Heute stelle ich eine kleine Untersammlung meiner Raketa Uhren vor. Es handelt sich dabei um sechs Uhren, wie sie von Raketa in den 60er Jahren im Grunde baugleich, im Detail aber doch etwas unterschiedlich, auf den Markt gebracht wurden. Das Design entspricht im großen und ganzen auch recht genau dem westlichen Geschmack der 40er bis 60er Jahren, wie man es in nahezu jedem Uhrenkatalog dieser Zeitspanne vorfand. Zeitlos schön, würde ich heute sagen. Die Aufschrift in lateinischen Buchstaben lässt drauf schließen, dass es sich um Uhren für den Export handelte. Ob es die selben Modelle mit kyrillischer Aufschrift auch für den sowjetischen Inlandsmarkt gab, weiß ich nicht. Baltika nenne ich sie deshalb, weil der Urahn dieses Kalibers die Baltika war, die gebaut wurde, bevor das Werk in Peterhof in Raketa umbenannt wurde. Seitdem hießen alle nachfolgenden Uhrwerke dieses Kalibers bis zur Einführung des 2609 HA Baltika. Das HA war quasi die letzte Ausbaustufe des Kalibers 2609, wird heute noch, oder schon wieder, gebaut und hat mit den älteren Uhrwerken nicht mehr viel gemeinsam, da diese Konstruktion schon extrem für eine automatische Fertigung optimiert war.
Irgendwie hatte ich Glück mit dieser kleinen Sammlung. Kaum ein halbes Jahr dauerte es, und ich hatte alle sechs Stück beisammen. Ich hatte mir das nach Erfahrungen mit anderen Teilsammlunen schwieriger vorgestellt. Einige Modelle sind recht häufig zu finden, nur zwei davon eher schwer. Vor allem in gutem Zustand! Bei zwei Stück dieser Serie hatte ich aber auch etwas weniger Glück. Eine, optisch wunderschön, stellte sich als technische Katastrophe heraus und ich musste mich um Ersatz umsehen, was überraschenderweise unglaublich schnell der Fall war. Keine vier Tage nach dem erhalt des “Miststückes” wurde eine ebenso
schöne, aber um zwei Drittel günstigere Uhr angeboten, da hab ich natürlich sofort zugeschlagen, tauschte dann die Uhrbänder aus und bin jetzt sehr zufrieden damit. Das Miststück muß in Zukunft als Ersatzteillager herhalten. Links und rechts sind zwei Kopien aus einem Raketa Katalog von 1968
Bei der Zweiten war wirklich Pech im Spiel. Sie ging tagelang so genau wie ein Schweizer Chronometer, dann begann sie verrückt zu spielen, lief, was schon rein optisch zu sehen war, viel zu schnell, oder blieb stehen. Und dann ist sie mir auch noch durch ein Missgeschick auf den Teppichboden gefallen, wodurch ihr Sekundenzeiger abfiel. Da sie aber so gut gelaufen war und mir durch ihre Patina äußerst ans Herz gewachsen war, trug ich sie zum Uhrmacher und ließ ihr eine Generalüberholung angedeihen, was sie im Endeffekt zu meiner teuersten Raketa des gesamten Bestandes macht. Aber es hat sich ausgezahlt. Das Werk ist jetzt gereinigt, mit einer neuen Feder versehen und läuft nun wieder genau so präzise wie zuvor. Und auch wenn ich dadurch etwas tiefer in die Tasche greifen musste, weniger werden diese Uhren kaum mehr Wert. Ganz im Gegenteil. Sowjetische Uhren finden immer mehr Liebhaber und Sammler, was soll da schon groß schiefgehen? Außerdem ist es mir egal, weil ich eh nicht vorhabe, sie zu verkaufen. An meinen “Raketen” aus der Sowjetunion hab ich inzwischen so einen Narren gefressen, dass ich mir nicht vorstellen könnte, mich auch nur von einer zu trennen. Zurück zum Sixpack.
Die Gehäuse dieser Uhren sind baugleich, bei drei Stück Vergoldet, bei drei Stück verchromt, die Uhrwerke und Ziffernblätter sind geringfügig unterschiedlich. Verbaut sind zwei Mal Werke des Kalibers Raketa 2609A, zweimal 2609A.1 und zweimal 2609Б. Aber wie sagt man, “Bilder sagen mehr als tausend Worte”. Hier die Bilder in der Reihenfolge des oberen Bildes von links nach rechts:
1. Gehäuse verchromt, helles Ziffernblatt, lange Stundenmarken und Werk 2609A. Das ist die mit dem generalüberholtem Uhrwerk.
2. Gehäuse AU20 vergoldet, mit schwarzem Ziffernblatt, kurzen Stundenmarken und Werk 2609A
3. Gehäuse verchromt mit hellem Ziffernblatt und kurzen Stundenmarken, Werk 2609Б
4. Gehäuse AU20 vergoldet, helles Ziffernblatt und Werk 2609Б
5. Gehäuse verchromt, Ziffernblatt schwarz mitkurzen Stundenmarken, Werk 2609A.1
6. Gehäuse AU20 vergoldet, Ziffernblatt hell mit kurzen Stundenmarken, Werk 2609A.1
Wann diese Uhren genau auf den Markt kamen, ist mir unbekannt, im Raketa Katalog von 1968 sind sie jedoch zu sehen. Ebenso unbekannt ist mir, wann der Bau wieder eingestellt wurde. In Raketa Katalogen von um 1975 werden allerdings Uhren gezeigt, die zwar andere, wie mir scheint, einfachere Gehäuse besitzen, aber teilweise die gleichen Ziffernblätter und Zeiger. Eine davon, mit schwarzem Ziffernblatt wie Nr.2 und vergoldetem Gehäuse besitze ich. Ihr fehlt allerdings auch eine Punzierung, die die Dicke der Vergoldung zeigen würde. Ob die gesamte Serie mit dem anderen Gehäuse gebaut wurde, weiß ich nicht.