Es ist im Moment recht warm. Man nennt das Sommer, nicht Klimakatastrophe. Die Luftfeuchtigkeit ist teilweise recht hoch, am Abend oder in der Nacht gibt es teils heftige Sommergewitter. Vormittags und Nachmittags ist es schön. Weil die direkte Sonneneinstrahlung um diese Jahreszeit für Eddie nicht gerade so toll ist, suchen wir uns Touren aus, die großteils bewaldet sind und weil wir noch nie in der Wachau wandern waren, dort allerdings, man soll es kaum glauben, Wanderungen in Wald und Fels möglich sind, haben wir uns als Startpunkt Oberkienstock am rechten Donauufer ausgesucht.
Strecke: Start in Oberkienstock, Aufstieg über den Stoasteig zur Kienstockspitze 591m und zum Aussichtsturm am Seekopf 671m. Abstieg im ersten Teil über den Normalweg (Meurersteig) und in der Folge, je nach Lust und Gelände, im Wald zu Felsgrate querend runter. Es gibt bei opentopomaps einige Steige eingezeichnet, in der Natur schaut das, wie so oft, dann irgendwie ganz anders aus.
Bei der Anfahrt in der Früh war es ein wenig kurios und ich würde sagen, sogar ein Stück weit spannend. In der Nacht gab es, wie im Sommer üblich, ein Unwetter, das hier zwischen St. Johann Im Mauerthale und Oberkienstock seine Spuren hinterließ. Plötzlich liegt hier (Außentemperatur um die 17°C) zentimeterhoch Schnee. Nein, Eis! Es muß gewaltig gehagelt haben. Neben der Straße lag (allerdings kleine Flächen) wirklich zentimeterhoch Eis. Ein Stück weiter war die Kehrmaschine im Einsatz. Muren waren von den Böschungen abgegangen und hatten die Straße versaut. Das Ganze war allerdings keine großflächige Angelegenheit sondern beschränkte sich auf einen sehr kleinen Raum. Bei Oberkienstock war von Unwettern nichts mehr zu erkennen. Ein etwas ungutes Gefühl kam trotzdem auf. Wir kannten diesen Stoasteig nur aus dem Internet, wussten, es ist hier sehr felsig und wir fürchteten, im steilen Gelände könnte es aufgrund von Aufweichungen zu größeren Problemen kommen. Diese Befürchtungen waren gottlob vollkommen unbegründet. Die Verhältnisse konnte man sogar als sehr gut bezeichnen, von Vermurungen oder Hangabrutschungen keine Spur.
Geländeübersicht auf Google Earth. Der Aufstieg ist im Bild recht gut erkennbar, den Abstieg kann ich beim besten Willen nicht identifizieren. Dazu kenn ich mich hier viel zu wenig aus. Den Punkt, wo wir herunter gekommen sind, zwei Kilometer vom Parkplatz in Oberkienstock entfernt, konnte ich allerdings eindeutig erkennen.
Hier ist der Weg recht gut auf der Karte eingezeichnet. Eine kleine Unstimmigkeit gibt es nur im Bereich unterhalb der Kienstockspitze, wo wir nach einer kurzen Querung an der Ostseite einer steilen Felsformation steil nach oben stiegen. Wo wir da genau waren, können wir rückblickend mangels guter Ortskenntnisse nicht sagen.
7:04 Uhr. Wir sind am kleinen Wanderparkplatz in Oberkienstock. Dieses Oberkienstock ist nur eine kleine Siedlung ohne Ortsstatus, aber mit kleinen, weißen Tafeln gekennzeichnet. Wir haben (gottlob) jeder zwei Flaschen Wasser im Rucksack und etwas zu Essen. Eine GTX Jacke müsste im Notfall als Wetterschutz reichen. Schuhe mit gutem Grip und Halt für die Sprunggelenke würde ich hier sehr empfehlen. Für Halbschuhtouristen ist der Stoasteig nix!
Wir folgen diesen breiten Weg in den Wald hinein. Es handelt sich hier um den Beginn des Meurersteig, der recht einfach kurvenreich, unspektakulär und markiert zum Seekopf führt. Gleich etwa 100 oder 150m vom Parkplatz entfernt zweigt links ein unmarkiertes Steiglein ab, aber eine große Fahrverbotstafel, auf der etwas von Privateigentum und Durchgangsverbot steht, vermiest dir gleich die Lust am Weitergehen. Das ist auch gut so, weil der echte Steig, ebenfalls unmarkiert (am gesamten Stoasteig gibt es KEINE Markierungen!) etwa fünfzig Meter weiter oben beginnt. Von dort aus ist auch bald erkennbar, daß man am unteren Steig recht schnell im hohen Gras versumpft wäre.
So schaut das aus, wenn sich der breite Weg kurz nach dem Parkplatz verengt und wie ein Tunnel in den Wald führt.
Gleich am Anfang des Stoasteig wird es stoanig. Man fühlt sich hier sofort wohl und weiß, daß wird lustig.
Recht schnell gibt es auch schöne Ausblicke zur Donau.
Wir haben schnell den steinigen Grat erreicht, der bis zur Kienstockspitze hinauf führen sollte. Wie gesagt, wir waren hier noch nie, kennen uns deshalb nicht aus und es gibt keine Markierungen. Du mußt immer schauen, wo es weiter geht, wo du weiter kannst.
Der Ausblick zur Donau und unser steiniges Paradies werden immer schöner.
Wir befinden uns hier auf sehr geringer Seehöhe, aber in einer wunderschönen Landschaft. Die Lufttemperatur ist recht angenehm, die Luftfeuchtigkeit allerdings enorm. Ohne Anstrengung rinnt dir hier am heutigen Tag der Schweiß in Bächen vom Körper. Was uns den Spaß in keiner Weise versaut, wir sind ja doch recht fit.
Schau, schau. Ich lach mich schief. Da müssen wir näher gehen.
Da hat jemand eine besondere Art von Duftnote hinterlassen.
Wir folgen dieser Querung nach rechts, weil wir glauben, die könnte uns zum Narrenturm führen, der in unserer Karte (Ausdruck opentopomaps) eingezeichnet ist. Die Querung erscheint mir für den Narrenturm aber viel zu kurz zu sein.
Da drüben ist eine steile Felsformation.
Seltsame Symbiose aus Fels und Baum.
Wir sind nur mehr ein kurzes Stück von dieser Felsformation entfernt.
Die Querung hat uns an den Fuß dieser Felsen gebracht.
Der ganze Fels ist Klettergebiet, voll mit Bohrhaken.
Zahlreicht Namen der Kletterrouten stehen am Fels.
Wir haben ehrlich gesagt keine große Ahnung, wo wir hier genau sind und glauben, wir müssen hier jetzt umdrehen und der Querung wieder zurück zum Abzweig folgen. Dann sehen wir jedoch, daß links der Felsen (östlich) eine blasse Steigspur nach oben führt. Nachdem auf meinem Kartenausdruck der Gipfel des Narrenturm eine Vermessungsmarke tragen müsste, steigen wir der Steigspur folgend entlang der Felsen nach oben. Schauen kostet ja nix und wir haben jede Menge Zeit.
Teilweise ist es recht steil, aber nie schwierig oder gar gefährlich. Wo wir genau sind, wissen wir noch immer nicht, aber wir steigen höher.
Daß wir hier keine Spitze eines Turm erreichen, wissen wir schon. Wir steigen höher und höher, der Schweíß fließt in Strömen wegen der Luftfeuchtigkeit. Aber es macht großen Spaß.
Wir kommen dann (davon gibt es keine Bilder) zu einem Felsaufbau, wo wir nicht recht weiter wissen. Links geht es steil runter, rechts geht es steil runter, vor uns könnte man mit kraxeln allerdings an Gelände gewinnen. Nur zwei nicht all zu hohe Felsabsätze, recht einfach zu erkraxeln (ich würde hier erstmals sogar von klettern reden). Sonja sagt, da oben sieht sie ein Kreuz, ich muß mich aber genau platzieren, um es ebenfalle erkennen zu können. Ok, kraxeln wir da hoch und schauen, ob da wirklich ein Kreuz steht. Die Rucksäcke lassen wir erstmal hier liegen. Ich kraxle über die erste Stufe, Sonja gibt mir den Hund hoch, dann die zweite Stufe und ich bin oben. Hollodarooo, da steht wirklich ein Kreuz. Sonja kommt ebenfalls hoch.
8:50 Uhr. Kienstockspitze 591m
Blick nach Weißenkirchen (Osten)
Jetzt stellt sich die Frage, wie geht’s weiter? Die Rucksäcke liegen noch immer unterhalb der Kletterstelle. Wir schauen uns um und finden eine ganz einfache Möglichkeit für den Weiterweg. Östlich vom Gipfelkreuz führen Wegspuren über die Felskante nach links und rechts unten. Links müsste man einen steilen Schluf hinunter steigen, was mich anzipft, weil ich auch rechts Wegspuren gesehen hab. Rechts ist der Weiterweg ganz einfach. Wir holen die Rucksäcke (das Abkraxeln zu den Rucksäcken stellt sich als einfachste Übung heraus) und wandern weiter.
Fels mit herzförmiger Markierung
Da oben wird es Licht, heißt, der Berg ist zu Ende.
Waldorf & Statler, schweißgebadet, aber fröhlich.
All die Bitten um sparsame Einträge sind für die Würste. Mit riesigem Gekrakel malen die Neandertaler ihre Initialen ins Buch. Irgend ein Komiker hat am selben Tag, also heute, etwas von 40°C eingeschrieben. Gemessen waren es 26°C. Ich weiß, “Sie leben!” Zwar nicht John Carpenters Außerirdische, sondern die Neandertaler, die nie ausgestorben sind. Sie leben noch heute mitten unter uns und treiben ihr idiotisches Unwesen. 2+2=4!
Blick nach Westen (Richtung Melk)
Blick nach Osten (Richtung Krems)
9:51 Uhr. Wir machen uns wieder auf die Socken. Eigentlich hätten wir vor gehabt, über den Stoasteig Karl im Westen abzusteigen. Irgendwie schaut es aber so aus, als würde das Wetter nicht halten. Regen geht ja noch, aber schlechte Sicht hier in den felsdurchsetzten Wäldern, die uns vollkommen unbekannt sind, dieser Gedanke gefällt mir gar nicht und so beschließen wir, zuerst einmal dem Normalweg zu folgen und dann schauen wir weiter.
Wir folgten dem Meurersteig so lange nach unten, bis ein deutlich erkennbarer Steig nach links abzweigte. Diesem Abzweig folten wir in weiter Folge. Ab hier gibt es die offizielle Markierung nicht mehr. Was die Markierungen, die wir fanden (rote Punkte, blaue Zeichen) zu bedeuten haben, wissen wir nicht, weil dazu sind wir zu fremd hier)
Das Steiglein ist eine sehr lange Querung durch den Wald und sehr gut zu begehen. Einmal kamen wir zu einer klar erkennbaren Abzweigung nach links, die uns zum Stoasteig Karl unterm Sonnberg rüber geführt hätte. Wir sind jedoch unserem Steig gefolgt.
Hier wird es für Eddie ein wenig kompliziert, aber Dank des Griffes am Geschirr kann man ihn problemlos über diese Sauerei heben.
Wieder ein kleiner Klettergarten
Wenn die Hindernisse so große werden, braucht Eddie ein wenig Hilfe.
Wieder ein wunderschöner, felsdurchsetzter Abschnitt.
11:03 Uhr. Wir sind offenbar am Boden einer Rinne angekommen, in der sich ein verwachsener Fahrweg nach unten zieht. Aus Wald und Fels wird Dschungel.
11:12 Uhr. Wir sind wieder bei der Donau, aber wo?
Steig, Mauer für Wasserbecken? Müsste auf der Karte leicht zu finden sein und ist es auch. Wir wissen exakt, wo wir sind.
Noch rund zwei einen Kilometer der Straße (gleich weiter vorne am Radweg) entlang und wir sind zurück am Ausgangspunkt.
Reger Schiffsverkehr auf der Donau
Häuser von Oberkienstock, dahinter die Felsen, in denen wir herum gekrabbelt sind.
Hochwassermarkierungen an Häusern in Oberkienstock von 1830 bis heute. Die alten, aus der Zeit ohne Kraftwerke und Wasserstandregulierungen, sind die höchsten.
11:39 Uhr. Nach rund vier Stunden und vierzig Minuten zurück am Ausgangspunkt. Gottlob haben wir komplett frische Wäsche mit, ziehen uns um und fahren Heim. Wieder ist ein wunderschöner Tag in der Natur zu ENDE gegangen.