Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

30. Dezember 2021

2021. 12. 30. Mit XJR und GSX in die Wachau

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 20:57

Ich hab grade nachgeschaut. Am 31. Oktober haben wir die letzte Runde gedreht, dann kam der Winter. Fast zwei Monate war es jetzt jeden Tag saukalt. Nachts meist um die -3°C bis -7°C, unter Tag kaum einmal über +2°C, und die Straßen waren entweder vereist oder voll mit Streusalz. Also absolut kein Wetter, um mit schönen Motorrädern durch die Gegend zu fahren. Ehrlich gesagt hätte ich auch keine Lust gehabt, wenn ich im Besitz eines alten, verlotterten Winterbocks wäre. Sowas hab ich aber nicht. Wobei mir einmal, vor Jahren, der Kauf20211230_115511 20211230_110313einer Ural oder sowas vorschwebte. Extra für Winterfahrten. Ich hab diesen Gedanken dann aber begraben. Nach 46 Jahren mit Zweirädern will ich mich lieber nicht auf das Abendteuer mit einem dreirädrigen Gespann einlassen. Da hab ich zu komische Dinge davon gehört und gelesen.

Vor drei Tagen wurde es warm. Eigentlich sind ab und zu ein paar warme Tage im Winter sowieso normal. In den letzten paar Jahrzehnten haben sich immer wieder ein, zwei oder gar mehr Tage ergeben, an denen die Temperaturen auf sechs, sieben oder gar acht Grad stiegen. Ob das heuer auch so sein würde, war ich mir nicht so sicher. Es war recht konstant saukalt. Aber wie gesagt, plötzlich, gegen Jahresende, hat sich das geändert und es wurde warm. Und heute, am vorletzten Tag des Jahres, hatten wir schon um 5 Uhr in der Früh +7°C! Ich schreib da extra das Pluszeichen dazu, weil minus sieben Grad waren ja schon normal. Aber es waren PLUS sieben Grad Celsius. Wir hatten ja schon mit dem Gedanken gespielt, vor dem Jahreswechsel doch noch eine Runde mit den Motorrädern zu drehen. Wenigstens eine Kleine, wenn es das Wetter auch nur einigermaßen zulassen sollte. Das Problem war halt das Salz. Das Salz frisst die Motorräder. Der Motorblock meiner XJR (Alu) ist vom Salzfraß gezeichnet. Bin ja oft genug im Winter damit gefahren. Auch wenn man hinterher sofort reinigt, ist die Wahrscheinlichkeit nicht klein, doch irgendwo einen Schaden davonzutragen.

Ich hab aber den Kärcher in der Garage vorbereitet, den Schlauch und das Stromkabel angesteckt und alles war bereit, nach der Rückkehr die Motorräder zu reinigen. Um ungefähr 10:45 Uhr haben wir dann die Motore gestartet und fuhren die ersten eineinhalb Kilometer zur Tankstelle, um die Tank zu füllen und einen Kaffee zu trinken. Und dann gings los.

Strecke: Tankstelle – Mauer – Öd – Wallsee Kraftwerk – Querung der Donau – Baumgartenberg – B3 Grein an der Donau – Persenbeug – Marbach an der Donau – Maria Taferl – Obertalheim – Wimm – Kleinböchlarn – Spitz – Dürrnstein – Krems – Querung der Donau – Mautern – Wachau – Melk – Autobahn A1 – Amstetten – Heim
Streckenlänge: 208km

Eigentlich hatten wir ja vor, auf der Einser Bundesstraße bis kurz vor St. Valentin zu fahren und bei Mauthausen die Donau zu überqueren, um auf der anderen Seite auf der B3 der Donau entlang Stromabwärts zu fahren. Was wir dann ja auch taten. Nur sind wir vorher schon bei Wallsee zum Donaukraftwerk abgebogen, weil es in Richtung Westen immer dunkler und kälter 20211230_122744wurde. Die Entscheidung war gut, denn auf der anderen Seite war es zwar auch kalt, aber das hielt sich nur bis in die Gegend um Persenbeug, dann wurde es warm. Die Strecke auf der anderen Seite von Wallsee bis kurz nach Grein an der Donau gehört auch nicht zu Niederösterreich,20211230_131843 wie die restliche Strecke, sondern zu Oberösterreich. Der Temperaturunterschied könnte also auch politische Gründe haben. Heutzutage ist ja nichts mehr unmöglich.

Als es bei Persenbeug warm wurde, war es eine richtige Freude, mit den Motorrädern unterwegs zu sein, und weil das so schön war, sind wir auch nach Maria Taferl hoch gefahren und haben die Aussicht über die Donau genossen. Dann weiter über die Höhenstraße, bis wir wieder runter nach Kleinböchlarn kamen, um dann entlang der Donau nach Dürrnstein (Ortsdurchfahrt sehenswert!) und dann nach Krems zu fahren. Dort haben wir die Donau über die alte Brücke mit der weithin bekannten Stahlkonstruktion überquert und folgten dann der B33 durch die Wachau bis Melk. In Melk angekommen war es dann schon gegen 14:30 Uhr und es wurde merklich kühler.

Eine göttliche Eingebung sagte mir, es wäre besser, jetzt nicht den Weg über die noch lange Bundesstraße zu  nehmen, sondern über die Autobahn. Gesagt, getan, und nach einigen Kilometern begann es zuerst und dann stark zu regnen und wir fuhren bei der Abfahrt Ybbs praktisch in ein finsteres Loch. Seltsamerweise war es aber dort, wo es so stark regnete, nicht kalt und ich ertappte mich dabei, grinsend durch den Regen zu fahren. Ist ja irgendwie auch gar kein Wunder. Du fährst am 30. Dezember des Jahres durch strömenden Regen, dir ist nicht kalt und du sitzt nicht im Auto, sondern auf einem Motorrad. Nicht auf irgend einem Motorrad, sondern auf einer Yamaha XJR, die du seit 17 Jahren hast und mit der du über 147 000km gefahren bist. Und wenn du in den Spiegel schaust, dann folgt dir in dichtem Abstand eine genau so wunderschöne Suzuki GSX 1400 mit einem Menschen drauf, mit dem du sehr gerne unterwegs bist. Ist es da ein Wunder, wenn man trotz Regen mit einem Grinsen durch die Gegend fährt? Nein, sicher nicht.

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Blick von der Ortsausfahrt Dürrnstein auf die Donau

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Die alte Stahlkonstruktion, die Krems mit Mautern verbindet.

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Schweizer Passagierschiff bei Aggsbach

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Waldorf & Statler. Pitschnass, aber glücklich.

Mal schauen, wie sich das Wetter entwickelt. Kann gut sein, daß wir auch am 1. Jänner noch einmal gutes Wetter vorfinden, und dann kann es natürlich auch gut sein, daß wir auch am ersten Tag des Jahres eine Runde mit unseren Motorädern drehen. Ich werde auf jeden Fall den Kärcher bereitstellen. Man weiß ja nie.

Wünsche allen ein frohes neues Jahr 2022

22. Dezember 2021

2021. 12. 21. Gemeindealpe 1626m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 20:25

Es ist seit Wochen jeden Tag kalt. Temperaturen um den Gefrierpunkt herum sind alltäglich, nachts sinken die Temperaturen auf bis zu -7°C ab. An Motorradfahren ist nicht zu denken, weil die Straßen meistens nicht nur naß sind, sondern auch voll mit Streusalz. Dafür war ich, oder waren wir, je nachdem, viel mit Eddie auf Wald- und Feldwegen unterwegs. Die letzte Bergwanderung war die Überschreitung des Sonnberges bei Oberland vor zwei Wochen. Jetzt hatte sich in der Wettervorhersage wieder ein Kältefenster angekündigt. Besonders in den Nächten vom 20. auf den 21. und vom 21. auf den 22. Dezember sollte es richtig kalt sein, bei Temperaturen um -10°C herum, was schönen, gefrorenen Schnee und somit gute Bedingungen für eine Bergwanderung versprach.

Nachdem wir nicht weit fahren wollten, kamen auf Anhieb nur der Große Zellerhut und die Gemeindealpe in Frage, wobei der Große Zellerhut aus Neuhaus einige Fragezeichen bedeuten würde. Wie tief wird der Schnee über die Jägertalhöhe rüber zur Ois sein, in deren Tal wir hinüber müssten? Würden wir überhaupt den Aufstieg zur Schulter finden, wenn dort viel Neuschnee herrscht? Das waren die Fragen, die mich plagten und daher wählte ich kurz entschlossen die Tour vom Zellerain über den Eisernen Herrgott in der Brach zum Gipfel der Gemeindealpe.

Es ist eine Tour, die wir heuer schon zweimal gingen. Einmal bei tiefen Schnee und schwierigen Bedingungen (und ich mit schlechter Kondition nach 14 Jahren Pause) am 3. Februar, als wir hundemüde am Eisernen Herrgott abgebrochen haben und einmal bei tollen Witterungsverhältnissen am 26. April. Im April lag noch Restschnee und oben waren die Verhältnisse sogar recht winterlich, mit den Bedingungen vom 21. 12. war das allerdings nicht zu vergleichen. Diesmal fanden wir richtig winterliche Verhältnisse vor. Außerdem hatte ich fast ein Jahr Training hinter mir und und befand mich körperlich in einer komplett anderen Liga.  Und genau darum war diese Tour vom Anfang bis zum Ende ein reines Vergnügen. Begleiter waren, wie bei praktisch allen meinen Touren in diesem Jahr, natürlich die immer fröhliche Sonja und mein Yorkie Eddie. Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken.

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5:38 Uhr. Vollmond und ein Verkehrsflugzeug über dem Neuhofner Hochkogel, bei der Anreise zur Steirisch-Niederösterreichischen Grenze fotografiert.

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7:03 Uhr: Parkplatz des (leider geschlossenen) Gasthaus Engleitner am Zellerain (1121m). Genau hier ist die Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Wir sind umgezogen, Rucksack am Rücken, Hund an der Leine. Temperatur -6°C. Es kann los gehen.

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Am Amfang führt uns eine Forststraße mehr oder weniger steil bis zum Höchbauer (aufgelassen). Von dort steigen wir über eine steile und tief verschneite Wiese zum Waldrand hinauf. Wieviel Schnee hier lag, sahen wir an einem Fahrverbotsschild am Wegrand, daß sich normal in Kopfhöhe befindet. Heute war die Tafel in Kniehöhe!

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7:35 Uhr: Wir sind am Waldrand über dem Gehöft Höchbauer angekommen und genießen erstmals einen wunderschönen Ausblick. Rechts der Bildmitte ganz hinten, fast vom bewaldeten Mugel davor verdeckt, schaut der Gipfel des Dürrenstein (1878m) hervor. Weiter links ganz weit hinten sind die Gesäuseberge (2369m) und der spitze Lugauer (2217m) zu sehen und ganz links der Fadenkamp (1640m) und der Hochstadel (1919m)

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Wir steigen anfangs durch eine relativ steile Schneise in den Wald, die später in eine lange, flachere Querung (noch immer im Wald) übergeht. Hier ist es sehr kalt.

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7:49 Uhr. Das ist der Anblick, der sich uns beim Verlassen des Waldes bietet. Unser Ziel, die Gemeindealpe, liegt genau vor uns, rechts von uns breitet sich die (verfallene) Brunnsteinalm aus. Wir ziehen von Anfang an die erste Spur des Tages durch den Schnee, nur die verwehten Spuren der Wanderer vom Wochenende sind teilweise zu sehen. Der Schnee ist hier teilweise recht tief, die Bedingungen aber Dank der Kälte sehr gut.

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Die Sonne knallt jetzt über die Hänge und taucht die Gegend in ein goldenes, märchenhaftes Licht.

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Beim Marsch zum Eisernen Herrgott in der Brach haben wir unser Ziel die meiste Zeit vor oder seitlich vor uns.

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Die Zufahrt zur Alm ist tief verschneit, teilweise liegt, wo der Wind richtig ran kann, eine Halbmeter hohe Wächte über den alten Spuren.

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Der erste Blick zum Erlaufsee (828m)

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Hier sind teilweise keine Spuren mehr zu sehen und man muß sich auf seinen Orientierungssinn verlassen.

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Wir nähern uns langsam dem Eisernen Herrgott in der Brach. Hier gibt’s nur mehr sporadisch Anzeichen von Spuren, die aber zur Orientierung nicht nötig sind. Eine einsame, unberührte Winterlandschaft breitet sich vor uns aus.

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Oben ist die Almhütte zu sehen.

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Bäume als bizarre, vereiste Gebilde

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Dort ist er, der Eiserne Herrgott in der Brach. Wir gehen aber jetzt an ihm vorbei und steigen in die Senke an der Engstelle, die es zu queren gilt. Beim Rückweg werden wir uns länger hier aufhalten.

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Links der Bildmitte sehen wir den Großen Zellerhut, weit dahinter den Kasten des Ebenstein und daneben die runde Kuppe der Riegerin.

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Die tief verschneite und zum Teil recht steile und eisige Engstelle, über die wir queren müssen.

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Macht Spaß hier!

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Jetzt sehen wir auch den Ötscher (Südseite) in seiner ganzen Pracht nördlich von uns aufragen.

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Gottlob ist der Kamm beinhart gefroren, sonst müssten wir uns jetzt durch den tiefen Schnee wühlen. Hier ist alles verweht, keine Spuren weit und breit. Na ja, die eine oder andere Gams wird sich hier wohl herumgetrieben haben.

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Langsam kommen wir unserem Ziel immer näher.

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Hinter uns nur unsere Spuren

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Endanstieg zum Gipfelplateau.

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Rückblick

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Die Landschaft beginnt sich vor uns (na, eigentlich hinter uns) auszubreiten. Im Hintergrund der gesamte Kamm von der Scheibe über Scheiblingstein und Dürrenstein bis zum Hochkar.

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Das Gelände wird oben steiler, der Schnee durch die Kälte steinhart, eisig. Es geht sich wie auf Glasscherben.

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Wir haben das Gipfelplateau erreicht. Im Hintergrund die Sendeanlage, weiter hinten kommen dann noch die Bergstation der Liftanlage und ein Hotel zum Vorschein. Dank Corona ist es trotz eingeschalteter Liftanlage recht einsam hier heroben.

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Von hier heroben kann man schön die Landschaft bewundern, die wir beim Aufstieg durchwandert haben.

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Ötscher, Kleiner Ötscher (der spitze Zacken) und der Kamm Scheibe/Scheiblingstein im Hintergrund

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Ganz oben sind wir ja noch nicht. Da fehlt noch was, bevor wir auf die andere Seite runter sehen können. Hier ist der Schnee tief und beinhart, wie Glas. Das hat aber auch seine Tücken…….

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Eddie findet das hier unheimlich spaßig

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Sonja nicht ganz so. Einmal eine Latsche unterm Schnee übersehen, und krach, ist das rechte Bein bis zum Anschlag eingebrochen. So kann man sich ganz schön weh tun.

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Der Ötscher (1893m) lässt sich von uns nicht aus der Ruhe bringen. Dem ist egal, ob wir da sind oder nicht.

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9:37 Uhr. Gipfel in Sicht.

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Gemeindealpe 1626m

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Wenn das so weiter geht, werden die paar Hanseln, die mit dem Lift rauffahren, die Pleite dieser Skiregion nicht verhindern können. Hier müsste es normal bei diesem Wetter nur so wimmeln von Skifahrern. Ungeimpfte haben allerdings weder am Lift noch auf der Piste (auch nicht zu Fuß oder mit Tourenski!) etwas zu suchen. So treibt unsere Regierung (nicht eine Krankheit!) die Wirtschaft und den Tourismus in die Pleite! Und das alles unter dem Vorwand, alte, schwer und vielfach Vorerkrankte vor dem Tod zu schützen. Perverser geht’s einfach nicht mehr.

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Nochmals ein Gipfelfoto, weil’s so schön ist, dann machen wir uns wieder an den Abstieg. Jetzt nehmen wir uns alle Zeit der Welt, um diese Landschaft zu genießen.

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Glücklich und zufrieden. Waldorf & Statler

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Hier beim Abstieg begegnet uns erstmals ein andere Mensch. Eine Frau mit Schneeschuhen ist unterwegs und folgt unseren Spuren aufwärts.

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Am Weg zur engen Querung begegnet uns ein einsamer Tourenskigeher.

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10:49 Uhr. Wir sind wieder beim Eisernen Herrgott in der Brach. Jetzt nehmen wir uns Zeit, auch hier alles genau anzuschauen.

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Nochmals gerastet, ausgiebig gefressen und dann kugelt mein kleiner Schlumpf ausgelassen im Schnee herum.

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Die Haller Hütte in der Brach auf 1468m Seehöhe. Der Schnee ist so tief, daß man vor der Hüttentür die Tischplatte eben betreten kann.

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11:24 Uhr, die Gemeindealpe verschwindet wieder langsam hinter uns in der Ferne.

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Scheinbar waren hier seit unserem Aufstieg schon mehrere mit Ski unterwegs. Wo die hingegangen sind, wissen wir nicht. Begegnet sind sie uns nicht.

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Ein paar einsame Wanderer genügen, um einen Weg auszutreten, an dem sich andere orientieren können.

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11:35 Uhr. Wir sind wieder bei der verfallenen Brunnsteinalm

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Abstieg durch den Wald

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11:46 Uhr. Oberhalb vom Höchbauer sehen wir die Spuren einiger Skitourengeher, denen wir nie begegnet sind. Hier rasten wir noch ein paar Minuten, dann steigen wir die restliche rund halbe Stunde ab und fahren Heim. Eine wunderschöne Tour ist zu ENDE


Karte zur Tour

9. Dezember 2021

2021. 12. 08. Weißes Kreuz – Sonnbergspitzl – Kohlbachkamm: Ein Wintertraum

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 14:34

Wir haben jetzt seit Anfang November Winter. Mehr oder weniger zumindest. Täglich Minusgrade sind normal, Schneefall keine Seltenheit. In Lagen über 600m geht der Schnee überhaupt nicht mehr weg, weil die Tageshöchsttemperaturen 3°C praktisch nie überschreiten. Allerdings herrscht in tieferen Lagen, Amstetten liegt auf nur 275m Seehöhe, mehr der Dreck als schöner Schnee. Es ist immer so ein Zwischending zwischen wunderschönem Neuschnee und einer verheerenden Dreckschlacht (auf Waldwegen jedenfalls), mit dem man sich herumschlagen muß. Aber da ab etwa 700m Plusgrade eher eine Seltenheit sind, kann man, wenn man den richtigen Tag abwartet, einen schönen Ausflug wagen. Und genau das machten wir am 8. Dezember.

Wir sind ja praktisch jeden Tag unterwegs. Eddie und ich drehen immer wieder unsere Runden. Einmal hier, einmal da, über Wiesen und Felder und durch Wälder. Und wir beobachten den Wetterbericht genau, um so einen Tag wie diesen nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Am Mittwoch (8. Dezember und Feiertag) war blauer Himmel und Sonne angesagt bei tiefen Temperaturen deutlich unterm Gefrierpunkt. Also genau richtig für eine schöne Bergwanderung, bei der wir uns nicht all zu weit von daheim entfernen müssen. Und weil wir in unmittelbarer Nähe von Amstetten keine Berge haben, die sich zum Wandern eignen, weichen wir bei solchen Gelegenheiten in den Raum Waidhofen bis Ennstal aus. Dort sind schöne Höhenzüge, die sich bis über die tausend Meter Marke erheben, ergo Schneebedeckt sind, die Temperaturen unterm Gefrierpunkt den ganzen Tag über halten können und die punkto Wandern was zu bieten haben. Und einer dieser kleinen wanderbaren Juwele ist der Sonnberg bei Oberland.

Der Sonnberg zieht sich von der Stadtgrenze von Waidhofen an der Ybbs bis unmittelbar hinter Gaflenz dahin, das sind Luftlinie etwas mehr als sechs Kilometer. Über die gesamte Länge, vom Aufstieg auf einer Seite bis zum Abstieg auf der anderen Seite, ist eine Wanderung einem Kamm entlang möglich, dazwischen gibt es mehrere Möglichkeiten, nach Nordwesten oder Südosten über einen der Nebenkämme abzusteigen. Teilweise sind die Wege gekennzeichnet, teilweise ungekennzeichnet und Einheimischen sind mit Sicherheit Auf- und Abstiege bekannt, die man sich erst durch viele Begehungen und beherzter Sucherei aneignen kann. Einige dieser unbezeichneten Wege hab ich (oder haben wir, wenn wir alle drei zusammen unterwegs sind) schon erkundet, und eine dieser Varianten war für diesen wunderschönen Wintertag geplant.

Route: Aufstieg bei der sogenannten “Türkenschanze” genau beim Eisenbahndurchlass rechts der Bundesstraße (in Fahrtrichtung Weyer). Abstieg vom Sonnbergspitzl durch einen Holzschlag und anschließenden bewaldeten Kamm bis zum Ortsanfang Gaflenz. Rückweg quer über die verschneiten Wiesen entlang der Hochspannungsleitung.
Zeitaufwand: ziemlich genau vier Stunden mit allen Pausen.
Prädikat: Märchenhaft!

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8:32 Uhr: Bei der Abfahrt daheim (so um 8 Uhr herum) war der Himmel stark bewölkt, es war dunstig und die Außentemperatur betrug -2°C. Ab Waidhofen war der bis auf einige kleine Wolken blau und die Sonne leuchtete. Sie spendete aber nur Licht und keine Wärme. Temperatur beim Abmarsch -6°C Wir folgen dieser Straße, die sich nach ein paar Meter zu einem Schotterweg verengt bis zur Engstelle am Waldrand.

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Am Waldrand ist der Steig, der zum Weißen Kreuz führt, nicht nur durch einen Wegweiser gekennzeichnet, sondern auch optisch klar zu erkennen. Gegangen ist da heute noch keiner. Die Spuren, die man hier sieht, stammen vom Wild, daß diesen Steig offenbar ebenfalls nutzt.

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Gleich am Anfang geht’s hier ja recht steil zur Sache, dann beruhigt sich die Sache aber auch wieder und der Weg mäandert in Serpentinen recht genüsslich zum Kamm, dem man dann bis hinauf zum Hauptgrat folgt. Zum Vergrößern einfach auf die Bilder klicken.

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Wir haben die Querungen hinter uns gebracht und sind jetzt am Kamm, dem wir bis rauf folgen werden. Das Gelände ist hier ein Stück relativ flach, fast eben, um dann wieder in einem zweiten (und später in einem dritten) Aufschwung steil nach oben zu führen. Trotzdem wir die erste Spur ziehen, ist der Weg nicht mühsam. Der Schnee ist nicht tief, Dank der tiefen Temperaturen knackig und trocken. Es macht unheimlich Spaß, hier zu gehen. Man muß nur ein wenig aufpassen, weil manchen Wurzeln im steileren Gelände vereist sind, was man durch die Neuschneeauflage nicht sieht. Merkt man erst, wenn man abrutscht.

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Der zweite Steilaufschwung ist geschafft. Der Kamm, auf dem wir uns bewegen, ist zwar bis hinauf bewaldet, trotzdem gibt es immer wieder einen schönen, wenn auch etwas verdeckten Ausblick auf die Umgebung. Wir sind recht gut unterwegs.

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Auf geht’s in Richtung zum letzten Steilaufschwung, der mir heute gar nicht so elendig vorkommt. Man merkt, daß ganze Jahr Training zeigt Wirkung.

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Madam strahlt schon wieder.

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9:39 Uhr. Nicht ganz 70 Minuten waren wir bis hierher unterwegs. Rechts gehen wir jetzt flach bis leicht fallend bis zum Gipfelaufbau und ersteigen dann das Weiße Kreuz, dann steigen wir den selben Weg wieder ab, kehren hierher zurück und gehen dann (von hier aus gesehen) links weiter zum Sonnbergspitzl. Aber zuerst einmal gehen wir jetzt wie gesagt rechts zum Weißen Kreuz.

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Hier herrscht tiefer Winter. Neuschnee hat die Spuren im Altschnee zugeschneit und je weiter wir hoch kommen, desto mühsamer wird das Vorwärtskommen für Eddie mit seinen kurzen Beinchen. Wie ein Dachs wühlt er sich durch den tiefen Schnee bis zum Gipfel vor. Es ist eine Freude, ihm dabei zuzuschauen. Mein kleiner Schatz ist genau so begeistert von dieser Märchenwelt wie wir.

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Im Bereich des Gipfelaufbaues ist der Schnee wirklich tief. Die alten Spuren sind komplett verweht und der mehlige Schnee trägt Eddie nicht mehr. Aber einen Terrier kann sowas nicht aufhalten!

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Ein Wintertraum.

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9:48 Uhr am höchsten Punkt der Sonnbergkette. Mit seinen 969m liegt das Weiße Kreuz grade noch auf oberösterreichischem Gebiet. Der Gipfel des Glashüttenberg (868m), eine gute halbe Stunde östlich von hier, liegt in Niederösterreich.

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Gipfelfoto. So viel Zeit muß sein. Die Lodengamaschen (vom Loden Landl in Hollenstein) haben sich hervorragend bewehrt. Hose trocken, Beine warm. Ich bekomm da nix dafür. Es ist einfach ein gutes und sinnvolles Produkt und noch dazu aus der Heimat.

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Wir bewundern die schöne Landschaft, ziehen uns dann im Schutz von ein paar Bäumen (hier weht der Wind bitter kalt) unsere naßen Unterleiberl um und steigen dann wieder zur Kreuzung ab, wo wir raufgekommen sind.

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Links aus Oberland sind wir rauf gekommen, nun gehen wir dem Kamm folgend weiter, bis wir das Sonnbergspitzl erreicht haben. Zuerst einmal gehts einige Höhenmeter abwärts.

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Da ist sogar das Bild noch ein wenig unscharf, weil es am Gipfel so kalt war (oder so ähnlich ist die Ausrede dafür). Eddie schaut schon wieder immer mehr aus wie Reinhold Messner in seinen besseren Zeiten.

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Das macht im Winter genau so viel Spaß wie im Sommer.

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Ein Stück lang war eine Spur zu sehen, die von jemandem stammte, der heute hier ging, vermutlich ein Jäger, dann waren wir wieder die ersten, die hier Spuren im Schnee zogen. So eine unberührte Winterlandschaft ist ein Wahnsinn!

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Wir erreichen einen Kahlschlag, von dem man schön runter schauen kann.

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Blick über Oberland, dahinter das Skigebiet der Forsteralm. Von hier aus stiefeln wir nochmals eine Steigung hoch und erreichen den höchsten Punkt des Sonnbergspitzl (900m), dann steigen wir ein kleines Stück ab und rasten bei Bank und Kreuz, bevor es wieder runter geht.

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11 Uhr. Sonnbergspitzl 900m (na ja, ein wenig weiter hinten, siehe Bild links oben, war der höchste Punkt).

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Es ist hier nicht sonderlich kalt. -2°C und windstill ist recht angenehm.

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Gesund, fit und und zu keinen medizinischen Versuchen an meinem Körper bereit.

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Mahlzeit

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So, auf geht’s nach unten! Das verleitet wieder zum laufen wie schon einmal heute. Es ist einfach voll geil, auf so einer Schneeauflage abwärts zu laufen, aber wir halten uns zurück. Wir wollen die schöne Landschaft noch so lange wie möglich genießen.

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Man muß beim Abstieg vom Sonnbergspitzl nur ein wenig nach links schauen. Sobald man diesen Kahlschlag sieht (wo jetzt das farbige Band am Baum hängt), steigt man einfach über die steile Leiten zum Nebenkamm ab und folgt dem bis nach unten.

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Strahl…….

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Vom blauen Himmel ist hier grade nix mehr zu sehen. Es ist etwas duster und kalt geworden.

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Der Kamm ist über weite Strecken wunderschön zu gehen. Erst beim Endabstieg zur Wiese wird es wieder steil und rutschig.

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Blick zu den Bergen bei Weyer

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Und dann passiert was wunderbares. Trotzdem der Endabstieg auf die Wiese am Ortsende von Gaflenz einigermaßen steil und rutschig ist, fallen wir heute nicht, wie sonst so oft heuer, aus dem Wald heraus in die Zivilisation, sondern gehen aufrechten Schrittes. Das ist einmal was ganz anderes. Jetzt queren wir dort unten bei einem Holzbrückerl das Bacherl, dann zwicken wir uns durch einen offenen Weidezaun, überqueren eine Wiese und folgen der Hochspannungsleitung bis zur Unterführung an der Eisenbahn in Oberland.

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Mama mia, Sachen gibt’s……

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Die Hochspannungsleitung, der wir folgen und zum Abschluß nochmals ein Blick zum Weißen Kreuz, dem höchsten Punkt des Sonnbergkamms. Nach knapp vier Stunden zieh ich mich beim Auto nochmals um, daß der Dampf aufsteigt, dann fahren wir gemütlich Heim. Eigentlich schade. Wir hätten genug Zeit gehabt, um auch zum Glashüttenberg zu gehen. Wäre hin und zurück eine Stunde mehr gewesen. Andererseits könnte das an einem schönen Wintertag eine neue Tour am Sonnberg werden. Türkenschanze, Weißes Kreuz, Glashüttenberg und Abstieg am Kamm vor Waidhofen an der Ybbs. Hab ich im Sommer schon einmal mit Eddie gemacht. Im Winter ist das ganz was anderes. Wir freuen uns drauf.

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Karte zur Tour

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