Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

26. November 2015

Uhren aus Minsk – Luch 2209

Filed under: СДЕЛАНО В CCCР - Made in USSR — Benzin @ 14:27

my_ruskie_blog_luch_2209_006 Luch 2209, die Uhr, die zu jedem Anzug passt. Dabei wurden in Minsk am Anfang hauptsächlich Damenuhren hergestellt. Die Firmengeschichte beginnt 1953, als man sich entschloss, im belorussischem Minsk eine weitere Uhrenfabrik zu bauen. Trotz größter Anstrengungen war der Bedarf an Uhren in der damaligen Sowjetunion kaum zu stillen. 1955 brachte das Werk mit der Damen Uhr Zaria die erste Uhr auf den Markt. 1960 folgte mit dem Kaliber Luch 1300 in einer Zaria das erste in Eigenregie entwickelte Kaliber, das 1962 allerdings zu Gunsten einer neuen Herrenlinie eingestellt wurde. Diese neue Linie, genannt “Vympel”, enthielt das in Moskau entwickelte Kaliber 2209, mit dem sich eine extrem flache Uhr realisieren ließ. Dieser neuen Uhr sollte im Minsker Werk das Hauptaugenmerk gelten. 1985 feierte man das 25 Jährige Jubiläum. Die Firma beschäftigte über 8000 Menschen, seit der Gründung wurden mehr als 56 Millionen Uhren hergestellt. Die Fabrik erzeugte nicht nur Armbanduhren, sondern Anzeigengeräte aller Art. 1994 ging das Werk an die Börse, 2006 erklärte sie den Bankrott. Nach einer Restrukturierung kam mit der Schweizer Firma “Frank Muller International B.V.” 2010 die Rettung. Der Schweizer zeichnete mit der Republik Belo Russland ein Investitionsabkommen und übernahm 80% der Anteile. Mit rund 700 Menschen produzierte Luch 2012 etwa 150 – 180 000 Uhren mit Quarz- oder Mechanischen Werken. Erleichterungen bei Steuern und Einfuhrzöllen für Rohmaterialien sollen den Weiterbestand des Betriebes zumindest bis 2020 sichern. Wo der Weg hin führt, wird die Geschichte weisen.

my_ruskie_blog_luch_2209_001 my_ruskie_blog_luch_2209_002_2 my_ruskie_blog_luch_2209_003 my_ruskie_blog_luch_2209_004_2

my_ruskie_blog_luch_2209_004_3 my_ruskie_blog_luch_2209_003_2 my_ruskie_blog_luch_2209_005

Mein persönliches Hauptaugenmerk liegt beim Kaliber 2209, gilt also den sehr flachen Uhren aus Minsk. Mit einer Dicke von nur 3mm bei einem Durchmesser von 22mm ermöglicht das Poljot/Luch Kaliber 2209 in der Tat, eine sehr feingliedrige Uhr zu bauen. Dieses Uhrwerk gilt generell als sehr zuverlässig und ganggenau und hat zahlreiche Liebhaber gefunden, meine Wenigkeit eingeschlossen. Etwas mehr zur Technik kann man HIER finden. Es ist sehr ungewohnt, eine so flache Uhr zu tragen. Vor allem muß man mit dem Uhrband sehr genau aufpassen, sonst wird die Ästhetik zerstört. Mir persönlich gefällt sie an einem hauchdünnen Milanaise Uhrband, das farblich auf die Uhr abgestimmt ist, am besten.

Einen schönen Tag noch……..

20. November 2015

Uhren aus St.Petersburg – Raketa Classic N019 BIG ZERO

Filed under: СДЕЛАНО В CCCР - Made in USSR — Benzin @ 10:15

my_ruskie_blog_raketa_classic_n019_zero_005 Wenn der Postmann drei mal klingelt, und keiner macht auf. Ein Zettel lag im Briefkasten. Post aus Moskau. Also fuhr ich am Nachmittag zur Poststelle, und holte das Paket ab. Bevor ich es ausgehändigt bekam, war noch eine Kleinigkeit an Zoll zu bezahlen. Ungefähr den Gegenwert einer schönen Poljot Weckeruhr machte das aus. Dann hielt ich endlich das Paket in der Hand, auf dass ich mich schon so gefreut hatte. Eine funkelnagelneue Raketa sollte in diesem Sack sein. Der Größe und dem Gewicht nach hätte das aber auch ein Paar Schuhe sein können. Kleine Schuhe natürlich. “Was haben die da eingepackt?”, fragte ich mich. Nach all den Daten, die mir vor lagen, mußte es die Uhr sein, auf die ich wartete. Nur der Absender irritierte mich etwas. Moskau. Raketa ist aus St.Petersburg. Vielleicht gar Post von Herrn Putin? „Lieber Benzin. Wie du weißt, die Lage in Europa nimmt ständig zu, darum möchte ich dir diese Uhr……damit du weißt, welche Stunde es…..aber ihr schafft das schon“. “Na, schauen wir einmal”, dachte ich, und fuhr Heim. Ich hatte vergessen, dass ich im Raketa Shop in Moskau eingekauft hatte. Ich werd alt.my_ruskie_blog_raketa_classic_n019_zero_002

Weil’s grade nicht regnete, legte ich den Sack zum Baumstumpf in den Garten, den ich oft als Fototisch benutze, holte die Kamera mit dem Stativ und steckte mir ein Taschenmesser ein. Dann baute ich das Zeug im Garten auf und begann Stück für Stück auszupacken. Erst da fiel mir auf, der Baumstumpf war im Schatten. Nur am Vormittag erreicht ihn die Sonne. Das hatte ich glatt in meiner Freude übersehen. Aber besser als im Wohnzimmer. Erstens frische Luft, zweitens kann ich den Baumstumpf besser als einen Tisch verwenden, und drittens, Kunstlicht ist auch nicht viel besser als Schatten. Studio hab ich keines.

my_ruskie_blog_raketa_classic_n019_zero_003 Aus dem Sack holte ich eine Schachtel, in der sich eine ziemlich feste Kugel aus luftgepolstertem Kunststoff befand, in der sich wieder eine Schachtel befand. Nein, in dieser Schachtel befand sich keine Schachtel, in der sich noch eine Schachtel befand. Sowas gibts nur bei Puppen. Bei der Schachtel, die ich aus der Kunststoffkugel holte, war ich schon ganz nah am Ziel, denn das war die unmittelbare Verpackung der Uhr. Das war ihr Nest. Vorsichtig zog ich die dekorative Umhüllung herunter, holte Luft und öffnete das Ding.

“Ja! Da ist sie, meine neue Raketa”, dachte ich. Auf ein unglaublich dickes, rotes, kuschelweiches Polster war sie geschnallt. Sie ist sehr schön gefertigt. Makellos. Genau so hatte ich sie mir vorgestellt. Noch im Garten zog ich sie auf. Seidenweich geht das. Vor kurzem hab ich eine Uhr aufgezogen, das hörte und fühle sich an wie das Aufziehen eines alten Wecker. Gar kein Vergleich. Ja, diese Uhr muß man aufziehen. Sie ist keine Automatik. In ihr werkelt das Handaufzugkaliber 2609HA, wie bei den BIG ZERO aus der Sowjetzeit. Diese Art von Uhr braucht die Fürsorge ihres Besitzers genau so, um am Leben zu bleiben, wie ein Tamagotchi. Das Aufziehen einer Uhr, finde ich, ist allerdings eine um einiges intelligentere Tätigkeit.my_ruskie_blog_raketa_classic_n019_zero_008

Design ist Geschmackssache. Über Geschmack lässt sich streiten. Was aber keinen Sinn macht. Wir wollen eh nicht alle das Gleiche haben. Mir gefällt das Aussehen dieser Uhr einfach, und ich könnte gar nicht sagen, warum eigentlich. Ich glaub, das muß man gar nicht begründen können. Auch wenn’s vielleicht ein blöder Vergleich ist, die BIG ZERO gehört irgendwie zu Raketa, wie der Berlinetta Boxer zu Ferrari oder der 911 zu Porsche. Das waren einfach gute Ideen und ein sehr eigenständiges Design. Sowas mag ich.

Auch das Stahlband kann sich sehen lassen. Man kann sie auch mit Lederband kaufen. Kostet das selbe. Dieses Stahlband fühlt sich sehr hochwertig an. Die Faltschließe hat keinen Sicherheitsbügel, dafür seitlich zwei kleine Drücker zum Entriegeln. Scheint recht sicher zu sein. Insgesamt war mir dieses Uhrband allerdings etwas zu lang. Nicht jeder hat dicke Arme, drum kann man es kürzen. Also mit der neuen Uhr ab in den Keller, ein Stück Pappe auf die Werkbank gelegt und mit einem dünnen, spitzen Werkzeug links und rechts der Schließe ein Glied entfernt, was recht einfach geht. Ein mulmiges Gefühl ist es trotzdem. “Mach jetzt was falsch, ruiniere das Ding, und ich dreh durch!” dachte ich. Ist aber alles gut gegangen. Nun passt sie perfekt. Etwas locker, nicht zu fest. So, wie ich das mag. Ach ja, eines ist mir auch gleich aufgefallen. Eine Vostok ist – meistens – laut wie ein Traktor. Diese Raketa ist leise. Raketa sind generell nicht so laut wie Vostok. Diese scheint gut isoliert zu sein. Die Grünen werden sich freuen. Keine Lärmemission. Fast schade. Ich mag den Klang einer mechanischen Uhr sehr gerne. Das lebt.

my_ruskie_blog_raketa_classic_n019_zero_004 my_ruskie_blog_raketa_classic_n019_zero_006 my_ruskie_blog_raketa_classic_n019_zero_007
Bild Mitte: Raketa neu aus St.Petersburg und Raketa alt aus Leningrad

Wieso hab ich mir eine neue BIG ZERO gekauft, wo ich doch eh schon drei aus Sowjetzeiten hab? Ganz einfach. Ich hab inzwischen eine nette Anzahl Uhren von Raketa. Allesamt recht hübsch und sehr zuverlässig. Und recht genau. Manche außergewöhnlich genau. Alle tragen sich sehr angenehm. Ich hab diese Dinger einfach ins Herz geschlossen. Raketa stand wie Vostok  nach der Auflösung der Sowjetunion praktisch vor dem Ende. Vostok hat es mit Müh und Not, und staatlichen Aufträgen, grade noch geschafft, und Raketa auf Initiative eines enthusiastischen Ausländers, der in Russland lebt, und der nicht nur am schnellen Reibach interessiert war, ebenfalls. Während man bei Vostok nicht so genau weiß, wo die Reise hin geht, scheint der Eigner von Raketa das Geschäft gut zu verstehen und die richtigen Leute um sich zu scharen. Er konzentriert sich hauptsächlich auf den russischen Markt, aber nicht auf das Billigsegment. Offenbar ist das auch die einzige, wirkliche Chance, zu überleben. Hohe Qualität zu einem Preis, der der Firma das Überleben auf Dauer sichert. Große Mengen und billig kann China besser. Dieser Spagat ist heute sicher nicht ganz einfach, der Konkurrenzkampf hart. Raketa kann heute wieder eher auf selbstbewusstere Russen hoffen, die auch eigene Produkte schätzen, und auch auf eine stetig wachsende Fangemeinde außerhalb Russlands zurückgreifen. Ich würde es sehr bedauern, sollte es trotz allem plötzlich heißen, bei Raketa sind die Lichter ausgegangen. Raketa ist noch eine echte Manufaktur, die alles selber herstellen kann. Wieso nicht eine Uhr aus Russland? Ich hab jetzt neben meinen alten Sowjetskie aus Leningrad auch eine hübsche, neue Russin aus St.Petersburg. Das gefällt mir.

Schönen Tag noch.

Zu Raketa Big Zero
Zu Raketa Kaliber 2602/03
Zu Raketa Kaliber 2609
Zu Raketa 2610, 2209, Automatik und anderen Besonderheiten
Zu Raketa Baltika 2609 Kleinsammlung – Sixpack

17. November 2015

Alpha Seagull SG2903 Chronograph + Alpha GMT Master

Filed under: صنع في الصين - anihC ni edaM — Benzin @ 15:26

Ich sag’s ganz ehrlich. Ich hatte nie etwas gegen chinesische Produkte. Chinesisches Essen zum Beispiel ist gut. Besonders chinesisches Essen in China. Hervorragend! Aber mit Vorsicht zu genießen. Je weiter man in den Süden kommt, desto würziger wird das ganze. Es kann schon passieren, dass du in Kanton nach einem einzigen Schluck Suppe zum feuerspeienden Drachen mutierst. Aber du lernst schnell. Ein oder zwei Portionen Reis in der Suppe lindern die Schärfe so weit, dass das Zeug tatsächlich genießbar wird. Also, einen Sack Reis aus China hätte ich jederzeit gekauft. Ein technisches Produkt? Eher nein. Ich will aber jetzt einmal alle Vorurteile beiseite lassen und komm einfach zur Sache. Uhren aus China? Ja. Wieso nicht? Die sind besser, als man mit all seinen Vorurteilen glaubt!

my_chinesewatch_blog_alpha_chrono_002Welche Voraussetzungen muß eine Uhr für mich erfüllen, damit ich sie kaufe? Meine ganz persönliche Antwort darauf lautet: Eine Uhr muß zuerst einmal zuverlässig über eine längere Zeit hinweg ziemlich genau die Zeit anzeigen, sonst taugt das nichts. Und sie muß mir gefallen. Und wenn ich jetzt weiter drüber nachdenke, dann fällt mir nichts mehr ein, was eine Uhr, eine Uhr für den täglichen Gebrauch, sonst noch erfüllen müsste. Die Uhr, von der hier hauptsächlich die Rede ist, ist eine Alltagsuhr.

Zu den Chinesen kam ich durch’s Reden. Durch’s Reden kommen nicht nur die Leut zusammen. Man hört und erfährt auch manchmal Dinge, die man gar nicht hören wollte. Manchmal kam es vor, dass mich jemand fragte, welche Uhr ich da trage. “Och”, antwortete ich da meistens, “das ist eine Vostok/Raketa/Poljot/was immer”. “So?” Etwas ratloses Gesicht. “Woher kommt die?” “Aus Russland. Oder besser gesagt, die wurde in der ehemaligen Sowjetunion gebaut.” Manchmal ist das Gespräch hier beendet. Einer hat mich dann noch gefragt, “Gibt’s da überhaupt noch eine Batterie dafür?” Ich hab “nein” gesagt.

Manchmal verläuft das aber auch ganz anders. Er fragt – es sind immer nur Männer, die fragen – welche Uhr das ist. Ich sag, sie ist russisch. Er nickt, sagt “Aha”, schaut sie sich an und zeigt mir dann seine Uhr. Die, die so fragen, haben meist eine ziemlich ausgefallene Zwiebel am Handgelenk. Riesige Dinger, groß und schwer wie Kanaldeckel, aber meist mechanisch. Und meist aus China, Pakistan, Indien oder was weiß ich. Die fragen, weil sie selber so einen komischen Vogel haben und seltsame Zeitmesser mit sich herum schleppen. Die kenne auch die blöden Fragen wie oben erwähnt, und machen sich nichts draus. Wie ich. Und so wurde ich auf Uhren aus China aufmerksam. Ich bin nämlich ziemlich neugierig. my_chinesewatch_blog_alpha_chrono_001

Wenn man keinen Markennamen kennt, ist es gar nicht einfach, nach einer chinesischen Uhr zu suchen. Also wonach suchen? Uhr aus China? Da kommen hauptsächlich Fragen wie “Sind €25.- nicht ein bisschen viel für eine China Uhr?” Oder das Ergebnis sind unglaublich verzierte Modeuhren. Vergiss es. Also nochmals. “Chinese Watches”. Meist kommt man zu gleichartigen Ergebnissen, nur auf englisch. Also nochmals. “Chinese Watch Wiki”. Bingo! Das ist ein Anfang. Damit kann ich was anfangen. Das interessiert mich. Und irgendwie, auf Gottes verschlungenen Wegen, fand ich ALPHA, und entdeckte die chinesischen Uhren aus Maos Zeit. Aber das ist eine andere Geschichte. Von den ALPHA haben mir ein paar auf Anhieb gefallen. Was mach ich, wenn mir was gefällt, worüber ich aber nicht die geringste Ahnung hab? Ich such nach Infos. Die findet man heutzutage genug, nur ist es schwer, aus diesen Informationen eine sinnvolle Schlussfolgerung zu ziehen.

Eine nicht wirklich gute Idee ist es, sich als deutschsprachig Interessierter nur auf Informationen aus deutschsprachigen Foren zu verlassen. Das ist zumindest meine Erfahrung. Selten findet man brauchbare Beschreibungen des Artikels, meistens wird lamentiert, wie schlecht Uhren aus China seien. Ist ja offenbar alles Schrott, was die Schlitzaugen produzieren. Oder es sind Fälschungen. Nur Schweizer und Deutsche können Uhren bauen! Das war schon immer so.  Danke. Klick und weg. Aber nicht jede Info ist Schrott. Gibt auch brauchbares.

my_chinesewatch_blog_alpha_chono_black_001_thumb.jpgIn englischsprachigen Foren tummeln sich genau die gleichen Spießer, aber nicht so zahlreich. Da geht’s durchwegs lockerer zu. Von “Fake” und “Ripoff” ist dann zwar auch die Rede. Doch dann meldet sich ein offenbar forumsweit bekannter Luxusuhren Besitzer und meint “Na, so übel ist die gar nicht. Ich hab mir eine gekauft, weil ich neugierig war”. Also offenbar einer, der Erfahrung aus erster Hand mehr schätzt als das Geschwätz anderer. Oder der eine Uhr zum Ruinieren braucht. Für die Gartenarbeit, oder so. Und der meint dann, sie ist gut verarbeitet, schaut insgesamt nicht übel aus, trägt sich angenehm und geht fast so genau wie seine Rolex. Und seine Omega stellt sie in den Schatten. Und dann meint der noch, es sei ja auch irgendwie kein Wunder, weil Seagull, der Hersteller des Werkes, modernste Werkzeugmaschinen im Einsatz habe und es damit alleine nicht mehr gar so schwierig sei, gute Qualität zu produzieren. Von einer ansprechenden Qualitätskontrolle könne man durchaus reden, denn Seagull sei bestrebt, die Leiter der Uhrenhersteller Hierarchie stetig hoch zu steigen. Die wollen und können sich Schrott nicht mehr leisten. Und dann setzt genau der noch eines drauf. “Fälscht oder fälschte Rolex eigentlich auch Uhren? Die Submariner sieht der Blancpain Fifty Fathom nämlich zum verwechseln ähnlich, und die Blancbain war über ein Jahr früher auf dem Markt! Wer hat da wen imitiert?”. In diesem Moment fielen mir ein paar Uhren von Sinn ein, die einer Breitling verblüffend ähnlich sind. Hat sich darüber schon einmal jemand aufgeregt?

Es stimmt schon, wenn man sich die beiden Alpha, die ich hab, anschaut, ist eine verblüffende Ähnlichkeit mit Rolex nicht zu übersehen. Das fällt einem aber erst auf, wenn man diese Modelle überhaupt kennt. Mir war diese Ähnlichkeit bei der Auswahl, also bevor ich sie kaufte, nicht bewusst. Ich kenn das Aussehen der Rolex nicht, weil sie mich nicht interessieren. Aber die Stoppuhr, die ich von Alpha gekauft hab, die sieht einer schwarzen Rolex Daytona aus den 60er Jahren mit dem Werkscode 6263 wirklich auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Aber Fälschung? Steht da Rolex drauf? Nein! Wird sie als Rolex angeboten? Nein, auch nicht. my_chinesewatch_blog_alpha_chono_black_002

Wird sie als Hommage einer Rolex angeboten? Ja. In der Tat, das wird sie. Nicht direkt einer Rolex, aber sie wird als “Paul Newman Homage” angeboten. Es gibt allerdings keine „Paul Newman“ Uhr. Es gibt nur eine Rolex Daytona, und darauf bezieht sich diese Homage ganz offensichtlich. Paul Newman trug halt, und das nur durch Zufall, eine Rolex und hat dem Uhrenhersteller damit offenbar einen großen Gefallen getan. Was hat es mit dieser „Newman Rolex“ überhaupt auf sich? Dazu muß man ein wenig ausholen.

Ganz grob soll das so gewesen sein: Ende der  60er Jahren drehte Paul Newman einen Film über einen Rennfahrer, der das berühmte 500 Meilen Rennen in Daytona gewann. Ich kenn den Film nicht. Er hat auch grundsätzlich überhaupt nichts mit der Rolex zu tun, er trug in diesem Film offenbar eine Rolex Daytona. Oder mußte eine tragen. Und natürlich wurden Bilder mit Paul Newman veröffentlicht, auf denen diese Uhr zu  sehen war. Das soll den Mythos dieser Uhr begründet haben. Andere Quellen bringen das wieder anders. Nach Fertigstellung dieses Films soll Newmans Frau Joanne Woodard ihrem Mann eine Rolex Daytona geschenkt haben, die er angeblich bis zu seinem Lebensende trug. In einem schönen Artikel von John E. Brozek wiederum liest man, Newman wäre sich nicht einmal bewusst gewesen, diese Uhr beim Filmdreh getragen zu haben.

Paul Newman und Rolex Daytona, das ist natürlich was. Besonders für Rolex. Das lässt sich ausschlachten. Diese Uhr, die Newman dann angeblich bis an sein Lebensende trug, soll nach bestimmten Quellen eine weiße Daytona mit verchromten Tachymeter Ring gewesen sein. Wenn man DIESEN (schönen) Artikel liest und sich vor allem die Bilder anschaut, sieht es wieder so aus, als hätte er, unter anderem, genau so oft den schwarzen „Rolex Daytona Cosmagraph“ getragen. Offenbar ist der Daytona Mythos irgendwann außer Kontrolle geraten. Von wem der in die Welt getragen wurde, ist mir unbekannt. Vielleicht von Rolex selbst. „Product placement“ ist ja heute selbstverständlich und war vielleicht auch damals nicht neu, nur aufgefallen ist es keinem. Spielt aber keine Rolle. Gerhard Berger und Aerton Senna trugen auch gerne Uhren von Tag Heuer. Zumindest, so lange sie dafür bezahlt wurden. Jahrzehnte später hat sich die Firma Alpha, so schaut’s aus, mit einer verblüffend ähnlichen Uhr an diesen Daytona-Mythos angehängt. Wen kümmerts?

Welchen Sinn macht es, über all diesen Unsinn zu diskutieren? Die Alpha kostet im Moment €165.-, die Rolex Daytona ein (sehr viel) Vielfaches! Nimmt Alpha Rolex Kunden weg?  Ich würde jetzt eine Wette anbieten. €10.- auf die Hand. Ich wette, dass 99% aller Leute, die mir auf der Straße begegnen, keine Ahnung von der Existenz einer Uhr mit dem Namen Rolex Daytona haben. Und von diesem einen Prozent, das von der Existenz dieser Uhr weiß, haben sicher 90% nie eine in der Hand gehalten oder gar eine gekauft. Also vergiss es.

Was gibts zu dieser Uhr von ALPHA speziell zu sagen? Sie geht sehr genau, ist schön verarbeitet, besitzt einen Glasboden, durch den man dem Werk beim werkeln zuschauen kann, und alles funktioniert genau so, wie man es von einer modernen, oder überhaupt von einer Uhr, erwartet. Und sie trägt sich sehr angenehm. Ich trag sie oft.

Weil ich den Daytona Verschnitt so hübsch fand, hab ich mir auch noch eine Alpha GMT Master gekauft. Schaut auch – auf den ersten Blick zumindest – wie eine Rolex aus und ist vielleicht nicht so empfindlich wie die Stoppuhr. Glaub ich halt. Hat nur €98.- + Versand gekostet. Mann, bin ich stolz. Ich wollte nie eine Rolex haben. Jetzt hab ich zwei. Hihi……..

Einen schönen Tag noch.

Older Posts »

Powered by WordPress