Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

15. November 2009

Es war einmal – Motorradmuseum Eggenburg

motmus_eggenburg613Dies ist mein ganz persönlicher fotografischer Rückblick auf das Motorradmuseum Eggenburg, das 1980 von Friedrich Ehn gegründet wurde und am 31. Oktober 2009 für immer die Tore schloss. Bei meinen Besuchen hatte ich stehts eine Kamera dabei und fotografierte im Laufe der Zeit sehr viele Modelle. Mich trieb eine innerliche Unruhe, als könnte ich etwas versäumen. Es war so, als hätte ich geahnt, dass es diese wunderbare Sammlung nicht ewig gibt.

Jetzt, da es tatsächlich so weit ist, das Museum zumindest in dieser Form nun der Vergangenheit angehört, bin ich froh, wenigstens noch die Bilder zu besitzen und will hier denjenigen einen Teil der Bilder zeigen, denen es nicht mehr vergönnt ist, die Motorräder in Original zu bewundern.
museum_eggenburg210_2

Das Motorrad ist nun schon über 100 Jahre alt. Die ersten Vehikel, Dampfbetrieben und einem Motorrad nur entfernt ähnlich, gabs bereits im 19. Jahrhundert. Heute erinnern diese Dinger mehr an Fred Feuerstein als an ein Motorrad. Richtige und einigermaßen funktionierende Motorräder gab es erst am Anfang des 20. Jahrhunderts. Wobei auch damals noch vieles nicht so funktionierte, wie wir es heute gewöhnt sind. Aber man konnte damit schon fahren.

Mit diesen ersten Motorrädern war man zwar schneller als zu Fuß, allerdings nicht unbedingt viel schneller als ein gut trainierter Radfahrer. Pannen waren an der Tagesordnung. Damals war eben alles noch ganz anders. Vieles kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Beispielsweise hatten die ersten Motorräder kein Getriebe. Wegen der damals auch aufkommenden ersten Automobile gab es jedoch schon Geschwindigkeitsbeschränkungen in den Städten. Mit den getriebelosen Fahrzeugen war es aber unmöglich, diese Beschränkungen einzuhalten. Man konnte gar nicht so langsam fahren, wie vorgeschrieben! Einen Plattfuß reparieren wegen eines eingefahrenen Hufnagels, das Pferd regierte ja noch auf den Strassen, war ebenso das tägliche Brot des Motorradfahrers wie den Antriebsriemen aus Leder nachstellen und kürzen oder das mitschleppen von Werkzeug samt Treibstoff, falls es eine längere Fahrt werden sollte. Werkstätten und Tankstellen gab es nicht.

museum_eggenburg203_2 Die Technik wurde mit der Zeit ausgereifter, die Müh und Plag beim Fahren ebenso weniger wie die Nägel auf den Straßen. Die technische Entwicklung machte auch vor dem Motorrad nicht Halt. Aber wer könnte sich heute noch an die Anfänge, an die Fortschritte und allem drum herum erinnern, wenn es die Enthusiasten nicht gäbe, die Bücher über diese Zeit schreiben oder die Fahrzeuge dieser Zeit sammeln, erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Erstmals besuchte ich das Museum Eggenburg am 7. Mai 2004. Ich weiß das deswegen noch so genau, weil dieses Datum von der digitalen Kamera festgehalten wurde. Bis dahin wusste ich zwar von der Existenz dieser Sammlung, zu einem Besuch hatte es ganz offensichtlich nie gereicht. Den Umfang konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen und war äußerst überrascht, keine kleine Sammlung, wie erwartet, sondern ein Fabriksgebäude voll Motorräder vorzufinden. Ich wähnte mich fast im Motorradparadies.

motmus_eggenburg614

Prof. DI Fritz Ehn, der Gründer des Motorradmuseum Eggenburg (Quelle Bild)

Dieses Motorradmuseum war das erste Museum dieser Art in Österreich. Es hatte bis zu seiner Gründung im Jahr 1980 nichts vergleichbares gegeben. Es schuf der Kultur des Motorrades eine würdige Heimstätte. Das Museumsgebäude ist ein historisches Fabriksgebäude, das Mitte des vorigen Jahrhunderts als „Feigenkaffeefabrik des Jacob Degen“ gegründet wurde.
Das Motorrad wird in seiner zeitgeschichtlichen Bedeutung dargestellt, von der Technik bis zum gesellschaftlichen und sozialen Umfeld. Die Ausstellung zeichnet den Weg des Motorrades als Freund und Weggefährte des Menschen von Anbeginn bis zur Jetztzeit nach.
Das Museum bietet

  • eine Ausstellungsfläche von 1200 m²
  • 320 Motorräder und artverwandte Fahrzeuge
  • Qualität und Seltenheit der Exponate

Öffnungszeiten:
Das Museum ist ganzjährig täglich vom 6. Jänner bis 20. Dezember geöffnet.
Mo-Fr 8-16 Uhr, Sa So Feiertag 10-17 Uhr. (Quelle kursiver Text)

Jetzt wollen wir uns zu einem virtuellen Rundgang aufmachen. Ich bitte euch, mir zu folgen.

WICHTIG: Klicken sie zum Vergrößern bitte auf das gewünschte Bild. Er dann wird es auch scharf abgebildet!
Unterstrichene Textpassagen enthalten Link, die zu weiterreichenden Informationen führen.

museum_eggenburg226_2 museum_eggenburg215_2

museum_eggenburg039_2 museum_eggenburg035

Motorräder aus Deutschland (oben und rechts unten) und England machten den Anfang.

museum_eggenburg025 museum_eggenburg052_2

museum_eggenburg072_2 museum_eggenburg065_2

Es folgten die Japanischen Werke mit einigen Sahnestücken (oben und unten)

museum_eggenburg094_2 museum_eggenburg900_2

museum_eggenburg075_2 museum_eggenburg192_2

Dazwischen waren noch, unter anderem, die Italiener (links oben) mit einigen Modellen und Österreicher mit Lohner, KTM und Puch vertreten.

museum_eggenburg060_2 museum_eggenburg901_2

museum_eggenburg088_2 museum_eggenburg089_2

Sehr gut war auch Jawa aus der ehemaligen Tschechoslowakei mit Straßen- und Rennmaschinen vertreten.

museum_eggenburg225 museum_eggenburg099_2

Motorräder in alphabetischer Reihenfolge

A

ABC

museum_eggenburg167_2

ABC400 der All British Engine Company Ltd. Aus 398cm³ lieferte der OHV 2Zylinder Boxer 4Takt Motor rund 8Ps. Bj.1922 Gebaut wurde dieses Motorrad in Paris, wo von 1921 – 24 ein Ableger des Britischen Werkes existierte.

AJS

museum_eggenburg101_2

Rechts: Der 498cm³ 1Zylinder OHV Motor der AJS G8 Bj. 1926 leistete 25Ps

museum_eggenburg046_2

AJS Boy Racer Bj. 1955 Zirka 35Ps produzierte der 1Zylinder 4Takt Motor aus 350cm³ Hubraum.

ARIEL

museum_eggenburg011museum_eggenburg100_2

Ariel Square Four Bj. 1952 Der quadratisch angeordnete 4Zylinder 4Takter mit zwei Kurbelwellen lieferte 42Ps bei 6500/min. 22 Jahre später sollte der Square Four Motor in der Suzuki RG500 seine Auferstehung feiern.

B

BMW

museum_eggenburg196

museum_eggenburg034 museum_eggenburg110_2

museum_eggenburg038_2 museum_eggenburg040_2

Böhmerland

museum_eggenburg009

Brough Superior

museum_eggenburg031

Das Motorrad der Superlativen. Zuverlässiger, bequemer, schöner, schneller und teurer als alles andere waren die vor dem 2. Weltkrieg gebauten Motorräder des Briten George Brough. Motor: Typ 11.50 mit 1148cm³ und 40Ps. Einen nicht unbeträchtlichen Teil zum heutigen Bekanntheitsgrad dieser Motorräder trägt bestimmt auch der Umstand bei, dass mit so einer Maschine der Engländer Thomas Edward Lawrence, besser bekannt als „Lawence von Arabinen“, ums Leben kam.

BSA

museum_eggenburg152_2

Links: BSA Gold Star Modell DBD 34 Bj. 1959 Der 4Takt 1Zylinder ohv Motor mit 498cm³ leistete 38Ps bei 6300/min Rechts: BSA A10 Super Rocket

C

Coventry-Eagle

museum_eggenburg146_2

Modell „Flyer 500“ mit 19Ps bei 4800/min aus dem 1Zyinder 4Takt ohv Motor

D

DKW

museum_eggenburg053_2

DKW NZ350 Bj.1939 Der 343cm³ 1Zylinder 2Takter produzierte 11.5Ps bei 4000/min

Douglas

museum_eggenburg013

Douglas EW600 Bj. 1926 2Zylinder 4Takt Boxer 595cm³ mit 10Ps bei 3600/min. Diese Britischen Motorräder sollen in den 20er Jahren in Österreich recht beliebt gewesen sein.

D.S.H

museum_eggenburg207_2

Der Markenname steht für Döller, Seidl und Hauler, die von 1924 – 1932 in Österreich aus verschiedenen Komponenten Motorräder zusammenstellten. Im Bild eine D.S.H. 500 von 1928 mit seitengesteuertem 498cm³ JAP KY Motor, der 11Ps bei 3500/min leistete.

Ducati

museum_eggenburg077_2 museum_eggenburg415

Links: In edler Gesellschaft stand diese Ducati 900 HR, die zur Erinnerung an den Sieg des 9fachen Weltmeisters Mike Hailwood bei der TT1978 gebaut wurde. Wie alle „Race Replicas“ hatte auch diese Ducati bis auf den Markennamen mit der Rennmaschine wenig bis gar nichts zu tun. Rechts: Ducati 450 Scrambler

G

Gilera

museum_eggenburg230_2

Sportmotorrad Gilera Saturno Bj.1939 Der 1Zylinder 4Takt ohv Motor leistet aus 499cm³ 23Ps bei 5000/min

H

Heimann

museum_eggenburg004

Schweizer Motorrad – Heimann 750 Bj. 1929 2Zylinder 4Takt 18Ps bei 3500/min. Schrittmachermaschine für Radrennen.

Hercules/Sachs

museum_eggenburg051_2

Die Hercules/Sachs W2000 war das weltweit erste Motorrad mit Kreiskolben/Wankel Motor. Daneben eine MZ ES 150

Hoffmann

museum_eggenburg194_2

Hoffmann Gouverneur Bj.1953 Von diesem 2Zylinder 4Takt Boxer Motorrad gab es nur etwa 300 Stück

HONDA

museum_eggenburg067_2museum_eggenburg071_2

Bild links: Honda CB500 Four Bj.1978 – Bild rechts: Die kleine Zweizylinder CB360 vor der Honda VFR750R RC30. Rechts im Hintergrund (Gold) die CB750 Four

museum_eggenburg068_2

Auf einen Blick v.l.n.r.: CB400 Four, CBX1000, CB400N und im Hintergrund eine Honda Monkey

museum_eggenburg144_2

Horex

museum_eggenburg161_2museum_eggenburg162_2

Horex Regina 400 Bj.1954 mit Castek Rekord Beiwagen aus Wien. 1Zylinder 4Takter mit 22Ps bei 5750/min

J

JAWA

museum_eggenburg405museum_eggenburg402

Links Das erste JAWA Modell, eine in Lizenz gebaute Wanderer, war die JAWA 500 ohv mit etwa 18Ps bei 3400/min – Rechts: JAWA DT500 Bj.1978 – Langbahnmaschine 493cm³ 1Zylinder 4Takter mit 52Ps bei 8000/min

K

Kawasaki

museum_eggenburg066_2

Die Kawasaki H1 500 Mach III, das erste Japanische 2Takt Superbike. Bei ihrem Erscheinen 1969 war sie das beschleunigungsstärkste Motorrad am Markt. Als „Witwenmacher“ kam die erste Serie durch ihre für damalige Zeit hohe Leistung (der 3Zylinder 2Takter produzierte 60Ps bei 7500/min) in Verbindung mit einem miserablen Fahrwerk und gleichermaßen schlechten Trommelbremsen in Verruf. Sie wurde als KH500 bis 1976 in verbesserter (und schlussendlich durch die strengeren Abgasvorschriften auch schwächeren) Ausführung gebaut.

Krauseco

museum_eggenburg409museum_eggenburg409_2

Ein interessantes Gespann bildeten diese beiden Fahrzeuge. Das Transportfahrzeug ist das letzte existierende Krauseco K4 Lastendreirad der Welt aus Wien und stammt aus dem Jahr 1937. Sein 560cm³ 1Zylinder 4Takt Motor leistete 12Ps bei 4200/min. Nicht weniger selten ist die Ladung, eine österreichische AOK – Kosessnjk von 1938, deren 1Zylinder 2Takt Motor aus 250cm³ 9Ps bei 4400/min lieferte. Dies ist das einzige existierende Modell.

Kreidler

museum_eggenburg300_2

Kreidler Florett Bj.1979

KTM

museum_eggenburg128_2

Als KTM noch Moser hieß. Diese Moser KTM R100 war 1953 das erste Motorrad der Firma KTM und brachte es aus 98cm³ Hubraum auf 3Ps. Mehr Infos dazu in der Firmengeschichte.

museum_eggenburg131_2museum_eggenburg132_2

KTM R125 Tourist mit 1Zylinder 2Takt Sachs Motor

L

Laurin & Klement

museum_eggenburg085_2museum_eggenburg087

museum_eggenburg086

Motorrad mit Riemenantrieb von 1904. 800cm³ V2Zylinder 4Takt Motor, der rund 5 Ps leistete.

Laverda

museum_eggenburg229museum_eggenburg081_2

Laverda 1000 3CL Bj. 1977 Der bullige 3Zylinder 4Takt Motor wuchtete 86Ps bei 7450/min. Martialisch waren der polternde Sound und die Vibrationen, hervorgerufen durch den 180° Hubzapfenversatz, als hätte man von einem 4Zylinder einfach einen Zylinder abgeschnitten.

Lohner

museum_eggenburg193_2museum_eggenburg019

Lohner Roller, vor allem der Sissi (links) besitzen heute Kult Status.

M

Motobi

museum_eggenburg045_2

125cm³ Rennmaschine mit 1Zylinder 4Takt Motor. Bj. 1967 18Ps bei 10 000/min Fahrer: Silvano Mascotto

Moto Guzzi

museum_eggenburg416

Moto Guzzi Airone Bj.1953 mit 10Ps bei 4500/min aus dem 4Takt 1Zylinder Motor

MV Agusta

museum_eggenburg006museum_eggenburg080_2

Die MV Agusta 750 S America war 1976 – 77 der Versuch, den absehbaren Untergang der Marke abzuwenden. Die 750 S America wurde speziell für den Amerikanischen Markt gebaut, kostete allerdings ein Vermögen. Eine Kawasaki Mach IV war für 1825.- $ zu haben, für die MV musste man etwa 6000.-$ auf den Tisch legen.

museum_eggenburg018

MV Agusta 350

N

NEW HUDSON

museum_eggenburg103_5

Seitengesteuerter 496cm³ 4Takt Motor mit 12Ps bei 4400/min Bj. 1927

NEW IMPERIAL

museum_eggenburg148_2museum_eggenburg149_2

New Imperial Grand Prix Bj. 1934 – Der 349cm³ 1Zylinder 4Takt OHV Motor mit Bronze Zylinderkopf leistet 21Ps bei 5200/min.

museum_eggenburg150_2

Norton

museum_eggenburg216_2 museum_eggenburg027

Die „Norton 500 International“ war eine über Jahre hinweg verbesserte Werksreplica der 1931er GP-Maschine, die alle 7 Europarennen gewann. Bauzeit 1932- 39

museum_eggenburg015museum_eggenburg049_2

Links: Das Vorkriegs Modell „Norton 500 International“ und das Nachkriegs Modell „Norton 350 Manx“ Seite an Seite — Rechts: Norton 350 Manx Bj. 1954 mit 4Takt 1Zylinder Königswellen Motor, der 35Ps bei 7200/min leistete.

museum_eggenburg016museum_eggenburg160_2

museum_eggenburg409

Oben und rechts oben: Norton ES2 Bj. 1947 mit Steib Replica Seitenwagen 490cm³ 4Takt ohv Motor mit 27Ps bei 5500/min

NIMBUS

museum_eggenburg064_2 museum_eggenburg222_2

Nimbus, ein Motorrad der Firma Fisker & Nielsen (Nilfisk) war das einzige Dänische Motorrad.

NSU

museum_eggenburg301

NSU Pony

P

P & M Panther

museum_eggenburg029

Phelon & Moore aus Cleckheaton in Großbitanien produzierte von 1904 bis 1967 unter dem Markennamen Panther Motorräder. Dies ist eine ehemalige Dienstmaschine der Royal Air Force.

Paque

museum_eggenburg133_2

Die Bezeichnung dieses Motorrades lautet BoP 200. Es wurde im Österreichischen Reichenau an der Rax gebaut und ist mit einem 1Zylinder 4Takt OHV Motor der Augsburger Firma Paqué ausgestattet, der aus 196cm³ Hubraum 2.5Ps bei 4000/min leistet. Bj. 1923 Es handelt sich hier um das einzig erhaltene Exemplar weltweit! Ob BoP eine Firmen- oder eine Typenbezeichnung ist und für Bostik Patent (laut Beschilderung) steht, oder sonstiges, kann ich nicht sagen.

Praga

museum_eggenburg097_2

Praga B.D. 500 DOHC Bj. 1929 499cm³ 15Ps bei 4000/min. V/max ca. 105 km/h

PUCH

museum_eggenburg001 museum_eggenburg003

Bild links: „INDIEN – Lockende Ferne“ ist der Titel von Max Reischs Buch, in dem er seine Reise nach Indien schildert. Mit Herbert Tichy als Fotograf und Beifahrer legte er 1933 bei dieser Tour mit einer wie oben gezeigten Puch 250 mehr als 13 000km zurück. Das Original steht im „Reisch Museum“ in Bozen.  – – – Bild rechts: Die Puch 250 R war ein Tourenmotorrad, das von 1935 – 1937 gebaut wurde. „R“ steht hier nicht, wie heute üblich, für Rennsport, sondern für Reisch. Die Indientour von Max Reisch hatte zu einigen Verbesserungen angeregt, die in dieses Modell einflossen. Der Motor lieferte aus 248cm³ 7.5Ps bei 4100/min

museum_eggenburg007

Puch TF 250 – „Die steirische Norton“. 2Takt 1Zylinder Doppelkolben Motor mit 12Ps bei 4500/min. Restauriert und wie neu ist die Puch von 1953. Die andere ist absolut Original und unbearbeitet. Sie stammt von 1951. Die TF (Teleskopfederung) wurde von 1948 – 1954 gebaut.

museum_eggenburg119_2museum_eggenburg120_2

museum_eggenburg418

Puch 250 TFS, die sportliche Ausführung der TF mit 2 Vergaser, die in der käuflichen Version 15Ps bei 5000/min leistete. Mit dem Werksmotorrad errang Puch 1951 nicht nur den Sieg beim prestigeträchtigen 24 Stunden Rennen um den Bol d´Or, sondern stellte auch zehn Weltrekorde auf.

museum_eggenburg121_2 museum_eggenburg125_2

GANNA PUCH 125cm³ 2Takt Einzylinder Doppelkolben Motor mit 6Ps bei 5000/min. Sie ist die einzige bekannte noch existierende bei der Italienischen Firma GANNA gebaute Sportmaschine mit Puch 125 Speialmotor. Bj. 1949 Bild Rechts: Puch 150TL (Touren-Luxus) – 1Zylinder 2Takt Doppelkolbenmotor mit 6.5Ps bei 5000/min Bj. 1953

museum_eggenburg126_2 museum_eggenburg127_2

Links: Puch 250 Spezial BJ. 1969 2Takt Einzylinder Doppelkolben, Alu Motor und Stahlrahmen. Rechts: Puch 500 Sport

museum_eggenburg403

Puch 350 GS Bj.1939 – Die Geländesport Puch mit 14Ps bei 4500/min war die erste Puch mit serienmäßiger Hinterradfederung.

museum_eggenburg176_2 museum_eggenburg114_2

Puch 125 TS Weltrekord Prototyp Konstrukteur: Ing. Erwin Musger Fahrer: Hans Weingartmann Der Rekordversuch fand im Spätherbst 1949 auf der Autobahn Salzburg – Freilassing statt. Über 170km/h wurden erreicht, dann wurden die Fahrten wegen zu starkem Seitenwind von Direktor Rösche gestoppt. Die erreichten Geschwindigkeiten wurden offiziell nie anerkannt.

museum_eggenburg177_2museum_eggenburg179_2

PUCH R2 Bj. 1914 1Zylinder 4Takt Motor mit 308cm³ und 2.5Ps bei 3000/min. Erstes Motorrad der Welt mit serienmäßiger Teleskopfederung!

museum_eggenburg214_2

Puch 175 Bj.1928 1Zylinder 2Takter, der bei 3000/min 3Ps leistete. „Die viel bewunderte Doppelkolben Puch“ stand im Prospekt.

museum_eggenburg008museum_eggenburg139_3

Links: Modell Dakota (Exportmodell) Rechts: Puch 125 SL Bj. 1953 1Zylinder Doppelkolben 2Takter mit 7.5Ps bei 5500/min

museum_eggenburg173_2 museum_eggenburg170_2

Links: Puch 250 T3, die Krönung der Puch Touren Motorräder in der Zwischenkriegszeit leistete 8.5Ps bei 4100/min und war der Nachfolger des Typ R. Sie wurde nur 1938 gebaut und fiel durch eine Typenbereinigung bei Puch nach dem „Anschluß“ der Planwirtschaft Hitlers zum Opfer. – Rechts: Puch 250 Sport Bj. 1930 Das erste käufliche Sportmodell von Puch mit etwa 7Ps bei 3100/min.

Hinter Glas geschützt war einige Zeit dieses Schmuckstück zu bewundern. Von der Puch 500 JAP (im Bild Bj. 1928) wurden insgesamt nur 300 Stück gebaut.

museum_eggenburg212_2

Ein Motorrad, um das sich wahrlich schon Legenden bilden, ist die Puch P800. Der 4Zylinder 4Takter stellt mit seinen 20Ps beinahe eine Sensation dar. Sie wurde von 1936 – 1938 gebaut. Zum Leidwesen aller Sammler und Puch Freunde wurde der Bau dann von den Nazi eingestellt. Wunderbare Infos über dieses Motorrad gibts bei „Puch-Freunde Schilcherland„.

museum_eggenburg181_2museum_eggenburg182_2

Drei Fahzeuge, die ganze Generationen prägten. Ganz links die DS50, daneben die Puch MC50, der Traum der damaligen Jugend und so oft frisiert wie wohl kein anderes Moped dieser Zeit. Rechts die Puch MS50 Bj. 1954, die mit 28 Jahren Bauzeit wohl einsam den Weltrekord hält. Eines dieser drei Fahrzeuge war in ländlicher Gegend beinahe in jedem Haushalt zu finden und selbst im ausgehenden 20. Jahrhundert noch nicht selten auf der Straße anzutreffen.

museum_eggenburg406

Replica der Weltmeistermaschine von Harry Everts 1975 33Ps bei 7500/min leistete der 246cm³ große 1Zylinder 2Takt Motor. Die Produktionszahl belief sich auf 95 handgefertigte Stück.

museum_eggenburg408

Die Puch Styriette, die ab 1938 für rund 390 Österreichische Schillinge zu haben war (Die Tageszeitung „Das kleine Volksblatt“ kostete 10 Groschen) wäre das erste echte Moped für den Betrieb ab dem 16. Lebensjahr gewesen, Steuer- und Versicherungsfrei. Durch den Anschluß an Nazi Deutschland und den damit verbundenen Gesetzesänderungen wurde dieses kostengünstige „Volksmotorrad“ praktisch vom Markt geschubbst und verschwand 1939 wieder von der Bildfläche. Der 60cm³ Motor leistete 1.5Ps bei 4050/min

museum_eggenburg407museum_eggenburg407_2

Prototyp Puch 262 von 1968. Es waren zwei gekoppelte M125 2 Takt Motore, die aus 250cm³ 25Ps lieferten und ihre Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit durch Renneinsätze unter Alois Hofer bewiesen.

museum_eggenburg408_2

Die Kopplung zweier Typ 110 Motore ergaben den Prototyp Puch 220 von 1967. Aus 250cm³ Hubraum schöpfte der 2Zylinder 4Takter nun bis zu 28Ps bei 9700/min. Die obenliegende Nockenwelle wurde über einen Stirnradsatz angetrieben, der sich in einem Tunnel zwischen den Zylindern befand. Zur damaligen Zeit bahnte sich eine Kooperation zwischen BMW und Puch an, bei der dieser Motor die BMW Baureihe nach unten abrunden sollte.

museum_eggenburg417

Vordergrund: Puch 125 TT Bj.1953 – Das TT steht nicht für „Tourist Trophy“, sondern für „Teleskopgabel-Touren“. Der 1Zylinder 2Takt Doppelkolben Motor leistete 5.2Ps bei 4500/min. Im Hintergrund: Die Puch 125 T (Touren), die als erstes österreichisches Nachkriegsmotorrad 1946 auf den Markt kam und der Vorläufer der TT war.

R

Royal Enfield

museum_eggenburg022

Modell Meteor Sport 500 Bj. 1960 Seitengesteuerter 2Zylinder 4Takt Motor mit 33Ps bei 5800/min.

Rudge

museum_eggenburg_227_2

RWC

museum_eggenburg137_2

Das Modell 98 war das einzige Motorradmodell von RWC (Radwerke St.Christophen – Fa. Tresnak) und mit einem 98cm³ 2Takt Motor von Sachs ausgestattet, der 3Ps bei 4000/min leistete. Bj. 1952

S

Scott

museum_eggenburg302

Scott TT-Replica mit wassergekühlten 2Zylinder 2Takt Motor, der 25Ps bei 4050/min leistete.

Sunbeam

museum_eggenburg012museum_eggenburg108_2

Links: Sunbeam Bj. 1929 1Zylinder 4Takt Motor mit 492cm³ und 12Ps bei 4000/min. 1924 gewann so ein Modell letztmals ein Rennen der Tourist Trophy. Rechts: Sunbeam M9

museum_eggenburg107_2

Sunbeam S7 Bj. 1951 490cm³ 4Takt 2Zylinder mit 24Ps bei 6500/min. Kardanantrieb

T

TITAN

museum_eggenburg062_2museum_eggenburg205_2

Sehr seltene Exemplare der Grazer Firma Titan. Rechts das Modell 350 Sport Bj. 1927. 347cm³ 1Zylinder 2Takter mit 8Pa bei 4200/min. Erster Motor der Welt mit Membraneinlaß.

Triumph

museum_eggenburg156_2museum_eggenburg158_2

Links: Triumph T100R Daytona Bj. 1970 – Die letzte Version des legendären T100 Modells. 2Zylinder 4Takter mit 490cm³ und 39Ps bei 7400/min. Rechts: Modell T120 Bonneville Bj. 1969

museum_eggenburg014museum_eggenburg055_2

Links: Triumph T150 Trident

V

Velocette


Links: Velocette KSS Rechts: Velocette MAC350 Bj.1954 mit 15Ps bei 5000/min aus dem 349cm³ 4Takt 1Zylinder

museum_eggenburg412_2

Bildmitte: Velocette LE MkII

Velorex

museum_eggenburg410

Gut, jetzt könnte man fragen, was dieses Auto hier zu suchen hat. Aber einmal ehrlich, ist das wirklich ein Auto? Ein wenig, vielleicht. Aber der Motor, ein 348cm³ 2Zylinder 2Takter mit 16Ps bei 4500/min wurde bei Jawa gebaut und stammt somit zweifllos von einem Motorrad. Dieses Dreirad wurde 1964 in der Tschechoslowakei gebaut.

Vincent

museum_eggenburg005museum_eggenburg106_2

museum_eggenburg104_2

Vincent Black Prince von 1955 mit serienmäßiger Vollverkleidung. Aus 998cm³ leiferte der V2Zylinder 4Takt Motor 62Ps bei 6400/min. Die Englische Firma warb mit dem Slogan „Built for Speed“ und hielt auch mehrere Geschwindigkeitsweltrekorde.

W

WESLAKE

museum_eggenburg082_2

Weslake 500 Speedway Maschine von 1977. Der 493cm³ 1Zylinder 4Takter leistete 62Ps bei 8800/min. Treibstoffart: Methanol

Y

Yamaha

Bevor Yamaha Ende der 80er Jahre mit den sportlichen 4Takt Modellen einen Siegeszug startete, waren lange Jahre die 2Takt 2Zylinder Modelle der RD Serie die Stützen der Firma.

York

museum_eggenburg303

York Motorräder wurden von 1927 – 1929 in Wien, danach in Deutschland aus in England hergestellten Einzelteilen zusammengebaut. Diese 1931 gebaute Maschine besitzt einen 496cm³ Sturmey Archer 1Zylinder 4Takt Motor, der 11Ps bei 3500/min leistete.

Z

Zündapp

museum_eggenburg063_2museum_eggenburg098_2

museum_eggenburg184_2

Die Träume und Superbikes der Jugendlichen meiner Generation. Zündapp KS50 Typ 530-03 Bj. 1978 oder schlicht „Die wassergekühlte Zündapp“, wie sie bei den Jungs genannt wurde. Da wusste jeder, welche gemeint war. Der flüssigkeitsgekühlte 2Takter produzierte aus 50cm³ 6.25Ps, was die Standartleistung aller schnellen Kleinkrafträder dieser Zeit war. Im Hintergrund die letzte 50cm³ Kreidler.

Mit Zündapp wären wir am Ende des Rundganges angelangt. Zahlreiche Motorräder hab ich in diesen Beitrag nicht aufgenommen, weil die Bilder nicht gut genug waren. In Museen herrschen ja selten ideale Fotobedingungen. Nicht aufgenommen hab ich auch alle neueren Rennmaschinen und Sonderanfertigungen für den Rennsport. Auch auf die Vorstellung der meisten „Youngtimer“ hab ich bewusst verzichtet. Ihre Zeit ist ja noch gar nicht so lange her, darum sind sie zahlreichen Motorradfreunden noch aus dem Straßenverkehr bekannt.

Ich hoffe, der kleine Streifzug durch das ehemalige Motorradmuseum Eggenburg hat euch virtuell genau so viel Freude bereitet, wie mir das Erstellen dieses Beitrages. Einen richtigen Rundgang durch die ehrwürdigen Hallen können Bilder aber nicht ersetzen. Nachholen kann man diesen Rundgang in Eggenburg allerdings nie wieder. Das ist ein für alle Mal vorbei. Leider.

Ich danke recht herzlich für den Besuch hier und würde mich freuen, euch wieder einmal zu einem Rundgang in der Vergangenheit begrüßen zu dürfen.

 

Anhang:
Ehn Museum“ von Winni Scheibe
Der Neubeginn: Hier gibt es Infos und Neuigkeiten, wie, wann und wo es weiter geht – Motorradmuseum in A-3751 Siegmundsherberg

 

 

 

 

6. November 2009

2009. 11. 06. – November in der Steiermark

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 20:42

Amstetten – Neuhofen – Hochkogel – Randegg – Gresten – Gaming – Grubberg 1014m – Zellerain 1121m – Gußwerk – Wegscheid – Seebergsattel 1253m – Seewiesen – Turnau – Pretalsattel 1071m – Veitsch – Mitterdorf im Mürztal – Krieglach – Mürzzuschlag – Kapellen – Mürzsteg – Fein an der Mürz – Lahnsattel 1006m – Terz – Kernhofer Gscheid – Ulreichsberg – Sägemühle – Reith – Ötscher Panoramastraße – Puchenstuben – St.Anton an der Jeßnitz – Scheibbs – Gresten – Randegg – Neuhofen – Amstetten

Streckenlänge: 282km Streckenplan auf Googele Maps

20091106_xjr_steiermark14Bild links: Nebel über dem Ybbstal

Am 6. November mit dem Motorrad fahren, muß man da nicht ziemlich bescheuert sein? Nein, muß man nicht. Man muß nur ein Motorrad haben, sonst kann man nicht Motorradfahren! „Aber ist es da nicht viel zu kalt?“, könnte man jetzt fragen. Nun, das kommt ganz drauf an!

Im Spätherbst Motorradfahren ist so ähnlich wie kochen. Egal20091106_xjr_steiermark01,wie gut der Koch ist, oder der Motorradfahrer, mit den falschen Zutaten wird das entweder gar nichts oder es kommt kein rechter Genuß auf. Entweder man ist ein „Wilder Hund“, dann braucht man weder Regenkleidung noch Griffheizung, oder man ist ein Weichei, dann hat man beides, aber dafür keine Rückenschmerzen. Den, wie alles im Leben hat auch das „Wilder Hund“ spielen seinen Preis. Was Rücken- und Gelenksschmerzen sind, das weiß ich recht gut. Ich hatte ja 25 Jahre lang keine Regenkleidung, beziehungsweise, ich verwendete sich nicht. Dann da gewesen wäre alles. Die Ausrüstung vom Bergwandern eignet sich auch hervorragend fürs Motorradfahren. Aber wer braucht das schon? Nur Weicheier! Na bitte. Darum die Schmerzen!

20091106_xjr_steiermark02 Das Schlimmste war ja die Griffheizung! „Mensch, da hör ich auf mit dem Motorradfahren, wenn ich sowas brauche!“ So war immer meine Meinung. Selbst wenn die Zähne klapperten und der erste Kaffee mehr am Boden verschüttet als in den Magen gelangte, „Ich bin ein wilder Hund und brauch sowas nicht!“ Hätte ich gewusst, wie toll so eine Griffheizung ist, mir hätten die Zähne nie geklappert und jeder Tropfen Kaffee wäre ein Genuß gewesen. Aber manche lernen es nie, manche erste mit 50. Womit ich ja noch rechtzeitig vor dem 50er die Kurve gekratzt hätte, den das dauert noch 3 Monate.

Also, man nähme: mehrere Lagen Unterwäsche, Hosen wie Leibchen. Aber nicht mehr, als unter der Lederkombi Platz haben, sonst zwickt es beim Fahren! Mehrere Paar Socken oder Strümpfe, gerade so viel, dass die Stiefel noch drüber gehen, ohne zu drücken. Eine Gore Tex Jacke und Hose übers Leder, dann noch zwei Sturmhauben, damit die Birne schön warm bleibt, ein Paar dünnere Gore Tex Handschuhe, ein Paar dicke ins Topcase zur Strassenkarte, einen warmen Helm (in meinem Fall nahm ich den Schuberth C2), und der Spaß kann beginnen. Vielleicht sollte man zuvor noch einmal aufs Klo gehen, denn diesen ganzen Krempel auszuziehen, dass könnte recht mühsam werden! Falls es doch unterwegs drücken sollte im Gedärm, bitte nicht warten, bis es sein muß! Dann könnte es, bis die Hose unten ist, zu spät sein.

20091106_xjr_steiermark03

Der Hochschwab – Blick ins Seetal

Um 9:45Uhr gings los. In Neuhofen war ich schnell und hatte gleich darauf den Hochkogel überwunden. Daheim hatte dichter Nebel geherrscht, jetzt war von Nebel nichts mehr zu sehen. Dicke Wolken verhüllten zwar die Sonne, aber die Sicht war nicht übel. Es machte Spaß, warm eingehüllt durch die Gegend zu brausen. Wobei man das Tempo bei diesem Wetter und um diese Jahreszeit nicht zu optimistisch wählen sollte. Teilweise liegt, von landwirtschaftlichen Fahrzeugen oder Holztransporten überall verteilt, sehr (sehr) viel Dreck auf den Straßen und naß ist es auch meiste Zeit. Jedenfalls überall, wo es schattig ist.

Nach einer Kaffeepause am Zellerain, wie könnte es anders sein, genoss ich bei der Abfahrt die herrliche Aussicht auf die schneebedeckten Zellerhüte, die sich genau gegenüber der Strecke 1770m hoch erheben, dann strebte ich dem Seebergsattel im Hochschwab Gebiet zu. Dieser Sattel ist zwar nicht höher als der Zellerain, aber der Gebirgsstock des Hochschwab ist doch um einiges höher als die Zellerhüte, so liegt dort auch um einiges mehr Schnee auf den Bergen. Dichte Wolken und leichter Nebel verhüllten teilweise die Bergspitzen und ließen die Gegend irgendwie gespenstisch aussehen.

20091106_xjr_steiermark04

Bei der Anfahrt zum Bretalsattel, der ins Mürztal hinüberführt, fielen die ersten Regentropfen und es wurde noch um eine Spur kälter. Aber das ist alles seit letzen Donnerstag kein Problem mehr. Ein Griff zum Stellknopf, ein Dreher auf Stufe zwei, und schon kann auch starke Kälte den Fingern nichts mehr anhaben. Ganz im Gegenteil, schon nach wenigen Kilometern „muß“ ich wieder die kleinere Stufe wählen, sonst werden meine Finger gegrillt!

Es ist eigenartig, aber auch früher begann ich nie am Körper zu frieren, sonder immer in den Händen. Die Kälte ging immer von den Handflächen aus und verbreitete sich dann im ganzen Körper, bis mir so kalt war, dass ich stehenbleiben musste, um mir die Finger am Motor zu wären. Dann wurde mir auch am Körper wieder warm. Normal denkt man, am kältesten müsste es am Handrücken sein, denn dort kühlt der Fahrtwind ja die Hände am stärksten aus. Was mit Gore Tex Handschuhen ja nicht passieren sollte – und auch tatsächlich gar nicht passiert! Es waren immer die Handflächen, die froren und die Kälte an den restlichen Körper weitergaben. Heute, mit Griffheizung, waren die Handflächen immer schön warm, womit das Übel des frierens restlos beseitigt war. Kein einziges Mal war mir heute kalt!

20091106_xjr_steiermark05

Das Neuberger Münster

Über Mürzzuschlag, vorbei an der Schneealpe, erreichte ich die Ortschaft Neuberg, stellte die blaue Elise ab und zockelte zu Fuß den Kalvarienberg hinauf, von wo aus man sich einen schönen Überblick über die Ortschaft und vor allem über das Neuberger Münster, dem „Dom im Dorf“, verschaffen kann. Zu meiner Schande muß ich gestehen, dass ich erst heute, nach unzähligen Fahrten durch Neuberg, von diesem „Dom im Dorf“ Kenntnis erlangte. Obwohl dieses Bauwerk, ein ehemaliges Kloster aus dem 14ten Jahrhundert (so genau scheint das niemand zu wissen!), recht ordentliche Ausmaße besitzt, hatte ich es noch nie zuvor gesehen. Erst von dem kleine Hügel am Ortsrand (der Kalvarienberg) entdeckte ich es heute. Man lernt nie aus, selbst in einer Gegend, die man zu kennen glaubt!

20091106_xjr_steiermark06 Nach diesem kleinen Ausflug (maximal 10min Gehzeit bergauf!) ging die Fahrt über Mürzsteg zum „Wasserfall zum toten Weib“, der sich hinter einer Tunnelanlage verteckt befindet. Früher führte dort die Straße unglaublich eng scharf zwischen den Felswänden und dem Abgrund zur Mürz entlang. Heute ist dieser alte Teil der Straße ein Radweg, die neue Straße führt in einem Tunnel durch den Fels. Zwar stand eine Tafel mit der Aufschrift „Wintersperre! Keine Schneeräumung!“ vor diesem Radweg, aber da ohnehin hier kein Schnee lag und ich ja auch mit einem (Motor)Rad unterwegs war, folgte ich dem alten Teil der Strecke – und hätte dies fast mit einem Sturz bezahlt! Der alte Belag, mit Laub, Baumnadeln und Dreck überseht, ist teilweise dermaßen glitschig, dass es mir bei einem leichten Gasstoß das Hinterrad „putzte“! Wenn das weiter hinten, von den Felswänden verdeckt, passiert, und man verletzt sich dabei dummer Weise schwer, schaut das nicht gut aus. Dann kann man nur hoffen, dass man zur Straße kriechen kann, um von einem Autofahrer bemerkt zu werden. Ansonsten20091106_xjr_steiermark07 finden die Radfahrer im Frühjahr einen „Mürzi“ (in Anlehnung an den Ötzi, den man im Ötztal fand) in Lederkluft, nicht unter Tonnen von Eis, sondern unter einer XJR begraben.

Nach diesem kleinen Abenteuer an der Mürz strebte ich dem Lahnsattel zu. Oben auf der Kuppe traute ich meinen Augen kaum. Da stand doch tatsächlich ein Motorrad am Parkplatz, aber vom Fahrer weit und breit nichts zu sehen. Würde mich wirklich interessieren, wo der war! Den Alukoffern nach zu urteilen (was man normal nicht machen sollte, wenn man sich diverse Gummikühe anschaut!) könnte das sogar ein echter „Wilder Hund“ gewesen sein, der mit dem Motorrad zu einer Bergtour aufbrach, denn von dort aus kann man in recht kurzer Zeit (1 1/2 Stunden vielleicht) den 1766m hohen Göller besteigen. Möglich wäre das durchaus. Möglich ist aber auch, dass ihn ein menschliches Bedürfnis in den angrenzenden Wald getrieben hatte. Während meiner Zigarettenpause kam er jedenfalls nicht zum Vorschein. Bild rechts: „Wasserfall zum toten Weib“

Übers Kernhofer Gscheid und Ulreichsberg war ich rasch wieder im Norden auf der Strecke nach Mariazell und bog in Reith in die „Ötscher Panoramastraße“ ein, die sehr eng, teilweise steil bergauf und bergab, sehr Kurven- und Aussichtsreich (wenn kein Nebel die Sicht behindert) nach Puchenstuben verläuft. Aus der Richtung vom Annaberg kommend konnte man die steile Südflanke des Ötscher wunderbar durch die Nebelschwaden sehen, die hier aufzuziehen begannen. Am Parkplatz der Panoramastraße, von dem man normal einen traumhaften Ausblick auf die Nordflanken dieses Bergen erhascht, sah man hingegen statt der Ötscher- nur eine Nebelwand. Aber egal, trotzdem war es da drinnen sehr romantisch und ich hatte meinen Spaß.

20091106_xjr_steiermark10

Gedenkstätte der Lawinenopfer von 1844 und 1878 am Lahnsattel

Kaum war ich in Puchenstuben angekommen, begann es, im dichten Nebel natürlich, zu regnen. Ab hier hörte der Spaß auf und es wurde mühsam. Der Nebel war teilweise so dicht, dass man kaum die Strecke erkennen konnte, der Regen machte die Sache nicht besser. Hier, im Nebel, war es auch richtig kalt, aber die Heizgriffe sowie die gute Kleidung schützen mich doch recht gut. Gefroren hab ich auch hier nicht, nur die Nase kühlte, wegen des geöffneten Visieres, PB06077_2bedenklich aus. Da es auch noch recht dunkel wurde – um 15:30Uhr nachmittags! – freute ich mich ab hier nur mehr auf eines, auf die heimatliche Garage, die ich nach etwas mehr als 6 Stunden auch gesund und munter erreichte. Rasch noch, in voller Montur, den Dreck vom Motorrad gewaschen (hab ich von den Friesen gelernt. Zuvor war ich in diesen Belangen ein echtes Schwein), dann ins Haus geschlüpft und aus den Klamotten gewunden. So war ein wunderbarer Tag wieder zu Ende gegangen. Bild links unten: Wie immer. Nur Blödsinn im Kopf!

Ps.: Was ich allerdings nicht begreifen kann? Wie man trotz widrigem Wetter mit Kälte, Regen und Nebel solchen Spaß am Motorradfahren haben kann. Und das nach weit über 30 Jahren Fahrt mit einspurigen Kraftfahrzeugen. Ich hab das Gefühl, ich bin noch nie in meinem Leben so gerne Motorrad gefahren wie in den letzten paar Jahren, und die Freude daran wird von Jahr zu Jahr größer, statt weniger! Vielleicht ist es beim Motorradfahren so wie bei vielen anderen Dingen, wie Bergsteigen, Tauchen oder Jagen. Man muß nicht unbedingt bescheuert sein, um diesen Hobbys bei jedem Wetter zu frönen. Aber hilfreich ist es bestimmt!

Powered by WordPress