Strecke: Parkplatz Biologische Station Lunz am See 618m – Mittersee 766m – Obersee 1114m – Lehardi Kreuz 1406m – Dürrenstein 1878m – Ybbstaler Hütte 1344m – Lechnergraben – Kasten/Parkplatz Töpper-Brücke 581m.
Dauer von Lunz bis Kasten mit allem Drum und Dran: 11 Stunden 30 Minuten
Wetter: Sehr gutes Wetter angesagt, kein Regen. Am Morgen recht kühl.
Von nahezu allen Bergen, die wir in den letzten Wochen bestiegen haben, kann man den Dürrenstein sehen und von manchen Gipfeln, wie vom Großen Zeller Hut, sogar den gesamten Kamm, der sich von der Scheibe im Nordosten über den höchsten Gipfel, dem Dürrenstein bis zum Hochkar im Südwesten erstreckt. Der Dürrenstein, höchste Erhebung der Ybbstaler Alpen, ist eine wahrlich markante Erscheinung. Ich hab diesen Berg schon mehrmals bestiegen und auch einmal überschritten. Das ist allerdings schon recht lange her. Aber weil wir diesen Berg in letzter Zeit des öfteren sahen, wurde der Wunsch wieder in mir wach, ihm wieder einmal aufs Dach zu steigen. Es sollte aber keine normale Besteigung werden, auf einer Strecke rauf und wieder runter, nur damit man oben war. Ich wollte eine Rundwanderung machen, auf einer Strecke rauf und auf einer anderen wieder runter. Und wenn möglich, sollten die Talstationen nicht all zu weit auseinander liegen und genau so wichtig, die Strecken sollten interessant sein.
Die interessanteste Variante wäre ja gewesen, beim Wegmacherhäuschen im Tagelsbachgraben zwischen Scheiblingstein und Scheibe rauf auf den Kamm, dann der Scheibe einen Besuch abstatten, über den Kamm vom Scheiblingstein zu Bärenleitenkogel, Hochreiserkogel und Lehardi zu wandern, um anschließend den normalen Weg zum Dürrenstein zu nehmen und einen x-beliebigen Weg wieder runter. Das hätte allerdings bedeutet, daß die Autos noch weiter auseinander stehen müssten und noch wichtiger, daß wir noch einige hundert Meter zusätzlich an Höhe zu überwinden hätten. Dabei ist der Dürrenstein, egal von welchem Startpunkt aus, immer eine recht lange Wanderung. Dazu fühlte ich mich im Moment einfach nicht in der Lage. Zumindest nicht, wenn das auch noch Spaß machen soll.
Ich wandere nach vielen Jahren Pause erst wieder seit 9 Monaten und hatte dabei auch noch ständig mit Schmerzen am Ischias Nerv zu kämpfen, was teilweise die Freude recht trübte. So bin ich froh, daß ich offenbar diesen Schmarrn überwunden hab – ich bin seit rund zwei Wochen (weitestgehend) schmerzfrei – und freu mich, jetzt wieder in der Lage zu sein, jederzeit (fast) alles machen zu können. Nur beim Motorradfahren tu ich mir mit der XJR und der Guzzi beim Sitzen noch etwas schwer. Mit den Bückeisten geht das wieder tadellos. Also hab ich mich für eine Variante ohne Scheiblingstein entschieden und dann hat sich durch Zufall (man hat ja auch Verpflichtungen) ergeben, daß wir am Mittwoch, dem 8. September losschlagen konnten.
Big Ben weckt uns (mich und Eddie) um 4 Uhr. Ich hab alles vorbereitet und blieb noch bis 4:15 Uhr in den Federn liegen. Dann aufstehen, waschen, anziehen, Gepäck kontrollieren, Eddie beruhigen (der war wieder einmal furchtbar aufgeregt, weil er wusste, es geht wieder los!) und Auto beladen. Abfahrt zum Treffpunkt und Fahrt über Lunz zum Parkplatz bei der Töpper-Brücke in Kasten. Dort umladen, Auto versperren und mit meinem Auto zurück nach Lunz am See und in den letzten Winkel zum Parkplatz bei der Biologischen Station. Da war es kurz nach halb sechs und stockdunkel.
“So, jetzt können wir hier im Auto noch eine Weile schlafen, bis es hell wird, sonst laufen wir an allen Bäumen entlang des Weges an” meinte ich zu Sonja und fragte mich, wie lange wir wohl warten mussten, bis wir was sehen. Stirnlampe hatten wir ja keine mit. Zumindest ich nicht. Sonja schaut mich an und grinst. “Warte einmal” sagt sie und kramt herum. Dann gibt sie mir eine Pudelhaube und schaltet das Licht ein. Booooaaaa, geil! Ich schmeiß mich weg! Sie hat zwei Hauben mit einer LED-Stirnlampe gekauft, damit wir auch losschlagen können, wenn es dunkel ist. Und die Dinge kann man über einen USB-Stick laden. Brenndauer angeblich einige Stunden. Ich glaub ich spinn. Solche Ideen haben nur Frauen. Männer sind dafür zu dumm. Ich rede da zumindest von meiner einer.
Also steht der Tour nichts mehr im Weg. Fertigmachen, Hund an die Leine, Pudelhaube aufgesetzt und “ES WERDE LICHT!”
5:50 Uhr. Auf geht’s zum Dürrenstein.
Dank beleuchteter Pudelhaube konnten wir sogar den Wegweiser lesen. Ja, wenn ich das gewusst hätte, wir wären schon um 3 Uhr losgegangen. Ich hab diese Haube so geil gefunden! Jetzt in der Früh hat die Haube auch ihren wirklichen Zweck recht gut erfüllt. Sie leuchtet nicht nur, sie hält auch warm.
Nicht einmal 20 Minuten nach dem Abmarsch wird es allerdings schon hell und wir nützen die Hauben nur mehr zum Wärmen. Licht ist jetzt nicht mehr nötig.
6:26 Uhr. Wir wandern durch’s Geschichtsträchtige Seetal, durch das der Hammerherr Johann Franz von Amon während der französischen Besatzung 1805 eine österreichische Kompanie über den Dürrenstein in die Steiermark brachte. Ein schöner Tag kündigt sich an.
6:40 Uhr. Wir haben den Mittersee erreicht. Obersee, Mittersee und Lunzer See sind Überbleibsel der letzten Eiszeit.
Es wird heller und heller und wir gewinnen zusehens an Höhe.
7:05 Uhr. Rückblick ins Seetal. Das ganz hinten im Tal ist nicht Wasser, sondern Nebel.
Wäre interessant, wie alt diese Wegsicherung ist.
Natürlich machen wir einen Abstecher zum Obersee 1114m.
Da hinten schaut unser Zielgebiet um die Ecke. Schaut von hier noch sehr weit aus. In der Praxis sind es ungefähr noch drei Stunden, inkl. aller Pausen.
Na, dann machen wir uns an den Aufstieg zum Lehardi
8:39 Uhr. Irgendwo hab ich gelesen, daß Lehardi Kreuz 1406m wäre weg. Dann nehmen wir eben das da. Ab hier sind wir in einer anderen Welt.
Der Kleine und der Große Ötscher grüßen herüber.
Wir werden jetzt da einfach hinüber stapfen und den Dürrenstein besteigen. Ist eh nicht mehr weit.
Wir entfernen uns zusehens vom Lehardi und die beiden Ötscher verschwinden kurz hinter einem Weidebuckel.
Dafür sind wir den Hängen des Dürrenstein wieder ein Stück näher gekommen.
Eddie fühlt sich hier wie im Paradies
Das Seetal und der Kamm des Scheiblingstein einmal aus einer ganz anderen Perspektive, als man sie sonst aus dem Tal hat.
Links ungefähr in Bildmitte schaut der Dürrenstein hervor. Da müssen wir hin.
Die Weide und den Ötscher lassen wir immer weiter hinter uns.
Schaut aus wie die Latschengassen am Zellerhut von vorgestern.
Man kann sich gar nicht satt sehen. Je weiter wir hoch steigen, desto mehr verändert sich der Blickwinkel.
10:10 Uhr Blick zu den Zeller Hüten. Von da drüben hab ich vorgestern noch hier herüber geschaut.
Man sieht schon das Gipfelkreuz. Da vorne verlassen wir den Weg, den ich noch vor 15 Jahren gegangen bin und folgen Wegspuren, die einen schöneren Aufstieg durch die Latschen versprechen. Dafür komm ich dann nicht bei der großen Doline vorbei. Aber die hab ich eh oft genug gesehen.
Hier breiten sich riesige Latschenfelder aus.
Da schnauf ich wieder hoch wie eine alte Dampflock
Dafür werden wir mit wunderschönen Ausblicken belohnt.
Das Gipfelkreuz wird immer deutlicher sichtbar.
…….eine kohlschwarze Kreuzotter (die Berge bis weit in die Steiermark hinein sind alles Schlangenberge), die böse zischend abhaut………
……und diese unsagbar schöne Blumenpracht begleiten uns des Weges.
Gleich sind wir oben. Nur noch ein kleines Stück. Ich werd immer langsamer und genieße jeden Meter.
Glückliches Gipfelfoto. Im Gipfelbereich ist es sehr windig und relativ kalt.
Jetzt macht sich meine neue Haube bezahlt. Danke Sonja.
Das Kreuz stammt von 1841. Nachdem 1970 von einem Blitzschlag großer Schaden angerichtet wurde, hab ich Anfang der Jahrtausendwende noch Eisentrümmer der Befestigung hier herumliegen gesehen. Das ist, bis auf wenige Reste, alles verschwunden. Hat wohl der Sperrmüll mitgenommen.
Blick zum Kamm des Scheiblingstein und zum Ötscher
Genau diesem Abbruch hinüber werden wir folgen und dann zum Normalweg absteigen.
Das Hochkar aus einem seltsamen Blickwinkel
Das ist der gesamte Verlauf der Kammwanderung vom Dürrenstein über Hochkirch zum Hochkar. Da hätten wir auch Interesse. Mal sehen.
11:16 Uhr. Es ist Zeit zu gehen.
11:22 Uhr. Schon wieder so weit weg.
Gleich sind wir am anderen Ende.
Da müssen wir jetzt runder, um wieder auf den Normalweg zu treffen. In Bildmitte die Breitseite des Noten mit seinem Doppelgipfel.
Da, an der Kante entlang, sind wir grade runter gekommen. Eine etwas haarige Stelle hätten wir auch locker in den Latschen umgehen können, sind wir von unten draufgekommen. Na ja, das ist halt so, wenn man nicht am Weg bleibt.
Plankette von der Steuerbehörde?
Hier können wir schon über den Lehardi zum Ötscher rüber schauen.
Zu diesem Punkt mußt du her wollen. Weg führt hier keiner her.
Der Dürrenstein von Nordwesten aus gesehen. Da (mehr oder weniger) am Kamm entlang sind wir runter gekommen.
Grade voraus der Noten mit 1635m.
Eine Welt, in der menschliche Zeitmaßstäbe null und nichtig sind.
Die Jagdhütte Legstein auf 1440m
Bergrettungshütte auf der Legsteinalm
Mondlandschaft am Weg zur Ybbstalerhütte, die von schweren Sturmschäden aus der Vergangenheit herrührt.
Kurz einen gespritzten Apfelsaft getrunken, dann geht’s weiter.
14:35 Uhr. Die Ybbstalhütte wird hinter uns schon wieder ganz klein. Wir müssen jetzt, leider, wieder rund 200Hm aufsteigen
Das müsste die (ehemalige?) Stettner Alm zwischen Kl. Hühnerkogel und Grünloch sein.
15:06 Uhr. Neun Stunden sind wir jetzt unterwegs und Eddie ist noch immer bester Laune.
Da vorne geht’s zum Grünloch runter.
Obwohl wir schon seit dem Gipfel absteigen, beginnt erst jetzt ein langer, mühsamer Abstieg, weil es hier keine Aussicht mehr gibt, sondern nur mehr relativ steile, sehr steinige Steige in die Tiefe.
Geröll, wohin man schaut und steigt.
Diesen Anblick hab ich mir trotz all der Jahre gemerkt, die seit meinem letzten Besuch des Lechnergrabens vergangen sind. Hier dachte ich beim Aufstieg immer, “Puh, das Gröbste hast du jetzt hinter dir!”
Auch ich hab hier einen Stein gespendet.
Ein klarer Hinweis, daß sich die Tour dem Ende entgegen neigt, und ehrlich gesagt, wurde das jetzt auch Zeit. Mir tut schon alles weh.
Eingang zum Lechnergraben in Lehen
17:26 Uhr. Parkplatz bei der Töpper Brücke. Die Tour hat nach rund elfeinhalb Stunden ein Ende gefunden. Müde, aber glücklich, fahren wir mit dem Auto zurück zum hintesten Winkel in Lunz am See, wo mein Auto steht, und dann geht die Fahrt über den Grubberg und Gaming wieder zurück nach Hause. Es war ein langer, anstrengender, aber auch sehr, sehr schöner und erlebnisreicher Tag.
Einen schöne Tag noch………..