Das war, um ehrlich zu sein, eine Art Verlegenheitswanderung. Wir können nur wandern, wenn Sonja frei hat, und wenn sie in letzter Zeit frei hat, dann regnet es. Im Moment meiden wir die Berge. Matsch und Dreck ist nicht so unser Ding. Wir wandern aber im Grunde recht gerne und die Witterung spielt dabei nicht die große Rolle. Auch Eddie, mein Yorkie, ist recht wetterfest. Also wohin, weil grade wieder schlechtes Wetter angesagt ist? Ich hab mir einen Routenplaner “zur Hand” genommen und mich gespielt. Ausgangspunkt war unter anderem Grein an der Donau mit Endpunkt die Burg Kreuzen, weil sie mir zu Fuß erreichbar schien. Ich hab dann an den vorgeschlagenen Linien gezogen und gebogen, bis mir die Strecke auf der Karte und in der Satellitenansicht passte. Die Technik, die wir heute im Haushalt zur Verfügung haben, ist ja ein Wahnsinn. In den 70er Jahren, als ich noch jung war, hätte man gesagt, “Du schaust zu viel Raumschiff Enterprise”. Heute ist diese Raumschiff punkto Technik eine olle Blechbüchse aus der Zeit der Dampfmaschinen (ok, das mit dem Beamen haben wir noch nicht so richtig im Griff).
Mir ist bei dieser Planerei gar nicht aufgefallen, daß wir schon einmal bei der Burg Kreuzen waren. Ich hab keine Bilder davon, aber als wir die Burg erreichten, hab ich gesehen, daß ich das kenne und Sonja hat es bestätigt. Wir waren hier mit der XJR und mit der GSX. Von einer Wolfsschlucht oder von einer Speck Alm hatte ich allerdings noch nie etwas gehört oder gelesen. Die waren mir neu und selbst bei der Planung hab ich nicht bemerkt, daß unser Weg dorthin führt. Na, wie den auch, wenn ich sie nicht kenne. Ich hatte die Strecke rein nach meiner Phantasie und am Bildschirm nach Karte und Satellitenbildern ausgesucht, hab nur drauf geachtet, wie die Landschaft beschaffen ist, aber nicht, was wir da an “Sehenswürdigkeiten” sehen werden, wo man unbedingt hin muß.
Strecke Hinmarsch: Grein an der Donau Parkplatz gegenüber von Honda Grell, Schiffmeistergasse, Kreuznerstraße, Schießstätte, Mühlbergweg, Güterweg Steinweg, Hahnwirt, weiter auf namenlosen Wegen zum Eingang der Wolfsschlucht und auf markiertem Steig zur Burg Kreuzen.
Rückweg: Kreuzung Greinerwaldstraße, Waldweg, Güterweg Hiesleitner, Güterstraße Würzenberg, Feldweg neben dem Kreuznerbach, Grein an der Donau
Streckenlänge: rund 14.5km
Höhenunterschied gesamt: etwa 500Hm im Auf- und Abstieg
Zeit mit allem Drum und Dran: 5 Stunden 15 Minuten
Wetter: Rund 80% Regen bei etwa 4°C – 7°C
Karte Austria Map AEV mit GPS-Track
8:25 Uhr beim Parkplatz in Grein an der Donau. Ein Schiff tuckert gemütlich stromaufwärts und wir richten uns ebenfalls gemütlich für den Abmarsch her. Dann beginnt es zu schütten und wir flüchten unter eine überdachte Hütte einer E-Fahrrad Ladestation, damit wir uns wenigstens im Trockenen anziehen können.
8:45 Uhr. Es regnet stark, aber wir sind abmarschbereit. Ich hab ein kleines Experiment gewagt und die dicke, dreilagige GTX-Jacke statt der superleichten, einlagigen Jacke mitgenommen, dafür aber einen Poncho in Camouflage Farben. Ich hatte mir den schon vor längerer Zeit gekauft, aber nie getestet. Diese Wanderung schien mir für einen Test gut geeignet. Zur Sicherheit hatte ich noch die wirklich gute Regenhose eingepackt, falls es mit dem Wind Probleme geben sollte und mir das Ding um die Ohren fliegt. Gamschen trugen wir wegen des zu erwartenden Dreck sowieso. Auch Eddie schien trotz des Regens guter Laune zu sein und so sind wir halt los gestapft.
Was mir ein kleines Bisschen Kopfschmerzen bereitet hat ist der Umstand, daß wir für den Notfall keine Karte aus Papier haben. Wir verlassen uns voll auf die elektronischen Helferlein. Ich hab keine Karte dieser Gegend.
Zuerst gehen wir einfach über die Bundesstraße 3 und auf der Schiffmeistergasse in Richtung Ortsmitte
Dann auf der Kreuznerstraße bis zum Abzweig Schießstätte, …
… in der Mühlbergstraße bis zum Ende des Asphalt und weiter auf einem Feldweg über die Wiese aufwärts.
Dank meiner Tarnung bin ich nur schwer zu erkennen.
Diese Wegweiser gehören zu einem System von Wanderwegen, die es zwischen Grein und Bad Kreuzen gibt. Wir haben davon nichts gewusst, sind ja noch nie in dieser Gegend gewandert. Schlussendlich stellten wir fest, daß unsere Route über weite Strecken mit markierten Wanderwegen ident war. Die haben sich da drüben im Mühlviertel ordentlich Mühe gemacht, Wanderwege zu kennzeichnen, zu beschildern und auch diese instand zu halten. Irgendwo wird es dazu wohl auch Unterlagen geben.
Tourenfortschritt und Standort nächstes Bild (Google Earth Pro und GPSViewer)
Wir haben rund 2km zurückgelegt und nähern uns der Rotte Lehen
Blick in Richtung Hahnwirt (etwa 300m entfernt)
Was war zuerst da? Der Hahn oder der Name?
Wieder ein Schilderbaum, von dessen Wegen wir nichts wissen. Wir folgen weiter dem Navi und unserer Route.
Wir haben den Güterweg verlassen und wandern in den Wald
Wieder zahlreiche Hinweise, die die Orientierung erleichtern.
Mit so einem Poncho ist man schon ein etwas seltsamer Anblick.
Immer wieder ist Bad Kreuzen oder dieser Frauenstein angeschrieben, den wir aber nicht besuchen wollen.
Bei dieser Kapelle hat es zu regnen aufgehört. Ich komm auf die glorreiche Idee, den Poncho auszuziehen, weil es bleibt ja jetzt trocken. Eddie bekommt eine Jause, wir trinken heißen Tee…
… frisch aus der Thermosflasche.
Meine Wetterstation am Rucksack sagt 7°C, dann beginnt es wieder zu schütten.
10:29 Uhr. Wir sind bei der Speck Alm, die mir bis jetzt unbekannt war.
Natürlich schüttet es noch immer.
Eine Runde mit der Bahn? Eddie ist der Lockführer, Sonja die Heizer:_innen
Das Schiff, mit dem der Huber Lois 1632 die Speckalm entdeckt hat, seht auch noch da.
Den da merk ich mir. Das ist ein Stinker.
Da ist der Wegweiser zur Wolfsschlucht
Und das ist der zunächst harmlose Eingang (Nicht der offizielle Haupteingang. Der ist bei der Hauptstraße ein Stück weiter unten) zur Wolfssschlucht
Ohne Poncho (dafür mit Regenhose) schaut man wieder wie ein Mensch aus.
Wir nähern uns langsam der Burg Kreuzen und haben erstmals wieder einen Ausblick in die Umgebung.
Eine Frohnatur ist ganz unabhängig vom Wetter eine Frohnatur.
Erst da vorne wird mir klar, “Hier war ich schon einmal!”
Diesen komischen Bunker gibt es nur einmal, und zwar bei der Burg Kreuzen. Den hab ich schon einmal gesehen! Das soll ein Hotel sein oder so.
Genau hier sind wir damals mit den Motorrädern gestanden.
Hier ist auch dieser Wegweiser zu finden, der dorthin zeigt, wo wir grade hergekommen sind.
Unter der Holzbrücke steht dieser Wolf aus Holz, wohl das Maskottchen der Wolfsschlucht. Hier rasten wir und trinken heißen Tee, Eddie bekommt zu fressen.
Anschließend geht’s wieder nach unten zum Eingang der Wolfsschlucht.
Der Haupteingang bei der Greinerwaldstraße L573
Rückblick. Da vorne links geht’s zur Wolfsschlucht. Wir sind hier rechts abgebogen und gehen nun etwa 200m
Da musste ich zweimal aufs Navi schauen, um das zu glauben. Links der L573 führt über einen Bach ein verwachsener Damm …
… der gleich darauf in einen schönen Weg übergeht, der zum Güterweg Hiasleitner und weiter …
… hierher führt. Dann geht es über einen kaum sichtbaren Feldweg weiter …
… zu einem weiter oben gelegenen Bauernhof. Unglaublich, daß diese Feldwege in den Digitalkarten eingezeichnet sind!
Rückblick in Richtung Burg Kreuzen
Hier am Hügel beim Bauernhof passiert mir ein kleiner Schnitzer, der unsere Wanderung um (lt. Planungssoftware) 700m verkürzt. Anstatt auf der Straße weiter zu gehen (rote Punkte), kürzen wir, so glauben wir zumindest, über die Wiese ab und verändern so ungewollt unsere geplante Tour. Das war aber insgesamt kein Schaden. Weiter unten stießen wir dann wieder auf die geplante Route. So flexibel sind wir schon, daß wir sowas verkraften.
Ganz unbedarft kürzen wir den Weg über die Wiese zu “unserer” Straße ab.
Ein paar hundert Meter weiter unten (genau hier) weiß ich schon, daß wir nicht am geplanten Weg sind. Wir sind hier am Güterweg Würzenberg. Nachdem ich mir die Sache auf der (digitalen) Karte aber angeschaut hab, beschließen wir, auf dieser Strecke zu bleiben und einfach bis zur Einmündung der Originalroute weiter nach unten zu gehen.
Wieder folgen wir einem anfangs nur schwer zu erkennenden Feldweg, der sich dann (wegen dem Regenwasser) fast zu einem Bachbett entwickelt.
13:13 Uhr. Wir ziehen gen Grein und es regnet nicht mehr! Dafür bin ich mir nicht ganz im klaren, ob mein Hut außen oder innen mehr naß ist.
Hier ganz in der Nähe von Grein wird grade der Weg repariert.
Spiegelung in einem Schaufenster
Grein hat uns wieder. Oder wir Grein?
14 Uhr. Wir sind am Ausgangspunkt zurück. Es hat zwar die meiste Zeit unserer Wanderung geregnet, aber schön war es trotzdem. Hauptsache, meine beiden Schlümpfe sind dabei. Dann pfüat Gott und bis zum nächsten Mal, irgendwann und irgendwo.
Ps.: Zum Experiment mit dem Poncho. Solange kein Wind weht oder nur schwach, ist das Ding sehr gut zu gebrauchen. Meiner scheint wirklich dicht zu sein und drunter hat man Platz, um alles mögliche vor der Witterung zu verstecken. Weht der Wind allerdings stark, wie bei uns immer wieder der Fall, dann bist du dort, wo du ungeschützt bist, also irgendwo im Beinbereich (Oberschenkel, wenn man Gamaschen trägt), in Kürze naß. In einem abrutsch- oder gar absturzgefährdetem Gelände ist so ein Umhang unbrauchbar.