„Wann wird den heuer die Großglockner Hochalpenstraße eröffnet?“, fragte ich mich und suchte im Internet nach Infos. „Ah, am 30. April zusammen mit der Nockalm-Straße! Das wäre eine schöne kombinierte Tour“, dachte ich, und übersah dabei die Info, dass der Übergang nach Kärnten schon seit 21. April offen ist. Nur die Auffahrten zur Edelweißspitze und Franz Josefs Höhe wurden für´s Publikum freigegeben. Hätte ich das gewusst, wäre der Reiz möglicherweise nicht ganz so groß gewesen, und ich hätte diese schöne Tour nicht erlebt, so wie sie war, denn ich wäre sie vermutlich ein anderes Mal gefahren. Bild links: Blick zum Glocknermassiv nach der Mautstelle
Die Strecke: Amstetten – B121 Waidhofen/Ybbs – Weyer – B115 Altenmarkt – B117 Admont – Liezen – B146 Radstadt – Altenmarkt im Pongau – L163 Wagrain – St.Johann im Pongau – B311 Bruck an der Glocknerstraße – Edelweißspitze 2571m – Hochtor – Heiligenblut – Döllach – Winklern – B106 Obervellach – B100 Spital an der Drau – B99 Gmünd – Eisentratten – Kremsbrücke – L19 Innerkrems – Eisentalhöhe 2049m – Schiestlscharte 2024m – Ebene Reichenau – B95 – Turracher Höhe 1795m – Predlitz – B97 – Murau – B96 – Scheifling – Unzmarkt – B114a Pöls – B114 – Möderbrugg – Hohentauern 1274m – Trieben – Kaiserau – Admont – B117 Altenmarkt – B115 Weyer – B121 Amstetten
Streckenlänge: 681km Zeitdauer: 12Std. Strecke auf Google Maps
Meine einzige Sorge war das Wetter, denn die Vorschau sagte übers Wochenende von Regen bis zu Gewittern alles mögliche an, nur nicht viel gutes. Gegen 2 Uhr wurde ich wach und kontrollierte auf „Wetter.at“, was die Frösche den für den Verlauf des Tages vermuten? Nun, das schaute gar nicht so übel aus. Von 17 bis teilweise über 20°C war die Rede, aber auch von abschnittsweisen Gewittern. „Ach was, die erwischen mich nicht“, dachte ich und legte mich wieder schlafen. Um 6:30 Uhr raus aus den Federn, ein Bad zum Wach werden, dann in die Lederkombi geschlüpft. Dann wurde ich übermütig. „Die Regenkleidung bleibt daheim“, beschloss ich, denn „Wenn Engel reisen, wird sich das Wetter weisen!“. „Ich werde nicht naß!“ Bild links: Gesäuse Eingang am Morgen.
Bis zum Buchauer Sattel lief alles ganz gut. Mir war zwar schon in St.Gallen so kalt in den Fingern, dass ich eine Rauchpause einlegte, aber von Nässe keine Spur. Bei der Abfahrt vom Sattel wurde ich etwas nachdenklich, denn im Westen schaute es kohlrabenschwarz aus. „Ui, das kann ja lustig werden“, dachte ich, fuhr aber weiter bis Admont. Kaffeepause.
Bei der Weiterfahrt über Liezen nach Schladming und Radstadt zeigte sich, dass sich in der schwarzen Wolkendecke immer wieder Löcher befanden, durch die die Sonne ihren Weg zu mir fand, was meine Stimmung immer hob. „Ich werde nicht naß“, war ich zuversichtlich. Die gewohnheitsmäßige Kaffeepause in Wagrain fiel flach. Scheinbar hat das Gasthaus, in dem ich immer wieder einkehrte, zugesperrt. Jedenfalls war es ausgeräumt. Also weiter nach St.Johann und über die relativ stark befahrene B311 bis zur Posauner Tankstelle in St.Veit/Pongau, wo ich nach den ersten 215km Tank- und Kaffeerast hielt. Nur mehr wenige Kilometer bis zum Glockner.
Anfahrt zur Hochalpenstraße bei herrlichem Wetter, das hebt die Stimmung ungemein. Auch die Maut von €19.- konnte sie nicht trüben. Das übliche Foto gleich nach der Mautstelle, dann zündete ich mir eine Zigarette an, stopfte Sturmhaube und Handschuhe in den Helm, den ich auf den Tank legte, und zockelte gemütlich los. Etwa bei der 2000er Marke rauchte ich nochmals eine, dann zog ich die Sturmhaube auf die Birne und stülpte wieder den Helm drüber, sonst wären mir die Ohren abgefroren, so kalt war der Fahrtwind da oben, trotz blauem Himmel und Sonnenschein. Besonders kalt war es auf der sehr einsamen Edelweißspitze, deren Zufahrt zwar geöffnet war, aber die Gaststätte und der Andenkenladen waren geschlossen. Kaum Besucher am ganzen Berg, sehr einsam. Die Radfahrer waren eindeutig in der Überzahl.
Nach wenigen Fotos gings weiter zum Fuscher Törl, wo ebenfalls alles geschlossen war. Wieder war die Besucherzahl sehr überschaubar. Zwei Autos, das war alles. Bis zum Hochtor und dann zum Kreisverkehr runter, wo man zur F.J.Höhe oder nach Heiligenblut abzweigen kann, war die Fahrt geradezu gespenstisch. Teilweise kein Mensch, soweit das Auge reichte. Gerade einmal, dass bei einem Fotostop ein Auto oder ein Motorradfahrer vorbei kam, sonst nichts. Dafür prächtige Landschaft ringsherum, ebenfalls, soweit das Auge reichte.
Vom Kreisverkehr zur Franz Josefs Höhe sind es rund 8km, aber schon nach höchstens 2 drehte ich wieder um. Zuerst vermieste dichter Nebel die Fahrt, dann kamen auch noch Graupel dazu, was mich zur Umkehr bewog. Ich hatte ohnehin noch einen weiten Weg vor mir und keinen Bock, da hoch zu fahren und nichts zu sehen. Das hatte ich doch erst vor zwei oder drei Jahren erlebt und bringt nichts. Also umgedreht, noch einen kurzen Fotostop eingelegt, bei dem mir mehrere schwer bepackte Motorräder aus Polen begegneten, die unbeirrbar zur F.J. Höhe zogen, dann Abfahrt nach Heiligenblut und raus bis Winklern.
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„Ach du Scheiße“ war das Erste, was mir in Winklern einfiel. Es begann leicht zu nieseln und der Ausblick in die Richtung, in die ich fahren musste, war, wieder einmal, kohlrabenschwarz. „Jetzt erwischt es dich voll!“ Aber seltsam, ich näherte mich zwar beängstigend der schwarzen Wetterfront, doch dann krümmte sich die Straße in eine hellere Richtung, und ich wurde wieder einmal nicht naß. „Das war aber knapp“, ging mir durch den Kopf. Schwere Gewitterwolken verhüllten die Gegend um Innerfragant und Mallnitz, aber die Strecke bog gegen Süden ab, wo es wieder hell wurde.
Der nächste Tankstop war nach 193km in Kremsbrücke fällig, denn in den Nockbergen wollte ich gerne einen vollen Tank haben. Man weiß ja nie. Noch eine Zigarette nach dem Kaffee, dann begann es zu regnen. Grumpf!
Als ich nach wenigen Metern Richtung Innerkrems abbog, hörte es schon wieder auf. „Das gibts nicht! So viel Glück auf einmal kann man doch gar nicht haben!“, schoß mir duch den Kopf. Die Straße blieb zwar großteils über die ganze Strecke bis über die Nockalm hinaus naß, aber es regnete nicht, und sogar die Sonne begann ihr trocknendes Werk. Herrlich. 8 Euro beträgt die Maut für die Nockalm, dafür gehörte die gesamte Strecke mir alleine. Erst ganz drüben bei der Abfahrt begegnete mir ein älteres Paar in einem ebenso altem VW-Golf, das mir freudig lächelnd winkte. Nichts hatte geöffnet, niemand anderer fuhr.
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Am Ende der Zigarette, die ich auf der Turracher Höhe rauchte, begann es wieder zu regnen, und hörte schon kurz nach der Ortsausfahrt wieder auf. Scheinbar war ich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Entweder, es hatte eben aufgehört, oder eben begonnen zu regnen. Wieder wurde ich nicht naß. Die kurvenreiche Strecke den Turrach Bach entlang war allerdings bei diesen Verhältnissen mit großer Vorsicht zu genießen. Schon bei der Anfahrt nach Gmünd im Liesertal war ein ein großer Baumstrunk auf meiner Fahrbahn gelegen, vom Unwetter vor mir von einer steilen Böschung gespült. So eine Überraschung wollte ich nicht nochmals erleben, und fuhr dementsprechend vorsichtig. Dann zog ich Murau entgegen und überlegte, ob ich nicht den Sölkpass, der offensichtlich offen war, mitnehmen sollte. Aber nicht nur der kohlrabenschwarze Ausblick nach Norden vertrieb diese Gedanken, sondern auch das Wetter genau über mir. Nun begann es zu regnen, und zwar heftig. Rings um mich herum war es schwarz, so weit das Auge reichte. „Jetzt erwischt es dich aber voll. Mit etwas Pech regnets jetzt, bis ich daheim bin!“ Das waren noch grob geschätzt etwa 200km Fahrt. „Das kann ja heiter werden.“
Ich gab recht flott Gas, um unter Umständen rasch durch diese Wetterfront durchzustoßen, was bei der Schwärze rund um mich herum recht optimistisch gedacht war, aber siehe da! Nach wenigen Kilometern hörte es wieder auf, nur die Straße war naß. Genau genommen war ich nicht einmal richtig feucht geworden, nur das Visier war wieder sauber gespült. In Unzmarkt war es wieder absolut trocken, bis Hohentauern konnte ich es sogar wieder krachen lassen, und bei der Rastbank in der Kehre an der Nordseite der Kaiserau, also schon wieder fast unten, saß ich gemütlich in der Sonne und rauchte ein Zigarettchen.
Nach dem Tankstop in Admont, wieder genau bei 193km, ließ ich mir noch einen Kaffee und eine warme Leberkäsesemmel schmecken, dann fuhr ich zwar schon etwas müde, aber trocken nach Hause. Ich war, genau wie geplant, nie richtig naß geworden. Nur die Ace schaute aus wie Sau und wurde noch gründlich gewaschen. Sicher ist sicher, bevor sie von den Abtaumitteln auf den Gebirgsstraßen verrostet. Eine recht ereignisreiche Tour war zu ENDE.
Hallo Hannes,
in 2 Wochen ist es so weit und ich werde dann hoffentlich gemeinsam mit dir und den anderen Weggefährten eine ebenso schöne und erlebnisreiche Pässetour fahren. Ist wieder einmal ein toller Bericht!!!
Kommentar by Guido — 29. Mai 2011 @ 15:25
Servus Guido
Ja, die Zeit vergeht so schnell.
Ich freu mich auch schon wieder riesig auf die Tour und auf euch alle.
Schöne Grüße
Hannes
Kommentar by Benzin — 30. Mai 2011 @ 6:03
Hallo Hannes,
in 2 Wochen ist es so weit und ich werde dann hoffentlich gemeinsam mit dir und den anderen Weggefährten eine ebenso schöne und erlebnisreiche Pässetour fahren. Ist wieder einmal ein toller Bericht!!!
Kommentar by Guido — 29. Mai 2011 @ 15:25
Servus Guido
Ja, die Zeit vergeht so schnell.
Ich freu mich auch schon wieder riesig auf die Tour und auf euch alle.
Schöne Grüße
Hannes
Kommentar by Benzin — 30. Mai 2011 @ 6:03