Nicht viel Zeit, aber trotzdem Lust, etwas schönes zu unternehmen? Da gibt es im Mostviertel einige Möglichkeiten. Selbst wenn die Wetterlage sehr unklar ist, wie am ersten April, gibt es eine kleine Auswahl für eine rasche Unternehmung. Zum Beispiel der Höhenzug des Schwarzenberg bei Gresten. Wir treffen uns kurz vor 13 Uhr am Hochkogel und fahren bei starker Bewölkung und rund 10°C nach Gresten. Kurz außerhalb von Gresten, in Ybbsbachamt, biegen wir auf die Schwarzenbergstraße ab und fahren bis ganz rauf zum Weidegatter, bei dem der kürzeste und steilste Aufstieg zum Schwarzenberg beginnt und stellen dort das Auto bei einer Ausweichstelle ab.
Blick vom Neuhofner Hochkogel in Richtung Ötscher.
13:15 Uhr bei der Ausweichstelle am Südhang des Schwarzenberg. Ich hab mir einen Gürtel mit zwei kleinen Trinkflaschen für mich und Eddie umgeschnallt, Eddie ist an der Leine, es kann los gehen. Wir folgen nicht dem Wegweiser rechts über die Almwiese rauf, sondern gehen gradeaus auf der Asphaltstraße weiter bis zum Hof Angelsberg.
Trotz der dichten Bewölkung ist die Sicht grandios. Leider fällt uns hier die Orientierung etwas schwer und wir können kaum sagen, was was ist.
Da vorne beim steinernen Marterl teilt sich die Straße. Gradeaus geht’s nach Oberamt, rechts zum Hof Angelsberg.
Trotzdem ich den Winter durchaus mag, freu ich mich über jede Blume. Endlich wieder Frühling.
Hof Angelsberg. Mitten im Hof zweigt der deutlich markierte Steig über die Wiese nach oben ab.
Wir sind nicht genau den Markierungen gefolgt, sondern stark nach links (Westen) abgedriftet. Blick über den Hof Angelsberg in den Süden. Ganz hinten, etwas links der Bildmitte, sind schneebedeckt der Hetzkogel und der Dürrenstein zu erkennen.
Wir sind nicht stark nach westen abgedriftet, weil wir zu blöd sind, einem markierten Weg zu folgen, sondern weil wir noch was vor haben. Am 20. September 2022 haben wir den Schwarzenberg bei schlechtem Wetter von Westen nach Osten überschritten und sind dabei im nassen Busch am Bauch herum gekrochen, damit wir die Stauden am Kamm durchdringen konnten. Es war recht lustig. Und weil das so lustig war, wollten wir uns heute, bei vergleichsweise trockenerem Wetter, einfach ein Stück dieses westlichen Teiles des Schwarzenberg nochmals anschauen. Zumindest so weit, wie es ohne Sauerei möglich ist. In westlicher Richtung, gleich ein paar Meter nach der Kammwiese, beginnt felsdurchsetztes Gelände.
Höchste Stelle eines Hubbel, der keinerlei Bedeutung hat, außer, daß wir hier waren.
Gen Westen ein felsiger Aufbau, der wie eine Kathedrale am Kamm hoch ragt. Auf einem schmalen Band kann man ein Stück nach oben steigen, für eine Besteigung war mir der moosige, nasse Fels zu rutschig. Da hinten haut es dich weit runter, wenn du ausrutscht.
Bei der Umgehung dieser Felskanzel haben wir diesen Schädel gefunden. Große Schnauze, fliehende Stirn mit wenig Raum für Hirn, Ansatz von Hörner. Es könnte sich dabei um einen Grünen gehandelt haben, der sich verirrte oder er war an einem Baum festgeklebt, weil er gegen irgend etwas protestiert hatte.
In der südlichen Flanke dieser “Kathedrale” befindet sich dieser riesige Riss, den man als Unterstand bei einem Gewitter nützen könnte. Könnte, wenn da nicht der große Felsbrocken wäre, der im oberen Teil eingeklemmt liegt und nicht gerade vertrauenserweckend ausschaut. Ich frag mich, ob das die Angelsberg-Höhle ist, die es hier geben soll? Auf Mapcarta ist sie jedenfalls (ungefähr hier) eingezeichnet.
Die Kathedrale von Westen aus gesehen.
Wir folgen dem Kamm noch weiter nach Westen. Hinter diesem Hubbel ist eine weitere, noch deutlich höhere Erhebung zu erkennen.
Am ersten Felszacken steht dieser (vermutlich) Grenzstein.
Dies ist die Höhe 858 (ohne Namen), die höchste Erhebung im westlichen Teil des Schwarzenberg.
Gipfel 858. Zwar verwachsen, doch einigermaßen nette Aussicht.
Blick am Grat entlang in Richtung Osten. Klar ist die Kontur des Angelsberg zu erkennen, der um hundert Meter höher ist.
Wir sind wieder oberhalb des Hof Angelsberg mit Blick zum Ötscher und Kleinen Ötscher. Jetzt begehen wir den östlichen Teil des Schwarzenberg
Zuerst auf einem verwachsenden, alten Waldweg zu einer kleinen Wiese und dann auf diesem Steig zum Angelsberg.
Auch hier findet man immer wieder einen Grenzstein.
Im Gegensatz zum westlichen Teil des Schwarzenberg ist hier der Kamm nicht verwachsen und es gibt einen bestens markierten Steig.
Gipfel Angelsberg 952m. Der Angelsberg ist über einen schrofigen Hang leicht zu ersteigen, der markierte Weg führt allerdings südlich drum herum.
Linker Bildrand: Blick vom Angelsberg über die Höhe 858 nach Westen zum Brochenberg. In Original war rechts der Bildmitte sogar der Sonntagberg deutlich zu erkennen.
Wir halten uns aber, wie könnte es anders sein, nicht unbedingt streng an den markierten Weg und erklimmen so nebenbei die eine oder andere vollkommen unbedeutende Höhe, einfach, weil sie da ist.
Auf diesem Mugel finden wir neben Zaunreste auch….
… noch eine verblassende Markierung an einem gravierten Baum, Zeugen eines alten Wegverlaufes, den es so nicht mehr gibt.
Aha, die Wiese. Wir nähern uns also der TVN Spitze.
Im Vordergrund der Zürnerberg, im Hintergrund der Ötscher und sein kleiner, spitzer Bruder.
Die TVN Spitze. Recht daneben eine Hütte, die wir am 20. September im Laufschritt erreichten, als der Himmel alle Schleusen auf einmal öffnete.
Vorsicht Berg. Besteigen auf eigene Gefahr. Irgendwie wird alles immer blöder.
An der Nordostseite ist die TVN Spitze über diese Wand mit zahlreichen guten Tritten und Griffen ganz einfach zu besteigen. Sogar Klammern sind im Fels verankert und helfen als Sicherung.
Selbst mein kleiner Schlumpf kommt hier ohne Hilfe (aber gut gesichert) herauf.
Blick nach Westen über den Angelsberg (der um vier Meter höher als die TVN Spitze ist) hinweg.
Ich war schon oft hier am Schwarzenberg, aber diese Höhle unterm Baum hab ich heute zum ersten Mal gesehen. Da könnte man hinein kriechen, was aber nicht viel bringt, weil der untere Ausgang in sehr steilem Waldgelände (an der Nordseite) endet. Ob das das Burglloch ist, wie bei Mapcarta eingezeichnet? Von der Lage her könnte es stimmen.
Weiter geht’s am felsigen Grat gen Osten. Wieder ragt ein höherer Mugel, den man rechts (südseitig) umgehen könnte, empor und wird bestiegen. Einfach grade hinauf.
Egal wie hoch und ohne Namen, wir waren oben.
Was tun, wenn der Besen nicht anspringt?
Schwarzenberg 958m. Der höchste Punkt am Schwarzenberg, ganz unspektakulär, nur ein Vermessungsstein am Grat.
Viehgatter, damit die Kühe von der Weide nicht über den Schwarzenberg wandern.
Wir nähern uns dem östlichen Ende des Berges.
Das östliche Ende des Schwarzenberg. Links unter uns Gresten, Blick zu Holzbauer und Königseben. Genau hier, schnurgrade am Waldkamm hinunter, gab es früher einmal einen Steig. Im Aplenvereinsführer “Ybbstaler Alpen” (Steffan/Tippelt) 1. Auflage von 1977 wird der Steig (Tour 215) noch als neu angelegt bezeichnet. Vor zwanzig Jahren waren Markierungen noch zu erkennen, der Weg war aber schon wild verwachsen. Heute sind weder Markierungen noch Weg zu sehen.
Beim Abstieg über diese Wiese beginnt es leicht zu regnen. Nicht beunruhigend, aber es regnet. Grade als wir da unten nach einer Forststraßenquerung im Wald verschwinden (steiler Abstieg durch den Wald), beginnt es laut zu rauschen. Es rauscht, als wäre man im Gesäuse neben der Enns. Spärliche Blicke aus dem Wald verrieten nichts gutes. Ein grauer, undurchsichtiger Vorhang lag vor uns, eine Wand aus Wasser. Es musste furchtbar schütten, aber noch wurden wir vom dichten Wald geschützt. Im Laufschritt stürmten wir, so gut es ging, ohne auszurutschen, durch den Wald runter. Ein Bauer, der grade aus dem Wald kam und zu seinem auf einer Forststraße abgestellten Traktor ging, meinte lachend “Jetzt dürft ihr rennen!”, was wir ja ohnehin taten. Zweihundert Meter vorm Auto mussten wir noch über eine offene Weide, dann hatten wir es geschafft. Wir waren zwar nass, aber nicht pitschnass.
Die letzten paar Meter von der Weide zum Auto, vom Auto aus fotografiert.
15:51 Uhr. Die Schuhe sind umgezogen, Eddie sitzt im Auto, wir sind gerettet, und dann hört es auch schon wieder auf. Das Schütten geht in leichten Regen über.
Wir sind ein wenig nass, meine Hose ist dreckig, aber wir kaufen uns einen Kaffee an der Tankstelle in Gresten. Dann fahren wir Heim. Ein paar schöne Stunden in der Natur sind wieder zu ENDE.