Eigentlich wollten wir nach Cesky Krumlov, ehemals Krumau, “Wie Bemen noch bei Estreich war”. Ich war schon mehrmals in Krumlov und wusste, wie schön dieses Städtchen ist. Ich wusste aber auch, daß man aber auch Zeit braucht, um sich alles anzuschauen. Das gab ich vor Tourbeginn zu bedenken, weil wir erstens spät losfuhren und zweitens die Tage jetzt schon recht kurz werden. Ergo haben wir beschlossen, zwar in die gleiche Richtung loszufahren, allerdings zum Moldau Stausee und nicht nach Krumlov. Dabei kamen wir im Verlauf unserer Tour durch Zufall sehr nahe an Krumau heran. Das war wegen einer, wie ich meinte, örtlichen Umleitung in Frymburk. Wir waren heute jedoch nicht auf Besichtigungstour, sondern wir sind gefahren, gefahren, gefahren, bis die Schwarten krachten. Etwas über sieben Stunden waren wir unterwegs und haben dabei 364 Kilometer abgespult, die letzten fünfzig bei zunehmender Dunkelheit. Fotografiert haben wir nicht viel, dafür während der Fahrt umso mehr gesehen und erlebt. Dies ist kein Tourenbericht und keine Erzählung im üblichen Sinne. Ich schreib das nur auf und unterleg das mit ein paar Bildern, um es nicht zu vergessen.
Strecke: B1 bis Ennsdorf-B123 bis Mauthausen-B3 bis Linz-B126 bis Grenze Tschechische Republik bei Weigetschlag-161 bis Wissy Brod-163 über Lipno nad Vltavou nach Frymburk-162 – Svetlik-Velislavice-Abzweig links nach Slavkov-39 links nach Kladenske Rovne-Horice na Sumave-Cerná v Posumavi – Horni Plana-Volary-Lenora-Vici Jamy-4 bis Grenzübergang Philippsreuth in die Bundesrepublik Deutschland-B12-St 2130-Bischofsreuth-Teresienreut-Haidmühle-Frauenberg-Altreichenau-Neureichenau-Micheleckmühle-Breitenberg-Grenzübergang Deutschland/Österreich-L1560-L589-Klaffer am Hochficht-Rudolfing-Oepping-B38 bis Rohrbach-B127 bis Linz-Nibelungenbrücke-Untere Donaulände-Gruberstraße-Europaplatz-Donau Bundesstraße B3 bis Mauthausen-B123a bis B1-Ludwigsdorf-Mauer-Weißes Kreuz-Heim
Streckenlänge: 364km
Höhenunterschiede kumuliert: rund 4000Hm (ja, das summiert sich in einer Hügellandschaft)
Wetter: Bis Linz Nebel, dann bis kurz vor der Tschechischen Grenze noch teilweise nebelig und kalt, in der Tschechischen Republik blauer Himmel und Sonnenschein, bei der Heimfahrt ab Linz zunehmende Dunkelheit und kalt
Zeit unterwegs: etwa 7 Stunden
Zeit in Fahrt lt. Navi: 5 Stunden 48 Minuten,
Durchschnitt in Fahrt: rund 68km/h
Der Nebel macht uns heute das Aufstehen nicht leicht, aber kurz vor 10 Uhr sind wir abfahrbereit.
mapy.cz mit GPS-Track als Anhaltspunkt zur Tour
11:26 Uhr. Zwettl an der Rodl. Da ist der Himmel regional schon blau.
11:41 Uhr. Grenzübergang in die Tschechische Republik
Schaut schon ein wenig aus wie vor zwei Jahren das Schild am Sölkpass auf der Passhöhe.
Der Moldau Staudamm bei Lipno nad Vltavou
Der Teil des Stausee gleich hinter der Staumauer
12:22 Uhr. Frymburk. Bis hierher war alles toll gelaufen, dann kam eine regionale Umleitung. So hab ich das Schild jedenfalls gedeutet, aber nix verstanden. Aber egal, wir haben ja ein Navi und zur Not noch drei Hilfsmittel. Ich wollte dem gesperrten Teil auf der 162 nach Norden ausweichen und dann zurück zur 163 nach Cerna v Posumavi. Da sind wir auch tatsächlich hin gekommen. Vorher waren wir aber fast in Krumlov! Nach links kam lange kein Abzweig und dann war es mir auch schon egal, weil die Straße so schon war. Kurvenreich und hügelig bis zum Abwinken. “Fahren wir halt ein wenig in der Tschechei spazieren!” dachte ich mir.
Standort nächstes Bild. Hier wird deutlich, wie nahe wir an Krumau herangekommen waren, ohne es zu wissen. Wären wir einfach auf der Straße weiter gefahren, hätte sie uns genau nach Krumlov gebracht.
Hier, bei diesem Bauwerk, das so eine Art Gedenkstätte ist, hat das Navi nach links in Richtung Slavkov gezeigt und weil es das schön und warm war, blieben wir stehen und ich hab einmal geschaut, wo wir sind. Wir standen grade so da und unterhalten uns, fährt ein Auto an uns vorbei. Das ist für sich alleine ja nichts besonderes. Auch die Tschechen fahren Autos, und zwar keine anderen als wir. An diesem Auto war auch nichts besonderes, mit Ausnahme, daß es ein Kennzeichen aus Amstetten trug! Ok, der Bezirk Amstetten ist groß, aber trotzdem bemerkenswert.
Ich hab mir das mit Google übersetzt:
”Im Jahr 1410 gehörte die Siedlung wie die Pfarrei Sveraz zum Strahov-Cluster in Prag und wurde nach der kaiserlichen Machtübernahme im Jahr 1612 der Herrschaft Krumlov zugeschlagen Von Beginn des Dreißigjährigen Krieges an kontrollierte er das deutsche Dorf und dominierte hier bis zum Ende des II. Weltkriege. Im Jahr 1910 hatte die Siedlung WURETZHÖFEN 39 Einwohner, die in 6 Häusern lebten. Im Kataster wurde auch die Einsamkeit Kogler oder Kegelhammer (vgl. 5) mit Säge und Hammer am Bach Strazné gefunden, die der Familie Pangerl gehörte. Brezi wurde nach dem Krieg verlassen und dann völlig zerstört. Von ihm sind nur noch die Überreste eines Obstgartens zu sehen, der über eine unbefestigte Straße von Bohdalovice aus erreichbar ist.”
Offenbar ein uraltes Foto der Gegend.
Dem Fahrzeug, der Ausrüstung und dem Gebäude nach zu urteilen dürfte es sich hier um die Feuerwehr handeln.
Blick zu Stausee und Brücke bei Cerna v Posumavi
Standort der nächsten beiden Bilder. Blaue Linie = GPS Track.
Fotostandort die nächsten beiden Bilder.
Uns tun schon die Haxen ein wenig weh und es wird Zeit, wieder etwas zu trinken. Wir haben ja alles selber mit in unseren Tankrucksäcken, die sich auch bei der Pässetour heuer bestens bewehrt haben.
Hier gibt es noch die alten Anlagen und Gebäude der ehemals scharf bewachten Grenze zum sozialistischen Paradies.
Grenze Philoppsreut vom Satellit aus gesehen.
Standpunkt nächstes Bild Bischofsreut in Bayern. Die gelbe Linie links ist die Grenze zur Tschechei.
14:31 Uhr in Bischofsreut. Was uns hier zum Anhalten bewog waren die Massen von Autos, die hier standen. Jeder freie Meter war verparkt. “Was tun die alle hier?” fragten wir uns. Ja, was wohl? Allerheiligen! Kirche! Die gingen alle zur Kirche. Ich hab sofort an unseren Pfarrer gedacht. Ich kenn den zwar nicht, weil ich in diesem Verein kein Interesse hab, aber ich kann mir vorstellen, wenn der diese Menschenmassen sähe, der fällt auf die Knie und betet zu seinem Chef: “Herr, warum kannst du nicht auch zu mir ein paar Leute schicken?” Ah ja. Keine Sorge. Auch unser Pfarrer hat seine Schäfchen, die an jede Sonntag das Spiel spielen, “Sehen und gesehen werden”. Wie viele Schafe es gibt, haben wir von 2020-23 erfahren müssen.
Hier dachten wir noch, wir könnten dem Navi nach auf “Kurvenreichen Strecken” fahren und waren grade im Nirvana. Das war irgendwo zwischen Auersbergreut und Haidmühle in einem Gebiet mit dem Flurnamen Theresienreut, wenn ich nicht irre. Genau kann ich das nicht sagen, weil diese Bild keine GPS-Daten besitzt. Es war recht unterhaltsam, so durch die Pampa zu düsen. Das machen wir daheim ja auch immer.
Geschafft. Wir sind wieder raus aus Deutschland.
Unweit der Grenze, wieder auf heimischen Boden, hat uns das Navi einen Streich gespielt und uns in ein Dorf geführt, aus dem man offenbar nur am selben Weg raus kann, wie man rein kam. Dachte zumindest das Navi. In Wahrheit wäre man da ganz einfach wieder raus und auf die ursprüngliche Strecke gekommen.
Andererseits hätten wir ohne diesen Schmarrn diese Hütte mit Turm da hinten nie zu Gesucht bekommen. Ich hab ja gesagt, das Navi wollte uns diese Hütte zeigen!
15:16 Uhr. Nächster Halt und eine kleine Pause mit Navi umstellen bei einem verträumten Teich, der sich …
… in Klaffer am Hochficht befindet.
Waldorf & Statler bei der Paradedisziplin “200m blöd schauen ohne schämen”. Die Sonja lacht, weil man am Bildschirm nur unser Spiegelbild sah, aber nicht, was ich fotografieren will. Meine Güte, wenn ich mich so anschau dann wundert mich, daß die mich mag. So ein Rawuzel, ein schiacher. Ich hab hier das Navi von “Kurvenreiche Strecke” auf “Schnellste Route” umgestellt. Ohne Autobahn natürlich. Auf kurvenreicher Strecke wären es noch rund 170km bis Heim geworden, auf schneller Strecke nur mehr etwa 120km. Um halb fünf beginnt die Dämmerung und es wird kalt. Jetzt mußten wir nur mehr eine Tankstelle mit preiswertem Treibstoff finden. Der Tagespreis an den Tankstellen lag heute bei rund €1.40/Liter Super95. Wir kamen bei einem Autohändler mit Tankstelle vorbei, bei dem der Saft über €1,6 gekostet hätte. Wir waren schon an der Tankstelle, aber als ich den Preis sah, fuhren wir weiter. Bei unserem gemütlichen Tempo haben wir mit den Dickschiffen eine Reichweite von deutlich über 300 Kilometer, da muß man nicht jede Depperei mitmachen. Der soll seinen teuren Sprudel selber saufen.
16:11 Uhr. Jet-Tankstelle in Ottensheim. Nach über 300km wird der Tank wieder randvoll getankt. Knapp unter 15 Liter haben Platz, ich hätte also fast nochmals rund 100km fahren können. Brave XJR, wenn man damit umgehen kann. Man muß sich das vorstellen. Es ist vier Uhr Nachmittag und es dämmert! Und saukalt wurde es außerdem. Ich hatte zwar die ganze Zeit die Griffheizung eingeschaltet, abwechselnd warm und heiß, aber aufgrund der Kälte haben mir die Handgelenke wehgetan und ich hab die gefütterten GTX Handschuhe, die ich noch vom Skifahren hab und die ich im Tankrucksack hatte, angezogen. Die haben zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, haben noch die Chip implantiert, auf den man die Liftkarte raufkopieren konnte und damit am Lift nur den (linken, wenn ich mich recht erinnere) Handschuh zum Chipleser halten mußte, damit das Drehkreuz aufgeht. Die schauen aber noch immer aus wie neu, man hat damit ein gutes Gefühl und sie halten den kalten Fahrtwind von den Fingern ab. DAS ist das Wichtigste! Die Sonja hatte auch solche Handschuhe im Tankrucksack, entschied sich aber für frieren. Dafür schauen die Lederhandschuhe richtig geil aus.
16:54 Uhr, Standort Klein Erla bei St. Valentin kurz vor der Bundesstraße 1
Es ist dunkler, als es hier am Bild ausschaut und am Horizont ist es rot. Schaut unheimlich gut aus. Wir sind hier im Donautal und darum ist es hier auch sehr flach. Das ist alles Agrarlandschaft. Von hier aus haben wir noch rund eine halbe Stunde zu fahren, dann sind wir daheim. Alles in allem war das heute eine sehr schöne Tour, die uns recht viel Freude bereitet hat. Wenn es nur jetzt nicht so kalt wäre! Dafür ist es zu Hause warm und wir kochen uns was gutes zu Essen.