Der Ausgangspunkt dieser Wanderung liegt in den Oberösterreichischen Voralpen.
Start und Endpunkt: Güterweg Steinergraben an der L557 bei Maria Neustift
Streckenlänge: Rund 11km
Starthöhe: Rund 430m
Höchster Punkt: 875m
Höhenmeter mit Gegensteigungen: Basecamp sagt etwa 700Hm
Zeitbedarf: 5 Stunden 30 Minuten mit allem Drum und Dran
Wetter: Fast wolkenlos
Temperatur: -7°C bis +7°C
Landschaftsübersicht mit GPS-Track auf mapy.cz
Austria Map. Karte des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen mit GPS-Track.
8:48 Uhr. Über Waidhofen sind wir auf der L557 in den Neustiftgraben und bis zum Abzweig Güterweg Steinergraben gefahren. Hier sollen wir uns ein Platzerl suchen, auf dem wir das Auto abstellen können, ohne zu stören, was nicht immer so einfach ist.
Ich hatte schon am Vortag ausgekundschaftet, wie die Örtlichkeiten ausschauen und mußte feststellen, hier, in diesem engen Graben, kommt nur eine Stelle in Betracht, und das ist dieser etwas größere Lagerplatz etwa dreihundert Meter nach dem Abzweig von der Landesstraße. Ich hab den kleinen Opel ganz am oberen Rand dieses Platzes gestellt und wir begannen uns umzuziehen, als ein Auto hält. Eine Dame meint höflich, aber bestimmt “Sie stehen auf unserem Grund!” “Ja, das tut mir leid”, sag ich sinngemäß, ich hätte das Auto ja eh ins letzte Winkel gezwickt, damit ich ja niemanden störe. Ob es was ausmacht, wenn wier hier eine Weile stehenbleibe? Sie denkt nach, sagt, sie wolle nicht, daß ihr Grundstück zu einem Wanderparkplatz wird und fagt dann, was wir vorhaben. “Wir wollen auf den Höhenberg und zu dem anderen Berg daneben” sag ich. “Gut, sagt sie nachdenklich, dann bleiben sie halt stehen”. Ich bedanke mich und sie fährt weiter. Ich kann’s verstehen. Wanderer werden immer mehr, die kommen alle mit dem Auto und dann kann es schon passieren, daß so ein Privatgrundstück vermeintlich durch Gewohnheitsrecht zu einem Wanderparkplatz wird. Andererseits frag ich mich, wie sich den die Verantwortlichen, die immer mehr Wanderwege markieren, vorstellen, wo die potentiellen Wanderer ihre Fahrzeuge hinstellen sollen? Glauben die wirklich, die kommen alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln?
9:05 Uhr. Wir haben die Rucksäcke am Rücken, Eddie ist an der Leine, es kann losgehen. Der Himmel ist fast wolkenlos, die Temperatur beträgt im Moment hier im Graben -7°C. Im Verlauf der Tour werden wir in sonniger Höh auch noch +7°C messen.
Gleich nach dem Start überqueren wir auf dieser Brücke einen Bach und gehen auf einer teils steilen, aber schönen Güterstraße unserem ersten Ziel entgegen.
Wir kommen nach ein paar Kehren zu einer Kreuzung, an der ein Wegweiser steht. Rechts kommt man zum Hof Hinterkatzberger, links zum Neuhager und zum Höhenberg.
9:21 Uhr. Den Wald verlassend, haben wir hier erstmals eine schöne Aussicht.
Wunderschöne Aussicht. Ich würde ja jetzt nicht wetten, aber die weißen Berge ganz hinten könnten der Form nach zur Haller Mauer gehören.
Wir folgen einer groben Straße nach oben. Hinter uns der Hof Neuhager.
Die Straße führt uns zum Sattel hinauf.
Die Temperaturunterschiede sind gewaltig. In der Sonne ist es angenehm warm, im Schatten klirrend kalt. Wasserlacken sind beinhart gefroren.
Der Waldweg dreht scharf nach rechts, wir müssen aber gradeaus weiter und haben dabei einen Stacheldrahtzaun zu überqueren.
Ein grasiger Feldweg führt uns nach Nordwesten und zum südlichsten Ende des Höhenberg, wo der Sender steht.
9:47 Uhr. Rückblick zum Sattel und zu den Zäunen, wo wir die Seiten wechseln mussten.
Auf unserem Feldweg erreichen wir einen Winkel, in dem es nur rechts herum auf einer steilen, grasigen Böschung nach oben gehen würde, oder auf einem groben Waldweg scharf nach links drehend nach Südwesten.
Oha, da vorne, wo es in den Wald hinein geht, ist wieder ein Zaun.
Hier müssen wir allerdings nicht drüber oder unten durch. Der Pflock rechts lässt sich für den Durchgang bewegen.
Wir sind im kleinen Sattel zwischen Sender und Felsgrat. Zuerst wenden wir uns nach links.
10:04 Uhr. Wir haben den Sender erreicht. Es zahlt sich aus, die paar Meter zu diesem Sender zu wandern. Es gibt hier auch ein Kreuz, …
… eine Bank und ein Buch (und Feuerwasser, aber pssst!, nicht weitersagen!).
Und eine wunderschöne Aussicht zum Schieferstein gibt es noch dazu!
Wir drehen um und wenden uns nun der Hauptattraktion unserer Mugelwelt zu, dem Grat des Höhenberg.
Da bäumt er sich vor uns auf, der Höhenberg. Das alles hier erinnert uns ein wenig an den Eggerberg, dessen Kamm wir vor einiger Zeit überschritten haben.
Wir werden auf diesen sich deutlich abzeichnenden Pfad aufmerksam, der in die steile Westflanke des Höhenberg führt.
Ich hätte ja zu gerne gewusst, wo dieser Weg hin führt, ihm nachzusteigen hätte aber keinen Sinn gehabt. Der kann in diesem steilen Gelände nur ganz nach unten führen. Inzwischen weiß ich von der AEV-Karte, wo er hinführt. Auf den meisten digitalen Karten ist dieser Weg gar nicht eingezeichnet.
Das schaut auf den ersten Blick gar nicht gut aus. Hier soll unser Aufstieg zum Höhenstein Grat beginnen? Ich hab bei @Monsieurpeter schon gelesen ,daß vom Sattel zum Grat ein wilder Dschungel aus Gestrüpp und Unterholz zu überwinden sein soll, der ein wenig an den Nerven zerrt. Dieser Bericht stammte allerdings vom 30. März 2019 und ist meines Wissens bis dato nur einer von zwei, die man in den Weiten des www zum Gratweg am Höhenberg findet. Inzwischen sind ein paar Jahre vergangen. Dieser unser erster Eindruck täuscht, wenn man genauer schaut.
Auf den ersten Blick verheerend, schaut das auf den zweiten Blick gar nicht mehr so furchtbar aus. Deutlich ist zu erkennen, daß hier Sägen am Werk waren. Man kann nicht immer aufrecht durchspazieren, aber von einem undurchdringlichen Dickicht ist nichts mehr übrig. Auch Eddie konnte aus eigener Kraft durchgehen und mußte nicht getragen werden. Da hat sich jemand einen Haufen Arbeit aufgeladen, um den Weg frei zu machen.
Schaut viel wilder aus, als es in der Realität ist.
Der Anfang des felsigen Grat ist erreicht.
Ein kleiner Eindruck, wie steil das Gelände an der Westseite ist.
Die einzige vielleicht etwas gruselige Stelle. Vor allem, wenn man vom Winter etwas eingerostet ist. Hier sollte man nicht ausrutschen.
Das war sie, die “Schlüsselstelle”. Jetzt kommt nur mehr Spaß.
Von uns aus könnte das stundenlang so weiter gehen. Dazu ist der Höhenberg aber leider zu wenig hoch.
Viel Berg scheint nicht mehr über uns zu sein.
Eine ganz markante Buche im Gipfelbereich.
Weiter kann es aber jetzt wirklich nicht mehr hinauf gehen.
10:53 Uhr. Gipfel Höhenberg 875m
Gipfelrast und Raubtierfütterung
Bevor man am Gratweg den Gipfel erreicht, mündet eine Forststraße im Gipfelbereich. Die verzweigt sich dort. Ein Ast kommt von unten herauf, der andere zweigt rechts ab und zieht sich einige Meter unterm Grat in Richtung Nordwesten. Da wir noch keine Lust auf einen Straßenhatscher haben, bleiben wir vorerst einmal am Grat und steigen seinem Verlauf folgend nach unten.
Der Spaß am Grat endet aber rasch, weil die Forststraße bald genau am Grat entlang führt. Wir folgen dieser Forststraße, bis sie am Grat endet, folgen dann noch eine Weile (viel zu kurz, wie sich herausstellt) dem steinigen Grat und steigen dann zur Forststraße ab, die uns nach unten und bis zum Sattel zwischen Höhenberg und Arthofberg führt.
11:15 Uhr. Nun sehen wir gegenüber schon den Arthofberg aufragen.
Herrlicher Ausblick. Da waren wir schon überall oben bzw. haben wir alles überschritten. Nein, falsch. Am Freithofberg waren wir noch nicht.
Waldorf & Statler einmal anders
Bei einer scharfen Rechtskehre steigen wir gradeaus direkt zum Sattel ab.
Dieser Straße da drüben folgen wir dann.
Blick nach Südosten zur Lindaumauer
Jetzt sehen wir schon nach Maria Neustift. Genau dahinter der Freithofberg.
Aufstieg am rasigen Kamm zum Arthofberg
Vor dem Schlußanstieg liegt noch eine Einsattelung.
Rast im Sattel vor dem Gipfelanstieg. Hinter mir der Höhenberg
Was für eine Gipfelschau vom Dürrensteigkamm bis zur Haller Mauer.
Gipfelsturm (Nein, nicht der. Es war windstill).
Geschichtsträchtiges Kreuz am Arthofberg. Dieses Kreuz wurde 2009 dem alten Kreuz nachgebaut und hier aufgestellt. Das Original, von dem niemand weiß, wie alt es ist, steht unten bei der Hauskapelle am Arthof, die wir beim Abstieg besuchen.
Die Geschichte des Arthofberger Gipfelkreuz
Das hier ist mein freudestrahlendes, mitwanderndes Privatgipfelkreuz.
Dieser Weg ist vom Kreuzungspunkt unterm Höhenberg bis zum Arthof markiert. Es gibt hier zahlreiche Rundwege, von denen wir natürlich nichts wussten. Beim Abstieg folgen wir zufällig dem markierten Weg bis zu diesem Hochstand da unten.
12:30 Uhr. Hier gibt es zwei wunderbare Baumstümpfe, die sich als Tischplatten anbieten. Mittagspause. Mahlzeit.
Eine warme Südtiroler Bauernsuppe in dieser herrlichen Gegend ist was schönes.
Kurz vor 13 Uhr. Weiter geht’s hinunter zum Arthof.
An der Hauskapelle lehnt das alte Gipfelkreuz (offenbar seit Jahren).
Am Weg zur Dichlberger Kapelle. Wenn man wollte, könnte man vom Arthof wesentlich schneller über die Wiesen zum Ausgangspunkt zurück kehren. Wir sind aber nicht gekommen, um ein lästiges Programm so schnell wie möglich abzuspulen. Wir sind gekommen, um zu schauen und zu lernen. Es macht einfach Spaß, neues kennenzulernen. Gegenüber liegt Maria Neustift.
Langweilig ist es hier gar nirgends!
Da ist sie, die Dichlberger Kapelle. Gleich neben der Straße und kaum zu übesehen.
Ich mag solche alten Bauten, egal, ob es sich um Kapellen, Kreuze oder was auch immer handelt. Sie sind Zeugnisse vergangener Zeiten, die man bewahren sollte. Mit der Kirche hab ich nichts am Hut. Schon gar nicht mit der Kirche unter’m Genossen Bergoglio. Genau hier, in Blickrichtung links der Bildmitte, führt übrigens, auf den ersten Blick kaum zu erkennen, ein verwachsener Weg zu unserem nächsten Ziel. In solchen Fällen ist das Navi recht hilfreich und spart Zeit.
Nachdem wir dann wieder einmal einen Stacheldraht überwunden haben, geht’s ganz gemütlich über eine schräge Wiese weiter.
Hier findet man auch vereinzelt wieder Markierungen. Ob die aktuell sind und ob es dazu Karten gibt, weiß ich nicht.
Irgendwie fühlten wir uns hier wie in einer Märchenwelt. Jetzt folgen wir diesem Weg, bis wir da vorne zum Sattel in Bildmitte gehen können.
Von hier jetzt runter in den Sattel und drüben wieder rauf zum nächste Kogel.
Von den eingepackten Ballen da hinten sind wir hierher gewandert. Ungefähr in der Mitte waren nasse Überreste von Holzarbeiten. Die Wiese war schmierig wie Schmierseife.
Die Hochstände heißen hier nicht nur so, die sind auch hoch.
Momentaner Standort (Bild unten) auf der Karte
Rückblick zum Hof Hinterkatzberger und zum Höhenberg.
Wir streben dem Gipfel des Mugel ohne Namen mit der Höhe 624 entgegen.
13:55 Uhr. Der letzte Anstieg ist geschafft, ab jetzt geht es nur mehr abwärts.
Zuerst einmal da runter über die Wiese in etwa Richtung Bauernhof.
Gleich nach einem Blick auf das Navi korrigiere ich die Richtung nach Steuerbord und wir halten uns genau in Richtung Hochstand.
Meine Schlümpfe folgen mir im Laufschritt wie ein Sausewind
Bei dieser knorrigen Lärche da vorne machen wir Pause, schauen uns nochmals alles an und ich erzähle der Lärche von ihrem Bruder, der schnurgerade gewachsen und hoch in meinem Garten steht. Meine Lärche ist ziemlich genau so alt wie ich. Vater hat sie gepflanzt, als ich ein kleiner Junge war, heute überragt sie alle Häuser.
Gradeaus unter der Lärche steht ein Grenzstein und genau hier ist eine Öffnung im Stacheldrahtzaun.
Meine Grenzsteinsammlung erweitert sich ständig.
… mit Kurs nach Süden auf diesen Hochstand da unten zu.
Wieder ein Stacheldraht geschafft. Heute geht’s rund.
Wir sehen schon fast nach unten. Ein Stacheldraht wäre da noch zu überwinden.
Blick nach Nordwesten. Links die Breitseite des Höhenberg, rechts davon der Hof Hinterkatzberger.
Das letzte Stück zurück zum Güterweg Steinergraben besteht aus einer zertretenen Kuhleiten, die uns zu dieser verfallenden Hütte bringt. Jetzt trennt uns wirklich nur mehr ein Stacheldraht von der Straße.
Geschafft. Die Hosen sind noch ganz, wir bluten nicht. Die Stacheldrahtkraxelei hat ein Ende.
Da steht offenbar noch etwas lohnendes?
Ja. Dieser verdrehte, knorrige Geselle kann sich sehen lassen.
14:35 Uhr. Da vorne steht der Opel. Knapp elf Kilometer haben wir in fünf Stunden und dreißig Minuten zurückgelegt und dabei eine Menge gesehen und gelernt. Wir hatten keinen Stress und es hat riesigen Spaß gemacht. Manchmal ertappe ich mich sogar dabei, daß ich auf solche kleine Touren freudiger zurück blicke als auf größere, höhere Berge. Ja, ja, über letztere kann man erzählen. Ich glaub nicht, daß es daran liegt, daß ich alt werde. Es liegt mehr daran, daß sich die Zeiten geändert haben. Wir sind heute während der ganzen Tour nur einem einzigen Menschen begegnet. Auf welchen großen, bekannten Touren gibt es das heute noch?
Dann prüat Gott und bis zum nächsten Mal, irgendwann und irgendwo.