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24. Mai 2021

2021. 05. 24. Reit-Ahorn 1178m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 18:04

Seit mich wieder die Lust am Wandern gepackt hat, geh ich auch gerne wieder eine Strecke, einen Berg, den ich vor vielen Jahren schon einmal ging. Früher war das nicht so mein Ding. Ja, der eine oder andere Berg war immer wíeder gut für eine Wiederholung, weil man ja auch im Training bleiben will, um nicht die Kraft zu  verlieren. Meist war das die Gemeindealpe oder der Gamsstein, den ich mir schnell zur Brust nahm, wenn mir nichts neues einfallen wollte. Ansonsten lehnte ich es stickt ab, einen schon einmal begangenen Berg, noch dazu vielleicht auf einer schon einmal begangenen Strecke, ein zweites Mal zu besteigen. “Da stehen genug Mugeln in der Gegend herum, da muß es nicht immer der selbe sein” war meine Überlegung. Inzwischen sind aber viele Jahre vergangen und ich hab einiges vergessen. Na ja, nicht ganz. Ich hab ja mein altes Tourenbuch.

Also wie gesagt, die neu entdeckte Lust am Wandern. Und da ich ja mein ganzes Archiv an Karten noch hab, auch wenn die vielleicht nicht mehr dem neuestem Stand entsprechen, nehm ich mir immer wieder eine dieser Karten, meist eine 1.25 000 des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen, und schau mir an, was es so an Bergln in der Gegend gibt, denen ich einen Besuch abstatten könnte. Wenn man keine Lust hat, weiter weg zu fahren, ist die Gegend um Gaming herum ein recht ergiebiger Raum für Wanderungen. Ja, und so saß ich vor der ÖK 25 V Nr.:72 Mariazell, schaute mir das an und dachte nach.

Dazu muß ich jetzt sagen, daß mir diese Karten vom Eich- und Vermessungsamt im Maßstab 1.25 000 – ich weiß gar nicht, ob es von denen überhaupt neue Auflagen gibt – deshalb am liebsten sind, weil mir die Art der grafischen Darstellung dieser Karten beim bloßen Anblick ein reales Gefühl, eine reale Vorstellung von dem Gelände geben, in dem ich mich dann bewegen werde. Es sind ja im Prinzip die selben Karten, die auch das Militär verwendet, ohne Netzteiler halt, und genau mit diesen Militärkarten hab ich recht gut umgehen gelernt. Diese Karten, hinunter bis zu den Maßstäben, die bei Orientierungsläufen verwendet wurden (noch werden?), also super genaue, in denen sprichwörtlich Schlaglöcher eingezeichnet sind, waren mir durch und durch vertraut, weil davon im Ernstfall mein Leben und das meiner Kollegen abhängig gewesen wäre. Und weil ich diese Art von Karten dermaßen verinnerlicht hatte, sind die mir bis zum heutigen Tag die allerliebsten. Und der Umstand, daß sie nicht auf den neusten Stand der Eintragungen sind, stört in den meisten Fällen beim Wandern nicht. Der Berg, das Gelände, ist nach wie vor das selbe, und ob da eine Forststraße mehr oder wenige in der Realitämehr t oder auf der Karte existieren, spielt nicht wirklich die große Rolle. Egal, ob ich Online-Karten oder gedruckte Karten verwende, die stimmen auf bei neuestem Fertigungsdatum praktisch nie genau mit der Realität überein. Da gibt es Forststraßen entweder nur in der Realität oder nur auf der Karte, Steige sind eingezeichnet, fehlen aber, oder sie sind da, aber nicht eingezeichnet, oder, was auch schon passiert ist, ganz Geländeformationen stimmen mit der Realität nicht überein. Da brauchts dann ein wenig Improvisation, Phantasie und das Quäntchen Glück des Tüchtigen, und schon ist man am Ziel. Und mit jedem Irrtum lernt man etwas dazu.

Zurück zum Brüten über der Karte. Ich sitz so da und schau mir die Karte vom Raum Gaming an. Da gibt es haufenweise Mugel über oder unter 1000m Höhe, die entweder über Forststraßen, Jagdsteige oder durch die Wildnis besteigbar sind und manche Juwele wie alte, verfallene Holzriese, die einen in die Vergangenheit zurückführen und träumen lassen. Öfters bin ich früher einfach auf Entdeckungsreise gegangen, und die Ötscher Bibel von Werner Tippelt war oft ein guter Ratgeber. Und wie ich da sitze und brüte, seh ich das “Reit-Ahorn 1178m” mit Farbmarker unterlegt. “Hmmm”, denke ich, “war ich da schon einmal? Oder hatte ich das nur geplant, und es ist dann nix geworden?” Ich schau mir das immer und immer wieder an, den Weg zum Schleierfall, zur Polzbergkapelle, Wegkreuz und Bildbaum und mir kommt das alles immer bekannter und bekannter vor. Grad so, als wäre ich da schon einmal in der Realität und nicht nur mit dem Finger auf der Karte gewesen. Und wie der Punkt erreicht ist, wo ich Realität und Vorstellung nicht mehr wirklich auseinander halten kann, erinnere ich mich ans alte Tourenbuch und schlag nach. Und da ich keine Ahnung hab, wann ich dort gewesen sein könnte, blättere ich von der ersten Seite an bis nach immer weiter hinten durch das Buch und finde einen Haufen Erlebnisse, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte. Und so ungefähr in der Mitte des Buches, das eigentlich ein dickes, kariertes Kassenbuch ist, finde ich den Eintrag.

Donnerstag, 27. November 2003 – Reit-Ahorn 1178m Stierhaltkogel 1255m steht dort. Und dann steht dort noch, daß ich um 9:30 Uhr abmarschiert bin, um 11:30 Uhr den Gipfel des Reit-Ahorn erreichte und dann, mitsamt Rückmarsch über Stierhaltkogel, Bärengraben und Schneegrübl um 13:30 Uhr wieder beim Parkplatz zurück war. Inklusive Rastpausen, die ich ebenfalls, wie den gesamten Marsch, dokumentiert hatte. Gottlob. So blieben viele Erlebnisse erhalten, die ansonsten verloren wären. Und als ich so über Karte und Tourenbuch gebeugt saß und die Erinnerungen wieder erwachten, fasste ich den Entschluß, demnächst wieder zum Reit-Ahorn aufzubrechen. Diesmal mit meinem zotteligen Kumpel Eddie als Begleiter. Nur wann wusste ich  noch nicht.

Montag, 24. Mai 2021, Um 8:54 Uhr nach der Digitalen Aufzeichnung meiner Kamera (inkl. Telefon und sonstigem Krempel) standen Eddie und ich am Anfang der Forststraße Richtung Schleierfall und waren zu neuen Taten bereit. Temperatur erfrischende 12°C, geschlossene Wolkendecke, die Möglichkeit für Regen schätzte ich hoch ein. Wir gingen trotzdem. Sind ja keine Weicheier.

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Der Platz, an dem wir abmarschierten, wo sich diese Wegtafeln befinden, heißt Polzbergmühle. Warum, das weiß ich nicht. Mühle steht hier, meines bescheidenen Wissens zumindest jetzt keine mehr. Ich mag mich irren und die ist irgendwo im Gebüsch versteckt.

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Es dauert nicht lange, dann zweigt man links auf einen schmaleren Pfad ab, der mit einigen größeren Felsbrocken verlegt ist. Vorbei am Abzweig zum Schleierfall geht’s hoch zu einer Wegquerung, nach der sich der alte, immer mehr verfallende Weg zu einem wunderschönen, romantischen Pfad verengt.

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Jetzt beginnen sich langsam Körper und Seele aufzuwärmen. Atmung und Schritt stimmen sich zu einem passenden Rhythmus ab, der Kopf beginnt den Alltag zu vergessen, schaltet ab und alles konzentriert sich nur mehr auf den Moment, auf’s Sein im Augenblick. Je höher wir steigen, desto stiller wird es. Still im Sinne von, den Lärm des Alltages hinter sich lassend. Geräusche gibt es noch genug, aber die sind natürlichen Ursprunges. Das Rauchen des Waldes, das Pfeifen des Windes, das Knacken des Holzes und das Rauschen des Wassers. Besonders letzteres begleitet un ein schönes Stück des Weges, denn der Fallbach, der den 20m hohen Schleierfall bildet, veranstaltet ein ganz schönes akustisches Spektakel.

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Und dann sind wir plötzlich hoch genug, um einen Ausblick auf die Umgebung zu erhaschen und sehen genau gegenüber den Dreieckberg mit seinem Sender auf 876m Höhe, der uns jetzt eine Einschätzung unserer eigenen Höhe erlaubt. Genau brauch ich es nicht wissen. Hauptsache ich weiß, es geht voran.

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Wir sind gleich drauf auch schon wieder im Wald und steigen höher, aber ober uns wird es lichter und lichter. Weit kann es bis zur Polzberg-Kapelle nicht mehr sein, wissen wir und sind frohen Mutes. Eddie sowieso. Der fühlt sich schon seit dem Abmarsch wie im Paradies.

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Da haben wir sie erreicht, die Polzberg-Kapelle. Unsere zweite markante Wegmarke nach dem Abzweig zum Schleierfall.

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Hier kann man auch erstmals auf zumindest zwei Seiten runter schauen. Oben Blick nach Norden und unten gen Süden, immer entlang der Starkstromleitung, die sich hervorragend als Orientierungshilfe eignet.

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Hier folgen wir einem geschottertem Fahrweg, der einige Wirtschaftsgebäude mit der Zivilisation verbindet.

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Der nächste Orientierungspunkt auf der Karte ist erreicht. Diese hübsche Marterl erregt unsere Aufmerksamkeit. Auf halben Weg zwischen dieser Wegmarkierung und dem nächsten Wegkreuz lassen wir eine Abzweig links liegen und gehen grade weiter. Dieser Abzweig soll später beim Rückweg noch eine Rolle spielen.

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Wir treffen erstmals wieder auf Anzeichen von Zivilisation, dann geht es der Hochspannungsleitung folgend weiter am Fernwanderweg, der Gaming mit Lackenhof verbindet. Nach einer Kehre verlassen wir diesen befestigten Weg und wandern wieder durch den Wald, Dachsbach entgegen.

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”Wie alt bist du?” hätte ich diesen Baum gerne gefragt und “Erzähl einmal, was du schon alles erlebt hast!”

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Ein paar Hütten, ein paar Kühe auf der Weide, grünes Gras und dunkle Wälder, so wandern wir immer weiter, unserem Ziel entgegen.

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”Links oder Rechts, mein Freund?” frag ich meinen Hund. Wir entscheiden uns für den linken Weg und tun gut daran.

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Die nächsten Wegmarken sind erreicht. Hier das Wegkreuz…………

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………..und hier der Bildbaum, mit schönem Ausblick auf den Ötscher.

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Ja, das ist wirklich ein Bildbaum. Sogar mit eigenem Dach.

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Hier ist ein Punkt der Entscheidung. Entweder man wählt den nächsten, weiter vorne sichtbaren Weg links abzweigend nach oben, oder man steigt weiter ins Tal ab zu den Höfen Dachsbach und Reitbauer, um dort den Weg nach oben zu wählen. Wir, also ich, entscheide mich für den sofortigen Aufstieg dort vorne beim Abzweig links.

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Wunderschöner Ausblick über Dachsbach, Reitbauer und Freudental hinweg zum Großen und Kleinen Ötscher. Auch die ersten Vorboten von Ungemach kündigen sich an. Es wird duster. Aber frohen Mutes steigen wir hoch. Ab jetzt haben wir das Reit-Ahorn in Sicht, und das tut gut.

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Rechts vom Ötscher sehen wir die Scheiben des Scheiblingstein zu uns herüber schauen. Das ist ein Anblick, wie man ihn nur von hier und von der Grubbergstraße zum Zellerain bewundern kann.

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Wir steigen höher und höher…………

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…..und erleben einen wunderbaren Ausblick auf den Scheiglingstein mit seiner Scheibe, den Kamm bis zum schneebedeckten Dürrenstein und rechts der Hetzkogel. Genau im Kessel unter diesen Bergen liegt der Lunzer See.

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Wir wählen dann einen Abzweig nach rechts, der nur am Anfang wie ein Weg ausschaut. Weiter hinten schaut das dann eher so aus, als hätte sich einer dieser riesigen Holzerntemaschinen seinen Weg durch den ehemaligen Wald gebahnt. Nicht faul, wähle ich einen dieser Harvester-Spuren waagrecht zum Hang, folge dem bis zum verwachsenen Ende und wühle mich dann mit Eddie am Arm noch ein paar Meter durch das Dickicht, um am anderen Ende genau in dieser Kehre zu stoßen, deren Weg mich direkt zum Ziel bringt. Nur einmal müssen wir oben noch rechts abzweigen, dann stehen wir am Kamm des Berges, den wir besteigen wollten.

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Eine kurze Rast, ein wenig stärken, denn schönen Ausblick genießen, dann geht es weiter zum Ziel.

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Damals, vor mehr als 17 Jahren, gab es diese Spuren noch nicht. Das war alles naturbelassen und ich fragte mich, wo den verdammt noch einmal das Gipfelkreuz sein könne, das in der Karte eingezeichnet ist. Ich folgte, wie heute, diesem Kamm, schaute mich um………..

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……und suchte, aber auch hier am augenscheinlich höchsten Punkt dieses Mugel konnte ich nichts erkennen. Dieses Kreuz, das hier zu sehen ist, stand damals noch nicht. Eine Gravur sagt, daß dieses Kreuz im Jahre des Herrn 2020 aufgestellt wurde. Aber wo war mein altes Kreuz?

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Wie damals schaute ich mich um und wie damals sah ich es im hintersten Winkel stehen. Es ist Montag, der 24. Mai 2021, 11:40 Uhr. Ich alter Depp hab fast Tränen in den Augen. Nein, es ist nicht das Kreuz als Symbol des Christentums, daß mich so berührt. Ich bin christlich erzogen, im Sinne des Christentums von der Schule erzogen, so gut die das vermochte, aber ich hab weder mit dem Christentum noch mit einem anderen Glauben etwas zu tun. Zu keiner Zeit meines Lebens, auch nicht als Kind, glaubte ich an einen Gott. Es gibt keinen Gott. Nicht Gott hat die Menschen erschaffen. Der Mensch hat die Götter, hat Gott erschaffen. Was mich überwältigte war die Erinnerung. Am Donnerstag, dem 27. November 2003 um 11:30 Uhr stand ich hier zum ersten und bis heute auch zum letzten Mal vor diesem Kreuz. Siebzehneinhalb Jahre. Das ist eine ganze Weile her.

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Das neue Kreuz und davor der Ötscher. Aber es ist keine Zeit mehr für Sentimentalitäten, es wird duster und wir müssen weiter zum Stierhaltkogel. Den Weg müssen wir erst suchen, weil erinnern kann ich mich nicht mehr.

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An einer Jagdhütte (oder Almhütte?) gehen wir vorbei, um entlang des Kammes zum Stierhaltkogel zu gelangen. Vorausgesetzt, der Wettergott hat mit uns ein Einsehen.

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Wir gehen zum Kamm und dann, so weit es möglich ist, am Abbruch entlang zu einem Aufschwung, den wir hurtig erklimmen, um dann weiter entlang der Abbruchkante zu steigen. Die Bedingungen werden unwirtlicher. Das Gelände ist immer stärker verwachsen, es liegen Bäume und Gestrüpp herum, Zeugs, das für Eddie wesentlich mehr Problem ist als für mich. Wir schlängeln uns zwischen den Bäumen und den Ästen hindurch und der Wind wird immer stärker. Es rauscht im Wald und der Wind erhebt sich langsam, aber sicher zum Sturm. Wusch————Wusch————-Wusch, fegt der Wind in starken Böen durch den Wald und kleinere Äste fliegen durch die Luft. Wusch…………..Wusch…………….
Ich bleib stehen und schau mir das Gelände, dann die Karte an. Wir müssen jetzt zirka in dem Gelände sein, daß sich auf der Karte oberhalb des Wortes “Frauenhöhle” befindet. Links ein sehr steiler Abbruch, rechts eine sanfte Senke, dazwischen Bäume und Gestrüpp. Ein Stein mit einer Markierung. 176 steht mir schwarzer Farbe drauf. Keine Ahnung, was das bedeutet. Vielleicht, daß uns die Götter 176 Plagen schicken, wenn wir hier weiter in ihr Reich vordringen? Aber ich glaub nicht an diese Götter und wir gehen weiter.

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Wir folgen der Abbruchkante und einer schwarzen Markierung auf den Bäumen, deren Bedeutung wir nicht kennen. Es ist hier durch den Wildwuchs unangenehm zu gehen. Die sturmartigen Böen tun das ihre dazu. Dann der Umschwung. Nicht mehr nur Wusch………Wusch………..sondern uns haut es urplötzlich den Regen waagrecht um die Ohren. Das Szenario hat sich innerhalb weniger Meter dramatisch verändert. Ich hab eine GoreTex Jacke im Rucksack, aber keine Hose dazu. Also nur Jeans, die in kürzester Zeit pitschnaß wären. Und dann ist da noch Eddie. Bisher hatten ihm die Sturmböen nichts anhaben können. Er, klein und geduckt in Bodennähe, war bisher am besten geschützt. Das ist für mich wichtig. Eddie darf nichts passieren, kann sein was will. Jetzt, im starken Wind, den Böen, dem starken Regen, hatten sich die Bedingungen zuungunsten von uns geändert und ich drehte sofort um. “Weg hier!” sagte ich zu Eddie und musste nicht einmal an der Leine ziehen. Wir stolperten durch’s Dickicht, durch’s Gebüsch, überstiegen die Baumstämme, die herumliegenden Äste, Eddie an der langen Leine wusste, was er zu tun hat. 50  Meter nach unserem Fluchtpunkt hörte schlagartig der Regen auf. Ich drehte mich um und schaute fassungslos in die Gegenrichtung. Wir standen im Trockenen, vor uns der starke Regen. Aber weiter, zurück. Und als wir endlich wieder die Steilstufe erreichten und zur Hälfte abgestiegen waren, standen wir nicht nur im trockenen, sondern es war auch komplett windstill.

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Hier diese Steilstufe. Oberhalb herrschte ein komplett anderes Wetter als hier herunten. Ich setzte mich hier in die Wiese, schaute über die Alm zum Reit-Ahorn und lachte. “Das glaubt dir keiner, was da oben los ist!” dachte ich. Na ja, war ja auch egal, ob uns das jemand glaubt oder nicht. Sowas ähnliches hatte ich einmal beim Aufstieg zur Riegerin kurz unterhalb der Jagdhütte erlebt. Wäre ich damals weiter gegangen, hätte mich oben ein schweres Gewitter erwischt. Ich hab aber umgedreht und stand dann eben zwei Wochen später bei Kaiserwetter am Gipfel.

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Jetzt hatten wir auch wieder Zeit, uns die Gegend genauer anzusehen und so sahen wir diesen Hochstand mit doppelter Leiter, dessen Besteigung verboten war. Wozu steht der dann hier?

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Hier kann man sich vielleicht ein wenig vorstellen, was vor uns und was hinter uns los war. Das vor uns schaute nicht so schlimm aus, und so ließen wir es beim Abstieg auch gemütlich angehen. Hinter uns war’s nur mehr schwarz.

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Nachdem wir den Stierhaltkogel ja nicht erreicht hatten, konnten wir natürlich auch nicht in den Bärengraben absteigen. Also zurück auf gleichem Weg wie rauf, oder eine Alternative? Ich wählte eine etwas andere Route. Zuerst am Weg normal vom Reit-Ahorn runter gehen, dann beim Abzweig dem alten Ziehweg gradeaus unterhalb der Frauenhöhle in Richtung Polzberg folgen. Den Steig, der in der Karte zur Frauenhöhle eingezeichnet ist, hab ich auch mit größter Aufmerksamkeit nicht gefunden. Leider. Vielleicht beim nächsten Mal unter besseren Bedingungen. Der Ziehweg ist schön, weich und angenehm zu gehen und führt gemächlich durch den Wald dahin. Nichts aufregendes.

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So alte Ziehwege haben offenbar die Angewohnheit, daß sie genau mitten in einer Kehre eines neueren Weges münden, so wie auch dieser hier. Und das ist wiederum seltsam, denn das hat mir der Darstellung auf der Karte nichts zu tun. Der Weg muß stimmen, weil es keinen anderen hier gibt. Die Richtung stimmt und wo er raus mündet, stimmt auch, nur die Position dieser Einmündung in den Forstweg ist mit der realen Position in der Natur nicht identisch. Solche Ungereimtheiten zwischen Realität und Karte begegnen mir in letzter Zeit viele, und darum sag ich ja, es ist nicht so wichtig, wie alte die Karte ist. So lange in einer militärischen Auseinandersetzung nicht dein Leben davon abhängt, spielt das keine so große Rolle.

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Beim Abstieg vom Berg zum Fernwanderweg Gaming-Lackenhof gibt’s nicht viel zu sehen, außer Wald. Praktisch keine Aussicht, dafür haufenweise Bäume. Und wenn man sich vor einer langen Kehre, die noch dazu leicht bergauf führt, fragt, ob man sicher weiß, was man tut, wo man sich befindet, trifft man plötzlich auf vertrautes Gelände. Ja, das ist die Kehre, die beim Aufstieg bergab führte und die man deshalb links liegen ließ. Und hier beginnt es nun, nachdem wir dem Regen oben entkommen waren, auch für uns zu regnen. Das geschieht recht schnell und ohne große Vorwarnung, dafür aber nicht stark. Wir verziehen uns gleich an der Weggabelung in den schützenden Wald, kurz Pause, essen und trinken, und dann zieh ich mir frische Wäsche an und die GoreTex Jacke, die mich vor Nässe schützt. Dann gehen wir wieder los, mein treuer Schlumpf und ich.

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Und hier ist auch die kleine Weide wieder, auf der sich nun die jungen Stiere als, öh, wie soll ich es sagen, beim genauerem hinsehen als ganz junge Mädchen entpuppen. Im wilden Westen wäre ich wohl ein echter Cowboy gewesen. Angeblich nannte man die so, weil sie Kühe und Stiere nicht auseinander halten konnten. Also, ich kann das schon, wenn ich genau schaue, das möchte ich schon betonen!

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Unser Zeichen, daß wir uns am richtigen Weg befinden und in der richtigen Richtung unterwegs sind. Ist immer beruhigend zu wissen.

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Nein, die hat uns hier nicht überholt. Die hat grade ein gutes, grünes Blatt verdrückt.

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Um 13:47 Uhr erreichen wir wieder die Polzberg Kapelle.

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Zwei Helden und ein beschissenes Foto. Mit einer ganz normalen Kamera hab ich früher bessere Selfi gemacht wie heute mit so einem komischen Fon. Das taugt nicht viel.

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Da hinten, wo die Stromleitung hin führt, geht’s zur Straße, die vom Grubberg zum Zellerain führt. Gaming, wohin wir absteigen, liegt genau gegenüber, also von hier gesehen in meinem Rücken.

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Alte Schilder, neue Schilder

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Hier müssen wir runter. Schaut nicht sonderlich einladend aus. Hinten etwa in Bildmitte lugt aus dem Dunst der Dreieckberg hervor.

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Der Abstieg ist dann wesentlich angenehmer als gedacht. Egal, ob Nadel- oder Laubbäume, die bilden ein Dach über uns und schützen uns vor dem Regen recht gut. Ich hatte nicht einmal die Kapuze aufgesetzt. Ist nur Wasser.

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Das Unwetter beim Stierhaltkogel hatte auch sein gutes. Beim Aufstieg verzichtete ich auf einen Besuch beim Schleierfall, weil ich dachte, wir verlieren zu viel Zeit, die wir bei diesen Witterungsverhältnissen besser in den Aufstieg investieren. Aber jetzt, beim Abstieg, wo es ohnehin schon regnete und wir naß waren, stand einem Besuch des Wasserfalles nichts mehr im Weg. Anders wären wir hier heute gar nicht mehr vorbei gekommen, weil der Abstiegsweg ein ganz anderer gewesen wäre.

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Schon beim Zustieg rauscht es ganz mächtig. Der Fallbach macht ein ordentliches Getöse.

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Na? Ist das nicht schön?

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Man kann auf einem kleinen, harmlosen Steig komplett zum Wasserfall zusteigen. Weiter als hier her (Foto) lässt mich Eddie nicht ran. Das Getöse des rund 20 Meter fallenden Wassers geht ihm offenbar mächtig auf den Geist und er fürchtet sich. Früher war ich auch öfters im Winter hier, wenn alles tief verschneit und dick vereist ist. Ganz großes Kino kann ich nur sagen. Nur das Palfauer Wasserloch war im Winter noch schöner. Das geht aber heutzutage gar nicht mehr, glaub ich. Dürfte abgesperrt sein.

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Durch den Regen sind wir ohnehin schon naß, da macht der Wasserfall auch nichts mehr aus. Eddie freut sich auf ein Handtuch.

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Um 14:30 Uhr haben wir nach fünfeinhalb Stunden und rund 750m im Auf- wie im Abstieg recht glücklich und ein bisschen naß wieder den Ausgangspunkt erreicht.

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Die Karte zur Tour

 

Einen schönen Tag noch……………….

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