Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

15. Dezember 2008

2008.12.13. – Kleine Winter Heimatrunde mit der RD400

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 18:17

PC130006 Ich würde jetzt nicht behaupten wollen, dass die kleine Runde am Samstag, dem 13. Dezember, eine Tour im Sinne von Touren fahren war. Sollte es ja auch gar nicht werden, denn es war trotz des blauen Himmels recht kalt. Zumindest gefühlt. Null Grad können es aber nicht gewesen sein, sonst wäre das Wasser auf der Straße gefroren gewesen und es hätte mich auf die Nuss gehauen. Was nicht der Fall war.

Ein morgendlicher Blick aus dem Fenster sagte mir, es würde ein schöner Tag werden. Nur wenige Wolken am Himmel ließen schon wieder den Wunsch aufkeimen, mit dem Motorrad eine Runde zu drehen. Die nasse Straße vor dem Haus verbreitete aber nicht gerade die Laune, die ich mir gewünscht hätte. Der Gedanke, es könnte Salz auf den Straßen liegen, welches mir später das Motorrad anknabbert, ließ mich PC130004zaudern. Zu sehr war mir die verrostete XJR vor zwei Jahren noch im Gedächtnis. Damals hab ich jeden Tag geputzt und geölt wie verrückt, besser gesagt, wie verzeifelt, damit mir die schöne, erst zwei Jahre alte Elise nicht vom Rost gefressen wird. Noch einmal soll mir das nicht passieren, egal um welches Motorrad es sich handelt.

Gegen Mittag stand der Entschluß fest. Ich werde fahren, komme was da wolle! Große Auswahl an einspurigen Fahrzeugen hatte ich ohnehin nicht, denn die FZR ist zerlegt und an der Elise sind die Reifen blank wie ein rasierter Kaktus. Blieb nur mehr die kleine RD400, denn selbst am Mountain Bike ist die Kette hinüber. Die RD würde ohnehin genau richtig sein. Von Gewicht und Leistung her leichter zu handhaben als die beiden großen Brummer, vor allem, falls ich auf eine Schneefahrbahn geraten sollte.

PC130007 Richtig warm eingepackt in mehrere lange Unterhosen, langarmige Leibchen, einem karierten Hemd und einem durch Gore Tex winddichten Skipullover, darüber die Textiljacke und Hose zum Motorradfahren, machte ich mich auf in die Garage. Ich hatte schon zuvor die Motorräder umgeschlichtet, damit ich an der Kilo vernünftig arbeiten kann und die kleine RD im Bedarfsfall schnell zur Hand habe. Die dicke Elise ist mit den gesetzeswidrigen Reifen zumindest bis zum Februar zur Inaktivität verdammt und darf/muss rasten. Falls mich nicht doch wieder der Teufel reitet und ich im Jänner um einen Satz neuer Motorradreifen fahre. Mal sehen, wie der Winter noch wird.

Schon die Prozedur des Startens zauberte mir ein breites Grinsen ins Gesicht, keine Ahnung, warum das so ist. Aus irgend einem Grund liebe ich diese altmodische Art, ein Motorrad zu starten. Den Schlüssel ins Zündschloß gesteckt und umgedreht, den Benzinhahn aufgedreht, den Choke Hebel gedrückt, übers Motorrad gebeugt und mit der rechten Hand den Hebel des Kickstarters zurecht gerichtet. Dann, die RD steht dabei am Seitenständer, das rechte Bein über die Sitzbank geschwungen. Sanft setzt der Fuß auf den Starthebel auf und in einem lockeren Schwung ein Tritt ……und noch ein Tritt, und dann gleich nochmals. „Himmel, Arsch und Zwirn, das Ding mag nicht so richtig“, dachte ich mir und drehte den Gasgriff kurz ganz auf, denn die Vergaser werden wohl ausgetrocknet sein in den letzten paar Wochen, in denen ich nicht gefahren war. Mein Blick streifte über alle Teile des Motorrädchens, kurz im Gedanken eine kleine, eindringliche Zwiesprache mit der Kleinen gehalten, ein weiterer Tritt auf den Starter, und das Motörchen erwacht zum Leben. Geht ja! Ich dachte schon, ich trete hier solange, bis es wieder dunkel wird! Grrrr…..!

Als erstes hatte ich mir vorgenommen, mal nachzusehen, wie die Schneelage am Sonntagberg aussieht. Auf diesen nur wenig mehr als 700m hohen Hügel PC130010 führt eine nicht all zu steile Straße in wenigen Kehren hinauf zu einer recht hübschen Walfahrtskirche, die im Sommer wie im Winter von zahlreichen Pilgern besucht wird. Der Ausblick ist von dort oben recht schön und reicht im Norden bei klarem Wetter weit über die Donau bin nach Böhmen. Im Süden wird der Ausblick bald durch die höheren Berge an der Niederösterreichisch- Steirichen Grenze eingeschränkt, den der Ötscher, der langgestreckte Höhenzug des Dürrnstein und das anschließende Hochkar recken sich doch knapp an die 2000m in den Himmel. Vor diesen höheren Bergen liegen zahlreiche Hügel, die allesamt weiß mit Schnee bedeckt sind, als hätte Frau Holle ihre Bettwäsche ausgeschüttelt. Immer wieder fällt mir diese Kindergeschichte mit Frau Holle ein, wen ich diese zauberhafte, mit Schnee angezuckerte Landschaft sehe.

Die Hauptattraktion ist dort oben aber, zumindest für mich, nicht die Walfahrtskirche, sondern die Sonntagberger Höhenstrasse, die sich vom Sonntagberg bis hinüber zur nächsten größeren Ortschaft, nach St.Leonhard windet. Wie der Name schon sagt, auch dies ist ein Walfahrtsort. Manchmal scheint mir, als hätte man jedes kleine Nest, dass eine Kirche ihr eigen nennt und auf einem Berg liegt, und sei es noch so unbedeutend, zum Walfahrtsort ernannt. Geradezu inflationär kommt mir das vor! Gottlob ist die Sonntagberger Höhenstrasse für Reisebusse gesperrt, denn genau genommen ist diese nur ein schmaler Güterweg, der die dortigen Bauernhöfe mit der Außenwelt verbindet. Ein Bus und ein weiteres Kraftfahrzeug könnten dort gar nicht aneinander vorbei, so schmal ist der Weg. Schade vielleicht für die Gläubigen, denn sie könnten gleich per Bus und ohne Umweg von Walfahrtskirche zu Walfahrtskiche pilgern. Noch mehr schade für die Bauern der Umgebung, denn die Gesellschaften könnten dazwischen in den umliegenden Gehöften einkehren und bei einer kräftigen Jause mit Obstler und Most den Herrn preisen. Ich glaube nämlich, es geht mehr ums Geschäft und weniger um den Glauben. Nur gut, dass die Straße für diesen Unfug zu schmal ist. Es muß nicht jeder schöne Flecken Erde von Touristenmassen niedergetrampelt werden.

PC130014 Auch für mich wurde im laufe der Fahrt auf der Höhenstrasse nach St.Leonhard der Glaube wichtig, den ich glaubte langsam, dass es besser sei, nicht dort hinüber zu fahren. Zu diesem Glauben veranlasste mich die Schneefahrbahn, auf der ich mich schon seit einer geraumen Weile fortbewegte. Diese Schneefahrbahn war so glatt – was ich während der Fahrt gar nicht bemerkte – dass ich nach einem Fotostop kaum mehr vorwärts kam, trotzdem sich die RD auch mit sehr geringen Drehzahlen zufrieden gibt. Ich überdachte rasch den weiteren Verlauf des Weges und erinnerte mich, dass bald eine relativ steile Abfahrt zu einer weiten, tiefer gelegene Fläche folgt, aus der ich zwangsweise wieder relativ steil nach oben müsste, egal, in welche Richtung ich von dort aus wollte. Ich hielt zu einer Zigarettenpause und überdachte die Situation. Würde ich, mit Ach und Krach, ohne Sturz da unten ankommen, müsste ich auf der Gegenseite steil hinauf, entweder fahrend und mit der Gefahr, zu stürzen, oder schiebend, mit der Gefahr, mitsamt dem Motorrad hinzufallen, falls es recht glatt sein sollte. Der Rollsplitt war nicht recht hilfreich, das hatte ich schon gesehen. Natürlich konnte ich auch unten umdrehen und den eben gekommenen Weg zurückfahren, was aber trotzdem bedeuten würde, dass ich steil bergauf müsste, den ich war ja auch hinunter gefahren. Oder besser gesagt, ich würde hinunter gefahren sein, wenn ich runterfahren würde. Hmmm, liest sich jetzt etwas verwirrend,  ist es aber nicht. Ehrlich!

Ich mach´s kurz. Ich hab umgedreht, denn ich hatte keine Lust, die Kleine hinzuschmeißen. Bei einer alten, kleinen Enduro hätte ich es auf jeden Fall gemacht. Sofern es sich um keine schöne Yamaha handelt. Aber meinen kleinen Stinker auf Glatteis hinzuschmeißen, den mackellosen Tank oder die Seitendeckel zu ruinieren? Nein, das muß nicht sein. Bei solchen Bedingungen ist ein Sturz zwar nicht unbedingt eine Schande, aber eine Schande wäre es, das schöne Motorrad mutwillig zu verbeulen!

Rasch war ich wieder zurück am Sonntagberg, ebenso rasch war ich wieder unten in der Zivilisation und draußen auf der Hauptstrasse. Beim Bachlerhof in PC130018 Abetzdorf kaufte ich mir einen Kaffee, rauchte gemütlich eine Zigarette, dann ging die Fahrt weiter. Aber nicht nach hause, sondern daheim vorbei und weiter über Ardagger nach Grein, zur Donau. Es war schon gegen 14 Uhr, aber der Himmel war immer noch strahlend blau, nur wenige Wolken waren zu sehen. Von Grein führt die Bundesstrasse 3 recht kurvenreich, aber leider sehr oft im recht kalten Schatten, bis zur Brücke beim Kraftwerk in Ybbs/Persenbeug. Dort hielt ich wieder und beobachtete ein recht großes Schiff aus Bulgarien, das schwer mit Baumaschinen, Baggern und LKW beladen der Schleuse zusteuerte. Wirklich ein dicker Brummer für die Donau, dachte ich. Unglaublich geschickt manövrierte der Kapitän sein Schiff in die Schleuse. Ich glaube, wenn sich auch noch Sportboote, wie oft im Sommer, neben diesem dicken Pott in der Schleuse befänden und durch eine kleinen Unachtsamkeit zerdrückt würden, der Kapitän würde das gar nicht bemerken. Das würde wohl so sein als käme ein Käfer unter die Reifen eines voll beladenen Sattelschleppers, oder so ähnlich. Zumindest stelle ich als Laie mir das so vor.

Nach diesem Schauspiel überquerte ich die Donau und ließ Ybbs an der Donau hinter mir. Dann hatte ich noch zirka 35km auf der Bundesstrasse 1 zu fahren, bis ich nach knapp über 100km Fahrt wieder vor der heimatlichen Garage stand, glücklich und zufrieden über diese kleine, aber schöne Tour im Dezember.

1. Dezember 2008

2008.12.01. – Unterwegs mit der XJR

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 19:56

Strecke: Amstetten – B119 bis zur Donaubrücke bei Grein – B3 bis Mauthausen – KZ- Gedenkstätte Mauthausen – B3 bis Linz – A7 – A1 – Autobahnraststätte Ansfelden – Traun – B139 Kematen an der Krems – B122 Sirning – B140 Steinbach an der Steyr – Ternberg – Losenstein – Hohe Dirn 1134m – Losenstein – Großraming – Maria Neustift – L554 Waidhofen/Ybbs – Bachlerhof Abetzdorf – Allhartsberg – Sonntagberg – Sonntagberger Höhenstrasse – St.Leonhard/Wald – Urlbach Graben – Grestner Höhe – Gresten – Randegg – Hochkogel – Ulmerfeld – Amstetten.

Streckenlänge: 262km

frischgewaschen Als ich heute Morgen um 07:15 die Haustür öffnete, um meinen Vater ins Krankenhaus zu fahren (er hat sich einen Bruch gehoben und wird operiert), dachte ich im ersten Moment, ich spinne! Es war warm wie im frühen Herbst. Sofort spürte ich wieder den Wunsch, mit dem Motorrad eine Runde zu drehen. Etwas später, bei der Heimfahrt, begann mir der Gedanke an eine kleine Motorrad Tour immer besser zu gefallen, trotzdem es rundherum gar nicht so freundlich aussah. Der Himmel war in allen Richtungen recht dunkel, vor allem im Süden türmten sich die Wolken gewaltig hoch in den Himmel, was nichts gutes versprach. Aber, egal was da kommen wollte, ich würde es wenigstens versuchen. Oft kann heuer nicht mehr Gelegenheit sein, mit dem Motorrad auszufahren, es ist ja wieder Schnee angesagt.

Ich ließ es sicherheitshalber 10 Uhr werden, dann zog ich mich warm an, packte die wärmsten Handschuhe, eine zweite Sturmhaube und den Fotoapparat in den Tankrucksack und sattelte die Hühner, oder besser gesagt, die blaue Elise. Wie es so der Brauch ist, zündete ich mir noch eine Zigarette an, und schon begann es zu – regnen! Ein ungläubiger Blick zum Himmel sagte mir, ja, das sind die schwarzen Wolken da oben. Aber es schimmerte 20081201_hohedirn01auch überall blau durch, also verlor ich nicht den Mut, sondern dämpfte den Tschick aus und fuhr los.

Im Internet hatte ich gesehen das es im Osten Österreichs heute am schönsten sein würde, die Temperaturen sollten dort bis zu über 10°C ansteigen. Sicherheitshalber fuhr ich aber rauf zur Autobahnauffahrt, die sich auf einer Anhöhe befindet, von der man rundherum nach allen Seiten einen schönen Überblick über die Gegend hat. Die Fahrt nach Osten hatte ich beim dortigen Ausblick gleich wieder verworfen, den dort war es am aller schwärzesten. Im Westen, wo die Wetterfrösche dichte Wolken und Regen angesagt hatte, dort war der Himmel mehr blau als bewölkt, also an Ort und Stelle umdisponiert und über die Greiner Donaubrücke auf gen Westen, der Sonne entgegen. Mir scheint, die Wetterfrösche haben wahrlich keinen leichten Beruf, denn das Wetter hält sich nur selten an ihre Prognosen. Bild rechts oben: Der Ausblick vom KZ Mauthausen über die Donau in den Süden. Bild links: Das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen.

kz_mauthausen Übermäßig atemberaubend ist die Fahrt auf der 3er Bundesstrasse Richtung Linz ja normalerweise nicht gerade. Die Strasse wurde in den letzen Jahren  total ausgebaut und hat recht viel, um nicht zu sagen, all ihren ehemaligen Reiz verloren. Breit und nicht eben kurvenreich brachte sie mich bis Mauthausen, wo ich beim Anblick des Wegweisers zum ehemaligen Konzentrationslagers den Entschluß fasste, dort einen Sprung vorbeizuschauen. Ich hab mir schon lange vorgenommen, diese Gedenkstätte der unseligen Nazi Zeit zu besichtigen, dazugekommen bin ich noch nie, nicht einmal von außen hatte ich es bis heute gesehen. 3km führt eine schmale Strasse Richtung Norden, und genau dort, wo man erstmals einen schönen Ausblick auf die Donau hat befindet sich dieser Schandfleck der Geschichte Österreichs und Deutschlands.

Gleich nach dem Abstellen des Motorrades konnte ich nur den Kopf schütteln, den es ist irgendwie absurd. Ich stand an einem im Grunde wunderschönen 20081201_hohedirn10 Flecken Erde, auf dem man gerne ein Häuschen stehen haben würde. Der Ausblick ist wunderbar. Zu Füßen liegt die Donau, weit im Süden ragen die Berge der Steiermarkt in den Himmel, die heute allesamt weiß vom Schnee leuchteten und hinter und über ihnen türmten sich dunkle Wolken hoch in den Himmel, ein herrlicher Anblick. In dem Moment, wo man sich um die eigene Achse umdreht, ist es allerdings aus mit der Herrlichkeit, denn die hohen, steinernen Mauern, die Türme mit den Glaskanzeln, der Stacheldraht und die vergitterten Fensterlöcher zeugen von der unseligsten Zeit der Europäischen Geschichte. Ich spürte, wie öfters in der Nähe solcher „Denkmäler“, ein unglaubliches Unbehagen in mir aufsteigen, den der Gedanke, was hier völlig unschuldige Menschen mitmachen mußten, ist kaum zu ertragen. Eine unscheinbare Blechtafel gab mir dann den Rest und ich beschloß, keine weitere Zigarette hier zu rauchen, sondern wieder weiter zu ziehen. Wir leben heute in einer modernen Zeit, in der nicht mehr so oft mit Holz, sondern mit Öl oder Gas geheizt wird. Aber eine Blechtafel mit der Aufschrift „Gas Absperrhahn“ am Gemäuer eines ehemaligen Konzentrationslager hat in meinen Augen einen sehr 20081201_hohedirn12üblen Beigeschmack und scheint mir ein übler Scherz zu sein. Dabei bin ich mir sicher, das niemand bei der Montage dieses Dinges an den Abstrusen Zusammenhang gedacht haben wird. Mir ist es jedenfalls übel aufgestoßen, Gesetzt und Montage Pflicht hin oder her. Bild rechts oben, links und rechts unten: Unterwegs auf der Hohen Dirn.

Ab Linz hat man nicht recht viele Möglichkeiten, in den Süden zu gelangen. Das leise Knurren im Magen ließ mich jedenfalls von der A7, der Linzer Stadtautobahn, zur A1 und auf die Raststätte Ansfelden fahren, um mir einen Kaffee und ein Semmerl mit warmen Leberkäse zu kaufen. Trotzdem wir schon einige Jahre den Euro als Währung haben gelingt mir nicht immer, nicht in Schilling umzurechnen. Leider, muß ich sagen, den beim Preis von 4.60 € für eine blöde Leberkäse Semmel und eine Schale Kaffee haut es einem schon den Vogel heraus. Damals, als das Geld noch etwas Wert war, hätte sich keiner für diesen Schmarrn 63 Schilling zu verlangen getraut, ohne um seinen Ruf fürchten zu müssen. Da waren ja die Raubritter wahre Weisenknaben dagegen!

Bei der Fahrt nach Bad Hall erhellte dafür der prächtige Anblick des wild zerklüfteten 20081201_hohedirn07 Sengsengebirges wieder mein Gemüt. Hier, durch diese prächtige Gegend um diese Jahreszeit mit einem Motorrad zu fahren, das ist schon ein herrliches Erlebnis. Über mir war der Himmel blau, nur leicht mit Wolken überzogen und die Sonne wärmte wunderbar. Dort, weiter im Südwesten, standen die weißen Berge und dahinter quollen und türmten sich wilde, dunkle Wolken dem Himmel entgegen, ein schauriger Anblick.

In der Nähe von Steinbach im Steyertal bog ich nach Osten ab, folgte der Strasse über einen Anhöhe hinüber nach Ternberg im Ennstal, um dort auf der breiten, aber schön kurvenreichen B115 nach Losenstein zu gelangen. Hier muß man von der Hauptstrasse in den Ort abzweigen, denn die neu gebaute Variante der Bundesstrasse führt durch einen Tunnel am Ort vorbei. Nicht abbiegen muß man natürlich, wenn man nicht vorhat, so wie ich, auf den Berg zur Rechten hinaufzufahren. Die „Hohe Dirn“, so der Name dieses Berges, ist nicht hoch. Nur wenig über 1100m ragt er hinauf. Ganz oben befinden sich Liftstationen, denn auf der anderen Seite kann man bei guter Schneelage mit Ski den Berg hinunterfahren und mit dem Lift wieder hoch. Durch die geringe Höhe benachteiligt, dauert die Skisaison auf diesem „Hügel“ allerdings nie recht lange, in warmen Wintern kann es auch vorkommen das überhaupt nie gefahren werden kann. Dafür ist im oberen Bereich der Ausblick recht schön. Das war ja auch der Grund, warum ich da hoch fuhr.

20081201_hohedirn30Der Ausblick reicht ziemlich weit in den Süden hinein, dort, wo die höheren Berge der Steiermarkt stehen, die heute nicht grün waren wie die Hohe Dirn, sondern mit einer dicken Schnee Schicht überzogen leuchteten. Natürlich ließ ich mir die Gelegenheit für ein paar schöne Bilder nicht entgehen, dafür ließ sich der dort oben recht heftige Wind nicht die Gelegenheit entgehen, mir den Helm mitsamt den Handschuhen vom Motorrad zu wehen. Bild links: Hochkogelblick zum Ötscher

Bei der Heimfahrt musste ich noch einmal über eine Anhöhe, die sich zwischen Großraming und Waidhofen befindet. Auch dort schlug der Wind zu und  knallte mir den Helm mitsamt den Handschuhen vom Motorrad. Wäre wohl besser, den Hut gleich auf den Boden zu legen, dachte ich lachend, dann gings weiter über Waidhofen zum Bachler Wirt in Abetzdorf, um einen Kaffee zu schlürfen. Eigentlich wollte ich anschließend nach hause fahren, aber als ich aus der Gaststätte trat in die angenehm warme Luft, der blaue Himmel über mir, da war´s vorbei mit dem Vorsatz. Wer weiß, wann es wieder so schön ist, dachte ich, und für über Allhartsberg zur Sonntagberger Höhenstrasse hinauf.

Bei einem einschichtig gelegenen Feuerwehr Depot traf ich einen Radfahrer, der mir  20081201_hohedirn32erzählte, daß der Wind östlich von St.Leonhard so stark wehte dass es ihn einige Meter in die Wiese neben der Strasse geweht hatte. Grinsend meinte er, er wäre auf der Geraden mindestens so eine Schräglage gefahren wie man sonst nur mit dem Motorrad in einer Kurve fährt. Das er nicht aufgeschnitten hatte, das bemerkte ich, als ich bei der Weiterfahrt mehrmals von einer Bö erwischt wurde, die mich beinahe mitsamt der gut 260kg schweren Elise in den Graben geblasen hätte. Da wusste ich, wovon er gesprochen hatte und war froh, nicht auf einem leichten Fahrrad zu sitzen. Flott vergingen die restlichen Kilometer bis hinüber zur Grestner Höhe, dann hinunter in die Ortschaft Gresten und über Randegg und dem Hochkogel zurück in die heimatliche Garage.

Zufrieden leiß ich mir noch eine Zigarette schmecken, schrubbte auch noch das dreckige Motorrad sauber, denn der Rosthaufen von vor zwei Jahren war mir auch eine Lehre, dann stellte ich bei zunehmender Dämmerung die blaue Elise wieder in die Garage und schloss das Tor. Ein wunderbarer Tag neigte sich dem Ende zu. Bild rechts oben: Abfahrt vom Hochkogel ins Donautal.

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