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19. Februar 2016

Uhren aus St.Petersburg – Raketa Mini Wecker

Filed under: СДЕЛАНО В CCCР - Made in USSR — Benzin @ 14:39

Ehrlich gesagt, ich weiß nicht mehr, was ich gesucht hab. Vielleicht einen Poljot Armbandwecker? Vielleicht irgend eine Raketa Armbanduhr? Keine Ahnung. Jedenfalls ist mir bei der Suche nach irgend etwas diese Uhr über den virtuellen Weg gelaufen. Ich war platt. Ich meine, es war ja nicht grade so, dass ich bis dahin noch nie einen Wecker gesehen hätte. Aber so einen? Einen Wecker, der kleiner ist als eine Schachtel Zigaretten? Ja. Wirklich. Dieser Wecker ist kleiner als eine Packung Zigaretten.

my_ruskie_blog_raketa_miniwecker_001Ich hab dann nachgeschaut, ob’s davon mehr gibt, und ob die bekannt sind. Ich hatte ja, wie gesagt, keine Ahnung. Die Marke kannte ich natürlich. Raketa aus St.Petersburg, dem ehemaligen Leningrad. Ich hab eine ganze Menge Uhren von Raketa. Gehören zu meinen Lieblingen. Aber einen Wecker aus Leningrad, das war mir neu. Und dann noch dazu so ein kleiner Wecker! Na, und weil mir der kleine Bimmel-Bammel so gefallen hat, kaufte ich ihn. Funktionsfähig war er laut Beschreibung, also was sollte schon passieren? Das war vor rund 20 Tagen, und dann hab ich den kleinen Kerl vergessen. Bis es heute an der Tür klingelte.my_ruskie_blog_raketa_miniwecker_002

Ah, der Briefträger. Was haben wir den da schönes? Ein kleines Päckchen? Wird doch nicht eine Uhr sein? Nein. Natürlich nicht. Niemals nicht. Nicht schon wieder eine Uhr! “Hier eine Unterschrieft” meinte der Briefträger und händigte mir das Päckchen aus. “Also, der Größe nach könnte da eine Uhr drinnen sein”, dachte ich und trug es ins Wohnzimmer. Aber wer hätte die bestellt? “Ich doch nicht!” “Mal überlegen”, dachte ich. “Eine Vostok fehlt noch. Und eine Shanghai fehlt auch noch. Wenn man von den zwei oder drei Taschenuhren absieht, die auch noch irgendwo unterwegs waren. Unter anderem.” Öh ja, was wollte ich grade sagen………….

my_ruskie_blog_raketa_miniwecker_003Auf jeden Fall hab ich das Paket geöffnet. Könnte ja sein, dass mir ein Bekannter oder Verwandter ein verspätetes Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk geschickt hat. Oder eine Uhr. Kommt auch immer wieder vor. Unglaublich, woher ich überall Uhren zugeschickt bekomme. Ich weiß gar nicht, woher die alle wissen, dass ich Uhren mag. Na egal. Jedenfalls hab ich vorsichtig den Karton aufgeschnitten und…………..boa……….Glück gehabt! Fast wäre der kleine Wecker auf den Boden geplumpst. Da war ein Haufen Zeitung rein gestopft, und ich fragte mich schon, was da sonst noch außer Zeitungen drinnen sein sollte? Wog ja nichts, das kleine Paketchen. Und dann sah ich es kurz glänzen, reagierte blitzschnell und zack, hatte ich das kleine Ding grade noch vorm Absturz gefangen. Ich muß Bausteine geklotzt haben. “Meine Güte, ist das Ding süß” war der einzige Gedanke, den ich fassen konnte. “Jö, ist der süß!” Ich hatte sofort einen Narren an dem kleinen Wecker gefressen. Liebe auf den ersten Blick.my_ruskie_blog_raketa_miniwecker_004

Zuerst einmal geschaut, ob da alles dran ist, was dran gehört. Mit den Fotos des Verkäufers verglichen, dort gerüttelt, da gewackelt. Alles bestens. Dann mal schauen, wo man das Ding aufzieht? Aha, offenbar zwei Federn. Eine für den Wecker, die andere für das Läutwerk. Dann die Zeit einstellen. Zuerst dachte ich, das ist kaputt. Es bewegte sich nur der Minutenzeiger. Der Stundenzeiger blieb still stehen. Oder……….? Wart einmal! Das ist nicht der Minutenzeiger, der sich da bewegt. Das ist der Zeiger, mit dem man die Weckzeit einstellt! Depp! Die Uhrzeit stellt man dort ein, wo man die Uhr aufzieht. Einfach die Krone ziehen und die Zeiger einstellen, wie bei einer Armbanduhr. Und genau das ist das eigentliche Geheimnis dieses süßen, kleinen Weckers.

Ich hab keine Ahnung, wie groß die Serie dieser kleinen Wecker war, die Raketa auflegte. Ich könnte mir vorstellen, dass die sogar über Jahre hinweg gebaut wurden. Raketa hat dafür aber kein neues, einfaches Uhrwerk entwickelt. Ich hab mich etwas schlau gemacht. Zumindest hab ich es versucht. Und ich hab folgende Infos gefunden. Zumindest zwei unterschiedliche Uhrwerke waren in diesen Raketa Mini Weckern eingebaut. Es waren dies das Kaliber 2614.H mit 19 Juwelen und das Kaliber 2609.HA, also genau das kleine Uhrwerk, dass sich in der Raketa Big Zero befindet. In den beiden Link zuvor verbergen sich zwei Fotodokumentationen, die das Zerlegen solcher Mini Wecker zeigen, und welche Uhrwerke sich drinnen befinden. Mein kleiner Neuzugang läuft jetzt schon seit ein paar Stunden und scheint recht genau zu sein. Kein Wunder bei dem Uhrwerk! Auch die Weckzeit lässt sich hinreichend exakt einstellen. Wobei mir das ehrlich gesagt eher nebensächlich ist. Mir ging es nur darum, diesen süßen kleinen Wecker in Original zu sehen. Und jetzt hab ich einen Narren dran gefressen. Wie man sieht, könnte man ihn sogar mit Hilfe eines Militär-Uhrbandes als Armbandwecker tragen. Damit man weiß, wann der Pfleger mit den Tabletten kommt. Ups, ich glaub, es hat grade geläutet…………….

 

Einen schönen Tag noch…………………..

13. Februar 2016

Uhren aus St.Petersburg – Raketa Automatik, Antimagnetik und andere Besonderheiten

Filed under: СДЕЛАНО В CCCР - Made in USSR — Benzin @ 16:11
Raketa 2610 Antimagnetik

Die Raketa Kaliber 2610 Antimagnetik schaut auf den ersten Blick wie eine ganz normale Automatik oder wie eine 2609НД, die es ebenfalls mit einem ähnlichen Gehäuse gibt. Es gibt allerdings ein paar Besonderheiten, die sie erst zur Antimagnetik machen. Schauen wir uns einmal die Kaliberbezeichnung an. Optisch schaut das Uhrwerk genau so aus wie das oben schon genannte 2609НД. Das ist kein Zufall. Es ist das gleiche Uhrwerk. Fast das gleiche Uhrwerk. Systembedingt sind ein paar Unterschiede.

my_ruskie_blog_raketa_allerlei_703Ein Unterschied zu einer normalen Uhr dieses Kalibers ist das Schutzschild, dass sich unter dem rückwärtigen Deckel befindet. Der zweite Unterschied ist nicht ganz so einfach zu finden, denn er befindet sich unterm Ziffernblatt. Es ist ein weiteres Schutzschild aus dem gleichen Material wie der rückwärtige Schutzdeckel, womit beide Deckel eine Art Schutzkäfig um das Uhrwerk bilden. Diese beiden Schutzdeckel erfordern aber mehr Platz als das nackte Kaliber 2609НД, und daher ist das Gehäuse dieser Uhr etwas tiefer. Der Schutzschild unterm Ziffernblatt erfordert allerdings eine weiter Änderung gegenüber dem Standartuhrwerk. Mit diesem Deckel wären die Standartwellen für die Zeiger zu kurz! Deshalb sind die Wellen für dieses Uhrwerk, das unterm Ziffernblatt noch eine Abschirmung beherbergt, länger als die des Standartwerkes, womit die veränderte Bezeichnung Kaliber 2610 statt 2609НД auch erklärt wäre.my_ruskie_blog_raketa_allerlei_703_2

Diese Uhr wird, besonders in sehr gutem Zustand, zu einem höheren Preis gehandelt als die normelen Uhren mit dem Standartkaliber, teilweise werden sie sogar zu einem höheren Preis als eine gut erhaltene Automatik Kaliber 2627 gehandelt, was manch einen Kellerbastler zu Fälschungen veranlasst. Das Problem ist, dass man diese Uhr praktisch nicht fälschen kann. Man kann ein Standartwerk einbauen und den Schutzdeckel unter dem Ziffernblatt weglassen. Dann ist es keine Antimagnetik mehr, aber die Optik bleibt weitgehend gewahrt. Der Abstand des Ziffernblattes zum Uhrglas wäre dann aber auch geringfügig größer. Man kann eine normale Uhr mit einer ähnlichen Form mit dem Rückdeckel der Antimagnetik versehen. Die Antimagnetik hat einen Deckel, wo Antimagnetik drauf steht.

Das Problem ist, dass dieser beschriftete Deckel eine Nase besitzt, die in eine korrespondierende Ausnehmung am richtigen Gehäuse einrastet, und nur so verläuft der Schriftzug “Antimagnetik” und das Deckelmuster im richtigen Winkel zur Aufzugsachse. Die Nase der normalen Uhr befindet sich an einer anderen Stelle, womit das Muster des Deckel schief wäre, was sofort auffällt. Man könnte auch die Nase des Deckel weg schleifen, was einem geübten Blick allerdings sofort auffällt. Das Auffälligste ist aber das Gehäuse an sich. Raketa baute keine andere Uhr mit diesem Gehäuse. Dieses Gehäuse gab es nur in Verbindung mit dem 2610er Werk und den Schutzschildern. Sollte man also eine Raketa Antimagnetik erspähen, die ein anderes Gehäuse besitzt, kann es sich nur um eine Fälschung handeln, um aus einer gewöhnlichen, wesentlich billigeren Uhr einen höheren Profit zu schlagen. HIER gehts zu einem Thread in einem englischsprachigen Uhrenforum, der die 2610 behandelt und Fotos der unterschiedlichen Bauteile zeigt.

Raketa Automatik 2627

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Wie das Kaliber 2610 gehört auch das Automatik-Kaliber 2627.H zur großen Familie der Raketa 2609 Uhrwerke. Dieses Uhrwerk ist nicht nur mit einem Aufzugsrotor versehen, sondern besitzt auch eine Datumsfunktion. Das Werk bewegt sich mit 18 000 Halbschwingungen pro Stunde und besitzt 19 Lagersteine. Meine Erfahrung ist, dass diese Uhren nur mehr schwer in wirklich schönem Zustand zu bekommen sind und damit natürlich einen etwas höheren Preis erzielen. Eine wirklich schöne Automatik in gutem technischen Zustand kostet dann schon einmal ein wenig mehr als 100 Dollar. Sie tragen sich recht angenehm und gehen ziemlich genau. Wer sich nicht unbedingt als Sammler sieht, der die Uhr erhalten möchte, kann sie auch im Alltag tragen. Die sind recht robust.

Raketa 2609НД mit 24 Stunden Ziffernblatt

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Eigentlich handelt es sich hier um eine ganz normale Uhr mit dem 2609НД Werk. Warum hier eine 24 Stunden Einteilung am Ziffernblatt aufscheint, ist mir schleierhaft. Dies ist allerdings keine Eigenkreation aus einer Ukrainischen Kellermanufaktur, sondern Original Raketa. Im Uhrenkatalog von 1983 ist sie abgebildet. Unter Liebhabern der Markte Raketa hat dieses Modell ein eigenes Plätzchen gefunden und ist daher gar nicht so leicht zu finden. Vor allem nicht im Originalzustand und gut erhalten. Bastelwastel mit selbstbedruckten Ziffernblätter findet man hingegen öfters.

Raketa 2614.H mit Datum

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Auch dieses Uhrwerk gehört zur großen 2609 Familie. Es ist eine Uhr aus den 80er Jahren und zeichnet sich durch die besondere Art der Datumsdarstellung aus.

Raketa 2628.H Perpetual Calendar

my_ruskie_blog_raketa_special_903Dies ist wohl eine der wenigen sowjetischen Uhren, die auch einem Nicht-Sammler schon irgendwann einmal über den Weg lief. Zumindest als Bild, wenn schon nicht im Original. Die Raketa mit dem “Ewigen Kalender”. Ewiger Kalender ist in diesem Fall veilleicht etwas weit hergeholt, denn wirklich einfach funktioniert das nur in einem gewissen Zeitraum. Bei meiner hier abgebildeten Uhr reicht der Zeitraum von 1980 bis zum Jahr 2000. Die Bezeichnung Сделано в России weist darauf hin, dass sie nach dem Zerfall der Sowjetunion, also nach 1991 gebaut wurde. Ehrlich gesagt hab ich mich mit dieser “Ewigen Kalender” Funktion noch nie ernsthaft befasst, weil ich heute selbst mit Lesebrille diese kleinen Anzeigen einfach nicht mehr lesen kann. Für Leute ohne Adleraugen ist diese Funktion sozusagen nutzlos, aber ein schöner Gimmick. Was man hat, das hat man. Dieser Uhrentyp wurde bis zur Pleite bzw. bis zur Privatisierung Raketas gebaut und ist auch heute noch selbst in sehr gutem Zustand leicht zu finden. Es werden allerdings auch sehr krude Bastelwastel angeboten, von denen man Abstand halten sollte.

Raketa 2628.H 12 Stunden World Time

my_ruskie_blog_raketa_special_906In dieser Uhr werkelt das gleiche Werk wie oben mit Datum und Tagesanzeige, zusätzlich besitzt my_ruskie_blog_raketa_special_907diese Uhr einen drehbaren Ring mit Städtenamen, die sich in unterschiedlichen Zeitzonen befinden. Auf diese Art ist es möglich, diese Uhr als Weltzeituhr zu benützen. Die Uhr ist in Original wesentlich hübscher als auf Fotos, mußte ich feststellen. Lange hab ich überlegt, mir so eine zu kaufen. Dann konnte ich der Versuchung doch nicht widerstehen, und war angenehm überrascht. Wirklich hübsch. Besonders auf einem alten, sowjetischen Stahlband, finde ich. Diese Weltzeituhren mit Städtenamen gibt es als Ausführung für den sowjetischen Markt mit kyrillischer Aufschrift und als Exportuhren mit englischer Aufschrift. Beim Kauf also aufpassen. Sollten die Schriftarten auf einer Uhr vermischt sein, handelt es sich um einen Bastelwastel. Die Uhr muß deswegen nicht schlecht funktionieren, nur Original ist sie dann sicher nicht. Übrigens, wer genau schaut und die Zeitzonen kennt, findet einen Fehler, der sich durch alle Serien dieser Uhr zieht. Offenbar sind da jemanden bei der Konstruktion die Zeitzonen und die aktuellen und zum damaligen Zeitpunkt gültigen Sommerzeiten durcheinander geraten. Der Fehler wurde bis zur Einstellung der Serie nie behoben, weil er offenbar nie jemandem aufgefallen ist. Und was mit einer Raketa World Time anfing, endete mit der ganzen mir bekannten und originalen Serie, die unten zu sehen ist.

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Hier sehen wir alle vier mir bekannten Versionen dieser Uhr, von links nach rechts: vergoldet mit blauen Ziffernblatt, vergoldet mit rotem Ziffernblatt, verchromt mit blauem Ziffernblatt und vergoldet mit grünem Ziffernblatt.
Raketa 2623.H mit echter 24 Stunden Anzeige

Auch das 24 Stunden Uhrwerk 2623.H gehört zur Familie der 2609 Uhrwerke von Raketa. Dabei unterscheiden diese sich am deutlichsten bzw. my_ruskie_blog_raketa_special_904am offensichtlichsten vom Standartuhrwerk. Der Stundenzeiger dieser Uhren umkreist nicht zweimal am Tag das Ziffernblatt, sondern nur einmal. Sie sind durch die andere Aufteilung des Ziffernblattes anfangs nur schwer abzulesen und einzustellen, nach einer kurzen Gewöhnungsphase geht das aber bald recht gut. Wozu braucht man sowas? MIr fallen da auf die Schnelle zwei Beispiele ein. In einermy_ruskie_blog_raketa_special_905 Höhle und auf einem U-Boot beispielsweise. Weder im U-Boot noch in der Höhle erlebt man den Wechsel von Tag auf Nacht. Dann ist diese Uhr hilfreich. Wenn man will, finden sich bestimmt auch noch andere Anwendungsgebiete, oder man trägt sie einfach nur zum Spaß, so wie ich.

Bei den abgebildeten Uhren handelt es sich zum einen um den “World Timer”, bei der man mit Hilfe der unteren Krone weltweit verstreute Städte einstellen kann, um sich dann auf diese Art die lokale Zeit anzeigen zu lassen, bei der anderen handelt es sich um eine Marine Uhr, deren blaue und weiße Markierungen bei der Diensteinteilung an Bord helfen sollen. Bei manchen Anbietern findet man Fotos vom Uhrwerk, auf denen die Aufschrift 2609 zu sehen ist. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um keine Fälschungen. In den letzten paar Jahren der Sowjetunion waren Produktion und Materialnachschub schon ziemlich problematisch und lagen im argen. Immer wieder gingen Teile aus, die Produktion mußte aber weiter laufen. Die Leuten hatten keine andere Arbeit. So konnte es passieren, dass vorhandene Uhrwerke des Kalibers 2609 umgearbeitet werden mußten, um die 24 Stunden Anzeige zu ermöglichen. Dazu muß man die Grundplatte umfräsen, damit die zusätzlichen Zahnräder Platz haben. Das macht diese Uhrwerke, die eine tatsächliche 24 Stunden Anzeige ermöglichen, auch recht fälschungssicher. Der Aufwand ist zu groß, die Arbeit erfordert nicht nur professionelles Können, sondern auch professionelles Werkzeug. Die Teile des 24 Stunden Uhrwerkes sind nicht einfach mit den Teilen des 12 Stunden Uhrwerkes austauschbar. Da gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede.

Raketa 2601

Diese Uhr gibt mir ehrlich gesagt ein wenig Rätsel auf. Sie wird gar nicht selten angeboten, ist recht hübsch und preiswert zu haben. Meistens bewegt sich ihr Preis in sehr gutem Zustand um die €50.- bis zu €100.- , also mit etwas Geduld keine Summe, die einem Kopfzerbrechen bereitet. Man muß ja nicht die teuerste nehmen. Was mir aber etwas Kopfzerbrechen bereitet, ist folgendes. Das Raketa Kaliber 2601.H ist ein Uhrwerk ohne Sekundenzeiger, dafür mit stärkeren Wellen und Zeigern, die öfteren Berührungen mit den Fingern standhalten, weil dieses Uhrwerk in Uhren für schwer sehbehinderte oder blinde Menschen eingebaut ist. Es sind die sogenannten Brail-Uhren. Bei diesen Uhren ist das Glas als Deckel ausgebildet, dass sich auf Knopfdruck öffnet, damit der Blinde mit den Fingern die Uhrzeit ertasten kann. Diese Uhr hier ist aber keine Blindenuhr.

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Dies ist eine ganz normale Armbanduhr ohne Sekundenzeiger. Sicher, vereinzelt werden solche Uhren als Kaliber 2601 angeboten, obwohl sich drinnen eindeutig ein Werk des Kaliber 2609 befindet, und oftmals zu einem recht stolzen Preis. Das ist hier nicht der Fall. Das ist nicht nur hier nicht der Fall, das sehe ich öfters. Genau so ein Uhrwerk mit der Bezeichnung 2601 ohne H. Das Werk der Blindenuhr schaut auch schon optisch ganz anders aus. Dieses hier sieht vielmehr ziemlich genau so aus wie ein Raketa 2609 mit 16 Lagersteinen. Auch dieses 2601 besitzt 16 Lagersteine. Leider finde ich zu diesem Werk keinerlei Information. Mich würde wirklich interessieren, wann es gebaut wurde und vielleicht auch, wieso?

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Eine Idee wäre, dass es sich um eine Art Sparversion handelte. Ohne Sekundenzeiger kann man sich auch dessen Antrieb sparen, was kostengünstiger sein könnte. Von den Chinesen kenn ich ein Uhrwerk, das Zhongshan, das mit nur 9 Lagersteinen gebaut wurde, damit sich auch sehr arme Leute eine Uhr leisten konnten. Die Zhongshan hatte aber einen Sekundenzeiger. Diese Raketa besitzt keinen, dafür aber 16 Lagersteine. Wer würde die Brücke ausbauen, schleifen, neu stempeln, wieder einbauen und dann weniger verlangen, als man für die gleiche Uhr mit Sekundenzeiger und der Kaliberbezeichnung 2609 verlangen könnte? Das ergibt keinen Sinn. Außerdem müssten sich diese Prozedur viele Verkäufer antun, denn solche Uhren sind wie gesagt nicht selten. Nur Informationen gibts offenbar keine dazu. Schade. Sollte jemand mehr wissen, würde ich mich sehr freuen.

Raketa 2614 mit Jaspis Ziffernblatt

Hier stelle ich noch eine Raketa mit Jaspis Ziffernblatt vor. Beim Uhrwerk handelt es sich hier um das Kaliber 2614.H, also ein Werk mit 26mm my_ruskie_blog_raketa_2614_jaspis_001Durchmesser mit Datum. Mit ging’s dabei auch hier nicht um’s Uhrwerk, sondern um das Stein-Ziffernblatt. Ein Blick genügte, und ich mußte diese Uhr haben. Tragen würde ich dieses Stück allerdings nicht mehr, denn dieses Ziffernblatt besitzt am Außenrand bei der römischen Ziffer II eine wegen der Maserung des Steines kaum sichtgare Bruchstelle. Ehrlich gesagt kann ich mir kaum vorstellen, wie Uhren mit steinernem Ziffernblatt lange Jahre ohne Bruchstellen aushalten sollen. Eine kleine Unachtsamkeit genügt, und der Stein bricht mit großer Wahrscheinlichkeit. Gottlob sitzt das Ziffernblatt so passgenau in seiner Fassung, dass der Bruch der Stabilität des Ganzen nichts anhaben kann. Diese Uhr dürfte nicht aus der Sowjetzeit stammen, sondern aus der turbulenten Übergangszeit von der Sowjetunion ins neue Russland, als es um Raketa sehr fragwürdig stand. Beachtenswert ist die Inschrift “PETERHOF” statt Raketa.

АЕНИНГРАД (LENINGRAD) ЧН-1127К

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Uhr aus Leningrad mit verchromten Gehäuse und goldenen Zeigern. Der Sekundenzeiger kann (Original) auch rot sein. Über den Stundenmarken 1 – 12 befindet sich jeweils ein vergoldetes Dreieck. Es gibt ein zum Verwechseln ähnliches Model mit der Bezeichnung ЧН-1130К, das diese Dreiecksmarken nicht besitzt. Die Uhr hat Zentralsekunde, ein 16 steiniges Werk mit Durchmesser 26mm ohne Stoßsicherung, das im Katalog die Bezeichnung ЧН-6М trägt. Die Ganggenauigkeit wird mit +/- 45 Sekunden pro Tag angegeben, die Laufzeit mit mindestens 34 Stunden. Referenz Sowjetischer Katalog von 1960

Wünsche noch einen schönen Tag……………………….

12. Februar 2016

Uhren aus Peking – Beijing Beihai Ltd. und Zhufeng II

Filed under: صنع في الصين - anihC ni edaM — Benzin @ 18:50
Beijing Beihai 50th Anniversary 1958 – 2008 Limited Edition

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, nicht wahr? Wer kennt das nicht? Wahl zur Schönheitskönigin. Wahl zum Adonis des Jahres. Was auch immer. Miss Austria, Miss Germany, Miss World, Miss oder Mister Universum, die schönste Frau, der tollste Mann der Welt. Man schaut das Foto an, nickt und blättert weiter. Plötzlich hält man inne, starrt gebannt auf das Bild. Das Herz pocht bis zum Hals, der Blutdruck steigt, die Luft wird knapp. Was ist passiert? Auf Seite irgendwas ist ein Mädl abgebildet, deren Anblick einem den Atem raubt. Keine Schönheitskönigin, keine Miss irgendwas, ein Mädl aus einem unbekannten Dorf. “DIE ist die schönste auf der Welt!” denkt man sich heimlich und hofft, dass nicht gerade jetzt die Alte (ja, ja, ich bin ein Mann……) über die Schulter schaut. Guggen wird man ja noch dürfen, oder? Schnell blättert man weiter, aber der Anblick dieser Schönheit bleibt noch im Gedächtnis, wenn man Miss World längst vergessen hat.

my_chinese_watchblog_beihai_ltd_002Ja, Schönheit ist nicht genormt. Da gibt’s keine Schablone. Schönheit soll zwar angeblich, bei technischen Produkten wenigstens, planbar sein, aber ob etwas tatsächlich als schön befunden wird, hängt von vielen, vielen Faktoren ab. Vor allem von dem, der schaut. Was mir gefällt, kann bald jemandem gefallen, ich kann aber mit meiner Ansicht von Schönheit auch sehr alleine sein. Das macht nichts. Dadurch wird die Welt nicht langweilig, und dadurch bekommt auch jeder etwas. Vielleicht sogar jeder etwas anderes. Und jetzt zu dieser Uhr, die nicht jedem gefallen muß.

Ich hab ja schon immer was auf schöne Uhren gehalten. Ich kann mich nicht erinnern, jemals nur einfach so eine Uhr gekauft zu haben, damit ich weiß, wie spät es ist. Mir lag immer sehr viel daran, dass sie auch gefällig aussah. Aber selbst meine teuerste Uhr, der Tag Heuer 6000 Chronometer, war nicht Liebe auf den ersten Blick. Sie hat mir gefallen, keine Frage. Sonst wäre sie gar nicht in Betracht gekommen. Bis zum tatsächlichen Kauf war das aber eine längere Prozedur. Ich überlegte mir recht genau, was ich da kaufe. Nicht nur wegen des Preises. Ich hatte damals gar kein Interesse dran, noch eine Uhr und noch eine Uhr zu kaufen. Eine genügt, sagte ich mir. Eine, dafür die Richtige. Das war sie damals, und ich liebe sie noch heute. Die Uhr, bei der es einfach PENG machte – “Muß ich haben!” –  war sie nicht.

PENG, machte es, als ich diese Beijing Beihai Ltd. sah. Das Herz schlug bis zum Hals, die Luft wurde knapp, ich wurde von einer Sekunde auf die andere nervös. Ich kenn dieses Gefühl sehr gut. Mein erstes Motorrad hab ich wegen diesem Gefühl ge- und verkauft. Der Auslöser für den Verkauf war eine Silber Metallic farbene Alfetta GTV 2.0 mit schwarzen Ledersitzen. PENG, und ich hatte keinen Bock mehr auf meine Honda CB750Four, die bis dahin mein Traum war. Diesen Alfa wollte ich haben. Ich hab ihn auch gekauft, und ich hab es nie bereut. PENG machte es auch, als mir ein rothaariges Mädchen nachlief. Ich hätte nie gedacht, dass die mich mag. Ich hab sie auch bekommen, aber ich Trottel hab sie wieder stehen gelassen. Das hab ich bereut. Aber das Leben geht weiter. Und ein paar Jahrzehnte später machte es wieder einmal PENG. Das war diese Uhr. Natürlich hab ich sie gekauft.my_chinese_watchblog_beihai_ltd_003

Der Name Beihai bezieht sich auf den nördlichen See in Peking, hab ich irgendwo gelesen. Dort war ich schon einmal. Den Beihai-Park und den Beihai-See hab ich schon einmal gesehen, und zwar im Zuge meiner Reise durch China vor 18 Jahren. Mein Gott, wie die Zeit vergeht. Ich hab keine Ahnung, welche Kriterien bei der Namensgebung dieser Uhr ausschlaggebend waren, aber wenn sie der Uhr nur einen Namen einer schönen Landschaft in Peking, dem Sitz der Firma, geben wollten, haben sie genau den richtigen gewählt. Manchmal wussten die chinesischen Kaiser wirklich, was schön ist. Manchmal aber auch nicht. Parks oder Gärten können die Chinesen jedenfalls auf eine Art anlegen, das können höchstens noch die Japaner. Sonst niemand. Ob es irgendwie zusammenhängt, dass man besonders kunstvolle, verschnörkelte Gärten anlegt, wenn man eine besonders verschnörkelte Schrift schreibt? Irgendwie ist es aber schon verdächtig, dass ausgerechnet die Chinesen und Japaner so schreiben und solche Gärten und Parks anlegen. Im Vergleich zu diesen prachtvollen Parkanlagen schaut der Park im Schloß Schönbrunn in Wien eher so aus, als hätte Franz Josef dort Kartoffel und Gurken angebaut. Nein. War nur Spaß. Schönbrunn ist auch schön. Aber ganz anders.

An dieser Uhr stimmt einfach alles. Es spielt dabei keine Rolle, wer sie baut. Es spielt auch keine Rolle, aus welchem Land sie kommt. Und schon gar keine Rolle spielt es dabei, was sie kostet. Die Beijing Beihai Ltd ist eine der schönsten Uhren, die ich je gesehen hab. Wenn nicht DIE Schönste. Ich kann nicht beschreiben, was mich daran dermaßen fasziniert. Es ist einfach alles stimmig! Ich konnte auch nie sagen, was mich am Alfa so fasziniert hat, dass ich dafür mein über alles geliebte Motorrad verkaufte. Beides zusammen ging damals nicht, also zog das Motorrad den Kürzeren. Wie gesagt, ich hab es nie bereut. Das Ding fuhr sich wie ein Kart.

my_chinese_watchblog_beihai_ltd_001Bei dieser Uhr was das einfacher. Ich mußte dafür nichts verkaufen. Erstens hab ich heute etwas mehr Geld als damals, und zweitens, so teuer ist die gar nicht. Sie ist ja aus China, und nicht aus der Schweiz. Wie wir wissen, lebt der gemeine Chinese ja von einer Hand voll Reis am Tag. Ok. Heute nicht mehr. Und für diesen Preis könnte man sich auch schon etwas mehr als eine Hand voll Reis kaufen. Ich kenn die Reispreise jetzt nicht auswendig, drum hab ich grade gegoogelt. Je nach Geschäft und Packungsgröße gehen sich zwischen 260 und 1200 Packungen Reis aus. Österreichische Preise wohlgemerkt. In China ist das vielleicht eine ganze LKW Ladung Reis. Drum hab ich mir lieber diese Uhr gekauft. Ich esse zwar sehr gerne Reis, aber was mach ich mit so viel? In den Garten kippen? Außerdem hätte auch kein Chinese eine LKW Ladung Reis statt der Uhr gekauft. Vielleicht nicht einmal diese Uhr. Die kaufen heute lieber Schweizer oder Japanische Uhren, und wenn sie genug Geld haben, am liebsten Rolex. Ich persönlich würde mir für den Preis einer Rolex lieber einen ganzen Haufen günstigerer, schöner Uhren kaufen. Zum Beispiel von der Beijing Watch Facroty. Die tollsten Uhren dieser Firma, die mit Email-Ziffernblatt und komplexen Tourbillon Werken, kosten aber zumindest genau so viel wie eine Rolex. Oder mehr. Die Welt ist soooo ungerecht.

Nein. Quatsch. Ich bin froh, in dieser Ecke der Weltkugel geboren und aufgewachsen zu sein. Es gibt absolut keinen Grund, unzufrieden zu sein. Hier kann man wirklich noch seines eigenen Glückes Schmidt sein. “Jeder soll nach seiner Fasson selig werden”, soll schon der Preußenkönig Friedrich II gesagt haben. Genau das versuch ich. Mit Erfolg. Und außerdem muß man nicht alles haben. Ich glaub auch gar nicht, dass es glücklicher macht, alles haben zu können. Wovon sollte man dann noch träumen?my_chinese_watchblog_beihai_ltd_004

Diese auf 2008 Stück limitierte Uhr gibt’s es bis dato in zwei Versionen. Das ist deshalb möglich, weil die BWAF nicht die gesamte Serie auf einmal baute, sondern je nach Nachfrage kleinere Serien auflegt. Dadurch können im Laufe der Zeit Verbesserungen einfließen, dadurch ergibt sich aber auch, dass innerhalb der Serie Unterschiede bestehen. Dass freut vielleicht die zukünftigen Sammler. Die Urversion sah geringfügig anders aus. Vor allem unterscheiden sie sich durch das neue Uhrwerk. Wie der Vorgänger ist auch dies ein Handaufzugkaliber, das neue B18 besitzt im Gegensatz zum Vorgänger SB18 jedoch auch eine Datumsfunktion. Die man verwenden kann, oder auch nicht. Bei dieser limitierten Beihai wird sie nicht verwendet. Man braucht aber für ein Datum kein eigenes Uhrwerk mehr, man kann ein und das selbe verwenden. Ist bei den eher kleinen Stückzahlen der Pekinger Uhrenfabrik vielleicht gar nicht so unwesentlich.

my_chinese_watchblog_beihai_ltd_zhufeng_01Der für mich persönlich interessanteste Unterschied ist die fehlende englische Aufschrift der Originalversion. Bei der Erstversion stand am Ziffernblatt unter dem stilisierten Tiān’ānmén  “Beijing Watch” drauf. Bei den neuen Modellen, und zwar nicht nur bei der Beihai, sondern bei allen neuen Modellen der BWAF, sind an derselben Stelle chinesische Schriftzeichen zu finden, die vermutlich das gleiche bedeuten, aber wesentlich besser aussehen. Es schaut einfach chinesischer aus. Hierbei handelt es sich ja nicht um einen “China-Kracher”. Dies ist kein von billigen Arbeitskräften zusammengeschusterter Schrottwecker. Die ist eine wunderschön gefertigte Uhr einer chinesischen Manufaktur, und da kann man, verdammt noch einmal, als Chinese auch stolz drauf sein! Und das kann man durch chinesische Schriftzeichen auch zeigen! Für so ein wunderbares Produkt ist es auch keine Schande, wenn “China Made” drauf steht. Ein chinesischer Uhrmacher ist nicht zwangsweise ein schlechterer Uhrmacher! Es gab auch einmal eine Zeit, als Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha ausgelacht wurden. Die, die am lautesten lachten, gibt’s heute nicht mehr oder nur mehr in stark verkleinerter, unbedeutenderer Form. Heute lacht keiner mehr. Es gibt auch in China Hersteller, über die man nicht lachen sollte. Es wäre vielleicht besser, sie sehr ernst zu nehmen, sonst erstickt man früher oder später an der eigenen Selbstgefälligkeit, wie das zahllosen europäischen Motorradherstellern gegangen ist. Natürlich gibt es auch Schrott aus China. Nicht einmal selten. Nicht selten steht heute aber ein europäischer Name drauf.

Beijing Zhufeng II

Zhūmùlǎngmǎ Fēng ist der chinesische Name des höchsten Berges der Welt, des Mount Everest. Es ist (lt. Wikipedia) die phonetische Widergabe des tibetanischen Namens Qomolangma, “Mutter des Universums”. Zhufeng ist die Abkürzung. Was für ein Name für eine Uhr! Der höchste Berg der Erde! Nach offizieller chinesischer Auffassung ist das auch legitim. Der Everest steht auf chinesischem Gebiet. Egal, wie das der Rest der Welt sieht. Manche Europäer sehen das zwar ganz anders, aber das liegt vermutlich auch nur im Auge des Betrachters. Die meinen, China hätte Tibet und Nepal besetzt. Das gehörte nie zu China. Die chinesische Kultur ist allerdings rund 4000 Jahre alt. Da sind die Germanen noch im Neandertal herum geirrt und die Vorfahren der heutigen Amis lebten noch auf den Bäumen Europas, etwas spitz formuliert. In diesem Zusammenhang frag ich mich, wie es Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts zum sogenannten “Boxeraufstand” kam? Was hatten die alle in China zu suchen? Noch dazu bewaffnet. Urlaub wird das ja wohl nicht gewesen sein? Soviel zu Ansichten in Sachen Weltpolitik. Und nun wieder zu Uhren.my_chinese_watchblog_beijing_zhufeng_2_003

Ich gestehe, die Zhufeng war nicht Liebe auf den ersten Blick. Sie hat mir gefallen, aber das Gefühl “Will ich haben” begann sich erst nach und nach zu regen. Ausschlaggebend dafür war wohl die Beihai. Die Everest ist ihr nicht unähnlich, aber doch irgendwie ganz anders. Reden wir einmal über die Gemeinsamkeiten. Der Durchmesser ist etwa gleich. Ich hab nicht nachgemessen, aber wenn ich sie nebeneinander halte, sind sie gleich groß. In beiden werkelt auch das gleiche Uhrwerk, das B18 Handaufzugkaliber. Hier zeigt sich auch der erste große Unterschied. Die Everest hat ein Datumfenster, die Beihai hat keines. Wir erinnern uns, das B18 ist ein datumfähiges Kaliber. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass die Beihai kein Datumfenster hat. Es gibt eine unlimitierte Ausführung mit Datum, wie es auch eine Ausführung mit Automatikwerk mit Datum gibt. Ohne Datum gefällt sie mir aber wesentlich besser. Seltsamerweise stört es mich an der Everest nicht wirklich. Trotz einer gewissen Ähnlichkeit sind es einfach zwei total unterschiedliche Uhren. Die Urausführung besaß kein Datum. Das war mit dem SB18 Kaliber auch gar nicht möglich.

my_chinese_watchblog_beijing_zhufeng_2_002Ein großer, und auch in gewisser Hinsicht irreführender Unterschied besteht an der Rückseite der Uhr. Die Rückseite der Beihai ist am Rand nur etwas abgeschrägt, ansonsten schmiegt sich der Glasboden eng und eben über die gesamte Fläche der Rückseite ans Uhrwerk. Der Glasboden ist also nicht einfach nur drauf geschraubt, wie bei anderen Uhren, er ist integraler Bestandteil der Konstruktion und gibt den Blick absolut unverzerrt auf das gesamte Werk frei. Das ist auch bei der Everest so, nur ist die Rückseite der Everest nicht komplett flach, wie bei der Beihai. Beide Uhren sind um einiges größer als das Uhrwerk, beide Uhren sind, nachgemessen, 10mm dick. Die Everest schaut wesentlich dicker aus! Bei der Everest besitzt nämlich nur der obere Teil, ich würde sagen, die obere Hälfte, der Uhr den großen Durchmesser des Ziffernblattes. Die unteren 5mm sind auf den Durchmesser des Uhrwerkes verengt, womit sich ein Absatz ergibt, der, zufällig oder gewollt, das Aufziehen der Uhr erleichtert. Wobei man hier anmerken muß, dass sich die Beihai aufgrund der größeren Zwiebelkrone genau so einfach aufziehen lässt. Die Everest besitzt diese Krone aber nicht. Braucht sie auch nicht.my_chinese_watchblog_beijing_zhufeng_2_007

Die Ur-Everest wurde mit einem Lederband mit Faltschließe ausgeliefert, die Everest II kommt mit einem feingliedrigen Stahlband mit der selben Faltschließe, mit der auch das Band der ZunDa ausgestattet ist, die ich vielleicht ein anderes Mal gesondert vorstelle. Funktionell wie optisch gibt’s da nichts auszusetzen. Selbstverständlich befindet sich, wie auf der Aufzugskrone, auch auf der Faltschließe das Markenzeichen der Firma, das stilisierte Tor zum himmlischen Frieden. Das Uhrband lässt sich unter Zuhilfenahme einfacher Werkzeuge, sofern man nicht zehn Daumen besitzt, auch leicht selbst auf die passende Länge kürzen. Dazu braucht man keinen Uhrmacher.

Das hochglanzpolierte Stahlband ist Geschmackssache. Ich finde, es passt ganz gut zur Everest. Wer gerne Milanaise Bänder trägt, dem wird auch dieses Band gefallen. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich es nicht eines Tages gegen ein Lederband tausche, wenn mir das richtige über den Weg läuft. Ich glaub, es täte der ganzen Uhr gut, wenn das Band nicht gar so glänzt. Auf Bildern hab ich sie mit einem Python Band gesehen, da läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Andererseits weiß ich nicht, wie man zur Haut eines Python kommt, um daraus ein Uhrband zu machen. Wenn das nur die Überreste vom Häuten sind, macht das nichts. Wenn deswegen eine Schlange dran glauben müsste, würde mir das sehr viel ausmachen. So viel, dass ich verzichte. Ich liebe Schlangen. Vor allem Python. Ich hatte schon eine in der Hand. Toll, kann ich nur sagen. Fühlt sich noch toller an, als die Everest mit Python Band, da bin ich sicher.

Einen schönen Tag noch………………..

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