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19. Juni 2015

Uhren aus Moskau 2мчз – Slava 2427 Monster

Filed under: СДЕЛАНО В CCCР - Made in USSR — Benzin @ 16:36

Uhren der Marke Слава, englisch Slava, stammen aus der zweiten Moskauer Uhrenfabrik, kurz 2мчз, die, so steht’s bei Wikipedia, im Jahre 1931 gegründet wurde. Alle weiterführenden Informationen finden sich haufenweise und ohne Garantie auf Richtigkeit in den Weiten des my_ruskie_blog_slava_2427_013Internet’s, den wie wir wissen, lag auch diese Uhrenfabrik im Reich der Geheimniskrämerei, womit Daten zur Firmengeschichte spärlich, Produktionsdaten so gut wie unmöglich zu beschaffen sind. Was dem Interesse an Uhren dieser Hersteller keinen Abbruch tut. Vielleicht ganz im Gegenteil. Das Geheimnisvolle ist ja oft am interessantesten. Dieser Beitrag widmet sich einer Uhr, die den etwas ungewöhnlichen Beinamen "Monster" oder "TV" trägt.my_ruskie_blog_slava_2427_001

"Sie ist monstös groß und so schwer, dass man in einem Nahkampf mit dieser Uhr am Arm die Oberhand behält, weil man den Gegner einfach erschlagen könne", so oder so ähnlich liest man in diversen Uhrenforen über diese Uhr. Optik ist Geschmackssache, aber mir hat sie sofort gefallen. Nur genau diese oder ähnliche Aussagen hätten mich beinahe davon abgehalten, eine Slava Kaliber 2427 Automatik dieser Baureihe zu kaufen. Ich dachte, wenn die wirklich so klobig ist, werd ich sie kaum tragen, und zum Herumliegen kauf ich keine Uhr. Ich hab mich dann doch überwunden und  eine gekauft. Wie man auf den Bildern sehen kann, sind es inzwischen mehr geworden.

my_ruskie_blog_slava_2427_002Wer ihr den Beinamen "Monster" oder "TV" gab, ist mir unbekannt. Es dürften Sammler gewesen sein, die ihr nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion diese Namen verpassten. Sammler erfinden immer irgend welche Dinge über die Gegenstände ihrer Leidenschaft. Mit einer Nikon F, der Urversion nikonischer Spiegelreflexkameras, kann man angeblich Nägel einschlagen, ohne dass sie Schaden nimmt. Ob das tatsächlich jemand probiert hat, ist mir unbekannt. Ich hab ein paar dieser Dinger und finde sie in der Tat recht robust, vor allem recht altmodisch, aber Nägel würde ich damit sicher nicht einschlagen. Dafür nehme ich zumindest einen Hammer. Und diese Slava, um wieder zum Thema zu kommen, finde ich keineswegs monströs!my_ruskie_blog_slava_2427_003

Ein wenig aufgeregt war ich schon, nachdem ich die erste meiner kleinen Sammlung bestellt hatte. Ich meine, das gehört doch irgendwie dazu, oder? Etwas Spannung, was den da wirklich kommen möge? Es war eine der beiden Hellblauen, die ich erwartete. Dann kam das Paket. "Wie groß, wie klobig ist die wirklich?", frug ich mich, als ich das Paket öffnete. Ich war etwas platt, muß ich gestehen. "Was ist den daran klobig, monströs?", war mein erster Gedanke beim Anblick dieser Uhr, und der zweite Gedanke war "Die ist schön!" Das war’s. Ich war gefangen von dieser Uhr.

my_ruskie_blog_slava_2427_004An dieser Uhr ist nichts monströses, und schon gar nicht ist sie klobig. Zu den Leichtgewichten gehört sie jedoch nicht, und daran ist das Band nicht unschuldig. Das Stahlgliederband ist am Anstoß genau so breit wie das Uhrgehäuse, was ich ästhetisch als sehr gelungen finde. Ja, es ist im Vergleich zu Uhren aus den 50er und 60er Jahren  eine relativ große Uhr, und ein schmales Band würde die Optik verhunzen. Wenn wir aber moderne Russenuhren zum Vergleich hernehmen, dann ist jede Vostok Amphibia im 100er oder 110er Gehäuse um einiges, und da übertreib‘ ich keinesfalls, um einiges größer. Von Vostoks Megapolis Serie wollen wir da gar nicht erst reden!my_ruskie_blog_slava_2427_005

Fakt ist, ich hab’s probiert, dass der optisch – vor allem am Lederband – zierlich wirkende mechanische Tag Heuer 6000 Chronometer recht genau gleich groß ist, wenn auch rund und nicht rechteckig wie die Slava. Fakt ist auch, ich war grade in der Küche und hab’s gewogen, dass die Tag Heuer mit originalem Stahlband laut analoger Küchenwaage genau 110g auf die Waage bringt, während es die Slava "Monster" grade einmal, trotz ihres wirklich schwer wirkenden, breiten Stahlbandes, auf 105g bringt! Also das Gewicht und die Größe sind bei diesem Modell mit Garantie kein Problem. Was könnte ein Problem werden?

my_ruskie_blog_slava_2427_006Da wäre unter Umständen das besagte Stahlband selbst. Es lässt sich nur in einem recht eingeschränktem Bereich verstellen, und zwar an der Schließe mittels eines Federsteges und sechs Löchern, die man als Spielraum hat. Einstellen lässt sich, so zumindest meine Erfahrung, nur die Seite abgewandt vom Verschluß, sonst läßt sich die Schließe nicht mehr schließen. So lange die Federstege einigermaßen grade sind – man kann ja um wenig Geld neue kaufen – und vor allem, so lange die Löcher brauchbar sind und die Seitenteile des Verschlußbügels nicht all zu sehr verbogen oder sonst irgendwie beschädigt sind, ist ein Verstellen in diesem eingeschränktem Bereich absolut kein Problem. Ein spitzer, schlanker Gegenstand wie ein Stahlnagel zum Bilder aufhängen genügt, um den Federsteg zusammen zu drücken, und schon rutscht das Band, vom U-Förmigen Bügel der Schließe geführt, in die gewünschte Position, wo der Federsteg im neuen Loch einrastet. Absolut unproblematisch.my_ruskie_blog_slava_2427_007

Problematisch kann’s werden, wenn dieser Bügel verbogen oder sonst wie beschädigt ist. Sehr problematisch wird’s allerdings, wenn der Verstellbereich nicht reicht oder man gar eine Uhr ohne Band gekauft hat. Dieses Modell besitzt nämlich keinen normalen, also keinen herkömmlichen Bänderanschlag links und rechts des Gehäuse, sondern einen einzigen mittig im Gehäuse, was das Wechseln des originalen Bandes gegen ein Fremdfabrikat unausweichlich zur Bastelarbeit werden lässt. Einzelne Glieder lassen sich aus diesem Band nicht heraus nehmen. Es gibt auch keine Ersatzbänder für diese Uhr zu kaufen!

my_ruskie_blog_slava_2427_008Diese Slava 2427 Automatik besitzt nicht nur eine Datums-, sondern auch eine Wochentagsanzeige. Das Datum lässt sich sehr einfach mittels einer Schnellverstellung, die sich an der zwei Uhr Position außen am Gehäuse befindet, einstellen. Einfach mit dem Fingernagel drauf drücken, und die Anzeige springt jeweils um einen Tag weiter. Sofern das noch funktioniert. Es kann durchaus vorkommen, dass dieser Mechanismus nicht mehr funktioniert, vor allem, wenn diese Uhr über die Jahrzehnte nie eine Wartung, also reinigen und schmieren, erlebt hat. Ich hab zwei Uhren von Slava, bei denen dieser Mechanismus offenbar durch mangelnde Schmierung steckt, aber keine aus dieser hier beschriebenen Baureihe. Die funktionieren alle recht gut.my_ruskie_blog_slava_2427_009

Für den Wochentag gibt es keine Schnellverstellung. Da hilft nur eines, kurbeln. Aber bitte zuerst den Wochentag mittels der Krone einstellen, und erst dann das Datum, sonst verdreht man sich wieder alles. Bei der Anzeige um Mitternacht springt ja nicht nur der Wochentag um einen Schritt weiter, sondern auch das Datum! Die Schnellverstellung des Datum hat keinen Einfluss auf die Einstellung des Wochentages.

Nun noch zu den verschiedenen erhältlichen Versionen ein paar Worte.
Es gibt sie in der Version mit kyrillischer Beschriftung, also "Слава" als Markenname, mit ebenfalls kyrillischen Abkürzungen für den Wochentag, die für den Sowjetischen Innlandsmarkt gebaut wurden, und es gibt die Exportversionen mit lateinischer Beschriftung "Slava" und englischen Kürzeln für den jeweiligen Wochentag. Ferner gibt es in beiden Versionen noch Ausführungen mit der Wochentagszahl zusätzlich, also 1 für Montag bis 7 für Sonntag, was auch kyrillisch beschriftete Uhren recht einfach richtig einstellen lässt, und es gibt noch Ausführungen ohne diese Wochentagsnummerierung, die meiner Beobachtung nach aber seltener anzutreffen sind. Und von all diesen Ausführungen gibt es noch Versionen mit Zahlen und Stundenmarkierungen. Alles klar?

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Zum Abschluß noch eine kleine Geschichte. Die Uhr mit dem grünen Zifferblatt hat vermutlich die weiteste Reise von allen hinter sich. Irgendwann im Laufe ihres Lebens fand sie den Weg aus der 2. Moskauer Uhrenfabrik in die USA nach North Carolina, und von dort kaufte ich sie, womit sie sich wieder auf den Weg über den großen Teich zurück nach Europa machte. Sollte ich mir eines Tages einen meiner großen Wünsche doch noch erfüllen können und mit dem Motorrad nach Moskau zum roten Platz fahren, dann würde ich bei dieser Reise gerne diese Uhr tragen, womit sich ihre Reise zu einem Kreis geschlossen hätte. Also rein gefühlsmäßig gefällt mir dieser Gedanke.

Slava "Monster" Quartz

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Diese Uhr hat mit den oben gezeigten eigentlich nur insofern zu tun, als sie der 2427 "Monster" recht ähnlich sieht. Diese Uhr besitzt aber weder ein Handaufzug- noch ein Automatikwerk, sondern ein Quartz-Uhrwerk. Eigentlich steh ich nicht wirklich auf Quartz-Uhren, aber sie ist in sehr gutem Zustand und war nicht teuer, drum hab ich sie in meine Sammlung aufgenommen, und weil sie sonst nirgends dazu passt, hab ich sie zu denen gesellt, denen sie ähnlich sieht. Sie muß ja, nur weil sie eine Strom-Uhr ist, nicht alleine sein, oder?

So, das war’s meinerseits über die Slava "Monster", einer sehr hübschen und auch recht handlichen Uhr, wie ich finde. Ich hab jedenfalls, wie man glaub ich sehen kann, einen Narren an ihr gefressen.

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