Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

10. Februar 2011

Yamaha YZF1000R Thunderace – Das blaue Luder

Filed under: Benzins Motorräder - Freud und Leid — Benzin @ 19:37

20101213_ace_01_2 So ein Miststück, ein dreckiges! Nein, sie hat sich nicht langsam, mit Ausdauer und Hinterlist an mich herangemacht, sich in mein Herz geschlichen. Dieses blaue Miststück hat es geschafft, mich im Sturm zu erobern! Luder! Aber von vorne:

Gegen Ende 2010 überlegte ich, was tun? Meine beiden FZR1000 haben bei mir sowas wie Kult-Status und sehen mit Sicherheit keinen Tankrucksack mehr, geschweige den eine Gepäckrolle. Wehe, da kommt irgendwo ein Kratzer rein. Ich dreh durch! Also absolut NoGo als Tourenfahrzeuge. Die XJR ist ein prima Tourenmotorrad, allerdings ohne Verkleidung auf langen Strecken recht mühsam, vom Gewicht in kurvenreichen Passagen gar nicht zu reden. Dann wird aus der schönen Fahrt eine rechtschaffene Schufterei. Ja, meine Güte, man könnte etwas gemütlicher machen. Sicher. Oder sich nach einem Motorrad umsehen, dass den Zweck noch um eine Spur besser erfüllt? Bild links oben: Der erste Kontakt

Verkleidet soll sie sein, leichter, handlicher. Am besten den Motor der FZR und etwas bequemer. Aber so ein Fahrzeug gibts nicht nach meinem Kenntnisstand. Oder doch? Wieso kein neues Motorrad? Nun, es gibt nicht viele neue Motorräder, die mir gefallen. Die Fireblade und die S1000RR  taugen nichts zum Tourenfahren. Leider. Die neue XJR? Nein, mag ich nicht. Die hat Benzineinspritzung, meine blaue Elise noch eine Vergaseranlage, die prächtig funktioniert und damit auch nicht mehr verbraucht. Außerdem bin ich der 1.Besitzer und hab so viel damit erlebt, also kommt gar nicht in Frage, die Elise umzutauschen! (manchmal hasse ich, dass ich so anhänglich bin)

Ach, fiel mir ein, da gibts, beziehungsweise da gabs doch noch so ein Ding von Yamaha, das was taugen könnte. (Nein, ich hab keine Stimmgabeln im Hirn! Aber ich bin seit über 20 Jahren zufriedener Yamaha Fahrer. Das zählt was.) Ace wird sie genannt. Hat im Prinzip den Motor der Kilo-FZR und soll ein recht brauchbarer Reisedampfer sein, wie man so hört oder liest. Wird zwar auch schon länger nicht mehr gebaut, aber das spielt keine Rolle, wenn sie in hervorragendem Zustand ist. Wie soll man sonst Motorräder fahren, die man nie fuhr, aber gerne einmal fahren möchte, ohne sie gebraucht zu kaufen. So lange stand nicht einmal eine Thunderace auf Halde, dass es sie noch irgendwo neu gäbe.

Wobei, was heißt, dass ich die Ace gerne einmal fahren möchte? Ich wusste, wenn ich ehrlich bin, bis 2007 gar nicht, dass es dieses Modell jemals gab! Ich 20110209_ace_08 dachte, nach der FZR1000 kam gleich die R1, dazwischen war nichts. Ich hab sie einfach nie registriert! Was wusste ich den von der Thunderace eigentlich, außer der Mähr mit dem Tourendampfer? Dass die ersten Modelle Öl saufen, wird erzählt. Herrgott Sakra, das kann ich schon gar nicht mehr hören! Wird auch von der Kilo-FZR erzählt. Mag schon sein, dass sie Öl säuft, wenn man sie ständig hemmungslos drischt wie ein Berserker. Meine Kilos saufen kein Öl. Die Foxi braucht zwischen den Inspektions-Intervallen überhaupt kein Öl!
Ein schwerer Eisenhaufen soll sie sein, hörte und las ich auch. Das müssen Leute erzählt haben, die nie eine XJR fuhren, anders kann ich mir das nicht erklären. Die Ace ist vollgetankt etwa so schwer (oder leicht) wie eine leere 1000er FZR, und die finde ich überhaupt nicht schwer! Gegen die neuesten 1000er Supersportler kann man sie natürlich nicht vergleichen, aber da liegen auch Jahre/Jahrzehnte dazwischen. Bild rechts: Erster Kaffee-Stop

Was ist oder was war die YZF1000R Thunderace eigentlich? Ein Supersportler? Ein Tourer? Sie besaß im Prinzip den Rahmen der YZF750R und war ansonsten eine Mischung aus FZR1000 3LE und YZF-R1, die es noch nicht gab. Was ihr damals das Genick gebrochen haben dürfte, also der Grund, wieso sie nicht der große Renner nach der FZR Serie wurde, könnte die pummelig wirkende Verkleidung gewesen sein, die sie wesentlich massiger erscheinen lässt, als sie ist. Das ist auch der Grund, warum auch ich sie nicht so schön fand wie die FZR oder die erste R1. Was aber nicht heißt, dass sie mir nicht gefällt!

Gefunden hab ich das „Luder“ im Internet. Sie stand bei BMW Höglinger in Linz und schien am Foto die schönste der im Netz angebotenen Thunderace zu sein. Vorgabe meinerseits war, dass sie blau sein muß. Zwar stand auch in Feldkirch in Vorarlberg eine am Foto gut aussehende Ace, die sich laut Beschreibung auch in ausgezeichnetem Zustand befinden sollte, allerdings hab ich seit letztem Frühjahr keine besonders gute Meinung mehr von den Angeboten der „Xiberger“. Einmal 1000km am Tag fahren, um Kernschrott zu besichtigen, reicht. Linz sind 70km, eine Strecke bis zur Tür des Händlers.

Also fuhr ich am Samstag, dem 11. Dezember nach Linz, schaute sie mir an, fand nichts auszusetzen und kaufte sie am 13. Dezember. Einfach so, ohne Probefahrt. Für eine Testfahrt war es damals einfach viel zu kalt und eisig. Es schneite wie im Winter in Sibirien. Trotzdem hab ich sie vom Fleck weg gekauft. Sie hatte 45 105km am Tacho und zwei Vorbesitzer. Einer davon war (laut Verkäufer der 1.Besitzer), den Schleifspuren am Auspuff-Endtopf nach zu urteilen, ein Berserker, was aber nichts heißen muß. Sämtliche meiner Motorräder haben am Endtopf Schleifspuren, befinden sich aber in bestem Zustand. Entweder kann man fahren, oder man kann es nicht. Wenn man´s kann, schleift bei diesen Eisen eben einmal der Topf, wenn man´s nicht kann, schleift er nur, wenn man sie nachher wieder aufheben muß. Ansonsten schien sie mir beinahe makellos, ohne Anzeichen für einen Un- oder Umfall/er. So makellos, wie ein 13 Jahre altes Motorrad, das auch gefahren wurde, nur sein kann. Und sie war schön. Sehr schön sogar! Das waren, im Nachhinein gesehen, wohl die erste Einflussnahme des Luders auf mich.

Das Wetter wurde leider immer schlechter, statt besser, was jedoch nichts ausmachte. Wir hatten ausgemacht, ich könne sie kostenlos über den Winter einstellen und holen, wann immer ich Lust dazu hatte. Bezahlt war sie ja. Gegen Ende Jänner wurde es für ein paar Tage schön, aber ich hatte weder Zeit, noch Platz in der Garage, den inzwischen war etwas passiert, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich hatte plötzlich drei 1000er FZR in der Garage stehen statt zwei. Dieses Exemplar konnte ich mir nicht durch die Lappen gehen lassen. Wäre ewig schade drum gewesen. Jetzt stand ich da wie ein Depp, mit mehr Motorrädern, als Platz in der Garage. Bild unten: Endlich daheim.

20110209_ace_01_2 Am Sonntag, dem 6. Februar, wärmte die Sonne die Winterluft, der Schnee vor der Garage war zergangen. Beste Gelegenheit, zu lüften. Ich schlichtete die Motorräder so lange herum, bis ich eine brauchbare Lösung für mein „Problem“ gefunden hatte. Ich hatte Platz für die Ace gefunden. Am Dienstag fuhr ich nach Linz, die Abholung meines Motorrades zu avisieren, am Mittwoch stand ich im Leder vor der Ace und brachte sie Heim. Endlich war es soweit.

Ja, ich fuhr auf ihren eigenen Rädern damit Heim, nicht am Anhänger. So hatte ich mir das vorgestellt, und so wurde es auch durchgeführt. Und genau bei dieser Fahrt hat dieses hinterhältige Luder zugeschlagen!

Nun, wie gesagt, gefallen hatte ich an ihr schon gefunden, aber sonst – wie den auch – keinerlei Beziehung zu ihr aufgebaut. Sie sollte die Drecksarbeit machen, wofür die FZRs und die XJR zu schade waren. Sollte auch gut sein, dass mir nichts an ihr liegt. Ich wollte damit einfach Kilometer abspulen, ohne mir große Gedanken um sie zu machen. Keine Verbesserungen, keine „Schmuckstücke“ wie güldene Titan-Schrauben und solche Späßchen, weil einem das Ding etwas bedeutet. Service, Reifen, fahren, in die Garage stellen – fertig.

Als ich sie vom Seitenständer nahm, war der erste Gedanke:“ Wui, die wiegt überhaupt nichts!“ Ok, da war der Tank so gut wie leer. Aber auch nach dem Volltanken änderte sich an diesem Gefühl nichts. Der zweite Gedanke: „Bum, da sitzt man gut drauf.“ Im Grunde das gleiche Sitzgefühl wie bei der FZR, aber doch anders. Um einiges anders. Und doch recht gleich. Komisch, so einen Widerspruch sollte es gar nicht geben. Ich fühlte mich einfach sofort daheim auf diesem Motorrad. Wie auf einer FZR, und doch anders.
Die Sitzbank baut sehr breit, der Lenker scheint näher am Körper zu sein als bei der FZR (ich hab nicht nachgemessen), das Hinterteil (des Fahrers) im Verhältnis zum Lenker ebenfalls mehr auf Lenkerniveau als bei der FZR, wo man mehr „im“ Motorrad sitze als drauf. Einfach mehr Vorderrad-orientiert als bei der FZR. So fühlt sich das jedenfalls für mich an und ist gut so. Und sie ist vom Fahrwerk her recht knackig, was mir ebenfalls zusagt. Sie reagiert flott, spielerisch auf Kommandos. Man hat das Gefühl, als könnte man die Kiste locker mit einer Hand auf ZACK in maximale Schräglage dreschen, ohne Kraftanstrengung.

Nach den 70km von Linz nach Hause, bei denen mir fast die Finger abgefroren wären, stand sie von oben bis unten voll Dreck vor der Garage. Trotzdem fand ich sie wunderschön, dieses Luder. Ich hab sie ausgiebig gewaschen, dann eingestellt und zugedeckt (ja, so weit hat sie mich am ersten Tag schon gebracht!), und heute, am zweiten Tag unserer Freundschaft, als am frühen Nachmittag wieder die Sonne die winterliche Luft etwas wärmte, bin ich wieder 100km mit meinem blauen Luder gefahren. Die YZF1000R Thunderace macht mir von Anfang an Spaß.

8. Mai 2010

Fix & Foxi – Bilder sagen mehr als 1000 Worte

Filed under: Benzins Motorräder - Freud und Leid — Benzin @ 14:30

Zwei FZR1000. Eine 3LE Bj. 1990 und eine 3LH Bj.1994. Beide um die 60 000km gelaufen und beide weitgehend im Originalzustand, technisch 1A und wunderschön. Bilder sagen mehr als 1000 Worte.

 

1. Mai 2010

Yamaha RD 400 am Seziertisch.

Filed under: Benzins Motorräder - Freud und Leid — Benzin @ 12:00

rd400_20080711_hochkar Seit 15. Mai 2008 stand diese kleine Yamaha in meiner Garage. Ich hatte sie per Inserat gefunden und war fast ein Jahr lang recht glücklich damit. Wir hatten einiges zusammen erlebt, selbst zum Großglockner waren wir zusammen ohne jegliche Probleme gefahren. Auch am 22. März 2009 waren wir ohne Probleme unterwegs, mein kleines Stinkerchen und ich. Zumindest so lange, bis die Leistung nachließ und ich den Motor abstellte. Dann war Stille. Der Motor drehte sich nicht mehr, weder aus eigener Kraft noch mit Hilfe des Kickstarters. Dank der gelben Engel des ÖAMTC hatte das keine dramatischen Auswirkungen, ich wurde, das Motorrad am Pannenwagen aufgeladen, gemütlich nach Hause gebracht.

Die Motorradsaison 2009 sollte ohne der kleinen RD vorübergehen, denn meine Leidenschaft fürs fahren war weit größer als die fürs schrauben. Tausende Kilometer drehte ich herunter, während die Kleine sehnsüchtig in der Garage wartete, bis ich für sie Zeit hätte. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sie wird wieder fahren, irgend wann.

Am 23. November war es so weit, die Operation „Zurück ins Leben“ begann anzurollen. Sie begann mit der Sezierung des Motors. „Schauen wir einmal, was los ist“. Es war eine ganze Menge los da drinnen. So viel, dass die Aktion bald wieder zum Stillstand kam. Der Schaden war schwerwiegend. Doch die Umstände meinten es gut mit der Kleinen. Ich fand einen intakten Motor, kaufte dazu eine Menge weiterer Ersatzteile und bagann, die 400er vollständig zu zerlegen. Jetzt will ich sie von Gund auf neu aufbauen und gleich den Rost beseitigen, der sich, eh nur ganz leicht, in den letzen 34 Jahren gebildet hatte. Das wird allerdings, wie ich mich kenne, dauern.

Aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, egal, wie lange sie werden wird. Irgendwann wird das Ziel erreicht. Ich will mir auch gar keinen Streß antun, es soll Spaß machen. Bestimmt werde ich einiges lernen und auch lernen müssen, denn ich hab noch nie ein Fahrzeug „Restauriert“. Das Zerlegen des kaputten Motors war jedenfalls der erste Schritt zu einem späteren neuen Leben, und den hab ich dokumentiert.

Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken

23. November 2009 – Ausbauen des Motors

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Der Ausbau des Motors machte so weit keine Probleme. Blöd war nur, dass mir, als ich den Tank abnahm, und einer der Verbindungsschläuche darunter abfiel, eine satte Ladung Benzin über Leibchen und Hose spritzte. Damit der Tank bloß keine Beule abbekommt, hatte ich ihn rasch aufgestellt und die Schläuche wieder draufgesteckt. Zigarette hätte ich mir danach keine anzünden wollen, mir wäre dabei bestimmt recht warm ums Herz geworden, so voll getränkt mit Treibstoff. Das wars auch schon wieder für diesen Tag. Es war der erste Schritt.

26. November 2009 – Beginn zerlegen des Motors

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Es sah komisch aus, als ich die Zylinderdeckel abnahm. Ein Kolben zeigte deutliche Rußablagerungen und Anzeichen schlechter Verbrennung, während der andere recht schön blank war. Zumindest auf den ersten Blick. Genau diese Seite sollte sich allerdings als die kaputte Seite herausstellen.

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Das in Fahrtrichtung linke Kraftwerk zeigt arge Spuren der Verwüstung. Die Kolbenringe stecken fest in der Nut, die Macke an der Kolbenkante könnte gut zur Spur in der Zylinderlauffläche passen, das Pleuellager am Hubzapfen ist völlig zerstört, die Teile stecken zwischen Pleuel und Kurbelwange. Am Kolbenhemd wie in den Kurbelwangen und später im dazugehörigen Teil des Kurbelgehäuses erkennt man heftige Spuren der heißen Verbrennungsgase, wie sie die festgegangenen Kolbenringe durchgelassen haben. Vermutlich ist sogar das der Grund für den Lagerschaden?!

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Diese Gehäusehälfte rechts machte mir schwere Probleme. Yamahas Ingenieure haben sich etwas wirklich feines ausgedacht, als sie hier Senkkopfschrauben mit Kreuzschlitz verbauten. Manche ließen sich ja ganz einfach lösen, aber 5 Stück sitzen unbeweglich fest, nachdem der Kreuzschlitz sofort abgenudelt war. Das Lösen zweier solcher Schrauben hat mir heute (8.12.) eine Stunde herumdoktorn mit dem Flachmeißel gekostet. Bei einer Reperatur hätte ich diese Schrauben alle durch Senkkopf-Inbusschrauben ersetzt. Das kann ich mir ja jetzt sparen.

8. Dezember 2009 – Teilen des Kurbelgehäuses – Ausbau der Innereien

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Besonders jetzt kann man den Unterschied zwischen linker und rechter Seite deutlich erkennen. Selbst der Laie, also ich, kann erkennen, dass hier im linken Teil des Motors etwas anderes abgelaufen sein muß als im rechten.

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Die Dreckablagerungen durch den Schaden in der linken Hälfte sind auch nicht zu verachten.

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Da liegt er nun aufgedröselt, der arme kleine Motor

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Da der nächste Winter bestimmt kommt, werde ich dann die Überreste der zerlegten Maschine in den Keller schleppen und genau hier weitermachen. Mit etwas Glück könnte sie im nächsten Frühling schon wieder einem Motorrad ähnlich sehen. Also bis dann………..

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