Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

26. Januar 2021

2021. 01. 26. Gaming, Dreieckberg–Eine alte Leidenschaft erwacht

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 20:47

Am Vortag war ich mit Eddie hier bei diesem kleinen Berg, weil wir grade nichts besseres zu tun hatten, und stiegen zuerst zur Felskanzel am Kirchstein, der ungefähr am ersten Drittel des Deieckberges liegt, um dann über den breiten Waldgrat zum Sender hoch zu steigen, der sich im zweiten Drittel des Berges auf einer freien Fläche befindet. Es ist eine schöne Stelle mit toller Aussicht auf den Ort Gaming, wo sogar auf einer kleinen Felsigen Nase ein Kreuz steht. Schaut aus wie in richtiger kleiner Gipfel. Diese kleine Kanzel war seit über 10 Jahren meine erste Wanderung. Ich war früher viel auf Berge gestiegen. Ein Berg war etwas, was bei 1000m beginnt. Alles drunter war bestenfalls ein kleiner Spaziergang zum Aufwärmen. Ich hatte mit meinen Motorrädern einfach keine Zeit mehr und auch, wenn ich ehrlich bin, gar keine Lust mehr, auf Berge zu steigen. Zeit hätte man immer, wenn man wirklich will. Ich war vielen Bergen aufs Dach gestiegen. Das war irgendwie einfach vorbei. Bis zum 25. Jänner 2021.

20210126_132051
Kreuz am Kirchstein
20210126_132110
Tiefblick auf Gaming

Über Nacht hatte es geschneit und NP1 fragte, ob ich Lust hätte, gemeinsam mit Eddie ein wenig herum zu gehen. “Ja”, sagte ich, “gehen wir auf den Dreieckberg in Gaming?” Und los gings. Ins Auto und auf nach Gaming. Beim Abmarsch war es 13 Uhr. Gemütlich zogen wir die erste Spur zum Kirchstein, dann eine kleine Rast, schauen und weiter über den breiten Waldgrat zum Rastplatz und zum Hochspannungsmast hoch. Es ist ein sehr schöner Grat, der mäßig steil nach oben führt. Oben, nach einem kurzen Steilstück eine flache Insel am Berg, ein Zusammentreffen zweier Forststraßen, wo der Mast und auch eine Bank mit Tisch steht. Herrlicher Ausblick in die Umgebung und auf Gaming. Bis hier her war ich am Vortag mit Eddie gegangen, dann kehrten wir über die Forststraße und über den Steig zum Ausgangspunkt zurück. Heute gingen wir weiter zum Gipfel, der noch etwas ein Drittel des Gesamtweges entfernt vor beziehungsweise über uns lag.

20210126_13340620210126_13403720210126_134043
Aufstieg zum Hochspannungsmast mit Tiefblick, und schon fliegen wieder die Schneebälle.

Ohne all zu große Rast weiter auf der linken Forststraße etwa 150m zu einer Böschung und dann rechts zum relativ scharfen Grat rauf und dem dann entlang recht steil, aber wunderschön zum Gipfel des Dreieckberg auf 874m. Gaming liegt auf (lt. Karte) 430m, ergo nicht ganz 450Hm. Ohne große Übung und Kondition brauchts da bei diesen Bedingungen etwa 20 bis 25 Minuten für einen Abschnitt, also für jedes Drittel der Strecke. Mir ist dann ehrlich gesagt beim Anstieg zum Gipfel ziemlich der Dampf ausgegangen. Nein, keine Atemnot. Hatte ich nie. Auch nie, als ich noch geraucht hab. Ich hab nie solche Höhen erreicht wie der Jerzy Kukuczka aus Polen, der damalige Konkurrent vom Reinhold Messner um die 14 höchsten Gipfel der Welt, aber auf 4800m hab ich mir auch einmal eine Zigarette angezündet. Schmeckte so, wie man sich den Geschmack und Geruch einer brennende Matratze vorstellt. Kukuczka soll sich auf über 7000m eine angezündet haben. Aber wie gesagt, ich rauch ja nicht mehr.

20210126_134054
Anmarsch zum Gipfelgrat. Eddie zieht die erste Spur.

Nein, es war nicht Kurzatmigkeit. Es war mehr diese Kraftlosigkeit, wenn man solche Aufstiege, auch wenn sie gar nicht hoch hinaus führen, nicht gewöhnt ist. Ich kam mir vor wie eine bleierne Ente, die nicht vom Fleck kommt. Atmen, steigen, atmen, steigen, aber irgendwie geht nichts weiter. Glaubt man wenigstens. Kein Gefühl mehr für Höhe und Entfernung. Was mich aber fasziniert hat, das war die Kälte durch den Wind, der aufgekommen war. Beim Mast, also nach zwei Drittel des Weges, hatte sich der Himmel total verzogen, es wurde ganz grau, diesig und teilweise fiel leicht der Schnee. Der Wind wehte an offenen Stellen um den Waldgrat und zog eine Fahne wie am Everest. Na ja, maßstäblich verkleinert natürlich. Und Eddie, mein Yorkie, hing an der Leine fast wie ein Drache und kämpfte sich durch den für ihn starken Wind und hohen Schnee vorwärts hinauf, ohne mit den Ohren zu wackeln. Das lag nicht dran, daß seine großen Schlappohren das gar nicht erlaubten. Eddie ist ein Terrier und Terrier geben nicht auf! Die Schnauze vereist, die Beinchen mit dicken runden Eisklumpen, daß er kaum mehr vorwärts steigen konnte, wühlte er sich immer höher bis zum Gipfel des Dreieckberges. Ich muß ehrlich sagen, nach dem, was ich da gesehen hab, war und bin ich sehr stolz auf meinen Eddie. Und alles in allem hat das mitgeholfen, daß irgendwie wieder die Liebe und Leidenschaft zu den Bergen erwacht ist und ich wieder wandern gehe.

20210126_141806 20210126_141750 20210126_141834_001
Ausstieg vom Gipfelgrat, Gipfelrast und Gipfelbuch
20210126_142106

Beim Abstieg mußte Eddie erstmals lernen, daß er nicht an der Leine ziehen darf, sonst hätte er mich umgerissen. Was trotz der Steilheit nicht lebensgefährlich wäre. Es ist ja nicht ausgesetzt und man fällt nicht endlos. Man kann bestenfalls hinfallen, aber man kann sich weh tun. Weh tun möchte man sich bei diesem Wetter sicher nicht am Dreiecksberg. Aber irgendwie hat er schnell begriffen und wir wateten gemütlich den Kamm runter und gingen dann auf der Forststrasse ein Stück abwärts, um bei der ersten Gelegenheit zum Steig abzusteigen, der zum Anfang der Tour führt.

Das war jetzt nichts weltbewegendes, aber es waren zwei schöne Stunden und es scheint, es war der Anfang einer alten, neuen Leidenschaft.

Einen schönen Tag noch……………….

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. TrackBack URL

Leave a comment

Powered by WordPress