Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

16. März 2016

Uhren aus Chistopol – Kama und Uran

Filed under: СДЕЛАНО В CCCР - Made in USSR — Benzin @ 11:11

Kama war bis Anfang der 60er Jahre eine Uhrenmarke der Chistopoler Uhrenfabrik, die wir heute unter dem Namen Восток oder Vostok kennen. In der Sowjetunion wurden Uhrenfabriken systembedingt nicht nach ihren Gründern benannt, auch wurden selten Kunstnamen erfunden, sondern die Produkte wurden entweder nach den Städten benannt, in denen sich die Fabrik befand – АЕНИГРАД (Leningrad) und МОСКВА (Moskau) wären dafür Beispiele – oder es wurden politisch wichtige Ereignisse gewählt, wie Полет, Восток oder Paкéтa, die sich auf den ersten Raumflug Juri Gagarins beziehen, oder es wurden einfach die Namen von Flüssen genommen, die sich in der Region befinden, wie die Нева (Newa) in Leningrad/St.Petersburg oder Kama in Chistopol. Soweit der einfachere Teil zu diesen Uhren. Ab jetzt wird’s ein wenig komplizierter.

Gleich vorweg, ich hab noch niemanden erlebt, der die Originalität einer Kama Uhr eindeutig zu identifizieren wüsste. Wie eine Kama auszusehen hat, welches Uhrwerk sich in ihr zu befinden hätte und welche Variationen es gab, darüber wird heftig spekuliert, aber fix ist nix. Es gibt aus dieser Zeit kaum bis keine Produktfotos, weil sowas wie Werbung in der Sowjetunion so gut wie unbekannt war, es gibt keine Produktionsunterlagen, aber es gibt Uhren, auf deren Ziffernblätter Kama steht und auf den Rückdeckeln vieler dieser Uhren steht ebenfalls Kama, was auf die reale Existenz dieser Uhren hinweist. Also, welche Arten von Kama Uhren sind bekannt?

my_ruskie_blog_kama_001 my_ruskie_blog_kama_002 my_ruskie_blog_kama_004 my_ruskie_blog_kama_002_2

So weit mir bekannt, sollten alle das gleiche, oder weitgehend das gleiche Gehäuse besitzen. Die Stegbreite aller mir bekannten Kama messen 18mm. Auf den Rückdeckeln, die mittels einer Art Bajonettverschluss (ähnlich dem eines Tankdeckels) am Gehäuse befestigt werden, findet sich meistens die Aufschrift Kama. Ab und zu aber auch nicht. Es gibt auch rückwärtige Deckel, die als Drückdeckel ausgeführt sind, die nie die Aufschrift Kama tragen. Die allgemeine Meinung ist, dass auch dieser Rückdeckel Original sei, beweisen kann das niemand. Man kann aber zumindest davon ausgehen, dass die Bajonett-Deckel ohne Aufschrift keine Original-Deckel sind, weil es nicht wirklich plausibel wäre, Deckel für eine Kama Uhr mit und ohne Aufschrift Kama zu produzieren. Aber wer weiß das schon mit Sicherheit?

my_ruskie_blog_kama_003 my_ruskie_blog_kama_005 my_ruskie_blog_kama_006 my_ruskie_blog_kama_005_2

Die rote Kama kaufte ich im Wissen, dass sie nicht Original ist. Zum Zeitpunkt des Kaufes wusste ich noch nicht, wie eine Kama aussehen sollte, sie war aber mit “Dial restored” angepriesen und sehr preisgünstig, darum kaufte ich sie. Ich dachte, “Was soll da schon schief gehen, vielleicht ist sie wenigstens nicht gleich kaputt!” Ich war damals noch sehr skeptisch, was “Schrott aus Russland” betraf. Diese Uhr war nämlich die erste russische Uhr meines Lebens. Das ist schon eine Weile her, und das Gerücht, dass ich damals in diversen Foren las, hat sich bewahrheitet. Die “Russenuhren” vermehren sich wie die Karnickel, wenn man nicht aufpasst.

my_ruskie_blog_kama_007 my_ruskie_blog_kama_008

Noch verwirrender wird es, wenn es um die Uhrwerke geht. Im großen und ganzen herrscht die Meinung vor, in den Kama Uhren hätten sich 17 Steinige Werke mit einer Stoßsicherung zu befinden, in der Praxis kommen aber auch 16 und 15 Steinige Uhrwerke ohne Stoßsicherung vor. Ob diese Uhrwerke als Ersatz montiert wurden oder auch ab Werk, weiß keiner. Weitere Variationen, je nach Baujahr, sind dann noch Uhrwerke mit Datumsstempel, ohne Datumsstempel (das sind neuere Uhrwerke ab ungefähr 1961) und mit Genfer Streifen sowie bei neueren Uhrwerken ab etwa 1960 ohne Genfer Streifen, wobei sich das weglassen der Genfer Streifen datumsmäßig gut einengen lässt, weil das einfach Produktionsbedingt auf alle Werke zutraf, also um 1960 herum aufwärts. Die alten Werke mit Datumsstempel sind alle dekoriert. Dieser erwähnte Datumsstempel zeigt das Baujahr und das Vierteljahr, in dem das Werk erzeugt wurde. 60-1 bedeutet beispielsweise Baujahr 1960 Jänner bis März. In diesem Zeitraum wurde dieses Uhrwerk erzeugt.

my_ruskie_blog_uran_001_3 my_ruskie_blog_uran_001 my_ruskie_blog_uran_001_2

Dieses zauberhafte Paar sind Damenuhren der Marke УРАН, zu Deutsch Uran, und stammen ebenfalls aus Chistopol. Ich kaufte sie hauptsächlich, weil sie genau so alt sind wie ich. Eine, die’s am genauesten trifft, wurde zwischen Jänner und März 1960 gebaut, die andere zwischen Juli und September. Auch hier ist etwas verwirrend, dass es sich augenscheinlich um das gleiche Uhrwerk mit 15 Lagersteinen zu handeln scheint, eines davon ist aber mit, das andere ohne Stoßsicherung ausgeführt. Das könnte aber auch irgendwann im Rahmen einer Reparatur passiert sein. So genau war das ja oft nicht. Hauptsache, sie läuft. Und das tun beide noch heute sehr gut!

Die größte Unsicherheit punkto Originalität dürften die Ziffernblätter sein. Ich persönlich glaube nicht, dass es heutzutage auf diesem Planeten einen Menschen gibt, der schlüssig beweisen könnte, das eine oder andere Design wäre zu 100% Original oder nicht Original. Und all diese Unsicherheitsfaktor zusammen ergeben eine riesengroße Spielwiese für Bastler, um ihre “Kama” in allen möglichen Gebrauchszuständen an den Mann zu bringen. Je teurer sie angeboten werden, desto vorsichtiger muss man sein. Manch einer verlangt für seine fast Fabrikneue Kama Mondpreise. Auf der sichersten Seite befindet man sich vermutlich, wenn man eine Kama mit moderaten Gebrauchsspuren, beschriftetem Bajonettverschluss-Deckel, verziertem, 17 Steinigem und stoßgeschütztem Uhrwerk mit Datumstempel aus den späten 50er Jahren kauft. Dann sind die Chancen, dass es sich um ein weitestgehend originales Stück handelt, am größten. Mit einem schönen Uhrband dran kann das ein herrliches Schmuckstück aus einer längst vergangenen Zeit sein. Bei trockenem Wetter und angenehmen Temperaturen lassen sich Kama Uhren auch im Alltag gut tragen. Wassergeschützt oder gar wasserdicht sind diese Uhren allerdings nicht. Umso kurioser erscheint mir oft, dass diese Uhren manchmal als militärische Taucheruhren angeboten werden. Da ist höchsten der Wunsch der Vater des Gedanken. Bevor eine Kama wasserdicht ist, kann ein Senkblei schwimmen. Das ist das einzige, was man mit Sicherheit über eine Kama aus Chistopol sagen kann.

 

Einen schönen Tag noch……………..

19. Februar 2016

Uhren aus St.Petersburg – Raketa Mini Wecker

Filed under: СДЕЛАНО В CCCР - Made in USSR — Benzin @ 14:39

Ehrlich gesagt, ich weiß nicht mehr, was ich gesucht hab. Vielleicht einen Poljot Armbandwecker? Vielleicht irgend eine Raketa Armbanduhr? Keine Ahnung. Jedenfalls ist mir bei der Suche nach irgend etwas diese Uhr über den virtuellen Weg gelaufen. Ich war platt. Ich meine, es war ja nicht grade so, dass ich bis dahin noch nie einen Wecker gesehen hätte. Aber so einen? Einen Wecker, der kleiner ist als eine Schachtel Zigaretten? Ja. Wirklich. Dieser Wecker ist kleiner als eine Packung Zigaretten.

my_ruskie_blog_raketa_miniwecker_001Ich hab dann nachgeschaut, ob’s davon mehr gibt, und ob die bekannt sind. Ich hatte ja, wie gesagt, keine Ahnung. Die Marke kannte ich natürlich. Raketa aus St.Petersburg, dem ehemaligen Leningrad. Ich hab eine ganze Menge Uhren von Raketa. Gehören zu meinen Lieblingen. Aber einen Wecker aus Leningrad, das war mir neu. Und dann noch dazu so ein kleiner Wecker! Na, und weil mir der kleine Bimmel-Bammel so gefallen hat, kaufte ich ihn. Funktionsfähig war er laut Beschreibung, also was sollte schon passieren? Das war vor rund 20 Tagen, und dann hab ich den kleinen Kerl vergessen. Bis es heute an der Tür klingelte.my_ruskie_blog_raketa_miniwecker_002

Ah, der Briefträger. Was haben wir den da schönes? Ein kleines Päckchen? Wird doch nicht eine Uhr sein? Nein. Natürlich nicht. Niemals nicht. Nicht schon wieder eine Uhr! “Hier eine Unterschrieft” meinte der Briefträger und händigte mir das Päckchen aus. “Also, der Größe nach könnte da eine Uhr drinnen sein”, dachte ich und trug es ins Wohnzimmer. Aber wer hätte die bestellt? “Ich doch nicht!” “Mal überlegen”, dachte ich. “Eine Vostok fehlt noch. Und eine Shanghai fehlt auch noch. Wenn man von den zwei oder drei Taschenuhren absieht, die auch noch irgendwo unterwegs waren. Unter anderem.” Öh ja, was wollte ich grade sagen………….

my_ruskie_blog_raketa_miniwecker_003Auf jeden Fall hab ich das Paket geöffnet. Könnte ja sein, dass mir ein Bekannter oder Verwandter ein verspätetes Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk geschickt hat. Oder eine Uhr. Kommt auch immer wieder vor. Unglaublich, woher ich überall Uhren zugeschickt bekomme. Ich weiß gar nicht, woher die alle wissen, dass ich Uhren mag. Na egal. Jedenfalls hab ich vorsichtig den Karton aufgeschnitten und…………..boa……….Glück gehabt! Fast wäre der kleine Wecker auf den Boden geplumpst. Da war ein Haufen Zeitung rein gestopft, und ich fragte mich schon, was da sonst noch außer Zeitungen drinnen sein sollte? Wog ja nichts, das kleine Paketchen. Und dann sah ich es kurz glänzen, reagierte blitzschnell und zack, hatte ich das kleine Ding grade noch vorm Absturz gefangen. Ich muß Bausteine geklotzt haben. “Meine Güte, ist das Ding süß” war der einzige Gedanke, den ich fassen konnte. “Jö, ist der süß!” Ich hatte sofort einen Narren an dem kleinen Wecker gefressen. Liebe auf den ersten Blick.my_ruskie_blog_raketa_miniwecker_004

Zuerst einmal geschaut, ob da alles dran ist, was dran gehört. Mit den Fotos des Verkäufers verglichen, dort gerüttelt, da gewackelt. Alles bestens. Dann mal schauen, wo man das Ding aufzieht? Aha, offenbar zwei Federn. Eine für den Wecker, die andere für das Läutwerk. Dann die Zeit einstellen. Zuerst dachte ich, das ist kaputt. Es bewegte sich nur der Minutenzeiger. Der Stundenzeiger blieb still stehen. Oder……….? Wart einmal! Das ist nicht der Minutenzeiger, der sich da bewegt. Das ist der Zeiger, mit dem man die Weckzeit einstellt! Depp! Die Uhrzeit stellt man dort ein, wo man die Uhr aufzieht. Einfach die Krone ziehen und die Zeiger einstellen, wie bei einer Armbanduhr. Und genau das ist das eigentliche Geheimnis dieses süßen, kleinen Weckers.

Ich hab keine Ahnung, wie groß die Serie dieser kleinen Wecker war, die Raketa auflegte. Ich könnte mir vorstellen, dass die sogar über Jahre hinweg gebaut wurden. Raketa hat dafür aber kein neues, einfaches Uhrwerk entwickelt. Ich hab mich etwas schlau gemacht. Zumindest hab ich es versucht. Und ich hab folgende Infos gefunden. Zumindest zwei unterschiedliche Uhrwerke waren in diesen Raketa Mini Weckern eingebaut. Es waren dies das Kaliber 2614.H mit 19 Juwelen und das Kaliber 2609.HA, also genau das kleine Uhrwerk, dass sich in der Raketa Big Zero befindet. In den beiden Link zuvor verbergen sich zwei Fotodokumentationen, die das Zerlegen solcher Mini Wecker zeigen, und welche Uhrwerke sich drinnen befinden. Mein kleiner Neuzugang läuft jetzt schon seit ein paar Stunden und scheint recht genau zu sein. Kein Wunder bei dem Uhrwerk! Auch die Weckzeit lässt sich hinreichend exakt einstellen. Wobei mir das ehrlich gesagt eher nebensächlich ist. Mir ging es nur darum, diesen süßen kleinen Wecker in Original zu sehen. Und jetzt hab ich einen Narren dran gefressen. Wie man sieht, könnte man ihn sogar mit Hilfe eines Militär-Uhrbandes als Armbandwecker tragen. Damit man weiß, wann der Pfleger mit den Tabletten kommt. Ups, ich glaub, es hat grade geläutet…………….

 

Einen schönen Tag noch…………………..

13. Februar 2016

Uhren aus St.Petersburg – Raketa Automatik, Antimagnetik und andere Besonderheiten

Filed under: СДЕЛАНО В CCCР - Made in USSR — Benzin @ 16:11
Raketa 2610 Antimagnetik

Die Raketa Kaliber 2610 Antimagnetik schaut auf den ersten Blick wie eine ganz normale Automatik oder wie eine 2609НД, die es ebenfalls mit einem ähnlichen Gehäuse gibt. Es gibt allerdings ein paar Besonderheiten, die sie erst zur Antimagnetik machen. Schauen wir uns einmal die Kaliberbezeichnung an. Optisch schaut das Uhrwerk genau so aus wie das oben schon genannte 2609НД. Das ist kein Zufall. Es ist das gleiche Uhrwerk. Fast das gleiche Uhrwerk. Systembedingt sind ein paar Unterschiede.

my_ruskie_blog_raketa_allerlei_703Ein Unterschied zu einer normalen Uhr dieses Kalibers ist das Schutzschild, dass sich unter dem rückwärtigen Deckel befindet. Der zweite Unterschied ist nicht ganz so einfach zu finden, denn er befindet sich unterm Ziffernblatt. Es ist ein weiteres Schutzschild aus dem gleichen Material wie der rückwärtige Schutzdeckel, womit beide Deckel eine Art Schutzkäfig um das Uhrwerk bilden. Diese beiden Schutzdeckel erfordern aber mehr Platz als das nackte Kaliber 2609НД, und daher ist das Gehäuse dieser Uhr etwas tiefer. Der Schutzschild unterm Ziffernblatt erfordert allerdings eine weiter Änderung gegenüber dem Standartuhrwerk. Mit diesem Deckel wären die Standartwellen für die Zeiger zu kurz! Deshalb sind die Wellen für dieses Uhrwerk, das unterm Ziffernblatt noch eine Abschirmung beherbergt, länger als die des Standartwerkes, womit die veränderte Bezeichnung Kaliber 2610 statt 2609НД auch erklärt wäre.my_ruskie_blog_raketa_allerlei_703_2

Diese Uhr wird, besonders in sehr gutem Zustand, zu einem höheren Preis gehandelt als die normelen Uhren mit dem Standartkaliber, teilweise werden sie sogar zu einem höheren Preis als eine gut erhaltene Automatik Kaliber 2627 gehandelt, was manch einen Kellerbastler zu Fälschungen veranlasst. Das Problem ist, dass man diese Uhr praktisch nicht fälschen kann. Man kann ein Standartwerk einbauen und den Schutzdeckel unter dem Ziffernblatt weglassen. Dann ist es keine Antimagnetik mehr, aber die Optik bleibt weitgehend gewahrt. Der Abstand des Ziffernblattes zum Uhrglas wäre dann aber auch geringfügig größer. Man kann eine normale Uhr mit einer ähnlichen Form mit dem Rückdeckel der Antimagnetik versehen. Die Antimagnetik hat einen Deckel, wo Antimagnetik drauf steht.

Das Problem ist, dass dieser beschriftete Deckel eine Nase besitzt, die in eine korrespondierende Ausnehmung am richtigen Gehäuse einrastet, und nur so verläuft der Schriftzug “Antimagnetik” und das Deckelmuster im richtigen Winkel zur Aufzugsachse. Die Nase der normalen Uhr befindet sich an einer anderen Stelle, womit das Muster des Deckel schief wäre, was sofort auffällt. Man könnte auch die Nase des Deckel weg schleifen, was einem geübten Blick allerdings sofort auffällt. Das Auffälligste ist aber das Gehäuse an sich. Raketa baute keine andere Uhr mit diesem Gehäuse. Dieses Gehäuse gab es nur in Verbindung mit dem 2610er Werk und den Schutzschildern. Sollte man also eine Raketa Antimagnetik erspähen, die ein anderes Gehäuse besitzt, kann es sich nur um eine Fälschung handeln, um aus einer gewöhnlichen, wesentlich billigeren Uhr einen höheren Profit zu schlagen. HIER gehts zu einem Thread in einem englischsprachigen Uhrenforum, der die 2610 behandelt und Fotos der unterschiedlichen Bauteile zeigt.

Raketa Automatik 2627

my_ruskie_blog_raketa_allerlei_704 my_ruskie_blog_raketa_allerlei_704_2 my_ruskie_blog_raketa_allerlei_705

Wie das Kaliber 2610 gehört auch das Automatik-Kaliber 2627.H zur großen Familie der Raketa 2609 Uhrwerke. Dieses Uhrwerk ist nicht nur mit einem Aufzugsrotor versehen, sondern besitzt auch eine Datumsfunktion. Das Werk bewegt sich mit 18 000 Halbschwingungen pro Stunde und besitzt 19 Lagersteine. Meine Erfahrung ist, dass diese Uhren nur mehr schwer in wirklich schönem Zustand zu bekommen sind und damit natürlich einen etwas höheren Preis erzielen. Eine wirklich schöne Automatik in gutem technischen Zustand kostet dann schon einmal ein wenig mehr als 100 Dollar. Sie tragen sich recht angenehm und gehen ziemlich genau. Wer sich nicht unbedingt als Sammler sieht, der die Uhr erhalten möchte, kann sie auch im Alltag tragen. Die sind recht robust.

Raketa 2609НД mit 24 Stunden Ziffernblatt

my_ruskie_blog_raketa_allerlei_702 my_ruskie_blog_raketa_allerlei_702_2

Eigentlich handelt es sich hier um eine ganz normale Uhr mit dem 2609НД Werk. Warum hier eine 24 Stunden Einteilung am Ziffernblatt aufscheint, ist mir schleierhaft. Dies ist allerdings keine Eigenkreation aus einer Ukrainischen Kellermanufaktur, sondern Original Raketa. Im Uhrenkatalog von 1983 ist sie abgebildet. Unter Liebhabern der Markte Raketa hat dieses Modell ein eigenes Plätzchen gefunden und ist daher gar nicht so leicht zu finden. Vor allem nicht im Originalzustand und gut erhalten. Bastelwastel mit selbstbedruckten Ziffernblätter findet man hingegen öfters.

Raketa 2614.H mit Datum

my_ruskie_blog_raketa_allerlei_706 my_ruskie_blog_raketa_allerlei_706_2

Auch dieses Uhrwerk gehört zur großen 2609 Familie. Es ist eine Uhr aus den 80er Jahren und zeichnet sich durch die besondere Art der Datumsdarstellung aus.

Raketa 2628.H Perpetual Calendar

my_ruskie_blog_raketa_special_903Dies ist wohl eine der wenigen sowjetischen Uhren, die auch einem Nicht-Sammler schon irgendwann einmal über den Weg lief. Zumindest als Bild, wenn schon nicht im Original. Die Raketa mit dem “Ewigen Kalender”. Ewiger Kalender ist in diesem Fall veilleicht etwas weit hergeholt, denn wirklich einfach funktioniert das nur in einem gewissen Zeitraum. Bei meiner hier abgebildeten Uhr reicht der Zeitraum von 1980 bis zum Jahr 2000. Die Bezeichnung Сделано в России weist darauf hin, dass sie nach dem Zerfall der Sowjetunion, also nach 1991 gebaut wurde. Ehrlich gesagt hab ich mich mit dieser “Ewigen Kalender” Funktion noch nie ernsthaft befasst, weil ich heute selbst mit Lesebrille diese kleinen Anzeigen einfach nicht mehr lesen kann. Für Leute ohne Adleraugen ist diese Funktion sozusagen nutzlos, aber ein schöner Gimmick. Was man hat, das hat man. Dieser Uhrentyp wurde bis zur Pleite bzw. bis zur Privatisierung Raketas gebaut und ist auch heute noch selbst in sehr gutem Zustand leicht zu finden. Es werden allerdings auch sehr krude Bastelwastel angeboten, von denen man Abstand halten sollte.

Raketa 2628.H 12 Stunden World Time

my_ruskie_blog_raketa_special_906In dieser Uhr werkelt das gleiche Werk wie oben mit Datum und Tagesanzeige, zusätzlich besitzt my_ruskie_blog_raketa_special_907diese Uhr einen drehbaren Ring mit Städtenamen, die sich in unterschiedlichen Zeitzonen befinden. Auf diese Art ist es möglich, diese Uhr als Weltzeituhr zu benützen. Die Uhr ist in Original wesentlich hübscher als auf Fotos, mußte ich feststellen. Lange hab ich überlegt, mir so eine zu kaufen. Dann konnte ich der Versuchung doch nicht widerstehen, und war angenehm überrascht. Wirklich hübsch. Besonders auf einem alten, sowjetischen Stahlband, finde ich. Diese Weltzeituhren mit Städtenamen gibt es als Ausführung für den sowjetischen Markt mit kyrillischer Aufschrift und als Exportuhren mit englischer Aufschrift. Beim Kauf also aufpassen. Sollten die Schriftarten auf einer Uhr vermischt sein, handelt es sich um einen Bastelwastel. Die Uhr muß deswegen nicht schlecht funktionieren, nur Original ist sie dann sicher nicht. Übrigens, wer genau schaut und die Zeitzonen kennt, findet einen Fehler, der sich durch alle Serien dieser Uhr zieht. Offenbar sind da jemanden bei der Konstruktion die Zeitzonen und die aktuellen und zum damaligen Zeitpunkt gültigen Sommerzeiten durcheinander geraten. Der Fehler wurde bis zur Einstellung der Serie nie behoben, weil er offenbar nie jemandem aufgefallen ist. Und was mit einer Raketa World Time anfing, endete mit der ganzen mir bekannten und originalen Serie, die unten zu sehen ist.

my_ruskie_blog_raketa_2609_418 my_ruskie_blog_raketa_2609_419 my_ruskie_blog_raketa_2609_420 my_ruskie_blog_raketa_2609_421
Hier sehen wir alle vier mir bekannten Versionen dieser Uhr, von links nach rechts: vergoldet mit blauen Ziffernblatt, vergoldet mit rotem Ziffernblatt, verchromt mit blauem Ziffernblatt und vergoldet mit grünem Ziffernblatt.
Raketa 2623.H mit echter 24 Stunden Anzeige

Auch das 24 Stunden Uhrwerk 2623.H gehört zur Familie der 2609 Uhrwerke von Raketa. Dabei unterscheiden diese sich am deutlichsten bzw. my_ruskie_blog_raketa_special_904am offensichtlichsten vom Standartuhrwerk. Der Stundenzeiger dieser Uhren umkreist nicht zweimal am Tag das Ziffernblatt, sondern nur einmal. Sie sind durch die andere Aufteilung des Ziffernblattes anfangs nur schwer abzulesen und einzustellen, nach einer kurzen Gewöhnungsphase geht das aber bald recht gut. Wozu braucht man sowas? MIr fallen da auf die Schnelle zwei Beispiele ein. In einermy_ruskie_blog_raketa_special_905 Höhle und auf einem U-Boot beispielsweise. Weder im U-Boot noch in der Höhle erlebt man den Wechsel von Tag auf Nacht. Dann ist diese Uhr hilfreich. Wenn man will, finden sich bestimmt auch noch andere Anwendungsgebiete, oder man trägt sie einfach nur zum Spaß, so wie ich.

Bei den abgebildeten Uhren handelt es sich zum einen um den “World Timer”, bei der man mit Hilfe der unteren Krone weltweit verstreute Städte einstellen kann, um sich dann auf diese Art die lokale Zeit anzeigen zu lassen, bei der anderen handelt es sich um eine Marine Uhr, deren blaue und weiße Markierungen bei der Diensteinteilung an Bord helfen sollen. Bei manchen Anbietern findet man Fotos vom Uhrwerk, auf denen die Aufschrift 2609 zu sehen ist. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um keine Fälschungen. In den letzten paar Jahren der Sowjetunion waren Produktion und Materialnachschub schon ziemlich problematisch und lagen im argen. Immer wieder gingen Teile aus, die Produktion mußte aber weiter laufen. Die Leuten hatten keine andere Arbeit. So konnte es passieren, dass vorhandene Uhrwerke des Kalibers 2609 umgearbeitet werden mußten, um die 24 Stunden Anzeige zu ermöglichen. Dazu muß man die Grundplatte umfräsen, damit die zusätzlichen Zahnräder Platz haben. Das macht diese Uhrwerke, die eine tatsächliche 24 Stunden Anzeige ermöglichen, auch recht fälschungssicher. Der Aufwand ist zu groß, die Arbeit erfordert nicht nur professionelles Können, sondern auch professionelles Werkzeug. Die Teile des 24 Stunden Uhrwerkes sind nicht einfach mit den Teilen des 12 Stunden Uhrwerkes austauschbar. Da gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede.

Raketa 2601

Diese Uhr gibt mir ehrlich gesagt ein wenig Rätsel auf. Sie wird gar nicht selten angeboten, ist recht hübsch und preiswert zu haben. Meistens bewegt sich ihr Preis in sehr gutem Zustand um die €50.- bis zu €100.- , also mit etwas Geduld keine Summe, die einem Kopfzerbrechen bereitet. Man muß ja nicht die teuerste nehmen. Was mir aber etwas Kopfzerbrechen bereitet, ist folgendes. Das Raketa Kaliber 2601.H ist ein Uhrwerk ohne Sekundenzeiger, dafür mit stärkeren Wellen und Zeigern, die öfteren Berührungen mit den Fingern standhalten, weil dieses Uhrwerk in Uhren für schwer sehbehinderte oder blinde Menschen eingebaut ist. Es sind die sogenannten Brail-Uhren. Bei diesen Uhren ist das Glas als Deckel ausgebildet, dass sich auf Knopfdruck öffnet, damit der Blinde mit den Fingern die Uhrzeit ertasten kann. Diese Uhr hier ist aber keine Blindenuhr.

my_ruskie_blog_raketa_2601_003 my_ruskie_blog_raketa_2601_001 my_ruskie_blog_raketa_2601_004

Dies ist eine ganz normale Armbanduhr ohne Sekundenzeiger. Sicher, vereinzelt werden solche Uhren als Kaliber 2601 angeboten, obwohl sich drinnen eindeutig ein Werk des Kaliber 2609 befindet, und oftmals zu einem recht stolzen Preis. Das ist hier nicht der Fall. Das ist nicht nur hier nicht der Fall, das sehe ich öfters. Genau so ein Uhrwerk mit der Bezeichnung 2601 ohne H. Das Werk der Blindenuhr schaut auch schon optisch ganz anders aus. Dieses hier sieht vielmehr ziemlich genau so aus wie ein Raketa 2609 mit 16 Lagersteinen. Auch dieses 2601 besitzt 16 Lagersteine. Leider finde ich zu diesem Werk keinerlei Information. Mich würde wirklich interessieren, wann es gebaut wurde und vielleicht auch, wieso?

my_ruskie_blog_raketa_2601_002 my_ruskie_blog_raketa_2601_005

Eine Idee wäre, dass es sich um eine Art Sparversion handelte. Ohne Sekundenzeiger kann man sich auch dessen Antrieb sparen, was kostengünstiger sein könnte. Von den Chinesen kenn ich ein Uhrwerk, das Zhongshan, das mit nur 9 Lagersteinen gebaut wurde, damit sich auch sehr arme Leute eine Uhr leisten konnten. Die Zhongshan hatte aber einen Sekundenzeiger. Diese Raketa besitzt keinen, dafür aber 16 Lagersteine. Wer würde die Brücke ausbauen, schleifen, neu stempeln, wieder einbauen und dann weniger verlangen, als man für die gleiche Uhr mit Sekundenzeiger und der Kaliberbezeichnung 2609 verlangen könnte? Das ergibt keinen Sinn. Außerdem müssten sich diese Prozedur viele Verkäufer antun, denn solche Uhren sind wie gesagt nicht selten. Nur Informationen gibts offenbar keine dazu. Schade. Sollte jemand mehr wissen, würde ich mich sehr freuen.

Raketa 2614 mit Jaspis Ziffernblatt

Hier stelle ich noch eine Raketa mit Jaspis Ziffernblatt vor. Beim Uhrwerk handelt es sich hier um das Kaliber 2614.H, also ein Werk mit 26mm my_ruskie_blog_raketa_2614_jaspis_001Durchmesser mit Datum. Mit ging’s dabei auch hier nicht um’s Uhrwerk, sondern um das Stein-Ziffernblatt. Ein Blick genügte, und ich mußte diese Uhr haben. Tragen würde ich dieses Stück allerdings nicht mehr, denn dieses Ziffernblatt besitzt am Außenrand bei der römischen Ziffer II eine wegen der Maserung des Steines kaum sichtgare Bruchstelle. Ehrlich gesagt kann ich mir kaum vorstellen, wie Uhren mit steinernem Ziffernblatt lange Jahre ohne Bruchstellen aushalten sollen. Eine kleine Unachtsamkeit genügt, und der Stein bricht mit großer Wahrscheinlichkeit. Gottlob sitzt das Ziffernblatt so passgenau in seiner Fassung, dass der Bruch der Stabilität des Ganzen nichts anhaben kann. Diese Uhr dürfte nicht aus der Sowjetzeit stammen, sondern aus der turbulenten Übergangszeit von der Sowjetunion ins neue Russland, als es um Raketa sehr fragwürdig stand. Beachtenswert ist die Inschrift “PETERHOF” statt Raketa.

АЕНИНГРАД (LENINGRAD) ЧН-1127К

my_ruskie_blog_leningrad_raketa_2609_1960_428_2 my_ruskie_blog_leningrad_raketa_2609_1960_428_3 my_ruskie_blog_leningrad_raketa_2609_1960_428

Uhr aus Leningrad mit verchromten Gehäuse und goldenen Zeigern. Der Sekundenzeiger kann (Original) auch rot sein. Über den Stundenmarken 1 – 12 befindet sich jeweils ein vergoldetes Dreieck. Es gibt ein zum Verwechseln ähnliches Model mit der Bezeichnung ЧН-1130К, das diese Dreiecksmarken nicht besitzt. Die Uhr hat Zentralsekunde, ein 16 steiniges Werk mit Durchmesser 26mm ohne Stoßsicherung, das im Katalog die Bezeichnung ЧН-6М trägt. Die Ganggenauigkeit wird mit +/- 45 Sekunden pro Tag angegeben, die Laufzeit mit mindestens 34 Stunden. Referenz Sowjetischer Katalog von 1960

Wünsche noch einen schönen Tag……………………….

« Newer PostsOlder Posts »

Powered by WordPress