Heute wollen wir uns, nach dem 17. Juli im letzten Jahr zum zweiten Mal, den Stoasteig in Oberkienstock vornehmen. Diesmal wollen wir mit dem Navi den Weg aufzeichnen, den Narrenturm genauer anschauen, wieder zur Kienstockspitze steigen und dann uns unbekannte Wege nach St. Lorenzen nehmen. Bis zum Seekopf ist uns also der Weg nicht ganz unbekannt, was uns Zeit gibt, alles genauer als beim ersten Mal zu erkunden und eigenwilligere Wege zu gehen. Auch auf die Hirschwand sind wir neigierig. Vor zwanzig Jahren war ich letztmals dort und hab mir bei dieser Gelegenheit gleich den Draht eines alten Sicherungsseiles in die Hand gehaut. Wir sind also gespannt, was da auf uns zukommen mag. Nach den letzten beiden Wochen mit sibirischem Wetter frühlingt es ja jetzt wieder gewaltig.
Strecke: Wanderparkplatz Oberkienstock-Stoasteig-Narrenturm-Kienstockspitze 591m-Seekopf 671m-Hirschwand 635m-Falkenhorst 440m-St. Lorenzen-Oberkienstock
Streckenlänge: 7.8km
Zeitaufwand mit allem Drumherum: 6 Stunden 10 Minuten
Niedrigster Punkt: 211m
Höchster Punkt: 671m
Höhenunterschied gesamt: gut 600m im Auf- und Abstieg
Wetter: Leicht bewölkt, Temperatur beim Abmarsch 13°C, am Ende der Tour 24°C
Karte opentopomap mit GPS-Track und Höhenprofil
Geländeübersicht auf Earthpro mit GPS-Track
10:20 Uhr Wanderparkplatz Oberkienstock. Temperatur beim Abmarsch 13°C und Sonnenschein. Die Rucksäcke sind am Rücken, Eddie an der Leine, es kann losgehen.
Das Schild weist den Normalweg zum Aussichtsturm am Seekopf. Wir folgen diesem Normalweg nur 200m, dann biegen wir markierungslos nach links auf den Stoasteig ab.
Nach wenigen Metern Rückblick zur Donau
200m nach dem Parkplatz erreicht man diesen Abzweig nach links, dem wir nun folgen. Es gibt schon ein kleines Stück weiter unterhalb einen Linksabzweig, der allerdings zu einem Schild führt: BETRETEN VERBOTEN
Der Weg ist vorerst schön, wenig steil, steinig und leicht zu verfolgen.
Nach 14 Tagen Sibirien ist jetzt wieder Frühling.
Der erste schöne Ausblick zur Donau lässt nicht lange auf sich warten.
Schon zehn Minuten nach dem Start verwandelt sich das Gelände. Es ist kein schmales, schönes Steiglein mehr, dem wir folgen, sondern felsiges Gelände, in dem nur mehr (meist deutlich sichtbare) Steigspuren vorkommen. Im Prinzip kann man hier gehen wo man will oder wo man es sich zutraut.
Um uns herum verwandelt sich alles in eine bizarre, felsige Welt
Inzwischen ist das Gelände so felsig und steil, daß man manchmal sogar die Hände braucht, um aufwärts zu kommen.
Es gibt hier haufenweise Smaragdeidechsen, die nicht schwer zu sehen sind, aber schwer zu fotografieren, weil die nicht sitzen bleiben.
Wir verlassen den Stoasteig und queren zum Narrenturm
11:10 Uhr. Markierungsstein am Fuß des Narrenturm
Namen von Kletterrouten sind auf den Fels geschrieben. Der Narrenturm ist bei Kletterern recht beliebt. Beschreibungen der Routen findet man HIER
Wir steigen entlang der Ostwand aufwärts und schauen, ob man diesem Narrenturm nicht auch auf einfachere Art zu Leibe rücken kann. Hier findet sich eine Stelle.
Über etwas moosige Felsen bin ich da zu einem schönen Absatz geklettert und dann recht einfach zum Gipfel hinauf.
11:18 Uhr. Das Gipfelzeichen des Narrenturm, wenn man so will, ist diese Eisenstange, die, vermute ich, als Ankerstab zum Abseilen oder als Sicherung von oben verwendet wird. Am Gipfel kann man gut stehen oder sitzen und hat eine hübsche Aussicht. Zu Sonja kann ich von da oben nicht hinunter schauen, nur von etwas weiter unten ist das möglich.
Blick zum Nachbarturm und zu weiter dahinter liegenden, hohen Felsformationen. Ob da die Kienstockspitze dabei ist, weiß ich nicht. Hier gibt es so viele Felstürme, daß man sich schon gut auskennen muß, um sie richtig zu benennen.
Nach dem kleinen Ausflug auf den Narrenturm wandern wir weiter in Richtung Kienstockspitze
Wir steigen an der Ostseite des Narrenturm immer weiter aufwärts und treffen wieder auf den Stoasteig, dem wir grob und nach eigenem Gutdünken folgen. Zur Kienstockspitze wollen wir nicht am Normalweg steigen, sondern so, wie wir sie am 17. Juli 2023 bestiegen haben. Damals war das Zufall, heute soll es Absicht sein.
Wir waren den Felsformationen schon weit in den Westen gefolgt. Wenn wir die Kienstockspitze wieder über die nördlichen Felsen besteigen wollten, mußten wir jetzt bald zurück und über den Felskamm nach Osten queren. Als wir diesen alten Strick sahen, wussten wir, wir waren auf dem richtigen Weg.
Immer wieder hängen am Stoasteig alte Schuhe auf Bäumen herum.
12:22 Uhr. Ja, hier waren wir genau richtig. Jetzt nah am Fels bei diesem Baum vorbeikraxeln. Da muß Eddie schon gehoben werden. Zu steil und zu hoch für ihn.
Und hopp… Heute lassen wir die Rucksäcke nicht hier herunten liegen (um sie später nachzuholen). Wir wissen, wie es weiter geht.
Sonja kraxelt grade um die Felsnase, die dich abdrängen will.
Die letzten Schritte auf die …
12:29 Uhr. … Kienstockspitze 591m
Gipfelrast mit herrlicher Aussicht.
12:45 Uhr. Lange halten wir uns hier aber nicht auf, dann wandern wir weiter.
Da zieht es dir die Schuhe aus!
Viel Berg ist jetzt nicht mehr über uns.
Am Seekopf halten wir uns nicht einmal eine Minuten auf, sondern wandern sofort in Richtung Hirschwand weiter.
Schilderwald im Dunkelsteinerwald
13:17 Uhr. Hirschwand in Sicht!
Zum Gipfel der Hirschwand führt ein kleiner, gut mit Drahtseil versicherter Klettersteig. “Da nehmen wir den Eddie mit” sag ich und geh voraus. Da müssen wir jetzt zusammenhelfen, weil das stückweise (auf der anderen Seite im Abstieg) für Eddie viel zu steil und zu hoch ist, um aus eigener Kraft vorwärts zu kommen.
Der Aufstieg ist auf der Westseite so einfach, daß selbst Eddie fast ohne Hilfe rauf kommt. Er ist allerdings durch ein Geschirr mit drei Unterzügen mittels Reepschnur und Karabiner gegen Absturz gesichert.
Meine zwei Schlümpfe auf der Hirschwand
Blick stromabwärts in Richtung Krems
Beim Abstieg auf der wesentlich steileren Ostseite müssen wir jetzt zusammenhelfen. Ich steig so weit runter, daß Sonja grade noch mit den ausgestreckten Armen Eddie weitergeben kann, dann gibt mir Sonja den Eddie, den ich, wo Platz ist, abstelle und weiter runter steig, damit Sonja nachkommen kann. Und so handeln wir uns Stück für Stück hinunter, damit Eddie niemals ohne Sicherung ist. Ohne Hund ist Auf- wie Abstieg, egal, auf welcher Seite man beginnt, relativ unschwierig. Ängstlichere Leute werden sich auf der steileren Ostseite im Aufstieg leichter tun und beim Abstieg im Westen ist es dann nicht so gruselig.
Teilweise hatte ich Eddie in einer Hand und mit der anderen hab ich mich am Seil angehalten. Sowas geht nur mit einem kleinen Hund, dem richtigen Geschirr und auch nur dann, wenn der Wauzi sowas gewöhnt ist.
Zwischendurch kann er kurz wieder einmal auf den eigenen Beinchen stehen, mein Schlumpfhund.
Soviel haben wir schon geschafft. Es macht Spaß.
Jetzt geht es einmal ein Stück senkrecht an Klammern hinunter, da hängt Eddie frei an meiner rechten Hand.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach unten. Ps.: Der Strick im Bild ist die Sicherung für Eddie, nicht für Sonja. Das wäre eine Deppensicherung. LOL
Wir haben wieder sicheren Boden unter den Füßen und einen schönen Ausblick
Jetzt mußten wir nur mehr zum westseitigen Einstieg zurück und unsere Stöcke holen, die wir dort liegen gelassen haben.
Adios, schöne Hirschwand. Hoffentlich vergehen nicht wieder zwanzig Jahre, bis ich wieder komme.
Jetzt ist eigentlich nur mehr der Abstieg nach St. Lorenzen und die Rückkehr nach Oberkienstock geplant. Was auf diesem Weg noch alles auf uns zukommt, wissen wir nicht. Das ist Neuland für uns.
Pause im weichen Laub. Das tut gut.
Einer der zahlreichen (fast möchte ich sagen, zahllosen) Felsvorsprünge, von denen aus man eine wunderbare Aussicht hat. Die Wege dorthin sind meist nicht gekennzeichnet, es gibt aber Steigspuren. Man muß neugierig sein und da hin wollen.
14:53 Uhr. Der Falkenhorst auf 440m
Da steht ein Obstler drinnen. Pro Stamperl €1.50 für die Katholische Kirche. Nö, für die Kirche gibt’s nix. Die machen doch bei jedem Blödsinn mit und selbst vor den Nazi-Methoden bei Corona haben die nicht Halt gemacht. Ich hab nix gegen den christlichen Gott, sehr wohl aber was gegen das Bodenpersonal um den Genossen Bergoglio herum.
Den Weg, den wir ursprünglich als Abstieg geplant hatten, den haben wir irgendwo übersehen, was ein glücklicher Zufall war, weil wir sonst nicht zum Falkenhorst gekommen wären. Nun fanden wir einen relativ steilen, aber schönen und guten Weg nach St. Lorenzen, der wieder an zahlreichen Felstürmen (mit Bohrhacken) vorbei führt. Langweilig wird der Abstieg hier niemals.
“Steinige Ries” steht auf dem Taferl da oben
Jetzt ist es nicht mehr weit nach unten.
Zurück im Erdgeschoss in St. Lorenzen.
Kirche von St. Lorenzen. Mapy.cz sagt, noch rund zwei Kilometer zurück nach Oberkienstock.
Nach Krems wären es von hier aus auch nur mehr 13 Kilometer
16:24 Uhr. Nur mehr ein paar Meter, dann sind wir am Ausgangspunkt zurück. Also dann pfüat Gott und bis zum nächsten Mal, irgendwann und irgendwo in den Weiten des Universum.