Auf den Tag genau am 25. März vor einem Jahr sind wir vom Parkplatz Eibenboden losgegangen. Zuerst entlang der Erlauf zum Trefflingfall, um dann über die kleinen Orte Nestelberg und Gsoll den Nestelberg 1057m zu besteigen, von dem man, wie ich las, eine wunderschöne Aussicht hinunter nach Trübenbach und zum Rauen Kamm des Ötscher haben soll. Ab dem Parkplatz war tiefster Winter, es war recht kalt, der Schnee lag hoch, aber die Bedingungen waren trotz allem recht gut und wir hatten großen Spaß. Der Spaß hielt bis in die Hänge zum Gipfelanstieg an. Wir hatten ab Gsoll nicht den Weg, der, so vermute ich, beim Bau der Hochspannungsleitung angelegt wurde, zum Gipfel genommen, sondern waren auf der Forststraße weiter bis zu besagter Leitung gestapft (dort lag der Schnee schon unangenehm hoch und er war nicht mehr recht tragfähig), um der Schneise unterhalb der Leitung zum Gipfel zu folgen. Ich hatte das für eine gute Idee gehalten, aber leider, dem war nicht so.
Wir sind am Hang oberhalb einer Forststraße im tiefen Schnee einfach versumpft. Ich hab dann eine kleine Plattform ausgetreten, wir haben gerastet, kurz beraten, ob wir einzeln das Stück da hoch krabbeln und der jeweils andere einstweilen hier bei Eddie bleibt, aber Sonja bestand darauf, entweder alle drei, oder keiner! So haben wir dort umgedreht und dabei eigentlich beschlossen, im nächsten Jahr am selben Tag wieder zu kommen und die Sache besser zu machen. Die Tour war trotzdem unglaublich schön und bleibt uns sicher in Erinnerung.
Ein neues Jahr, ein neuer Versuch, ein neues Glück.
Abfahrt gegen 7 Uhr vom Hochkogel bei Neuhofen, Kaffeepause an der Tankstelle in Gaming (Tanken würde ich im Moment dort nicht, weil Benzin und Diesel um 20 Cent teurer ist wie bei uns) und dann fahrt in die Tormäuer.
Abmarsch Parkplatz Eingang Tormäuer. Strecke: Parkplatz 444m – Trefflingfall/Engstelle Tormäuer – Brücke – Nestelberg (Ort) – Gsoll – Nestelberg 1057m – Gsoll – Nestelberg – Brennwiese – Gnadenberger – Kassteig – Parkplatz
Dauer mit allen Pausen und unzähligen Spielereien: 6 Stunden 30 Minuten
Wetter: Temperatur am Morgen -2°C bei blauem Himmel, Tageshöchstwerte gefühlt 20°C oder auf Deutsch, Kaiserwetter.
6:43 Uhr. Blick vom Hochkogel Richtung Ötscher (der ist hier im Dunst nicht zu sehen, weil zu weit weg)
7:41 Uhr. Wir sind abmarschbereit. Das Fahrzeug im Vordergrund ist das Auto meines verstorbenen Vaters, das durch kuriose Umstände nach mehr als zwei Jahren zu mir zurückgekehrt ist. Ich hab es zurückgekauft. Das ist auch etwas, was ich mir nie gedacht hätte. Das Auto meines Papa ist wieder bei mir daheim. Passt optimal für Wanderungen, weil der kleine Opel überall Platz hat.
Gleich neben dem Parkplatz ist die Erlauf, die bei Pöchlarn im Bezirk Melk als stattlicher Fluß in die Donau mündet.
Wir folgen zuerst einmal dieser Forststraße aufwärts, um dann wieder direkt bis zur Erlauf abzusteigen.
Der Abstieg zur Eibenbachmühle ist noch ein Fahrweg, ab dann nur mehr Steige und Natur pur.
Rastplatz Eibenmühle.
Rastplatz Eibenmühle 25. März 2021 um 8:48 Uhr
Der Steig windet sich immer relativ nah am Ufer dahin, wird aber von Jahr zu Jahr, soweit ich das sehe, verbessert. Vor 20 Jahren war das noch ein recht wilder Steig mit einigen Passagen, die nicht mehr so einfach für jedermann passierbar waren.
Umgeschnitten am 15. März 2022, sagt die Aufschrift.
Unfassbar viel Laub, das in der Sonne kupferfarben leuchtet. Hier wurde auch über eine längere Strecke ein Geländer angebracht, das letztes Jahr noch nicht da war.
Rastplatz Trefflingfall. Hier gibt es sogar ein Häuschen, in dem man seine Notdurft verrichten kann. Inklusive Klopapier!
Der Trefflingfall, der in Kaskaden insgesamt rund 100m in die Tiefe stürzt.
8:27 Uhr. Die Engstelle beim Toreck, bei der in den 60er Jahren eine 50m hohe Staumauer gebaut werden sollte.
In dieser kleinen Grotte erzählen sie dir keinen vom Pferd, sondern vom Hund.
Meine Begleiterin von “Betreutes Wandern” sagt, das ist etwas besonderes. Was, hab ich leider vergessen. Ich hab’s nicht so mit Ackerbau und Viehzucht.
8:51 Uhr. Der Aufstieg durch den Wald nach Nestelberg ist wunderschön.
8:55 Uhr. Wir erreichen einen Punkt, von dem aus wir erstmals aus der Schlucht hinaus sehen. Jetzt wird die Sonne unser ständiger Begleiter. Meistens jedenfalls.
Ein Wegkreuz, das ich im letzten Jahr übersehen haben muß. Da bin ich wohl im tiefen Schnee vorbei gekeucht, ohne es zu registrieren.
Die ersten Anzeichen von Nestelberg
10:37 Uhr vor einem Jahr an ziemlich der gleichen Stelle.
9:18 Uhr. Eingang Nestelberg 2022
10:39 Uhr. Eingang Nestelberg 2021
Hier sind wir im letzten Jahr über eine große Wächte in den Ort gekrochen.
Wir gingen damals an den paar Hütten und Häusern vorbei, es war überraschenderweise sogar schneefrei auf der Sonnenseite, um den Weiterweg nach Gsoll zu suchen und trafen dabei an einem sonnigen Platz auf einen alten Herrn, der im Rollstuhl vorm Haus saß. Wir frugen ihn nach dem Weiterweg und unterhielten uns ein Weilchen. Als wir heuer hier den Ort betraten, dachten wir beide, Sonja wie ich, an diesen alten Herrn und ich sagte noch so beiläufig, “Das wäre ein Hammer, wenn der alte Herr wieder vorm Haus sitzt!” Ja, was soll ich sagen? Ich muß direkt schlucken, wenn ich dran denke. Als wir wieder bei den Hütten und Häusern vorbei gingen zum Weg nach Gsoll, den wir ja Dank der Info des alten Herrn vom Vorjahr kannten, saß dieser tatsächlich wieder in seinem Rollstuhl vorm Haus in der Sonne. Ich war ganz verdattert und sagte “Grüß Gott. Als wir auf dem Tag genau vor einem Jahr hier vorbei nach Gsoll gingen, saßen sie ebenfalls hier und haben uns den Weg erklärt. Es freut mich, sie wieder zu sehen”. Er lächelte ein wenig verlegen und erklärte uns nochmals den Weg nach Gsoll, aber ich glaub, er konnte sich nicht mehr an uns erinnern. Spielt auch keine Rolle. Wir verabschiedeten uns nach einigen weiteren Worten und ich meinte noch, “Na dann bis zum nächsten Jahr, zur selben Zeit an der selben Stelle”. Er aber meinte “Na, das glaub ich nicht”, und auf einen Einwand meinerseits, “Schauen wir einmal. Vielleicht”. Ich weiß nicht, ob ich diesen alten Herrn jemals wieder sehe, aber ich wünsche ihm noch ein langes und relativ gemütliches Leben da oben in Nestelberg. Da das Haus, vor dem er saß, noch alte Markierungen und Aufschriften eines Wirtshauses trägt, könnte dieser Herr vielleicht sogar der ehemalige Wirt von Nestelberg sein. Ich selber kann mich an kein offenen Wirtshaus in Nestelberg erinnern. So oft war ich nicht dort oben.
Nein, das ist keine Aufnahme vom letzten Jahr. Die ist aktuell. Das ist aber nicht wirklich viel Schnee, sondern eine eher dünne Schicht stückweise beinharten Firns, der sich aber gut geht.
Nachdem uns der Weg vom letzten Jahr vertraut ist, wenn auch unter komplett anderen Bedingungen, kommt uns die Entfernung von Nestelberg nach Gsoll nur mehr halb so lang vor. Es ist ja auch wirklich nicht sonderlich weit. Dafür war es im letzten Jahr, bedingt durch den tiefen Schnee, einigermaßen mühsam.
10 Uhr. Gsoll in Sicht. Man merkt, wir nähern uns der 1000 Meter Marke. Selbst in der Sonne liegt der Schnee noch recht hoch. Uns ist aber trotzdem nicht kalt.
Ist schon Nestelberg ein sehr kleiner Ort mit nur wenigen Häusern, ist Gsoll noch viel kleiner. Das sind wirklich nur ein paar Häuser und Hütten.
Entweder stand der letztes Jahr noch nicht da, oder es wird Zeit, wieder einmal eine Flasche Essig zu trinken. Das entkalkt angeblich. In Holz wird der berühmte Ötscher Bär geehrt, in Original gejagt und getötet. Vor Russlands Krieg gegen die Ukraine war der Ötscher Bär (davor die Trud und andere Sagengestalten, aber die haben kein Geld gebracht) an allem Unglück Schuld, jetzt ist es Putin.
Ich glaub, mich knutscht ein Bär!
Heuer gehen wir einen anderen Weg als letztes Jahr, um den Nestelberg zu besteigen. Wir gehen durch Gsoll durch, folgen der Straße in einem scharfen Rechtsbogen und biegen beim nächsten Feldweg gleich scharf links in den Wald ab. Dieser Traktorweg führt direkt nach oben zu den Masten und zum Gipfel.
Eddie kugelt wieder freudig im Schnee herum.
Eine Gravur nicht für die Ewigkeit, sondern bestenfalls für ein paar Stunden.
Zwei Schlümpfe am Gipfel des Nestelberg 1057m
Wunderschöner Ausblick nach Trübenbach und in die Ferne.
Wenn es nach den Grünen Troglodyten ginge, wären hier wahrscheinlich keine Strommasten, sondern Steinkreise, in denen sie den Göttern der Dummheit opfern könnten. Strom kommt ja aus der Steckdose.
Der Ötscher und der Rauhe Kamm sind ganz nah.
Wir rasten hier einmal ordentlich.
Nein, mir sind nicht die Haare ausgefallen. Das war Sonjas Werk, “Damit du was siehst, sonst mußt du deinen Hut aufsetzen”. Offenbar findet sie, der Hut schaut Scheiße aus, aber mir ist eigentlich lieber, wenn nur der Hut Scheiße ausschaut. Gottlob sind wir niemandem begegnet, der mich kennt.
Der Sepp hat hier sein Ölfass vergessen. Ob es der selbe Seppl ist, über den es einmal ein Lied gab?
”Sepp, Sepp, sei kein Depp, die Zukunft ist der Alpenrap. Sepp, Sepp, mach sie heiß mit deinem Edelweiß!” Der Sepp sagt, “Ho, Ho, Ho, Holodarodio”. Ah ja, jetzt fällt’s mir wieder ein. Das war die EAV mit dem Alpenrap. An was man nicht alles angesichts eines alten Ölfasses im Schnee erinnert wird!
Gleich neben den technischen Wunderwerken der Menschheit stehen Wunderwerke der Ameisen.
10:57 Uhr. Es nützt ja alles nix, wir müssen wieder gehen. Neugierig, wie wir sind, gehen wir nicht einfach den Weg, den wir gekommen sind zurück, sondern vorher zu diesem ersten Strommasten unterhalb der Gipfelfläche. Dabei machen wir eine Entdeckung. Diesen Mast kennen wir. DAS ist der Mast, den wir am 25. März 2021 von unten gesehen hatten, von dem wir aber nicht wussten, daß es der letzte vor der Gipfelfläche war! Und weil wir heute eine trockene, ja sogar warme Wiese hier hatten, beschlossen wir, nicht dem Aufstiegsweg runter zu folgen, sondern dem Weg, der im letzten Jahr unser Aufstieg gewesen wäre. Das ging heute ganz locker und es war richtig schön, hier zu gehen.
Das Gras ist trocken wie Heu, der Seidelbast blüht. Was für eine Pracht!
Ich hab am Telefon die Bilder von unseren Touren gespeichert. Ist heutzutage ja kein Problem mehr.
Das war die letzte Aufnahme am 25. März 2021, bevor wir umkehrten. Das Bild oben ist von ziemlich der selben Stelle aus aufgenommen wie das Bild darunter. Man erkennt es am kleinen, grünen Baum, der am unteren Bild genau in der Bildmitte ist. Das heißt, trotz der beschissenen Bedingungen wären wir vielleicht noch 15 Minuten vom Gipfel entfernt gewesen. Andererseits, ich hätte Eddie durchwegs trage müssen. Der Schnee war tief und so weich, daß er den Hund mit seinen rund 6kg nicht mehr tragen konnte und Eddie ist bis zum Bauch hilflos im Schnee gestanden.
Rückblick zum Abstiegsweg. Was heute so einfach und problemlos ausschaut, war letztes Jahr eine richtige Schinderei durch tiefen, weichen Schnee und der unbedeutende, einfache Hügel da vorne bei den Strommasten war (ohne Schneeschuhe) ein nervtötendes Hindernis. Heute muß ich lachen, wenn ich das sehe. Voriges Jahr war uns weniger zum Lachen zumute.
Auf dieser Forststraße gingen wir in weitem Bogen nach Gsoll zurück und von dort den selben Weg wie im Aufstieg nach Nestelberg runter.
Das kennen wir vom Aufstieg und deshalb rasten wir hier ausgiebig. Wir befinden uns hier genau über Nestelberg. Da vorne ums Eck ist kein Schnee, sondern warme Wiese!
Einfach faulenzen ist gut für Körper und Seele.
In Nestelberg folgen wir der Asphaltstraße an diesem Wegkreuz vorbei bis zum Abzweig, wo der linke Ast bergauf führt und der rechte bergab. Wir folgen dem rechten Ast.
Dieses Wegkreuz ist neuer als meine Karte.
Wir gehen an der Gabelung rechts weiter
und kommen an einem weiterem Wegkreuz vorbei, das auch nicht eingezeichnet ist.
Weil wir grade absolut nichts besseres zu tun haben, steigen wir nach der Brennwiese und nach Gnadenberger (Bezeichnungen auf der Karte) zum Mugel hoch, der auf der Karte mit 746m verzeichnet ist.
Wir sind ganz offensichtlich nicht die Einzigen, die dort raufgehen. Ein schönes, breites Brett liegt dort als Bank und die Aussicht kann sich sehen lassen.
Ein bissl mit dem Zoom nachgeholfen schaut das so aus.
Nur ein Stück weiter beginnt der Zustieg zum Kassteig
Am Anfang geht’s recht beschaulich an einem Wegkreuz vorbei (in der Karte eingezeichnet) durch einen schönen Wald
Dann wird das Gelände recht steil und der Weg schlängelt sich wunderbar durch den Blätterwald.
Sonja findet dort diesen seltsamen Felsbrocken. Ein Stein, der von einer anderen Gesteinsart eingeschlossen ist. Ich hab das Ding in den Rucksack gesteckt und mit nach Hause genommen. Jetzt liegt er als Andenken an diese schöne Tour am Fensterbrett meiner Küche.
Dieser Steig, dieser Wald, das viele Laub, dies alles ist so schön, daß wir hier mitten im Wald etwas tun, was ich seit sicher 20 Jahren nicht mehr gemacht hab. Nein, Depp! Wir haben einen Steinmann gebaut. Da lag mitten am Weg ein größerer Steinbrocken, der wohl von oben hierher gerollt war und über diesen Brocken haben wir einen Steinmann gebaut.
Die Farben sind fast kitschig und das Laub zeitweise dermaßen tief, daß es Eddie fast so ging wie letztes Jahr im Schnee unterm Nestelberg. Er ist bis zum Bauch, teilweise tiefer, in den Blättern versunken.
Aus so einer Perspektive wird normal selten fotografiert, aber wie ich da am Boden lieg und Blumen fotografiere…….
versucht da jemand, meine wissenschaftliche Arbeit zu stören……….
Ein Abschnitt dieses Weges ist mit seinem tiefen Laub sehr unangenehm zu gehen, weil sich drunter hart gefrorener Schnee verbirgt, den man nicht sieht. Man droht nur plötzlich und ständig auszurutschen und weiß nicht, warum. Man muß tief im Laub graben, bis man das Eis findet.
Das ist die Straße, die links nach Lackenhof und rechts zurück zum Parkplatz führt. Ich hab mich da früher oft herumgetrieben, aber diesen Steig kannte ich nicht.
Der Bach, den man auf der Brücke überquert, entspringt genau hinter der Brücke. Genau genommen kommt der Bach mit großem Druck aus dem Fels geschossen.
Von hier sehen wir den Bach, der grade ein Stück weiter hinten aus dem Fels entsprungen war, in die Erlauf münden und auf der anderen Seite der Erlauf befindet sich der Parkplatz, wo das Auto steht. Vielleicht noch 500m, dann ist unsere Tour beendet.
Bei diesem letzten kurzen Stück kommen wir an noch zwei weiteren Quellen vorbei, die mit Rohren unter der Straße hindurchgeleitet werden.
Hier nochmals diese beiden Quellwasserfälle von der anderen Erlaufseite.
14:05 Uhr. Noch einige wenige Meter, dann ist unsere Tour beendet. In Gaming kehren wir nochmals bei der Tankstelle ein, um einen ein Euro Kaffee vom Automaten zu trinken und im Flohmarkt zu schmökern, dann fahren wir Heim.
Karte zur Tour ohne Gipfel bis/von Gsoll