Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

12. Januar 2012

Sieben Jahre mit der Yamaha XJR1300 RP10

Filed under: Benzins Motorräder - Freud und Leid — Benzin @ 17:05

Das verflixte siebente Jahr oder Wenn ein XJR-Fahrer auspackt

siebenjahremitderxjr_01Mein Gott, wie die Zeit vergeht. Über sieben Jahre hab ich die blaue Elise schon. Aber ich bereue keinen einzigen Tag mit ihr. Viel haben wir zusammen erlebt, einige Kilometer zusammen herunter gedreht. Als ich sie am 31. Dezember 2011 nach einer kleinen Silvestertour frisch gewaschen in der Garage abstellte, hatte sie genau 86 759km am Tacho. Was gabs in dieser Zeit, innerhalb dieser Laufleistung, an Schäden und Problemen? Genau davon will ich hier berichten.

Der erste größere Schaden trat, so meine ich mich zumindest erinnern zu können, bei der Anfahrt zum Glockner im Jahre des Herrn 2007 auf, also schon zweieinhalb Jahre nach dem Kauf. Ich war etwas zu flott den Hügel nach Wagrain hinuntergefahren und wurde von einem Polizisten gestoppt. Für die geringfügige Tempoüberschreitung erhielt ich von einem Schulmädchen eine Zitrone und einen traurigen Papiersmilie, den ich selbst heute noch im Tankrucksack mitführe, als Erinnerung und Mahnung. Bei dieser Kontrolle machte mich der Polizist aufmerksam, dass ich mein Licht ausgeschaltet hätte. „Das kann ich gar nicht abschalten“, antwortete ich trotzig. „Dann ist die Birne kaputt!“, ließ er sich nicht abwimmeln. Recht hatte er. Ich tauschte sie gleich 100m weiter an einer Tankstelle, trank einen Kaffee und zog weiter zum Glockner. Das war Schaden Nummer eins. Bild links oben: Der Tag, ab dem sie mir gehörtesiebenjahremitderxjr_02  Bild rechts unten: Mai 2007 – Tour nach Friesland

Ein weiterer, gleichartiger Schaden trat irgendwann gegen 2010 nochmals auf, genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Diesmal war nur die Birne kaputt, Zitrone gabs keine. Drei oder vier Rücklichtleuchten brannten auch während der 86 000km durch, und damit ich nicht vergesse, der Vollständigkeit halber, ein kapitaler Schaden trat in der Schweiz im Zuge der Pässetour 2008 auf. Da wurde der Druckzylinder der Kupplung undicht und ich mußte einmal Hydraulikflüssigkeit nachfüllen. Dieser Schaden wurde gleich nach der Heimfahrt beim Service erledigt, dann war wieder alles in Ordnung. Bild unten links: Ende März im Gesäuse

siebenjahremitderxjr_03 Was gibts noch zu berichten? Eigentlich nichts. Womit ich mich herzlich für eure Aufmerksamkeit bedanken möchte. Kauft euch keine XJR, das ist langweilig, denn da passiert nichts aufregendes. Die fährt und fährt und fährt……..bis in alle Ewigkeit.

Wie? Ihr meint, das ist Quatsch? Da muß es doch was geben, was sich zu erzählen lohnt? Klar gibts das. Vieles sogar. Einiges könnte ihr bei den Touren, national und international, nachlesen. Nur, negatives gibts nichts zu berichten. Keine Schäden, keine Betriebsstörungen, nichts. Die XJR ist das zuverlässigste Fahrzeug, dass man sich nur wünschen kann. Eine typische Yamaha eben. Ich weiß, wovon ich rede. Ich hab fünf (genau genommen sechs).siebenjahremitderxjr_04

Wie ich zur XJR kam? Nun, das war so eine Sache, damals, im Herbst 2004.
Sie hatte mir schon immer gefallen, auch in der 1200er Version. Besonders in gelb/schwarz/weiß, also den Farben von Yamaha USA, gefiel sie mir gut. Allerdings war ich damals noch nicht reif dazu. Ich fuhr seit 1978 Motorrad, seit 1990 meine FZR1000, und war glücklich damit. Sicher, ab und zu dachte ich an ein anders Motorrad, aber sicher nicht an den Kauf so eines großen, schweren, behäbigen Krapfens. „Sie ist zwar wunderschön, aber fahren möchte ich damit eigentlich nicht. Da kann ich mir auch gleich eine Harley kaufen“, war meine Meinung. Mann, ich hatte überhaupt keine Ahnung, wovon ich da rede! Bild links unten: Im November 2008 am Klipitztörl

siebenjahremitderxjr_05 Gegen Herbst 2004 kam irgendwie, ganz von selber, ein Umdenkprozess in Gang. Sobald ich mich auf meine FZR setzte, mutierte ich zu einem anderen Menschen. Ich brauchte mir nur das Leder anzuziehen, und ich wurde schon ein anderer. Langsam blendete ich alles Unwesentliche rund um mich herum aus, konzentrierte mich auf das, was ich tun wollte. Motorrad fahren – auf meine Art. Sobald der Motor lief, wurde das Fahrzeug zu einem Bestandteil von mir. Es wurden meine Räder, meine Bremsen, mein Fahrwerk, mein Motor. Ich fuhr, nicht das Motorrad. Und ich fuhr schnell. Sehr schnell. Ich hatte Spaß dran, sehr schnell zu fahren. Oft, wenn ich Heim kam nach so einer Heizerrunde, war ich körperlich und geistig ziemlich ausgelaugt, erschöpft. Diese Art, im öffentlichen Verkehr Motorrad zu fahren, forderte regelmäßig seinen Tribut. Tagelang wollte ich dann die Maschine nicht mehr sehen, war satt. siebenjahremitderxjr_06 Bild unten rechts: Juni 2009 am Falzarego Pass

Bis mir zu Bewusstsein kam, dass das irgendwann einmal schiefgehen wird. Zwangsweise! Man kann die Gschöderkurve nicht immer mit +160 fahren und hoffen, dass nur so viel Dreck liegt, dass man höchstens ein bisschen über beide Räder rutscht, sich diese auch wieder fangen. Man kann die Corkscrew für Arme in der Steiermarkt nicht immer mit 170 und abhebendem Vorderrad am Abkipppunkt fahren. Irgendwann kommt einem auf der eigenen Seite so ein Depp entgegen, der meint, genau dort, wo er nichts sieht, muß er jetzt überholen, denn wenn er nichts sieht, dann kommt auch nichts. Und dann komm ich angeflogen! Der müsste (sofern er das überlebt) nicht einmal lügen, „den hab ich nicht gesehen!“, denn der hätte mich bis zum Einschlag wirklich nicht gesehen. Ja, mit der Zeit macht man sich so seine Gedanken über das, was man tut. Auch ein verbohrter Aff wie ich. Vor allem ab 44. Und so kam ich auf die XJR. Bild links unten: 2010 – Am Gotthardpass im „Tal des Zitterns“

siebenjahremitderxjr_07 „Hmmm“, überlegte ich im September, „wieso kauf ich mir nicht ein Motorrad, mit dem ich Touren fahren kann?“ Sicher, man könnte auch mit der FZR Touren fahren, wenn man wollte. Wollte ich das? Nein, sicher nicht. Nach spätestens 250km schmerzten mir die Knie immer so, dass ich nur mehr Heim wollte. Meine Haxen sind zu lang, oder das Motorrad zu klein. An wirklich guten Tagen fuhr ich sogar 500km, dann war ich allerdings streichfähig und konnte die Beine kaum mehr bewegen. Das war nix zum Tourenfahren. Aber welches Motorrad kaufen? Dazu muß ich sagen, die FZR zu verkaufen stand keine Sekunde zur Diskussion!

Ich überlegte hin, ich überlegte her, ich schaute mir die Honda CB1300 und die Suzuki GSX1400 an, aber keine war mit der XJR vergleichbar. Die Honda wie die Suzuki waren wunderschön, keine Frage, die Yamaha XJR1300 allerdings schien mir einfach perfekt. Ich empfand sie fast als eine (etwas zu groß geratene) Raubkopie der Kawasaki Z900 oder Z1000 der 70er Jahre. Genau so sollte das Motorrad, das ich mir kaufen wollte, aussehen. Das waren damals meine unerreichbaren Traummotorräder. Genug Hubraum, genug Leistung, und diese Optik, die einfach umwerfend auf mich wirkte. Daran hat sich in den letzten sieben Jahren übrigens nichts geändert. Ich finde sie noch immer umwerfend schön. Das muß Liebe sein, oder?siebenjahremitderxjr_08 Bild rechts unten: Juni 2008 Zillertaler Höhenstraße

„Kann ich ihnen irgendwie helfen?“, frug der Verkäufer in Kemmelbach. Ich war zum ersten Mal in diesem Laden, kannte daher niemand. „Ja, vielleicht“, antwortete ich, „ich will mir eine XJR kaufen.“ Im Internet hatte ich noch dazu gelesen, dass die jetzt so quasi im Saisonausverkauf waren, also alle, die noch vom Jahr übrig waren, verbilligt. Sollte es die Farbe, die ich wollte, noch geben, dann würde ich sie einfach sofort kaufen, auch wenn schon der Winter im Anmarsch war. Die Ersparnis war gar nicht so wenig, und wenn ich ohnehin eine wollte, wieso nicht gleich? Links unten: Tour nach Friesland 2009 – Aufgenommen in der Nähe von Hannover

siebenjahremitderxjr_09 „Da hätten wir zufällig eine stehen“, deutete der Verkäufer auf eine silberfarbene im Schauraum. „Sehr gepflegt, wenige Kilometer, und ein kleiner Windschild zum Tourenfahren ist auch schon drauf.“ „Mir wird schlecht“, dachte ich im Stillen. „Die würde ich nicht einmal geschenkt mitnehmen“. Silber, und dieser Schirm! Grumpffff………… „Nein, danke, ich will eine blaue“. „Blaue hab ich im Moment keine da. Aber die da ist wirklich schön. Schau sie dir doch einmal genauer an“. Irgendwie redeten wir aneinander vorbei, auch wenn wir schon per DU waren. „Ich sollte vielleicht einmal erwähnen, dass ich kein gebrauchtes Motorrad will, sondern ein neues! Und vor allem soll es blau sein. BLAU! Ich will eine NEUE, BLAUE XJR haben!“ „Ach so, eine neue.“, kapierte er,  „Da muß ich nachschauen, obs noch eine blaue gibt“. Wir begannen uns zu verstehen. siebenjahremitderxjr_10 Bild rechts unten: August 2009 – FZR-Treffen in Deutschland.

Nach einem kurzen Augenblick kam der Herr Franz wieder daher, grinsend. „Ja, es gibt sie noch in blau“. „Gut“, meinte ich. „Die, die es noch in blau gibt, das ist meine. Kannst du mir das garantieren? Ich will sie nur in blau! Sollte die 2004er nicht mehr in dieser Farbe lieferbar sein, dann lieferst du mir im April das neue Modell, falls es überhaupt einen Modellwechsel gibt. BLAU muß sie sein, verstehen wir uns da?“ „Aber im Frühjahr ist sie wesentlich teurer als jetzt“ versuchte er nochmals einzuwenden. „BLAU muß sie sein! Ob die jetzt gleich oder im Frühjahr geliefert wird, ist mir egal! Es ist mir auch egal, was sie dann kostet. BLAU sagte ich!“ „Ja, hab schon verstanden. Blau. Sie ist ja eh in blau lieferbar. Sagte ich doch vorhin.“ Da hatte er recht. Ich wollte ja nur sichergehen, dass er nicht mit einer silbernen XJR antanzt, auch wenn sie neu wäre. Nicht geschenkt………..

siebenjahremitderxjr_11 12. Oktober 2004 gegen 10:00 Uhr Vormittag. Das Telefon läutet.
„Ja, was gibts?“ „Firma Eckl, Franz. Deine XJR ist da. Ich dachte, das könnte dich interessieren“. „WAS?“ Und ob mich das interessierte! „Wie lange wird es dauern, bis sie zusammengebaut ist?“ wollte ich wissen. „Du, die steht schon im Schauraum“. „Schon zusammengebaut?“ Ich wollte es nicht glauben. „Na sicher. Denkst du, in der Kiste? Ich dachte, ich sag dir das, falls du sie sehen willst.“ „Ich komme gleich!“ Klack, aufgelegt.

Schnell in Schuhe geschlüpft, Lederjacke, Handschuhe und Helm gekrallt, Vater gefragt, ob er mich in etwa zwei Stunden nach Kemmelbach fahren kann, dann das Zeug ins Auto geschmissen, um Zigaretten gefahren, den Erlagschein für die XJR zur Bank gebracht, und ab auf die Autobahn. siebenjahremitderxjr_12 Bild rechts: 20. Juni 2010 – St.Sigmung im Sellrain

„Kann ich ihnen helfen?“ frug die Dame, als ich den Laden betrat. „Nein, ich hol nur meine XJR“ strahlte ich über´s ganze Gesicht. Da stand sie, in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit, Amen….öh. Fast wären mir Federn gewachsen, die Gänsehaut war schon da. Was für ein Anblick? Was für eine Anmut? Was für eine Größe? Boa, der Hobel war groß. Merkte man aber erst, wenn man unmittelbar davor stand. Die war um einiges größer als meine kleine, zierliche 1000er FZR.

siebenjahremitderxjr_13 „Servus“, kam der Herr Franz mit ausgestrecktem Arm daher. „Servus. Ich habs nicht mehr ausgehalten und bin gleich losgefahren“. „Dachte ich mir, drum hab ich dich gleich angerufen“. Wir verstanden uns. „Ich lass dich einmal mit ihr alleine. Wenn du was brauchst, ich bin da hinten“. Dann war ich wieder alleine mit meiner XJR. „Meine Güte, bist du schön!“ Ich konnte es noch gar nicht fassen. Mein neues Motorrad. Meine XJR. Meine neue, blaue XJR! „Du wirst es gut haben bei mir“, dachte ich mir leise, dann rief ich dem Verkäufer. „Du, könnt ihr mir euer Werkstattkennzeichen borgen? Ich will sie Heim stellen.“ „Ja. Sicher.“ Irgendwie seltsam langsam setzte er sich Richtung Werkstätte in Bewegung, wo ich das blaue Kennzeichen vermutete. „Dann müssten wir noch über eine Kaution reden“, meinte er wieder so merkwürdig bedächtig. Ich lachte hellauf. „Du meinst aber jetzt nicht im Ernst, ich bring das Kennzeichen nicht mehr! Oder? Aber von mir aus, was willst du als Sicherstellung haben? Einen Fünfziger? Einen Hunderter? Das Blechding kostet 9.- Euro, das müsste doch genug Sicherheit sein?“ „Es geht nicht ums Kennzeichen, es geht ums Motorrad“. „WAS?“ Mir fiel fast die Kinnlade bei Fuß.siebenjahremitderxjr_14 Rechts unten: August 2007 – Treffen in Bitburg

Irgendwie redeten wir schon wieder aneinander vorbei, kam mir vor. Und wenn ich mein Motorrad gleich vor ihrer Haustür verschrotte, geht denen das einen feuchten Dreck an, dachte ich etwas wütend. „Was kümmert dich, was mit dem Motorrad passiert?“, fragte ich. „Na, wenn was passiert? Ich meine, bis es bezahlt ist?“ Ach du Scheiße, daher weht der Wind! Klar, woher sollte er es den auch wissen? Ich zog die Brieftasche aus der Hose, holte den Bankbeleg heraus und überreichte in dem Verkäufer. „Du hast sie schon bezahlt?“ frage er erstaunt. „Wieso sollte ich von meinem Motorrad reden, wenn es nicht bezahlt wäre?“, fragte ich zurück.

„Bring die Werkstattkennzeichen fürs Motorrad her“, schrie er plötzlich von weitem über den Tresen zu einem Mechaniker, und als der angetrabt kam „und montier das dort auf die blaue XJR. Der Herr Gerstl will mit seinem Motorrad heimfahren.“ Jetzt verstanden wir uns wieder. Dann fuhr ich mit meiner blauen Elise die ersten Kilometer.

siebenjahremitderxjr_15 Es dauerte eine Weile, bis ich mich an sie gewöhnt hatte. Ich saß von Anfang an sehr gut drauf, aber diese Sitzposition war ich überhaupt nicht gewöhnt. Nur einmal in meinem Leben fuhr ich ein Motorrad mit normalem Lenker, und das gehörte nicht mir, sondern meiner Freundin. Sonst hatte ich seit der Hercules nur Stummellenker am Zweirad. Noch was war ganz anders. Die Größe des Fahrzeuges. Meine Güte, kam mir die Dicke groß vor. „Da sitzt man ja im ersten Stock“, dachte ich verwundert. Aber die Aussicht war gut von da oben, ergo würde ich mich daran gewöhnen. Viel mehr Bammel hatte ich vor den Teilen, die da links und rechts vorstanden und in Schräglage schleifen würden. Direkt vorm Schleifen hatte ich keine Angst, aber davor, ausgehebelt zu werden. Sowas hatte ich mit Glück bei der XS750 überstanden, als der Krümmersammler der 3in1 Anlage aufsetzte. Fast wäre die Kiste abgeschmiert. Na, und wenn man die XJR genau anschaut, dann ist die nicht nur hoch, sondern auch sehr breit.

Im Herbst 2004 hatte jedoch gar nichts geschliffen, dazu war es einfach zu kalt und das Motorrad zu neu. Ich fuhr zwar noch fast 600 Kilometer, dann kam der Winter, und mit der Kälte und dem Schnee die Winterpause. Im Frühjahr war ich, sobald es das Wetter zuließ, wieder unterwegs und hatte sofort viel Spaß. Ganz am Anfang der neuen Saison kaufte ich mir einen Satz Hepco & Becker Koffer, ein riesiges Givi Topcase und ließ alles auf SW-Motech Halter montieren (ich bin mit den Koffern nur von der Werkstatt bis Heim gefahren, dann nie wieder). Sicher, das hätte ich auch alleine machen können, denn da ist nicht viel dabei, aber die Firma Grell, übrigens ein Honda Händler, machte inklusive Montage so ein gutes Angebot, dass ich nicht nein sagen konnte. Im Zuge der Montagearbeiten durfte ich die damals neu erschienene „CBR1000RR Rapsol Fireblade“ ausprobieren, damit mir nicht langweilig wird. Später durfte ich sogar noch die kleine CBR600RR probieren und war von beiden Motorrädern schwer beeindruckt. Besonders allerdings von der Fireblade.siebenjahremitderxjr_16

Nach der Rückkehr mit der 1000er, ich war gut eine 3/4 Stunde unterwegs gewesen, frug mich der Seniorchef, wie es mir gefallen hätte, und wie sie sich fährt. Natürlich war ich total am schwärmen. „Ein Traum von einem Motorrad, so gutmütig und einfach zu fahren. Persenbeug, hoch ins Waldviertel, Rechtskurve, innen Kapelle, volle Schräglage, 188km/h am Digitaltacho, absolut ruhiges Verhalten, ein Traum…….“. „Vollidiot“, las ich in seinen Augen, blieb aber still. Ist ja egal, was er denkt. „Die da würde ich sofort zurücknehmen“, zeigte er auf meine XJR. „Die schaut noch recht gepflegt aus“. „Würden sie das?“ frug ich grinsend. „Wenn du die Blade kaufst, sofort“. „Wundert mich nicht“, meinte ich dann so beiläufig wie möglich, „die hat nämlich nicht einmal 600km am Tacho“. Sein Kopf ruckte herum. „Die ist neu?“, platzte er heraus.  „Ja“. Damit war unser Gespräch beendet. Wir können trotzdem gut miteinander. Die haben nicht nur Honda, sondern auch eine hervorragende Fahrerausrüstung zu verkaufen, und darum sehen wir uns immer wieder.

siebenjahremitderxjr_17 Am 3. Juni 2005 war ich nach gut 25 Jahren wieder mit einem Motorrad am Großglockner. Seitdem bin ich jedes Jahr zumindest einmal, manchmal auch öfters, auf dieser schönen Hochalpenstraße unterwegs. Weder die Nockalmstraße noch die Kölnbreinsperre hatte ich je besucht, und zahlreiche Strecken, die ich zwar befuhr, von denen ich jedoch nur die Bremspunkte und die gefährlichsten Abschnitte im Schädel gespeichert hatte, sah ich jetzt mit anderen Augen, befuhr ich jetzt mit einem bisher unbekanntem Genuß. Ich hatte Zeit zum Schauen! Ich wusste plötzlich, wie schön es rundherum war!

Es dauerte allerdings nicht lange, dann hatte ich auch dieses große Motorrad im Griff, und alles schien sich, wenn auch langsam, Stück für Stück, fast unmerklich, zu wiederholen. Ich wurde immer schneller, begann bei Regen 1000er Supersportler zu jagen, die Fußrastennippel wurden immer kürzer, der Ausleger des Hauptständers immer dünner, ja sogar die Schleifspuren an den Aufpufftöpfen wurden immer größer. Bei der Pässetour 2010 begannen die Gänge unter Vollast herauszuspringen, oder das Getriebe schaltete gar nicht, wenn der Schaltvorgang zu schnell war. So gemütlich ich damit meistens auch unterwegs war, sobald sich eine Gelegenheit bot, jemand auf einem stärkeren Motorrad zu jagen, herzubrennen, tat ich das. Ich zog sehr selten den Kürzeren. Aber ich war dabei, die wunderschöne XJR zu ruinieren! „Stopp!“, dachte ich. „Bis hier her, und nicht weiter!“ Noch ist es nicht zu spät, noch ist sie nicht kaputt. Aber lange könnte das mit dieser Fahrweise nicht mehr dauern. siebenjahremitderxjr_18 Bild rechts unten: Oktober 2009 – Krumlov

Ich war die ersten paar Jahre ausschließlich mit der XJR gefahren, hatte damit fast verlernt, wie man mit einer 1000er fährt, wie man brutal fährt. Dann kam die Lust wieder. Die Lust, mit beiden Motorrädern zu fahren. Und als ich die 1000er wieder so im Griff hatte wie zuvor, war das für die XJR der reinste Horror, denn dann fuhr ich mit ihr auch nicht viel anders. Das änderte sich erst, als ich umdachte. Ich wollte nicht nur die XJR nicht ruinieren, ich wollte gar kein Motorrad mehr ruinieren. Vor allem wollte ich mich selber nicht ruinieren. Ich fand das plötzlich alles blöd und kindisch. „Ich muß nicht mein Eigentum ruinieren, mein Leben riskieren, um Spaß zu haben!“ Entweder war das der Zeitpunkt, wo ich sowas wie intelligent wurde, oder einfach nur alt?

siebenjahremitderxjr_19 Ich überholte meine treue alte FZR recht aufwändig und fand nach einer kurzen Eingewöhnungszeit wieder richtig Spaß damit. Mehr sogar, als je zuvor, denn jetzt hatte ich diesen irren Drang zum Rasen überwunden. Allerdings fuhr ich noch immer schneller, als das mit der XJR je möglich wäre, und wenn ich umstieg von der FZR auf die dicke, breite XJR, dann flogen die Funken, dass es nur so ein Spaß……Nein, das war kein Spaß, das war eine Schande! So ein schönes Motorrad so zu mißhandeln, das ist eine Schande, und kein Spaß. Dafür wurde die XJR nie gebaut. Seit dieser Einsicht schleift die Elise nicht mehr. Ich hab gelernt, sie in allen erdenklichen Situationen schleifen zu lassen, und dann hab ich gelernt, sie NICHT schleifen zu lassen. Das Zweitere war härter zu lernen. siebenjahremitderxjr_20

Mit der XJR kann man tatsächlich fast alles machen. Sie ist unglaublich wendig, hat einen Lenkereinschlag fast wie ein Fahrrad, womit engste Wendemanöver möglich sind. Aufgrund der guten, angenehmen Sitzposition und des breiten Lenkers kann man praktisch jeden Rutscher abfangen. An der Ostseite des Preiner Gscheid, wo immer ein wenig Sand liegt, fuhr ich nicht nur einmal mit rutschendem Vorder- und Hinterreifen rauf, fast wie ein Dirt Tracker, und es kam kein Bisschen Streß auf. Zum Pfitscherjoch (na, nicht ganz natürlich, das ist verboten) fuhr sie sich im ärgsten Dreck wie ein Fahrrad, zum Pordiojoch rutschte sie mit dem Heck wie eine MotoGP Maschine, als die Reifen überhitzten, und auf schottrigen Almstraßen fährt sie sich so einfach, als wäre sie auch dafür gebaut worden. Sogar nach Diembach (irre Kurvenorgie in OÖ) ist sie recht flott zu fahren. Die XJR macht fast überall Spaß.

siebenjahremitderxjr_21 Schwer beladen hört der Spaß, zumindest in engen Kurven, allerdings sehr schnell auf. Dann wird sie sehr mühsam. Die wieselflinke blaue Elise mutiert dann zur dicken Berta und zieht dir nicht vom Beschleunigen die Arme lang, sondern vom Herumwuchten, und lässt in kürzester Zeit die Muskeln schmerzen. Dann hilft nur mehr eines, weg vom Gas! Rollend ist egal, wieviel man aufgeladen hat. Da fährt sie sich wieder wunderbar einfach.

Damit die Elise etwas entlastet wird, hab ich eine blaue YZF1000R dazu gekauft. Sie war die Nachfolgerin der FZR1000, mit dem gleichen Motor. Man sitzt auf ihr sehr gut, kann lange Strecken fahren. Durch ihr geringes Gewicht fährt sie sich natürlich ganz anders als die XJR. Auch, so komisch das klingt, tut mir um die Ace nicht leid, um die XJR hingegen schon. Das hatte letztes Jahr am Tonale seinen Vorteil, als ich auf die Fresse flog. Waren nur ein paar Kratzer, na und? Um die XJR hätte ich geweint.siebenjahremitderxjr_22

Was mach ich, wenn meine schöne blaue Elise, die bisher noch nie gelegen ist (auf Holz klopfe), einmal altersschwach werden sollte? Eine Neue kaufen? Die RP19, dachte ich damals, als sie heraus kam, sollte ja mit der Einspritzung zumindest sparsamer im Verbrauch sein als meine mit den Vergasern. Die Dicke kann nämlich ordentlich saufen, wenn die Umstände passen. Lange Autobahnetappen in Deutschland beispielsweise, wo man´s einmal ein paar hundert Kilometer krachen lässt, quittiert sie mit unglaublichem Durst. Wie ein Bierkutscher beginnt sie dann zu saufen, bis zur Reserve vergehen dann nur mehr 150km. Die XJR hat einen 21 Liter Tank, sollte ich vielleicht erwähnen. Ebenfalls erwähnen sollte man aber auch, dass es fast nicht möglich ist, dass sie bei wirklich schneller Fahrt nicht sauft. Man braucht sich doch nur die Stirnfläche anschauen, dann weiß man alles. Breit wie ein Eckhaus, nur nicht so windschlüpfrig.

Das witzige an der Sache ist, das der Hans, ein Freund, der die RP19 mit der Einspritzung fährt, ganz genau so viel Benzin wie ich mit dem Vergasermotor verbraucht. Dafür ruckelte meine nie, seine schon. Bis sie umprogrammiert wurde. Ein Update ist bei meiner nicht notwendig, da hält sich die Elektronik noch in Grenzen. Das fehlt mir noch. Ein Motorrad, das man regelmäßig updaten muß. Dann wird´s Zeit zum Aufhören.

Ach ja. Also, was mach ich, wenn meine XJR, die blaue Elise, einmal wirklich altersschwach wird? Kauf ich mir dann eine Neue, sofern es sie dann noch gibt? Liebe Firma Yamaha, so leid es mir tut, aber eine neue XJR will ich nicht. Dann lasse ich sie lieber generalüberholen, alles neu machen, wenn´s sein muß, aber durch eine Neue wird sie nicht ersetzt. Ihr habt die RP10 viel zu gut und zu schön gebaut, als dass ich sie ersetzen würde.

Ich will nur meine blaue Elise, und zwar FOREVER.

1. Januar 2012

2011. 12. 31 – Eine kleine Silvestergeschichte

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 13:00

Was macht man am letzten Tag des Jahres? Gar nichts? Trübsal blasen ob vieler verpasster Chancen? Sich freuen, dass man wieder ein Jahr überlebt hat? Arbeiten? Feiern, sich besaufen? Alles ist möglich. Ich hatte Urlaub, keinen Grund von wegen Trübsal und ich trinke nicht. Ja, ich hab wieder ein Jahr überlebt. Klar, sonst könnte ich hier nicht schreiben. Im großen und ganzen war es ein wunderschönes Jahr mit ein paar Hoch und Tief, wie eben im richtigen Leben. Aber was tat ich am letzten Tag des Jahres? Ich red einfach einmal drüber, denn es war ein schöner Tag. Heute regnets und der Nebel ist recht hartnäckig. Aber was solls. Es ist erst der erste Tag eines neuen Jahres, das noch lange dauert.

Wettervorhersage am Silvestertag: „Am Samstag halten sich im Bergland anfangs Restwolken, die sich aber rasch auflösen. Sonst scheint über weite Strecken des Tages die Sonne, erst in den Nachmittagsstunden nähert sich aus dem Westen ein Tiefdruckgebiet, das Abkühlung mit Regen und Schneefall bringt.“ Also die Fototasche und das Stativ ins Auto gepackt und ab zum Bachlerhof, einen Kaffee trinken. Dann fuhr ich in die Donauau bei Ardagger, Biber suchen. An Motorradfahren verschwendete ich schon seit 7. November keinen Gedanken. Entweder zu kalt, oder Salz auf der nass-feuchten Straße. Oder beides. Der Schock, als mir das Salz im Dezember 2005 fast die grade einmal ein Jahr alte XJR gefressen hätte, sitzt heute noch tief.

IMG_3573_1 Als ich in der Au ankam, sah ich beim Einparken einen ganzen Haufen Enten im stehenden Gewässer sitzen, das ich eben über eine kleine Brücke überquert hatte. „Au fein, das gibt gleich reichlich Beute“, dachte ich erfreut, montierte ein Tele und stellte die Kamera ein. Allerdings war ich besorgt, wie diese scheuen Tiere reagieren würden, wenn ich die Autotür öffne. Autos kommen auf der Landesstraße zwar immer wieder hier vorbei, aber was passiert, wenn man stehenbleibt? Ich kann ja nicht drinnen sitzenbleiben! Also öffne ich vorsichtig die Tür und spähe dabei zu den Enten, die vielleicht 100 bis 150m von mir entfernt im Wasser sitzen. Keine Reaktion. Ich steig vorsichtig aus und schließe ebenso vorsichtig wieder die Tür. Quaquaquaaaaa, flatter, flatter…….und ich war alleine! Grumpffff………..

Na ja, was hätte ich den tun sollen? Ich wusste bis zur Ankunft ja nicht, dass da Enten sitzen. Die Au ist groß, voll mit Tieren, da läuft mir sicher etwas vor die Flinte, äh, vors Objektiv. Außerdem war ich eigentlich gar nicht wegen der Enten hier, sondern auf Bibersuche. Wieso auf Bibersuche? Weil ich noch nie wild lebende Biber oder deren Dämme in freier Natur gesehen hab.IMG_3583_1

Seit etwa der Mitte des 19.Jahrhunderts galt der Biber in Mitteleuropa praktisch als ausgestorben. Sein schmackhaftes Fleisch und sein wertvoller Pelz hatten ihm den Garaus gemacht. Um 1970 wurden wieder einige Biberfamilien angesiedelt, die sich, nach anfänglichen Problemen, erfreulich vermehrten. Zumindest erfreulich für die Naturschützer, für die Bauern weniger. Die Biber vermehrten sich so zahlreich, dass sie zur Plage wurden. Nur mit Hilfe technischen Schutzvorrichtungen werden Bäume in der Au mehr als 5 Jahre alt, andernfalls fallen sie nicht der Motorsäge, sondern den Bibern zum Opfer. Sagt man und kann man nachlesen. Den Schaden will natürlich niemand bezahlen und die Bauern fühlen sich um ihre Arbeit betrogen. „Würden sie jahrelang arbeiten, um dann draufzukommen, dass sie dafür keinen Lohn erhalten?„, las ich in einer alten Zeitung, als ich der Geschichte der hiesigen Biber auf den Grund ging. Ist scheinbar gar nicht so einfach, die Natur mit den Interessen der Menschen in Einklang zu bringen, aber ich wollte sie ja nur fotografieren.

IMG_3591_22 Kurzum, es war wirklich angenehm warm, herrliches Fotolicht, aber keine  Tiere (mehr seit meiner Ankunft) weit und breit. Das heißt, ja, klar, Tiere waren genug da. Aber nur so lange, bis sie mich sahen. Ich stiefelte auf einem Weg entlang des Wasserkanales dahin, sah eine Meise im Geäst sitzen, hob die Kamera – weg. Große weiße und graue Vögel standen auf den abgeernteten Feldern und pickten fressbares aus dem Boden, ein toller Anblick. Sie waren zwar eh mehrere hundert Meter weit weg, also gar keine Chance auf ein Foto, aber sobald sie mich nur sahen, flatter, flatter, und weg waren sie. Ich kam an einem hübsch gelegenen kleinen Teich vorbei, mit Grillplatz und allem Drum und Dran. „Schön“, dachte ich, und montierte das Weitwinkel. Als ich mich dem scheinbar verlassenen Tümpel näherte, um ihn abzulichten, flatter, flatter, machte ein kaum 10m vor mir stehender, natürlich von mir unentdeckter Fischreiher die Biege, und ich stand da mit dem Weitwinkel, wie ein Jäger mit einer Steinschleuder vor einem Bären – chancenlos, ein Foto zu schießen. IMG_3597_11

Im hintesten Winkel des Tümpels erklomm ich eine Böschung, erspähte oben angekommen in erreichbarer Entfernung wieder eine Gruppe dieser großen, schlanken Vögel, von denen ich keine Ahnung hab, welcher Art sie angehören, hob vorsichtig die Kamera, aber schon während ich sie in Anschlag brachte, bemerkte mich einer von ihnen und flog weg. Der Rest dieser Saubande folgte natürlich sofort. Jetzt stand ich, das konnte ich von meinem herrlichen Ausblick gut überblicken, ganz alleine auf weiter Flur. „Herrlich, diese Ruhe“, tröstete ich mich, „kein aufgeregt schnatternder Vogel weit und breit, nur ich.“ Allerdings fragte ich mich gleichzeitig, wozu ich den Fotoapparat mit dem riesigen, schweren Objektiv mitschleppte. Ohne wäre spazierengehen doch viel bequemer. Dann würden auch die blöden Viecher nicht abhauen, da war ich mir sicher! Oder war ich blöd, und nicht die Vögel? Möglich ist das schon.

IMG_5542_1 Nach zweieinhalb Stunden in der wunderschönen Donauau, in denen ich ein paar Sträucher, ein paar wilde Beeren (ja, die mit zwei „E“) und sogar zwei Schwäne fotografiert hatte (die sind gleich auf mich zugeschwommen und haben gelächelt, sonst hätte ich sie eh nicht erwischt) steckte ich mir auf freier Flur eine Zigarette an und frug mich, „wieso tust du an diesem wunderschönen letzten Tag des Jahres nicht etwas, was du ebenfalls gerne tust, was du aber auch  kannst? Zum Beispiel, eine Runde mit dem Motorrad fahren?“

Ich meine, ich fahr seit 1976 bei fast jeder Witterung mit einspurigen Fahrzeugen herum, und das macht mir noch immer unglaublich Spaß. Ich fotografiere auch seit 1972, und auch das macht mir unheimlich Spaß, aber mit frei lebenden Tieren hab ich keine Erfahrung. Die laufen mir ständig davon. Das macht keinen Spaß. Die Biber hatte ich auch nicht gefunden, also was sollte ich noch mutterseelenalleine in der Au machen? Gras, Bäume und Sträucher fotografieren? Am sonnigen, letzen Tag des Jahres? Nö, das kann ich jederzeit. Also heimgefahren, umgezogen, und ab in die Garage.IMG_5543_2

Oi oi oi, oioioioi brummmm, und sie lief, die dicke XJR. Schön! Fast zwei Monate war ich auf keinem Motorrad gesessen, hatte nicht einmal viel an motorradfahren gedacht. Ich war dieses Jahr nicht wahnsinnig viele Kilometer gefahren, aber das, was ich fuhr, was wunderschön. Also wäre doch eine gemütliche kleine Rundfahrt ein wunderbarer Jahresabschluß.

Ich fühlte mich pudelwohl im Leder. Viel wohler als in der einsamen Aulandschaft, muß ich gestehen. Es ist eine Sache, Berge, Motorräder, Autos, Gebäude oder Menschen und Tiere in einem Tiergarten zu fotografieren, eine ganz Andere, wild lebenden Tieren auf den Pelz rücken zu wollen. Außer Schwänen natürlich. Die sind, so scheint´s mir, ganz wild darauf, fotografiert zu werden.

IMG_5548_1 Ich stülpte den Helm über die Rübe, setzte mich auf die blaue Elise, und ab gings, zur Hauptstraße und wieder Richtung Ardagger, zur Donau. Jetzt wusste ich ja schon, wo´s warm und schön war. Als ich wieder bei dieser Brücke anhielt, um in der wärmenden Sonne eine Zigarette zu rauche, krächzten und schnatterten rundherum die Vögel wie im Paradies. „Arschlöcher!“, dachte ich mir, „Vorhin, als ich mit dem Fotoapparat hier war, seid ihr alle abgehauen, dabei hätte ich euch gar nichts getan“.

Ich verfolgte die Straße bis Wallsee, hielt mitten im Ort vor der Kirche eine kurze Rast, während sich zahlreiche Besucher eines Punsch-Standes verwundert die Augen rieben und recht streng riechendes Zeug in sich hinein schütteten, dann raus zur einser Bundesstraße und nach Strengberg. Von dort oben kann man einen großen Teil des Amstettner Bezirkes überblicken, sieht bis weit in die steirischen und oberösterreichische Bergwelt, und von dort oben sah ich auch die angekündigte Schlechtwetterfront. Mann, war das duster im Westen! Ich schaute nach Osten, strahlender Sonnenschein. Ich schaute nach Westen, und da war es um gut 10 Blenden dunkler, ähhh, oder so. IMG_5563_2

Eigentlich hatte ich vor, der Moststraße zu folgen, aber alleine der Blick Richtung St.Valentin, wo diese imaginäre Straße hinführt, ließ mich frieren. Also Richtung Steyr abgebogen und dann, als ich die Griffheizung auf „volle Pulle“ gedreht hatte, die Finger fast gegrillt wurden, aber der Rest des Körpers trotzdem vor Kälte biberte (NEIN, nicht schon wieder Biber!!), schwenkte ich gen Wolfsbach ein und folgte der Straße nach Seitenstetten. „Hm, und wenn ich jetzt hinten herum zur Wieserhöhe fahr, dann kann ich nach St.Georgen an der Klaus vorbeischauen“, überlegte ich. Also zitterte ich mich durch den relativ engen Talschlund Böhlerwerk entgegen und erklomm die steile Auffahrt nach St.Georgen. Was für eine prächtige Aussicht, und rundherum alles weiß. Welch ein Kontrast, von der warmen Donauau in die bergige Winterlandschaft. Ein Traum. Ich genoß die Aussicht, schoß ein paar Bilder, dann kehrte ich auf vertrauten Wegen in die nahe Heimat zurück. Aber nicht, ohne vorher nochmals beim Bachlerhof einen Kaffee zu trinken.

  

So fand das Jahr 2011 einen wunderschönen Abschluß. Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr, Gesundheit und Zufriedenheit.

Powered by WordPress