9:34 Uhr. Leicht bewölkt, 2°C und trocken. Parkplatz unter der Eisenbahnbrücke am Eingang des Weißenbachgrabens, Ausgangshöhe 420m. Eddie und ich sind abmarschbereit. Beim Blick in den Weißenbachgraben kann man hinten den Gipfel des Glatzberg 905m erkennen. Ich war schon öfters am Hütter Kogel, durch den Weißenbachgraben bin ich allerdings noch nie abgestiegen. Ich hab mir nichts besonderes vorgenommen, außer, daß ich heute ganz langsam und gemütlich gehe und alles intensiv genieße. Eine richtige “Faule Sau Tour” soll es werden.
Gegenüber meines Parkplatzes, geographisch gesehen südlich, orographisch links und genau unterm Brückenpfeiler, auf der anderen Seite des kleinen Weißenbach, beginnt der Steig. Hier nehm ich Eddie hoch und spring mit ihm über das Bächlein, damit er nicht gleich am Anfang pitschnass ist. Es ist ja doch noch recht kalt.
Genau als wir auf Höhe des Bahndammes sind, kommt aus Waidhofen an der Ybbs (aus Norden) ein Zug angerauscht. Grade noch kann ich ihn fotografieren, wie er in Richtung Oberland verschwindet, dann wandern wir neben dem Pfeiler da vorne gleich einigermaßen steil zum nächsten Absatz hoch…..
… den wir auch gleich erreicht haben. Von hier kann man nochmals gemütlich gen Norden oder Süden schauen, oder auch hinunter auf die Bahntrasse, dann geht’s weiter, noch ein wenig steiler als zuvor, zum Grat.
Aber schon recht bald wird die Sache wesentlich flacher und eine wunderschöne, gemütliche und direkt frühlingshafte Wanderung beginnt.
Nach nur zehn Minuten ein schöner Tiefblick zur Firma Forster (Verkehrstechnik)
Der gesamte Aufstieg wird durch eine Unzahl von Schneerosen gesäumt. Es ist heute das Paradies der Schneerosen.
Mein kleiner Spatz fühlt sich ganz offensichtlich genau so wohl wie ich.
9:56 Uhr. Wir sehen zum ersten Mal den Gipfelbereich des Hütter Kogel. Da hama noch ein Stück vor uns.
Blick zum Glatzberg 905m östlich von uns.
Baumpilz ist besser als Fußpilz
Reste eines Zaun tief ins Holz eingewachsen
Schaut aus wie die Stoßzähne eines Mammut
Wir sind dem Ziel wieder etwas näher gekommen. Weiter oben liegt noch Schnee.
Blick zum westlich von uns gelegenen Sonnberg
Trotzdem wir so gemütlich unterwegs sind, kommen wir voran.
Irgendwo da drüben kreischt eine Motorsäge
Es ist nicht sonderlich kalt, aber der Schnee ist hier fest, griffig und nicht sulzig.
Könnte ein Bruder vom Bäumchen auf der Wolkenmauer sein.
Viel Berg ist da nicht mehr übrig.
10:51 Uhr. Nach einer Stunde, siebzehn Minuten und rund einhundertzwanzig Fotos haben wir den Gipfel des Hütter Kogel auf 836m erreicht.
Da es hier nur wenig Aussicht gibt, gehen wir gleich wieder. Der Weg ist hier das Ziel. Nächster Halt ist der Sender auf der anderen Seite.
Auch das nächste Stück des Weiterweges ist ein sehr ausgeprägter Grat. Hier bin ich auf etwas gespannt. Sobald es warm wird und kein Schnee mehr liegt, muß ich hier etwas erkunden. Dazu später mehr.
Mir kommt fast so vor, als würde ich diese Stelle kennen. Ich meine jetzt nicht von heroben. Ist eh klar. Da war ich schon öfters. Nein, ich meine von unten. Kann das sein? Kann es sein, daß man von 79 hier herauf schaut? Dazu später mehr. Gegenüber der Glatzberg.
Der erste Sendemast heroben im Wald.
Der Form halber geh ich auch hier immer zum höchsten Punkt. Zu sehen gibt es da nix.
Dann latsch ich den deutlichen Spuren nach zum unteren Sendemast und zur Servicestraße.
Der Waldboden ist so angenehm weich, hier geht man gerne.
Der untere Sendemast. Die Schotterstraße hier endet gleich rechts ums Eck. Das ist nur eine Servicestraße für die Sendemasten.
Bevor ich aus dem Wald auf die Straße trete, steht gradeaus vor mir ein Hochstand. Noch weiß ich nicht, daß Hochstände gleich eine Rolle spielen werden bei dieser Wanderung.
Da drüben steht das Holzerbauerkreuz und dort beginnt der schöne Weg zum Grat und Gipfel des Glatzberg. Erst am 23. Jänner haben wir bei tief winterlichen Bedingungen eine wunderschöne Überschreitung dieser beiden Bergkämme unternommen.
Wir sind kurz oberhalb der Einsattelung beim (aufgelassenen?) Gehöft Grestenberg auf 712m. Wir gehen jetzt da runter und dann bei einer Bank gleich scharf links einer Schotterstraße entlang nach unten.
Diese Straße führt, soweit ich von der Karte her weiß, in den Weißenbachgraben. Sie war im Jänner dermaßen tief verschneit, daß wir sie nicht gesehen haben.
Am rechten Rand der grünen Fläche da drüben steht das Holzerbauerkreuz
Hier liegt im Schatten auch noch Schnee. Wir folgen dieser Straße noch ein Stück, dann……
… zweigt links in den Hang ein deutlich mit rosaroter Farbe markierter Steig ab, dem ich nicht widerstehen kann.
Zuerst führt der Steig nur hierher und ich glaub schon, daß war es dann. Aber nein. Hier geht es erst richtig los!
78, 79 steht da am Baum. Was weiß ich, was das bedeuten soll? Ich folge dem Pfad.
Da hamas schon wieder. Es ist ein schönes Steiglein, daß die Waldhänge quert und dabei immer schmaler und schmaler wird.
Die Hänge sind teilweise schneebedeckt und dort sehr unangenehm zu begehen, weil dieser Schnee sehr sulzig und rutschig ist. Mich hat aber das “Jagdfieber” gepackt.
Der Steig quert stätig leicht ansteigend nach oben. Wenn der sulzige Schnee und das nasse, rutschige Laub nicht wäre, es wäre hier ein echtes Vergnügen.
Da voren geht’s zu einem Eck mit einer Felsnase. Ich kann leider weder den Anfang des Steig noch den Steig selber geographisch einordnen, weil ich keine Karte mit hab, sonst wäre es für mich wesentlich leichter und ich hätte mehr Spielraum, was ich tun kann.
Hier um eine kleine, felsige Nase herum, recht unangenehm, weil durch das Laub kaum zu sehen ist, wo das Steiglein überhaupt ist. Gottlob hab ich die Bergschuhe mit einem super haftfähigen Profil an!
Jetzt weiß ich, was 78 und 79 bedeutet. Ich geh dann noch ein Stück dem Steig entlang, der dann entweder unterm Schnee endet oder sowieso aufhört. Links hinauf könnte man verhältnismäßig einfach, so scheint es zumindest, zu einem Grat aufsteigen, vom dem ich glaub, das ist der Grat, den wir vorhin zum Hütter Kogel oder zwischen Hütter Kogel und Sender gegangen sind. Genau kann ich das ohne Karte nicht einordnen und ich will da auch jetzt nicht hinauf steigen, auch wenn es noch so juckt. Der Hang ist schneebedeckt und das Zeug ist dermaßen sulzig, daß mir das zu gefährlich ist. Ich bin alleine mit meinem Wuzibär, keine Hilfe weit und breit, wenn du ausrutscht und dir was brichst, ergo dreh ich um und bin mit dem, was ich gesehen hab, zufrieden. Aber ich komm wieder, keine Frage.
Blick zurück zu 79 von dem Punkt aus, wo ich umgedreht hab.
Irgendwie sind die Jäger schon wilde Hund, was die da angelegt haben. Respekt vor allem vor der Arbeit, die sie sich antun.
Von hier aus wäre es noch ein schönes Stück zurück gewesen bis zum Anfang des Steiges, daher hab ich mir hier gedacht, es ist doch wesentlich kürzer, gleich hier runter zu steigen? Gesagt, getan und husch, waren wir unten. (Das war natürlich wieder um einiges steiler, länger und mühsamer, als es am Bild ausschaut)
Da oben verbirgt sich der Jagdsteig und dahinter der Grat.
Wir latschen durch eine Rechtskehre und dann zurück in Richtung Südosten in den Schatte, wo es relativ kühl ist.
Ich sehe, wir hätten nicht mehr recht weit bis zu einer abschüssigen Linkskehre, wo wir dann den Grund des Weißenbachgraben erreicht haben müssten, aber dann kommt dieser Bach, von dem ich anfangs glaube, es wäre der Weißenbach, den Hang herunter geschossen und durch ein Betonrohr unter der Straße durch weiter nach unten.
Ich verfolge den Verlauf des Bächleines auf der linken (nördlichen) Straßenseite und sehe das da. Überreste eines Gebäudes. Sofort werd’ ich neugierig, was das sein soll oder besser, was das gewesen sein soll. Ich kraxle durch die Büsche da ein Stück hinunter und geh nachschauen.
Was immer das war, es ist schon lange aufgelassen.
Jetzt könnte ich zurück zur Straße kraxeln, oder ich steig da zum Bach hinunter und folge dem die paar Meter hinunter bis dorthin, wo die Straße nach einer langen Linksschleife wieder vorbei führt. Also runter zum Bach, was recht rutschig und vor allem dreckig ist. Ich komm aber ohne Sauerei unten an.
Das sind insgesamt hundert oder hundertfünfzig Meter bis da runter. Es geht recht schön.
Das kleine Bächlein ist wohl der erste Wasserzubringer des noch recht kleine Weißenbach, der von rechts oben kommt. Hier ist der Zusammenfluß, den wir noch zu überqueren haben.
Wir sind wieder auf der Straße. Blickrichtung bergauf.
Der Weißenbach wechselt mehrmals die Straßenseite. Kleine Bachkunde: Der Weißenbach entspringt in den Hängen von Grestenberg (Die Einsattelung unterhalb des Senders, wo wir waren), fließt dann im Weißenbachgraben von Südosten nach Nordwesten und vereinigt sich genau bei der Straßenkreuzung zur Weyerstraße (B121) mit dem Waidhofenbach (auch Schwarzbach), in den etwa 150m weiter nördlich aus dem Lugergraben noch der Lugerbach dazu kommt. Der Waidhofenbach fließt dann orografisch links der Bundesstraße bis zur Straßenkreuzung nach Maria Neustift, wo der Redtenbach dazu kommt und in weiterer Folge nach Waidhofen an der Ybbs, wo er in die Ybbs mündet (die in Ybbs an der Donau in die Donau mündet, die in Rumänien ins Schwarze Meer mündet). Und jetzt frag ich mich, wie unser Plastikkrempel, den wir seit Jahrzehnten (so will man uns glaubhaft machen) in den Weißenbach, in die Ybbs und in die Donau schmeißen, ins Chinesische Meer (oder ins Meer rund um Afrika) kommt? Muß ich einmal einen Grünen fragen, die wissen eh alles. Andererseits ist ja eh schon alles Wurscht, “Because the end is nigh!”
Ich bin schon oft vom Anfang des Weißenbachgraben auf den Hütter Kogel gestiegen, aber hier im Weißenbachgraben bin ich zum ersten Mal. Es ist recht schön hier.
Gut, daß mein Hund zu klein ist, um drauf zu reiten, sonst könnte es hier Probleme geben.
Einmal am Tag sollte jeder in den Spiegel schauen. Dann wunderst du dich nicht mehr, warum die Leute bei deinem Anblick die Straßenseite wechseln.
13:28 Uhr. Gleich sind wir wieder am Ausgangspunkt zurück. Es ist wider Erwarten eine recht ausgiebige Tour geworden und ich hab jeden Meter genossen. Vor allem das mit den Jagdsteigen geht mir nicht richtig aus dem Kopf. Die werde ich bei schönem Wetter und trockenen Bedingungen einmal genauer erkunden.
3 Sterne für diesen Bericht: schön (die Schneerosen) – abenteuerlich (die Jägersteige) – humorvoll (das Ride-a-dog-Bonmot) !
Kommentar by Yvonne — 6. März 2023 @ 11:13