Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

14. August 2008

Diembach – Der alte Heizer

Filed under: Geschichten um´s Motorradfahren — Benzin @ 21:42

 

nor-kessel Am Vormittag war das Wetter nicht besonders, also hab ich, wie fast täglich, in einem guten Buch gelesen. Als aber gegen Mittag die Sonne kräftig schien, packte mich wieder die innere Unruhe. Ich zog das Leder und die Stiefel an, langte nach einem Helm und machte die XJR startklar. Auf ging´s, über Ardagger zur Donau nach Grein und dann, nach Jahren wieder einmal, die kurvenreiche Strasse nach Diembach hinauf, die ich mit der Kilo früher manchmal dermaßen brutal fuhr, das die Verkleidung am Asphalt schrammte. Leider wurde der Belag über die Jahre dermaßen schlecht, dass man nur mehr Angst hatte, auf den Teerstreifen auszurutschen und in den Graben, oder schlimmer noch, in die Leitplanken zu fliegen.

Heute, welch Wunder, bemerkte ich, dass man die Strecke scheinbar neu Asphaltiert hat. Genial! Zwar nur den zweiten Teil nach dem Gasthof Aumühle, wo oft die Polizei lauert, aber der Grip auf diesem Streckenteil ist einfach ein Irrsinn und die längste Gerade ist dort um die 50m lang. Also mit Karacho am Tacho raufgerauscht. Droben, bei der Kreuzung vor Diembach, drehte eben ein „Supersportler“ um. Der Gedanke, „wieder einer, der 100mal rauf und runter brettert, bis er im Graben liegt. Wie so viele jedes Jahr“, ging mir durch den Kopf. Ich bog links ab nach Diembach, durch den Ort hindurch weiterfahrend nach St. Georgen am Walde, und von dort über Babneukirchen und Bad Kreuzen zurück nach Grein an der Donau. Droben, in St.Georgen, war ich plötzlich hinter einer grünen Kawa angekommen und wollte schon überholen, doch nach zwei Kurven dachte ich, „ok, der fährt ganz gut, ich bleib hinter ihm, denn wies scheint. kennt der die Strecke und langsam ist er ja nicht“. Mir war die Strecke fremd, oder ich war sie schon so lange nicht gefahren, das ich mich nicht mehr an sie erinnern konnte. Ob er mich bemerkte, weiß ich nicht, aber in einigen Kurven hinterließ er schwarze Striche beim Rausbeschleunigen. Also hatte er Spaß an der Fahrerei und ich folgte ihm in wenigen Metern Abstand. Flott kamen wir in Grein an, wo ich ihn überholte und grüßte, den ich vermutete, mit einem Linzer Kennzeichen würde er unten rechts abbiegen, um in die oberösterreichische Landeshauptstadt zurückzufahren. Denkste. Er bog hinter mir ebenfalls links ab, fuhr wie ich, wieder durch Grein durch und bog ebenfalls nochmals nach Diembach ab. Ich hab dann richtig Feuer gegeben mit dem Eisenschwein und oben an der Kreuzung vor Diembach schon eine geraucht, als er vorbeikam. Klar, hab ich mich beeilt, den Helm von der Birne zu bekommen und im Fluge war der Tschick angezündet. Ich wusste ja, das er gut fährt. Wir grüßten uns nochmals, dann verschwand er in der Ferne. Vielleicht meinte er aber nur, „ich fahre doch nicht hinter diesem Irren her. Der zerlegt sich und ich fliege mit!“ Wer weiß? Fahren konnte er!

Das war aber nicht der Grund für diese Geschichte. Der kam wenige Augenblicke später.

Ich hatte noch nicht ausgeraucht, da kam von unten, von der letzten scharfen Kurve, eine rote Honda RR- irgendwas, mit voller Beschleunigung brüllend angerauscht. Als würde Rossi, oder von mir aus Nicki Hayden drauf sitzen. Er bremste recht scharf, blieb neben mir stehen, öffnete das Visier und meinte kurz – Servus. Ich nickte und fragte ihn lächelnd, der etwas erschöpft schien vom Heizen, wie oft er den schon rauf und wieder runter fuhr. „Hast du mich leicht schon gesehen?“, fragte er, immer noch am Motorrad sitzend, den Hut am Kopf. „Ich glaube schon, als ich das erste Mal hoch fuhr. Ich fahre auch schon das zweite Mal rauf“. Dann quatschten wir noch über die schlechte Strasse der letzten Jahre, er kenne sie seit 1965, als er begann, Motorrad zu fahren, meinte er. Ich war mir sicher, dass ich mich verhört hatte, konnte mir aber nicht vorstellen, wo der Hörfehler gelegen sein könnte. 1965, da war ich fünf Jahre alt und der Typ hier vielleicht, wenn’s hoch her ging, 10. So wie er fuhr, war der Kerl nicht alt. Vielleicht durch mein fragendes Gesicht animiert, meinte er, er fahre ja jetzt nicht mehr so schnell, er – und nahm den Helm ab – sei ja schon seit 9 Jahren in der Pension. Ich stand wie angewurzelt da und konnte es einfach nicht glauben. Unterm Helm kam ein älterer Herr mit schlohweißen Haaren zum Vorschein. „Wieviel, sagtest du?“ fragte ich total verblüfft. „Ja, ich bin 69“ war seine Antwort. Ich hatte mich also nicht verhört.

Dann plauderten wir noch eine Weile, er erzählte mir, dass er mit seinen Freunden Sonntags am Großglockner war. Auch in Hohentauern und was weiß ich noch welche Tauern, jedenfalls waren sie vom Morgen bis zum Abend gut 800km gefahren und fast alles volle Kanne, wie er versicherte. „Ich wollte ja gar nicht so schnell fahren, aber was hätte ich den machen sollen, wenn die Gas geben wie die blöden und ich als letzter fahre? Die hätten mich ja sonst verloren“, meinte er, und es klang recht plausibel, irgendwie. Dieser Mann war gertenschlank, insgesamt voller Frische, sah überhaupt nicht wie 69 Jahre aus, besonders im Knieschleiferbewehrten Leder. Sofern man sich einen Mann in diesem Alter überhaupt bildlich vorstellen kann. Der eine ist ein Greis, der andere, wie dieser hier, wirkte eher wie ………ich weiß es nicht. Aber ich hab´ keinerlei Zweifel, das es stimmt. „Wie mag dieser Mann wohl vor 20 Jahren gefahren sein, als er so alt war wie ich, wenn er jetzt noch so Gas gibt“, waren meine Gedanken, als wir uns verabschiedet hatten und ich zur Aumühle runter fuhr, um einen Kaffee zu trinken.

Ich hab mir immer gewünscht, und ich wünsche mir immer noch, wenn ich alt werde und gesund bleibe, möchte ich noch viele, viele Jahre Motorrad fahren. Dieser Mann hat mir die Hoffnung gegeben, dass es auch in 20 Jahren noch richtig Spaß machen kann. Wenn der Herrgott, oder wer auch immer, mitspielt.

Jugendfreunde

Filed under: Geschichten um´s Motorradfahren — Benzin @ 18:28

lindekaffeewerbung Was hatten wir doch für eine schöne Kindheit, wir Jungs aus unserer Siedlung. So weit ich mich zurückerinnern kann spielten wir fast täglich miteinander, irgendetwas fand sich immer was wir tun konnten. Meine Eltern hatten 1960 begonnen unser Haus zu bauen und da mein Vater damals ein eher kleines Einkommen hatte dauerte die Fertigstellung einige Jahre, wodurch wir vorm Haus immer einen Sandhaufen hatten auf den sich herrlich spielen ließ. Cowboy und Indianerfiguren, die damals dem Linde Kaffee beigepackt waren, besaßen wir haufenweise. Kaum eine Frau mit Kindern kaufte damals eine andere Kaffeesorte und wenn meine Mutter mit dem Einkaufskorb nach hause kam war es immer ein großer Augenblick den Kaffee aufzumachen und aus den Tiefen der Packung die Beigabe hervorzuholen, einen Indianer, einen Cowboy oder eine andere Figur. Einmal war ich bitter enttäuscht weil nur ein bedruckter Zettel zum Vorschein kam, dabei war dieser unscheinbare Zettel ein Gutschein den man beim Händler für eine kleine Eisenbahngarnitur inklusive Schienen eintauschen konnte. Diese Eisenbahn zum im Kreis schieben war so schön wie Weihnachten und Ostern zusammen.

Der Edi und ich waren besonders gute Freunde, wir spielten leidenschaftlich gerne mit Matchbox Autos. Strassen, Tunnels, Brücken, Seen, Wälder und Ortschaften legten wir am Sandhaufen an und bauten und konstruierten was das Zeug hielt. Kleine Holzstöcke stellten wir als Masten auf worauf wir dünne Schnüre befestigten, man darf ja auch die Energieversorgung nicht vergessen. Sogar ein großes Kraftwerk hatten wir einmal gebaut, das allerdings mit der Zeit den ganzen Sandhaufen für sich in Anspruch nahm. Alle Kabel die wir auf unserer Baustelle finden konnten hatten wir verlegt oder vergraben. Dann kam schlechtes Wetter, der Wind und der Regen ebnete wieder alles lindeindianer ein und wir begannen von vorne zu bauen. So wurde uns nie langweilig.

Später gingen wir in den Wald Baumhäuser bauen oder einfach nur um auf den Bäumen oder in weiter entfernten Schottergruben herumzukrabbeln, oder wir brausten mit den Fahrrädern in der Gegend herum, der Edi war fast immer dabei. Edis Eltern betrieben in Waldheim, einer kleinen Ortschaft 3km von unserem Wohnort entfernt, eine Pam Tankstelle, eine Firma die es ebenso wenig mehr gibt wie den Spielzeughändler in Hausmening oder den Linde Kaffee mit den Spielzeugen in der Packung. Auf der anderen Seite der Bundesstrasse, gegenüber der Tankstelle, war eine riesige Schottergrube in der wir gerne mit unseren Fahrrädern herumfuhren. Natürlich nur am Wochenende wenn wir schulfrei hatten und dort nicht gearbeitet wurde, die riesigen Bagger und Lastwagen still standen. Uns kam damals sowieso alles riesengroß vor, auch der Schotterhaufen der dort aufgeschüttet war und um den eine Strasse führte damit die LKW herumfahren konnten.
Auf dieser Schotterstrasse um den riesenhaften Schotterhaufen herum baute ich meinen ersten Autounfall, mit einem Auto das Edi von seinem Vater bekommen hatte. Es war ein kleiner Fiat 500, glaube ich, jedenfalls war es so ein kleines kugelförmiges Auto wie es auch der Puch 500 war, voll funktionsfähig zwar, nur Türen waren keine mehr drinnen. Öfters fuhren wir damit von der Tankstelle in die Schottergrube und dann volle Kanne um den Schotterhaufen herum. Der Edi war trotz seiner erst 13 Jahre ein recht guter Autofahrer, ich hingegen war mit meinen 15 Jahren noch nie mit einem Auto gefahren. Eines Tages fragte mich Edi ob ich nicht auch einmal fahren wolle. Klar wollte ich, was konnte den schon dabei sein. Oft genug hatte ich meinen Vater aufmerksam beobachtet und dem Edi hatte ich auch immer gut zugeschaut, also warum sollte ich das nicht können?
mercurycougar So tauschten wir die Plätze, der 12 Jährige Franz der auch dabei war blieb hinten sitzen, und so gings los. Den ersten Gang eingelegt, die Kupplung richtig schnalzen lassen (anders konnte ich das sowieso nicht) und irgendwie die immer schneller werdende Kiste auf Kurs haltend, in weitem Bogen um den riesigen Schotterhaufen herum. Dummerweise kam auf der anderen Seite des Haufens eine Gerade die zur zweiten Kurve um den Hügel herum führte, der Schotterhaufen hatte wirklich riesige Ausmaße! Aus mir heute unerfindlichen Gründen, vielleicht war ich einfach zu aufgeregt, vergaß ich das Lenkrad wieder in Geradeausrichtung zu drehen sodas wir den Hang zu unserer Linken hochfuhren, immer höher, wo er auch immer steiler wurde, bis wir zum Stillstand kamen und der kleine Fiat umkippte, zur Seite rollte um am Dach liegend den Hang hinunterzurutschen. Edi, Franz und ich krabbelten etwas bleich, aber unversehrt, aus der umgekippten Kiste und wussten nicht recht was wir tun sollten. Öl und Wasser, so glaube ich mich zu erinnern, tropfte aus dem Motor das es zischte und rauchte, es war ein trauriger Anblick. Von Edis Vater gab´s einen riesen Anschiss, dann fuhr er mit uns runter in die Schottergrube um das Auto zu bergen. Aber schnell hatten wir herausgefunden das seine Freude über unsere Unversehrtheit größer war als der Zorn über unsere, oder besser gesagt, meine Blödheit. Ich glaube aber dass er nie erfuhr wer gefahren war, Edi hatte es ihm jedenfalls nie verraten.

Mit meinem 16. Geburtstag kam dann der Punkt wo beinahe alle Kinderfreundschaften verflogen. Hans zum Beispiel spielte schon lange nicht mehr mit uns, matchboxhonda er hatte schon ein eigenes Auto und wir restlichen fünf oder sechs Buben waren auch nicht genau gleich alt. Edi durfte mit mir nicht mitfahren, ich war schnell als Wildsau verschrien, dann kamen die Mädchen, die Wirtshäuser, andere Freunde die auch ein Moped hatten, alles wurde anders.
Viele Jahre später blieb der Edi wieder einmal bei unserer Garage stehen, er hatte sich eine große grüne Kawasaki gekauft, und wir fuhren eine gemeinsame Tour. Es war die erste und auch die letzte gemeinsame Rundfahrt, dann war auch der Edi der Meinung dass ich eine elende Wildsau sei, er nicht sterben wolle und daher nicht mehr mit mir fahren würde. Ich hatte das gar nicht bemerkt, ich fuhr ja nie anders. Ich konnte damals gar nicht anders. Die Kawasaki war allerdings sein erstes Motorrad während ich schon jahrelange Erfahrung mit Motorrädern hatte. Diesmal konnte ich schon fahren während er es erst lernen musste.

Wieder vergingen die Jahre, Edi hatte schon lange eine Familie, ich hingegen hing noch immer meinen Spinnereien nach, hatte ab und zu mal eine mehr oder weniger lange dauernde Beziehung, aber ich hatte mein Auto und mein Motorrad und damit zog ich gerne durch die Gegend, das war mein Leben. Obwohl wir nur drei Häuser auseinander wohnen trafen wir uns sehr selten, auch berufsbedingt, trotzdem hatte ich nie das Gefühl verloren das er mein Freund war. Seltsam, irgendwie war es als fehle uns nur der gemeinsame Spielplatz, das gemeinsame Spielzeug, so wie wir das früher als Kinder hatten.

P8100001 Vor 2 Wochen, ich stand gerade in der Garage, hatte eben die kleine Yamaha frisch gewaschen hineingeschoben, brummte es dumpf weiter hinten auf der Strasse und als ich mich umdrehte schob sich eine weiße XJR in unsere Einfahrt, der Edi saß drauf. Kopfschüttelnd und lachend fragte ich ihn wem den dieses Eisen gehöre, er fuhr ja normal eine Triumph Tiger. Da erzählte er mir das er seine 1200er XJR nie vergessen hatte die er vor Jahren besaß und sich nun die Gelegenheit ergab diese Maschine zu kaufen, die Engländerin werde er hergeben. Nach über einer Stunde tratschen und mehreren Anrufen seiner Frau wo er den bleibe verabschiedete er sich wieder, er war ja nur zu einer kurzen Testfahrt um den Häuserblock aufgebrochen, ohne Kennzeichen, ohne Schuhe und in kurzer Hose, aber wir hatten ausgemacht das wir zusammen wieder einmal eine Runde drehen wollten.
Einige Tage später, an einem Sonntag, brummte er mit der dicken XJR an der Garage vorbei, ich stand gerade bei meiner XJR und bereitete mich auf eine Ausfahrt vor. Aha, dachte ich, der Edi ist auch unterwegs, bestimmt dreht er mit Leuten die ich nicht kenne eine Runde. Ich wollte gerade zur Hauptstrasse abbiegen die mich aus dem Ort hinausführt als mir der Edi entgegenkommt, mit der Linken in der Luft herumfuchtelt, stehen bleibt und mich fragt wo ich den hinfahre. „Keine Ahnung, irgendwo da rein“ antwortete ich mit dem Kopf in die Steiermarkt deutend. „Ok, ich fahr dir nach“,  klappt das Visier zu und dreht um. So zogen wir rauf zur Sonntagberger Höhenstrasse, mit einigen Rauch- und Tratschpausen rein nach Gaming und über den Grubberg zum Gasthof am Zellerrain um einen Kaffee zu trinken. 80km waren wir von Zuhause entfernt, es war erst gegen elf und wir konnten leicht zum Mittagessen daheim sein wie es seine Frau von ihm erwartete. Allerdings fand Edi auch an der Version gefallen die ich für die Rückfahrt angedeutet hatte, über die Hochschwab Bundesstrasse, durch Wildalpen. „Warte mal, das haben wir gleich“ sagte er, griff zum Telefon und schwanerte seiner Angetrauten irgendetwas von „wir haben eh nicht mehr so weit, ich komme etwas später“ vor, dann stülpten wir wieder unsere Helme über die Rübe und zogen gen Süden. Zur Heimat wäre es allerdings in nördlicher Richtung gegangen.

Es war eine tolle Runde, nach der Hochschwab Bundesstrasse bogen wir in den Sandgraben und fuhren durch das Ybbstal heimwärts um anschließend bei meiner Garage noch eine beziehungsweise mehrere Zigaretten zu paffen und zu tratschen. Der Edi ist ein ausgezeichneter Motorradfahrer geworden stellte ich anerkennend fest. Gegen 14 Uhr läutete das Telefon, seine Holde erkundigte sich ob er auswärts zu nächtigen gedachte, sie glaube nicht mehr daran das er bald kommen werde, aber Edi versicherte ihr das sie nur zum Fenster rausschauen brauche um ihn zu sehen, den er stünde schon seit einer halben Stunde vor der Garage des Nachbarn. Dann verabschiedete er sich mit einem Grinsen und fuhr wieder heim. Ich denke unsere XJR könnten die gemeinsamen Spielzeuge sein die so viele Jahre gefehlt hatten.

Letzte Woche rief meine Mutter aus dem Erdgeschoß das jemand hier sei der mich sprechen wolle, hinten bei der Garage würde er auf mich warten. Neugierig, wer das den sein könnte der nicht hereinkommen will, ging ich nach hinten und sah eine weiße XJR in der Einfahrt stehen. Ich wollte schon rufen hansbenzin „Edi, du alte Haubitze, wo steckst du denn?“, da kam der Hans aus der Garage. Hans stammt aus Kematen, gut 15 Jahre hatten wir uns nicht gesehen und erst kürzlich trafen wir uns durch Zufall im Gasthof wo ich öfters einen Kaffee trinke. Da hatte ich keine Ahnung dass er wieder Motorrad fährt, wir hatten auch nicht darüber gesprochen. Nun stand er mit seiner funkelnagelneuen Maschine hier und erzählte mir einiges aus seinem Leben, das er nun wieder Zeit hätte um Motorrad zu fahren, niemand würde mehr nörgeln. Er hatte sein Lebe sozusagen bereinigt, sich auch beruflich verändert und sich eine XJR gekauft. Durch den Leopold, seinem Bruder, hatte er erfahren das ich noch immer Motorrad fahre und eine XJR besitzte, so kam er auf die Idee wieder einmal zu mir zu schauen, wie früher als er nicht in Wien lebte und arbeitete.
15 Jahre war er nicht Motorrad gefahren und hatte etwas bammel als ich meinte wir könnten doch mit den Schlachtschiffen zusammen eine Runde drehen. Letzten Samstag waren wir, wies der Teufel haben will, durch Zufall auf der Hochschwab Bundesstrasse zusammengetroffen, ich war mit der RD unterwegs. Ich wollte eben eine große weiße Maschine überholen als ich bemerkte das ich dieses Motorrad und den Typen darauf kennen sollte. Wir hatten anschließend eine schönen Runde gedreht wobei wir den Beschluss fassten am Dienstag gemeinsam zum Großglockner zu fahren. Ich mit der kleinen Yamaha, er mit seiner Honda XR500 die er seit 1989 besitzt. Sogar seine 900er Bol d´Or hat er noch mit der wir beim Langstreckenrennen in Zeltweg waren, irgendwann am Anfang der 80er Jahre. Am Glockner waren wir inzwischen schon, und es war wunderschön.

So bringt Yamahas XJR langsam meine alten Kumpel und Freunde zurück mit denen ich früher so schöne Zeiten erlebte. Ich bin schon neugierig wer als nächster mit seiner XJR bei mir auftaucht.

5. August 2008

Gut behütet.

Filed under: Geschichten um´s Motorradfahren — Benzin @ 20:17

j1gross„Das darf doch nicht wahr sein! Ich war doch erst vor 20 Minuten bei euch, um nach dem Helm zu fragen“, schnauzte ich heute Mittag die Dame am Telefon an, als sie mir mitteilte, dass mein neuer Helm abzuholen wäre. Sie konnte aber wirklich nichts dafür, denn genau in dieser Zeitspanne war der Karton mit meinem heiß begehrten Teil geliefert worden. Aber ich war inzwischen mit dem Motorrad weggefahren. Kurzerhand veränderte ich die geplante Tour dergestalt ab, dass ich gleich nach der Mittagspause beim Händler sein konnte, um den neuen Hut in Empfang zu nehmen. Es war, hoffentlich, dass letzt Mal, dass mich der Schuberth J1 zum Narren hielt.

Begonnen hatte alles letzten Mittwoch. Nach langem Ringen, ich hab nämlich schon einige Helme, pilgerte ich zumj1neu Händler ums Eck, um mir den J1 von Schubert in natura anzuschauen. Den Bildern in Prospekten kann man ja nicht trauen. Zu oft klafft zwischen Bild und Wirklichkeit ein riesiges Loch. Warum ich überhaupt, trotz dem Besitz mehrerer Helme, auf die Idee kam, schon wieder einen zu kaufen, ist recht einfach. Ich wollte schon lange einen Jet Helm, also einen offenen Helm, bei dessen Nutzung einem der Wind so richtig um die Nase weht. Daher kaufte ich vor zwei Jahren den Police2 von Uvex, aber in der Praxis stellte sich dieser Helm als nicht recht glückliche Wahl heraus. Das Kienband drückt am Unterkiefer, dass es schmerzt, der Windschild, der diesen Helm optisch so attraktiv macht, zieht bei Geschwindigkeiten höher als 80km/h den Hut beinahe vom Kopf und lässt einen ständig gegen die Kräfte des Fahrtwindes ankämpfen. Zu guter letzt braucht man eine Brille beim Fahren, was wiederum mehrere Probleme aufwirft, auf die ich lieber nicht genauer eingehe. Ich hab mich schon genug geärgert und Bares vernichtet mit Sonnenbrillen.

Der J1 ist mit dem Uvex weder im Preis, noch in der Qualität vergleichbar. Ihn kann man getrost als Premium Helm bezeichnen, wie es im beigepackten und sehr umfangreichen Betriebshandbuch auf der ersten Seite zu lesen ist. So nebenbei würde mich interessieren, wer, außer mir, ein Betriebshandbuch für einen Helm liest? Aber er hat die Bezeichnung „Premium“ tatsächlich verdient, obwohl sich beim am Samstag gelieferten Exemplar das Sonnenvisier nicht herunterklappen ließ. Aber jeder, der in einem Betrieb produktiv tätig  ist, weiß, Fehler kommen überall vor, wo Menschen arbeiten. Ich musste nur auf den Ersatz warten. Den holte ich mir, wie schon gesagt, heute. Weil ich vorhin auf die Bedienungsanleitung zu sprechen kam, möchte ich gleich darauf hinweisen, dass es nicht richtig ist, dass der im Lieferumfang enthaltene, wahlweise montierbare Kinnbügel beim Tragen des Helmes kaum sichtbar ist. Dieser Bügel ist überhaupt nicht sichtbar! Ebenso wenig, wie sonst uvespolice irgendetwas vom Helm im gesamten Gesichtsfeld, mit Ausnahme eines kleinen Schattens am oberen Rand, den ich aber nicht erwähnenswert finde. Bei einem Integral Helm ist das Gesichtsfeld zum Teil deutlich eingeschränkt, aber genau das war mein Beweggrund, einen Jet Helm anzuschaffen. Ich wollte gänzlich freie Sicht nach vorne genießen, so wenig wie nur irgendwie möglich vom Helm bemerken, ohne auf Schutz zu verzichten.
Genau das bietet mir der J1. Ein unbeschreibliches Gefühl tat sich mir auf den ersten 200km Fahrt mit diesem Helm auf. Die Passform ist dermaßen perfekt, dass ich kurz nach dem Aufsetzen fast vergesse, einen Helm am Kopf zu tragen, trotz seiner 1485g. Der Blick durch ein Visier fällt mir nach Jahrzehnten des Motorrad fahrens ohnehin nicht mehr auf. Dieses vorhandene Visier wollte ich auf keinen Fall missen, es war mit ein entscheidender Kaufgrund für diesen Helm. Ein zerplatztes, großkalibriges Insekt auf einer Sonnenbrille, oder gar ein Volltreffer eines solchen im Gesicht, gehört nicht zu den erstrebenswerten Erlebnissen einer Ausfahrt. Das war eine der Lehren aus den Fahrten mir dem Uvex. Eine grandiose Sache ist ferner das integrierte Sonnenvisier, gleich den Helmen von Kampfflugzeugpiloten. Das Beste, das  ich je sah. Es schlägt punkto Wirkung noch die Sonnenblende des Schuberth C2, den ich ebenfalls besitze. Der shoei Abdunklungsfaktor ist gerade so hoch, dass die Sonne nicht blendet, aber klein genug, um auch im Schatten mehr als ausreichend zu sehen. Die Größe dieses Blendschutzes ist geradezu perfekt bemessen, wie ich finde. Besser kann man sich einen Jet Helm kaum vorstellen. Alles an ihm ist nahezu optimal, soweit ich das innerhalb 200km Fahrtstrecke beurteilen kann. Dass dieser Helm nicht zu den leisesten gehört, versteht sich bei einem offenen Helm allerdings von selber. Dass unter diesem Hut Windstille herrscht, wäre ebenfalls nur Wunschdenken. Als lästig kann man aber weder Geräuschkulisse noch Luftzug bezeichnen. Sogar mit Vollvisier Helmen hab ich da schon schlimmeres erlebt.

Ach ja, was ich noch zu erwähnen vergaß in meiner Begeisterung. Der Helm ist schwarz. Ich hab ihn extra in dieser Farbe bestellt. Schwarz war bisher nicht gerade meine Lieblingsfarbe, weder bei Kleidungsstücken noch bei Motorradkleidung und schon gar nicht bei Helmen. Ich liebe es eher sehr bunt. Es ergab sich durch Zufall, und dem Umstand, dass schwarz nolan eine klassische Farbe ist. Was zur klassisch gebauten XJR und zur 32 Jahre alten RD400 hervorragend passt, meine ich.

Wenn ich über meine bisherigen Helme nachdenke, haben mich nicht alle so begeistert, wie dieser Neue.
Gar nicht klassisch und schon gar nicht Klasse war zum Beispiel mein erster Motorradhelm, ein weißer Boeri mit schwarzen Streifen, den ich 1976 vom Händler zur Herkules dazu bekam. Ich vermute, hinter diesem Naturalien Rabatt eine pure Verzweiflungsaktion, den diesen hässlichen, riesengroßen Pot, den ich, ohne mir die Nase zu verbiegen, am Kopf im Kreis drehen konnte, hätte bestimmt niemand im Tausch gegen Bargeld mitgenommen. Die wenigsten hätten ihn als Geschenk akzeptiert, nur als Rabatt konnte man ihn kaum ablehnen. Diese Gelegenheit wurde bei mir, wie´s schien, eiskalt ausgenützt.

Nach kurzer Zeit hasste ich dieses Ding wie die Pest. Aber es war der erste Sturzhelm meines Motorradfahrer Lebens. Woher hätte ich wissen sollen, dass er nichts taugt. Vor allem, weil er nicht einmal annähernd passte. Ich dachte anfangs, das gehört so, und mein Vater hatte keine Ahnung, wie verloren und lächerlich ich mich in diesem Kürbis fühlte. Ich konnte doch nicht auch noch kritisieren, was er mir großzügig kaufte. Bald hatte ich allerdings durch Probieren anderer Helme die Wahrheit herausgefunden. Nämlich, dass dieser Helm wohl zum Kartoffel holen oder Wasser schöpfen geeignet war, nicht aber dainese zum Schutz meines Kopfes. Ich ersetzte ihn durch eine wunderschöne Replik des Agostini Helms von AGV. Sieben Jahre lang begleitete mich dieser durch mein Dasein als Motorradfahrer und hat bei einem Sturz den Unterkiefer vor der Zertrümmerung bewahrt. Der schwer beschädigte Kinnbügel blieb mir eine Weile als Mahnung im Gedächtnis.

Den nächsten, erwähnenswerten, Helm legte ich mir Mitte 1989 als Ersatz für einen Rübenschoner zu, der sich im Automotodrom Grobnik bei Rijeka als funktionell missraten herausstellte. Er war mein erster Shoei, die Replik des Kenny Roberts Design. Dieser musste erst weichen, als vom selben Hersteller ein Hut in John Kocinskis Lackierung auf den Markt kam. Ich könnte mich noch heute vor Wut in den Arsch beißen, dass ich diese beiden schönen Helme nicht zur Erinnerung aufhob. Als Geschenke an die Söhne eines Freundes wurden sie aber wenigstens bis zum ersten Sturz in Ehren gehalten, danach allerdings respektlos im Mülleimer entsorgt.

Mein Lieblingshelm, ein amerikanischer Shoei, Modell Joker im Troy Lee Design,  zeigt an den Seiten ein böses Gesicht mit sehr großen Zähnen, wurde von mir ziemlich am Ende des letzten Jahrtausends erstanden und wird nicht nur aufgrund seiner prächtigen Optik von mir noch heute in Ehren gehalten. Er besitzt praktisch die perfekte Passform und wurde in dieser Hinsicht noch von keinem anderen Helm übertroffen. Auch nicht vom J1. Selbst Geräuschpegel und gefühlte Leichtigkeit betreffend, ist er ungeschlagen. Was bei dieser Marke selten vorkommt, den sie ist als eher laut und schwer bekannt. Was hier objektiv oder subjektiv ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich hab´ weder nachgemessen, noch nachgewogen. Ich empfinde es eben so.

shuberthc2Ungeschlagen in mancherlei Hinsicht ist auch der Schuberth C2, den ich mir extra zum Tourenfahren mit der blauen Elise anschaffte. Seine äußeren Abmessungen bleiben wohl auch für die Zukunft unerreicht, ebenso wie die Beschlagsfreiheit seines Visiers, sein Kälteschutz aufgrund des seltsamen Kragens im Halsbereich, sowie der Komfort, den die integrierte Sonnenblende auf langen Touren bietet. Nur die J1 Sonnenblende empfinde ich noch besser. Nahezu unerreicht ist auch die komische Figur, die man beim Herumlaufen mit hochgeklapptem Vorderteil an einer Tankstelle abgibt. Eine Vorliebe von BMW Fahrern, wie mir scheint.

Den vermutlich lautesten Helm am Markt, zumindest bei hohen Geschwindigkeiten auf einem unverkleideten Motorrad, hab ich auch im Kasten liegen. Die Alex DeAngelis Replik von Nolan mit der grimmigen Gelse am Hinterkopf ist dermaßen laut, dass mir nach über 1000km Nonstopfahrt von der Nordsee heim einige Stunden die Ohren sangen. Ich hatte wirklich Angst, einen schweren Gehörschaden davonzutragen! Hinter der Verkleidung der FZR1000 verrichtet er aber tadellos seine Dienst! Und, er gefällt mir.

So hab ich im laufe der Zeit doch einige Erfahrung in Sachen Helme gesammelt und vor allem den Drang entwickelt, zu jedem Motorrad einen passenden Helm zu besitzen. Zur FZR passen meiner Meinung nach am besten die Rennfahrer Replikate, zur blauen Elise Tourenrtaugliche Helme wie der C2 und der J1. Seit ich diesen Dampfer auch richtig flott bewegen kann, darf es auch einmal der bunte Shoei sein. Diesen Helm musste sich die dicke Elise allerdings erst verdienen. Zum kleinen Zweitakter passt am besten schwarz, hab ich entschieden. Der Schuberth J1 ist schwarz, und auch der Dainese Helm, bei dem ich nicht mehr weiß, warum ich ihn kaufte, ist sehr dunkel. Eine Rennsport Replik, vielleicht noch in Kombination mit einer bunten Knieschleifer Kombi, fände ich auf diesem Motorrad lächerlich.

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