Wenn ich mich richtig erinnere, dann ist uns der Eggerberg erstmals beim Motorradfahren aufgefallen. Wir fuhren über die Höhenstraßen vom Sonntagberg über St. Leonhard am Wald bis zur B22, die über die Grestener Höhe führt. In der Nähe vom Stützpunkt des Rettungshubschrauber Christophorus 15 blieben wir stehen und schauten uns die Gegend an, wobei wir versuchten, die Berge zu benennen. Von dort aus sieht man den Eggerberg in seiner vollen Breitseite, was trotz seiner eher geringen Höhe recht imposant ausschaut. Wir lieben ja Waldmugel mit langen, gratartigen Höhenzügen, über die man wandern kann. “Auf jedem Grat ist auch ein Weg, sofern er nur einigermaßen begehbar ist”, sagte einst ein bedeutender Mann, und heute bin ich mir sicher, daß ich Recht hatte.
Wir haben diesen Höhenzug immer wieder aus unterschiedlichen Blickwinkeln gesehen. Sei es vom Prochenberg oder vom Schwarzenberg bei Gresten, immer wieder stach uns dieser liebliche Berg in die Augen. Wir kannten auch schon seinen Namen, weil wir uns die Karten und auch Google Earth genauer angeschaut hatten. Wenn wir was wissen wollen, dann finden wir das auch heraus. Und so hat sich der Eggerberg in unser Gedächtnis gebrannt und wartete darauf, erobert zu werden. Und genau das haben wir heute getan. Oder, besser gesagt, der Eggerberg hat uns erobert. Unsere Herzen. Er mag klein sein, aber in mancher Hinsicht ist er recht groß.
Anfahrt: Über Gaming zur Bodingbachstraße, die unterm Grubberg beginnt und nach Lunz am See führt. Dort bis ins kleine Örtchen Bodingbach fahren. Am Ausgang einer scharfen Linkskurve (es gibt nur eine) im Ort die Einfahrt rechts in den Hackstockgraben nehmen, weiter bis zum Weiler Unterhackstock fahren und dort einen Park zum Parken suchen.
Wanderstrecke: Unterhackstock 706m – Oberhackstock – Gscheid 843m– Forststraße zum Gschliefkogel 1063m – Spitzkogel 1108m – Höhensteineck 1098m – Eggerberg 1135m – Am Markierten Wanderweg runter zum Parkplatz bei einem Güterweg und auf alten, aufgelassenen Waldwegen zurück nach Unterhackstock.
Dauer: 4 Stunden 30 Minuten mit allen Pausen und Narreteien
Landschaftsübersicht auf Google Earth
Ausschnitt ÖK25V Blatt 71 Ybbsitz, Wege teils mit Hand ungefähr eingezeichnet, weil es diese bei Drucklegung noch nicht gab.
Bodingbach beim Abzweig in den Hackstockgraben.
Man folgt der Straße in den Hackstockgraben. Später bei einer Brücke nicht zur Höhenstein Stube nach rechts abbiegen, sondern linkshaltend weiter bis zu den Häusern in Unterhackstock.
Unser Parkplatz bei der Brücke in Unterhackstock. Mit dem kleinen Opel haben wir kaum Parkplatzprobleme, weil sich der leicht fast überall hineinzwicken lässt, ohne das er stört.
Kurz vor 9 Uhr. Wir sind umgezogen. Nur noch die Rucksäcke auf den Rücken und Eddie an die Leine, dann kann es losgehen. Der Ausgangspunkt liegt rund auf 700m Seehöhe, Temperatur 6°C, blauer Himmel und leichter Nebel.
Ein Wildgehege erregt unsere Aufmerksamkeit.
Südlich von uns, über’m Stockgrund, blinzelt die Sonne durch den Nebel.
Die brummende Kapelle in Oberhackstock, in deren hinteren Teil Strom erzeugt wird und im vorderen Sünden erlassen, wie es Monsieur Peter in seinem Blog treffend ausdrückt.
Wir müssen weiter und lassen spirituelles wie technisches Brummen hinter uns.
Wandern im November. Mit seiner herbstlichen Farbenpracht und kaltem Nebel ist alles da, was man vom November erwartet.
Hamoth Alm steht hier. Auf meiner Karte ÖK25V Blatt 71 Ybbsitz in der letzten Revision von 1987 wird sie noch Hamahd geschrieben. Hamahd Alm. Hamahdkogel.
Hier im Gscheidgraben ginge es weiter nach Maria Seesal
Am Gscheid sind wir der Forststraße scharf rechts aufwärts gefolgt. Rückblick zum Gscheid
… Stockgrund und Hamahdkogel, die sich noch im Nebel verbergen.
Sechs Minuten später ein Stück weiter oben…
Wir müssen vom Gscheid so lange (mehr oder weniger) gradeaus querend aufsteigen, bis wir zu einer Linkskehre kommen, dann weiter querend in die Gegenrichtung, ohne irgendwo abzubiegen bis zum Gschliefkogel.
Wir sind bei dieser Linkskehre und machen eine Entdeckung.
Wenn man bei dieser Kehre gradeaus in den Wald geht, kommt man zum Anfang eines Steiges, der …
… zum markierten Wanderweg führt, auf dem man zum Höhenstein und zum Eggerberg gehen kann. Wir folgen diesem Steig allerdings nicht, sondern gehen auf der Forststraße weiter nach oben. Wir wollen ja nicht nur zu Höhenstein und Eggerberg.
Rückblick zu einer Forststraße, die (in Gehrichtung) rechts abzweigt und genau zum Spitzkogel hinauf führt.
9:58 Uhr. Wir kommen aus dem Wald in offenes Gelände
Eine wunderschöne Aussicht tut sich auf. Im Südosten der spitze Kleine Ötscher und der Ötscher.
Vollkommen ungewohnt ist für uns die Ostseite des südwestlich gelegenen Friesling.
Die Straße verläuft jetzt knapp neben dem oberen Rand des Kamm und genau vor uns liegt die höchste Stelle des Gschliefkogel in einem Wäldchen versteckt.
Natürlich schauen wir sofort auf die andere Seite des Kammes und Sonja ruft “Schau einmal!” Zwischen Prochenberg und Maisberg lugt tatsächlich der Sonntagberg hervor.
Ich hab hier eine glorreiche Idee, die in Schmerzen endet. “Gehen wir hier gleich genau am Kamm zum höchsten Punkt” sag ich, führe durch Beispiel und gehe voran. Zwei Meter später hänge ich mit der rechten Hand an einem Dornenstrauch. Das ist genau der Moment, in dem dieses Bild entstand. Sonja meinte, es wäre gut, daß sie nicht gefilmt hat, weil die Flüche…..
Daran ist nicht mein Blut Schuld, das war der Herbst.
Erst hinterher beim Schreiben komm ich drauf, daß wir den Schwarzenberg bei Gresten genau vor uns hatten. Den kennen wir ja wahrlich gut. Aber nicht aus dieser Perspektive.
Nachdem ich in den Dornen hängen blieb und umdrehte, folgten wir der Straße noch ein Stück bis zum Hochstand da vorne. Dort können wir dann hochsteigen und zum höchsten Punkt gelangen.
Bevor wir zum höchsten Punkt des Gschliefkogel steigen, noch ein Blick zurück zu unserem nächsten Ziel, zum Spitzkogel 1108m
Unschwer und problemlos geht’s dann durch den kleinen Wald zum Gipfel.
Nur vor dem nördlichen Abgrund sollte man sich hüten! Der ist dermaßen steil und tief, daß man nach einem Ausrutscher wohl kaum mehr eine Chance auf Rettung hätte.
10:24 Uhr. Gschliefkogel 1063m
Blick nach Nordosten. Vor uns der Spitzkogel 1108m, dahinter das Höhensteineck 1098m, hinter dem sich der Eggerberg versteckt. Links daneben der Bärenkogel 1038m, den wir heute (neben dem Fuchslehen-Scheibenkogel 1011m) nicht besteigen.
Blick in leicht südwestlicher Richtung zum Lugauer. Das Panorama ist hier fast überall prächtig, nur leider kann man das mit Handykameras kaum festhalten.
Ich hab auch hier eine glorreiche Idee. Wir steigen gleich direkt am Kamm zurück zur Straße ab, statt dem Aufstiegsweg zu folgen.
Und genau so glorreich wie die erste, endet auch die zweite Idee. Mit dem Hund am Arm steig ich über eine total mit Dornen durchwachsene Leitn zur Straße hinab.
Jetzt schauen wir einmal nach, wo diese Straße endet.
Hier, genau zwischen dem Fuchslehen-Scheibenkogel 1011m und dem Gschliefkogel 1063m endet die Straße.
Wenn wir den letzten, westlichsten Mugel der Hügelkette, den Fuchslehen-Scheibenkogel auch noch besteigen wollten, müssten wir jetzt da runter. Der Verbindungskamm schaut recht einladend aus, der Abstieg nach meinen Erfahrungen mit Dornen weniger. Ich spreche ein Machtwort und wir entscheiden, daß wir vielleicht irgendwann, wenn wir nichts besseres zu tun haben, wieder kommen und diesen Mugel besteigen. Oder wir lassen es einfach bleiben. Weit wäre das nicht, aber ich hab einfach keine Lust, jetzt da runter zu kraxeln.
Nochmals links am Hochstand vorbei ein Blick zum Friesling, dann drehen wir um und nehmen uns die restlichen Mugel des Eggerbergkamm vor.
Wir kehren zum Fuß des Spitzkogel zurück …
Blick zurück zu Gschliefkogel und Fuchslehen-Scheibenkogel, der (lt. MonsieurPeter) auch Saurüssel Spitz heißen soll.
Hier herum zu gehen ist recht unterhaltsam. Es ist weder anstrengend noch verwachsen, was für Eddie sehr wichtig ist. Und meist, wenn auch nicht immer, hat man eine wunderschöne Aussicht.
Wie hier zum Beispiel. Blick in nördliche Richtung. Wir wissen zwar nicht immer, was wir da sehen, aber es ist schön.
Die Orientierung ist hier auch nicht schwer. Wir sind immer richtig, wenn es links und rechts von uns runter geht.
Mit Hilfe dieses Grundsatzes erreichen wir …
… um 10:54 Uhr den Spitzkogel 1108m
Wieder ein Blick in Richtung Lugauer, dessen Gipfel grade noch hervor lugt.
Wir haben uns hier eine Weile mit einem Paar unterhalten, das heute den Eggerberg ebenfalls zum ersten Mal besuchte, dann gingen wir weiter.
Beim Marsch zum Höhensteineck müssen wir ein wenig absteigen und schauen dabei in südöstlicher Richtung zum höchsten Berg des Mostviertel, dem Ötscher.
Als Kontrast zum gebirgigen Süden der hügelige Nordwesten mit dem Prochenberg vor Ybbsitz.
Wir folgen diesem Waldweg, der ja genau der Weg ist, der bei unserem Aufstieg rechts von der Forststraße abzweigte, wenn wir uns erinnern.
Da geht es am rutschigen Laub einmal ein Stück ganz schön steil nach unten.
Auch hier gibt es immer wieder eine bezaubernde Aussicht.
Noch ein Stück weiter nach unten…
… und dann wieder aufwärts, wie bei einer Achterbahn.
11:26 Uhr. Plötzlich stehen wir vor dem da. Was ist das? Da hängt ein Herz an einem Seil in der Luft und eine Kassette an einem Baum.
Während ich so ratlos schaue, steht Sonja oben neben einem Gipfelkreuz. Ja kruzi, wo sama den do? Vor uns geht’s noch viel weiter rauf, also kann das unmöglich der Eggerberg sein! Außerdem fehlt ja noch das Höhensteineck.
Des Rätsels Lösung. Eggerberger Herzerlblick, gewidmet von den Familien …
Blick zurück zu den Mugeln, die wir schon überschritten haben.
Wir gehen weiter und steigen aufwärts.
Die Sonne bringt die Blätter richtig zum Leuchten.
11:36 Uhr. Kaum sind wir losgegangen, sind wir auch schon wieder da.
Da drüben wartet der Eggerberg auf uns. Vorher müssen wir aber nochmals runter. Das ist so üblich bei einer Kammwanderung.
Da drüben in der Nordflanke wäre der Bärenkogel, aber beim Anblick von Kraut und Stauden weiß ich, da gehen wir heute sicher nicht rüber. Ein anderes Mal. Vielleicht.
Und schon geht’s wieder aufwärts. Hinter uns das Höhensteineck
Wir fotografieren uns gegenseitig.
Ein wunderschöner Ausblick zur Voralpe und zum Großen Buchstein.
Die Eroberung eines Mugel, der zwischen zahlreichen anderen Mugeln steht.
Die Dame, die diesen aufregenden Moment dokumentiert hat.
Je näher wir dem Bärenkogel kommen, desto sicher bin ich mir, daß ich da heute nicht hinüber gehe.
Das wäre der Hang, auf dem wir da hinüber queren könnten. Zeitig im Frühling vielleicht einmal, wenn noch Schnee liegt, der den ganzen Zinober, der da herum liegt, bedeckt.
Schön gelegene Rastbank und ein Paar, mit dem wir uns eine Weile unterhalten.
Von unterhalb dieser schön gelegenen Bank bis hinauf zum Gipfel und dann wieder runter ist dieses Stahlseil gespannt. Was das sein soll, weiß ich nicht, ich kann mir aber vorstellen, daß es kein Überbleibsel der Erstbesteigung ist.
12:16 Uhr. Wir sind schon wieder am Weg und folgen den Markierungen nach Osten.
Am nördlichen Rand dieser Wiese (aus Abstiegsrichtung gesehen links) steht eine Bank, bei der wir eine längere Rast einlegen und einmal etwas essen. Unser weiterer Weg führt uns scharf nach rechts abbiegend zum Rund der Wiese, rechts der Bildmitte.
Kaum hab ich den Wassernapf auf die Bank gestellt und Wasser eingefüllt, richtet sich Eddie auf und trinkt alles leer. Mein kleiner Spatz muß schon ganz schön durstig gewesen sein, obwohl wir immer wieder extra zum Trinken stehen blieben.
Auch hier ist die Orientierung (bei guter Sicht) nicht schwer. Man folge den Pfeilen und Markierungen, auch wenn man dabei eine größere Wiesenfläche queren muß.
Wir folgen dem Pfeil am Baum nach rechts in die nächste Wiese…
… und queren diese zum rechten unteren Rand …
… wo dieser alte Waldweg beginnt.
Fast hätte es hier einen Unfall gegeben, weil dieser Baum quer über die Fahrbahn lag.
Wunderschöner Blick zum Ötscher. Hier wäre man fast versucht, über diese Wiese da drüben runter zu steigen. Nur ein paar Stauden trennen uns von der Weide da drüben, auf der eine Schotterstraße mit einer markanten Kurve zu erkennen ist. Auf der Karte wird dieser Flecken als “Grub” bezeichnet.
Das Wandern ist des Müllers Lust, das Waaaa aaaan dern!
Unser Waldweg führt uns zu diesem verlassenen Haus und danebenliegendem Parkplatz an einer Asphaltstraße, an dem einige Fahrzeuge stehen, die wohl Wanderern gehörten, die uns begegnet sind. Wir wussten nicht, daß man bis hier herauf fahren kann und haben uns gewundert, daß die mit den Namen Unterhackstock und Oberhackstock nichts anfangen konnten.
Von hier aus kann man eine markierte Höhenrunde über den Eggerberg starten, sagt dieses Schild. Dazu dürfte man aber nicht in den Hackstockgraben (links) fahren, wie wir das getan haben, sondern man müsste den Schildern (rechts) zur Höhenstein Stube folgen.
Wir gehen von hier aus vierhundert bis fünfhundert Meter nach Westen, wo …
… bei diesen Bienenstöcken ein stark verwachsener Waldweg scharf nach unten abzweigt. Dem folgen wir jetzt …
… in einem weiten Bogen in den Wald …
… und bis zu dieser Lichtung …
… wo ein weiterer, besserer Waldweg entlang einer Böschung mit schönem Ausblick nach unten führt.
Hier sitzen, weil wir hier noch nie gesessen sind.
Eine geheime Raketenabschußbasis der Russen, die, sollten Bundeskanzler Nehammer oder Graf Schallenberg den Russen den Krieg erklären, die strategisch bedeutenden Dreh- und Angelpunkte Unter- und Oberhackstock in Schutt und Asche legen.
Langsam, aber sicher nähert sich unsere Wanderung wieder Unterhackstock und damit dem Ende zu. Hier stehen noch ein paar Pferde auf der Weide, die uns neugierig entgegen kommen.
Man hält es gar nicht für möglich, was man in so einem Stück Holz alles sehen kann.
… dann sind wir wieder dort, wo wir gestartet sind. Nach viereinhalb Stunden ist unser heutiger Ausflug in die Natur wieder beendet.