Amstetten – Waidhofen/Ybbs – Weyer – Altenmarkt – Admont – Kaiserau – Trieben – Hohentauern 1274m – Möderbrugg – Pöls – St.Georgen ob Judenburg – Scheifling – Murau – Stadl – Predlitz – Turracher Höhe 1795m – Ebene Reichenau – Nockalmstraße (Schiestlscharte 2024m/Eisentalhöhe 2042m) – Innerkrems – L19 Gruben – Thomatal – Madling – Tamsweg – Tratten – Schöder – Sölkpass 1788m – Stein an der Enns – Liezen – Pyhrnpass 954m – Windischgarsten – Klaus an der Pyhrnbahn – Molln – Untergrünburg – B140 Kreuzung Pointnersiedlung – Peng, Kettenriß
Tourlänge aus eigener Kraft: 530km Fahrt mit ÖAMTC: 48km
Es war eine Tour, wie ich sie nicht oft im Jahr fahre. Oh ja, ich fahre gerne zur Nockalm. Die ganze Strecke ist ein Hammer! Nie wird es langweilig. Das meine ich aber nicht. Am 5. Juni fuhr ich diese Tour mit insgesamt 4 Tank-, 3 Kaffee- und vielleicht noch 3 zusätzliche Zigarettenstop. Ansonsten nur fahren, fahren und wieder fahren. Es war einfach schön, durch die Gegend zu brausen. Das ergibt sich ganz von selber.
Dabei begann die Tour recht gemütlich und ohne Plan. Ich fuhr einfach der Nase nach. Nach einem Kaffeestop in Weyer ergab es sich einfach, dass ich nach links, in die Steiermark, abbog. Gemächlich durchs Ennstal, ohne Vorderradlupfer über die Corkscrew für Arme, dann stiefelschonender als normal über den Buchauersattel und geradewegs zur Tankstelle in Admont, um Benzin und Kaffee zu fassen.
Der nächste und zugleich vorletzte Kaffeestop lag 117km weiter, genau an der Kreuzung zur Turrach. Ein gemütlicher Gastgarten lädt dort zur Pause ein. Selbstverständlich muß man auch am Turrach See eine rauchen. Es ist einfach hübsch dort. Warum man die weite Anreise aus Holland unternimmt, um dann über die Nockalmstraße zu donnern wie ein Gestörter, das wird mir für immer verborgen bleiben, aber was solls. Das Rudel hatte es sichtlich eilig. Vielleicht war ihr Programm so dicht gedrängt und für schauen keine Zeit. Ich nahm mir Zeit. Sehr viel Zeit sogar. Ganz gemütlich bummelte ich diese herrliche Strecke, den Hut am Tank liegend, entlang und erfreute mich der schönen Aussicht. An die überfüllten Stände der Schiestlscharte und der Eisentalhöhe sollten sich andere drängen, ich brauchte das nicht, ich wollte meine Ruhe haben.
Ab Innerkrems folgte ich der schmalen L19 an der Dr.Josef Mehrl Hütte und am historischen Hochofen bei Bundschuh vorbei bis zur B95 und erreichte über Tamsweg und Tratten Schöder am Beginn der Erzherzog Johann Straße, die zum Sölkpass hoch führt. Nach dem nächsten Tankstop in Stein a.d.Enns führte mich der Weg gewohnheitsmäßig, und weil es die einzige vernünftige Möglichkeit ist, bis Liezen. Dort wollte ich aber nicht weiter auf der kürzesten Route zurück in die Heimat fahren. Nein, ich bog zum Pyhrnpass ab und hielt in Windischgarsten, mitten im Ortskern in einem schön gelegenen Gastgarten einer Konditorei Kaffeepause. Es sollte die letzte sein, bevor es krachte.
Eigentlich wollte ich aus Windischgarsten über den Hengstpass zurück ins Ennstal, aber der Weg war mir durch eine abgegangene Mure und die dadurch gesperrte Straße versperrt. Zurück über den Pyhrnpass kam auf keinen Fall in Frage, also blieb nur der Weg über Klaus, Molln und Steyer. Bis Steyer kam ich nicht ganz aus eigener Kraft.
Etwas weiter vor mir fuhren zwei PKW des Weges. Ich überlegte, ob ich sie noch vor der Steigung schnappen sollte, drehte den Hahn aber wieder ab. Es waren noch rund 50 – 60km bis zur heimatlichen Garage, dass konnte ich gut schätzen, denn ich kenne praktisch die gesamte Strecke recht gut. Richtig Spaß empfand ich jetzt sowieso keinen mehr, dazu war die Strecke schon etwas zu lang, aber die Reaktion war noch ausgezeichnet, stellte ich fest.
Ein seltsames, hässliches, raschelndes Geräusch, dann schlagartig Stille! Nur mehr das Ablaufgeräusch der Reifen und der Fahrtwind war zu hören.
Wie angewurzelt saß ich kurz auf der Maschine, das Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Was war das? Wobei das alles nicht einfach zu schildern ist, denn als ich mir dachte „Was war das?“, wusste ich, was das war, ohne es je zuvor erlebt zu haben!
Die Fahrstabilität schien mir nicht beeinträchtigt, also drehte ich mich um und blickte zum hinteren Kettenrad. Leer, keine Kette mehr drauf. „Aha, die Kette gerissen, aber nix passiert. Das ist schon einmal gut.“ Nun überlegte ich kurz, soll ich bremsen oder die Foxi auslaufen lassen. Aufgrund der vor mir liegenden Steigung und des doch recht flotten Tempos, das ich noch drauf hatte, entschied ich, laufen zu lassen. Oben würde ich wenigstens eher ein Telefonnetz haben als unten im Graben. Dann drehte ich mich nochmals zum leeren Kettenrad um und…….sah die Kette am Blinker baumeln! Mein verdutztes Gesicht hätte ich in diesem Moment gerne gesehen. Da hing doch tatsächlich die gerissene Kette am Blinker, und wie es aussah, war rundherum nichts beschädigt. Erst jetzt bemerkte ich allerdings, dass ich noch immer die Kupplung gezogen hielt.
Mein Vater hatte mich einst nach dem Kauf der Hercules gelehrt, mich immer vor einem Kolbenreiber zu hüten. „Du hast nicht lange Zeit, wenn du dieses Geräusch hörst, dann steckt der Kolben und das Hinterrad steht!“ Immer hatte ich damals zumindest einen Finger an der Kuppung, einmal hat er sogar möglicherweise den Motor gerettet, dieser schnelle Finger. Als es mir den Kolbenring abriß. Ich hörte es und hab reagiert.
Natürlich gibts beim 4 Takter diese Angst nicht. Aber die Gelegenheiten, wo ein kurzer Zug an der Kupplung nützlich sein können, sind auch mit solchen Geräten zahlreich. Daher noch immer die schnellen Finger an Kupplung und Bremse. Diesmal gabs nichts zu retten, die Kette war sofort nach dem Riss vom Ritzel gesprungen und hatte sich an der Kupplungsdruckstange verkeilt. Das hintere Ende war gottlob nicht ins Gehäuse gedonnert, hatte aber durch den Umstand, dass an diesem Motorrad kein Kettenschutz montiert ist, auch nichts zerstört. Wie sie sich so locker um den linken hinteren Blinker schwang, ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen, wird mir ewig schleierhaft bleiben.
Etwa 30min nach der Verständigung des ÖAMTC stand der Pannenwagen vor mir, was einem großen Zufall zu verdanken war.
Der gute Mann aus der wiener Zentrale meinte noch, das könne heute lange dauern, denn die Leute aus der (meiner momentanen) oberösterreichischen Umgebung wären alle im Einsatz. Dann erreichte er einen Pannenfahrer aus Niederösterreich, der sich eben durch einen Einsatz in Enns (Oberösterreich) aufhielt und am Weg zurück nach Amstetten war. Er hörte „Motorradfahrer aus Amstetten mit gerissener Kette liegengelieben“, schaute sich den Standort an und entschied, „das ist nicht weit, den nehm´ ich mit Heim!“ Das war mein (gelber) Engel. Bilder re./li.: Gerissene Kette und Schaden an den Supersprox Kettenrädern.
Auf den 48km der Heimfahrt hatten wir herrlich Gesprächsstoff, den er war ebenfalls Motorradfahrer. Wieder einmal, heuer zum 3. Mal, hat mir ein gelber Engel des ÖAMTC aus der Patsche geholfen. Jungs, ich bin euch riesig dankbar dafür und freue mich immer, wenn ich eines eurer Autos sehe. Da weiß man, dass man nicht alleine ist. DANKE.
Inzwischen läuft die Foxi wieder. Die Kette hatte die Kettenräder schwer beschädigt, den Gehäusedeckel zertrümmert und eventuell die Kupplungsdruckstange verbogen. Auch sie wurde präventiv gewechselt. Dann tauchte ein weiteres Problem auf. Sie verlor Öl. Nachdem sämtliche Dichtungen der linken Motorseite erneuert waren und sie immer noch Öl verlor, war eine größere Suchaktion nötig, denn so einfach schien sich der Fehler nicht finden zu lassen. Dann, bei richtiger Beleuchtung und mit etwas Geduld (des Mechanikers vom Lietz) wurde es doch recht einfach. Die verklemmte Kette hatte es geschafft, das Gehäuse genau am Druckstangen-Eingang zu sprengen. Mit Flüssigmetall wurde der Schaden rasch, und wie es jetzt, nach über 600km Fahrt ausschaut, dauerhaft behoben. Also auch hier – Mille Grazie.
Die gerissene 532er Kette (RK bester Qualität) hatte eine Laufleistung von 2000km (Schönwetter!) hinter sich, und wurde regelmäßig gereinigt und mit Dry Lube gepflegt. Auch die neue 532 DID läuft auf Supersprox und wird mit Dry Lube geschmiert. (neuer Satz siehe Bild ganz unten)