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27. Februar 2023

2023. 02. 27. Bahnwandern/Donauwarte Krems-Egelsee

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 22:59

Einmal etwas anderes. Wandern mit der Bahn. Die Idee zur Bahnfahrt stammt von Sonja, die Idee zur Wanderung von mir, ergo Teamarbeit. Daß es diese “Einfach raus” Ticket überhaupt gibt, wusste ich nicht. Bin durch reinen Zufall draufgekommen. Also, sagten wir uns, machen wir einmal was ganz was anderes und am Montag um 8 Uhr gings los mit der Bahnfahrt nach Krems um €36.- für zwei Personen. Um diesen Preis könnte man den ganzen Tag von 9 Uhr bis 3 Uhr in ganz Österreich herumfahren, nur den Railjet darf man nicht benützen. Eddie fährt frei, weil er ein kleiner und ruhiger Hund ist. Vorschrift wäre eigentlich ein Behälter, in dem ein kleiner Hund reisen müsste, aber das wäre für mich ein Ausschluss Grund. Hat sich bisher aber noch nie jemand beschwert. Eddie ist so brav, der fällt gar nicht auf und wenn doch, dann positiv. Es kann schon sein, daß er während der ersten Stunde den halben Zug kennenlernt. Der zieht alle Blicke auf sich, weil er so süß ist.

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Fahrt um 8:47 Uhr mit dem R58 zum Hauptbahnhof in die Stadt, dann mit dem CJX5 (Cityjet war früher der Eilzug, der nicht bei jedem Misthaufen stehen bleibt, aber doch oft genug) in die Landeshauptstadt St. Pölten und von dort um 10:06 Uhr mit dem R44 (Diesel-Triebwagenzug) nach Krems an der Donau. Für uns, die wir keine Eisenbahnfahrten gewöhnt sind, ist so eine Bahnfahrt ein großes Erlebnis.

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Das Gestühl des Cityjet erinnert mich schmerzlich (im wahrsten Sinne des Wortes!) an die Einrichtung der KLM in der Holzklasse. Normal müsste man da vor der Abfahrt eine Spritze gegen Thrombosen bekommen. Seit 2020 bin ich allerdings allergisch gegen Spritzen. Der Anblick einer Spritze löst bei mir gewalttätige Notwehrreaktionen aus….

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Eddie war genau so aufgeregt wie Sonja.

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Was uns heute besonders einig macht, ist unsere absolute Ahnungslosigkeit. Keiner kennt sich in Krems aus, Karte haben wir keine mit, nur einen groben Plan, was wir tun wollen. Zuerst auf den Kuhberg und dann weiter zur Donauwarte. Wo das genau ist und wie wir dort hin kommen, wissen wir noch nicht, aber wir sind zuversichtlich, dort, wo wir hin wollen, auch hin zu finden. Irgendwie geht das schon. Also zuerst einmal das Mobiltelefon als Navi missbrauchen. Das geht ganz gut, ist aber umständlich und ein wenig nervtötend. Man kommt sich mit dem Handy in der Hand ein wenig wie diese ferngesteuerten Idioten vor, die einem, ständig ins Handy klotzend, massenhaft begegnen. Ich hab mich schon gefragt, was passiert, wenn bei so einem der Strom ausgeht? Hören die dann zu atmen auf oder was passiert dann? “We are the Borg. You will be assimilated. Resistance is futile.” Oder "There is no escape. No hope. Only hunger and pain."

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Über Dinstlstraße und Landstraße kommen wir irgendwie, fragt mich nicht wie, zur Burgstiege. Da fühlt man sich wie im Mittelalter.

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Waldorf & Statler

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Schlussendlich sind wir dann am Kremser Kreuzberg gelandet. Tolle Aussicht.

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Krems liegt dir hier zu Füßen.

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Wir folgen der Straße weiter aufwärts und finden ein Kreuz

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Ah, der INRI schon wieder. Man stelle sich vor, die hätten den damals ertränkt statt gekreuzigt.

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Ich bin mir sicher, ein Aquarium macht sich hier nicht so gut wie ein Kreuz.

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Hinter dem Kreuz ist es aber weiter aufwärts gegangen und wir natürlich sofort am Weg zum höchsten Punkt auf 400m. Ein Straßenarbeiter hat uns den Weg ungefähr erklärt und meinte, wir könnten ja gleich durch die Weingärten aufwärts spazieren. Genau das haben wir dann auch getan.

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Das scheint der höchste Punkt am Kuhberg zu sein. Lagerfeuerstätte auf 400m Seehöhe. Wir sind dann gleich einem Pfad durch die Stauden gefolgt, dann einem Waldweg und am Ende dieses Waldweges haben uns dann zwei Waldarbeiter (die grade mit der Motorsäge beschäftigt waren) den Weg durch den Wald runter zur Straße erklärt, dann über eine Brücke, links runter bis zum Mülliamperl-Steig, der uns zur Aussichtswarte bringen sollte.

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Das hat immer so ausgeschaut, als müssten wir da jetzt recht weit runter, in Wirklichkeit sind dieser rauf und runter Unterschiede nicht größer, nein, sogar kleiner als die bei einer Überschreitung der Zeller Hüte. Kann ja nicht viel sein, wenn die Stadt auf 203m liegt, der Kuhberg auf 400m und die Aussichtswarte auf 450m.

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Wir waren ja beide nicht unbedingt zum Wandern ausgerüstet, hatten aber gute Turnschuhe an. Meine neuen Capra Trailrunner haben sich im Wald und auf den Steigen hervorragend bewährt. Auf einen Berg möchte ich damit allerdings nicht gehen. Da fehlt mir der Seitenhalt, den ich von den Bergstiefeln gewöhnt bin. Ständig hat man das Gefühl, es zieht einem die Schuhe aus.

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Bis hierher haben wir sofort und problemlos gefunden. Ab hier sind wir dann, wie könnte es anders sein, unsere eigenen Wege gegangen. Wir hätten eigentlich dieser Straße bis zu ihren Ende folgen sollen.

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Hinter dieser Bank hat es allerdings so ausgeschaut, als würde hier ein Steiglein beginnen. Was sich nach einigen Metern dann als eine Art Fata Morgana herausstellte. Es schien zwar immer wieder so eine Art von Wegspuren (oder Wildwechsel?) zu geben, die sich dann immer wieder im Nichts aufgelöst haben. Egal, wir sind einfach schnurgrade, so gut das ging und mit Rücksicht auf Eddie, durch den Wald hochgestiegen. Wir brauchen keinen Weg.

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Wir sind eigentlich ganz tadellos durch den Wald gekommen. Ein bisschen links haltend sind wir hierher geraten und haben uns gefragt, was das sein soll? Eine rostige Scheibtruhe, eine alte, verfallende Hütte, eine niedrige Einfriedungsmauer, ein verwachsener Weg, alles seit längerem aufgelassen, verfallen, verwachsen. Hier dürfte schon lange keiner mehr gewesen sein.

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Auch auf dieser Bank dürfte schon sehr lange niemand mehr gesessen sein.

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Zu Mauern aufgeschlichtete Steine, hölzerne Unterstände, Latten, Stöcke und alles vollkommen verwachsen, vielleicht seit Jahren nicht mehr betreten. Einfach verlassen und vergessen.

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Und dann sind wir, die Dummen haben ja oft auch das meiste Glück, auf den regulären Weg gestoßen, der uns zur Aussichtswarte brachte.

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12:32 Uhr. Kaum zu glauben, aber wir haben die Donauwarte ohne Karte gefunden.

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Hilfreiche Wegweiser und Markierungen für den Rückweg. Wir gehen natürlich einen komplett anderen Weg.

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Die Warte ist aus Sicherheitsgründen über die Wintermonate geschlossen und dieser Stein liegt jetzt nicht mehr dort.

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Die 250m Höhenunterschied sorgen für einen wunderschönen Überblick über Krems und das Donautal.

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Krems liegt östlich von uns, da führt aber ein hübsches Steiglein gen Westen nach unten. Wir gehen einfach einmal schauen, wo das hin führt. Zur Not müssen wir dann halt ein paar Kilometer nach Osten zurück gehen.

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Wir haben zwar keine Ahnung, wo wir da hin gehen, aber es macht Spaß.

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Irgendwie führt uns dieser Steig immer weiter ins Tal des Reisperbach runter (dessen Namen ich zum Zeitpunkt der Wanderung nie gehört hatte). Wir müssen nur aufpassen, daß wir nicht zu weit nach Westen abgedrängt werden.

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Wir kommen zu dieser Straße und folgen ihr ein Stück nach unten. Statt ihr einfach bis runter zu folgen, versuchen wir unser Glück durch die Weingärten in den westlichen Hängen, bleiben aber immer wieder bei Einzäunungen und Abgründen (hohe Mauern aus aufgeschlichteten Steinen) stecken. Es ist wie in einem Irrgarten. Schlussendlich kommen wir weiter unten wieder zu dieser Straße und stellen fest, sie endet in einem Graben. Das ist nur eine Zufahrt zu den Weingärten, führt aber nicht nach unten oder gar in die Stadt! Wenn man auf der Straße in die Stadt wollte, müsste man wieder komplett rauf und dann auf der anderen Seite runter.

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Hier schaut das noch recht gut aus. Häuser werden sichtbar, es scheint nicht mehr weit bis nach unten zu sein. Genau hinter dieser Linkskurve hört die Straße einfach auf.

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Am Ende der Straße hab ich ein wenig blöd aus der Wäsche geschaut, aber dann sah ich das da.

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Da führt ein Steiglein nach unten und nach Stein. Bei Nässe sind hier gute Schuhe ratsam.

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Weingärten sind hier allgegenwärtig.

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Wieder eine komplett verwachsene, längst vergessene und verlassene Hütte aus vergangenen Tagen.

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Einmal ist es ratsam, einen Graben nicht umgehen zu wollen sondern rein zu kraxeln. Das ist nämlich der Weg. Alles Andere führt ins Nirvana.

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Immer wieder stößt man auf aufgelassene, verwachsene Hütten und haufenweise auf steinerne Mauern. Der ganze Berg scheint aus aufgeschlichteten, steinernen Mauern zu bestehen. Das muß irgendwann einmal eine immense Arbeit gewesen sein.

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Da sind wir grade in diesen Hohlweg reingekraxelt, weil wir am Anfang irrtümlich dachten, wir könnten das umgehen.

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Das Steiglein führt uns zu dieser kleinen Siedlung an der Reisperbachtalstraße

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Die Karl’s Ruhe. Nicht zu verwechseln mit Karlsruhe im Oblast Baden Württemberg.

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Hier bin ich stutzig geworden. Das ist die Trasse der Wachau Bahn. Ich hatte erwartet, daß der Tunnel verschlossen ist und die Gleise verrostet, wenn nicht sogar entfernt. Dem war aber nicht so, sondern der Tunnel ist offen und die Gleise schauen befahren aus. Was kein Wunder ist. Einmal bin ich, gottlob, mit dieser Bahn gefahren. Das ist schon sehr lange her. Ich bin extra nach St. Valentin gefahren und dann über Grein und Krems nach Wien. War wunderschön. So ist das heute nicht mehr machbar, Teilstrecken sind aber noch befahrbar, hab ich festgestellt. So zum Beispiel bin ich nach dieser Wanderung, ich bin ja neugierig, draufgekommen, daß das Teilstück von St. Valentin bis Sarmingstein noch als Donauuferbahn befahren wird und von Emmersdorf nach Krems kann man mit der Wachaubahn fahren. Nachdem man ab Krems sowohl nach Horn im Waldviertel als auch in die Bundeshauptstadt zum Franz Josefs Bahnhof fahren kann, fehlt praktisch nur das Stück zwischen Sarmingstein und Emmersdorf, was schade ist, aber das ist halt so. Wird Zeit, bald wieder mit der Bahn eine Runde zu drehen.

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Wir sind wieder in der Zivilisation, und zwar in Stein an der Donau.

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Lange sind wir über die Steiner Landstraße gehatscht, vorbei an einer Tafel “Parking for Stoner only”

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und an dieser uralten Haustür

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14:26 Uhr. Endlich sind wir wieder am Bahnhof. Mir tut schon alles weh von der Pflasterhirscherei. Jetzt haben wir fast eine Stunde Zeit für den Zug, weil den letzten haben wir um fünf Minuten verpasst. Ist aber egal. Dafür lassen wir uns in der Nähe vom Bahnhof, wir haben ja Hunger, einen Döner um €16.- andrehen. In Ybbs bekomm ich fast zwei dafür. Die müssen wohl den einzelnen Kunden schwer abkassieren, weil viel Kundschaft scheint es in dieser Gegend nicht zu geben. Die Fressbuden in der nächsten Umgebung haben offenbar alle geschlossen oder schauen massiv heruntergekommen aus. Das ist nix für mich.

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Dafür steht da eine schöne Lok

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Langsam wird es ungemütlich. Es ist saukalt am Bahnhof.

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Da sind die zwei Richtigen zusammen.

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Waldorf & Statler

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Da geht es zu wie in einer Konservendose

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17:12 Uhr. Wir sind wieder daheim. Gottlob bin ich mit dem Auto zum Bahnhof gefahren. Ich kann mich kaum mehr rühren. Ein schöner Tag ist wieder zu ENDE gegangen.

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Karte zur Tour. Die Strecke bis zum Kremser Kreuz ist nur ungefähr.

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