Zum ersten Mal war ich am 2. März 2002 in Trattenbach und am Schoberstein. Ich hab in irgend einem Wanderführer davon gelesen, hab mir dieses Trattenbach, daß ich nicht kannte, auf der Karte gesucht und bin dann zum Gasthof Klausriegler hoch gefahren, um mir die Örtlichkeiten anzuschauen. Durch das Interesse am Schoberstein, von dem aus man einen wunderschönen Ausblick hat, hab ich auch vom Tal der Feitlmacher erfahren, das mir vorher unbekannt war. Ich war im Laufe der Jahre öfters dort, im Sommer wie im Winter und hab auch einige der umliegenden Mugel erwandert. Am 10. Jänner 2005 war ich zum letzten Mal am Schoberstein. Immer bin ich vom Gasthof Klausriegler aus hinauf gewandert, hab mir dort auch öfters nach der Wanderung eine Kaffee gekauft, in der Hütte am Schoberstein war ich allerdings kein einziges Mal.
November 2022. Das Wetter ist in letzter Zeit wechselhaft bis mau, nichts desto Trotz finden wir immer wieder Ziele für schöne Wanderungen. Je bescheidener das Wetter wird, desto tiefer liegen unsere Gipfel. Wobei es ehrlich gesagt keinen Grund zur Klage gibt. Es ist kaum drei Wochen her, daß wir zweieinhalb wunderschöne Tage in Eisenerz verbracht haben, dem Hochdruckeinfluß aus Afrika sei Dank. Dieser neigt sich dem Ende zu und es wird, der Jahreszeit entsprechend, kalt. Winter is coming!
Unser Ziel wird heute der Schoberstein bei Trattenbach im Ennstal werden. Sonja hatte diese Idee, ohne zu wissen, daß ich den Schoberstein kenne. Wir haben dann ausgemacht, bis zur Bahnstation in Trattenbach zu fahren, dort das Auto abzustellen und dann von dort aus, also von so weit unten wie möglich, zum Gipfel zu wandern. Ob die gleiche Strecke zurück oder irgendwie anders, daß würden wir vor Ort entscheiden.
9:00 Uhr beim Parkplatz der Haltestelle Trattenbach. Die Enns knapp unter uns liegt auf 335m Seehöhe, der Schoberstein ist 1285m hoch. Temperatur 4°C und nur mäßig bewölkt. Es verspricht, ein schöner Tag zu werden. Rucksäcke am Rücken, Eddie an der Leine, es kann los gehen.
Was mir sofort auffällt, als ich das Auto abstelle, ist dieser riesengroße Taschenfeitl auf der andere Seite des Trattenbach, der hier in die Enns fließt.
Infos zum Tal der Feitlmacher gibt es hier genug.
Die Beschilderung lässt nichts zu wünschen übrig.
Selbst ein Informationszentrum gibt es hier, nur leider ist das jetzt (verständlicherweise) geschlossen und nur in der Hauptsaison geöffnet.
Selbst jetzt, Mitte November, stehen noch die Seckelbären (Schafe) auf der Weide.
Wir wandern ungefähr einen Kilometer auf der Asphaltstraße taleinwärts, bis wir zu dieser Kapelle kommen.
Hier zweigt, gut beschildert, ein schmaler Steig am linken Hang ab, der sanft ansteigend bergwärts führt.
Man kürzt auf diesem Steig einige Kurven und Kehren der Straße ab, die (unter anderem) bis zum Gasthof Klausriegler führt und kommt im Verlauf des gesamte Aufstieges nur einmal wieder zu dieser Straße, der man dann etwa dreihundert Meter bis zu einem Wegweiser folgt.
Beim gelben Schild zweigt der Steig rechts in den Wald ab und führt bis zum Gasthof Klausriegler durch einen Graben, der heute im oberen Teil durch Regenfälle der letzten Tage recht morastig ist. Das ist nix für schwache Nerven.
9:58 Uhr, Gasthof Klausriegler in Sicht.
Wir umkreisen den Gasthof im Uhrzeigersinn, bis wir den Weg und die Schilder sehen.
Hier beginnt ein steiniger, steiler Weg…..
…. mit schönem Blick zur Kreuzmauer 853m, die sich recht einfach besteigen lässt…..
Da haben wir noch ein Stück Arbeit vor uns, bis wir da oben sind.
Wir kommen zu einer kleinen Almwiese, die wir bergauf überqueren.
Oberhalb der Almwiese führt ein eigentlich recht schöner, sogar breiter Steig weiter, dem wir bis zu einer scharfen Linkskehre folgen. Dort zeigt ein Schild ganz klar die Gehrichtung an, der man folgen soll. LINKS! Gradeaus führen aber Wegspuren in einen Winkel und dann recht steil und dreckig nach oben. Genau diesen Wegspuren folgen wir.
Der Steig führt sehr direkt und steil nach oben, ist aber trotz der Feuchte tadellos zu begehen.
Gleich sind wir da oben und dann schauen wir einmal, wo wir da überhaupt sind.
Wir befinden uns hier in einer Einsattelung zwischen Pfaffenmauer 1218m und Schoberstein 1285m und aus Richtung Pfaffenmauer kommen auf einem schönen Steig einige Wanderer des Weges. Das müssen die sein, die wir bei der Weggabelung (Schild nach links, wir erinnern uns!) gehört, aber nicht gesehen haben. Durch den Aufstieg im steilen Graben haben wir diese Gruppe überholt, ohne das wir uns gesehen haben und jetzt scheinen die überrascht zu sein, wo wir daher kommen.
Weil hier die Sonne so angenehm warm scheint, rasten wir eine Weile und setzen dann unsere Wanderung gen Westen fort.
Rückblick nach Osten zu unserem Rastplatz am Sattel und zur Pfaffenmauer.
Ab jetzt entwickelt sich unsere Wanderung zu einer prachtvollen Schau ins Land.
Das Schobersteinhaus auf 1260m
Wir gehen am Schobersteinhaus in westlicher Richtung vorbei und besteigen den ersten Mugel (von drei, soweit ich mich erinnern konnte) über den Westgrat (Schwierigkeitsgrat +/- 0 oder so)
Ich hab in meinen Büchern gelesen, daß der Lhotse (8516m und Nachbar des Everest) genau wie der Schoberstein mehrere Zacken besitzt, die man jeden einzelnen bei suboptimaler Sicht für den höchsten Gipfel halten könnte (und es soll auch schon passiert sein, aber nur einer davon ist der höchste Punkt des vierthöchsten Berges der Erde). Auch hier am Schoberstein könnte man dieser Täuschung zum Opfer fallen und den falschen Gipfel besteigen. Wir haben uns grade über den “Westgrat” nach oben gekämpft (ehrlich, fragt Eddie, der kann das bestätigen!), Eddie wie immer im Vorstieg, und mit Schrecken bemerken, daß wir den falschen Gipfel erreicht haben. Neben uns scheint es eindeutig einen noch höheren zu geben! Zumindest steht östlich von uns noch ein Gipfelzeichen, das wie ein Mast ausschaut, was aber für sich alleine nicht viel sagen muß. Erstens könnte es tatsächlich das sein, wonach es ausschaut. Ein Mast. Und zweitens, es könnte hier am Schoberstein ja genau so sein wie am Pfaffenstein in Eisenerz, wo jeder Verein seinen eigenen Gipfel besitzt und sein eigenes Gipfelkreuz aufgestellt hat. Auf jeden Fall haben wir hier den Naturfreundegipfel erreicht und nicht den Hauptgipfel, der bestimmt um, pffff, na zumindest (geschätzt) um eineinhalb Meter, wenn nicht zwei, höher ist.
Unter uns die Hütte in prachtvoller Umgebung. Rechts hinten glaube ich die Kremsmauer zu erkennen.
Wir seilen uns durch die schwindelerregende Südwand ein Stück ab und bezwingen dann den Hautgipfel, der durch diesen Mast gekennzeichnet ist.
Schoberstein Mittelgipfel (oder Mastgipfel) 1285m
An der Nordseite ist der Schoberstein tatsächlich steil.
Rückblick zum Naturfreundegipfel (Westgipfel)
Tiefblick nach Steyr, zum Plattenberg (Windpark mit drei Windrädern, zu dem wir manchmal mit den Motorrädern fahren) und zum Sonntagberg! Ganz rechts neben uns ist eine weitere Erhebung zu erkennen und es sollte sich um den Ostgipfel des Schoberstein handeln. Gleich werden wir auch dem einen Besuch abstatten.
Links im Hintergrund ist der Dürrensteigkamm zu sehen.
Wir bekommen Besuch und machen uns auf die Socken zum Ostgipfel, auf dem ein Kreuz stehen müsste. Zumindest hab ich das so in Erinnerung.
Da hamas ja, das Gipfelkreuz. Laut Aufschrift steht das hier seit 1981.
Auch hier gibt es ein eigenes Gipfelbuch
Wir sind zwar weder Bauern noch Mitglied des Bauernbundes, ja ich bin nicht einmal im Besitz von Gummistiefel, aber wir haben uns trotzdem hier eingeschrieben. Vielleicht übt man Nachsicht mit uns, wenn ich anführe, daß ich schon einmal was im Lagerhaus eingekauft hab. Ich hab sogar schon öfters die Schwarzen gewählt, aber das passiert mir garantiert nie wieder. Wer die Roten nicht mag und deshalb schwarz wählt, der bekommt jetzt die grüne Khmer!
Wir stiefeln dann noch bis zum östlichsten Zipfel des Schoberstein und haben damit alle Zinken und Unebenheiten bestiegen. Dort wird uns der weitere Weg zurück in die Einsattelung allerdings von einem Stacheldrahtzaun versperrt und wir steigen zum Normalweg ab. Heute hab ich einfach keinen Bock auf Stacheldrahtklettereien.
Da unten wäre er, unser Sattel, wo wir wieder hin wollen. Dazwischen zumindest zweimal Stacheldraht. Dafür ist die Pfaffenmauer von hier aus schön zu sehen. Es sollte da in der rechten Flanke ein Steiglein zum höchsten Punkt führen, aber eine Überschreitung dürfte mit Hund kaum möglich sein. Wir kommen bestimmt wieder und werden uns das dann genauer anschauen. Es schaut einfach zu verlockend aus.
Unter uns der Normalweg, noch ein Stück weiter unten die Jagdhütte, die wir schon beim Aufstieg gesehen haben. Dahinter eine wunderschöne Gegend, die ich aber nicht benennen kann. Hier rasten wir ein wenig, weil es so schön ist.
Gleich sind wir wieder beim Sattel unten. Diesmal gehen wir gradeaus am markierten Weg weiter und lernen so auch die Teile kennen, die wir im Aufstieg abgekürzt haben.
Der markierte Weg quert angenehm zu begehen und nur mäßig steil durch den Wald bis zur markanten Kehre, wo wir im Aufstieg den rechten Ast ins steile Eck gewählt hatten.
Wir sind schon wieder bei der kleinen Wiese mit dem trockenen Brunnen.
Auch hier wählen wir beim weiteren Abstieg, sofern es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, immer die Variante, die wir beim Aufstieg nicht gegangen sind. Diese hier führt recht steinig und direkt nach unten.
“Hast du Zeit? Ich weiß da eine Abkürzung….. “
13:28 Uhr. Wir sind schon wieder oberhalb vom Klausriegler. Rechts vor uns wieder die Kreuzmauer, der wir bestimmt auch wieder einmal einen Besuch abstatten werden. Am 3. April 2002 war ich da letztmals oben.
Rückblick. Hinter uns rechts oben die östlichen Ausläufer des Schoberstein.
Wir haben den Gasthof wieder umrundet und steigen dahinter in die teilweise steile, recht feuchte und rutschige Wiese ab. Der Abstieg geht hier aber wesentlich besser als befürchtet. Keinen hat es hingehaut, keiner wurde über Gebühr dreckig.
Kiennauerbach, der in den Klausbach fließt, der in den Trattenbach fließt, der in die Enns fließt. Und das alles in den nächsten paar Kilometern.
Grrrr, immer dieses Herumtrödeln.
Wir sind wieder auf der Straße und müssen jetzt etwa 300m hier runter, bevor wir rechts in den nächsten Steig einbiegen. Gradeaus rechts der Klettergarten Trattenbach, wo zwei Kletterer in den Felsen herumkraxeln. Wir schauen eine Weile zu, dann gehen wir weiter.
Wie gesagt, nach rund 300m der Abzweig
Zum Bahnhof sind es von hier laut Beschilderung noch 35 Minuten.
Die Schatten werden schon wieder länger und es wird kalt.
Diese beiden Schönheiten finden wir noch, bevor wir zum Bahnhof in Trattenbach zurück kommen.
14:40 Uhr. Nach fünf Stunden und vierzig Minuten sind wir wieder am Ausgangspunkt zurück. Die Sonne verschwindet hier schon bald hinter den Bergen und es wird recht kühl. Wieder einmal haben wir einen Tag in der Natur verbracht und wunderschöne Stunden erlebt.