Amstetten – B121 Rosenau – Sonntagberg – St.Leonhard am Walde – Gresten – LH92 Gaming – B25 Grubberg – B71 Zellerain – Erlaufsee – Mariazell – Gußwerk – B20 Seebergsattel (1246m) – Seewiesen – Graßnitz – Aflenz Kurort – Bruck an der Mur – S6 Leoben – B115 Vordernberg – Präbichl (1226m) – Eisenerz – Hieflau – Altenmarkt – Weyer – B121 Waidhofen/Ybbs – Amstetten
Streckenlänge: 292km
Na servus, dachte ich mir, als ich in voller Montur in die Garage ging. Reif bedeckte die Wiese, es war recht frisch. Die ersten Boten des Winters waren eingetroffen. Etwas unwillig erwachte die dicke Elise zum Leben. Offensichtlich war auch ihr kalt. Nach der ersten Kaffeepause beim Bachlerhof, 5km von daheim entfernt zog ich die Gore Jacke übers Leder, um gegen die Kälte besser gerüstet zu sein. Die dicken Handschuhe hatte ich vorsorglich schon bei der Abfahrt genommen, sicher ist sicher, trotz Griffheizung.
Wohin soll ich mich wenden, war (wieder einmal) die Frage. Wie immer, oder meistens, hatte ich eigentlich keinen Plan, wohin die Fahrt gehen sollte. Der Nase nach, ja. Also nach Kematen, dann auf den Sonntagberg und über die Höhenstraße rüber nach St.Leonhard am Walde, dann nach Gresten. Der Grubberg war heute nicht gerade das, was man lustig nennt. Naß oder eisig, war ständig die quälende Frage. Ab Gaming war es so kalt, dass die Wasserlacken neben der Straße froren, ergo die Wahrscheinlichkeit groß, Eis auf der Straße vorzufinden. Nun, es ging so. Bis auf eine schattige Kurve bergab vor Maierhofen, dem Zellerain entgegen, war alles nur Wasser. Diese eine Kurve mahnte mich aber zur extremen Vorsicht. Plötzlich spürte ich ein leichtes rutschen über beide Räder und war nur mehr Aufmerksamkeit, als wäre ich mit der Kilo im Grenzbereich unterwegs. Im Grenzbereich befand ich mich ja auch, aber bei 60km/h anstatt der dort sonst üblichen, äh……. Jetzt wollte ich jedenfalls nicht auf der Fresse liegen, weil ich eisig mit naß verwechselt hatte.
Am Zellerain tat die Kaffeepause richtig gut, muß ich gestehen. Die Handschuhe qualmten zwar von der voll aufgedrehten Griffheizung, aber sonst war mir nicht gerade warm. So entschloß ich mich, auch die Regenhose anzuziehen, als zusätzliche Isolierschicht, was sofort Erfolg zeigte. Ab sofort war es recht gemütlich, wenn auch das Gefühl entstand, ein Michelin-Männchen zu sein. Boa, in diesem Aufzug spürt man ja das Motorrad kaum mehr! Da ich gerade, wenn ich nicht Motorrad fahre, haufenweise Bücher über die Apollo Missionen verschlinge, kam mir der Gedanke, so müssen sich die Astronauten in ihren Anzügen gefühlt haben. Sehr isoliert von der Außenwelt und recht gefühllos.
Aber eines muß ich schon sagen. So dick und warm verpackt durch die Gegend zu fahren, wenn die Schneebedeckten Berge an einem vorbeiziehen, das ist schon ein schönes Gefühl. Es muß nicht schnell sein, schön muß es sein!
Je weiter südlich ich vordrang, desto eher fühlte sich das alles wieder nach Motorradfahren an, trotz der dicken Verpackung, denn hier war die Fahrbahn wieder trocken. Man konnte wieder so etwas ähnliches wie Schräglage fahren, ohne immer die Angst im Nacken zu spüren, gleich zu Boden zu gehen. Vorsicht war aber trotzdem immer angebracht, denn im Schatten wusste man nie genau, was auf einen lauert. Nässe oder Eis? Besonders an der waldreichen Südabfahrt des Seebergsattels. Die Neugier trieb mich in Graßnitz zu den großen Antennen der Erdfunkstelle hinauf. Wusste ich doch, dass da eine Straße hinaufführt. Sogar einen Parkplatz für Schaulustige gibt es dort. Vielleicht, falls E.T. kommt und, wenn er diese Parabolspiegel sieht, seinen Finger in den Himmel streckt, „Nach Hause!“ Im Ernst, ich hatte nicht gewusst, dass die Telekom, also der Betreiber dieser größten Anlage Österreichs, hier ein Besucherzentrum eingerichtet hat. Dabei komm´ ich hier mehrmals im Jahr vorbei. Zwischen 9:00Uhr und 17:00Uhr kann man sich dort täglich eine Multimediashow über diese Anlage anschauen.
Die Strecke von Kapfenberg nach Leoben hatte ich rasch, auf der Schnellstraße statt auf der Bundesstraße, hinter mich gebracht und kam dort auf die Idee, die Altstadt sehen zu wollen. Fußgängerzone. Kein Bock, in diesem Aufzug zu Fuß herumzulaufen. Auch egal. Also wieder zurück auf die Hauptstraße und den Präbichl hinaufgefahren. Schön! Der Erzberg, der Reichenstein und drüben Kaiserschild und Hochkogel sowie die umliegenden Berge, die einen regelrechten Kessel bilden, in dem Eisenerz liegt, waren in Schnee gehüllt. Eine Pracht.
Rasch nochmals am Ortsausgang von Eisenerz getankt, dann die Ennstal Bundesstraße raus bis zum Abzweig nach Waidhofen, eine kurze Kaffee-Rast in Weyer (in einem Gastgarten im Freien!), und ich war wieder im trauten Heim. Nach einer gründlichen Motorradwäsche (ich vermute, das weiße Zeug, das öfters die Straße bedeckte, war Salz!) noch eine Zigarette geraucht, und ein wunderschöner, wenn zeitweise auch kühler, Tag neigte sich dem Ende zu. Nur eines weiß ich jetzt mit Gewissheit, die beiden Kilos kommen mir heuer nicht mehr auf die Straße! Brrrrrr…………