31. Dezember 2008, der letzte Tag des Jahres.
Herrlich blauer Himmel, aber bittere Kälte bei unter -5C°. Herrgottsakra, das darf ja nicht wahr sein. Beinahe Kaiserwetter, die Strassen trocken, aber diese Kälte! Immer wieder schaute ich aus dem Fenster, prüfte den Himmel, aber es änderte sich nichts, weder an der blauen Farbe oben noch an der Temperatur herunten. Ich wurde schon ganz nervös, ich wollte fahren! Dann gab ich mir einen Ruck und öffnete den Kleiderschrank. So, was haben wir den da alles?
Im Geist ging ich durch, wie ich bei diesen Temperaturen wohl am ungeschorensten davonkommen würde. Diesmal ließ ich die Textilkleidung, die ich ansonsten bei kühlem Wetter anziehe, im Kasten hängen. Mir war etwas besseres eingefallen. Zuerst ein dünnes, ärmelloses Leibchen, dass eventuell anfallenden Schweiß abtransportieren sollte, darüber ein ebenfalls dünnes, aber langärmeliges Leibchen, das auch zum Skifahren gut warm hält, darüber mein langärmeliges Leibchen mit Googy als Taxifahrer drauf, das ich sehr oft im Sommer unterm Leder trage. Anschließend kamen zwei lange Unterhosen zum Schutz der Beine und des Unterleibes und zwei Paar Socken, beide Knielang, das erste dünner, das zweite dicker.
Jetzt begann ein gewisser Wettlauf mit der Zeit, denn ab nun begann das Zwiebelprinzip zu arbeiten und es wurde immer wärmer, was nicht nur an den Kleidungsschichten lag, sondern hauptsächlich an der voll aufgedrehten Zentralheizung. Rasch die alte Dainese Kombi und die Stiefel angezogen und dann in den Windschutz geschlüpft. Der bestand aus einer lang geschnittenen, mehrlagigen Gore Tex Jacke von Schöffel und einer ebenfalls mehrlagigen Gore Tex Hose von Mammut, deren Haupteinsatzzweck eigentlich Hochgebirgs Skitouren wäre. Nun stand ich gut eingepackt, aber doch noch gut bewegungsfähig, im Schlafzimmer, schnappte mir den Helm mit den beiden Sturmhauben und den dicken Handschuhen, und schaute, dass ich nach draußen kam.
Ich hatte vor, mit der RD400 zu fahren, aber ich konnte diesen verflixten Zündschlüssel nicht finden. Also würde mich die blaue Elise tragen müssen, was ihr Dank nominell 1250cm³ ja nicht schwer fallen würde, wenn da nicht der schon sehr abgefahrene Hinterreifen wäre. Alternative hatte ich allerdings keine, die FZR ist ja noch immer zerlegt und wird hinten noch weiter zerlegt, wenn es wieder etwas wärmer wird. Am 1. Dezember war ich das letzte Mal mit der XJR gefahren, durch die lange andauernde Kälte sprang sie etwas zäh an, aber sie sprang an! Nach den Sturmhauben, die ich im Doppelpack über die Rübe zog, stülpte ich nun auch noch den Schuberth C2 drüber, dann noch die Handschuhe übergestreift. Endlich konnte es losgehen.
Bei der Anfahrt zur Autobahn rauf sollte der dicke 4Zylinder das Öl einigermaßen aufwärmen damit es alle wichtigen Schmierstellen erreicht, während ich mich bemühte, mit den vielen Kleidungsschichten eine gemütliche Sitzposition einzunehmen, was mir auch gut gelang. War recht angenehm, fand ich nach wenigen Kilometern. Gewöhnungsbedürftig waren nur die Blicke der Autofahrer, aber es sollte nicht mein Problem sein, wenn sie mich für einen Spinner hielten. Vielleicht hatten sie ja auch recht?
Rasch war ich über die Bundesstrasse bei der Donaubrücke in Grein angelangt und bog nach Westen ab auf die B3, der ich bis zur Donaubrücke bei Mauthausen folgte. An einigen Stellen, an denen Wasser aus den Felswänden neben der Strasse geronnen war, hingen nun dicke Eiszapfen herunter und einige der ruhigen, kleinen Seitenarme der Donau, in denen das Wasser ohne Strömung stand, waren dick zugefroren. Kurz vor der Donaubrücke in Mauthausen vergönnte ich mir eine längere Rast bei einer Tankstelle, wo ich mir an der Kaffeeschale die Finger aufwärmte, denn nach gut 50km Fahrt machte sich der Fahrtwind auch durch die dicken Handschuhe unangenehm bemerkbar. Die Finger begannen vor Kälte zu schmerzen, was ein echtes Alarmzeichen ist und ein rasches Aufwärmen anraten lässt, sollen keine dauerhaften Schäden zurückbleiben! Die hübsche Bedienung hatte allerdings zur Folge, das auch das Herz mit aufgewärmt wurde, und so konnte ich nach 20min Pause die Fahrt wieder fröhlich aufnehmen.
Der Rückweg war rasch gefunden, einfach der Nase nach über die Bundesstrasse 1 bis nach Strengberg, dann einige Umwege über Hügel und durch Täler in der hügeligen Ackerlandschaft des Mostviertels fahrend bis nach Abetzdorf, zum Gasthof Bachler, wo ich eine letzte längere Kaffeepause hielt, bevor ich die wenigen Kilometer zurück in den Amstettner Raum zurücklegte. Eine zwar relativ kurze, aber nichts desto trotz herrliche Tour zum Abschluss des Jahres 2008 war nach 96km zu Ende gegangen.