Man kann ein neues Jahr auf vielerlei Arten beginnen. Schwer betrunken und von oben bis unten vollgekotzt zum Beispiel. Oder nüchtern und ausgeschlafen. Das sind wohl zwei Extrembeispiele, aber ich kenn sie beide aus eigener Erfahrung. Ersteres gibt es schon lange nicht mehr und zweiteres war heute der Fall. Gut ausgeschlafen und voll Freude auf eine schöne Tour mit Sonja und Eddie, meinem süßen Schlumpfhund. Ziel: Die Grenze zwischen Niederösterreich und Steiermark am Zellerain. Marsch zu Gemeindealpe und Breimauer.
Strecke: Vom Zellerain 1121m über den Eisernen Herrgott in der Brach 1468m zur Gemeindealpe 1626m, zurück zum Eisernen Herrgott in der Brach und weiter zur Breimauer 1489m. Von der Breimauer zur Feldwiesalm 1314m, runder nach Taschelbach 1052m und zurück zum Zellerain 1121m.
Wetter: Am frühen Vormittag um die 3°C, später gefühlt um 10°C bei schwach bewölktem Himmel. Kaiserwetter.
Übersicht über Gelände und Strecke auf Google Earth. Rot Aufstieg, blau Abstieg.
7:17 Uhr am Neuhofner Hochkogel Blick gen Süden zum Ötscher. Wir fahren jetzt zuerst einmal nach Gaming und kaufen uns an der Tankstelle einen Kaffee, anschließend fahren wir weiter über den Grubberg zum Zellerain. Das sind von daheim insgesamt etwa 60km Anreise.
8:24 Uhr. Wir sind abmarschbereit. Die Straßen sind zwar durchgehend nass, aber es ist mit 3°C jetzt nicht grade kalt.
Wir starten auf einer mäßig steigenden Forststraße, die in der Nähe des Höchbauern (aufgelassen) immer steiler wird.
8:51 Uhr. Wir haben den Waldrand oberhalb des aufgelassenen Gehöft Höchbauer erreicht und genießen den Ausblick.
Als nächstes geht es steil in den Wald hinein und dann quert man relativ flach bis hinüber zur Brunnsteinalm (verfallen). Da vorne wird es Licht.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, auch wenn kein Zaun da ist.
Hier kann man auch einen ersten Blick auf’s Ziel werfen. Gemeindealpe gradeaus vor uns.
Der erste Blick zum Erlaufsee und ins nebelbedeckte Mariazell (hinterm Erlaufsee)
Wir haben Glück. Das ist kein sulziger Sumpf, sondern tragfähiger Firn.
Schaut weiter aus, als es ist, ist aber näher, als man glauben könnte. (Konfusius)
9:28 Uhr. Da vorne ist schon die Brachhütte auf 1468m
Ein Stück hinter und oberhalb der Brachhütte findet man die Grundmauern eines verfallenen Gemäude, dahinter der Ötscher.
Östlich von uns ragt die Gemeindealpe empor
Zwischen Ötscher und Gemeindealpe die wild zerklüfteten Ötschergräben
Das ist der Eiserne Herrgott in der Brach
Von hier aus kann man in die Ötschergräben absteigen
Wir haben aber was anderes vor. Wir queren die Engstelle zwischen Brachalm und Gemeindealpe, indem wir in eine kleine Senke absteigen
und erkämpfen uns auf der anderen Seite wieder die verlorenen Höhenmeter
Der Blick in den Norden ist hier, Dank der geringen Schneemenge, durch Latschen verdeckt.
Nach Süden gibt es dafür den einen oder anderen grandiosen Ausblick, wie hier zu den Zeller Hüten
Jetzt haben wir die verlorenen Höhenmeter fast wieder zurück erobert.
Wir kommen unserem Ziel immer näher
Das schaut schon recht gut aus
Unser Jausenplatzerl vom letzten Mal mit Tanja.
Hier rasten wir ein wenig und Eddie bekommt etwas zu fressen. Trinken mag er nix, weil er ständig im Schnee herum kugelt.
Von ganz heroben sieht man die Südseite des gegenüber liegenden Ötscher in ihrer ganzen Pracht.
Der Erlaufsee, dahinter Mariazell und die Skipisten der Bürgeralpe.
Blick zurück zum Eisernen Herrgott, zu unserem nächsten Ziel, die Breimauer, am rechten Bildrand der spitze Kleine Ötscher, rechts daneben die Scheibe und der Scheiblingstein, links der Bildmitte der Dürrenstein.
Raubtierfütterung beim Gipfelkreuz
Wir sind schon wieder beim Rückweg. Da geht’s dann runter.
Wir sind so gut aufgelegt, daß wir den Hang hinunter rennen
Jetzt nochmals durch die Senke
Blick zum Großen Zellerhut mit seinem Westgrat
Zurück beim Eisernen Herrgott. Jetzt suchen wir uns einen Weg zur Breimauer, auf dem wir so wenige Höhenmeter wie möglich absteigen müssen. Es gibt zwar einen markierten Weg zur Feldwiesalm, auf dem man an der Breimauer vorbei kommt, aber dieser Weg interessiert uns nicht. Wir wollen so direkt wie möglich hinüber gehen. Wie gut das geht, kommt auf die Schneelage an. Teilweise ist der Schnee sehr weich und sulzig.
Rast, weil’s hier so schön ist.
Der Weg zur Breimauer ist dann eigentlich recht einfach zu finden und gar nicht so schlecht begehbar. Richtigen “Weg” sind wir keinen gegangen. Auch Wegspuren sind bei diesen Verhältnissen kaum zu sehen. Wir orientieren uns einfach nach dem Gelände. So lange wir nirgends links oder rechts absteigen, können wir nicht so falsch sein. Das Gelände ist zwar ein wenig Kugelmugel, aber nicht so unübersichtlich, daß man sich verirren könnte. Zur Not haben wir ja Kompass und Karte.
Eddie wird von der Schneedecke schön getragen und auch wir sinken nicht tief ein. Hier im Schatten ist es doch so kalt, daß der Schnee gut trägt.
Es ist ja nicht so weit da hinüber, da kann man sich die generelle Richtung gut merken.
Kugelmugel geht’s dahin im Wald, einmal ein bissl rauf, dann wieder ein bissl runter.
Da geht’s jetzt jedenfalls einmal rauf und wir schauen nach, wo wir überhaupt sind.
Ah, da schau her. Eine Erhebung, die offenbar durch einen Sturm vom Bewuchs befreit wurde.
Blick zum Dürrenstein (rechts) und zum Hochstadl (links der Bildmitte). Dahinter ist noch der Kasten des Ebenstein zu erkennen.
Scheibe, Scheiblingstein und Bärenleitenkogel sind uns recht nahe.
Der höchste Punkt dieses Mugel, der auf der Karte keinen Namen hat, aber……
… durch diesen Baumstamm einen Namen erhielt. Das liest sich so, als wäre hier etwas, was auch immer, ganz und gar nicht nach Plan verlaufen.
Franz Robert Höhe
1462m
In
Ewiger Erinnerung
F.P.
Wir müssen weiter und von hier aus ist es auch ein leichtes, dem Kamm zur Breimauer zu folgen.
Der Kamm zieht sich vom Südosten nach Nordwesten und ist durch die steilen Abbrüche zum Ötscher hin klar begrenzt.
Etwas südöstlich von uns die Gemeindealpe
Zwischen uns und dem Ötscher finden wir in nordöstlicher Richtung die Ötschergräben
Wir beide kennen uns noch vom letzten Jahr.
In einem umgestürzten, ausgehöhlten Baum wachsen kleine Bäumchen.
Rechts der Dürrenstein, links Hochstadl und, Riegerin und Ebenstein. Unser Kamm ist jetzt auch schön erkennbar.
12:22 Uhr. Höchster Punkt der Breimauer erkennbar.
Sir Eddie von Yorkshire auf der Breimauer
Rückblick zum Gemeindealpe südöstlich von uns. Hier kann man schön in der Sonne liegen.
Der westlichste Punkt der Breimauer, rechts der spitze Kegel des Kleinen Ötscher, links Scheibe, Scheiblingstein und Bärenleitenkogel, die den Kamm zum Dürrenstein bilden. Da grade vor und unter uns ist irgendwo die Feldwiesalm.
Noch einmal ein Blick zum Ötscher
Wir latschen jetzt am Südhang der Breimauer zu einer Straße runter und schauen einmal, ob der Weg zur Feldwiesalm frei oder verschüttet ist.
Ja, das geht ganz gut. Voriges Jahr am 16. Mai war hier die Straße, bei ähnlichen Temperaturen, meterhoch vom Schnee verschüttet
Wir nähern uns der Feldwiesalm
Da nach Taschelbach müssen wir runter. Ist schon ewig und zwei Tage her, daß ich hier gegangen bin.
Irgendwie gruslig. In Bildmitte ist deutlich der Sattel am Zellerain zu erkennen, wo unser Auto steht.
Wir sind in Taschelbach und, ehrlich gesagt, ich ärgere mich richtig blau. Oben bei der Feldwiesalm sind uns zwei ältere Herrschaften begegnet, eine Frau und ein Herr. Beide spazierten ohne Rucksack, Hände am Rücken verschränkt, ganz pomale an uns vorbei aufwärts, also in Richtung Breimauer. Als wir hier herunten bei der Kreuzung Taschelbach (Wanderparkplatz für die, die im Sommer zur Alm wandern) ankommen, sitzen genau diese Beiden im Auto und winken uns zu, bevor sie abfahren. Ich glaub, ich spinn! Die müssen einen Weg gekannt haben, der um Welten kürzer war als unserer!
Wir wissen zwar, wo wir hin müssen, aber hier steht das zur Sicherheit nochmals an einen Baum genagelt.
Ist ja nicht mehr weit. Von Opponitz auf die Große Kripp hinauf ist es auf jeden Fall weiter.
Alter Schwede, so ein Asphalthatscher zieht sich…….
Rückblick zu Scheiblingwald 1257m und Rosskesselspitz 1437m. Zwischen diesen beiden Mugeln sind wir vorhin von der Feldwiesalm herunter gewandert.
14:52 Uhr. Wir sind am Ausgangspunkt zurück. Kaffee kann man sich hier leider keinen mehr kaufen. Das Gasthaus Engleitner scheint für immer geschlossen zu sein. Eigentlich schade. Der Kaffee war gut und der Schweinsbraten ausgezeichnet. Und wieder ist eine wunderschöne Tour in der Natur zu Ende gegangen. Das neue Jahr hat für uns gut begonnen.