Amstetten – B1 – Wien – Kahlenberg – Leopoldsberg – Klosterneuburg und Umgebung – dem Navi nach “Kurvenreiche Strecke über Nebenstraßen zurück nach Amstetten.
Streckenlänge: rund 300km
Das war in mancherlei Hinsicht eine seltsame Tour. Zuerst einmal, wer fährt eine Motorradtour nach Wien? Es ist doch blöd, mit dem Motorrad, mit Absicht (!) in eine Millionenstadt zu fahren! Oder etwas nicht?
Nein, eigentlich nicht wirklich. Wir sind ja nicht in die Stadt gefahren, sondern in die Hügellandschaft rund um Wien. Und zweitens mach ich ganz gerne solchen Sachen, wie zum Beispiel auf der Bundesstraße von Amstetten nach Wien zu fahren. Oder von Amstetten bis Salzburg und zur Deutschen Grenze. Bin ich auch schon gefahren. Der Grund dafür? Na, weil ich das vorher noch nicht gemacht hatte! Genügt doch als Grund. Und so war das auch dieses Mal. Wir hatten uns am üblichen Treffpunkt verabredet, Duracell-Weibchen mit dem Tschobber, ich mit einem Motorrad, in diesem Fall die Thunderace (passt gut bei 120 Ps Unterschied), und ich fragte, ob sie ein besonderes Ziel im Auge hätte. “Nein, nur fahren” war die Antwort. “Gut”, sag ich, “dann fahren wir auf der Bundesstraße nach Wien. Hast du das schon einmal gemacht?” Hatte sie nicht. Bis St.Pölten ja. Mit dem Auto. Aber nicht mit dem Motorrad und nicht weiter ostwärts. Also sind wir gefahren.
Auf der Bundesstraße B1 (Auch als Wiener Straße bekannt) nach Wien fahren ist ganz was anderes als auf der Autobahn. Gaaaanz was anderes!
Zuerst einmal die Entfernung. Das fällt einem aber erst hinterher auf. Ein bissl mehr als 100km auf der Autobahn und rund 150km auf der Bundesstraße. Ohne großen Umwege, hauptsächlich auf der Bundesstraße Nr.1, die sich in ost-westlicher Richtung von Wien bis Salzburg und zur Deutschen Grenze zieht.
Auf dieser Bundesstraße sieht man wesentlich mehr von der Gegend, die man durchfährt. Keine Lärmschutzwände, keine Streckenführung zwischen Wiesen und Feldern abseits von Ortschaften. Man durchfährt Orte, von denen man als Autobahnbenützer noch nie etwas gehört hat und sieht alles aus einem ganz anderen Blickwinkel. Der Unterschied zwischen Autobahn und Bundesstraße ist genau so drastisch wie der zwischen einer Fahrt auf der Donauuferstraße und im selben Streckenabschnitt einer Schifffahrt auf der Donau. Man sieht plötzlich Dinge, die man nie vorher gesehen hat.
Bis Melk ist der Streckenverlauf noch hügelig, dann wird es bis St.Pölten immer flacher und ab der niederösterreichischen Landeshauptstadt wird´s dann schlicht und einfach flach. Bis zum Riederberg. Man glaubt ja fast nicht, daß da plötzlich ein Berg (na ja, so um die 400m halt) mit Kehren kommt, so kurz vor Wien. Und wenn man sich dann auch noch in der Gegend zwischen Purkersdorf, Hütteldorf und Klosterneuburg herum treibt, dann könnte man seine Meinung schon überdenken, die da meistens lautet, “Es ist einfach blöd, mit dem Motorrad nach Wien zu fahren. Das taugt nix!” Dem ist nicht so. Dann versteht man auch, zumindest als älterer Herr mit so um die sechzig, was die Reitwagler in ihrer Anfangszeit so im Wienerwald und Umgebung getrieben haben. Was sie meinten, wenn sie von der Dopplerhütte redeten und warum man dort auch schnell den Führerschein los ist. Als ich vor wasweißich wie vielen Jahren zum ersten Mal dort herumgegurkt bin, hab ich mir beim Anblick dieser Straßen schon gedacht, “Na habe die Ehre, die haben einen ordentlichen Pracker!”
Wir sind, als wir und Wien näherten, rein nach Gefühl und aus der (verblassten) Erinnerung heraus bei Mauerbach zum Tulbingerkogel gefahren, oder besser gesagt, Richtung Tulbingerkogel, als mir klar wurde, wir sind jetzt schon fast 150km unterwegs und der Tschobber bleibt nach rund 160km benzinlos stehen! Ergo wurde mir auch klar, daß wir innerhalb von gut 10 oder höchstens 15km eine Tankstelle finden mußten, sonst muß die Dame wieder einmal bei mir als Sozia mitfahren und wir müssen uns bei einer Tankstelle einen Kanister ausleihen. Hatten wir ja schon. Also wieder runter zur Stadt, nicht wissend, daß der Exelberg ganz in der Nähe war, den ich gerne wieder gesehen hätte. Da soll es früher ein Bergrennen gegeben haben, las ich irgendwo und einmal bei meiner Herumgurkerei in dieser Gegend hab ich diese Straße durch Zufall gefunden. Ein Hammer.
Also gen Hütteldorf und dem Navi nach zu einer Tankstelle, die sich in 2.3 (oder 3.2?) km Entfernung befinden sollte. Dort war dann zwar viel Verkehr, aber keine Tankstelle. Ich hab dann eine Dame gefragt, die meinte, “Ja, da gab es eine Tankstelle und einen Reifenhändler. Jetzt aber nicht mehr”. Sie hat mir dann erklärt, ich solle den Straßenbahnschienen folgen, bis wir zu einer Unterführung kämen, und gleich nach dieser Unterführung würde sich zur rechten Hand eine Tankstelle befinden. Diesem Rat folgte ich so lange, bis ich zu zweifeln begann, ob das auch wahr war. Wäre nicht das erste Mal, daß mir ein Wiener den (falschen) Weg weist. Irgendwie kam mir das spanisch vor, und so frug ich einen Porsche Fahrer, der seine rechte Seitenscheibe unten hatte. “Entschuldigen sie, wissen sie hier in der Nähe eine Tankstelle?” Grübel, grübel und studier? “Also hier in der Nähe weiß ich keine, aber……………”.
“Ach, dann lassen sie einmal. Ich kenn mich hier sowieso nicht aus und schau, ob ich am Navi was finde. Danke”, meinte ich und fuhr zum Straßenrand. Viel Spielraum hatten wir nicht mehr, dann würde der Tschobber bald trocken sein. Wir fuhren nochmals zurück, dann drehten wir wieder um, denn ein Schild am Straßenrand wies zu einer Tankstelle in 2km Entfernung. Zurück, die gleich Strecke, die wir grade gekommen waren, dann noch ein Stück weiter, durch eine Unterführung und………..da war die Tankstelle zur rechten Hand! Und der Tschobber lief auch noch. Toll. Geschafft.
Ich hätte zwar ab hier locker nochmals 150km geschafft – bei dem Tempo braucht die Ace ja kaum Benzin – aber weil wir grad da waren, hab auch ich voll getankt. Ich ging in den Kassenraum, bezahlte und ging wieder raus, und grade wie ich die Rechnung in der Brieftasche verstaute und diese in meiner ärmellosen Jacke, die ich überm Leder trug und den Blick wieder erhob, kommen mir meine Lady und ein Herr entgegen, den ich als den Porschefahrer erkannte, den ich nach der Tankstelle frug.
“Ja. Öh. Es tut mir wirklich leid, aber diese Tankstelle hatte ich vergessen”, meinte der Herr sichtlich verlegen. “Ich fahr da auch öfters mit dem Motorrad herum, aber an diese Tankstelle hab ich nicht gedacht. Tut mir wirklich leid”. “Ach, was”, sag ich, “ wir haben eh hergefunden”. Ja, und nachdem wir wieder die Tanks voll hatten, ging unsere Fahrt locker und unbeschwert weiter.
Ps.: Vom Kahlenberg wie auch vom Leopoldsberg hat man einen wunderschönen Ausblick auf Wien und das Kopfsteinpflaster der Höhenstraße besitzt auch seine Reize.
Schönen Tag noch……………………….