Die Idee zur höhen Zölz kam eigentlich durch die Witterung zustande, die im Moment herrscht. Nicht mehr Winter, aber auch noch nicht ganz Sommer. Erst am 8. Mai sind wir am Weg zum Gamssteingipfel auf halbem Weg zwischen Niederscheibenbergalm und Moaralm im Schnee versumpft, beziehungsweise wir haben unter der Schneedecke den Weg verloren. Noch vor zwei Wochen waren die Berge oberhalb von 1600m weiß, was bedeutet, daß man sich im sulzigen Schnee hochwühlen müsste, wollte man zu höheren Gipfeln aufbrechen. Das trifft zumindest in schattigen Lagen zu. In sonnigen Lagen sind die Hänge weitgehend schneefrei. “Was tun wir, wenn der Eisenerzer Reichenstein, eines unserer Wunschziele, noch nicht begehbar (vor allem mit Eddie!) ist?” Ich hab auf der Karte nachgeschaut, den Weg über Krumpenhals und Reichenhals, der ebenfalls zum Reichenstein führt, gefunden (den ich nicht kannte) und dabei bin ich auf die Hohe Zölz gestoßen. Von diesem Berg hatte ich weder gehört noch gelesen, geschweige denn, das ich ihn jemals (bewusst zumindest) gesehen hätte. “Schauen wir uns das Ding einfach einmal an!” haben wir gesagt und sind am Montag, nachdem wir den Zustieg zum Gößeck erkundet hatten, in den Krumpenbachgraben gefahren, um wenigstens die Parkplätze auszukundschaften. Selbst das war ein Kunststück, weil Feiertag war. Die Parkplätze waren alle zum Bersten voll.
Mittwoch, 31. Mai 2023
Am Mittwoch kamen wir um die Mittagszeit grade vom Besuch des Hangar 8 am Hinterstiosser Flugplatz in Zeltweg am Abzweig vorbei, als wir blitzartig beschlossen, zum Parkplatz am Ende des Grabens zu fahren und zu Fuß eine Runde zu drehen. Dabei hofften wir, wenigstens einen Blick auf die Hohe Zölz erhaschen zu können. Wir haben das Auto am letzten Parkplatz vor der Hirn Alm abgestellt (Schranke war geschlossen) und sind dann, anstatt daß wir nach rechts oben zur Schotterstraße gegangen wären, gleich links neben dem Bach gradeaus ins Gelände gestiefelt in der Meinung, wir kämen hier zur Hirn Alm und zur Hohen Zölz. Was ja auch nicht ganz falsch war.
Die Straße führte stätig aufwärts zum Abschluß eines kleines Tales, wo Häuser standen.
Selbstverständlich hatten wir weder Wasser noch Karte mit. Wasser gab es hier am Brunnen und Karte muß man bei einem Spaziergang nicht unbedingt mitnehmen. Es gab ja das eine oder andere Schild, auf dem etwas von einem Almrundwanderweg stand. Das muß genügen. Ist nicht so wichtig, zu wissen, wo man ist. Wird komplett überbewertet.
Irgendwo stand da auf einer Hütte etwas von einer Rahmalm, von der wir noch nie gehört hatten und urige Ski konnte man bestaunen.
Von da unten irgendwo sind wir hier herauf gestiefelt. Am Talschluß scheint zuerst eine Straße im weiten Bogen in unsere gewünschte Richtung zu führen, aber dann bemerken wir, daß diese Straße endet und wir nehmen einen deutlich ausgetretenen Pfad quer über die Almwiese auf die andere Seite.
Hoffentlich finden wir da wieder runter zum Parkplatz, sonst wird das lustig.
Keine Ahnung, was wir da sehen, aber schön ist es.
Das da drüben scheint das Gößeck am Reiting zu sein, wo wir gestern waren.
Ein Stück weiter steht ein Schild, daß es sich hier um den Abzweig zur Krumpenalm handelt. Also haben wir schon etwas sinnvolles gefunden.
Jetzt ist uns klar, wo wir sind und wir wissen jetzt auch, wo der Hund gleich am Anfang unseres Spazierganges begraben lag. Jetzt haben wir auf jeden Fall morgen ein Problem weniger. Wir kennen die Lage der Hirn Alm. Wer Hirn hat, geht direkt zur Hirn Alm und wer keines hat, geht über die Rahmalm zur Hirn Alm. Nein, Unsinn. War nur Spaß.
Wir sind zurück am Präbichl, haben noch ein wenig Spaß und dann geht’s ab in die Heia.
Donnerstag, 1. Juni 2023
Halb sieben in der Früh. Ein weiterer schöner Tag kündigt sich an.
7:28 Uhr. Wir haben gut gefrühstückt, sind am Parkpatz beim Schranken, haben die Rucksäcke am Rücken und Eddie an der Leine. Es kann los gehen. Der Weg zur Hirn Alm wird heute kein Problem sein, weil wir den gestern erkundet haben. Wie es weiter geht, werden wir sehen. Wir sind gespannt wie eine Schlagbolzenfeder.
Heute folgen wir diesem Schild, daß nicht zur Rahmalm zeigt, sondern zu einem Steiglein, daß über die Böschung vom Parkplatz gleich rechts hoch zur Foststraße führt.
Das Steiglein vom Parkplatz zur Straße ist kurz, die Straße bis zur Hirn Alm nur wenige Minuten länger.
Auch zu der Stelle, wo der Steig von der Forststraße in den Wald abzweigt, ist es nicht weit. Die Landschaft ist herrlich.
Da ist er wieder, der Abzweig. Übrigens, auf der Tafel da vorne steht nix drauf. Der Steinmann daneben sagt mehr als die Tafel.
Es dauert nicht lange, und wunderschöne Gegend breitet sich vor uns aus. Das da links im Vordergrund ist ein Teil der Hohen Zölz, nur welcher, wissen wir noch nicht. Wir sind ja neu hier.
Das da drüben kennen wir. Das ist das Gößeck am Reiting, wo wir am Dienstag waren. Wird heute wohl nicht so lustig sein da oben.
Was vorhin noch fern war, kommt langsam näher. Undeutliches wird deutlich, leises wird lauter.
Die Karte sagt mir, daß da links vorne gehört zur Hohen Zölz und sie sagt mir auch, das gehört zum niedrigen Teil der Hohen Zölz. Irgendwie kommt mir das heute alles so hoch vor. Na, in dieser Gegend ist ja schön wandern und wir haben alle Zeit.
Hier rasten wir beim Abstieg, nehmen wir uns vor. Jetzt müssen wir weiter nach oben.
Das Wasser wird lauter. Gehört haben wir es schon lange, aber nur den obersten Teil gesehen. Nun sind wir direkt neben dem Krumpenbach, der in Kaskaden in die Tiefe stürzt.
Das Steiglein wird zu einem Almauftriebsweg.
Ab und zu umdrehen zahlt sich aus.
Zuerst dachte ich beim Anblick dieser Tafel an einen Unfall, aber….
Unglaublich, aber hier schießt das Wasser aus dem Boden und sofort in die Tiefe. Das ist der “Wasserfall”, den man von unten zu sehen meint.
Das Halterhaus der Krumpenalm. Zwei Personen können wir im Garten ausmachen, eine davon trägt ein rotes Leibchen. Dieses rote Leibchen werden wir später wieder treffen.
Jetzt müssen wir nur mehr den Steig finden, der unmarkiert zur Hohen Zölz führt.
Jetzt sehen wir auch den Krumpensee, der noch zugefroren ist. Der Krumpensee ist eher eine Krumpenlacke. Aber schön ist es hier auf jeden Fall. Der Steig zur Hohen Zölz ist mit ein wenig Aufmerksamkeit auch leicht zu finden.
Am Anfang mußten wir ein sulziges Schneefeld queren, weil wir die Alternative erst im Abstieg sahen. Aber alles kein Problem, Problematisch könnte sein, wenn man den Einstieg im Schnee nicht sofort sieht, weil rundherum alles dicht verwachsen ist. Der Steig selber ist gut ausgeschnitten und auch bei Nässe gut zu begehen. Da hinauf ist es weder besonders steil noch in irgend einer Weise schwierig.
Es dauert auch nicht lange, dann werden die Ausblicke aus dem Busch häufiger und es kommt Freude auf.
Allerdings ist der gute, ja sogar hervorragende Zustand dieses Steiges wohl dem Umstand geschuldet, daß wir Anfang Juni haben. Wie das hier in einem oder zwei Monaten ausschaut, möchte ich mir ehrlich gesagt gar nicht ausmalen. Ich denke da nur an den Brennnesselkogel (eigentlich Kappenkogel 1001m) bei Gaming, der im Winter ein nackter Hügel ist. Im Sommer watet man dort fast schulterhoch fluchend durch die Brennnessel.
Tiefblick (Weitwinkel) zur Halterhütte
Wir haben den Busch durchdrungen und befinden uns auf der grasigen Hochfläche. So schaut das also in Natura hier aus. Ich kannte das bisher nur von Fotos. Bei diesem Grasstand zeichnet sich der weitere Verlauf des Weges (den man auch ohne Hilfe finden würde) klar ab. Man muß ja nichts unnötig zusammentreten, wenn es schon eine Spur nach oben gibt.
Der Aufstieg hier ist schön, weil das Panorama immer gewaltiger wird.
Die Felsen, die wir beim Anmarsch hoch über uns hatten, finden wir jetzt immer tiefer unter uns. Der höhere Zinken in den Latschen da unten ist in der Karte als Hüttstein (ohne Höhenangabe) bezeichnet, mitten in den Latschen steht ein hoher Hochstand und links am Ende des Latschenfeldes steht ein weiterer, erhöhter Jagdansitz. Letzteres ist für mich wichtig zu wissen, weil rund 150m weiter links mein rotes Leibchen zum Trocknen an einer Latsche hängt.
Wir haben alle Zeit der Welt und genießen die Rundumsicht beim Aufstieg.
Komisch, aber dieser Anblick hat mich sofort an die Ama Dablam erinnert. Die ist zwar gut fünf Kilometer höher, gewaltiger und steiler, aber irgendwie kommt diese Form in ihre Nähe. Ich kenn dieses riesige Ding wohlgemerkt nur von Bildern. Was ich erst daheim am Foto bemerkt hab ist, daß sich da vorne eine Gams springend durch’s Bild bewegt. Das ist die Gams, die uns gleich darauf mit ihrer Zutraulichkeit und Neugierde erfreuen wird.
Ja, hätte ich nur meine dicke Kamera und das weiße 100 – 400L mit, dann wäre das ein tolles Bild. Diese Gams war am Anfang gar nicht so nahe bei uns. Sie stand dort und hat uns beobachtet, so wie wir sie beobachteten. Dann hat sie offenbar beschlossen, uns als ungefährlich einzustufen und kam schnurgrade auf uns zu! Das war schön. Sie ist dann einfach an uns vorbei gegangen und auch wir haben unseren Weg fortgesetzt. Wunderschöne Erlebnisse in freier Natur.
Ein Stück fehlt noch bis ganz nach oben. Gottlob ist das trockenes Gras und nicht blankes Eis.
Blick zu den steilen Nordabbrüchen des Gößeck, das in Wolken gehüllt ist.
Die schmale, steile Schneide der Hohen Zölz in Blickrichtung Reichenstein. Wir halten uns hier nicht lange auf. Es ist im Moment recht kühl und sogar ein wenig windig und wir beschließen, zu den Latschen und zum Leibchen abzusteigen und dort eine längere Rast zu halten.
Ist schon lustig, Die Felsen, die beim Aufstieg so weit über uns waren, sind jetzt so weit unter uns.
Um’s Gößeck im Süden wird es momentan immer dunkler.
Gemütlich beginnen wir neben dem Grat mit dem Abstieg.
Es dauert nicht lange und der Gipfel ist wieder weit von uns entfernt.
Fotografieren wir uns gegenseitig?
So, der Alltag hat uns wieder. Wäsche zum Trocknen aufhängen, Essen für Eddie herrichten und rasten.
Selbst im Kraut ist es noch lustig.
Der gefrorene Krumpensee unter uns.
Auf einem Kuhsteig, der von oben kommend gut zu sehen ist, umgehen wir die Schneefläche unten vorm Normalweg und wandern zur Halterhütte.
Von weitem sehen wir das rote Leibchen und der Halter grüßt uns freudig.
Bier und Radler gibt es im Wassertrog, sagt der Halter, aber ich trinke und vertrag nichts alkoholisches. Ein Himbeerwasser hat er auch, sagt er. “Wir haben aber nur zehn Euro dabei, weil wir gar nicht damit gerechnet haben, daß hier jemand unter der Woche heroben ist”, sag ich sicherheitshalber, weil Hüttenpreise recht oft sehr hoch sind. “Wenn ihr nix hättet, wäre es auch Wurscht” sagt er und geht die Getränke holen. Ich hab ein bissl blöd geschaut, muß ich ehrlich sagen.
Zweimal halbe Liter Himmbeerlimo unverdünnt direkt aus der Flasche, genau so, wie ich sie daheim auch gerne trinke, kosten bei ihm zusammen vier Euro. Auf einer Hütte in ungefähr 1400m Seehöhe verlangt der €2.- für einen halben Liter unverdünnte Limonade. Auf einer anderen Hütte haben wir im Herbst für einen halben Liter Skiwasser (stark verdünnt) über vier Euro bezahlt. Wir haben uns dann eine ganze Weile sehr gut mit dem Halte unterhalten und erfuhren dabei, daß jetzt ein paar Tage richtiger Stress angesagt ist. Heute noch muß er runter, morgen wieder hoch, weil dann der Hubschrauber kommt und dann heißt es Zäune aufbauen und alles fertig machen, weil dann die Rindsviecher kommen. Damit meinte er diesmal nicht die Touristen, sondern die gehörnten Rindsviecher, die dann über dem Sommer auf der Weide stehen. Langsam wurde es dann auch Zeit für uns, wieder runter zu gehen und vor allem wollten wir den Halter jetzt nicht zu lange aufhalten. Einen herzlichen Dank für die freundliche Bewirtung, ein Händedruck, dann gingen wir. Ich glaub nicht, daß das der einzige Besuch da oben war. Wir kommen gerne wieder.
Genau vor uns kommt das Wasser aus dem Boden geschossen und stürzt wenige Meter später in die Tiefe
Was vorhin noch weit unten war, ist jetzt wieder weit oben.
Wie wir uns das vorgenommen haben, rasten wir jetzt beim Bankerl oberhalb der Wiese
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
14:16 Uhr. Wir sind wieder am Parkplatz. Eigentlich wollten wir hier bei Tisch und Bank Mittagessen, aber das war besetzt. Auf diese Idee sind auch andere gekommen. Ergo fahren wir aus dem Tal hinaus und schauen, ob am Taleingang noch ein Platz für uns frei ist.
Wir sind dann draufgekommen, daß es am ersten Parkplatz überhaupt keine Rastmöglichkeit gibt, aber ein Stück weiter ist eine Hütte eines (offenbar) Langlaufverein. War keiner da, wir haben niemanden gestört, also haben wir das Siegerpodest als Küchenmöbel geliehen und ein gutes Süppchen gekocht. Dazu Speck, Ei und gutes Brot, alles mitgenommen. Total autonom. Nach der Mittagspause haben wir alles zusammengepackt und außer vielleicht einen oder zwei umgeknickte Grashalme nichts hinterlassen. Danke für das Ausleihen der Möbel.
Frisch gebadet und umgezogen war dann rasten angesagt.
Die Latschenstub’n, ein kleines Paradies für sich.
Und dann, nach Schampus, Austern und Kaviar wollte Madam noch Golf spielen. Also ließen wir uns von Geoffrey mit dem Bentley nach Eisenerz fahren. Am Montag war uns beim Spaziergang diese Halle aufgefallen, die irgendwann wohl ein Geschäftslokal war. Das ist alles zu einer Minigolfanlage mit 9 Löchern umgebaut worden. Zutritt über Tastatur mit dem Tagescode, Anleitung zum Betrieb so klar beschrieben, daß jeder, der des Lesens mächtig ist und das Gelesene auch versteht, die Anlage in Betrieb nehmen kann. Spielen muß man dann selber. Getränke und kleine Happen gibt es ebenfalls zu kaufen, das Geld wirft man in eine Art Postkasten ein. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche ist hier geöffnet und alles basiert auf Vertrauen. Wir haben diese Art von Golf unglaublich liebenswert gefunden, und darum mach ich hier gerne Werbung dafür. Es macht einfach unheimlich Spaß.
Ich bin kein Golf Spieler, hatte aber Erfahrung mit Minigolf. Diese Anlage ist wesentlich unterhaltsamer als Anlagen im Freien, stellte ich fest. Man darf das alles halt nicht zu Ernst nehmen, sondern als Unterhaltung sehen.
Das Faß hat uns beide zumindest einmal fast zum Wahnsinn getrieben, der “Vulkan” war allerdings auch nicht ohne!
Blau ist Bub, rot ist Mädchen. Wie man sieht, hab ich die erste Partie mit großem Abstand gewonnen und die zweite nur ganz knapp verloren. Insgesamt ging der Wettbewerb zu meinen Gunsten aus. Ich hab zweimal gewonnen, Sonja hat zweimal verloren. (Hat da jetzt jemand “Blöder Arsch!” gesagt?)
Dieses Schild hab ich auch erst begriffen, als ich das Klo suchte. Ist eigentlich ganz einfach.
Die Zeit ist wie im Flug vergangen, die vier Durchgänge waren anstrengend, die Freude groß. Hinter Eisenerz der Erzberg.
Zuerst Inflation erzeugen (die ist immer politisch verursacht!) und dann nach Preisbremse schreien? Sich politisch in den Markt einmischen ist was? Ach ja, SPÖ natürlich. Die Partei des kleinen Mannes. Die Steirer Sozialisten sind die gleichen Arschlöcher, wie überall auf der Welt. Verlogene Nichtsnutze, die nur auf sich selber schauen und von nix eine Ahnung haben.
Damit ist der letzte Tag unseres Ausfluges in die Steiermark zu Ende gegangen. Morgen in der Früh schlafen wir sicher länger und dann reisen wir gemütlich ab.
Freitag am Morgen kurz vor der Abfahrt. Es war wunderschön und wir kommen gerne wieder.