Das Ziel muß nicht immer ein Berggipfel sein und manchmal ist sogar nur der Weg das Ziel. Grade bei Wetter wie diesem – Warmwetter nach tiefen Temperaturen und Schnee – bleibt man lieber in den Niederungen. Weil für Donnerstag, zumindest stundenweise, etwas besseres Wetter, sogar mit Sonnenschein, vorhergesagt war, beschlossen wir, unseren Plan in die Tat umzusetzen. Von daheim nach Kemmelbach und zum Bahnhof Ybbs an der Donau, der gleich nebenan liegt. Die Idee dabei war, dem Ybbsfluß bis zum Ziel so genau wie möglich zu folgen.
Streckenverlauf: Für diese Tour gab es keine Vorlage! Wir haben das am PC mit Planungssoftware und Satellitenbildern ausgetüftelt, den Track auf’s Navi überspielt und dann in der Praxis abgeändert, wie es grade passte. Es gibt keine Markierungen und in einem Abschnitt gibt es vor Ort auch keinen Weg! Auf diesem kurzen Stück entlang der Ybbs ist man wegen den dichten Stauden und dem Verwuchs wegen fehlenden Orientierungspunkten ohne Navi ziemlich aufgeschmissen.
Nützliche und unnütze Infos
Wetter: Anfangs bewölkt und trocken bei rund 7°C, ab Greinsfurth bis Leitzmannsdorf teilweise starker, kalter Wind, die letzten 8km bei Sonnenstein und blauem Himmel.
Ausgangspunkt: Hausmening an der B121
Ziel: Kemmelbach/Bahnhof Ybbs an der Donau
Streckenlänge lt. Navi: 30km
Seehöhe am Start: 304m
Seehöhe am Ziel: 224m
Zeitaufwand: Wanderung inklusive aller Pausen (ohne Rückfahrt) 8 Stunden
Zeit in Bewegung lt. Navi: 6 Stunden 30 Minuten
Rückreise mit der ÖBB um rund €20.- für 2 Personen und Hund
Karte mit GPS-Track zur Tour auf Mapy.cz.
Höhen- und Geschwindigkeitsdiagramm. Cool, was? Nein, Herzschlag- und Hirnstromanalyse hab ich noch nicht. Ist in Arbeit.
Abmarsch ungefähr um 8:10 Uhr von daheim. Wir sind hier schon zur Eisenbahnbrücke im Kokeschwald unterwegs, auf der die Rudolfsbahn bei Hausmening die Ybbs überquert.
8:31 Uhr. Wir haben die Brücke erreicht. Unmittelbar neben dieser Eisenbahnbrücke gibt es seit ein paar Jahren auch eine Brücke für Radfahrer und Fußgänger, was die illegalen und gefährlichen Überquerungen auf der Eisenbahnbrücke zu verhindern half.
Unterwegs in Richtung Miesenwinkel
8:41 Uhr. Wir wandern nordwestlich am Hof Miesenwinkel vorbei in Richtung Greinsfurth
Da wir die Gegend recht gut kennen, halten wir uns nicht immer strickt nach unserem Plan und kürzen, wie hier, einige Ecken weglos ab.
Meine beiden Schlümpfe als Gefolge machen richtig Spaß.
Hier der Abschnitt kurz vor Greinsfurth bis Greimpersdorf östlich von Amstetten im Satellitenbild.
8:58 Uhr. Fünf Rehe laufen ganz nah hinter uns über ein Feld
Ein Haufen Enten und Schwäne bevölkern die Ybbs
Markanter Orientierungspunkt (Bildmitte) Koch-Turm (Heute eigentlich Essmeister Turm, ein Lagerturm für Silofutter) in Greinsfurth
Die schwarzen Wolken aus Westen hatten wir schon länger gesehen, aber plötzlich kam starker, böiger, kalter Wind auf und es schien sich auch Regen zu entwickeln. Wir haben unsere GTX-Kleidung angezogen, aber aus dem Regen wurde gottlob doch nichts. Der kalte, böige Wind blieb uns allerdings noch einige Kilometer weit erhalten. Dank unserer Kleidung war es trotzdem recht angenehm.
9:23 Uhr. Wehranlage Greinsfurth. Von hier aus speist der Werkskanal das Elektrizitätswerk Amstetten mit Wasser.
Greinsfurth, Brücke über die Ybbs
Dank des Wärmeeinbruches führt die Ybbs momentan sehr viel Wasser.
… bis zum Elektrizitätswerk Amstetten, daß die Region zuverlässig und sauber mit einem Teil des benötigten Strom versorgt.
9:57 Uhr. In Allersdorf haben wir die Ybbs überquert und wandern nun am nördlichen Ufer gen Greimpersdorf und damit gen Osten.
Kunst kommt von Können, sonst wäre es Wunst. Die Kunst besteht hier wohl darin, Alteisen zu Gold (oder Geld) zu machen, ohne das jemand Einspruch erhebt. Man sollte ein Schild anbringen “Ablagerung von Sperrmüll verboten!”
“Alles, was Flügel hat, fliegt!” Die bleiben allerdings sitzen, weil die Wanderer und Spaziergänger gewöhnt sind.
10:37 Uhr. Am östlichen Ende von Greimpersdorf steht diese hübsche, kleine Kapelle.
Abschnitt von Greimpersdorf bis Leutzmannsdorf
10:54 Uhr. Nach dem Marterl folgen wir einem Feldweg …
… der uns wieder direkt ans Ufer der Ybbs führt.
Wir machen hier Pause, essen was, Eddie bekommt Futter.
Gedenktafel im Inneren der Kapelle.
Der Heilige Georg und die Drachenlegende. Da fällt mir Otto Walkes ein.
11:41 Uhr. Blick nach Süden zum Neuhofner Hochkogel.
Blick nach Norden Gewerbegebiet Hart
11:45 Uhr. Kurz vor Leutzmannsdorf
11:57 Uhr. “I am a cat. Miau, Miau”
11:59 Uhr. Wir verlassen Leutzmannsdorf in östlicher Richtung.
Von Leutzmannsdorf bis Ausee-Blindenmarkt
12:19 Uhr. Querung der L95 (von der B1 nach Ferschnitz) und weiter auf einem Feldweg.
“Königin der polnischen Krone, bete für uns” in polnischer Sprache.
12:52 Uhr. Die Auseen bei Blindenmarkt.
Biblische Geschichte "Jona und der Wal"
Gott erteilt Jona den Auftrag der Stadt Ninive den Untergang zu verkündigen. Doch Jona fürchtet diese Aufgabe und begibt sich auf die Flucht. Daraufhin schickt Gott einen gewaltigen Sturm und das Schiff des flüchtenden Jona gerät in Seenot. Das Unwetter beruhigt sich erst, als die Seeleute Jona über Bord geworfen haben und er von einem großen Fisch verschlungen wurde. Im Leib des Fisches fleht Jona um Gnade und nach drei Tagen gibt Gott ihn aus seiner Gefangenschaft frei. Nun gehorcht Jona und verkündigt der Stadt Ninive die göttliche Botschaft. Doch König und Einwohner wenden sich von ihrem Unrecht ab und erflehen Gnade, die Gott ihnen gewährt und so bleibt die Stadt letztlich verschont.
(vgl. Buch Jona 1,1 – 2,11)
13:29 Uhr. Durch einen Zaun und einen Bach im Bereich des Ausee 3 waren wir zu einem Umweg gezwungen, sind jetzt aber wieder auf Kurs und verlassen das Seengebiet in Richtung Osten.
Abschnitt zwischen Auseen und Neumarkt
13:51 Uhr. Die Günzinger Brücke der L97 im Rückblick
14 Uhr. Ein schöner “Strand” an der Ybbs. Hier rasten wir ein wenig.
14:16 Uhr. Der Waldweg wird zu einem schönen Pfad
14:35 Uhr. Von einem Weg ist nichts mehr zu finden. Den GPS Track unserer Vorwärtsbewegung gibt es zwar, aber vor Ort ist in diesem Abschnitt keinen Weg auffindbar.
Teilweise ist das Gelände mit Stauden verwachsen, teilweise nur mit hohem, vom Schnee zusammengedrücktem Gras. Weg ist keiner zu erkennen. Macht aber nichts. Wir weichen den Stauden und Sträuchern aus, so gut es geht und das Navi leitet uns schlussendlich wieder zu einem erkennbaren Pfad, dem wir weiter folgen. Ohne Navi wäre in diesem Dschungel die Orientierung (trotz naher Ybbs) recht schwierig, weil es keine erkennbaren Orientierungspunkte gibt.
Dieser langgestreckte Tümpel befindet sich unmittelbar neben dem Pfad mitten im Wald, von Gestrüpp umgeben und hat einen Zu- wie auch einen Ablauf. Am nördlichen Ufer der Ybbs zwischen Blindenmarkt und Neumarkt wimmelt es nur so von kleinen Tümpeln und Seen.
15:01 Uhr. Wir sind wieder auf einem Weg.
15:17 Uhr. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, die Stromschnelle tost ohrenbetäubend. Herz, was willst du mehr?
Der letzte Abschnitt unserer Wanderung
15:25 Uhr. Wir nähern uns der Autobahnbrücke vor Kemmelbach
15:31 Uhr. Brücke der A1 über die Ybbs
15:36 Uhr. Die Ybbsbrücke der B1 neben der Autobahnbrücke.
Gottlob gibt es hier einen Gehweg.
Hier ist man wenigstens vom Schwerverkehr geschützt.
Nach Autobahnbrücke und Bundesstraßenbrücke kommt noch die Brücke der ÖBB. Hier fährt grade ein Regionalzug in Richtung Amstetten.
Vierspurige Eisenbahnbrücke über die Ybbs
Wir marschieren an der nördlichen Seite der Bahn auf einem Serviceweg der ÖBB in Richtung Kemmelbach und ersparen uns so den Marsch auf der viel befahrenen Bundesstraße.
16:01 Uhr. In Kemmelbach, wieder südlich der Bahn, gehen wir am Gehsteig neben der B1. Es sind nur noch ein paar hundert Meter.
Wir waren das nicht! Das war schon so. Ich glaub, das gehört so.
16:08 Uhr. Nach 30km sind wir nur mehr ein paar Meter vom Ziel entfernt.
Acht Stunden, 30 Kilometer und viel Spaß. Das war unsere Tour entlang der Ybbs nach Kemmelbach.
Um 16:37 Uhr fährt unser City Jet (der nicht bei jedem Misthaufen stehen bleibt) nach Amstetten.
Da kommt er schon angerollt. Um 17:05 Uhr geht’s dann noch mit einem Regionalzug von Amstetten nach Hausmening …
17:13 Uhr. Wir haben den Zug verlassen und es geht nach Hause. Dann bis zum nächsten Mal, irgendwann und irgendwo in der Natur. Pfüat euch.