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7. Juni 2023

2023. 06. 07. Großes Maiereck 1764m von Hengstpaßstraße (Vorderpölzenbach)

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Schlagwörter: , , , — Benzin @ 22:54

Eigentlich wollten wir heute nach Türnitz fahren und den Höger besteigen. Das Wetter ist in dieser Woche recht durchwachsen, heißt, Regen, kein Regen, wieder Regen und wenig Sonnenschein. Den Steig zum Höger bin ich vor rund 20 Jahren schon einmal gegangen, hab das Meiste vergessen, kann mich jedoch noch gut erinnern, daß man zwar kaum eine Aussicht hat, aber der kurvenreiche Steig alleine ist schon eine Wanderung Wert. Geht also auch bei durchwachsenem Wetter recht gut. Um fünf Uhr in der Früh hat allerdings die Wettervorhersage für Türnitz gar nicht rosig ausgeschaut. Bewölkt,  Regenschauer mit Gewitterneigung, alles, was man sich nicht wünscht. Ergo hab ich mir gleich eine Alternative überlegt und bin dabei auf’s Maiereck gekommen, das ich am 24. August 2001 ebenfalls schon einmal bestiegen hatte. Ich hab diese Besteigung aus verschiedenen Gründen in zwiespältiger Erinnerung. Bilder davon gibt es keine, weil ich keinen Fotoapparat mit hatte, aber gleich nach der Tour hab ich mir, gottlob, Aufzeichnungen in meinem Tourenbuch gemacht und die lesen sich folgendermaßen (wörtlich übernommen):

Freitag, 24. August 2001 – Großes Maiereck 1764m

Trotz freundlichem Wetterbericht (ist ja einfach) täglich Regen! Heute endlich. Zwar etwas Morgennebel, aber egal. Wohin? Ortofox mit TNF GTX Jacke + WS + Jeanstaschl + Windjacke. Entweder was größeres oder kleineres? Um halb sechs Wecker abgestellt und weiter geschlafen bis acht Uhr. Fahre Richtung Steiermark, kann nie so falsch sein. Im Ennstal kommen mir alte Rennwagen entgegen! Volles Rohr fast auf meiner Seite! Die “Ennstal Classic” ist heute! In Altenmarkt zum Hengstpaß. Wow! Ferrari, Aston Martin, Austin Heley? Porsche, Mercedes, Jaguar in “British Racing Green”. Dieser Sound. Begleitfahrzeuge Porsche Turbo und so, ebenfalls volles Rohr. Nach Brücke 628m links Forstweg, Tafel G.Maiereck usw. Fotoapparat zu Hause! Nix zu trinken mit. Weit und breit kein Geschäft und keine Lust, so weit zum nächsten Ort zu fahren. OK: Dann nehm ich halt nix mit! Hagelstecken, gelbe Regenjacke umgehängt, den Rest im Auto gelassen. Ganz schön warm heute! Rund eine Stunde Hatscher zur Jagdhütte auf 1143m. Dazwischen mal ein Wassertrog und Rohr mit eiskaltem Wasser. Wird noch wichtig an diesem Tag! Bei der Jagdhütte dürfte die Spitzenbergalm gewesen sein. Stecheldraht, ein paar Kühe – NEIN Stiere! Ganz lieb. Und ein herrlicher Anblick. Das Große Maiereck von (Pfff) NW (jetzt stimmts). Schaut toll aus. Rechts am Weidezaun entlang – Falsch!! Die nächste Markierung ist rechts oben am Baum! Zurück! Einem Steiglein folgend fast wie zur langen Gasse. Dann Hangquerung und eine breite Mulde beim Kleinen Maiereck. Ich hab soooo einen Durst! Könnte keinen Jäger anspucken! Die Mulde wird schon länger wie die Lugauerplan. Durst, Durst! Das Gras ist feucht, ich hab Durst! Ich Würstchen! Herrmann Buhl hatte auch nichts am Nanga Parbat. Was für ein Vergleich! Ich + Maiereck gegen den großen Herrmann Buhl. Durst!

Endlich am Kamm, ein Erfolg, es geht ja was weiter! Dann werden die Bäume weniger. Aussicht! Haller Mauer! Natterriegel, Hexenturm, Toll. Ja, jetz geht’s wieder, wie immer, wenn’st was siehst. Über’d Wiesen rauf, Weggabelung, Gipfelkreuz, vergessen ist der Durst. Super Aussicht. Diese Farbe der Felsen! Die Mulde im Seeboden. Grabnertörl – Admonter Hütte – kenne alles sofort. Zum Grabnerstein viel steiler als gedacht. Tieflimauer. Tolle Schau. Kleiner Berg, große Aussicht. Mein Leibchen wird langsam trocken. Dann kommt ein jüngeres Paar. Liege noch etwas in der Sonne, dann Abmarsch, leider ohne Fotos!

Bin rasch wieder bei den Kühen, noch ein langer Blick zum Berg – und beim schwungvollen Weggehen –> haue ich mir den Stacheldraht in den rechten Handrücken! Muß richtig anziehen, so fest steckt der Draht in der Hand. Das Blut spritzt geschätzt 30cm hoch leuchtend Rot aus der Hand – ein richtiger Strahl! Presse sofort den linken Zeigefinger drauf. Mann o Mann – Shit!  Schaut wild aus! Linke und rechte Hand, Stecken und umgebundene Jacke voll Blut. Vorsichtig Finger runter – Spritz! Nicht mehr so hoch, aber MEINE Blut. Werde wohl mit dem Finger am Loch runter gehen müssen. Na, was soll’s. Nach ca. 10 min noch einmal Finger runter – Oha, spritzt nicht mehr! Blutung aus. Lasse aber den rechten Arm lieber noch erhoben – ohne Sieg Heil! Aber so ähnlich. Dann geht’s bald wieder ganz normal. Beim Wasser wasche ich mir das Blut ab. Schaue aus, als hätte ich eine Kuh (oder Stier) abgestochen. Nur ein kleiner Kratzer und ein Loch ist noch sichtbar. So schnell kann was passieren, zb. eine Schlagader!?! Werde in Zukunft Verbandspäckchen und Desinfektionsmittel mithaben. Nur zur Sicherheit. Alleine besser etwas sicherer! Genau genommen ein super Tag.

9:40 Uhr Abmarsch auf 605m lt. Höhenmesser (später korrigiert um 50m)
10 Uhr 790m
10:45 Uhr 1115m
11:45 Uhr 1570m
12:07 Uhr Gipfel
12:40 Uhr Abstieg
14:10 Uhr zurück am Parkplatz

Das waren, Dank meiner Aufzeichnungen im Tourenbuch, die Ereignisse am Maiereck vor mehr als zwanzig Jahren. Und weil ich mich erinnern konnte, daß die Aussicht vom Maiereck wunderschön ist, ich aber leider kein Foto davon hab, wollte ich plötzlich zum Maiereck. Die Vorhersage für diesen Raum war nicht übel, so fuhren wir los in die Steiermark. 

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Ausgangspunkt für diese Tour war der Abzweig einer Forststraße an der Hengstpaßstraße. Karte BEV 1:25 000 Blatt 99 Rottenmann 1997

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7:26 Uhr. Hengstpaß Bundesstraße. An der Innenseite einer scharfen Rechtskurve findet sich ein kleiner Parkplatz, an der Außenseite ist diese Holzbrücke ohne Geländer, ein gelbes Schild und ein Eisentor.

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Drei Stunden zum Maiereck, sagt das Schild, Ausgangshöhe 642m.

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Grob kann man die Tour zum Maiereck von dieser Seite in zwei Teile teilen. Der erste Teil ist ein Schotterstraßenhatscher bis zum Sauboden und der zweite Teil ein teils aussichtsreicher, schöner Pfad zum Gipfel

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Der Himmel ist stark bewölkt, Temperatur ungefähr 14°C. Nach wenigen Minuten müssen wir bei der ersten Rechtskehre ein Bächlein durchfurten.

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Flott gewinnen wir an Höhe und können uns am Dunst erfreuen, der überall aufsteigt.

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Es ist kühl, die Landschaft wunderschön, wir freuen uns, hier zu sein.

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8:04 Uhr. Es hat ganz leicht zu regnen begonnen, aber sofort wieder aufgehört. Sprühregen wie aus einer Sprühflasche für meinen exotischen Kumpel im Wohnzimmer. Sicherheitshalber haben wir die Regenhosen im Rucksack obenauf gelegt und die GTX Jacken umgehängt.

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Die Landschaft ist in gespenstischen Dunst getaucht.

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8:18 Uhr. Wir haben den Brunnen erreicht, zum dem ich vor über zwanzig Jahren im Abstieg so sehnsüchtig eilte.

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Diese Kuh ist offenbar von der Weide weiter oben ausgebüchst und liegt hier ganz alleine gemütlich in der Gegend herum. Hier ändert sich das Wetter. Genau in der Nähe einer kleinen, aber dichten Laubbaumgruppe beginnt es stark zu regnen. Schnell stellen wir uns unter und ziehen unsere Schlechtwetterkleidung an. Das Dach aus Laub ist so dicht, daß wir uns ganz gemütlich umziehen können. Eile ist unnötig. Leider hab ich eine neue Regenhose mitgenommen. Ich hab sie aus dem Zubehörladen eines Motorradhändlers, weil ich dachte, so eine dünne Regenhose müsste sich auch für Wandertouren brauchbar sein? Ich hab ja eigentlich eine tolle Schlechtwetterhose. Mehrlagig GTX von Mammut, eine Hochtourenhose, die sich wie eine Jeans trägt. Bei sommerlichen Temperaturen haut es dir allerdings in kurzer Zeit den Vogel raus. Meine dünne Regenhose, die sehr gut war, hab ich nach der letzten Schlechtwettertour weggeschmissen, weil ich sie beim Anziehen ruiniert hatte. Diese Regenhose, die ich erst gestern gekauft hab, hasse ich. Sie ist leicht gefüttert und trägt sich, als hätte man ein Bierzelt umgehängt. Es ist direkt mühsam, mit dieser Hose zu gehen.

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Es ist zwar starker Regen, aber wieder, so wie kurz vorher, Sprühregen wie in einer Autowaschanlage. Wir sind gerüstet und gehen weiter.

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9:08 Uhr. Wir haben den Sauboden erreicht und damit die erste Hälfte des Aufstieg abgeschlossen. Ab jetzt keine Straße mehr.

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Sauboden 1152m. Noch gut 600 Höhenmeter bis zum Gipfel

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Ich hab hier wenig fotografiert, weil es so stark geregnet hat. Die Alm, die süßen Kühe, den Aufstiegsweg, das alles werden wir später noch sehen, weil beim Abstieg die Bedingungen ganz anders waren.

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Wir stiegen entlang einer steilen Rinne auf und querten dann den Hang zum Sattel zwischen Kleinem und Großem Maiereck. Der Sattel ist hier schon zu erkennen.

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Noch 30 Minuten zum Gipfel steht am Schild.

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Hier ändert sich auch die Charakteristik des Aufstieges komplett. Wir sind zwar noch immer im von Bäumen bewachsenen Bereich, aber die Geländeform ändert sich dramatisch. Bisher durchstiegen oder querten wir weite Hänge, jetzt wird ein felsiger Grat draus.

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Vom Regen zwar etwas zerfleddert, aber glücklich. Waldorf & Statler

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Der scharfe Waldgrat in Richtung Gipfel und hinter uns das Kleine Maiereck. Ich hab jetzt noch immer eine Stinkwut, weil wir da nicht rauf gegangen sind. Wären nur ein paar wenige Höhenmeter gewesen. Irgendwie hab ich drauf vergessen.

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Etwas südwestlich von uns die Haller Mauer

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Es kann nicht mehr weit bis zum Gipfel sein und es hört zu regnen auf. Es ist zwar dunstig, aber die Aussicht ist wunderschön.

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Nein, direkt da oben ist nicht der Gipfel. Wir sind zwar fast oben, aber das dauert noch eine Weile, weil…

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… der höchste Punkt und das Kreuz noch ein Stück weiter im Nordosten liegt und dazu müssen wir noch über ein paar kleine Mugel drüber. Aber wir sehen schon hin zum Gipfelkreuz.

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10:55 Uhr. Großes Maiereck 1764m

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Es ist recht windig und vor allem sehr kalt hier. Ich fotografiere die Rundschau und dann steigen wir wieder in geschützte Gefilde ab. Eine Rast wäre hier viel zu unwirtlich. Wir sind naß und dazu die Kälte, das wäre keine gute Kombination.

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Das östliche Ende der Haller Mauer mit dem Hexenturm.

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Ins Land nei schauen

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Hier könnte man zur Seisenalm und nach St. Gallen runter gehen.

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11 Uhr. Wir müssen allerdings da wieder runter. Auf geht’s owi.

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Wir haben die GTX Jacken schon wieder ausgezogen. Es regnet nicht mehr, es schaut auch nicht so aus, als würde nochmals Regen folgen. Nein, im Gegenteil, die Sonne kommt hervor und es wird schön. Die Regenhosen lassen wir noch an, weil der Abstiegsweg sehr naß, rutschig und dreckig ist.

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Wir sind wieder am Sattel zwischen Kleinem Maiereck und Großem Maiereck, schauen uns die Gegend an, schauen da runter, weil wir genau da runter müssen und vergessen dabei komplett, das Kleine Maiereck zu besteigen. Ich bin da irgendwie komplett auf der Leitung gestanden.

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45 Minuten noch bis zur Alm und den Kühen steht hier. Zahn Minuten wären es noch bis zum Kleinen Maiereck gewesen. Grumpf!

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Eine lange Querung noch, dann sind wir schon wieder am Schneefeld vorbei.

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Waldorf & Statler

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Kuckuck!

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Da unten sind wieder die Kühe auf der kleinen Weide. Wir rasten hier bei dieser schönen Aussicht eine Weile, ziehen unsere Regenhosen aus und erfreuen uns am immer schöner werdendem Wetter.

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Unser Rastplatz

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Unsere Kumpels von der Hörnerfraktion.

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Rückblick zum letzten Stück des Abstieg. Das hat am Morgen, bei starkem Regen und im Aufstieg, etwas entmutigender ausgeschaut.

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Da oben irgendwo ist das Große Maiereck.

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Da vorne sind die Schilder, die Jagdhütte und dort beginnt wieder die Schotterstraße, das letzte Viertel unserer Wanderung.

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Oberlaussa, Bundesstraße, noch eineinhalb Stunden.

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Hübsche Jagdhütte.

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Trog ohne Wasser

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Flotte Schnecke

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Fescher Käfer

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Hier gibt es Wasser

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Der Himmel wird blau und es ist warm.

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Jetzt ist es nicht mehr weit. Nur mehr ein paar hundert Meter.

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Centaurea montana

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14:10 Uhr. Wir sind zurück beim Tor. Nach rund sechs Stunden und vierzig Minuten ist unsere Tour fast beendet. Unsere Schuhe, die Socken, die Regenjacken und Hosen sind pitschnaß, aber es war trotz allem ein wunderschöner Tag in der Natur.

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