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17. September 2016

Uhren aus China – Chinese Air Force Watch 1963

Filed under: صنع في الصين - anihC ni edaM — Benzin @ 21:01

Gleich vorweg, ich hab mir diese Uhr, die ich schon eine Weile besitze, nicht deswegen gekauft, weil sie die Neuauflage der Stoppuhr der chinesischen Luftwaffe aus den 60er Jahren ist. Oder sein soll. Ich hab sie mir auch nicht gekauft, weil sie aus der Manufaktur von Sea Gull in Tianjin stammt. Oder stammen soll. Ich hab sie mir erstens gekauft, weil sie mir gefällt, zweitens, weil sie eine der preisgünstigsten Möglichkeiten ist, einen Schaltrad-Chronographen zu kaufen und drittens, weil ich mir beim Händler aus Deutschland, bei dem ich sie gekauft my_chinese_watchblog_seagull1963_001hab, sicher war, dass ich damit keine Probleme haben werde, auch wenn ich Probleme damit haben sollte. Ich hätte diese Uhr auch bei einem Händler aus Shanghai kaufen können, mit dem ich zahlreiche, überaus gute Erfahrungen besitze. Ausschlaggebend war in diesem Fall schließlich, dass der Preis beinahe der selbe war und der Postweg aus Deutschland um einiges kürzer, und nichts anderes.

Warum beginnt dieser Beitrag so seltsam? Weil um diese Uhr, seitdem sie am Markt ist, ein riesen Wirbel gemacht wird. Zumindest in einigen Uhrenforen. Da gibt’s zum einen die Fraktion, die alles aus China als Schrott abkanzelt, und dann gibt’s noch die Fraktion, die “reissue Watches” oder zu deutsch “Neuauflagen” als eine Art heilige Kuh sehen, denen man blind nachrennt, weil sie etwas besonderes darstellen, und als reissue, also Neuauflage wird diese Uhr beworben. Also bekommt man beim Kauf dieser my_chinese_watchblog_seagull1963_005Uhr eine originalgetreue Reproduktion von etwas, was es seit langer Zeit nicht mehr gibt? Meiner bescheidenen Meinung nach, die ich mir in über einem Jahr nachlesen in den Weiten des Internet über dieses Thema gebildet hab, bekommt man genau das nicht. Es ist eine sehr schöne Uhr, mehr aber nicht. Der “Chinese Air Force 1963 reissue” Slogan ist, offenbar bis heute, ein guter Verkaufsgag.

Diese Uhr ist weder eine offizielle Neuauflage des alten Flieger-Chronographen der Sea Gull Watch Factory aus Tianjin, noch wurde oder wird sie dort gebaut. Das Uhrwerk ist ein echtes Sea Gull aus der ST19 Serie, drauf stehen tut das aber nirgends. Die Aufzugskrone besitzt das Sea Gull Logo, draufstehen tut Sea Gull aber nirgends auf dieser Uhr. Zumindest nicht in lateinischen Buchstaben. Jun Liao von “Times International” (der oben erwähnte Händler aus Shanghai) bemerkt in seiner Beschreibung nur, die Inschrift auf dem Zifferblatt an der sechs Uhr Position bedeute “Made in China”, die Inschrift am Fixierring der Glasabdeckung der Rückseite erwähnt er mit keinem Wort. Der deutsche Händler, bei dem ich diese Uhr kaufte, erklärt die Inschrift am Zifferblatt als “China” und “Tianjin Watch Factory”. Warum bin dann ich der Meinung, diese Uhr wird nicht und wurde nie in Tianjin gebaut? Ganz einfach:

Das chinesische Ministerium für Leichtindustrie bekam 1961 den Auftrag, für die Luftwaffe der chinesischen Volksbefreiungsarmee eine Fliegeruhr zu entwickeln. Dieser Auftrag wurde das “Projekt 304”. Die Schweizer Uhrenfabrik Venus war zu dieser Zeit dabei, die my_chinese_watchblog_seagull1963_009Produktionslinie des Kaliber 175 zu verkaufen, um Kapital für die Neuentwicklung des Kaliber 188 zu beschaffen. Die Sowjetunion, der diese Maschinen angeboten wurden, lehnte ab. China griff zu und kaufte die Anlagen für das Projekt 304. Im Mai 1965 wurden die Uhren an die Piloten ausgegeben. Die Gesamtproduktion betrug nur 1400 Stück. QUELLE

Wir wissen also, dass die Uhrenfabrik in Tianjin unter dem Namen “Projekt 304” den ersten Chronographen für die Chinesische Luftwaffe entwickelte und produzierte. Und genau diese Uhrenfabrik, heute Sea Gull, bietet unter dem Namen Sea-Gull D304 eine Neuauflage des alten, legenderen chinesischen Flieger-Chronographen an. “This is original seagull D304 Limited Edition made by seagull watch company” tönt es ziemlich laut auf der Seite von Sea-Gull, wohl wissend, dass es da noch eine weiter “reissue” gibt. Diese weitere Neuauflage, von der diese Geschichte handelt, wurde und wird sogar von Sea-Gull vertrieben. Aber nicht von Sea-Gull in Tianjin, sondern von Sea-Gull in Hongkong. Das heißt, das Uhrwerk stammt natürlich, oder mit höchster Wahrscheinlichkeit, aus Tianjin. Wo der Rest hergestellt wird und wessen Idee diese Uhr war, wissen die Götter.

Wieso ich das alles erwähne? Keinesfalls, weil ich irgend jemanden am Zeug flicken will! Ich beschäftige mich jetzt ein paar Jahre mit sowjetischen und so nebenbei auch mit chinesischen Zeitmessern. Alten wie auch neuen Uhren. Ich lese alles, was ich in die Finger oder auf den Bildschirm bekomme. Es interessiert mich einfach, und da ich nicht nur auf deutschsprachige Quellen angewiesen bin, bekomme ich so einiges mit, was anderen verborgen bleibt. Mit dieser Uhr beschäftigte ich mich rund ein Jahr, bis ich sie kaufte. Was ich an Info fand, war teils interessant, my_chinese_watchblog_seagull1963_002weiterbildend, aber auch lustig. Sollten sie Interesse haben, finden sie zum Abschluss ein paar Link, die sie in die Kontroverse um diese Uhr einführen, den Rest können sie sich dann selber zusammengoogeln. Bilden sie sich selber ein Urteil und viel Vergnügen damit.

Was kann ich zur Uhr sagen? Sie ist, wie schon gesagt, eine der, wenn nicht die preisgünstigste Möglichkeit, einen neuen Schaltrad-Chronographen zu kaufen. Sie ist sehr schön verarbeitet, das Design ist, original hin oder her, sehr hübsch. Besonders die gebläuten Zeiger und Schrauben im Uhrwerk sind eine Augenweide, und sie funktioniert einwandfrei und völlig problemlos. Meine zumindest. Es handelt sich hier um einen Schaltrad-Chronographen, im englischen auch als “Column-Wheel Chronograph” bekannt. Diese Bauart ist, beziehungsweise war, die kompliziertere und auch ältere Art, eine Stoppuhr zu bedienen, weil erstens das Schaltrad nicht so einfach herzustellen war, wie der Nocken und die Hebel eines Kulissenschaltwerkes, und zweitens, weil der gesamte Mechanismus wesentlich präziser gebaut und eingestellt sein muss, damit der Chronograph überhaupt funktioniert. Ein gut gebauter Schaltrad-Chronograph erfreut den Besitzer allerdings mit butterweicher my_chinese_watchblog_seagull1963_004_2Bedienbarkeit. Dieser sanften Bedienbarkeit wegen, meist wesentlich weicher und angenehmer als Kulissenschaltwerke, werden Schaltrad-Chronographen unter Liebhabern auch gerne als die höchste Kunst des Chronographen Bau bezeichnet. Mir persönlich kommt das eher so vor wie die Einstellung eines Konstrukteurs, “Je komplexer, desto besser”. Vor allem war diese Konstruktion aber teuer.

Kompliziert herzustellen und teuer waren dann wohl auch die Gründe, wieso man sich Gedanken über eine andere Art der Schaltung machte und die Kulissenschaltung erfand, die hauptsächlich aus billig herzustellenden Stanzteilen besteht. Werden diese Teile aber wirklich sauber bearbeitet und zusammengepasst, kann diese Schaltung, vielleicht nicht ganz, aber fast, genau so butterweich und präzise arbeiten wie die viel gepriesene Schaltradkonstruktion. Es ist eine Sache des Aufwandes und damit des Preises, den man bereit ist, zu bezahlen. Mit modernsten Maschinen und Werkzeugen scheint die Zeit des großen Fertigungsaufwandes sowieso vorbei zu sein, den der Schaltrad-Chronograph erforderte. Diese Uhr hier kostet heute keine dreihundert Euro und kostete noch vor ein paar Jahren kaum die Hälfte. Die gegenüber Schweizer Herstellern äußerst niedrigen Preise haben, denke ich, allerdings weniger mit den billigen Arbeitskräften in China zu tun. Diese Uhrwerke werden dort wie hier größtenteils, wenn nicht komplett, von Maschinen hergestellt und nicht mehr in Handarbeit. Man sollte sich vielleicht nicht so oft fragen, wieso dies und das dort so billig hergestellt werden kann, sondern öfters, wieso verschiedene Dinge bei uns so teuer sind! Die Beliebtheit dieser Uhren, wie überhaupt der chinesischer Uhren von Sea-Gull und der Beijing Watch Factory, steigt allerdings mit ihren stetig steigenden Qualitätsstandards, und damit steigen auch ihre Preise. Leider. Bild links oben: Großaufnahme des Uhrwerkes, das Schaltrad ist im roten Kreis zu sehen.

Je mehr sie über diese Uhr nachlesen, desto mehr werden sie Beiträge über Probleme damit finden. Die Uhr ist schon eine ganze Weile am Markt, die meisten Problemberichte stammen aus früheren Jahren und die Ursachen scheinen behoben zu sein. Sollten sie Interesse haben, so eine Uhr zu kaufen, überlegen sie sich gut, wo sie kaufen. In Deutschland gibt’s einen international für seine Zuverlässigkeit bekannten Händler, und Jun Liao von Times International aus Shanghai kann ich auch empfehlen, sofern sie englisch oder chinesisch können. Lassen sie sich nicht über den Tisch ziehen, diese Uhren werden auch zu unverschämten Preisen und ohne jeden Kundenservice angeboten!

Ich wünsche noch einen schönen Tag……………….

 

Technical Notes: Column Wheel vs Cam Actuated Chronographs

Diskussionen zu dieser Uhr, dem Hersteller und allem Drum Herum betreffend (englisch). Viel zu lesen und recht unterhaltsam, wenn man sich für sowas interessiert.

Thread: Seagull 1963 Reissue Available from Seagull HK Directly

Thread: 1963 Chinese Air Force style watches from Thomas and others …

Thread zur Tianjin Sea-Gull D304 Neuauflage mit Bildern zweier Uhren aus der originalen Produktion der 60er Jahre.

7. September 2016

Großglockner 2016

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 13:28

Auf den ersten Blick schaut es zwar so aus, als wäre ich zwei Jahre nicht beim Glockner gewesen, doch der Anschein täuscht. 2014 war ich am 4. Juli beim Glockner. Diese Tour vergesse ich bestimmt nie. Es war eine Tour des Schreckens. In Ferleiten angekommen, was ich so müde, dass ich nicht wusste, wie ich wieder Heim kommen soll. Trotzdem war ich stur genug, auf der Kärntner Seite auch noch bis zur Nockalm zu fahren. Die Nockalmstraße 20160902_glockner_xjr_001 fuhr ich zwar nicht, sondern die Abkürzung über Bundschuh, dann nach Tamsweg und über den Sölkpass wieder Heim. Drei Tage später war ich im Krankenstand, weitere drei Tage später im Krankenhaus. Diagnose Hirnhautentzündung. Ich hab’s überlebt. Trixi, mein kleiner Hund, war mir bei der Wiederherstellung, ich konnte nicht mehr gehen, sehr behilflich. Das war der Grund, warum ich 2015 nicht mit dem Motorrad, sondern mit Trixi im Auto zum Glockner fuhr. Trixi war da 17 Jahre alt, und ich dachte, “Wer weiß, wie lange meine kleine Maus noch lebt? Einmal in unserem gemeinsamen Leben möchte ich mit ihr zum Glockner fahren”. Es war ein wunderschöner Ausflug. Heuer, am Montag, den 29. August gegen 16 Uhr, also vor20160902_glockner_xjr_002 etwas mehr als einer Woche, ist Trixi gestorben. Ich war am Boden zerstört. Am Dienstag und Mittwoch hatte ich auf rein gar nichts Lust und versuchte nur zu verstehen, dass sie weder krank war noch einen Unfall hatte, sie war eines natürlichen Todes gestorben. Mehr oder weniger. Ich war noch nie beim Sterben eines Hundes dabei, hatte keine Ahnung, wie das ist und wollte ihr die letzten Meter bis zum Regenbogen ohne Qualen ermöglichen. Ehrlich gesagt, ich würde das unter den gegebenen Umständen nicht mehr tun. Für einen Hund ist sterben etwas normales, nur wir machen ein Drama draus. Ich wünschte, ich hätte sie in ihrem Bett sterben lassen.

Am Donnerstag hatte ich so weit begriffen, dass Trixis Tod etwas natürliches war, dass ich mich aufs Motorrad setzte und eine Runde drehte. Aus der kleinen, ursprünglich geplanten Rundfahrt wurde eine ausgewachsene Tour von 350km. Es war sogar so, dass mir Motorradfahren wieder Spaß machte. Ich konnte ohnehin nichts ändern. “Wenn es morgen auch wieder einigermaßen schön ist, fahr ich wieder”, dachte ich und ging schlafen.

20160902_glockner_xjr_003 Gegen fünf Uhr wurde ich wach, schaute aus dem Fenster, holte mir die Zeitung, las ein wenig, dann duschte ich, zog mir das Leder an, holte die XJR aus der Garage und fuhr los. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich das tun wollte, was mir insgeheim vorschwebte. “Ich könnte zum Glockner fahren”, schwebte mir tief im Inneren vor, aber ich war mir nicht sicher, ob ich das tatsächlich wollte. Seit dem letzten Sommer war ich nicht all zu viel am Motorrad gesessen. Nicht, weil ich keine Lust auf Motorradfahren gehabt hätte, sondern weil mir Trixi wichtiger war. Sie war alt, blind und dadurch extrem auf mich fixiert. Ohne mich wollte sie nicht fressen, es war im letzten halben Jahr sogar so schlimm, dass sie ohne mich nicht einmal trinken wollte. War ich aber bei ihr, war ihre Welt in Ordnung. Und meine auch. Sie hat mir alles bedeutet. Wenn ich aber eine kleine Runde fuhr, hatte ich spätestens nach 50km dermaßen Heimweh nach Trixi, dass ich regelmäßig umkehrte, wie der Teufel nach Hause fuhr und meine Trixi in die Arme schloss. Hatte ich das überwunden? Konnte ich wieder einfach drauf los fahren? Sie war ja tot, das war mir absolut klar, aber war ich wieder von Herzen bereit, einfach drauf20160902_glockner_xjr_004 los zu fahren, weg von daheim, einfach der Nase nach, und an nichts anderes zu denken als ans hier und jetzt? Ich wusste es nicht, aber am Vortag schien es so zu sein. Also fuhr ich los und wartete, was passiert.

In Kematen tanken, einen Kaffee trinken, eine rauchen, dann um ziemlich genau Punkt sechs Uhr auf gen Süden. Im Ennstal zog leichter Nebel auf, bei der Fahrt über den Hengstpass war es sogar ziemlich kühl, aber was soll’s? Ich drehte einfach die Heizgriffe auf und fuhr weiter. Pyhrnpass, Ennstal bis Schladming, weiter bis Radstadt, dort einkehren, einen Kaffee trinken, eine warme Leberkäsesemmel essen, eine rauchen, und weiter ging’s über Wagrain nach St. Johann im Pongau und auf der B311 nach Bruck an der Glocknerstraße. Die Fahrt über die Glockner Hochalpenstraße war schön, genossen hab ich sie aber nicht. Ich ließ die Edelweißspitze links liegen, denn dort war mir zu viel  Nebel, fuhr stattdessen übers Fuschertörl weiter zur Fuscherlacke und zum Hochtor, wo ich einen Dänen trag, der mit dem Fahrrad quer durch ganz Europa unterwegs war. Ein halbes Jahr war er unterwegs, erzählte er mir. Alle Achtung! Ich meine, nicht nur die körperliche Leistung ist respektabel. Der Mann erlebt auch Dinge mit dem Fahrrad, die einem mit dem Auto, ja selbst mit dem Motorrad verborgen bleiben. Der Kontakt zu den Leuten und den Ländern ist mit dem Fahrrad sicher ein ganz anderer als mit einem Kraftfahrzeug. Ähnliche Erlebnisse könnte man höchsten noch mit einem Kleinkraftrad haben, denk ich mir. Sowas in der Richtung schwebt mir gedanklich auch schon länger vor. Mit einem Mofa zu Michael nach Friesland fahren, wäre eine Idee.

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Auch auf die Franz Josefs Höhe fuhr ich nicht. Das letzte Teilstück war schon in Sicht, aber ich hatte keine Lust. Viel Verkehr, viele Touristen, viele Motorräder. Zu viele. Ich wollte meine Ruhe haben. So drehte ich um und fuhr über Heiligenblut und Winklarn gen Spital an der Drau. Vor Spital, in der Gegend von Lendorf, gibts einen Abzweig, der auf Seitenstraßen,  die Stadt auf den nördlichen Hängen umfahrend, nach Trebesing und zur B99 führt, der ich dann weiter über Gmünd und Kremsbrücke folgte. Dieser Abzweig hat es in sich und hielt mich die letzten paar Jahre ziemlich zum Narren. Das Problem ist, dass Karten wie Navi-Infos für einen kleinen Teilbereich veraltet sind. Dort wurde eine Bundesstraße in eine Schnellstraße umgebaut, wobei einige, in den Karten auf Papier und am Navi noch existierende Streckenabschnitte nicht mehr existieren. Vor drei Jahren war ich zum ersten Mal herum auf der Suche nach dem Weg herum geirrt und hatte mich unglaublich geärgert. Du stehst an einem Abschnitt keine 20m von der Schnellstraße entfernt, kannst aber nicht hin, weil ein trennender und unüberwindlicher Graben dazwischen liegt. Ich hab’s vor drei Jahren geschafft, und ich hab es heuer wieder geschafft. Geärgert hab ich mich heuer genau so wie vor drei Jahren. Es ist ja lustig. Jedes Mal fuhr ich um etwa drei Kilometer zu früh in eine Seitenstraßen, jedes Jahr freute ich mich, den Weg so schnell gefunden zu haben, und jedes Jahr hätte ich vor Zorn fast platzen können, als ich das Lagerhaus und die Tankstelle sah, denn spätestens da wusste ich, ich war schon wieder in die Falle geraten. Aber ich hab dazu gelernt. Ich bog zwar wieder falsch ab, aber ich fand wesentlich schneller wieder aus dem Labyrinth heraus. Ich konnte mich noch erinnern, wie’s geht. Navi und Karten sind dort nutzlos, was zählt, ist der richtige Riecher.

20160902_glockner_xjr_009 20160902_glockner_xjr_010 20160902_glockner_xjr_011 20160902_glockner_xjr_012

Den richtigen Riecher hatte ich auch in Kremsbrücke. Dort wollte ich ohnehin tanken, neben der Tankstelle befindet sich aber auch ein Restaurant, und dort roch es nach Essen. “Hunger!” Mann, mit knurrte schon der Magen. Das Wetter war gut, so setzte ich mich in den Gastgarten, trank einen Kaffee und einen halben Liter Mineralwasser und verspeiste dabei einen riesigen Toast mit Käse. Frisch gestärkt ging’s weiter nach Innerkrems und zur  Nockalm. Ich war nicht zum Bummeln aufgelegt. Recht forsch ließ ich es krachen, überholte ein paar Holländer und hatte bei der Mautstelle auch schon die beiden Gummikuhfahrer eingeholt, die bei der Tankstelle zwar 20160902_glockner_xjr_014 Proviant fassten, es aber nicht einmal der Mühe Wert fanden, mit dem Kopf zu nicken. Spielt keine Rolle, ich grüß auch keine fremden Autofahrer mit dem Auto, also wieso sollten sich Motorradfahrer ständig grüßen? 20160902_glockner_xjr_015

Sehr flott und ohne anzuhalten, oder sagen wir so, ohne irgendwo einzukehren, fuhr ich rüber auf die andere Seite und erklomm die Turracher Höhe, um ebenso hurtig Predlitz an der Kreuzung zur B97 zu erreichen, die mich nach Murau brachte. Dort beim zweiten Kreisverkehr raus und weiter bis vor Tratten zum Abzweig nach Schöder, und von dort zum Solkpass rauf. Das war der sechste Pass dieser Tour. Nach der Abfahrt hielt ich nochmals in Stein an der Enns zum Tanken und stärken, dann ging’s ohne weitere Pause, ach ja, im Gesäuse schoss ich noch schnell ein Foto, zurück nach Amstetten. 673km in ziemlich genau 12 Stunden. Genau das hatte ich gebraucht.

Vier Tage später, also gestern, was ich wieder in der Gegend um Radstadt, in Eben im Pongau. Seit gestern hab ich wieder einen Yorkie. Es ist ein Bub und hört, auch erst seit gestern, auf den Namen Eddie, nach Eddie Lawson, einen meiner Superstars der Motorrad Weltmeisterschaft. Heute muß ich wirklich lachen, und ich kann auch wieder lachen. Nie hätte ich mir am Freitag träumen lassen, dass ich viert Tage später wieder in der Gegend bin, um mir einen kleinen Yorkie zu holen. Er liegt grade, während ich dies schreibe, hinter mir zwischen Rückenlehne und meinem Rücken eingeklemmt und fühlt sich offenbar genau so wohl dabei, wie das bei Trixi immer der Fall war. Auch die lag immer, während ich etwas schrieb, hinter mir im Sessel. Eddie wird es bei mir genau so schön haben wie Trixi, dafür werde ich sorgen.

 

Einen schönen Tag noch…………………..

6. September 2016

Gestatten, Eddie mein Name. Ich bin ein Yorkie.

Filed under: Hundegeschichten — Benzin @ 19:17

Guten Tag, liebe Leute. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Eddie. Mein Dosenöffner sagt, mein Name kommt von einem gewissen Eddie Lawson, wer immer das sein soll. Mir egal. Hauptsache, ich bekomme regelmäßig eddie_story_20160906_eddie_day1_01 was zu fressen, zu trinken und ich kann knuddeln. Geboren wurde ich am 22. Mai 2016, sagt man. Ich selber kann mich daran nicht erinnern. War wohl ein Tag wie jeder andere und ich hab in meine Decken gehüllt  geschlafen. Angeblich bin ich ganz was besonderes und werde einmal ein ganz großer. Sagt zwar keiner, aber ich spür das einfach. eddie_story_20160906_eddie_day1_02 Bild links oben: Das ist zwar nicht meine echte Mama, aber das ist die Mama, die mich groß gezogen hat.

Ich weiß noch nicht recht, wie ich mich mit meinem neuen Dosenöffner, der mich heute verschleppt hat – er ist offenbar der Meinung, er sei mein Herrchen – ordentlich verständigen soll, denn der redet so komisch. Vielleicht kann der gar nicht richtig deutsch, den der redet ganz anders als die, bei denen ich aufgewachsen bin. Aufgewachsen ist gut, ich bin ja noch nicht einmal 4 Monate alt. Sagen die Leute wenigstens. Ich für meine Person fühle mich dagegen recht erwachsen, und Ich bin ein echter Salzburger aus dem Pongau. Ein richtiger Naturbursch aus den Bergen. Bild rechts: Der erste Kontakt mit diesem Niederösterreicher, der mich verschleppt hat.

Ja, und wie ich da heute gemütlich in meinem Kistchen mit den warmen Decken schlummere, geht die Tür auf, es kommt so ein großer Lackl daher, hebt mich hoch, schaut mich an und, ich fass es einfach nicht, nimmt mich mit. Über zwei Stunden musste ich in so einer komischen, blauen Blechdose auf dem eddie_story_20160906_eddie_day1_001 Schoß dieses Typen ausharren, erst dann durfte ich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen, und die schauen ein wenig seltsam aus. Offenbar gibt es hier, wo ich jetzt bin, angeblich heißt das Nest Amstetten, also anscheinend gibt’s hier keine Berge wie bei mir zu hause. Dafür regnet es, seit ich da bin. Das kann ja lustig werden. Bild links unten: Und das bin ich alleine in meinem neuen Bett, Eddie

Die sind überhaupt recht komisch, wo ich grade bin. Jeder nimmt mich hoch, jeder schaut mich blöd an, als wäre ich das achte Weltwunder. Haben die noch nie einen Yorkie gesehen? Es ist genau so, wie sie daheim in Salzburg immer sagten. Je weiter im Osten, desto seltsamer die Leute. Bin schon gespannt, wie schwer sich der Typ, der sich mein Herr nennt, abrichten lässt. Dass ich während der Autofahrt auf seinem Schoß sitzten will, hat er anscheinend schon begriffen. Jetzt braucht er mir nur mehr was gutes zum Fressen servieren, dann nehm ich noch sein Bett in Beschlag, und die Welt ist wieder in Ordnung. Wenn er sich recht begriffsstutzig anstellt, beiß ich ihn einfach. Den werd ich schon hin biegen, verlasst euch drauf. Und das Niederösterreichische entschlüssle ich auch noch. Oder ich lerne denen salzburgerisch, wenn sie es begreifen. Also bis später, wenn sich mein Dosenöffner ein wenig besser an mich gewöhnt hat. Tschau und pfiat euch, wie wir in Salzburg sagen.

Alles Liebe, Eddie

13. September 2016
Meine erste Woche bei Herrchen

Seit Dienstag, den 6. September, leb ich jetzt in Niederösterreich. Komisch, aber vom ersten Tag an hab ich nicht mehr an meine alte Heimat gedacht. Die Strapazen der langen Fahrt mit dem blauen Raumschiff und die ersten Eindrücke meiner neuen Heimat haben mich ganz schön müde gemacht. Gottlob ist mein Herrchen nicht knausrig und es hat noch ordentlich was zu mampfen gegeben, dann war ich aber so müde, dass ich eingeschlafen bin. Dunkel erinnere ich mich noch, dass mich Herrchen irgendwo hoch nach droben trug und in ein weiches Bettchen legte, dann schlief ich fest ein. Mitten in der Nacht erwachte ich kurz, da lag Herrchen schlafend neben mir. Ich weiß jetzt nicht recht, wie ich dran bin. Entweder, ich schlafe in seinem Bett, oder er in meinem. Ist mir aber egal. Meine Heia ist erstens groß genug für uns beide und außerdem kuschel ich mich eh immer ganz fest zu ihm. Der wärmt so schön. Ich glaub, der mag das sogar, denn als ich ihn am frühen Morgen mit meiner Zunge weckte, hat er sich, glaub ich, gefreut. Jedenfalls hat er mich gestreichelt und wie verrückt mit mir rumgeschmust. Fast könnte man meinen, der ist auch ein Yorkie.

Der nächste Tag, also mein erster ganzer Tag in der Fremde, schien am Anfang, von der Schmuserei am Morgen einmal abgesehen, nicht so lustig zu werden. Er ließ mich zwar schlafen, bis ich von selber wach wurde, aber, na ja, ich werde ja sowieso bei jeder seiner Bewegungen sofort wach. Nö, an und für sich schlaf ich gut, aber kann ich ihm vertrauen? Ich hab zwar keine Angst, dass er mir im Schlaf was antun will, aber vielleicht verschwindet er, während ich schlafe? Wer weiß? Lieber behalte ich ihn noch eine Weile genau im Auge. Ja, und dann ging’s los. Er steht auf, ich auch, aber ich hatte sofort ein paar Probleme. Erstens, wie zum Teufel komm ich aus meinem Bett raus? Ganz schön hoch so ein Ding. Ja, ja. Lacht mich nur aus. Jetzt, nach einer Woche kann ich auch drüber lachen. Ein kleiner Hüpfer, und draußen ist my_dog_eddie_20160912man aus dem Bett. Kein Problem. Aber macht das einmal zum ersten Mal! Mir kam das hoch vor. Herrchen sagt, das liegt daran, weil ich selber nur ein Dreikäsehoch bin. Keine Ahnung, was er damit meint. Dreikäsehoch? Was ist Käse? Was zum Fressen?

Nächstes Problem war die lange Treppe nach oben zur Hundehütte, wo mein Herrchen wohnt und wo ich jetzt wohne. Die Treppe bei der Haustür (ich kenn jetzt schon eine ganze Menge Ausdrücke der Menschen. Treppe, Haustür, Gartenzaun, Straßenkehrmaschine!) war zu keiner Zeit ein Problem. Zumindest nicht nach oben. Schaut flach aus, ist auch flach. Runter war der Ausblick ein wenig imposanter, aber Herrchen hat mir Stufe für Stufe gezeigt, wo ich hin steigen muß, hat mich dann eine Stiege weiter nach unten gesetzt, dann noch eine und noch eine, bis es mir nicht mehr so weit vor kam. Die letzten drei Stufen bin ich von selber runter gehüpft. Seitdem traue ich mir schon zu, rauf und runter zu laufen, ohne Angst zu haben. Aber die Treppe zu unserer Hütte ein Stockwerk weiter oben, die war mir nicht egal. Rauf war weniger Problem. Du darfst dich einfach nur nicht umdrehen. Immer nur die nächste Stufe anschauen und Schritt für Schritt nach oben. Geht ganz einfach. Aber da wieder runter? Alter Schwede! Stell dir einmal vor, wie groß mein Herrchen ist. Ich meine, ich selber bin ja schon ziemlich groß. Aber Herrchen ist noch um vieles Größer. Wenn ich aber oben stand und er unten, dann hat er noch viel kleiner ausgeschaut wie meine Schwester, die noch in Salzburg wohnt. Meine Schwester war aber viel kleiner als ich! Herrchen hat mir aber gezeigt, wie das geht. Zuerst haben wir weit unten angefangen. Er hat mich auf die Stiege gesetzt, und ich bin dann wieder zu ihm runter gelaufen. Ja, ja, das war übertrieben. Nicht gelaufen. Gestiegen. Ganz vorsichtig. Ja, verdammt noch einmal. Ich hatte Angst! Lach jetzt bloß nicht! Warst du schon einmal so hoch oben? Na also.

Jetzt hab ich aber auch keine Angst mehr. Ich lauf mehrmals am Tag rauf und wieder runter. Zwangsweise, nicht freiwillig. Dass geht schon in aller Früh los. Herrchen sagt, er hat Urlaub. Inzwischen weiß ich, was das bedeutet, Urlaub. Das bedeutet, dass er rund um die Uhr nur für mich da ist! Hurraaaaaa……….. Früh am Morgen steht er allerdings schon auf, “um die Zeitung zu holen”, sagt er. “Bleib liegen, Eddie”, sagt er, “ich hol nur die Zeitung!” Ich trau der Sache nicht recht. Obwohl er mich bisher noch nie angelogen hat, geh ich trotzdem lieber mit. Zuerst die Steile Treppe nach unten, dann die flachere nach draußen, dann zum Gartenzaun, und dann das Ganze wieder retour. Dann lieben wir wieder im Bett, ich will eigentlich schlafen, aber nö, er läßt das Licht aufgedreht und liest die Zeitung. Wieso ich weiß, was eine Zeitung ist und was lesen bedeutet? Weil er my_dog_eddie_20160913es gesagt hat. Er, mein Herrchen, hat gesagt, als wir zum ersten Mal die Zeitung holen gingen und als wir dann wieder im Bett lagen, “Eddie”, sage er zu mir, “Eddie, nicht die Zeitung fressen! Zuerst will ich sie lesen, dann kannst du sie fressen!” Ja, und darum weiß ich, was eine Zeitung ist und was lesen bedeutet. Lesen ist das, was Herrchen tut, wenn er am frühen Morgen neben mir im Bett liegt und die Zeitung ist das, was ich nicht fressen darf. Ist doch einfach, oder? Also mir kommt’s einfach vor. Außerdem, schmeckt eh nicht gut, so eine Zeitung.

Ach ja, bevor ich es vergesse. Am gleichen Tag, an dem wir zum ersten Mal die Zeitung holen gingen hab ich die Straßenkehrmaschine kennen gelernt. Mann, ich sag euch was, das ist eine Höllenmaschine! Wir sind grade zum ersten Mal die Treppe nach draußen runter gegangen, Herrchen hat mich noch getragen, weil ich das noch nicht konnte, und genau als er mich in die Wiese setzt, heult es furchtbar um die Ecke. Ich wusste nicht, was los ist und bin gleich in Herrchens Arme geflüchtet. Der hat mir dann erklärt, dass das nur die Straßenkehrmaschine ist, und dass die eh nur selten wieder kommt. Beim nächsten Mal bin ich wahrscheinlich schon viel älter und größer, sagt Herrchen. Aber dieses Höllengerät vergess ich ganz bestimmt nie im Leben. Mann, bin ich erschrocken.

Was hab ich noch gelernt in dieser Woche? Also Stiegen steigen, rauf und wieder runter, hatten wir schon. Aus dem Bett hüpfen. Wieder ins Bett rein hüpfen. Rein war schwieriger als raus. Von der Bank in der Küche hüpfen. Rauf lernen ich auch noch, sagt Herrchen. Öh, was noch? Hab ich schon gesagt, dass ich eine eigene Leine bekommen hab? Nö? Ich hab eine eigene Leine, ganz für mich alleine. Und ein weiches, breites Brustgeschirr hab ich auch bekommen. Herrchen sagt, ich schau fesch damit aus. Ich hab auch recht schnell begriffen, dass mich mein Herrchen angeleint immer links von ihm haben will. Ich sag’s euch ehrlich, mir wäre egal, ob ich links oder rechts von ihm laufe, aber er will das so haben, sonst zerrt er mich einfach auf die linke Seite. Ich hab wirklich alles versucht, ihn davon zu überzeugen, dass es mir egal ist, auf welcher Seite ich gehe. Der ist aber leider stur wie ein Yorkie, und ich lass mich nicht zum Affen machen, wenn er mich mit der Leine nach links zerrt! Keine Ahnung, wieso der so einen Fimmel mit links gehen hat. Vielleicht, vermute ich jetzt einfach einmal, denkt er, ich muß links gehen, weil ich ursprünglich aus England abstamme. Also nicht ich selber. Ich selber stamme aus Salzburg ab, aber meine Vorfahren. Meine Ur-, Urur- und Urururururgroßältern, die stammen aus England. Mein Ururururur, äh, also einer meiner Vorfahren soll sogar der Graf von Yorkshire gewesen sein. Oder der Yorkie vom Grafen. So irgendwie, hab ich von meiner Mama gehört. Aber die war auch schon eine waschechte Salzburgerin. Ob die auch immer links gehen mußte, weiß ich nicht. Darüber haben wir leider nie geredet.

Autofahren kann ich auch schon. Also mitfahren. Das, was ich am ersten Tag für ein blaues Raumschiff gehalten hab, ist in Wahrheit ein Auto. Und ein zweites Auto gibt’s auch noch in unserer Familie. Das ist so schwarz wie mein Fell und ich mag es nicht besonders. Irgendwie kleiner, lauter, komischer. Ich weiß auch nicht, aber das blaue Raumschiff, äh, ich meine, das blaue Auto, das gefällt mir viel besser. Als mein Herrchen das bemerkte, schüttelte er nur den Kopf und sagte “Wie Trixi. Die hat den Citroen auch nicht gemocht!” Trixi war ein Yorkie, so wie ich. Ein Mädchen. Herrchen trauert sehr um sie. Ich muß ihn immer trösten, wenn er zu sehr trauert. Aber was ein Citroen ist, weiß ich immer noch nicht. Das schwarze Auto mag ich jedenfalls nicht so, wie das Blaue. Die Ledersitze würden auch besser schmecken als die Stoffsitze, aber Herrchen sagt, ich darf sie nicht fressen. Wenn ich genau nachdenke, darf ich nur Hundefutter fressen. Sagt Herrchen jedenfalls. “Nicht die Zeitung fressen”, sagt Herrchen. “Nicht die Schuhe fressen. Nicht die Hose fressen. Nicht den Gürtel fressen. Nicht die Sitze fressen!” Keine Ahnung, was der immer hat. Vorgestern hat er sogar zu mir gesagt, ich darf die Gartenhütte nicht fressen. Hab ich doch gar nicht! Ich hab nur das Geländer vor der Hütte etwas angeknabbert, weil das Holz so herrlich hart ist. Ach ja, und noch was. Bevor ich für heute Schluß machen muß, fällt mir noch was ein. Herrchen hat die Wahrheit gesagt. Alles, was ihm gehört, gehört jetzt auch mir. Die ganze, große Hundehütte, wo wir leben, gehört mir genau so wie die ganze Wiese mit allem Bäumen und Sträuchern. Und ja, ich hab jetzt meinen eigenen Stammbau. 40m ist sie hoch, die Lärche. Und ganz zm Schluß noch was. Herrchen hat gestern zu mir gesagt, ich bin ein Schaf! “Wieso frisst du das Gras?” fragte er mich, als ich gemütlich im Garten saß. “Du bist ein Hund!” Ja, stimmt. Ich bin ein Hund. Ein Yorkie, um genau zu sein. Und wieso fresse ich Gras? Weil es mir schmeckt!

Liebe Grüße Eddie

18. Februar 2017
Neues vom Yorkiesaurus-Kuschelmonster

“Yorkiesaurus? Was soll das sein?” wird sich vielleicht jemand fragen. Na ja, das ist mir grade so eingefallen, als ich diverse Geschichten über besonders große Yorkie las. Laut FCI Standard (FÉDÉRATION CYNOLOGIQUE INTERNATIONALE – Internationaler Dachverband der Hundezucht oder so) soll mein Eddie höchstens 3.2kg wiegen. Tut er aber nicht. Er wiegt heute mit knapp 9 Monaten (geb. 22. Mai 2016) etwa 6kg. Genau kann ich das nicht sagen, weil er nicht ruhig auf der Waage stehen bleibt, ich ihn auf den Arm nehmen musste und es eine Personenwaage war. Aber 6kg ist schon ein ganz schöner Brocken für einen Yorkie. Eddie hat auch nicht kleine, spitze, stehende Ohren, wie es der Standard vorschreibt, sondern große my_dog_eddie_20170213_001Schlappohren. Mit kleinen Ohren würde er auch komisch aussehen, proportional gesehen. Das war mir schon beim Kauf aufgefallen. “Der Kleine hatte nicht nur große Ohren für seine Körpergröße (da war er aber erst 3 Monate alt), sondern auch große Pfoten”, dachte ich mir damals. Heute passt alles perfekt zusammen, genau so, wie beim winzig kleinen schwarzen Miezekatzer, den ich mir vor gut 30 Jahren nach Hause holte. Auch der hatte viel zu große Pfoten, obwohl er in meine Hand passte. Nach fünf Monaten schaute das ganze ganz anders aus. Es passte perfekt, wie bei Eddie.

Irgendwie entspricht Eddie genau so wenig dem Norm-Hund, wie ich nicht dem Norm-Menschen entspreche. Also auch so gesehen sind wir beide ein tolles Team. Der “kleine” Racker hat sich prächtig entwickelt. Obwohl nie abgerichtet, folgt er ganz passabel, hat aber auch seinen Sturkopf, wie sich das für einen Yorkie gehört. Bei einer Ausstellung würden wir zwar nichts gewinnen, dafür gewinnt Eddie mit Sicherheit jeden Kuschelwettbewerb. Er ist ein richtiges Kuschelmonster und entwickelt sich in dieser Hinsicht genau so, wie Trixi war.

Besonders mag Eddie lange Spaziergänge. Spazierengehen, Herumtollen (vor allem im Schnee, es ist ja der erste Winter seines Lebens) und Kuscheln sind neben Raufen (mit mir) seine Lieblingsbeschäftigungen. Und Männchen machen natürlich. Manchmal könnte man fast meinen, er will mir den aufrechten Gang nachmachen. Unglaublich ist auch, wie gerne er sich, ganz im Gegensatz zu Trixi, waschen oder duschen lässt. Es kann ja durchaus vorkommen, dass wir beim Spazierengehen schmutzig werden. Eddie im besonderen. Dreck zieht ihn irgendwie magisch an. Wenn wir mit dem Auto unterwegs waren, ist das ein wenig problematisch, weil ich Wauzi dann in eine Decke hüllen muß, bis wir daheim sind, sonst schauen Herrchen und Auto anschließend genau so aus wie Eddie, schmutzig wie ein Traktor nach dem Ackern. Baden beziehungsweise Duschen war aber von Anfang an kein Problem. Als hätte er von Anfang an genau gewusst, worum es geht, springt er fast von selber (ich lass das aber nicht zu) in die Badewanne und stellt sich mit den Vorderbeinen auf den Rand der Wanne. So kann man ihn schön von oben und unten reinigen. Wie ein Traktor auf der Hebebühne sozusagen. Auch beim Trocknen keine Probleme. Schön gibt er alle vier Pfoten her. Beim Fön hat das am Anfang allerdings ein wenig anders ausgeschaut. Kaum hab ich eingeschaltet, drehte Eddie durch und begann zu jaulen. Erst langsam konnte ich ihn daran gewöhnen. Die warme Luft stört ihn dabei wenig. Es ist das Geräusch, dass er hasst. Eddie hasst auch den Staubsauger. Es genügt, mit dem Staubsauger in ein Zimmer zu gehen, und schon ist der Teufel los. Wild jaulend und bellend umkreist mein Hündchen den Störenfried. Ich hab dafür nur eine Lösung, ich sperr ihn aus dem Zimmer raus. Dann jault er zwar, aber diesen Veitstanz um den Staubsauger herum kann ich mir ersparen.

Jetzt hoffen wir beide, Eddie und ich, das bald der Frühling kommt, dass es warm wird und dass wir vielleicht zusammen unser erstes Berglein erklimmen können. Groß genug wäre Eddie dafür schon. Vielleicht machen wir das am 22. Mai zu seinem ersten Geburtstag.

Hier ist meine Geschichte in Bildern. Mein Herrchen fotografiert mich ja ständig. Ihr könnt hier, wenn ihr auf ein Bild klickt, meine Geschichte verfolgen.







    


Schau einmal, wie groß ich geworden bin.
Das links bin ich am 6. September 2016 mit 3 1/2 Monate. Der rechts bin auch ich, genau zwei Jahre später.

    


2019

Jetzt sind wir drei Jahre zusammen, mein kleiner, großer Eddie und ich

Links Eddie am ersten Tag, dem 6. September 2016 bei mir, nachdem ich ihn aus Salzburg geholt habe, und rechts auf den Tag genau nach genau drei Jahren am 6. September 2019. Aus dem kleinen Recker wurde ein großer Lausbub.

Endlich ein neuer Haarschnitt. Ich sehe wieder was!

Schöner Spaziergang am 6. Jänner 2020 in den Voralpen


Jetzt sitzen wir (wegen Corona) daheim, mein Herrchen und ich, und haben viel Zeit zum Raufen und andern Blödsinn.
 
Eddie hat Geburtstag. Geboren am 22. Mai 2016 ist er heute genau vier Jahre alt.
Alles Gute, mein kleiner Schnuckel.

Mein kleiner Kuschelbär am 22.10.2020

Ein Männchen im Wald – oder so…….

3.Dezember der erste Schneefall im Tal.

Eddie am 4. Februar 2021 gegen 10:00 Uhr beim „Eisernen Herrgott“ „In der Brach“ auf 1480m nach 2 Stunden Aufstieg.

 

 

Schöne Grüße von Eddie.

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