Wir haben in den grauen, regnerischen Tagen wieder einmal ein Schönwetterfenster, das wir nutzen wollen, und daher hab ich nach einigem Überlegen eine Rundtour ausgetüftelt, die in Laimbach am Ostrong beginnt und endet. Dazwischen wollen wir den Kleinen und den Großen Peilstein besteigen und über den Kaiserstein nach Münichreith zu wandern. Von Münichreith nach Laimbach kehren wir nicht auf der Hauptstraße zurück, sondern nutzen Güterstraßen, Wald- und Feldwegen. Ich hab keine Karte von dieser Gegend und deshalb plante ich die Tour auf einem wohlbekannten Tourenplaner. Bei der Navigation waren GPS und das Handy (mit einer speziellen App) hilfreich. Ich mag an und für sich keine Touren ohne Karten aus Papier. Hier hab ich eine Ausnahme gemacht, weil die die Gegend ganz gut kenne. Meine Mutter stammte aus Laimbach, in meiner Kindheit hab ich viele schöne Tage und Wochen in Laimbach bei den Großeltern verbracht. Das war auch einer der Beweggründe für diese Tour. Ich wollte die Gegend, in der wir in der Kindheit so viel schönes erlebt haben, einmal aus einem anderen Blickwinkel kennenlernen. Übrigens, ich war schon als Kind am Peilstein. Mein Vater hat mich ungefähr Anfang der siebziger Jahre mitgenommen. Ich weiß noch, daß wir beim Aufstieg ganz nah bei den steilen Felsen im Gipfelbereich waren und daher vermute ich, wir gingen damals die selbe Strecke, die wir auch heute gingen. Es ist meine Lieblingsstrecke, weil sie vom Gelände her die interessanteste Möglichkeit (vom Klettern einmal abgesehen) ist, den Kleinen Peilstein zu erreichen.
Länge der Tour lt. Navi: 17,3km mit 610m Höhenunterschied im Auf- und Abstieg.
Zeitaufwand bei gemütlichem Tempo: 6 Std. 20 Min. mit allen Pausen.
Wetter: Teilweise stark bewölkt, Nebel, Temperaturen zwischen 0°C und -5°C, im oberen Bereich des Kleinen Peilstein sehr starker, eiskalter Wind.
Bewertung: Eine im großen und ganzen einfache Tour ohne jegliche technische Schwierigkeit, die aber lang ist. Zwischen Peilstein und Münichreith ist die Navigation auch ohne Karte recht einfach. Den Rest muß man sich halt je nach Lust und Laune selber zusammenstoppeln.
Karte Austria Map AEV mit GPS-Track
8:37 Uhr. Wir sind über Persenbeug nach Laimbach gefahren, in Ortsmitte rechts in Richtung Hinterholz abgebogen und haben gleich anschließend am rechten Fahrbahnrand bei einem kleinen Parkplatz den Opel abgestellt. Temperatur 0°C und leichter Nebel. Rucksäcke auf den Rücken, Eddie an die Leine und es kann losgehen. Genau vor uns steht der bewaldete Peilstein, die höchste Erhebung des Ostrong, des Bezirk Melk und des südlichen Waldviertel.
Hinter uns der Ortseingang von Laimbach
Wir wandern ein paar hundert Meter aus Laimbach hinaus in die kleine Streusiedlung Hinterholz und zum letzten Haus rechts oben, wo die Wegweiser den Weg zum Peilstein weisen.
Rückblick auf das westliche Laimbach
Blick über Laimbach in Richtung Ulrichschlag
Das erste Drittel des Aufstieg zum Peilstein ist ein reiner Waldweghatscher. Die Farbenpracht des Herbst entschädigt für die Ereignislosigkeit ausgiebig.
An dieser Forststraßenkreuzung ist der erste Teil des Aufstieg abgeschlossen. Eine Bank lädt zum Rasten ein und man muß sich entscheiden, welchen Weiterweg man nehmen will.
Wählt man den “leichten” Weg, dann folgt man der Forststraße weiter aufwärts und erreicht, Gott möge einen leiten, irgendwann den Kleine Peilstein. Ich bin einmal durch Zufall einen Abschnitt dieser Straße gegangen und kann nur eines sagen. Ich hasse diese Straße! Grauenhafter, grober Schotter und langweilig. Wählt man hingegen den “schweren” Weg, dann kann von Langeweile keine Rede sein. Sehr unterhaltsam und schön steigt man in immer steiler werdendem, felsigen Gelände höher, wobei es eine Menge zu sehen gibt. Unsere Favoriten sind zuerst der als schwer gekennzeichnete Abschnitt und anschließend ein unmarkierter Steig, der direkt zu den Gipfelfelsen führt. Aber dazu später. Wirklich schwierig ist dort eigentlich gar nichts. Für echte Angsthasen könnte es an der einen oder anderen Stelle eventuell spannend werden.
Da vorne gehts zum “schweren” Weg.
Zuerst folgen wir noch diesem unscheinbaren Pfad recht flach durch den Wald, …
… aber schon bald wird dieser, typisch für Wald- und Mühlviertel, felsdurchsetzt und auch steiler.
9:35 Uhr. Blick von der Schneider Mauer nach Laimbach
Wir kommen wieder auf einen flachen Platz, womit wir den zweiten Teil des Aufstieges abschließen.
Möchte man den normalen “schweren” Steig gehen, dann richtet man sich nach den gelben Tafeln, folgt dieser Forststraße rund 50m und biegt dann nach links in den Wald ab. Der normale schwere Steig führt über grasiges, einigermaßen steiles Gelände einfach und ereignislos zum Gipfel. Wir nehmen diesen Steig normal zum Abstieg, um nicht zweimal die selbe Strecke zu gehen. Für unseren Aufstieg wählen wir aber lieber den unmarkierten Steig gleich da vorne.
Karte “schwer” Normalweg und “schwer” unmarkierter Weg zum Gipfel
Auch hier, am unmarkierten Steig, sind die ersten paar Meter unspektakulär und recht flach.
Daß hier etwas anders ist, erkennt man am großen Steinmann. Dieser Weg wird nicht von Farbe oder Tafeln markiert, sondern gelegentlich durch Steinmännchen. Ansonsten muß man sich den Weg selber suchen. Steigspuren sind vorhanden und deutlich.
Man nähert sich großen Felsen und steilen Felswänden und die Frage stellt sich bald, wie man hier durchkommen soll?
Wir nähern uns dem Geheimnis dieses Steig
In einem Winkerl, das für normale Wanderer nur schwer zu überwinden wäre, beginnt ein durch ein Holzgeländer (das zumindest moralische Unterstützung bietet) gesichertes Stück, womit die Schlüsselstelle überwunden wäre.
Was nun folgt, ist ein stellenweise steiler, aber unschwieriger Aufstieg in felsigem Gelände. Mir gefällt dieser Abschnitt am besten.
Hohe Felsen türmen sich vor uns auf.
Hier pfeift ein eiskalter Wind. Zwischen zwei Felstürmen, dem Linken, der zur Gipfelwand gehört und dem Rechten, ein eigenständiger Turm, ist ein Durchlaß, den wir kennen. Man kann hier bei schönem Wetter in die Gegend oder in die Gipfelwand schauen.
Wir kämpfen uns durch wahrlich eisige Sturmböen vorwärts und wollen unbedingt auf diese Felsen da vorne rauf.
Da müssten wir noch hinauf, dann hätten wir diesen Turm bezwungen. Wir waren da schon oben, aber heute trau ich mich nicht. Die Windböen sind zu stark und der Fels ist vereist.
Unser Standplatz ist hier den Sturmböen schutzlos ausgeliefert. Steil bricht die Wand nach unten ab und links steigt steil die Gipfelwand hoch. Heute ist das ein etwas gruselig-schauriger Platz. Vor allem ist es hier im starken Wind unglaublich kalt.
Wir müssen wieder ein Stück zurück nach unten, um dann nah an der Gipfelwand hinauf zu steigen. Heute wählen wir allerdings, witterungsbedingt, nicht den direktesten Weg nach oben.
10:11 Uhr. Die Naturfreundehütte unterm Kleinen Peilstein ist erreicht. Jetzt gehen wir zum Gipfel.
Es gibt hier drei Mugel. Auf einem davon steht das Gipfelkreuz des Kleinen Peilstein.
Um zum Gipfelkreuz (und vor allem zum Gipfelbuch) zu kommen, ist ein wenig Kraxelei erforderlich.
11:15 Uhr. Kleiner Peilstein 1024m
Gleich neben dem Gipfelkreuz fällt die Gipfelwand senkrecht bis in den zugigen Winkel hinunter, wo wir herumgekraxelt sind.
Meine hochwissenschaftliche Wetterstation am Rucksack zeigt -5°C an.
Zurück bei der Hütte (nicht bewirtschaftet) suchen wir im Schutzraum Unterschlupf, essen ein wenig und, weil wir hier vorm Wind geschützt sind, wärmen uns. Schön, daß der Schutzraum ständig geöffnet und auch für Nichtmitglieder zugängig ist. Dafür einen schöne Dank.
Nach rund zwanzig Minuten Rast geht’s weiter zum Großen Peilstein.
Das ist, absolut unspektakulär, der …
… höchste Punkt des südlichen Waldviertel.
Ein wesentlich spektakuläreres Platzerl gibt es unweit von hier ein Stück weiter nördlich.
10:48 Uhr. Ein letzter Tiefblick in die Nebelsuppe, dann drehen wir um und nehmen Kurs zum Kaiserstein einige Kilometer südlich.
Und weil auf dem Weg zum Kaiserstein absolut nichts spektakuläres oder irgendwie sehenswertes liegt, gibt es nur wenige Bilder. Hier ist nur Wald und selbst der ist nicht aufregend.
Da der Weg ein Teil des Weitwanderweg 08 ist, ist er auch nicht schwer zu finden. Ich hab genug Zeit, um mich mit Navi und Handy zu spielen und mich mit diesen Navigationsmethoden vertraut zu machen. Karte aus Papier haben wir, wie eingangs schon gesagt, diesmal gar keine mit.
… einer Felsformation im Wald, die sich …
… als Kaiserstein herausstellt.
… findet allerdings ein Stück weiter unten statt, obwohl die Aussicht hier genau so bescheiden ist (keine, außer Wald) wie oben.
Weiter geht’s in Richtung Münichreith.
Dieser riesige Felsbrocken erregt unsere Aufmerksamkeit. Den wollen wir besteigen. Weil grade Zeit ist.
Geschafft. Alle drei haben wir den Mugel bezwungen. Wir waren aber nicht die ersten, die auf diese Idee kamen. Auf diesen Felsen führt sogar ein kleines Steiglein rauf.
Beim Abkraxeln wird’s nochmals interessant.
Abenteuer Felsmugel erfolgreich bestanden.
12:31 Uhr. Wir sind wieder im Tal und nähern uns Münichreith
Unsere Kurs ist nun genau Norden, unser Ziel Laimbach. Links von uns der Ostrong, zwischen uns und dem Ostrong die Landesstraße 83, die von Marbach an der Donau nach Laimbach führt. Ich bin diese Straße in meinem Leben unzählige Male gefahren, aber wenn man hier weiter östlich geht, schaut alles ganz anders aus.
Für kurze Rastpausen ist immer Zeit.
Blick zum Ostrong. Da drüben sind wir nach Münichreith gegangen und rechts vorne sind deutlich die Felsen vorm Kleine Peilstein zu erkennen.
Da drüben, etwas von den Bäumen verdeckt, steht das (langsam verfallende, kleine) Haus meiner Oma und meiner Tante. Hier haben wir in unserer Kindheit viel Zeit verbracht. Da werden Erinnerungen wach.
Nach sechs Stunden und zwanzig Minuten sind wir am Ausgangspunkt zurück. Wir legten rund 17km zurück und hatten viel Spaß.
Waldorf & Statler sagen pfüat euch Gott und bis zum nächsten Mal.