 Bj.75.  Die Nr.74 wird von einer Honda CB500 getragen, Fahrer Helmut Schmid

Junge Dame mit langem Rohr

Ernst Hüfner zeigt uns eine Harley Davidson XR1000 Bj.83, Benzer und Herbst mit ihren Kawas hatten wir schon einmal, die Nr.22 ist eine Norton ES2 von Heinrich Philipp. Die Nr.125 soll lt. Ergebnisliste ebenfalls eine Norton ES2 Bj.54 sein, gefahren von Christian Gurtner
      
Links außen sehen wir nochmals zwei Bilder der Norton Gurtners, dann eine Norton Dunstal Spezial Bj.59 von Roland Grossbichler, ein Norton ES2 Gespann von Johann Wiedlack und eine Ducati 400 Superlight von Hubert Moises
  
Ronald Widhalm und seine bezaubernde Ducati 916 Strada sorgten mit einem kräftigen und gekonnten Wheely für Abwechslung.

Philipp Schwarzschachner machte später noch mit einem brutalen Abflug von sich reden, Daniel Hofer, ebenfalls auf einer Yamaha YZF_R6 konnte Gerede dieser Art gerade noch vermeiden, Johann Schwarzschachner auf Yamah TT-R blieb ebenso gelassen wie Gerhard Stiegler auf Honda. Im Zweifelsfall sind zwei Räder am Boden immer lenkbarer als nur eines.

Arno Sohm auf einer Norton, Franz Eidenberger mit einem Suzuki 500 Gespann gibt mit durchdrehendem Hinterrad Rauchzeichen.
Sowas passiert beim Ireson Yamaha Renngespann von Thomas Stippel/Kronlachner Sabine nicht so leicht.
        
Ein Moto Guzzi V7 Gespann wird vom alten Rennsport Haudegen Roland Gundinger und seiner Lebenesgefährtin Maria bewegt. Alexander Handl fährt die feuerrote (was sonst?) Ducati 900SS Bj.95 Mit der Fahrt des Veranstalters Wolfgang Stropek (1) und einem letzten hübschen Anblick war die erste Wertungsfahrt abgeschlossen. Nun kehrten die Teilnehmer wieder ins Fahrerlager zurück.


Dann wurde es an der Zeit für den zweiten Wertungslauf. Auf gehts, Burschen und Mädels.

     
Hubert Furtner absolviert ein absolut problemloses Wochenende. Das konnten der ehemalige Weltklasse- und MZ Werksfahrer Heinz Rosner und Andi Janisch nicht grade behaupten.
Rosners MZ-RE Bj.67 wollte an diesem Wochenende gar nicht sauber laufen. Nach seinem technisch bedingten Umfaller vom Samstag und einem problemlosen 1. Lauf gibt hier die Kupplung an der Seeley Matchless G50 qualmend den Geist auf. Nach einer kurzen Reperatur ist diese aber bald wieder einsatzbereit. Startnummer 23 ist Josef Zimmermann mit seiner Aermacchi 350 Bj.63
 
Während Janischs Matchless beiseite geschafft wird, startet Andreas Gessl mit seiner Dorfer Spezial Racer SP80 zum zweiten Lauf. Nr.34 Herbert Hintermüller auf Benelli Bj.77. Suzuki RG500 Gamma von Kurt Rauchecker. Äußerst interessant ist die Kombination mit der Startnummer 44. Helmut Hafner, der normal Yamaha 2Takt Renner an den Start bringt, ist hier mit einer Yamaha FZR400 aus den 90er Jahren zu sehen. Hafner dagegen ist Baujahr 1930! Ernst Steffl übt sich mit seiner RD350LC im Wheelen.
     
Ebenfalls eine wassergekühlte RD350 zeigt uns Reinhard Erich Lipsansky, gefolgt von Robert Müllers Harris Yamaha TZ350 Bj.79 und Josef Ripans Yamaha 350 von 1983. Nach einem kleinen gestenreichen Disput mit Streckensprecher-Legende Jimmy Riegler startet auch Anni Wakolbinger mit ihrer Honda CB350R
      
Wo ein Wakolbinger ist, sind meist mehrere zu finden. Hinter Anni starten Ehemann Karl und die Söhne Manuel und Martin. Nr.62 ist Walter Mayr mit seiner Ducati Scrambler 450 Bj.1970
 
Johann Högl, Richard Edl, Gerhard Neumair und Petra Gutenbrunner sahen wir schon fahren, Heinz Rathusky mit seiner Honda CB450 Bj.74 noch nicht.

Natürlich weiß ich nicht, was Wolfgang Stropek da wirklich sagte, aber so oder so ähnlich könnte es durchaus gewesen sein.
Peter Stieber und sogar die Wildsau vor dem Herrn (aber ein Könner mit Hirn) Walter Nusterer halten sich eher zurück, oder zumindest du Räder am Boden.
    
Echte Zurückhaltung darf man von Nusterer nicht erwarten, wenn er am Motorrad sitzt. Da ist das Auftreten des Engländers Anthony Downie (104) auf seiner Norton Manx schon gediegener. Sobald er am Motorrad sitzt, fällt auch Hubert Furtner Zurückhaltung nicht leicht, obwohl seine Zeiten (vor allem die kleinen Unterschiede derselben!) eine andere Sprache sprechen.
Optisch schauts jedenfalls immer am letzten Loch aus.
  
Oben und unten: Der einzige ernstere Zwischenfall der Veranstaltung ereignete sich gegen Ende des zweiten Laufes, als sich ein etwas übermotivierter Philip Schwarzschachner mit seiner Yamaha R6 in einer der ersten Kurven spektakulär in die Botanik haut. Bis zur Entwarnung waren nur sehr besorgte Gesichter zu sehen. Vor allem nach Wolfgang Stropeks Rückkehr hatte ich fast den Eindruck, er dachte in diesem Moment nur eines. „Bitte keinen zweiten Unfall wie bei Edi Stöllinger!“ Doch der junge Mann hatte Glück. Moped verbogen, sonst nicht viel passiert. Im dritten Lauf kam er mir schon wieder, etwas zerknirscht und humpelnd, entgegen.

 

      
Alle (na, fast alle) waren wieder vom Berg zurückgekehrt und freuten sich auf einen spannenden 3. Lauf.
Nun folgen ohne Kommentar einige Aufnahmen des Abschlußlaufes.

 

                         

So, das war´s von den Motorrädern. Allerdings gibts bei der Goldberg Classic auch eine Wertung für Automobile. Wie das vor sich geht und worauf es da ankommt, da müsst ihr euch auf der Seite des Veranstalters schlau machen. Aber weil die Fahrzeuge so schön waren, gibts auch davon einige Bilder. Ich persönlich finde, diese Art von Autos ist durchaus eine Bereicherung des Programms und wesentlich passender als reinrassige Rennautos oder pseudo-Rennfahrzeuge.

 

Jetzt sind wir schon fast am Schluß angelangt, und da hätte ich noch eine Bitte an den Veranstalter, an die Helfer und alle irgendwie Beteiligten dieser wunderschönen Veranstaltung. Macht weiter, egal wie´s Wetter ist oder wieviel Steine man euch in den Weg legen will (ich hoffe, keine). Macht weiter, bis wir alle 100 Jahre alt sind, oder noch länger, bis auch wieder der Jochen Rind, der Rupert Hollaus und der Herbert Breiteneder mitfahren können, droben im Himmel. Solche Veranstaltungen sind nicht nur das Salz in der heute schon dünnen Motorsport-Suppe Österreichs, sie sind das Salz und die Suppe! Nah am Geschehen, direkt dabei und mitten drinnen ist man da. Was soll man als Zuschauer noch mehr wollen?

Und ganz am Schluß noch etwas in eigener Sache. Es kann gut sein, dass da nicht alle Teilnehmer abgebildet sind. Das bedeutet keineswegs, dass er es mir nicht Wert war, abgelichtet oder hier eingestellt zu werden. Das kann auch bedeuten, dass genau dieses Bild unscharf wurde oder durch andere Unbilde des Lebens verunstaltet, und dann hat sich eben keine weitere Situation ergeben für ein Foto. Ich bin kein Profi, und ich geh nicht systemathisch vor. Ich fotografiere, wenn mir grad danach ist, und sonst schau ich einfach z,u wie der Rest auch. Ich mach mir da keinen Streß, dazu liebe ich diese Atmosphäre und die alten Kisten viel zu sehr. Die Bilder, die ihr hier findet, könnt ihr auch jederzeit für den Eigenbedarf kopieren, ich hab nichts dagegen. Nur wenn man sie für kommerzielle Zwecke mißbrauchen sollte, werde ich unter Umständen (ziemlich) böse. Falls jemand eines der Bilder in Originalgröße haben will, schreibt mir. Ich verspreche euch allerdings keineswegs, dass ich dem Wunsch nachkommen werde! Aber es kann gut sein, dass ich es tu. Das kommt ganz aufs Wetter an, oder was weiß ich. 🙂

Dann bis nächstes Jahr, wenn die Motore wieder brummen und es heißt: „It´s racing time am Zauchasteg!“

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27. Mai 2011

2011 – 2.Int. Goldberg-Classic 21. + 22. Mai

Ein Wochenende bei den Alteisenfreunden

Kennt ihr Zauchasteg? Ich hatte vor diesem Wochenende noch nie davon gehört. Bei meinem letzten Besuch in Ottensheim zählte mir Hubert Furtner die Veranstaltungen auf, die er heuer fahren würde, und ich notierte gleich zu Beginn „Goldberg-Classic, Bergrennen in Zauchasteg“. „Sag einmal, Hubert, wo ist den das?“, frug ich. „Das muß doch bei dir in  der Nähe sein!“ „Was? Hab ich noch nie gehört.“ „Na, bei Weistrach. Das wirst du doch kennen?“ „Sicher“, antwortete ich, „ich werd´s schon finden“.

„Zauchasteg?“, überlegte ich ein paar Tage später daheim, „Wo kann das sein?“ Herr Google ist da hilfreich. „Du heiliger Strohsack, da bin ich doch schon 1000mal vorbeigefahren!“ war die Erkenntnis. „Das liegt ja an der Strecke nach Steyer!“ Also genau gemerkt, bei welchem Abzweig ich abbiegen sollte, ins Leder geschlüpft und die weiße FZR gestartet. Mal sehen, wie das dort ausschaut.

Es war dann genau so einfach zu finden, wie ich mir das vorgestellt hatte. Gleich am Abzweig der Hinweis, das diese Strecke am Samstag und Sonntag-Vormittag sowie Nachmittag gesperrt sein würde, da war ich richtig, keine Frage. Natürlich gab ich nicht Gas. Keine Ahnung von der Streckenführung, keine Sperre, öffentlicher Verkehr. Wenn dir da in einer unübersichtlichen Kurve ein Traktor entgegen kommt, stehst du nächsten Tag in der Zeitung. Eines war mir allerdings schon nach einmaligem hochfahren klar: „Das ist eine geile Strecke!“ Für modernes Gerät wäre sie mir ein wenig zu schmal für die teilweise möglichen Geschwindigkeiten, wenn´s um Bestzeit ginge, aber für Klassiker und wenn´s um Gleichmäßigkeit geht, wunderschön. Sei´s wie´s sei, ich würde ja ohnehin nicht selber fahren, hatte jedoch wenigstens einen Eindruck gewonnen, was auf die Teilnehmer zukommt.

An dieser Stelle sollte ich vielleicht anmerken, dass auch Automobile an den Start gingen. Wirklich schöne und sogar extrem starke, seltene und schnelle Fahrzeuge, allerdings will ich hier nur auf die Motorräder eingehen, den erstens würde das zu weit führen und zweitens fehlt mir für die Autos persönlich etwas das Interesse. Durch die Teilnahme von zwei- und vierrädrigen Gefährten war jedoch wirklich für jedermann etwas dabei, von Einseitigkeit konnte absolut keine Rede sein. Man kann diesen Bewerb so gesehen als riesige Show für Oldtimer Freunde bezeichnen, egal ob sie ihr Hauptaugenmerk auf zwei oder vier Räder legen, vor allem bei über 200 Starten in beiden Kategorien. Das bieten nur wenige Veranstaltungen.

„Auto oder Motorrad? Womit soll ich fahren?“, stellte sich am Samstag die Frage. Die letzte Oldtimer Veranstaltung, die ich mit einem Motorrad besuchte fand, falls mich die Erinnerung nicht trügt, 1980 am Salzburgring statt. Da hatte ich noch Georg „Schorsch“ Meier, Walter Zeller und Fangio fahren gesehen, war also schon ein paar Tage her. Überhaupt war das für mich, wenn ich so nachdenke, bis zum Gahberg-Victory 2005 die letzte Veranstaltung dieser Art. Erst da hatte ich wieder Feuer gefangen und war seitdem öfters dabei. So oft es der Beruf erlaubt zumindest. In manchem Jahr hab ich mich allerdings schon gefragt, ob die Veranstalter meinen Dienstplan kennen und aus irgend einem Grund böse auf mich sind. Beim „Hollaus Gedächtnis Rennen“ am Salzburgring beispielsweise konnte ich genau so sicher sein, dass ich arbeiten musste wie sich Stropek sicher sein konnte, dass es seine Veranstaltung verregnet. Irgendwie für beide ärgerlich. Aber wenn ich Zeit hatte, fuhr ich mit dem Auto. Weil´s bequem ist.

Ich wählte Motorrad. Genau genommen die Foxi, meine 94er FZR1000. „Wenn die um 9:00 Uhr die Strecke sperren und zuerst die Motorräder fahren lassen, dann kann ich über die Mittagspause meine neuen Reifen einfahren“, überlegte ich, steckte eine Kompaktkamera mit Reserve-Akku in die Jackentasche und machte mich auf die Socken.

An der sanften Steigung vor Seitenstetten leuchtete die Ölkontrolle. „Das gibts doch nicht! Ich hab doch erst vor der letzen Ausfahrt kontrolliert. Wieso sauft die Öl, verdammt noch einmal?“ Das war ja ganz was neues! Vermutlich hatte ich diese FZR allerdings nur bei der Kontrolle jedes Mal in einem etwas anderen Winkel gehalten und so den leichten Schwund übersehen. Wenn diese Funzel leuchtet, ist ja noch lange keine Gefahr im Verzug, denn der Fühler für den Pegelstand sitzt ganz vorne, da leuchtet sie gerne einmal, auch beim Beschleunigen. Trotzdem finde ich es beunruhigend und drehte deswegen um, um Öl nachzufüllen. Ein Achtelliter auf 4000km ist ja nicht die Welt, da gibts weit schlimmeres. Im Forum geistern Geräte herum, die sollen mehr als 1.5Liter auf 1000km saufen, und selbst das wird noch als normal empfunden. „Öl tanken und Benzin nachschauen, bitte“, hätte man früher beim Halt mit so einem ausgelutschten Hobel an der Tankstelle gesagt. Gottlob ist keine meiner FZRs so eine Dreckschleuder. Ob´s an der regelmäßigen Wartung und am Umgang mit dem Gerät liegt? Darüber wird viel diskutiert und jeder verfolgt eine andere Theorie, je nachdem, ob seine Kiste Öl säuft oder nicht. Öl und Reifen, Diskussionsstoff für alle Ewigkeit. Sicher auch bei den Oldtimern, vermute ich.

Die ersten Teilnehmer ließen gerade ihre Motorräder warm laufen, manche fuhren sie warm, es brummte also schon, als ich ankam. „Mal sehen, ob ich den Hubert finde“, war mein erster Gedanke, und „hoffentlich wird´s nicht zu heiß“ der Zweite, den es sah nach Kaiserwetter aus. Stunden im Leder in der prallen Sonne stehen finde ich nicht gerade lustig. Vielleicht werd´ ich alt, denn früher war mir das „Wurscht“.

Ob´s warm, heiß oder sonst was wird, das war bald nebensächlich. In kürzester Zeit hatte mich wieder das Oldtimer-Fieber gepackt. Herrliche Geräte standen zuhauf herum. Zuerst wollte ich ja nur schauen, einfach nur Zuschauer sein und das Geschehen beobachten, aber ab dem Moment, wo ich erstmals die Kamera aus der Tasche nahm, war´s vorbei. Stehend, kniehend oder halb liegend, wie es die Situation gerade erforderte, schoß ich Bild um Bild und versank in die Welt der Alteisen.

Jetzt ist es ja nicht mehr grade so, dass ich dastehe wie die Kuh vorm neuen Tor. Viele Typen und Modelle erkenne ich schon auf den ersten Blick, einige Fahrzeug hab ich bei anderen Veranstaltungen gesehen, und selbst den Wakolbinger Klan kann ich schon ganz gut auseinander halten. „Der Bärtige ist der Karl, der da drüben der Manuel….., oder wart mal, ist´s der Martin?“ Jedenfalls wird´s jedes Mal besser, und die Anni erkenn´ ich am Fahrgestell, äh, der Honda natürlich, wenn sie drauf sitzt. Der Walter Nusterer ist einfach zu erkennen. Wenn einer ausschaut, als wäre er in Woodstock dabei gewesen, dann ist er es. Vor allem, wenn eine blaue, etwas seltsame Gitterrohe Kawa dabei steht. „Aber wo ist der Hubert?“ „Ist die Norton noch immer kaputt?“ Als ich sie letztmals sah, stand sie zerlegt auf der Montagebühne. Ein grausiges Schicksal hatte sie ereilt. Zuerst Nockenwellenschaden, dann auch noch Kolbenfresser! Ich fand ihn den ganzen Tag nicht und war der Meinung, er sitzt angefressen daheim. Was für ein Irrtum! Aber ein lustiger.

Nach der ersten Besichtigungsfahrt war ich wie geplant abgehauen, hatte schnell, weil grad´ Zeit war, eine kleine 200km Runde über den Hengstpass gedreht und war pünktlich zur ersten Wertungsfahrt wieder vor Ort. Allerdings mit Glück.
Ich war vom Hengstpass über Altenmarkt nach Großraming gefahren, von dort durch den Neustiftgraben nach Maria Neustift und weiter auf den Höhenstraßen rüber nach Kürnberg, wo ich auf der Rennstrecke, falls sie noch nicht gesperrt wäre, runter ins Fahrerlager gelangen konnte. Wenn nicht, würde es kritisch werden, denn ich kenn mich dort nicht gut aus. Die Kirchenuhr in Neustift zeigte dreiviertel eins, also sollte sich das ausgehen, in Kürnberg war´s eins, die Strecke war gesperrt. Grumpf. Über Behamberg fand ich dann doch runter zur Hauptstraße und war rechtzeitig vor dem Start zurück.

Es folgten wieder Bilder, Gespräche, der eine oder andere Kaffee im Fahrerlagerwirtshaus (Ja, sowas gibts dort. Und was für eines! Das hat nicht einmal der Salzburgring zu bieten!), und vor allem Rennluft schnuppern. Dann, nach den letzten Motorrädern die Heimfahrt, Fotos auf den Rechner laden und begutachten. „Gar nicht so übel für den ersten Tag“, dachte ich und freute mich auf den nächsten. Auf den Bildern war mir natürlich nichts aufgefallen.

Sonntag gegen 8:30 Uhr. Ich war mit dem Auto gekommen, hatte zwei Kameras nebst Akkus dabei, sicher ist sicher, und saß im Gastgarten des „Fahrerlagerbeisl“ bei einem Kaffee. Herrlich diese Ruhe. Dann wurde der erste Motor angeworfen. „Wum, wum, wum, wuummm, wuuuummmm!“ „Herrlich, dieser Klang“. Wie das leise Vogelgezwitscher für den Naturfreund Musik ist, ist es das Donnern eines offenen 4Takt Motors für den Motorsportfreund. Da schmeckt der Kaffee gleich nochmals so gut. Dann wird´s immer lauter, Zweitaktgekreische mischt sich dazu, und das Gewusel immer dichter, ein sicheres Anzeichen, dass die Startzeit naht. Als dann wieder Manfred „Jimmy“ Rieglers Stimme ertönt, ohne den im Österreichischen Motorsport ohnehin seit Jahrzehnten überhaupt nichts geht, steht fest …….

„Its Racing Time!“


Nr.61Karl Sengstbratl/Honda CB350 Bj.71 Nr.22 Teetz Jürgen mit seiner Simson Bj.58


Leopold Öfferls BSA500 Bj. 1967

Zwei deutsche Yamaha TZ. Die gelbe gehört den Reichgrubers, die blau/weiße kann nur vom F.J.Weidacher aus Bayern sein


Kawasaki Z900 Z1 RS24 von Walter Nusterer

Links: Nr.87 + 80 Honda CB500 von Willi Strasser und Harlad Höglinger, Nr.46 Herbert Springers Spristo Rotax Eigenbau
Mitte: Karl Wakolbinger wärmt die Hondas der Familie auf. Rechts: Die Reichgrubers mit ihren Yamaha TZ

Mitte: Sepp Asbeck braucht Hilfe vom Rennleiter, seine Triumph Bonneville TT Racing gottlob nicht. Nr.52 ist Helmut Hafner mit einer Yamaha 250RD/R

Links: Herbert Springer beim Start – Mitte und Rechts: Weltklasse-Fahrer Heinz Rosner mit der Werks MZ

Mitte: Laverda 1200 SC von Völsner Walter – Rechts: Leimer/Lichtenauer auf Triumph Kneeler Bj.63


Die blaue Honda der bildhübschen Petra Gutenbrunner – Mitte bei einem mißglückten Startversuch,  rechts beim erfolgreichen Zweiten.

Links Petra richtig in Fahrt – Rechts: Laverda 1200SC von W.Völserer

Mitte: Die Furtner Norton, von einer jüngeren und einer älteren Artgenossin flankiert

Links: Franz Josef Weidacher am Start – Mitte: Bahn frei für Anni Wakolbinger – Rechts: Leimer/Lichtenauer

Links: Ducati 400 Super Light Bj.94 von Moises

Links: Peter Langer kontrolliert die Yamaha R5TL Bj.70 – Mitte: Triton 750 von Max Kolar

Nr.50 – Suzuki RT250 Bj.69 des „Classic Racing Team Langer“

Links und Mitte: Johann Wiedlacks Norton International Bj.1935 – Rechts Föttinger/Walz mit einem BMW R69S Gespann aus 1960

Hubert Furtner mit seiner Norton Inter Racing.

Die Initiative einiger weniger, darunter der „IG-Formel Classic“ von Wolfgang Stropek, macht es möglich, so interessante Veranstaltungen wie das „Goldberg-Classic“, das „Rupert Hollaus Gedächtnis-Rennen“ oder das „Motorrad Revival Großraming“ zu sehen. Als Zuschauer bedanke ich mich bei den Organisatoren für dieses schöne Wochenende. Ohne euren Unternehmungsgeist und Ausdauer im Kampf mit den Behörden wäre die Motorsportwelt Österreichs um einiges ärmer. Bei den Teilnehmern bedanke ich mich für die gute Show, die ihr geboten habt und wünsche euch weiterhin viel Spaß bei eurem Treiben. Mir macht es immer wieder Spaß, euch zuzusehen.

Bis zum nächsten Mal, wenn´s wieder heißt: „Geh ma Motorradlrennen schau´n!“

Ergebnislisten zum Goldberg-Classic

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