Aufstehen um drei Uhr. Abfahrt um dreiviertel vier über Waidhofen an der Ybbs ins Ennstal, in Altenmarkt abgebogen Richtung Buchauersattel und dann über Admont in die Kaiserau. Oben am Sattel biegen wir links auf die Mautstraße zur Oberst Klinke Hütte ab, folgen der rund fünf Kilometer langen Schotterpiste rauf zum Parkplatz unter der Hütte und machen uns fertig. Um viertel nach fünf sind wir abmarschbereit. Der Himmel ist nahezu wolkenlos, die Temperatur beträgt ungefähr 14°C, also beste Bedingungen.
4:45 Uhr Südrampe des Buchauersattel, Blick zu (von links nach rechts) Admonter Reichenstein, Sparafeld, Kalbling, Riffel und Kreuzkogel
5:16 Uhr am Parkplatz der Oberst Klinke Hütte 1486m. Vor uns der Admonter Kalbling von seiner (scheinbar) unnahbaren Seite. Aufbruch zum Kalblinggatterl
Sonja ist zum ersten Mal hier und kann sich nur schwer vorstellen, wie wir da zum Gipfel rauf wandern sollen.
Das ist auch kein Wunder, denn der Kalbling schaut von hier verdammt abweisend aus. Es gibt allerdings ein Geheimniss, das man von hier sogar sieht. Wenn man weiß, wo man hinschauen muß.
Es ist noch recht kühl und hinter uns erwacht die Gegend im Sonnenlicht.
5:51 Uhr. Wir sind im Latschengebiet
Aufstieg in den Latschengassen
Hinter uns gewinnt der Ausblick an Wucht
Je weiter der Ausblick hinter uns, desto steiler und steiniger der Weg vor uns.
Manchmal führt der Weg recht direkt hoch.
Hier im Schatten ist es ganz ordentlich kalt. Grade gut für den Aufstieg.
Ein fesches Wegerl führt da hoch………..
Auch Eddie hat seinen Spaß bei der Sache. Hier sieht man sogar schon zum Kreuzkogel rüber.
Jetzt ist das Geheimnis des Aufstieges durch diese steile Wand gelüftet. Es ist dieser Weg, der um den Berg herum führt.
Eddie spitzt die Ohren. Ein Rudel Gämsen vor uns.
Die Gämsen sind etwas schwer zu sehen, weil die im Gelände mit ihrer Zeichnung ganz gut getarnt sind. Schade, daß wir keines ihrer Nester finden. Es gibt nichts süßeres, als eine kleine Gams, die grade frisch aus dem Ei geschlüpft ist. Für Neugierige HIER die Brutbiologie der Hochalpengämse zum Nachlesen.Da fällt mir ein alter Kalauer ein. Deutscher Urlauber zum Einheimischen: “Entschuldigen Sie, haben Sie hier Jämsen?” Einheimischer: “Na, hächstens, es hobts oa eingeschleppt!” Oder der ist auch gut: Deutscher Urlauber zum Einheimischen: “Sachen Sie einmal, wo kommen den die vielen Steine her?” Einheimischer: “De hod da Boch oba zaht!” Deutscher: “Was? Aber hier fließt doch gar kein Bach!” Einheimischer: “Der wird grod obn sein, Stoa hoin”.
Blick zurück zur Oberst Klinke Hütte
Unser Aufstiegsweg im Rückblick
Hier kann man sich entscheiden, wo man hin will. Kalbling und Sparafeld? Bitte rechts abbiegen. Oder lieber Riffel und Kreuzkogel? Bitte nach links. Man kann aber auch kreuz und quer gehen. Hier gibt es keine Straßenverkehrsordnung. Wir entscheiden uns vorerst einmal für den Weg rechts rauf zum Kalbling…………
……der gleich ordentlich steil anfängt.
Ja, irgendwie schaut es seit einer Weile so aus, als würde die Wand rechts neben uns einfach nicht kleiner werden. Wir müssen aber ganz rauf da. So lange, bis nichts mehr über uns ist, außer der Himmel.
Hinter uns dient der Rifflspitz mit seinen 2106m Höhe als Anhaltspunkt, wie weit es noch bis zu unserem Gipfel ist. Der Kalbling ist mit seinen 2195m höher, und daher müsste der irgendwann deutlich unter uns sein. Hinter Riffl und Kreuzkogel (der felsige Spitz links vom grünen Rifflspitz) türmt sich die Haller Mauer auf.
Hier ein schöner Blick zur Haller Mauer. Links der Große Pyhrgas 2244m, daneben der Scheiblingstein 2197m und am rechten (östlichen) Ende der Hexenturm 2172m
7:04 Uhr. Gefühlsmäßig dürften wir mit dem Rifflspitz gleich gezogen haben.
Hier ein Blick auf den höchsten Punkt unserer heutigen Tour, der Sparafeld mit seinen 2247m. Bei denen, die den Weg da hoch noch nicht kennen, wir sich bei diesem Anblick wohl der Blutdruck leicht erhöhen und der Schweiß ausbrechen. Aber das ist in Wahrheit nicht so schlimm. Leute, wenn mein kleiner Hund da hoch kommt, dann kann das nicht so schlimm sein……………..
Aber vorerst geht`s einmal zum Gipfel des Kalbling. Das schaut, wenn man die furchteinflößende Südwand nicht mehr vor sich hat, schon recht gemütlich aus.
7:19 Uhr. Nein, noch sind wir nicht oben. Aber der Ausblick ist auch hier schon grandios. Nördlich von uns Riffl und Kreuzkogel, dahinter die Haller Mauer. Man beachte noch den grünen Mugel genau zwischen uns und dem Rifflspitz. Der spielt später noch eine wichtige Rolle.
Östlich von uns der spitze Sparafeld (links unterhalb der Sonne der steile, spitze Zacken) und rechts daneben der um vier Meter höhere Admonter Reichenstein. Der allerdings nicht ganz so daneben steht, wie es von hier aussieht. Näheres sehen wir noch später, denn wir das Sparafeld bestiegen haben.
Ein Haufen Gegend ist das hier.
Vor lauter Begeisterung könnte man vergessen, daß wir noch immer nicht am Gipfel des Kalbling sind. Ein Stück haben wir noch vor uns.
7:22 Uhr – Berg Heil! (Nein, das ist nicht Nazi, Du Dodel).
Schöne Grüße vom Admonter Kalbling 2196m
Eddie kann`s gar nicht mehr erwarten. Jetzt gibt`s Cabanossi von der Sonja.
Achtung, Deckung! Die Jausenschnorren kommen! Frech landen die Alpendolen neben uns, starten wieder, zeigen uns eine Flugshow und landen wieder neben uns. Die warten auf eine Belohnung. Und vor dem Abmarsch immer den Inhalt des Rucksackes kontrollieren! Nicht, daß man einen dieser schwarzen, gefiederten Freunde mit zum nächsten Gipfel trägt. Die sind nämlich so frech und spazieren in den offenen Rucksack hinein. Die wissen genau, daß ihnen niemand etwas tut.
7:35 Uhr. Es nützt ja alles nichts, wir müssen weiter. Noch zwei weitere Gipfel stehen heute am Programm. Zuerst rüber zum höchsten Punkt unserer Tour, zum Sparafeld. Vorerst einmal zeichnet sich der Weg, dem wir folgen werden, klar ab.
Nachdem wir die Senke zwischen Kalbling und Sparafeld passiert haben, steigen wir eine mäßig steile Wiese querend hoch.
Das ist noch recht gemütliches Gelände, aber bald sagt mir mein Gefühl, hier ist was falsch. Oder zumindest anders, als ich das in Erinnerung hab. Ich bin nicht zum ersten Mal hier. Nicht einmal zum zweiten Mal, aber mein letzter Besuch ist halt schon lange her.
Stück für Stück wird`s luftiger unter uns………..
…und steiler über uns. Nach meinem Gefühl sind wir viel zu weit in der Flanke des Sparafeld, aber ich verlaß mich auf den markierten Weg und geh weiter. Trotzdem sagt mir mein Gefühl, das ist nicht der Anstieg, den ich kenne.
Viele Wege führen zu Gott. Einer führt über die Berge. Ein falscher Schritt genügt.
Und wenn man nicht so erfahren ist, ist es in diesem Gelände auch besser, an der Leine zu gehen.
Das ist ein Teil unseres Rückweges. Meine alte Aufstiegsroute von früher, sozusagen. Der Grat ist schön breit, da kann nix passieren. Schaut wilder aus, als es ist.
Aber noch sind wir ja gar nicht oben. Da fehlt noch ein Stück. Wenn man genau schaut, sieht man im rechten oberen Teil des Bildes das Gipfelkreuz.
Hier sieht man im Rückblick einen Teil des Weges, den wir im Abstieg nehmen. Aber Vorsicht. Das ist kein richtiger Weg und schon gar nicht ist der markiert. Wir gehen beim Abstieg genau am Grat runter und queren erst sehr spät rechts zurück auf den markierten Weg. Das ist viel schöner und das war auch der Weg, den ich früher beim Aufstieg nahm. Darum kam mir die Querung in die Flanke so fremd vor. Erst von oben sah ich dann, daß das nicht der Weg war, den ich kannte.
Der Gipfel ist nah. Und hier sieht man auch ein wenig, warum ich diesen markierten Weg nicht leiden kann. Das ist eine Schutthalde. Die ganze Querung ist eine einzige, riesige Schutthalde. Am Grat erspart man sich den ganzen Schutt und sieht noch dazu auf beiden Seiten schön aus.
Der Grat, der Sparafeld und Reichenstein verbindet. Wie schon einmal gesagt, der Reichenstein da drüben ist um vier Meter höher. Hinten in Bildmitte ist der Große Buchstein zu sehen, rechts seitlich der Tamischbachturm und weiter rechts die Gesäuseberge mit Planspitze, Hochtor und Ödstein, der grade noch hinterm Reichenstein hervor lugt.
Hier schauen wir auf unseren Gipfel zurück, rechts daneben der Kalbling und noch weiter rechts Kreuzkogel und Riffelspitz.
Der Ausblick reicht hier bis in die Eisenerzer Bergwelt hinein.
Wie steil das wirklich ist, kommt immer drauf an, aus welchem Winkel man es betrachtet. Der Sparafeld schaut nicht ganz ohne Grund von weitem steil aus.
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei, und so mußten wir auch hier wieder absteigen. Wir stiegen wie schon gesagt genau am Grat bis zur Scharte, wo man nur kurz zum bezeichneten Weg rüber queren muß. Auch Sonja war begeistert, so schön ist diese Alternative. Nicht nur aussichtsreicher, sondern auch wesentlich kürzer und unbeschwerlicher. Schutt ist nur im letzten Bereich ein Thema. Aber wo ist hier kein Schutt. Aufpassen muß man überall.
Und schon sind wir wieder in den Mulde angekommen.
8:43 Uhr. Jetzt geht es wieder einmal gemütlich zu wie auf der Alm. Kein Schutt, man kann nicht runter fallen. Sogar mit Restschneefeldern, in denen man toben kann. Eddie freut sich. Es ist hier noch immer recht kühl.
Alm und Enzian. Da fällt mir etwas ein. Aber nein. Ich erspar mit diesen Blödsinn heute einmal. Ausnahmsweise.
Der Sparafeld schaut auch von hier recht fesch aus.
Das Gras fühlt sich hier ganz anders an als daheim im Garten.
Der Rifflspitz 2106m und dahinter die Haller Mauer
9:15 Uhr. Wir sind jetzt genug herumgesessen. Auf geht`s zum nächsten Gipfel. Jetzt gibt`s auch einmal einen Rückblick zu Kalbling (rechts) und Sparafeld (links dahinter).
In der Mitte der Tamischbachturm, rechts die Gesäuseberge und links der Buchstein.
Da lang bitte, das Gipfelkreuz wartet schon.
Jetzt können wir auch einmal einen näheren Blick zum Gesäuseeingang wagen.
“Jetzt machts doch endlich einmal weiter”, denkt sich Eddie. “Is eh ´nimmer weit! Zahts au heats!”
Dann wird’s wirklich noch einmal steiler und steinig und das Gipfelkreuz kommt in Sicht.
9:32 Uhr – Gipfel Rifflspitz 2106m. In grader Verlängerung hinterm Gipfelkreuz sind die weißen Restschneefelder des Dachstein zu sehen.
Blick nach Süden zu Kalbling und Sparafeld. Man beachte den begrasten Mugel am rechten Bildrand.
Und nochmals nach Osten, weil’s so schön ist.
Jetzt können wir auch nach Admont runter schauen. Schön ist die Umfriedung des Stiftes zu sehen.
“Und jetzt könnt`s mir einmal den Buckel runter rutschen mit eichane Bergln, weil jetzt gibt`s was zu Fressen!”
Hier sieht man schön auf den Gratwanderweg vom Kreuzkogel zum Rifflspitz hinunter, und da kommen auch tatsächlich zwei Wanderer herüber.
Da handeln sie sich grade am Seil herauf, rasten kurz und gehen dann zu Sparafeld und Kalbling weiter. Und der Einen von den Beiden hat gesagt “Mir sand ja nimmer so schnell in unserem Alter!” Ja, ja, I vasteh scho.
Hier können wir auch einmal über die Klinke Hütte in die Bergwelt nach Westen schauen.
10:10 Uhr – Na ja, dann geh ma halt wieder. Wir haben ja noch was vor.
Ich hab ja weiter oben schon einmal gesagt, man möge auf den grasigen Mugel unterhalb von uns achten. Hier ist das Bild nochmals, falls man das vergessen haben sollte. Und dieser Mugel spielt jetzt eine Rolle, weil ich auf der Karte (zumindest auf meiner) gesehen hab, daß dieser Mugel gar keinen Namen trägt. Und daher haben wir uns zu einer Besteigung entschlossen und ihm, diesem Mugel, den Namen Eddie Kogel gegeben, nach seinem berühmten Erstbesteiger Sir Eddie von Yorkshire.
Hier das improvisierte Gipfelkreuz
Und hier Sir Eddie bei seiner wohlverdienten Rast. Und wer jetzt meint, “Halt, stop! Das ist unser Kogel, das ist der Lumpi (Hansi, Burli oder was weiß ich, wie ihr eure Hunde getauft habt) Kogel!” Na, Mauna, so geht des ned. Eddie hat seinen Kogel markiert und das ist jetzt der Eddie Kogel, da könnt`s ihr machen, was ihr wollts. Markierts eich selber einen Kogel, Manda. Des is unsera!
Die Aussicht vom Eddie Kogel kann sich auch sehen lassen.
Das ist der für den normalen Wanderer, wie wir es sind, unnahbare Kalbling, wie man ihn von der Oberst Klinke Hütte aus kennt. Vier Leute sind dort drüben hoch geklettert. Pfff…….., ich möcht da gar nicht dran denken.
10:40 Uhr. Es wird, leider, wieder Zeit, von dieser Märchenwelt Abschied zu nehmen.
11:21 Uhr. Die ganze Zeit war es oben kühl, aber je weiter wir runter kommen, desto wärmer wird es. Ein Haufen junger Tschechen kommen uns schwitzend entgegen.
Die Aussicht ist beim Abstieg toll, der Schutt weniger. Aber das ist halt der Lebensweg jeden Berges. Alles wird früher oder später zu einem Haufen Schutt.
Madam strahlt, wie es Tschernobyl und Fukoschima zusammen nicht geschafft haben.
Fragts mich nicht. Ich hab`s auch nicht verstanden. Man muß nicht alles verstehen.
Aber wahrscheinlich war es die Begeisterung für diesen Anblick. In der Früh wusste sie noch nicht, wie man da rauf kommen soll. Jetzt weiß sie es.
Jetzt konnte ich auch wieder beruhigt meinen Hut aufsetzen. Den hatte ich extra mitgenommen, damit ich gegebenenfalls den Hut drauf hauen kann. Man weiß ja nie.
Da ist er nochmals, der Kalbling.
12:10 Uhr, wir sind zurück. Das war eine richtig coole Tour mit uns drei.
Bevor wir über den Buchauer Sattel fahren, bleib ich stehen und mach diese Aufnahme. Steinigt mich nicht, wenn ich jetzt nicht alles errate, aber das sollten sein: Ganz links der Himbeerstein 1222m, dann die Gesäuse Berge mit Hochtor 2369m und Großer Ödstein 2335m, dann etwas im Vordergrund die Haindlmauer 1435m und der Kamm zum Admonter Reichenstein 2251m und Sparafeld 2247m. Weiter rechts bin ich mir jetzt nicht sicher, was da im Original was verdeckt oder nicht usw. Wenn ich dort steh, bin ich mir sicher, aber am Bild nicht so ganz.
Und hier noch die Karte zur Tour.
Einen schönen Tag noch………….