Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

21. Juni 2017

2017.06.16. – 18. Happy Kadaver – Ein entspanntes Wochenende im Norden

Filed under: Touren International — Benzin @ 18:13

Ist ja irgendwie komisch. Ich lese gerne, und weil ich selber Motorrad fahre, lese ich auch über Motorräder und übers Motorradfahren. Besonders gerne lese ich über alte Marken und Geschichten über die Zeit, wie das früher war. Ich meine, ganz früher, als das Motorrad grade erfunden war. Ernst Geuders Buch “Opa Geuder erzählt” finde ich zum Beispiel besonders lesenswert. Die “Fortschrittsverrückten”, wie Motorradfahrer am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland genannt wurden, erlebten noch Dinge, die in unserer heutigen, technisierten Welt undenkbar sind. Eine Fahrt über 150 oder gar mehr Kilometer war ein richtiges Abendteuer und erforderte neben einer ausgeklügelten Planung auch eine gewisse Härte. Klar sitzt man heute, wie damals, Wind und Wetter ausgesetzt am Motorrad. Dazu kamen aber damals noch Kleinigkeiten wie keine Tankstellen, keine Werkstätten, kein Pannendienst, kein Mobiltelefon, unbefestigte Straßen und unzuverlässige Technik. Von den Hufnägeln auf der Straße einmal abgesehen, die ständig die Reifen platt machten. Ohne Federung, dafür Antriebsriemen, die laufend gespannt werden mussten. Getriebe hatten Motorräder damals auch keine. Motorradfahren von heute ist eine ganz andere Welt. Von einer dieser Fahrten will ich hier erzählen.

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Freitag, 16. Juni 2017
Das Mobiltelefon weckte mich um 05:00 Uhr. Eigentlich wollte ich gegen 4 Uhr wegfahren, aber der Wetterbericht des bayrischen Wetterdienstes sagte am Vorabend, in den frühen Morgenstunden ziehen schwere Gewitter durchs bayrische Land, der Spuk wäre erst gegen 10 Uhr wieder vorbei. Eine einigermaßen präzise Vorhersage, wenigstens für die nächsten paar Stunden, ist ja heute dank Satelliten und Hochleistungsrechner keine all zu 2017_hkt_100 große Hexerei mehr. Die Präzision der Vorhersagen übertrifft immer öfter die Prognosen alter Bauern mit gichtigen, wetterfühligen Knochen. Der Fortschritt ist in keinem Bereich aufzuhalten. Ich konnte mir also ausrechnen, würde ich um vier Uhr wegfahren, wären die Chancen hoch, in Bayern genau in die Gewitterfront hinein zu fahren.

In voller Montur, also mit Lederkombi und Regenhose/GTX-Jacke bekleidet, musste ich vor der Abfahrt noch den Rucksack und die Schlafsackrolle in einen Biwak-Sack einpacken, damit das Zeug nicht völlig durchnässt wird. Ja, ja, in Bayern würde ich wohl kein Unwetter mehr erwischen. Was ich nicht bedacht hatte, war das Wetter in Österreich. Seit drei Uhr tobte sich ein schweres Gewitter aus, und auch um halb sechs regnete es noch immer. Aber es war warmer Regen. Warmer Regen ist nicht so2017_hkt_102 schlimm. Schlimmer war, dass mir bei diesem Herumtüdeln mit dem Regenzeugs über der Lederkombi immer heißer wurde. Mir lief in kurzer Zeit der Schweiß in Bächen von der Stirn und ich dachte “Alter, jetzt wird es Zeit zu fahren, sonst trifft dich der Schlag”. Aber schnell hatte ich alles wieder verstaut und mit Spanngummi gesichert, und um ziemlich genau 5:30 Uhr konnte es los gehen. Auf zur Autobahn.

Zuerst einmal etwa 10km auf der Bundesstraße zur Autobahnauffahrt bei Oed. Kein Verkehr, alles ruhig. Dort auf die A1 aufgefahren und über die A8 zur A3 nach Deutschland. Nach 227km Fahrt bezahlte ich um 7:50 Uhr an der Autobahntankstelle Bayrischer Wald für Treibstoff, Getränke und Naschereien €25.04. Wobei mich das jetzt ein wenig ärgert. Ich hab nämlich grade gesehen, dass ich für die beiden Flaschen jeweils €0.25 Einsatz bezahlt hab. Das Geld seh ich wohl nie wieder, weil die beiden Pfandflaschen hab ich weiter im Norden in einen Mülleimer versenkt. Na ja. Kann man nix machen.

Knapp zwei Stunden und 167km weiter der nächste Stopp. Rasthof Aurach Nord. Das war kein erzwungenes, sondern taktisches Tanken. Ich hab die XJR seit Oktober 2004 und bin damit 122 000km gefahren, das heißt, ich kenn die Kiste und ihr Verhalten in und auswendig. Bei Reisetempo 120 komm ich mit einer Tankfüllung ziemlich locker 300km weit. Ohne Verkleidung am Motorrad hängt dir nach etwa 200km Autobahn ohnehin die Zunge heraus, und 250 oder mehr Kilometer fahr ich nur im Notfall, weil ich gerne Benzin für wenigstens 100km im Tank hab. Man weiß ja nie! Heute, wo alles Computer gesteuert ist, dauert es nur Sekunden, um eine ganze Tankstelle für Stunden oder für den Rest des Tages lahm zu legen. Genau sowas ist in den letzten Wochen an mehreren Tankstellen hier passiert. In Italien ist das noch schlimmer. Oder blöder. Dort ist eine Tankstelle da und auch voll betriebsfähig, aber geschlossen. Ich will auch nicht mit fast leerem Tank am Ziel ankommen. Wer weiß, wo dort die nächste Tankstelle ist? So hab ich mir über die Jahre und Jahrzehnte angewöhnt, taktisch zu tanken, um nie ohne Sprit anzukommen, und bisher bin ich damit gut gefahren.

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Nicht nur mit der Taktik beim Tanken war ich bisher gut gefahren. Die XJR hat sich als absolut zuverlässiges, leistungsstarkes und schnelles Reisemotorrad bewährt. Sicher, ein vollverkleidetes Motorrad wäre auf langen Autobahnetappen nicht so kräfteraubend. Bei Windgeschwindigkeiten von 120km/h gibt’s normal Sturmwarnung und die Leute verbarrikadieren die Häuser, nur Motorradfahrer setzen sich freiwillig diesen, oder noch weit höheren Windstärken aus und haben auch noch Spaß dabei. Immer wieder kam mir der Gedanke, vielleicht eine FJR zu kaufen. Die hätte Vollverkleidung, noch mehr Leistung und wäre auf langen Etappen noch schneller. Aber genau so oft, wie mir dieser Gedanke kam, hab ich ihn auch wieder verworfen. Geschützt vor Wind und auch vor Regen. Will ich das? Ist es das, was ich unter Motorradfahren verstehe? Vielleicht auch noch Sitzheizung´und Radio? Gibt es heute alles. Hab ich sogar. Lazurblau, 1650kg schwer, mit Leder ausgestattet, 3.5 Liter Hubraum und schneller als XJR, FJR und jede Gummikuh. Sogar mit Schiebedach. Das ist aber kein Motorrad. Ich will2017_hkt_108 2017_hkt_107 Motorrad fahren, aber ich muss nicht Motorrad fahren. Beim Motorradfahren will ich Wind und Wetter spüren. Wenn es regnet, zieh ich Überzeug an. Wenn es stark und lange regnet, werde ich vermutlich nass und wenn nicht, dann freu ich mich. Wenn es kalt ist, hab ich Heizgriffe. Wenn es sehr kalt ist, ist mir auch kalt und lange Etappen sind mühsam und verlangen Kraft. Das gehört dazu. Motorradfahren ohne nass zu werden, Motorradfahren ohne zu frieren, Motorradfahren ohne jede Anstrengung, alles zu haben ohne etwas zu geben, das mag dem Zeitgeist entsprechen, aber das reizt mich nicht und darum liebe ich meine blaue Elise so sehr.

Der nächste Tankstopp um 11.40 Uhr war an der A7 bei der Raststätte Uttrichshausen Ost. Das Verkehrsaufkommen war für einen Wochentag erstaunlich gering, was wohl auch mit dem Feiertag am Donnerstag zu tun hatte, und so kam ich recht zügig voran. Selbst in den Baustellenbereichen kam es zu keinen Stauungen. Zumindest, gottlob, nicht auf meiner Seite. Ich tankte, schob die XJR zu einer Ducati und stellte sie daneben ab, dann ging ich bezahlen, kaufte mir einen Kaffee und rauchte eine Zigarette. Das Regenzeugs hatte ich schon längst an einem Parkplatz ausgezogen, als sich der Himmel von schwer bewölkt auf bayrisch blau/weiß geändert hatte. “Mensch, das Leben kann schön sein” dachte ich mir. Ich hab keine  Verpflichtungen, bin gesund und hab ein tolles Motorrad. Herz, was willst du mehr. Ich war grade dabei, mich für die Weiterfahrt zu rüsten, da kam der Ducati Fahrer aus dem Geschäft. “So richtig toll ist es heute nicht fürs Motorradfahren” meinte er. “Wieso?” meinte ich, “ist doch eh warm”. “Ja, aber windig!” meinte er. “Ach” meinte ich, “ich fand die letzten 400km recht angenehm. Die ersten 200 waren schlimmer. Da war ein Gewitter!” Sein Lachen klang ein bisschen hysterisch. Grade so, als hätte ich gesagt, ich komm vom Mars und flieg jetzt zur Wega weiter.

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Ab Autobahndreieck Kassel Süd kam für mich Neuland. Die A44 war mir genau so unbekannt wie die Raststätte Buehleck Nord, wo ich zum letzten Mal tankte und eine SMS an Sabine, meiner zukünftigen Gastgeberin schickte. “Noch etwa 100km. Grüße Hannes”. Dann endlich, nach 700km, weg von der Autobahn und auf der B252 weiter gen Nordwesten. Allerdings, so viel Unterschied ist gar nicht zwischen einer deutschen Autobahn und einer deutschen Überlandstrasse. Es sind zwar nur mehr zwei Spuren und man darf nur 100 fahren, aber sonst? Man sieht nicht viel mehr und es geht, dem Gelände sei Dank, mehr oder weniger grade aus. Fahrerisch wie landschaftlich nicht sonderlich aufregend. Aber Hauptsache, es geht vorwärts. Bei einer mehrere Kilometer langen Baustelle kam ich ins grübeln. Auf dieser Strecke war an eine Rückfahrt nicht zu denken. Eine Hälfte der 2017_hkt_200 Straße fehlte und übers Wochenende würde sich nichts ändern. “Irgendwo wird’s schon auch zurück gehen” dachte ich und fuhr weiter. Umleitungsschilder sah ich allerdings keine, was mich ein wenig beunruhigte. “Das wird ein wenig Pfandfinder spielen”, hatte ich die richtige Vorahnung. Dank Navi fand ich problemlos nach Blomberg und Barntrup, und ein paar weitere Kilometer später war ich gegen 15 Uhr auch schon am Ziel angekommen. 800km in rund neuneinhalb Stunden, inklusive Pausen. Gar nicht so übel.

Der Landstrich, in dem ich mich jetzt befand, ist im weiteren Sinne als Weserbergland bekannt. Für Österreicher: Die Weser ist ein Fluß ungefähr von der Größe der Enns oder des Inn, die Berge haben ungefähr die Ausmaße der Hügel in der Wachau. Der größte Teil der Landschaft ist Ackerland. Wo Acker ist, sind auch Bauernhöfe nicht weit, und Sabine, meine Gastgeberin, besitzt dort so eine Art Bauernhof. Auf den ersten Blick allerdings nicht als solcher erkennbar. Es gibt dort auch weder Kühe, Schweine oder Geflügel, noch Kraut, Rüben2017_hkt_201 oder Getreide. Oder ja, doch. Natürlich gibt es Kuh, Schwein oder Geflügel. Von Matthias vorzüglich gegrillt und am Teller. Was es auf diesem Hof an Vieh gibt, das sind zwei ziemlich große Hunde, die, wenn man sie kennt (oder wenn sie dich kennen) zu Kuschelbären werden, ein paar Katzen und Araber. Sabine liebt Araber. Die fliegen dort nicht mit Teppichen herum oder handeln mit Öl, sondern stehen in ihren Boxen oder auf der Weide und fressen und grasen den ganzen Tag lang. Oder warten auf jemand, der mit ihnen knuddelt. Es sind Pferde.

Natürlich war ich nicht wegen der Araber, der Hunde oder Katzen gekommen. Sabine hatte zum 15ten Mal zum HKT geladen, und wie all die Jahre zuvor waren auch dieses Mal einige dem Ruf gefolgt. HKT = Happy Kadaver Treffen am langen Wochenende zu Fronleichnam, daher auch der Name. Diesmal war auch ich dabei. Vor hatte ich es schon lange, aber erst jetzt, als Pensionist, ließ sich das auch in die Tat umsetzen. Fast genau vor zehn Jahren war ich zum ersten Mal zu Michael nach Friesland gefahren. Sabine fragte damals schon, “kommst du bei mir auch vorbei?”. Sie hatte mir sogar per SMS die Strecke erklärt, nur war ich da leider schon auf der Höhe von Bremen und hatte auch keine Ahnung, dass es von der Entfernung her kaum einen Unterschied macht, über Bremen oder über das Weserbergland zu fahren. Na ja. Zehn Jahre sind ja keine so lange Zeit und wie man sieht, der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Auch ich mache Fortschritte.

Ich hab mich von Anfang an Sau wohl gefühlt. Und ich hatte sogar das Glück, dass für mich ein Bettchen frei war. Ich hatte ja erst relativ spät zugesagt. Ur gemütlich, kann man da nur sagen. Irgendwie fühlte ich mich wie früher bei einem Besuch bei Oma. Auch dort gab es immer Stroh und Heu und Tiere aller Art. So eine Umgebung hat auf mich eine wesentlich beruhigendere Wirkung als zwei Schachteln Valium. Fehlte nur mehr der Hahn am Mist. Dafür gab’s Huhn am Grill. Auch nicht übel.

Samstag, 17. Juni
Ich war zeitig, also so gegen 22 Uhr, zu Bett gegangen. Immer wieder höre ich, wenn man älter wird, braucht man immer weniger Schlaf. Das ist bei mir nicht so. Sieben oder acht Stunden Schlaf, sonst seh ich am Morgen so schlecht, dass an Auto- oder gar Motorradfahren gar nicht zu denken ist. Das ist so und danach muss man sich richten. Da ich nichts alkoholisches trinke, brummt mir am Morgen auch nicht der Schädel, und weil das so ist, war 2017_hkt_202 ich kurz nach sechs Uhr schon wieder bei den Pferden im Hof. Eine der hübschen Araberinnen hatte gleich mit mir Freundschaft geschlossen. Sie kam mir sofort entgegen und ließ sich kraulen. Das ist echt süß. Ich mag Pferde. Die müssen nicht unbedingt in einem Aluminiumblock wohnen.

Um halb acht war ich wieder im Leder, um acht startete ich die XJR. Ab in den Norden, dem Michael entgegen. Treffpunkt McDonalds in Sulingen, rund 100km nördlich meines Standortes. Auch hier fährt man in der Hauptsache durch Farmland. Und man überquert die Weser. Die Überquerung des Schleusenkanal Lahde davor erinnerte mich sofort an die Brücke von Dykhausen, die ich vor zehn Jahren zum ersten Mal überquerte. Bei dieser Tour nach Friesland hatte ich zum ersten Mal den Michael gesehen. Wir kannten uns nur aus einem Motorradforum, aber er hatte mich zu sich und seiner Familie eingeladen. Genau diesem Michael fuhr ich jetzt entgegen und kein Unwetter dieser Welt hätte mich aufhalten können. Trotzdem wir vielleicht sehr verschieden sind, haben wir doch einiges gemeinsam. Wir lieben schnelle, aber auch alte Motorräder, sind im Verfolgen von Zielen stur wie ein2017_hkt_203 Panzer und schrecken auch vor harten Entscheidungen nicht zurück. Und wir sind seit damals rund 15 000km zusammen Motorrad gefahren. Am Motorrad weiß ich, was er tut und er weiß, was ich tu.

Ich war wie immer ein wenig früher dran, stellte die XJR auf den Parkplatz, ging rein und wurde von einer netten Dame gefragt, welchen Wunsch sie mir erfüllen könne. “Ich hätte gerne etwas, was nach Kaffee schmeckt” meinte ich. “Aha”, meinte sie, “etwas, das nach Kaffee schmeckt. Groß, mittel oder klein?” “Mittel bitte”. Sie stellte den Becher auf ein Tablett. “Bitte schön, einmal heißes Wasser mit Kaffee Geschmack! Zum Essen auch etwas?” “Na ja”, meinte ich und schaute auf die Bilder an der Wand. Ich hab’s nicht so mit McDonalds. Ehrlich gesagt hab ich das Zeug schon bei meiner ersten Reise in die USA nicht gemocht und gemieden wie der Teufel das Weihwasser. “Was ist den das Ding da oben mit dem Fleischleibchen drinnen?” wollte ich wissen. “Was da drinnen ist, nennt sich Frikadelle”. “Und was ist eine Frikadelle?” “Das wollen sie ganz bestimmt nicht wissen!” meinte sie. Ich dachte, wenn das so ist, wie ich glaube, dann will ich das wirklich nicht wissen. Ich war nämlich immer der Meinung, Frikadelle hat etwas mit dem Norden Deutschlands und mit Fisch zu tun und ist etwas aus Innereien von Fischen. Falsch! Frikadellen sind ganz normale Fleischlaberl, wie das der Österreicher nennt. Hackfleisch. Hätte ich auch so drauf kommen können. McD schmeckt vielleicht nicht jedermann, aber überall auf der Welt gleich. Sagt man wenigstens. “Geben sie mir einen Meck Maffin mit Speck und Ei”. “McMuffin Bacon und Egg?” “Nein, Muffin mit Speck und Ei”. “Mit Bacon?” “Ja. Von mir aus Bacon statt Speck. Geben sie her das Zeug. Passt schon.” Ich hab ihr aber beim Bezahlen schon gesagt, dass es mich freut, dass sie Humor besitzt. Jemand anders wäre mir vielleicht an die Gurgel gehüpft. “Ihr Slang ist ein wenig verwirrend” meinte sie noch. “Österreicher” sagte ich grinsend, “I am from Osterlitsch”, dann drehte ich mich um und ging in den Gastgarten.

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“Fahren sie noch weit?” frug mich einer, der ebenfalls im Garten saß. “Nein. Ich Treff mich hier mit einem Freund, dann fahren wir ein Stück nach Süden und feiern ein wenig”. Dann begann es zu bollern und ein Tschobber kam angerollt. Der Herr am anderen Tisch meinte wohl, dass wäre jetzt mein Kumpel, aber ich rührte mich nicht vom Fleck. Kann nicht sein, war mir klar. Michael und Tschobber geht gar nicht. Ich schaute auf die Uhr, zehn vor halb elf. Noch zu früh. Dann hörte ich das Brüllen eines Kilo Gixxer beim Runterschalten und sah den Kapitän im Landeanflug. Fahrwerk raus, Hacken runter, Peng, Kabel drei. Perfekt. “The Gixxer has landed”. Zehn Uhr dreißig. “Nach dir kann man die Uhr richten” meinte ich, als wir uns die Hände schüttelten. Dann flogen wir in Formation zurück nach Extertal. Michael ließ die Reifen wechseln, dann rüber zu Sabine, Begrüßung, alkoholfeies Bier trinken, mit zwei hübschen und sehr netten Damen ins Kloster fahren, einen Kaffee trinken und Kuchen essen und später mit allen Anderen einen netten Abend verbringen. Ich musste leider gegen zehn Uhr wieder ins Bett, wegen der Augen, weil am nächsten Tag sollte es zeitig in der Früh wieder 800km nach Süden gehen.

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Sonntag, 18. Juni
Um halb fünf weckte mich mein Telefonwecker. Am Vortag hatte ich noch gesagt, ich würde mich zwischen vier und fünf irgendwann ganz formlos und leise vom Acker machen. Hier war immerhin eine Party im Gang. Ich stand auf, zog mir das Leder an und verstaute meinen restlichen Krempel in Rucksack und Tankrucksack. “Willst du Kaffee?” flüsterte plötzlich jemand. Ich dachte fast, ich träume. Sabine stand hinter mir. Während sie mir eine Kanne Kaffee wärmte, half mir Michael, den Krempel zum Motorrad zu tragen. Ich war total sprachlos. Alles hatte ich erwartet. Sogar ein Gewitter hätte mich nicht gewundert. Mit Sabine und Michael hatte ich jetzt nicht gerechnet. Der Rest der Truppe schlief rundherum in allen möglichen Ecken und Betten verteilt den Schlaf des Gerechten. Ich trank ein paar Schluck Kaffee, wir rauchten noch eine Zigarette, und bevor ich mir den Helm aufsetzte und die Handschuhe anzog, meinte ich noch “Eine lange Motorradfahrt beginnt man am besten mit einem Lächeln, dann wird alles gut. Dieser Abschied zaubert mir genau so ein Lächeln ins Gesicht”. Dann startete ich die XJR und fuhr los. 800km später war ich zwar etwas müde, aber gesund und wieder daheim. Das Lächeln war noch immer da.

Sabine, danke für die Gastfreundschaft und Organisation. Für nächstes Jahr bitte einmal die Kautsch von heuer. Danke.
Matthias, danke fürs Grillen. Hat super geschmeckt!
Alle, die ich nach langer Zeit wieder traf oder erst, wenn auch nur kurz, kennenlernte, schön, euch getroffen zu haben. Tolle Truppe.
Michael, bis zum nächsten Mal. Pass auf dich auf.

Was wohl Opa Geuder zu so einer Tour gesagt hätte?
Du setzt dich einfach ohne nachzudenken auf ein Motorrad, das 122 000km am Tacho hat und fährst in drei Tagen 1800km, als wäre das das Selbstverständlichste der Welt. Natürlich, wie immer, ohne Probleme. So ändern sich die Zeiten. Und in tausend oder was weiß ich wie vielen Jahren lacht vielleicht auch keiner mehr, wenn du beim Tankstopp sagst, du kommst grade vom Mars und fliegst jetzt zur Wega weiter, einen Freund besuchen. Vielleicht ist dann aber auch gar keiner mehr da, der lachen könnte. Oder es gibt nichts mehr zu lachen. Wer weiß das schon.

 

Einen schönen Tag noch……………………..

2. Juni 2017

Uhren aus aller Welt

Filed under: Uhren — Benzin @ 12:44

Hier stell ich Uhren vor, die sich über die Jahre bei mir angehäuft haben. Es wird vielleicht auf den ersten Blick wie ein wildes Sammelsurium aussehen, aber irgendwie hatte jedes Stück seinen Reiz, als ich es kaufte. Entweder rein optisch, oder der Hersteller hat eine interessante Firmengeschichte. Wie die von Hamilton zum Beispiel. 60 bis 90 Jahre alte Uhren, die heute noch so genau gehen, dass sie noch immer alltagstauglich sind. Oder von Marken aus der Schweiz oder Frankreich, die in diesem Teil (Österreich) Europas gar nicht bekannt sind. Manchmal kann man aber auch gar nicht genau sagen, wieso man eine Uhr reizvoll findet. Sicher ist nur eines. Keine dieser Uhren hab ich gekauft, weil ich wissen wollte, wie spät es ist, obwohl sie alle zuverlässig laufen.

Dieser Beitrag wird eine Art Wanderbaustelle, die sich ständig weiter entwickelt, sofern es Neuzugänge gibt. Wer sich dafür interessiert, einfach ab und zu reinschauen, ob und was es neues gibt. Bitte zum Vergrößern auf die Bilder klicken. Die Firmennamen sind für weiterführende Infos, sofern es welche gibt, mit Artikel aus Wikipedia oder anderen Quellen verlinkt.

Atlantic


Atlantic Worldmaster mit Unitas 6300N. Atlantic gehört zu den wenigen der ehemals zahlreichen Schweizer Firmen, die die Quarzkrise der 70er Jahre überlebt haben und heute noch existieren.
Antecar
Über diese Firma finden sich überhaupt keine Informationen. Swiss Made deutet auf Schweizer Ursprung hin. Antecar sind gar nicht so extrem selten zu finden, das Uhrwerk dürfte gut sein,, die Uhr geht recht genau.
Cauny

Elgin Watch Company USA
Als „Lord Elgin Driver Watch“ wurde diese Uhr von 1938 – 51 angeboten. Trotz ihrer geringen Größe handelt es sich hier um eine Herrenuhr. Gehäuse 14K Gold filled. Im Gehäuse werkelt ein Kaliber (Grade in USA) 559 mit 21 Lagersteinen. Die Elgin Serial Number Database zeigt für diese Werksnummer das Baujahr 1945.
Gruen Watch Company
GUB – VEB Glashütter Uhrenbetriebe

GUB Glashütte SA Kaliber 70.1
Hamilton Watch Company USA
Hamilton Uhren von Ende der 1920er Jahre Kaliber 987
 
Ab 1928 erschienen Uhren von Hamilton mit eigenen Namen für jede Serie. Es gab Serien, die nur kurze Zeit gebaut wurden, aber auch welche, die über ein Jahrzehnt im Programm waren. Und es gab Namen, die zu unterschiedlichen Zeiten für unterschiedliche Uhren verwendet wurden, die sich also wiederholten. Alle hier zu sehenden Uhren wurden in Lancaster/Pennsylvania gebaut. 1959 kaufte Hamilton US die Schweizer Firma „Huguenin Fils Watch Company“, ab ungefähr 1960 trugen Uhren von Hamilton ein stilisiertes H am Ziffernblatt, womit das Markenzeichen der zugekauften Schweizer Firma das neue Logo Hamiltons wurde. Dieses stilisierte H hilft auch beim bestimmen der Uhren von vor und nach 1960. 1969 wurde die letzte Produktionslinie für Uhrwerke in Pennsylvania geschlossen. Heute gehört Hamilton zur Swatch Group.
NORTON
Bei Norton denkt man wohl eher an Motorräder, als an Uhren. Dabei sind Norton Uhren gar nicht so ungewöhnlich. Infos dazu gibts aber kaum bis gar nicht. Diese Norton Sport wurden laut Rui, einem Sammler und Uhrmacher aus Portugal, in Frankreich gebaut und enthält ein Kaliber Felsa 140. Jetzt hab ich die kurriose Gelegenheit, eine Norton am Handgelenk zu tragen, wenn ich mit der Motor Guzzi fahr.
Rodania
Rodania Worldstar Automaitk 25 Juwelen.
Rodania wurde 1930 von einer Familie Baumgartner gegründet. Sie hat selbst die sogenannte Quarzkrise überstanden und existiert heute noch. Rodania war Sponsor vieler Radrennen in Belgien, unter anderm auch der „Tour de Flandres“. Für diese Rennen wurde ein eigener Werbe-Jingle kreiert.  „Rodania, the sound of bike racing“ ist die Geschichte diesen Jingle. Ist nicht uninteressant und irgendwie witzig. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, im Vorauswagen mit dem Lautsprecher zu sitzen. Nach der Rundfahrt ist man sicher reif für die Klappsmühle.
VEB Uhrenwerke Ruhla
Ruhla Chronograf Kaliber UMF 24-35 ohne Lagersteine aus den 70er Jahren
Timex
Waltham Watch Company USA
Waltham 750-B aus den 40er Jahren

 

Das war es für’s erste einmal. Wenn ich wieder Zeit und Lust hab, geht’s weiter.
Ich wünsche noch einen schönen Tag…………………

 

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