Mittwoch, 12. Jänner 2022. Um 8 Uhr Fahrt auf der Bundesstraße 121 nach Waidhofen und Richtung Weyer. Kurz vor dem Ortsende links abbiegen in den Weißenbachgraben (etwa 420m) und gleich nach der Eisenbahnbrücke links am Parkplatz abstellen. Dann Schuhe wechseln, Gamaschen binden, Rucksack umschnallen, Hund an die Leine, ein paar Bilder und Abmarsch um 8:40 Uhr auf 416m Seehöhe bei -7°C und leicht bedecktem Himmel. Es war trocken und es fühlte sich nicht kalt an. Der Berg, der sich da gradeaus vor uns erhebt sollte der Glatzberg sein, dem wir einige Stunden später als zweiter Gipfel aufs Haupt steigen werden.
Gleich beim Brückenpfeiler springt man über ein kleines Bächlein (der Weißenbach) und steigt zum Bahndamm hoch.
Am Bahndamm der Rudolfsbahn Blickrichtung Waidhofen und zum Schnabelberg
Blickrichtung Oberland. Gleich links vom Pfeiler der Oberleitung geht es einigermaßen steil den ersten Hang hinauf.
Der hartgefrorene Schnee kracht unter unseren Schuhen und bietet viel Halt. Es ist herrlich, hier zu gehen. Wir sind zwar heute die ersten hier, aber wir ziehen nicht die erste Spur in den Schnee. Das wissen wir, weil wir schon am Nachmittag des Vortages hier waren und ein Stück des Weges erkundeten. Wir waren allerdings nicht bergtauglich angezogen und haben uns vor Einbruch der Dunkelheit rasch wieder vom Acker gemacht. Nur wussten wir, daß vor uns zwei Personen eine Spur nach oben in den Neuschnee getreten hatten und wir sahen heute auch, daß diese zwei Personen nach uns am selben Weg wieder zurückgegangen sein mußten, weil es heute in der Früh vier Spuren waren. Zwei rauf und zwei wieder runter. Das heißt, wir hatten gute Chancen, heute am Berg hier ganz alleine zu sein.
Nach nur 10 Minuten Wanderung haben wir schon eine Höhe erreicht, die uns einen wunderschönen Ausblick in Richtung Oberland und zum Sonnberg (rechts) bietet. Genau vor und unter uns ist das langgestreckte Werksgelände der Firma Forster.
Wer Kammwanderungen und schöne Wälder liebt, findet hier selbst im Winter ein Paradies.
Neben uns geht es verdammt steil in den Weißenbachgraben runter.
Wir wissen nicht so genau, was wir hier sehen, aber wir vermuten (richtigerweise), daß sich vor uns der Hütterkogel (der spitze Zacken weit vor uns) auftürmt. Ein wenig gruslig ist der Gedanke, daß wir dann noch bis ganz hinten weiter wandern müssen, um auf die andere Seite zu gelangen und unsere Rundwanderung über den Glatzberg fortzusetzen. Das schaut so weit aus. Aber den Gedanken auf das, was kommt, schieben wir noch beiseite und genießen unsere Wanderung durch die wunderschöne Winterlandschaft. Wir waren hier ja noch nie.
Auf der anderen Seite des Weißenbachgrabens schaut der Glatzberg zu uns herüber. Da drüben wollen wir heute noch unseren Rundgang zurück wandern. Wenn das nicht so weit ausschauen würde!
Genau bis hier her sind wir am Vortag gegangen. Ab hier ist Neuland und ab hier sind es nur mehr (vom Vortag) zwei Spuren rauf und zwei runter.
Blick zum Höhenzug des Sonnberg westlich von uns. Da gibt es noch einige Kammverästelungen, die wir noch nicht begangen haben.
Schaut so aus, als würden wir unserem ersten Gipfel schon näher kommen. Wissen tun wir es allerdings nicht. Wir sind neu hier.
Jetzt sind wir seit 50 Minuten unterwegs und haben uns langsam, aber stetig, nach oben gearbeitet. Wenn wir freie Aussicht haben, dann wird die immer grandioser. Hier Rückblick auf den hinteren Teil des Sonnbergzuges und auf den Schnabelberg bei Waidhofen.
Der Himmel wird immer klarer, dafür kommt Wind auf und es wird bitter kalt. Sofort ziehen wir unsere Gore Tex Jacken an, setzen die Mützen auf und auf die Handschuhe kommen hier erstmals zum Einsatz. Sofort ist uns wieder warm und dem Weitermarsch steht nichts mehr im Weg.
Blick nach Südwesten über Oberland Richtung Ennstal. Rechts der lange Zug des Sonnberg, hinten Ennsberg, Almkogel und Falkenstein im Ennstal. Solche Ausblicke sind es, die dich alle Mühen vergessen lassen.
Weit kann es nicht mehr sein, weil es so scheint, daß es da vorne nicht mehr viel höher wird. Aber man kann sich ja irren.
Da vorne ist es, das Gipfelkreuz.
Nach 80 Minuten gemütlicher Wanderung in zauberhafter Umgebung haben wir bei -5°C den Gipfel des Hütterkogel auf 836m erreicht.
“Menschen die die Berg lieben, widerspiegeln Sonnenlicht. Die ander’n, die im Tal geblieben, verstehen diese Sprache nicht”
Das ist ein Spruch, den ich schon in vielen Gipfelbüchern gelesen hab. Gipfelbuch gibt es hier scheinbar keines. Der Behälter ist leer.
Wir haben noch einen langen Weg vor uns und halten uns daher nicht lange auf. Weiter geht’s zum kleinen Hütterkogel und zum Sendemast. Dieser ist mein neuer Orientierungspunkt, den es zu finden gilt.
Ab Gipfel Hütterkogel gibt es auch keine Spuren mehr, denen wir folgen könnten. Die zwei, die da gestern rauf gingen, sind am selben Weg wieder zurück gegangen. Aber wir müssen nur dem Kamm folgen. Das ist nicht schwer.
Wir haben den Sendemast erreicht, der unterhalb der Kuppe im Wald steht. Und genau das ist das Problem, das zu einem Lapsus führt. Auf der Karte ist ganz klar eingezeichnet, daß UNTERHALB, also südlich des Senders, ein Weg nach unten zu einer Wiese führen muß. Der Sendemast steht aber nicht genau auf der Kuppe, sondern wie schon gesagt ein paar Meter unterhalt. Wir haben uns aber, ganz aus Gewohnheit, genau auf der Kuppe ein Platzerl eingerichtet, wo wir ein wenig rasten und ich mich umziehe. Der Sendemast interessiert uns eigentlich nicht, war nur Orientierungspunkt und wäre es auch jetzt. Wir sitzen also auf der Kuppe, rasten, und dann stehen wir wieder auf und gehen weiter, einer Spur folgend. Nein, keine menschliche Spur. Hier war seit dem Schneefall keiner. Aber es schaut so aus, als wäre hier ein ausgetretener Weg verschneit, und dieser Spur folgen wir. Wir steigen in die Flanke des Kogels rein und ich denke mir noch, “nach meinem Gefühl sind wir zu weit östlich!” aber ich denk mir noch nix und folge weiter der Spur, die sich dann in der steilen Waldflanke verliert. So queren wir einmal den Hang, weil ich glaub, drüben wäre eine Wegspur zu erkennen, was sich als Irrtum herausstellt, weil es da drüben noch steiler wird, und wir drehen wieder um und queren zurück. Weil ich aber jetzt nicht wieder zum Sender aufsteigen will, schauen wir uns diese steile Flanke an und ich steig dann voraus vorsichtig runter, mein Hund und Sonja hinterher. Wir sehen unter uns auch bald eine weiße Fläche, die ausschaut wie eine verschneite Forststraße, aber das Gelände ist teilweise recht steil und wir kommen nur langsam und vorsichtig vorwärts. Einmal rutscht Eddie aus und es überschlägt ihn zweimal, bevor er in der Leine hängen bleibt. Er schaut aber nur etwas verdutzt und krabbelt dann weiter, wie befohlen, hinter mir her.
Vereiste Spinnweben hängen am Stamm dieses Baumes wie kleine Seile.
Vorsichtig wühlen wir uns durch den Wald runter.
Schlussendlich kugeln wir wieder einmal über eine letzte steile Böschung aus dem Wald auf eine Forststraße runter.
Da beim Holzstoß sind wir aus dem Wald gekugelt. Jetzt ist die Frage: “Wo sind wir hier?” Schnell haben wir es auf der Karte. Zu weit östlich. Wir müssen da ein paar hundert Meter der Forststraße folgend rauf.
In dieser Richtung würde es zum Weißenbachgraben runter gehen.
Schnell haben wir die Stelle erreicht, wo sich die Wege kreuzen und wo wir runter kommen sollten. Wäre so einfach gewesen, vom Sendemast bis zu dieser freien Fläche und herunter zur Straße. Insgesamt schätze ich nicht mehr als 15 Minuten. Wir haben durch den steilen Wald etwas länger gebraucht. Aber lustig war es trotzdem!
Blick zum Gehöft Grestenberg, daß laut Karte auf 712m liegt.
Wir folgen der verschneiten Forststraße, auf der uns zwei Mädels begegnen, bis zum nächsten Orientierungspunkt, dem Holzerbauerkreuz.
11:14 Uhr. Geschafft. Holzerbauerkreuz auf 680m. Hier rasten wir wieder ein paar Minuten, dann gehen wir ein kleines Stück dem Weitwanderweg 08 folgen in den Wald Richtung Untergrasberg/Waidhofen
Wir folgen dem Weitwanderweg nur bis zum Zaun des Steinbruch. Am Ende des Zaunes steigen wir, Spuren folgend, sofort praktisch im rechten Winkel zum Weg Richtung Kamm hoch, den wir dann auch relativ einfach, Dank der Spuren vor uns jedenfalls, über ein paar Windungen um steile Hänge herum erreichen.
Wir haben vom Holzerbauerkreuz bis zum Gipfel des Glatzberg gut 300 Höhenmeter zu überwinden, die sich auf eine Länge von ungefähr zweieinhalb Kilometer erstrecken. Wir wissen vom Gang zum Hütterkogel auf der anderen Seite, daß wir hier einige Auf- und Abstiege zu erwarten haben und beim “@monseurpeter”, einem Waidhofner Wanderer mit einem wunderbaren Wanderblog hab ich gelesen, daß dies der schönste Wanderweg im Waidhofner Raus sein soll. Ja, ich muß gestehen, dieser Kammweg ist jederzeit eine Wanderung Wert und ich kann mir vorstellen, daß wir uns hier sehr bald wieder, wenn die Blumen blühen, herumtreiben werden.
Rechts unter uns befindet sich jetzt die Gegend um Kreilhof zwischen Waidhofen und Gstadt.
Hier sind Blechschilder an Bäumen befestigt, die eine Route 3 anzeigen. Die führt vom Weitwanderweg 08 hier zum Kamm herauf und ermöglicht eine noch unbeschwerlichere Besteigung des Glatzberg.
Unweit unterm Glatzberggipfel begegnet uns ein betagtes Paar, mit dem wir eine Weile plaudern. Er war 83, sie 82, und sie haben noch immer große Freude bei Wanderungen. Auch im Winter. Das wäre dann in 20 Jahren. Würde mir auch gefallen.
12:36 Uhr. Nach knapp vier Stunden haben wir den Gipfel des Glatzberg auf 904 Meter erreicht. Als wir noch auf der anderen Seite dem Hütterkogel entgegen strebten, hätte ich nie gedacht, daß wir so schnell hier herüben sein könnten, so fern wie das aussah. Jetzt haben wir es geschafft.
Hier sind wir eine Weile gesessen und haben uns die prachtvolle Winterlandschaft angeschaut.
Wir folgen der Markierung und Steinmännern ohne jegliche Spuren und kommen zu einem schönen Plätzchen, daß wir ohne Markierung wohl nicht gefunden hätten.
HIer ist ein weiteres Kreuz. Ob das vielleicht zu irgend einem Gedenken aufgestellt wurde, wissen wir nicht.
Auch eine Bank findet sich hier, die im Sommer zum Verweilen einlädt.
Auf zwei Seiten geht es hier steil nach unten und zerzauste Bäume stellen sich dem Wetter.
Den Steinhaufen mit einem Lichtlein lassen wir unberührt.
Auf den ersten Blick sind wir hier ein wenig verwirrt. Wo geht es hier weiter? Dann sehen wir eine freie Fläche weiter (etwa) nördlich und steigen zu dieser ab, dann folgen wir einem Weg und treffen auf Steinmänner und Begrenzungssteinen. Der Steinmandlweg ist gefunden.
Ob wir ohne diese deutlichen Markierungen im verschneiten Wald auch so locker nach Obergrasberg gefunden hätten, weiß ich nicht. Ich fand sie jedenfalls recht hilfreich und frag mich, wer sich hier so viel Arbeit angetan hat, um diese “Römerstraße” zu bauen?
Hier geht es manchmal recht direkt durch den Wald runter.
Beim Zaun wird auf den Steinmanderl Steig hingewiesen.
Marterl als Orientierungspunkt beim Obergrasberghof
Da unten geht’s auf der anderen Seite der Bundesstraße 121 dem Luger Bach entlang zur Lugerreith rein.
Wir folgen der etwas vereisten Asphaltstraße zum Gasthof Untergrasberg und suchen dann den Abstieg zur Bundesstraße. Hier heroben, fällt mir ein, war ich irgendwann um das Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre mit meinem ersten Motorrad, glaub ich. Nicht, daß ich mich an die Gegend erinnern könnte, aber der Name kam mir bekannt vor. Kann aber sein, daß es später einmal war. Ist auf jeden Fall schon lange her.
14:04 Uhr. Wir sind fast wieder bei der Weyer Bundesstraße angekommen.
14:40 Uhr. Nach sechs Stunden sind wir wieder am Eingang des Weißenbachgrabens angekommen. Wir haben wunderschöne Landschaften durchwandert, haben dabei ungefähr 12 bis 15 Kilometer zurückgelegt und viele Dinge gesehen, die wir bisher nicht kannten, obwohl wir hier so oft vorbei fahren. Ein wunderschöner Tag findet so seinen Abschluß.
Und der Hahn vorm (offenbar geschlossenem) Gasthof regt sich furchtbar auf, weil eine seiner Weiber aus dem Gehege entkommen ist und auf der Straße frei herumläuft. Irgendwas gibt’s halt immer, über das man sich aufregen muß.
Karte zur Tour. Die roten Markierungen haben nicht viel mit dem Verlauf unserer Tour zu tun. Die ist über den größten Teil der Strecke unmarkiert bzw. die alten Markierungen, die wir vorfinden sind in keinen Karten oder Wanderführern eingezeichnet. An den strichlierten Kugelschreiber-Marken kann man unsere Strecke erkennen. Oder man hat ein wenig Vorstellungsvermögen, dann geht das auch ganz leicht. So eine Karte ist ja kein Hexenwerk.