Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

9. September 2010

2010 – Oldtimer Grand Prix Schwanenstadt

20101004_oldtimergp_schwanenstadt_00001Also, die Ausstrahlung eines Oldtimer Rennens auf einem Straßenkurs ist mit keiner Veranstaltung auf einer permanenten Rennstrecke vergleichbar, egal, wie viel Mühe sich der Veranstalter gibt (vielleicht mit Ausnahme von Spa in Belgien, wo sich ehemalige Superstars auf rarem Werksgerät zuhauf tummeln). Das mag vor allem daran liegen, dass diese Strecken im heutigen Rennsportgeschehen genau so antiquiert wirken wie die Mehrzahl der teilnehmenden Rennfahrzeuge.

Wo findet man heute noch Rennmaschinen auf öffentlichen Straßen? Nur mehr sehr selten. Wo findet man noch Sträucher, Bäume, Zäune und Häuser neben der Rennstrecke? Vor allem auf der Isle of Man natürlich. Wo findet man noch Ein- und Zweizylinder in der 500er Klasse, und wo kann man sich noch am Gekreische (wirklich furchtbar laut, wenn man daneben steht!) und Geruch diverser 2Takt Renner (250er, 350er oder 500er Gerät gibts ja nicht mehr) erfreuen? Wo findet man das Fahrerlager noch in einer großen Wiese und die Bratwürste in einer Garage oder in einem Festzelt? Genau, vor allem bei Oldtimer Rennen. Die meisten dieser Veranstaltungen finden ja auf gesperrten öffentlichen Straßen statt. „Fahr´ma Rennen schauen“ heißt es dann am Samstag und/oder Sonntag. Diese Rennen wirken nicht so unpersönlich, steril.20101004_oldtimergp_schwanenstadt_100

Keine zig Meter breite Strecke, nix mit Vorstartbereichen, zu denen kaum jemand Zutritt hat und auch keine Zuschauerbereiche, die so weit vom Geschehen entfernt sind, dass keine rechte Freude mehr aufkommen will. Bei Straßenrennen fahren die Akteure unmittelbar am Zuschauer vorbei, wie anno dazumals, als diese Motorräder gebaut wurden. Mann, was waren das noch wilde Zeiten! Aus heutiger Sicht, wo straßenzugelassene Motorräder an der 200Ps – 300km/h Mauer knabbern, anachronistisch. Aber die Fahrer und Zuschauer haben ihren Spaß dabei. Suchtgefahr nicht ausgeschlossen!

20101004_oldtimergp_schwanenstadt_300 Hartnäckigen Funktionären der Motorsportvereinigung Schwanenstadt ist es zu verdanken, dass dieser Oldtimer GP trotz größerem Widerstand der Behörden heuer zum 7. Mal durchgeführt werden konnte. Die Sicherheitsauflagen werden bestimmt immer schwieriger zu erfüllen sein, was bei den Geschwindigkeiten, die selbst diese „Oldtimer“ erreichen, auch nicht sonderlich verwundert. Der Schock von Edi Stöllingers tragischem Unfall vor 4 Jahren steckt wohl noch allen in den Knochen.
Trotzdem waren weit über 200 Teilnehmer aus mehreren Nationen gekommen, und selbst die Wettergötter hatte eingesehen, dass man so viel Mühe mit Sonnenschein belohnen sollte. Nur am Samstag zur Mittagszeit weinte der Himmel ganz kurz. Wohl aus Trauer, weil das erste Gespanntraining ohne Rolf Biland stattfand, der den „Hausruckring“ nicht finden konnte, wie Manfred Riegler verkündete. Da kein Blitz ins Sprecherhäuschen einschlug, wird diese Info wohl gestimmt haben.20101004_oldtimergp_schwanenstadt_848_3

Gewisse Umstände erlaubten mir leider nur, der Veranstaltung am Samstag beizuwohnen. Aber besser ein Tag, als keiner. Ich kam voll auf meine Kosten. Der Zeitplan war so dicht gedrängt, dass man selbst als Zuschauer außer Atem kam. Das war Motorsport pur. Trainingslauf folgte auf Trainingslauf, Klasse auf Klasse, und das auch im übertragenen Sinn. Das Gebotene war Klasse!

Diesen Samstag werde ich im folgenden fotografisch und mit ein paar Anmerkungen Revue passieren lassen. Da meine Ausrüstung blos aus einer kleinen Canon SX200 und einer noch winzigeren Olympus bestand (die man allerdings, im Gegensatz du den Profi Kanonenrohren, in die Hosentasche einstecken kann) und ich auch keine Erlaubnis hatte, Sperrzonen zu betreten, waren meine fotografischen Möglichkeiten etwas eingeschränkt. Mit Improvisation und Glück gelang aber doch das eine oder andere brauchbare Bild, auch aus dem Fahrbetrieb, was mich selber etwas wundert. Ist wohl so wie mit dem blinden Huhn und dem Getreidespeicher, oder so.

Teilnahmeberechtigt waren historische Sport- und Rennmotorräder – Solo und Beiwagen 1920 – 1975.
Es ging um Gleichmäßigkeit. Offiziell zumindest.
Klasseneinteilungen:
Klasse 1 – Baujahre 1920 – 1930 alle Hubräume
Klasse 2 – Baujahre 1931 – 1948 alle Hubräume
Klasse 3 – Baujahre 1949 – 1966 bis 350cm³
Klasse 4 – Baujahre 1949 – 1968 über 350cm³
Klasse 5 – ab Baujahr 1967 bis 250cm³
Klasse 6 – ab Baujahr 1967 von 251cm³ – 350cm³
Klasse 7 – ab Baujahr 1969 über 350cm³
Beiwagenklassen: 8 (Sitzer) – 9 (Kneeler) und 10 (F2 Gespanne)

Die folgenden Bilder sind zugunsten rascher Ladezeiten nur stark verkleinert sichtbar. Es sind Ausschnitte der großen Bilder, die erst durch anklicken erscheinen. Also nicht täuschen lassen, weil „Da ist ja gar nix drauf!“

Klasse 1 + 2 Motorräder Baujahre 1920 – 30 und 1931 – 48


Den Reigen der Trainingsläufe eröffneten die ältesten Motorräder. Über 80 Jahre hatten die betagtesten Geräte auf dem Buckel. 38 Teilnehmer scheinen im Rennprogramm beider Klassen auf, wovon eine stattliche Anzahl tatsächlich zum ersten Trainingslauf antraten. Manch beherzter Teilnehmer legte auch mit diesen Raritäten ein beachtliches Tempo vor.

v.l.n.r.: Scott Sprint Special 600cm³ Bj.1930 – 2x UT Blackburne DP Supersport 350cm³ Bj.1928 – Gerhard Pradler prügelt seine Rudge Ulster 500cm³ Bj.1930 durch die Zielkurve – Ariel Model E 500cm³ Bj.1929

Walter Malzners AJS Big Port 350 Bj.1925 gibt Rauchzeichen – Zwei Rudge vor einer Norton M30 und dem Rest des Feldes – Scott Power Plus 620cm³ Bj.1930 in Total- und Deteilansicht


Manfred Schweiger und seine Scott.



Fredl Schranz gibt mit der BMW R5SS Bj. 36 Gas und Sepp Neumeier prügelt die Rudge Ulster 500 Bj. 1936 um den Ring – Die Nummer 60 ist eine Grindlay Peerless Tigercup 250 Bj.1932

Mike Farrall (GB) mit seiner Rudge 500 Special Bj.1935

Bild ganz links: Drei Generationen stehen hier. Nr.61 rechts ist die Rickman Matchless G85CS 500 Bj.63, links davon eine Rudge TT-Replica 500 Bj.1933, beide von Thomas Malzner (A). Die Nr.95 ist eine Honda 500 Four Bj.73 – Wo es qualmt – BSA Goldstar 500cm³ Bj.47 wird von Melzner auf der Rudge TT-Replica verfolgt – Bei der Nr.74 handelt es sich um die Norton Manx 500 Bj.1947 von Tadeusz Wallach

Klasse 3 – Motorräder Baujahr 1949 – 1966 bis 350cm³



Dichter Andrang herrschte in der Klasse 3, die sich hier zum Vorstart des 1. Traininglaufes versammelt.


Benelli Corsa 125 Bj.1963 von Jörg Leu (CH) – Max Demmels NSU Sportmax 250 Bj.1955 – Honda Benly 125 Bj.1963 und Velocette KTT Mk8 350cm³ Bj.63

Da gehts zur Sache: Mehrfacher „Altmeister“ Robert Zwidl auf seiner Jawa Sport 250 Bj.53 wird von Reibersdorfer auf einem Puch-Bultaco RS Eigenbau Bj.65 verfolgt – Sonja Winkler (Nr.9) auf ihrer Puch SGS wird von einer Norton Manx 350 Bj.59 gejagt – Die Horak-Walter OHC 350 Bj.49 (Nr.11) hält sich gegen die NSU Sportmax tapfer – Karl Mitteregger gibt einer Barilla die Sporen


NSU Sportmax 250 Bj.54 von Bernhard Krismer (A) (man beachte die Kette) – Puch gegen Puch. Werner Traxler verfolgt auf seiner SGSS 250 Bj.1955 (Nr.17) Gerhard Planks Puch RS 125 Bj.65 – Puch-Bultaco 250HPS Bj.66 von Helmut Plank – Nr.23 Gerhard Plank auf der Puch RS – Ganz rechts verfolgt derselbe die Ducati 350 Bj.1960 von Rudolf Wiesner

Plank und Wiesner in der Zielkurve. Die Beiden hatten wohl einen größeren Strauß auszufechten – Nr.25 ist eine Aermacchi Ala d´Oro 350cm³ Bj.1964 – Plank Helmut und Rudolf Wiesner hatten wir ja schon einmal, wenn auch nicht gemeinsam, wie auf Bild 3 – Stilstudie des Briten Ray King auf seiner Aermacchi Metisse Ala d´Oro Bj.1966

Klasse 4 – Motorräder Baujahr 1949 – 1968 über 350cm³


Die Meute der dicken Brummer macht sich bereit für den ersten Trainingslauf und war auch akustisch ein Leckerbissen.

Norton Manx 500 Bj.1962 mit 60Ps von Franz Schleifer. Ganz rechts ist auch noch Robert Guttenbrunner (Nr.64) auf seiner Norton von 1954 zu sehen.

Der Schwede Helge Hallin mit seiner Matchless G50 Bj.61 in der Zielkurve – Heinz Helmers Seeley-BSA Goldstar Bj.62 – Die TriBSA 750 von Karl-Ernst Schünemann ist Bj. 1954


Schünemann (49) in der Zielkurve – Nr.52 BMW Kaczor R50/2 Bj.63 von Friedrich Höllersdorfer, dahinter Andi Janisch mit seiner Seeley Matchless G50 Bj. 1967 – Die Nr.53 ist eine Norton Domiracer mit 750cm³ Bj.61 und wurde von Altmeister Karl Zach gemeldet.

Norton Manx Bj.54 von Norbert Moser – Eine Triumph Triton 650 Bj.63 von W.Asenstorfer – Die BMW R69S Bj.60 gehört Erich Wiesenberger und Andi Janisch mit seiner Seeley Matchless G50

Kurt Manigatter bewegt seine BMW Kaczor R50S Bj.63 recht forsch – Eine Rickman Metisse T120 mit 650cm³ Bj. 1972 von Bernhard Stiegler – Nr.63 Christian Roider auf seiner Norton Bj.1953 lässt auch nichts anbrennen. Bei Bernhard Stiegler (60) dahinter schien das nicht der Fall zu sein, als er mit seiner qualmenden Rickman geradeaus rauschte.

Diese rote Matchless G50 Bj.1962 gehört dem Hubert Furtner. Sie kommt hier in jedem Bild vor, daher brauche ich sie nicht mehr extra erwähnen. Die Nr.48 ist eine Norton Triton Bj.48 und wird von Otto Knoll aus D gefahren, die 54 ist eine Norton Manx und die 66 eine Moto Guzzi Cortini King Bj.54. Die anderen Geräte hatten wir schon weiter oben beschrieben. Äußerst rechts raucht Huberts Matchless recht heftig. Da dachte ich schon, jetzt kann er nach Hause fahren. Dem war aber, Gottlob, nicht so. Franz Strohhammer (42) war vom Nebel scheinbar etwas irritiert und fuhr sicherheitshalber mit seiner Weslake Sprint Bj.73 einen weiten Bogen.

Triton T110 650 Bj.57 von Erich Amashaufer. Die Norton Manx Bj.61 wird vom Engländer John L. Cox recht ambitioniert bewegt. Rechts die ABSAF Goldstar 500 Bj.58 des Ungarn Istvan Nyitray

Klasse 5 – Motorräder ab Baujahr 1967 bis 250cm³


Die Fahrer der 2Takter hatten in dieser Klasse oft ihre liebe Mühe, aus dem Vorstart heraus die Rennstrecke zu erreichen. Die spitze Charakteristik der Motore ließ den Zuschauer dabei oft an Holger Aues Cartoons denken, wenn die Drehzahl beim lösen der Kupplung in den Keller sank, um sogleich wieder unvermittelt in schwindelnde Höhen zu schnalzen. Kein leichtes Unterfangen. Aber wehe, wenn sie liefen!

Die Startnummer 1 ist eine echte Rarität. Albert Zollinger aus der Schweiz fuhr diese AMF Harley-Davidson 250, die 1974 schon 58Ps aus den beiden Zylinder zauberte. – Die rote Ducati 250 Desmo Bj.1968 mit der Nr.5 wurde von Claudia Schmidt (D) bewegt. Warum nur hab ich beim Anblick dieses Motorrades sofort an eine Frau gedacht? – Nr.6 ist die Benelli Competitione 250 Bj.1973 von Ulrike Albrecht (D). Ein Plüsch-Teddy hätte auch hier recht gut gepasst. – Nr.7 hört auf Aspes Yuma-Criterium, produziert aus 123cm³ 27Ps und gehört Andreas Liebscher aus Deutschland. – Ganz rechts: Motobi 250SS Bj.68 von S.Dittmer (D), Nr.7 ist die Liebscher Aspes und die Nr.11 ist eine Honda CB250K von 1970. Fahrer Walter Junker aus Deutschland.

Ducati Desmo 250 Bj.69 von Jörg Zimmer (D) – Hermann Eisenbauer (A) auf seiner Rotax 250RS Bj.1974 – Die Nr.18 ist unverkennbar eine Yamaha, und zwar eine TR 250 Replica Bj.72 – Die rote Yamaha RDZ 250 Bj.1974 wurde von Walter Benesch (A) gefahren.

Im Vordergrund die Benelli 2c 125cm³ Bj.1977 von Herbert Hintermüller, die rote Benesch Yamaha, die Yamaha DS-7 RS 250 (26) von Werner Loibl und die fast winzige Kreidler (23) von Rene Treul. Da das Feld hauptsächlich aus 2Taktern bestand, war die Fahrt vom Vorstart zur Strecke ein riesiges, kreischendes Spektakel.

Links Walter Junker (11) vor Claudia Schmidt (Ducati) – Hermann Eisenbauers Rotax RS250 Bj.74 – Die Nr.19 ist ein Sprihsto-Rotax 125cm³ Eigenbau Bj.72 von Herbert Springer – ganz rechts führt Rudolf Augeneder mit seiner Yamaha RD250 Bj.73 eine Gruppe an.

Ganz links: Yamaha RD/R 250 Bj.73 von Helmut Hafner. Die geradezu winzige 50cm³ Kreidler Bj.1972 von Rene Treul ist ein echter Blickfang. An ihr ist einfach alles zierlich, nur die Drehzahlen sind gewaltig. Der Drehzahlmesser zeigt unter 8000/min gar nichts an! Wozu auch?

Klasse 6 – Motorräder ab 1967 mit 251 bis 350cm

In dieser Klasse waren ausnahmslos Motorräder mit 350cm³ vertreten, die Mehrzahl 2Takter. Man fühlte sich durch das infernalische Bellen der Yamahas geradezu in vergangene Grand Prix Tage zurückversetzt. Die Anwesenheit des ehemaligen 500cm³ Staatsmeisters (1982) Dr.Franz Kaserer erleichterte diese gedankliche Zeitreise so nebenbei. Lange hielt man es allerdings auch bei größter Begeisterung neben diesen lauten Dingern nicht aus.

Honda RC 350 Bj.67 des Deutschen Anton Anzi

Links außen: Ducati MK3 Bj.68 des Schweizer Ernst Hautle – Nr.43 Der Brite Ray King und Magnus Nolte jeweils auf Aermacchie-Metisse Ala d´Oro 350, daneben mit Nr.62 Karl Dienst auf Ducati Desmo – Magnus Nolte (D) in Fahrt – Ducait NCR350 Bj.68 von Helmut Oed (D) Ganz rechts hinter Oed fahrend ist die Yamaha TZ350A Bj.73 des Schweizer Urban Jussel zu sehen.

Unverkennbar der Fahrstil eines altgedienten Rennfahrers. Dr. Franz Kaserer (im Bild ganz links neben dem Motorrad stehend) bewegt sich einfach anders am Motorrad als ein Hobbyfahrer, da kann man sagen, was man will. Seine Yamaha TZ350 Bj. 1975 ist eine Augenweide. Ich glaub, er ist der einzige Rennfahrer, bei dem man ohne Titel im Namen fragen würde, „Ist das der Dr. Franz Kaserer, oder gibts jetzt noch einen Kaserer, der Rennen fährt?“ Der war schon lang vorm Rossi der Doktor.

Das sind die Wakolbingers. Karl (53), Anni (54), Manuel (55) und Martin (56) Wakolbinger füllen eine ganze Startreihe. Jedes Familienmitglied fährt eine Honda CB350 Four Racing Bj.1973, was den Ersatzteil-Lagerbestand in überschaubaren Grenzen hält. Im Bild ganz rechts wird die MV Agusta B (61) Bj.72 mit Erich Schrottenbaum im Sattel von Anni Wakolbinger verfolgt. Rechts Manuel in Aktion.

Links Josef Syneks (CZ) Yamaha 350JS Bj.73 – MV Agusta B von Erich Schrottenbaum – Dieser führt auch die Gruppe mit Manuel Walkolbinger und Urban Jussel an – Die Nr.62 ist eine Ducati Desmo 350 Bj.68 und wird von Karl Dienst gefahren.

Wenn mir bloß die blaue Farbe nicht so gefallen würde. An der Yamaha RD350 Bj.1973 von Josef Fellner kann ich mich kaum satt sehen. Einfach hinreißend. Zierlich wirkt die Ducati Desmo 350 Bj.72 von Andreas Wimmer. Stefan Meinhard bringt ebenfalls eine RD350 Bj.73 an den Start. Hans-Peter Preuners RD350 Bj.74 schaut auch nicht übel aus.

Klasse 7 – Motorräder ab Baujahr 1969 über 350cm³


In dieser Klasse waren die 2Zylinder 4Takter gemäß Rennprogramm eindeutig in der Überzahl.Warum das auf meinen Bildern ganz anders ausschaut, das kann ich beim besten Willen nicht sagen. Scheint so, als würden mich 4Zylinder magnetisch anziehen. Hier ist aber eindeutig 2Zylinder Gerät zu erkennen!

Neben der blauen Eckert Honda (86) steht die Benelli Quattro RS 500 Bj.69 von Claus Taubert (82) aus Deutschland. Startnummer 83 ist die BMW R75/5 Bj.70 von Anton Soff (D)

Eckert Honda 500 Bj. 1972 von Max Demmel jun.

Das man eine Honda 750Four Bj.1971 noch heute recht forsch bewegen kann, zeigt Schorsch Dinzl (D) mit der Startnummer 88. Die CB500Four von Max Grindinger (D) mit der Nummer 89 ist um 2 Jahre jünger und hat feine Details zu bieten. Für die Suzuki TR500 Bj.1969 (Nr.92) von Robert Müller dürften die beiden Honda allerings keine echten Gegner sein. Die Nr.51 im Hintergrund ist eine Harris Yamaha TZ350 Bj.75 von Robert Müller. Das orange Ding rechts hinten ist eine Mischmaschine, und keine KTM.

Italienische Motorräder waren in dieser Klasse eine Macht für sich. Startnummer 90 und 91 sind Hans Steinhögl sowie Günter Ettl auf ihrer Benelli 500GP-Replica, 150 trägt die Benelli 500RS von Stefan Wiesner und 103 die Ducati 750SS Bj.1973 von Karl Wimmer. Mit der Nummer 96 hat sich Johann Steinbrenner auf seiner Honda CB500RC Bj.73 dazugesellt. Die Brüder Georg und Martin Kraus bewegen jeweils eine 500er Ducati von 1975. Martin Kraus (Nr.94) erlebte an diesem Tag alle Höhen und Tiefen eines Rennfahrerlebens im Zeitraffer. Einmal oben, wie im 2. Bild von rechts, ein paar Runden später ……… unten. Wortwörtlich.


Uuuuuups……..! Aber nix passiert.

Links lässt Konrad Stückler wie eh und je die Gummikuh (R75/6 Bj.74) fliegen, daneben eine Triumph T140 Bj. 1974 – Honda CB500F Racing Bj.1970 von Harald Höglinger

Szene aus dem Faherlager mit Altmeister Konrad Stückler (silber-blaues Leder ) – Roland Grundingers Honda CB500Four Racing von 1971. Im Bild rechts sind mit Nr.99 Wilhelm Strasser und Nr.98 Petra Gutenbrunner zwei weitere CB500Four zu sehen.

Eine Triumph T120 R-TT Bj.1971 brachte Hannes Schlachter an den Start. Die Nr.109 ist eine Yamaha XS650 Bj.74, die Nr.110 eine Rickman Honda CR450 Bj.1970 von Markus Krenn

Klassen 8, 9 und 10 Gespanne Sitzer, Kneeler und F2



Dicht drängten sich die Zuschauer beim Vorstart der Gespannklassen. Doch als der große Gasförmige sah, dass an diesen Motorrädern ein Rad zu viel montiert war, begann er zu weinen. Da sich die verwegene Schar aber den Spaß nicht verderben ließ, lachte auch sogleich wieder die Sonne.

Köhle/Rauth auf ihrer Moto Guzzi V7 Sport Bj.72 neben der BMW R69S Bj.61 von Krüger/Pistner. Die BMW R75/5 Bj.69 wurde von Helmut und Carina Müller bewegt. Ob ein Morgan Super Aero Bj.1928 ein Gespann oder doch eher ein Auto ist? Nun, das Ding hat drei Räder und fährt sich abendteuerlich, also passt es ganz gut dazu. Gary und Barbara Caroline waren sogar aus England angereist.

BMWR69S Bj.1960 von Föttinger/Maria Walz. Der Hund gehört da irgendwie dazu. Der Morgan F.Super Bj.35 des zweiten Britischen Paares (Peter und Susan Clews) führt eine Gruppe bei Start/Ziel vorbei. Wolfgang Aumüller kämpft sich mit seiner Triumph Tiger 100 Bj.39 um die Zielkurve. Ganz rechts Müller/Müller (45) vor Föttinger/Schneckenpointner (47)
 
Die „Kneeler“ erreichen im Gegensatz zu den „Sitzern“ nicht nur eine wesentlich höhere Kurvengeschwindigkeit. Sie besitzen auch wesentlich stärkere, modernere Motore. Der rote BMW Haller Kneeler mit 998cm³ ist von 1975. Aus diesem Jahr stammt auch der Motor mit 3 Rädern der Preisinger Brüder. Der 1000cm³ Suzuki Motor wird von einem Schmid Rahmen mit den Rädern zusammengehalten. Das Ding schaut einfach irre aus. Die Nr.22 ist dagegen recht konventionell. Ein 500cm³ BMW Boxer-Motor treibt Benno Deifels Kneeler von 1969 an. Zwar ein „Sitzer“, aber auch nicht langsam, ist die BMW R75 Bj.74 von Franz Hartl (46)

BMW R69S Kneeler Bj.63 (Nr.23) und Schmid BMW 1000 Bj.63. Martin Laimer/Andreas Lichtenauer waren mit einer Triumph 650 Bj.1963 unterwegs.

So macht man das, wenn alle drei Räder am Boden bleiben sollen.

Das Team Max Venus/Franz Niewöhner (D) labte sich noch gemütlich am Frühstückstisch, dann wurde mit der Busch Suzuki 600 kräftig Gas gegeben. Die Baker-Yamaha von Huber/Schneider und eine Busch-Yamaha TZ500 Replica von 1977 des Team Waldhäusl/Weber.

Stippel/Deutschmann (Nr.10) mit der LCR-Suzuki 600 F2 (Bj.2009) ließen es ebenso krachen wie Vater und Sohn Neuwirth aus Deutschland mit ihrem Yamaha 360 Eigenbau Gespann von 1974. Eine weitere Yamaha (Bj.75) wurde von Pfoser/Ecker (3.v.l.) bewegt. Relativ neu (2005) ist auch die Windle Yamaha R6 von Günther Bachmaier (Nr.6)

Den Abschluss der Bilderserie bildet Klaus Klaffenböck mit seinem Beifahrer Christian Parzer (Im Bild links verfolgt von Pfoser/Ecker). Wer Klaffi ist, braucht man niemandem zu erzählen, denke ich. Vielfacher GP-Sieger, TT-Gewinner und Weltmeister spricht für sich. Wenn man sich allerdings anschaut, wie gemütlich es sich Christian Parzer im Boot machte, muß man sagen, Klaffi war „trotz“ Parzer schnellster. Eventuell war er wegen seiner langen Abstinenz vom Motorsport auch ein wenig aus der Übung (siehe unten).

Es war ein wunderschöner Tag beim Oldtimer GP Schwanenstadt, der, wenn man es genau nimmt, gar nicht in Schwanenstadt, sondern in Pitzenberg stattfand, einer kleinen Gemeinde außerhalb. Aber egal, woher man kam, der Veranstaltungsort war so gut ausgeschildert, dass zumindest ich keinerlei Problem hatte. Auch Rolf Biland fand schlußendlich zur Strecke und erfreute die Zuschauer.
Ich kann mir nicht helfen, aber mich hat der Oldtimer-Virus gepackt. Als Zuschauer wenigstens. Ich selber wäre in der Klasse 3 aufgrund meines Alters ja schon startberechtigt, aber meine Motorräder sind zu jung. Na ja, man kann nicht alles haben. Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächste Veranstaltung und wünsche den Veranstaltern, dass es auch in zwei Jahren wieder möglich ist, diesen Bewerb durchzuführen. Auf dass es wieder heißt – „Auf nach Schwanenstadt, Motorradlrennen schaun!“

Infos zur Strecke, Teilnehmerlisten und Resultate findet ihr, wenn ihr am Anfang des Beitrages auf das Plakat der Veranstaltung klickt.
Oder klickt einfach hier auf MSV Schwanenstadt und dort auf „Oldtimer“

 

 

14. August 2010

Kraftfahrzeugmuseum Sigmundsherberg

20100814_kfzmuseum_sigmundsh_01 Bist du auch so ein alter Sack wie ich? Also um die 50 herum? Ja? Interessierst du dich für Autos? Ja, klar, du hast ein Auto. Ich auch. Ein ganz gewöhnliches, mehr oder weniger. Familie, Haus, Kinder, oder sonst einen Vogel, das kostet. Aber du weißt, wie ein Ferrari ausschaut, oder? Weißt du auch, was ein Iso Lele ist? Oder ein Monteverdi Hai? Klar weißt du das! Du wirst mir doch nicht erzählen wollen, dass du nicht auch mit deinen Freunden Autoquartett gespielt hast. Na also!
20100814_kfzmuseum_sigmundsh_15Die Karte mit dem Iso oder dem Monteverdi hat sogar einen Ferrari geschlagen, wenn man um Ps gespielt hat. Wie, du weißt nicht, wovon ich jetzt rede? Du hast Quartett ganz normal gespielt? Also, wir haben das so gespielt, dass die Karte mit dem stärksten Auto gewann. Dann durfte man die ausgespielten Karten der Mitspieler einsammeln. Wer am Schluss die meisten Karten gesammelt hatte, war Sieger. Das die SAE Angaben mancher Fahrzeuge nichts Wert waren, wussten wir nicht und war uns auch egal. Man konnte auch die höchste Geschwindigkeit als stärkste Karte nehmen, je nach dem, wie es ausgemacht war. Bald wussten wir die Angaben schon auswendig und mussten nicht mehr nachschauen. Du erinnerst dich? Hab ich ja gleich gesagt. Nintendo gabs ja noch nicht, also wirst auch du Quartett gespielt haben.

20100814_kfzmuseum_sigmundsh_21 Hat auch dein Vater behauptet, den Iso Lele gibts gar nicht? Auch den Monteverdi hat meiner angezweifelt. Mit 15 wusste ich schon, dass es diese Autos wirklich gab. Sie waren in manchen Autozeitschriften abgebildet. Auch einen Test so eines Exoten gab es hin und wieder. Aber gesehen, fahren gesehen? Hast du je so ein Auto fahren gesehen? Oder wenigstens irgendwo stehen gesehen? Ich nicht. Nie. Einen Lotus kannte ich allerdings. In Zeltweg beim Formel 1 Rennen standen mehrere solche Dinger. Corvetten standen sogar zum Schweine füttern herum. Ich fand die Corvetten toll. Nicht die alten, kantigen. Ich meine die runden! Die C3, die von 68 – 82 gebaut wurden. Mensch, waren die toll. Oder ein „512 Berlinetta Boxer“. Herrgott, war der schön. Da war ich aber schon ein wenig älter. Die alten Ferrari, wie sie der Günter Netzer fuhr, die haben mir nicht gefallen. Ehrlich! Dafür fand ich den Schlitten, den Inspektor Heller und sein Chef Mike Stone auf den Straßen von San Francisco fuhren, einfach Klasse. Fahren hab ich sowas auch nie gesehen, Vater sagte aber immer, die Saufen wie ein Loch. Kein Wunder bei dieser Größe.20100814_kfzmuseum_sigmundsh_25

Bist du auch schon einmal bei einem Ferrari Händler stehengeblieben, um im Schaufenster nachzusehen, was da alles drinnen steht? Was, du hast einen Ferrari? Ach so, im Maßstab 1:12. Sowas hab ich auch. Einen F40. Aber den gabs damals, als ich noch jung war, noch nicht. Der kam erst viel später. Wie ist es den dir gegangen, als du beim Schaufenster gestanden bist? Na, sag schon. Ja, ich weiß, dass das blöd ist. Kann sich keiner aus unserer Liga leisten. Aber schauen ist ja nicht verboten. Also mir haben die Dinger nicht viel gegeben. Die Preise waren ein Hammer, aber sonst? Auf den Quartett Karten waren sie interessanter als im Schaufenster.

20100814_kfzmuseum_sigmundsh_01_1 Hast du die Jaguar gemocht? Ich meine den E-Typ mit der langen Schnauze. Ja, den, den auch Jerry Cotton fuhr. Genau den meine ich! Ich dachte immer, den gibts nur mit 12 Zylinder, aber in den meisten war ein 6Zylinder drinnen. Zu teuer wären beide gewesen. Später hab ich von Leuten, die sowas fuhren gehört, dass die Kisten eine recht bescheidene Straßenlage hatten. Auch die Ferrari und Lamborghini sollen recht bescheidene Fahrwerke besessen haben. Überhaupt war´s mit den „Supersportlern“ von damals nicht recht weit her, aus heutiger Sicht. Ein Rotzbub mit einem aufgemotzten Honda CRX hätte die Kisten auf kurvenreichen Strecken alle hergebrannt. Den CRX gabs aber zu Zeiten dieser Autos noch nicht, Gottlob. 20100814_kfzmuseum_sigmundsh_05_2

Fragst du dich schon, wie ich überhaupt auf Autoqartett und das ganze Zeug komme? Wieso ich mich mit so Kinderkram hier beschäftige? Och, das ist ganz einfach! Ich bin heute eine Motorradtour ins Waldviertel gefahren. Eigentlich hatte ich gar kein Ziel. Ich bin einfach der Nase nach gefahren, und wie es der Teufel haben wollte, kam ich dabei nach Zwettel. Nun, dachte ich, jetzt ist es aber gar nicht mehr weit bis Sigmundsherberg, wo der Fritz Ehn sein neues Motorradmuseum eröffnet hat. Da könnte ich kurz vorbei schauen. Ich habs noch nicht gesehen. Nun, und als ich in den Ort hinein fahre, steht da zur Linken eine große Halle, und darauf lese ich etwas wie ……fahrzeugmuseum. Ich drehte also um und fuhr zum Eingang, wo ein Tisch und ein paar Sessel standen, auf denen drei Leute saßen.
20100814_kfzmuseum_sigmundsh_04 „KRAFTFAHRZEUGMUSEUM“ stand dort, und nicht Motorradmuseum. „Hmmmm“, dachte ich, „wieso nennen die das nicht mehr Motorradmuseum, wie in Eggenburg?“ Ich klappte also das Visier hoch und frug: „Ist das das Motorradmuseum?“ „Nein, das ist ein Automuseum“, war die Antwort. Auf die Frage, ob ich das anschauen kann, antwortete man mir, „Klar, wenn du 6 Euro hast!“ Zufällig hatte ich noch 6 Euro eingesteckt, also nahm ich die Gelegenheit wahr, dieses Automuseum zu besichtigen. 20100814_kfzmuseum_sigmundsh_11

Gleich vorweg, ich bin jetzt, nach einigen Stunden, noch immer begeistert. Und zwar genau deshalb, weil dort NICHT perfekt restaurierte oder gar fabrikneue Fahrzeuge stehen! Wenn du, lieber Leser, erwartest, dass dort funkelnagelneue, oder wie aus dem Ei gepellte Autos stehen, mit Null oder höchstens ein paar tausend Kilometer am Tacho, dann wirst du enttäuscht sein. Bei manchen Exemplaren vielleicht sogar bitter enttäuscht! Oh doch, einige sind schön. Mancher sogar recht schön. Aber neu ist etwas anderes! Und manche sind ein gar trauriger Anblick.

20100814_kfzmuseum_sigmundsh_07_2 Manch eines der Exponate wurde im Laufe seines Autolebens furchtbar verschlimmbessert, oder es fehlen ein paar Trümmer. Reifen, die nicht zum Auto passen, wie die Förster-Edition des König Ferrari 512BB sind keine Seltenheit, ein Sprung in der Scheibe, Krempel im Fahrzeug oder Lack, der nach Spraydose aussieht, kann auch passieren. Aber man kann hier vortrefflich träumen!

Mein erster Gedanke, als ich die Halle betrat, in der etwa 150 Fahrzeuge stehen sollen (ich hab nicht nachgezählt), war, „duster hier!“ Mein zweiter Gedanke schoß mir beim Anblick eines einigermaßen ramponierten Iso Lele durch den Kopf. „Ach, du arme Sau, du!“ Aber dann, schön langsam, änderte sich meine Einstellung, und somit auch das Erlebnis. 20100814_kfzmuseum_sigmundsh_14_2 Ich begann zuerst zu überlegen und dann -zu träumen.

Wieso müssen die Kisten den neuwertig aussehen? Die sind zum Teil doch fast so alt wie du, manche älter! Diese Autos wurden alle einmal, offensichtlich, ganz normal gefahren. Vielleicht sogar von vielen Besitzern. Ich weiß es nicht. Der Erstbesitzer musste dafür eine Summe auf den Tisch legen, dafür hätte man teilweise ein Haus bauen können! Wer weiß schon, durch wie viele Hände das eine oder andere Fahrzeug ging? Aber es waren teilweise die geilsten Autos, die je gebaut wurden.
20100814_kfzmuseum_sigmundsh_16 Gut, die Ami-Schlitten fanden in Europa nicht den gleichen Anklang wie in Amerika. Aber stell dir einmal vor, was die Mühlen an Sprit gesoffen haben mit ihren Hubräumen. Unmengen müssen das gewesen sein bei 5, 6 oder gar über 8 Liter Hubraum. Fast alles, was in dieser Halle steht, kann in irgend einer Weise mit Superlative aufwarten. Entweder Pferdestärken, die weit jenseits des normalen Bürgerkäfigs liegen, oder Hubräume in Schiffsdiesel-Dimensionen, oder Höchstgeschwindigkeiten, die jenseits von gut und böse lagen. Besonders mit diesen Fahrwerken! Oder sie waren so teuer, dass sich das nur ganz wenige leisten konnten. James Bond fuhr, das wissen wir alle, früher natürlich Aston Martin. Einen DB irgendwas, soweit ich mich erinnere. In dieser Halle stehen ein paar davon. Hast du sowas schon einmal gesehen? Der Lagonda beispielsweise, eine Familienkutsche aus dem Hause Aston Martin, ging nicht schneller als ein BMW 635CSi. Aber der Preis! Du meine Güte. Wenn du schon nicht schneller fahren konntest als ein poppeliger BMW Fahrer, teurer warst du auf jeden Fall unterwegs.20100814_kfzmuseum_sigmundsh_17

Dann die ganze Ami-Schlitten. Alleine die Größe der Karosserie ist unheimlich. Nein, die runden Flügelmonster mit den riesigen Chrom-Stoßstangen der 50er Jahre suchst du dort vergebens. Aber die Kisten der 60er oder 70er sind auch nicht ohne. Einmal abgesehen vom Durst wären diese Autos heute recht praktisch. Wenn du nach Wien fährst, kannst du luxuriös anreisen, in Hütteldorf lässt du den 7Liter V8 irgendwo stehen (falls du einen Parkplatz findest) und fährst mit dem Smart, der im Kofferraum stand, in die Stadt. Ist doch bequem, oder? Falls mehrere mit dir mitgefahren sein sollten, stellst du eben einen VW Golf in den Kofferraum. 20100814_kfzmuseum_sigmundsh_23

Andererseits stell´ ich mir grauenhaft vor, wenn wir damals auch solche Autos gehabt hätten. Kannst du dich noch an die gigantischen Urlauber-Stau duch Tirol erinnern, wenn die Deutschen über den Brenner nach Italien fuhren? Hätten die alle solche riesige Autos gehabt, der Stau hätte nicht nur bis zu den Toren vor München zurück gereicht, sondern sogar bis Ingolstadt hinauf. Wir sollten aber nicht lachen beim Anblick dieser Saurier! Unsere modernen und ach so beliebten Q7, X5 und ihre Brüder sind um nichts weniger unsinnig. Meistens sitzt nur eine Person, oft eine zierliche Frau, drinnen. Und dafür muß man ein 2 Tonnen Auto kaufen? Um 50kg zu transportieren? Alles 20100814_kfzmuseum_sigmundsh_22 schon da gewesen, wie du in dieser Halle in Sigmudsherberg feststellen wirst. Nur die Motore waren damals teilweise noch wesentlich größer, und vor allem wesentlich durstiger. Ich glaub, wenn man einem Cadillac El Dorado mit 8.2Liter Hubraum und ärmlichen 365 SAE-PS die Sporen gibt, dann musst du dich sogar mit einem Porsche Cayenne anstrengen, um beim Verbrauch mitzuhalten. Und das soll was heißen.

Ach ja, eines darf ich zum Abschluss nicht vergessen zu sagen. Falls du kein alter Sack bist, schau dir diese Sammlung trotzdem an. Aber wie schon gesagt, erwarte keine neuwertigen Autos, sonst bist du enttäuscht. Und bring etwas Phantasie mit. Vielleicht nur, um dir vorzustellen, wie viele Häuser man um den Neupreis dieser Fahrzeuge bauen könnte. Sogar heute noch, mit dem Euro! Falls du ein Sparefroh bist und danach noch immer Bock auf Museum hast, fährst du zum Motorradmuseum und sparst nach dem herzeigen der Eintrittskarte sogar einen Euro. Ich bin allerding anschließend Heim gefahren, ein wenig von alten Autos träumen.

Mehr Infos über das Museum gibts unter www.kraftfahrzeugmuseum.at

4. August 2010

Militärluftfahrt-Ausstellung Hangar 8 in Zeltweg

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20100803_zeltweg_ausstellung_milluftfahrt_03_2 Das Fliegerass:
„Guten Morgen, Sir“, sagt der Wachposten, als ich an der Schranke halte. „Freut mich, dass 20100803_zeltweg_ausstellung_milluftfahrt_07sie wieder einmal hier bei uns sind“. Ich steck ihm eine meiner dicken Havannas zu, die sofort in einer Uniformtasche verschwindet. „Danke, Sir. Und viel Spaß noch!“ Spaß werde ich heute wohl haben, denke ich, während ich zum Hangar 8 fahr´. In meinen Privatgemächern (eines der Privilegien eines Fliegerasses) zieh ich mich gemütlich um, dann stapf ich zum Hangartor. Auch hier wünscht man mir zackig einen guten Morgen. „Sir, nehmen sie heute die Rote, oder die Schwarze?“, fragt der Diensthabende. „Hm, weiß auch nicht so genau. In den Wölzer Bergen regnet es, da wird die Schwarze wieder recht schmuddelig aussehen, wenn ich zurück bin. Ich nehm´ die Rote!“ Dachte ich mir, Sir“, meint der Vize. „Sie ist betankt, durchgecheckt und startklar“. Mein guter Vize. Immer ist alles bestens vorbereitet. Ich würde wetten, dass auch die Schwarze betankt und startklar ist.

Kaum hat mich die Crew angeschnallt, höre ich ein Knacken im Funk. „Eagle One, der Luftraum gehört ihnen“. „Oh“, entfährt es mir, „ihr seid aber fix“. „Wie immer, Sir. Wir haben sie ja reinfahren gesehen“. Meine Jungs. Auf die ist Verlass. „Danke, dann werf ich jetzt das Triebwerk an“. „Viel Spaß, Sir“. „Ja, werd´ ich bestimmt haben“. Langsam roll ich zur Startbahn, tipp kurz in die Bremsen, dann Schub. Volle Pulle, mit Nachbrenner. GEIL!

20100803_zeltweg_ausstellung_milluftfahrt_09Am 15. Februar 1958 startete die erste Maschine der Saab J35 A Draken Serie zum Jungfernflug. 1960, also im Jahr meiner Geburt, wurde sie in Dienst gestellt. 606 Stück wurden gebaut, bevor die Saab J37 Viggen den Drachen ablöste. Von 1987 bis 2005 schützten 24 Saab J35OE Draken den Österreichischen Luftraum. Nun sind sie Museumsstücke.

Böse fauchend beschleunigt die Kiste bis zur Startgeschwindigkeit, dann zieh ich den Knüppel nach hinten und steig fast senkrecht in den Himmel. „Yeeeaaaa……“, schrei ich vor Begeisterung. Ein wohliger Schauer durchläuft meinen Körper. Das ist Leben! Brutal reiss ich den Ofen auf den Rücken und im nächsten Augenblick mit einer halben Rolle in Normallage. Das rockt! 20100803_zeltweg_ausstellung_milluftfahrt_10

„Eagle One, hier Viper. Fliegen wir zum Sölkpass?“ „Herrgott sakra, wo kommst du den her?“, frag ich im Funk. „Ach, ich hörte, dass du in der Luft bist. Und da ich gerade in der Nähe war, bin ich herüber gedüst, um dir Gesellschaft zu leisten“. Viper, dieser Spinner, mit seinem Eurofighter. Der hat mir gerade noch gefehlt. „Ok, auf zum Sölkpass. Der Letzte bezahlt ein Bier!“ „Arschloch“, war die kurze Antwort. Was will er den, der Penner? Er hat zwei Triebwerke, ich nur eines.

Volles Rohr donnern wir mit glühenden Nachbrennern zu den Wölzer Bergen rüber. Schon von weitem kann ich die Einsattelung sehen und die kleine Kapelle. Noch bin ich in Führung, denn ich brauch´ ja nicht Rechenschaft über den Verbrauch ablegen. Ich bin ein Fliegerass! Im 45° Winkel stürzte ich mich dem Pass entgegen, da fällt mir ein Fahrzeug auf, das genau am Sattel steht. „Eine Harley“, schrei ich in den Funk. „Lass das“, kommt die Antwort. „Den Kauf ich mir!“, knurre ich zurück. Das Raketensystem hochgefahren, die Waffen scharf gemacht, warten. Piiiiip. Das System hat aufgeschaltet. „Lass den Scheiß, du Narr!“, hör ich wieder, aber ich bin voll in meinem Element. „Die, you motherfucker“, brüll ich, und drück auf´s Knöpfchen……………………..

20100803_zeltweg_ausstellung_milluftfahrt_11 „Hören sie Mal, jetzt reichts aber. Kommen sie da sofort heraus. Eine halbe Stunde warten wir jetzt schon. Mein Sohn will sich auch hineinsetzen!“ Was? Wie? Ach so. „Entschuldigung, ich war ganz im Gedanken versunken“, brumm ich verlegen. „Das haben wir gesehen“, sagt er. „Und vor allem gehört!“, sagt sie naserümpfend. „Leben sie ihre kranke Phantasie wo anders aus!“, setzt sie nach. Noch etwas benommen von den Erlebnissen klettere ich aus dem Draken. „Was will den der kleine Knilch im Flugzeug? Der versteht doch gar nix davon!“, schimpfe ich zurück, dann verschwinde ich Richtung Parkplatz. Der Kleine streckt mir die Zunge entgegen. „Na warte, wenn ich dich in meinem Luftraum erwische! Ich bin ein Fliegerass, du kleiner……“, denk ich mir.

Na ja, so war es natürlich nicht. Allerdings, wenn man im Draken sitzt, könnte schon die Phantasie mit einem durchgehen.
Es war ein tolles Erlebnis, einmal in einem echten Kampfflugzeug zu sitzen. Das es nicht funktionstüchtig war, spielt dabei keine Rolle, war sogar beruhigend. Konnte wenigstens nichts passieren, wenn man irrtümlich ein falsches Knöpfchen drückt. 20100803_zeltweg_ausstellung_milluftfahrt_12

Alle diese Luftfahrzeuge, Fahrzeuge und Geräte, die hier im Hangar 8 des Hinterstoisser Militärflugplatz in Zeltweg ausgestellt sind, taten einmal bei der Österreichischen Luftwaffe ihren Dienst. Der Saab Draken, der 18 Jahre den Österreichischen Luftraum überwachte, ist das absolute Prunkstück der Ausstellung. Zumindest in meinen Augen. Fliegen sah ich ihn oft genug, aber so nahe wie hier war ich ihm nie. „Ihm“ ist eigentlich untertrieben, denn gleich vier Stück stehen dort zur Ansicht! Wobei meine absoluten Favoriten die beiden mit den Sonderlackierungen sind. Ein Traum, wenn man nicht daran denkt, dass es sich um Kampfflugzeuge handelt.

20100803_zeltweg_ausstellung_milluftfahrt_05 Unglaublich, diese Ausstrahlung. Etwas auf die Art eines fliegenden Formel 1 haben diese Flugzeuge an sich. Fast filigran, mit den dünnen Deltaflügeln, dem schlanken Körper, und doch gleichzeitig so mächtig und vor allem schnell. Zumindest damals, als er das Hauptkampfflugzeug Schwedens war. Heute gibts natürlich besseres, stärkeres, kampfkräftigeres – schrecklicheres. Aber vielleicht haben diese schrecklichen Waffensysteme tatsächlich ihren Beitrag geleistet, dass wir in Frieden leben. Ich glaub daran.20100803_zeltweg_ausstellung_milluftfahrt_02

All die zahlreichen Ausstellungsobjekte, bis auf den Draken, in den man sich hineinsetzen kann, stehen im Hangar 8, also ist es auch ein schöner Ausflug bei Schlechtwetter. Alles ist sehr liebevoll gestaltet. Man sieht sofort, dass sich hier jemand sehr um das Aussehen, um den Gesamteindruck, aber auch um kleine Details bemüht hat. Ein riesiges Kompliment an diejenigen, die alles so lebendig gestaltet haben. Danke für diesen schönen Tag. Es wird bestimmt nicht mein letzter Besuch gewesen sein. Heuer ist die Ausstellung noch bis 17. Oktober von Dienstag bis Sonntag zwischen 9:00 und 17:00 Uhr zu sehen.

Link zu weiterführenden Infos über die Ausstellung und zur Militärgeschichte:
GFL – Gesellschaft zur Förderung der Österreichischen Luftstreitkräft – Militärluftfahrtausstellung 2010

Doppeladler.com – Plattform für Österreichs Militärgeschichte
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