Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

16. November 2015

صنع في الصين – anihC ni edaM

Filed under: صنع في الصين - anihC ni edaM — Benzin @ 22:10

Gehen sie gerne in ein China Restaurant? Mögen sie chinesische Küche? Nein? Schade. Ach, sie mögen chinesische Küche? Ich auch. Und wie! Von mir aus könnte ich mich damit mein Leben lang ernähren. Leicht und sehr bekömmlich. Gut, natürlich kommt’s drauf an, was man isst. Und natürlich auch, wo man isst. Sie haben ein bevorzugtes China Restaurant, wo sie immer hin gehen? Ich nicht. Ich probiere gerne mal, wie andere “Chinesen” kochen. Waren sie schon einmal in China? Nein? Macht nichts. Vielleicht holen sie es einmal nach. Lassen sie sich ihr Chop Suey beim nächsten Mal trotzdem gut schmecken.

my_chinesewatch_blog_china97_001 Ich bin 1997 dreieinhalb Wochen durch China gereist. Von Wien mit der AUA nach Peking, dann nach Xian, weiter nach Chongqing, mit dem Schiff nach Wuhan, dann nach Shanghai, mit der Bahn nach Hangzhou, mit dem Flieger nach Guilin, mit dem Schiff am Li Fluß herum, dann nach Hongkong (das war noch was, am alten Kai Tak Flughafen!) und mit der Swiss Air über Zürich zurück nach Wien. Verbotene Stadt, Große Mauer, Terrakotta Armee, Jangtsekiang, Bund, Hongkong, Nathan Road und dazwischen viele, viele Tempel. Und noch viel mehr Chinesen. Kulturschock? Oh ja! Am ersten Tag in Peking konnte ich nicht glauben, was ich sehe. Ja, ja. Klar. Viele Chinesen. Und viele Fahrräder. Aber auch unfassbar viele S-Klasse Mercedes! So viele sieht man hier im Jahr nicht, wie dort in einer Viertelstunde. Alles Privatautos, keine Parteibonzen. Alles Unternehmer und Geschäftsleute. Auslandschinesen, die von der Regierung dazu eingeladen wurden, in China die Wirtschaft anzukurbeln. Als Gegenleistung gab’s vom Staat Privilegien. Sie zahlten wenig Steuer und konnten fahren, was sie wollten. Dafür haben sie auch fest angekurbelt, wie man heute sieht. Parteifunktionäre und Regierungsmitglieder waren damals nach Aussage unserer Leise……äh, Reiseleiterin dazu verdammt, VW Santana 2000 zu fahren. my_chinesewatch_blog_china97_002Die wurden noch 1997 massenhaft in Shanghai erzeugt.

Im großen und ganzen hab ich mich in China so wohl und vor allem so sicher gefühlt, wie noch in keinem anderen Land der Welt. Natürlich wirkte China exotisch. Alleine durch die Schrift. Man kann nichts lesen. Ja, noch schlimmer. Stimmt schon, auch in östlichen Staaten, in denen kyrillisch geschrieben wird, kann man nichts lesen. Aber man kann sich was vorstellen. Dann liest man eben Mexiko statt dem, was wirklich drauf steht. Spielt ja keine Rolle. Aber man kann sich was vorstellen. Was man sieht, ist reproduzierbar, wieder abrufbar. Hat man eine kyrillische Zeichenfolge mehrmals gesehen und dann auch noch erfahren, was sie heißt, zum Beispiel Friseur, kann man sich daran erinnern und das dann auch tatsächlich lesen. Das fehlt in China. Man kann sich bei dieser Art von Schrift absolut nichts vorstellen. Man erkennt nichts wieder, egal, wie oft man die selbe Zeichenfolge sieht.

Abgesehen von der Schrift, ist in China auch so vieles anders als bei uns. Beispiel Museumsbesuch. Gehst du in Österreich in ein Museum, stehen die Leute respektvoll zwei Meter vor dem Ausstellungsstück und betrachten es. Ab und zu geht jemand vorne vorbei, aber das ist alles. Das stört ja nicht. In den USA wird man sogar gefragt, ob man vorne vorbei gehen darf, sonst zwängen sich die Ami lieber hinten vorbei. Immer schön Abstand halten. Nur nicht stören. Stehst du in einem chinesischen Museum zwei Meter vor einem Kunstwerk, stehen fünfzig Chinesen vor dir. Unhöflich? Nein! Da vorne sieht man besser. Nächstes Mal stellst du dich einen Meter vor das Kunstwerk. Dann stehen nur mehr zehn Chinesen vor dir. Vorne sieht man einfach besser. Glaub es. Ab dann stellst du dich so knapp vor das Kunstwerk, dass du deswegen selber fast nichts mehr siehst. Bleib zehn Minuten so stehen und du kannst Wetten, du stehst wieder in der dritten Reihe.

my_chinesewatch_blog_china97_003 my_chinesewatch_blog_china97_004 my_chinesewatch_blog_china97_005 my_chinesewatch_blog_china97_006 my_chinesewatch_blog_china97_007 my_chinesewatch_blog_china97_008

Apropos Museum. Kunst. In der traditionellen chinesischen Malerei hat der Meister von seinem Meister gelernt, ein Bild zu malen. Je genauer er das Bild des Meisters kopieren konnte, desto höher stieg sein Ansehen, bis er eine exakte Kopie des Meisters Kunstwerkes zustande brachte. Damit stieg das Ansehen und er wurde selber Meister. So werden in Kunstwerkstätten zahllose Werke mit ein und dem selben Motiv gefertigt, die alle eine exakte Kopie des vorhergehenden Werkes sind. Das wird einem halt so erzählt. Man kann bei der Arbeit zuschauen und das wird dann natürlich an die Langnasen verkauft. Langnasen (so nennen sie uns aus dem Westen) sind gerne gesehene Kunden. Oder Opfer. Je nach Sichtweise.

Aber probier das einmal bei uns! Fertige einmal eine exakte Kopie des Feldhasen von Dürrer an und verkauf sie. Dein Ansehen wird nicht steigen. Du wirst nicht zum Meister erhoben. Du landest im Knast. Eine Peking Oper ist wieder ganz was anderes. Bund, schrill und ……. Aber lassen wir das lieber. Fast hätte man mich raus geworfen, dabei konnte ich gar nichts dafür. Ich bin halt eine Banause. Ich weiß das auch.

my_chinesewatch_blog_china97_009 Die Kleidung gehört, zumindest in den Städten, nicht zu den Unterschieden. Die ist nicht anders als bei uns. Besonders die Mädchen sind ausgesprochen süß angezogen. Mit der blauen Schlosserkluft, wie zu Maos Zeiten, rennt jedenfalls keiner mehr herum. Wenn doch, ist es mit größter Wahrscheinlichkeit ein Schlosser. Mit der Mao Bibel hingegen schon. Fast jeder, von dem man angesprochen wird, trägt eine Mao Bibel mit sich. Oder mehrere. Man wird, zumindest wurde ich, damals sehr oft angesprochen. Vielleicht, weil ich so groß bin? Nicht auf chinesisch natürlich. Die wissen, dass die Langnase das nicht kann. Man wird auf englisch oder gar auf deutsch angesprochen. “Du ju spik inglisch?” Antwortet man nicht gleich und schaut nur, probiert er es mit “Sprechen sie deutsch?” Erkennt er, dass du ihn verstehst, wirst du ihn nicht mehr los. Zuerst will er seine Sprachkenntnis verbessern, also üben, und wenn er genug geübt hat oder drauf kommt, dass er besser englisch kann als du, dann will er dir eine Mao Bibel andrehen. 20 Dollar das Stück. Wenn du fünf nimmst, kannst du auf 14 Dollar pro Stück runter handeln.Chinesen handeln sehr gerne.

Oder er will dir was zeigen. Wir sind zu dritt zum Spaß einmal mitgegangen. Angeblich war das eine Schule. Man zeigte uns Zeichnungen, die wir, wenn wir wollten, kaufen konnten. Damit unterstützen wir die Schule, erzählte man uns. Na ja, zwanzig Dollar war ja nicht viel. Und wenn man einer Schule hilft? Ich hatte wohl gut gehandelt. Redete ich mir wenigstens ein. Hängt noch heute hier irgendwo herum. Aber ich hab dazu gelernt. Lernen ist wichtig, sagten die Chinesen. “Wir wissen, dass wir ein rückständiges Land sind, aber wir lernen!” Das hab ich schnell begriffen, und darum lernte ich auch so schnell wie möglich. my_chinesewatch_blog_china97_010

In Shanghai streunte ich einen Vormittag lang irgendwo in der Gegend des Bund herum und fand einen Laden, der mit Uhren handelte. Die ganze Auslage war voll mit Armbanduhren. Staunend blieb ich stehen und konnte mich kaum satt sehen. Nur leider hab  ich mich damals kaum mit Uhren beschäftigt. Zumindest nicht mit Chinesischen. Ich könnte mich heute noch in den Arsch beißen! Eine stach mir ins Auge. Eine Omega. Eine schöne, güldene Omega Constellation. Eine Automatik mit Datum. Plötzlich hat mich der Teufel geritten. Ich ging rein. “Ich möchte gerne die Omega in der Auslage sehen”, sagte ich auf englisch. “Omega?” sagte er. “Omega” sagte ich, und deutete zur Auslage. Ich weiß, mein Englisch ist nicht besonders. Er nahm mich beim Ärmel und zog mich nach draußen. “Omega”, sagte ich wieder und deutete auf die Uhr. “Ah, Omega!”, meinte er erfreut und zog mich wieder in den Laden, dann holte er den Schlüssel und die Omega. “Hau matsch?” fragte ich und rieb dabei Daumen und Zeigefinger aneinander. Irgendwie hatte ich den Verdacht, der kann noch weit weniger englisch als ich. Dafür konnte er weit besser chinesisch.

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my_chinesewatch_blog_china97_018 Aber wir verstanden uns prächtig. Er nahm einen Zettel und schrieb eine Zahl drauf. Es war die selbe Zahl, die am Schild in der Auslage stand. Umgerechnet 1400.- Österreichische Schilling! Mich hat’s fast umgehauen. Der Umrechnungskurs chinesische Währung/österreichische Währung war damals ein Horror! “Nooo! No, no! Tuuu matsch!” tat ich ganz aufgeregt und fuchtelte dabei mit den Händen in der Luft herum. “Viel zu matsch!!” Er drückte mir Zettel und Kugelschreiber in die Hand. “Scheiße!”, dachte ich. Wenn wir in der chinesen Währung weiter verhandeln, zieht der mir die Hosen aus. Ich holte tief Luft und schrieb $20.-, „United States Dollar“ mitgesprochen, drauf. Ich hatte keine 500.- Schilling eingesteckt, das war für’s Taxi in Wien, was aber keine Rolle spielte. Mit Schilling konnte man sich in Asien sowieso brausen. Das wusste ich. Dafür hatte ich einen Haufen US-Dollar im Hosensack und dazu noch ein Bündel Deutsche Mark und Schweizer Franken. Mit Dollar, Mark und Franken war man auf der ganzen Welt Kaiser. Ich vor allem mit Dollar, weil der Umrechnungskurs damals toll war. Ein Dollar waren neun Schilling und rund achtzig Groschen. Da konnte man schön handeln.

Ich dachte, der frisst mich, als ich $20.- auf den Zettel schrieb, er schaute mich aber nur an, zog mir Zettel und Kugelschreiber aus der Hand, strich meine Zahl durch und schrieb selber eine Zahl drauf. Wie viel, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls handelten wir redend und deutend, jeder in seiner Sprache, wie die Kamelhändler und hatten sichtlich beide unseren Spaß daran. Schlussendliche kaufte ich die Omega um fünfzig Dollar. Mit Uhrband. Ich hab sie heute noch und sie läuft sehr gut. Es ist die schönste Omega Constellation, die ich je gesehen hab. Was vielleicht daran liegt, dass ich noch nie zuvor eine andere gesehen hatte. Und bis heute keine andere gesehen hab. Aber auch wenn sie nicht echt sein sollte, wovon ich von Anfang an aus ging, darum ging’s mir gar nicht. Es hat mir unheimlich Spaß gemacht, und sie ist eine schöne Erinnerung an meine Reise durch China.

Vor der Heimreise wurde mir in Hongkong um $400.- eine Breit Ling angeboten. Der hat nicht einmal behauptet, sie sei echt. “Ar ju interestet in ä Breitling Replika?” fragte er mich unverblümt irgendwo entlang der Nathan Road. “No, aim sorri. Ai dont leik Replikas” antwortete ich und ging weiter. Ich mag keine Uhren, wo Breitling, Rolex oder was immer drauf steht, aber ganz was anderes drinnen ist. Nur die Omega um fünfzig Dollar, die hab ich ins Herz geschlossen. Die ist ein ewiges Reiseandenken, und die hab ich mir hart erhandelt. Das ich mir 18 Jahre später chinesische Uhren kaufen würde, hätte ich nicht im Traum gedacht. Und dass ich damit so eine Freude haben könnte, noch viel weniger. Tag Heuer 6000 Chronometer, das war was. Die hatte ich und hab ich heute noch. In echt. Aber so hat das damals angefangen. Auf meiner ersten China Uhr steht Omega drauf.

Einen schönen Tag noch.

15. November 2015

Uhren aus Moskau – MakTime Chronograph Kaliber 3133

Filed under: СДЕЛАНО В CCCР - Made in USSR — Benzin @ 11:40

Jetzt ist es passiert. Ich hab mir nach vielen Jahren wieder eine Stoppuhr gekauft. Na ja. Noch eine, meine ich. Im Moment sind es zwei, und erfahrungsgemäß vermehren die sich gerne, diese Russenuhren. Ist auch irgendwie kein Wunder. Nachdem ich mich schon eine Weile mit sowjetischen Uhren beschäftige und diese lieben und schätzen lernte, war es fast ein natürlicher Schritt, auch einen Chronograph zu kaufen. OKEAH, ШТУРМАНСКИЕ, АВИАТОР , БУРАН,  СТРЕЛА, das sind schon Namen, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, oder? Welcher Russenliebhaber hat noch nie davon geträumt, eine Strela, OKEAH (Ozean) oder Aviator in seine Sammlung einzufügen? Wieso kauft man sich dann eine MakTime? Ist die nicht aus den USA? Klingt irgendwie nach McDonalds. Oder nach Mack Truck.

my_ruskie_blog_maktime_3133_01_2Ich war ehrlich gesagt knapp dran, mir die Neuauflage der OKEAH zu kaufen. Für mich der Inbegriff der sowjetischen Stoppuhr schlechthin. Das Original wurde ab den 70er Jahren von der ersten Moskauer Uhrenfabrik Poljot gebaut und war anfangs für Zivilpersonen nicht erhältlich. Wobei ich mir sicher bin, dass Breschnew eine bekommen hätte, hätte er eine gewollt. Auch wenn alle gleich sind, ein paar sind immer gleicher. Es war eine reine Militäruhr für die Kriegsmarine. Erst in den 80er Jahren gab es zivile Versionen, die zwar wie die OKEAH aussah, aber полёт hieß. Heute kann man diese Uhr sogar wieder neu kaufen und sie heißt sogar wieder OKEAH. Es gibt sie wieder. Oder schon wieder. Oder schon wieder, schon wieder. Und genau das hat mich schlussendlich vom Kauf dieser Neuauflage abgehalten.

Die OKEAH und die zivilen Poljot sind ja, wie die Strela, eine geradezu mit einem Mythos behaftete Uhr. Mythen und Sowjetunion passen einfach gut zusammen. Mythos. Nicht genau wissen. Im Nebel verschwommen. Das hat was. Im Nebel verschwommen ist heute auch die Originalität der alten, orignalen Original Uhren. Was man da alles angeboten bekommt, schlägt teilweise dem Faß den Boden aus. Caveat Emtor! Kunde, sei wachsam! Du sollst wissen, was du kaufen willst! Gehäuse und Ziffernblätter aus China, Uhrwerke aus den unterschiedlichsten Leichen zusammengeschustert, alles wird angeboten, weil die Nachfrage und damit auch die Preise hoch sind. Mir ist das ehrlich gesagt zu heiß. Ich kenn mich zu wenig aus damit. Aber wie gesagt, man kann sich ja eine Neuauflage kaufen und hat diese Sorgen nicht. Dafür andere.

Zuerst wurde die OKEAH gegen Ende 2011 auf Wunsch und Vorschlag von HdR, einem spanischen Uhrenforum, als “Final Edition 1978 – 2011” in einer limitierten Stückzahl von 300 neu aufgelegt. Gebaut wurde sie von Volmax in Moskau. Der Hintergrund für diese Auflage war die Ankündigung der Firma MakTime, die Produktion des Poljot Kaliber 3133 mit Jahresende einzustellen. MakTime war die einzige Firma, die dieses Kaliber baute, was heißt, das Ende einer Ära zeichnete sich ab. Wer keine klassische, alte OKEAH kaufen wollte, weil er Angst vor den zahlreichen Fälschungen oder Bastelwastel hatte, hatte hier nochmals die Gelegenheit, ein “Original” zu kaufen. Na ja. Es war halt die einzige und letzte, und originalste Gelegenheit, sich nochmals eine OKEAH zuzulegen, seine Sammlung zu komplettieren. Bevorzugt wurden klarerweise Forumsmitglieder, was heißt, viele der Interessenten schauten durch die Finger und waren traurig. Die, die Gelegenheit hatten, so eine Uhr zu kaufen, freuten sich einen Ast. Sie hatten das Glück, besaßen eine der Letzten ihrer Art. Lange dauerte diese Freude nicht an. Volmax ist eine Profit orientierte Firma und arbeitet mir Profit orientierten Geschäftsleuten zusammen. Willkommen im Kapitalismus.

Im Spätherbst 2012 ging ein Aufschrei durch die Uhrenforen. Sie war wieder da, die OKEAH. Wieder in limitierter Auflage von 300 Stück, diesmal von keinem Forum in Auftrag gegeben, sondern von Volmax auf den Markt geschmissen. Genau die gleiche Uhr! Das war irgendwie irritierend. War die “Final Edition” doch nicht so final? Eine Kopie der Final Edition? Gabs jetzt insgesamt 600 limitierte „Finale Edition“ Uhren? 300 Final und 300 Final final? Aber es kam noch besser! Es gibt sie nämlich inzwischen schon wieder, die “Final Edition”. Das ist Kapitalismus pur. Der Markt will befriedigt werden! Und natürlich war jede folgende Final Edition teurer als die vorhergehende. Jetzt wurde nicht mehr nur diskutiert, ob das die “Final Final” Edition war, oder die “Last Final Edition” oder nur die “2. Final Edition” oder gar die “Very last final Edition”, jetzt waren die Käufer der ersten “Final Edition”, vor allem die, die diese Uhr als limitierte Edition in Auftrag gaben, so richtig angefressen. Und für mich war spätestens das der Punkt, wo ich dachte, “Habt’s mich gern!”

Nachdem ich mich mit der Firmengeschichte von MakTime näher auseinandergesetzt hatte, war klar, ich kaufte mir eine MakTime, weil die für mich das einzige wahre Original eines Poljot Chronograph Kaliber 3133 ist, das man nach dem Bankrott von Poljot noch kaufen kann. Und vor allem steht da nicht nur MakTime drauf, da ist auch MakTime drinnen. Das einzige neu erhältliche Original! Darum hab ich auch gleich zwei genommen. Selbst vier Jahre nach Ende der Produktion ist ein Ende der Erfolgsgeschichte nicht absehbar. Uhren mit dem Kaliber 3133 gibt es noch immer zu kaufen. Auch neu. Händler mit Mut und Geld hatten Lagerbestände an Uhren und Uhrwerken zuhauf aufgekauft, die Werke werden neu eingeschalt und Stück für Stück verkauft. Wie lange noch, bleibt abzuwarten. Vor allem wird’s nicht billiger. Die Preise steigen stetig. Übrigens, die „Final Edition“ wurde von Spöttern inzwischen „Oblivion Edition“ getauft.

MakTime und seine Geschichte.

MakTime wurde 1996 von den Brüdern Alexander und Vjacheslav Makarov gegründet. Alexander, der kaufmännisch Ausgebildete und Vjacheslav, der Entwicklungsingenieur, träumten den Traum von unternehmerischer Unabhängigkeit. Ursprünglich fertigten sie nur Gehäuse, die sie mit zugekauften Uhrwerken ausstatteten. Ursprünglich waren MakTime Uhren auch nur für den inländischen Markt gedacht, was sich aber bald ändern sollte. Die Geschäfte gingen offenbar gut, den 2003 kaufte MakTime die stillgelegte Zarja Uhrenfabrik in Pensa und kurbelte die Produktion wieder an. 2005 gelang ein großer Cup, so schien es. Die Makarovs kauften von der Pleite gegangenen ersten Moskauer Uhrenfabrik die komplette Produktionslinie für das Chronographen Kaliber 3133 und verlegten das mitsamt der Belegschaft in den Süden Moskaus. Im gleichen Jahr kaufte MakTime auch Anteile an der zweiten Moskauer Uhrenfabrik, Slava. Dort wurde die Produktion zwar nicht wieder aufgenommen, aber ein Teil der Belegschaft fand entweder bei MakTime in Moskau oder bei Zarja in Pensa Arbeit. MakTime Uhren wurden zwar noch immer hauptsächlich im Inland verkauft, Uhrwerke fanden aber auch im Ausland Absatz, vor allem das Kaliber 3133, das für zahlreiche Chronographen mit russischen oder nicht gar so russischen Namen verwendet wurde und noch heute wird.my_ruskie_blog_maktime_aviator3133_02_2

Das Kaliber Poljot 3133 soll ja so entstanden sein, dass die erste Moskauer Uhrenfabrik, also Poljot, die Fertigungsanlagen des Schweizer Kaliber Valjoux 7734 nach Einstellung der Produktion mitsamt der Lizenz zum Weiterbau dieser Werke kaufte und dann, wie in den sowjetischen Werken üblich, über kurz oder lang diese Uhrwerke nach eigenen Gutdünken verbesserten und sie mit eigenen Kaliber Bezeichnungen versahen, in diesem Fall Poljot 3133. Wie? Ein Schweizer Uhrwerk verbessern? Von den Sowjets? Na, so technisch unbedarft waren die Sowjets auch wieder nicht. Wir erinnern uns vielleicht, der erste Mensch, der die Erde in einer Erdumlaufbahn umrundete, war mit Juri Gagarin ein sowjetischer Staatsbürger, und kein Schweizer. Die Sowjets begannen nur halt immer mehr und mehr unter ihrem politischen und wirtschaftlichen System zu leiden und waren dadurch auf den Zukauf von ausländischen Produktionsanlagen angewiesen, um den Bedarf wenigstens annähernd zu decken.

Neben dem 3133 Kaliber wurden auch noch die Kaliber 31682 mit 24 Stunden Anzeige und 31679 mit Anzeige der Mondphase gebaut, MakTime war sogar dabei, aus dem Handaufzugs-Kaliber 3133 ähnlich dem Valjoux 7750 ein Automatikwerk zu entwickeln. Ganz besonders widmete man sich dem Kerngeschäft, dem Bau von Gehäusen. Auf modernsten CNC Maschinen wurden Uhrengehäuse nicht nur aus Rostfreiem Stahl, sondern auch aus Gold, Silber und Titan gefertigt und teilweise mit Edelsteinen verziert, wodurch man Preise bis um die 70 000 US Dollar erzielt hätte können.

Dann kam die Weltwirtschaftskrise, unter deren Folgen wir noch heute leiden, und daraus wurde nichts. Leider nicht nur das. Die genauen Hintergründe sind mir ungekannt, aber mit Ende 2011 wurde der Bau des Chronographen Kaliber 3133 komplett eingestellt, womit eine Ära zu Ende ging. MakTime war nach Poljot (Poljot aus der Sowjet Zeit!) der einzige und auch letzte Hersteller von Stoppuhren des Kaliber 3133, die komplett in Russland und im eigenen Haus gefertigt wurden.

MakTime factory report

1. November 2015

2015. 11. 01. Nur eine Stunden Motorrad fahren

Filed under: Geschichten um´s Motorradfahren — Benzin @ 12:18

20151101_rundfahrt_foxi_01 Heute ist der 1. November. Spätherbst. Allerheiligen. Zu Allerheiligen wird an alle gedacht, die heilig gesprochen wurden, oder auch nicht. Oder an die, von deren Heiligkeit nur Gott etwas weiß. So stehts bei Wikipedia. Für mich ein Tag wie jeder Andere. Nicht, weil ich nicht heilig bin oder mit der Kirche an sich nichts am Hut hab, sondern weil es ein Tag, in diesem Fall ein Sonntag ist wie jeder Andere. Ich muß heute Nachmittag zur Arbeit, egal ob ein Feiertag ist, ein Sonntag oder beides zusammen. Heute ist aber nicht nur Sonntag, sondern ein sonniger Tag. Sogar ein warmer Tag. Ganz im Gegensatz zu den vorhergehenden Tagen. Der Wetterbericht hatte ja irgend etwas von einem Hoch geschwafelt, dass durch Österreich ziehen solle. Hoch stimmte sogar. Der Nebel reichte täglich bis hoch hinauf. Unten blieb es den ganzen Tag duster. Ich wohne unten. Nur heute war das anders. Es war auch unten nicht duster.

Gegen viertel nach acht packte ich den Hund ins Auto und fuhr zum Bachlerhof. Dort stellte ich in der Nähe, wie fast immer, das Auto ab und ging zu Fuß mit dem Hund einen Kaffee trinken. Es war kühl. Im Schatten sogar ziemlich kühl. Eine knappe halbe Stunden später, beim Zurückgehen, war es allerdings schon wesentlich wärmer und in mir stieg dieser unheimliche Drang wieder auf. “Ich will Motorrad fahren!” “Ich will heuer noch einmal eine kleine Runde mit Mariechen drehen”, dachte ich. Mariechen ist meine schwarze FZR1000 Exup.

Daheim angekomen steckte ich meinen kleinen Wauzi unter die Bettdecke und zog mich um, dann ging ich in die Garage und schob Mariechen raus. Sie sprang auch sofort an, nur stank sie kräftig nach Benzin und lief nur unwilig, und auch nur auf drei Zylinder. “Verdammte Kacke, geht das schon wieder los?”, dachte ich. Am Ende der letzten Ausfahrt musste ich mehr oder weniger zwangsweise Super 95 Oktan tanken, weils keinen Super Plus gab. Der normale Super ist aber mit dem verdammten Bio Zeugs versetzt und verpappt mir regelmäßig die Vergaserdüsen. Mit Super Plus passiert das nie! Vielleicht lags auch daran, dass ich bei einer Tankstelle tankte, wo ich normal nie tanke. Wer weiß, wie sauber deren Tanks sind? Jedenfalls war nach einer kurzen Probefahrt an keiner längere Runde zu denken, weil das Ding erbärmlich nach Benzin stank und nur ruckelte.

Also zurück zur Garage, Marichen wieder eingestellt und die Foxi raus geschoben. Dann schnell nochmals ins Haus, die Zündschlüssel gewechselt, und ab gings zum Bachler, einen Kaffee trinken. Foxi lief wie eine Turbine. Nach dem Kaffee gings über Kemanten und Rosenau zum Sonntagberg hoch, wo ich mir ein wenig die Gegend anschaute und eine rauchte, dann weiter der Höhenstraße entlang nach St.Leonhard am Wald. Dann  an der Südseite runter nach Schindau und von dort über den Hochkogel und Neuhofen an der Ybbs wieder zurück nach Hause. Inklusive Rauchpausen war das nicht mehr als eine Stunde Motorrad fahren. Aber es war schön. Wenn ich am Nachmittag in der Firma bin und mir wieder, ich hoffe nicht, einige Dinge schwer auf die Nerven gehen, dann denk ich an den schönen Vormittag, als ich mit Schlumpfhundi spazieren ging und dann mit Foxi eine kleine, aber schöne Runde drehte. Ich brauch nur ein wenig mit dem Motorrad fahren, und das Leben kann so schön sein.

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