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12. Oktober 2012

2012. 10. 11. – Fahrt zur Hühnermauer – Ein Kleinod in meiner Heimat

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 15:36
Amstetten – Neuhofen – Randegg – Gresten – Gaming – Grubberg – Zellerain – Gußwerk – Hochschwab-Bundesstraße – Wildalpen – Holzäpfeltal – Hühnermauer – Schneckengraben – Fachwerk – B24 – B25 – Lassing – Mendlingtal – Sandgraben – Hollenstein an der Ybbs – Ybbstalbundesstraße – Waidhofen an der Ybbs – Amstetten
Streckenlänge: Rund 210km Zeit: Rund 6 Stunden
Strecke auf Google Maps

Wie´s oft so ist, man fährt ohne Plan los, und trotzdem wird´s eine schöne Tour. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hinfahren sollte. Bei uns war Nebel, dass man kaum das Nachbarhaus sah. Ein typisches Wetter wo man sich sagen könnte, ich bleib heute im Bett liegen und lese. Andererseits hatte ich schon oft erlebt dass ich von einer traumhaft schönen Tour Heim kam und die hatten keine Ahnung, wie schön das Wetter rundherum war, weil man vor Nebel das Nachbarhaus kaum sah. Na ja, ihr kennt das ja vielleicht selber.

Ich zog mir warme Unterwäsche und Jeans an, ein dickes Wollhemd und die Bellstaff-Jacke drüber, dann schnappte ich mir warme Handschuhe und den offenen Helm und ging zur blauen Elise in die Garage. „Wo soll ich den hinfahren?“ fragte ich mich und fuhr zur nächsten Trafik, um mir eine Motorsportzeitung zu kaufen. Am Abend will man ja auch was lesen. Und weil ich schon diese Richtung eingeschlagen hatte wurde es auch nichts mit einem Kaffee beim Bachlerhof, sondern ich fuhr gleich über den Hochkogel nach Randegg und über Gresten nach Gaming. Weil ich ohnehin tanken mußte, kaufte ich mir auch gleich an der Tankstelle eine Kaffee und überlegte, wo ich nun weiterfahren sollte. Hmmm……….

„Wieso nicht über die Hochschwab-Bundesstraße fahren?“ Gesagt, getan. Rauf auf den Grubberg, rüber zum Zellerain und ohne anzuhalten weiter nach Gußwerk und Richtung Wildalpen. Ohne beim Gasthaus am Zellerain anzuhalten? Ja, diesmal schon, weil es eh schon nach 11 Uhr war. Ich war ja erst gegen 10 losgefahren, wegen dem dichten Nebel daheim. Und als ich grade in Wildalpen für ein Foto hielt, sah ich den Wegweiser in´s Holzäpfeltal. „Heiliger Strohsack, da war ich schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr drinnen“, durchfuhr es mich. „Da ist doch diese Paßstraße drinnen, dieser Kogel oder Hubbel, oder ist es ein Sattel?“ Ich wusste es nicht mehr, so lange war meine letzte Fahrt da drinnen schon her. Aber ich hatte noch in Erinnerung, dass da ein wunderschöner Streckenabschnitt war, der fast an große Pässe erinnert. Ein Mini-Paß sozusagen. Also rein in´s Holzäpfeltal.


Auf der Hochschwab-Bundesstraße an der Bresceny-Klause vorbei nach Wildalpen.

Man darf sich das nicht als schöne, breite Bundesstraße vorstellen. Diese Straßen abseits der Zivilisation sind grade so breit, dass zwei Motorräder aneinander vorbei können. Bei einem Auto muß man schon sehr vorsichtig sein, und wenn sich zwei Autos begegnen, dann muß einer stehenbleiben, sonst kracht´s! Aber unglaublich schön ist es da drinnen in der Einschicht. Man kommt zu ein paar kleinen Ansammlungen von Häusern, die wohl früher Holzfäller-Unterkünfte waren.


Einmal Holzäpfeltal und zurück, weil das eine Sackstraße ist. Zu sehen gibt´s genug.

Die gesamte Gegend um Wildalpen, egal ob nördlich oder südlich, ist unglaublich zerklüftet und verwachsen. Südlich erhebt sich der massige, langgestreckte Höhenzug des Hochschwab-Gebirges, nördlich die abweisenden steilen Flanken der Göstlinger Alpen mit Hochkar und Hochstadl, nur die Salza teilt dieses wilde Durcheinander von Bergen und Schluchten in ein einsames Tal, in dem die ebenso einsame Ortschaft Wildalpen liegt. Und das Kurioseste an dieser Gegend ist, und daran denkt sicher wirklich kaum jemand, dass von hier, genau von hier aus, Wien über die II. Wiener Hochquellenwasserleitung mit Trinkwasser versorgt wird. Hier stehen in einsamen Wiesen steinerne Brücken und durch wilde, abgelegene Berge führen kilometerlange Tunnel, die Wasser und keinen Straßenverkehr transportieren!

Irgendwie konnte ich mich einfach nicht mehr erinnern, wie ich vor Jahren zu dieser schönen Bergstrecke in diesem Tal gelangt war. Ich konnte mich auch nicht mehr an den Namen des Überganges erinnern. Weil grade ein älterer Herr in einer Garteneinfahrt eines kleinen Häuschens stand, hielt ich an und frug nach dem Weg. „Entschuldigen sie die Störung. Ich kann mich nur undeutlich erinnern, dass hier irgendwo eine Art Paßstraße sein muß, aber wo? Können sie mir helfen?“ „Oje, ich kenn mich selber hier nicht aus, aber warten sie, die Frau weiß Bescheid.“


Fahrt über die Hühnermauer

Ja, sie wusste Bescheid. Ich erklärte ihr, was ich suchte und sie meinte „Ach, sie meinen die Hühnermauer!“ Im Ernst, im ersten Augenblick dachte ich, die will mich verarschen! Hühnermauer? Die Schilderungen der Dame deckten sich jedoch so genau mit meiner Erinnerung, dass ich es glauben mußte. Es war die Hühnermauer, die ich suchte! Ich war, und ich bin noch immer, fest davon überzeugt, dass dort einmal ein Schild mit dem Namen eines Sattels stand, der aber mit Garantie nicht Hühnermauer lautete. Aber mein Gott, dann soll´s eben so heißen.


Immer wieder stößt man auf ein Aquadukt der II. Wiener Hochquellenwasserleitung

Ich mußte also wieder zurück, aus dem Holzäpfeltal raus und rüber in den Teil, der sich Hopfgarten nennt. Immer weiter rein ins enger werdende Tal, wo die Krumpen-Straße stetig ansteigend in den Wald führt. Bei einer scharfen Linkskurve hielt ich kurz Rast und überlegte, wie weit es wohl noch bis zu dieser ominösen Hühnermauer sein würde, aber schon nach wenigen hundert Metern bei der Weiterfahrt wusste ich es. Ich war schon da! Wui, war das ein Anblick!

Ich weiß, wie wild diese Gegend ist. Ich war schon am Hochstadt, auf der Riegerin, auf verschiedenen Gipfeln des Hochschwab, aber dort gibt es nirgends Straßen, nur mehr oder weniger mühsame Fußwege. Hier gibt´s dieses schmale Sträßchen, das in nicht einmal 1000m Seehöhe führt, aber es ist so schön hier wie in den schönsten Regionen Europas. Unglaublich wild, steil und unnahbar wirkt hier alles. Man muß es einfach gesehen haben.

Ich glaub, ich bin alleine dort bei diesem kleinen, romantischen Übergang gut eine halbe Stunde gesessen und hab nur geschaut, hab fotografiert und mich grfreut, einfach dort zu sein. Alleine, in herzerfrischender Stille! „Mensch, kann das Leben schön sein!“ dachte ich und war zufrieden.


Hochschwab-Bundesstraße mit (rechts) Blick zum Gamsstein

Ich ersparte mir für dieses mal die Weiterfahrt tief hinein in den Schneckengraben bis Klaus und weiter bis zum Rotwald. Es war einfach schon zu spät, und ohne genügend Zeit für diese Fahrt macht das keinen Spaß. Wer keine Zeit und innere Ruhe mitbringt, der fährt am besten auf der Hochschwab-Bundesstraße weiter und biegt nicht ab. Für´s hudeln ist es da drinnen zu schön, und zu gefährlich! Es stehen nicht nur Bäume direkt neben der Straße, es gibt auch keinerlei Randschutz. Kommt man von der Strecke ab, fällt man meistens irgendwo hinunter. Entweder in den Bach, dann hat man Glück gehabt, oder in einen tiefen Abgrund. Dann lernt man höchstwahrscheinlich seinen Schöpfer kennen und wird, je nachdem, ob man Spuren hinterlassen hat oder nicht, irgendwann einmal gefunden. Im nächsten Frühjahr oder so.


Durch den Sandgraben in´s Ybbstal

Nachdem man bei der Rückfahrt den Lassingbach erreicht hat, folgt man diesem bis Fachwerk, rastet noch an einer lieblichen Raststätte unmittelbar beim Bach und kommt dann wieder auf die Bundesstraße, der ich bis zur B25 und in der Folge bis Lassing folgte. Dort konnte ich mir selbstverständlich nicht verkneifen, in den Sandgraben abzubiegen, der nach Hollenstein führt. Es ist die einzige, ebenso schmale Straße, die durch das wunderschöne, romantische und abgelegene Gebiet des Naturpark Eisenwurzen führt. Immer wieder (außerhalb der Ferienzeit!) zieht es mich in diese Gegend, weil es so schön ruhig dort ist.


Links: Von Promau Blick zur Stumpfmauer – Rechts: Ybbstal zwischen Hollenstein und Opponitz

Ab Hollenstein befindet man sich dann wieder in der Zivilisation. Der Verkehr wird dichter, ab Waidhofen an der Ybbs gibt´s wieder Stau, und alles ist wieder beim Alten. Bis zur nächsten Motorradtour, die mich vielleicht wieder zu einen schönen Kleinod meiner Heimat führt. Die Hühnermauer wird mich ab jetzt wieder öfter sehen, das weiß ich.

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